Beiträge von Amdir

    Bei Ries fallen meines Erachtens immer ambitionierte Stellen auf (hier in der ersten Sinfonie tatsächlich eher an Schubert erinnernd) denen er in Folge nicht gerecht werden kann.


    Das gilt auch für seine erste Sinfonie, manchmal pastoralt es, manchmal meint man sich in den dunklen Tiefen einer schubertschen Verzweiflung, aber alles das kann Ries nicht mehr als kopieren. Seine musikalische Fantasie ist leichter und unterhaltsamer gestrickt. Es weht ein Schatten großer Musik durch die Sinfonie, ohne dass sie selbst welche zu sein vermag, also vielleicht das, was ein John Williams heute darstellt :)

    Schubert war 12, als die Sinfonie entstand (1809), insofern kann man Ries das in Bezug auf Schubert nicht vorwerfen. Beethoven - ok!

    Ich habe mir für diese Doppelwoche extra die cpo-Ries-GA zugelegt, die schon wirklich lange auf meinem Wunschzettel stand. Ich habe mittlerweile auch alle Sinfonien einmal gehört und muss sagen, dass mir die Musik gut gefällt, auch wenn ehrlicherweise noch nicht so viel hängengeblieben ist.


    Über den interessanten, harmonisch uneindeutigen dissonanten Beginn der 1. Sinfonie ist ja schon etwas geschrieben worden. Anders als bei Beethovens 1. ist der Anfangsakkord hier deutlich schwieriger zu erläutern, macht den Sinfoniebeginn aber auch besonders reizvoll. Die Töne g, b, d, e deuten auf die Moll-Variante der Subdominante G-Dur der späteren Haupttonart D-Dur mit Sixte ajoutée (hinzugefügter großer Sexte) hin - hier der Ton e. In Takt 3 wird kurz g-Moll etabliert, danach wechselt Ries aber fröhlich die Tonarten und bleibt uneindeutig, bevor im Allegro die Tonart D-Dur festgelegt wird. Der Beethoven-Bezug ist also von Beginn an da, für meine Begriffe aber spannender fortgeführt als etwa in der 1. Sinfonie des großen Vorbildes (die mir nach der 2. übrigens die liebste Beethoven-Sinfonie ist). Die Einleitung bleibt für mich der interessanteste Part des Kopfsatzes, dennoch fühle ich mich vom Rest des Satzes auch sehr gut unterhalten, wie für Tristan klingt auch für mich manches wie Proto-Schubert. Außerdem fiel mir hier schon die Blechlastigkeit auf, die sich durch die weiteren Sätze mitzieht.


    Beim 2. Satz dachte ich bei der Bezeichnung natürlich sofort an den Trauermarsch aus der Eroica, Ries geht den Trauermarsch hier aber ganz anders an, interessant sind die zahlreichen dramatisch-militärischen Fanfaren, die eingeworfen werden. Übrigens höre ich hier harmonisch-rhythmische Ähnlichkeiten zum 2. Satz aus Beethovens 7. und abermals Schubert (Große C-Dur). Ich finde diesen Satz schön abwechslungs- und kontrastreich gestaltet, das ist wohl mein Lieblingssatz der Sinfonie (und anders als in der Eroica für mich nicht zu lang ;) ).


    Zum 3. und 4. Satz kann ich nur wenig sagen, mich hat der 3. Satz gut unterhalten. Auch hier klingen immer wieder militärisch-martialische Untertöne an. Der Schlusssatz hat dann richtig schön Drive, da kam ordentlich Hörspaß auf. Spannend sind hier die lauten Dissonanzeinwürfe, die abermals dramatisch-martialisch klingen.


    Insgesamt eine sehr gut gearbeitete Sinfonie, die mir viel Spaß beim Hören bereitet hat und Lust auf den Rest machte. Die militärisch-martialischen Anklänge sind mir etwas des Guten zu viel, das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt. Eine vermeintliche Epigonenhaftigkeit fiel mir nicht negativ auf, im Gegenteil, in dieser Sinfonie fand ich die Bezüge zu Beethoven sehr passend und eigenständig eingeflochten. Danke an Alfred für den interessanten Vorschlag :thumbup: Ries werde ich auf jeden Fall noch weiter verfolgen, das Ersthören der Sinfonien reichte noch nicht für ein vernünftiges Gesamtbild.


    Liebe Grüße

    Amdir

    Ich meine mich zu erinnern, dass vor einigen Tagen auf dem Instagram-Kanal der Deutschen Grammophon per Story (nur 24 Stunden sichtbar) darauf hingewiesen wurde, dass zurzeit ein Fakeshop sein Unwesen treibt.

    Ich rate zur Vorsicht.

    Lieber Apollon,


    sind die Aufnahmen der Sinfonien gegenüber den früheren CD-Ausgaben remastered? Auf dem Backcover liest es sich so, als seien nur das Cellokonzert und "The Wise Virgins" von Disc 2 der Doppel-CD remastered worden.


    Ich habe die Sinfonien nämlich noch als Original-EMI-Eminence-CD aus dem Jahr 1989 und bin mit der Klangqualität nicht 100%-ig glücklich.


    Liebe Grüße

    Amdir

    Mit 7 beginnt nun auch das Vorbild: Beethoven und seine Erste! Aber dort ist es in der Tat kein tonartfremder Siebener - meine ich; nachgesehen habe ich jetzt nichts.

    In Beethovens 1. Sinfonie ist die Septime des ersten Akkordes tonartfremd - ein B in der Tonart C-Dur (keine Vorzeichen), das den ersten Akkord (C7) von der eigentlichen Tonika C-Dur zur Zwischendominante der Subdominante F-Dur ändert (nicht tonartfremd wäre der Ton H, das würde einen C-Dur-Akkord mit großer Septime/Cmaj7 ergeben). Dass C-Dur trotzdem die Haupttonart ist, erkennt man nur über den Blick in die Noten oder hört dies mit Beginn der Exposition.

    Die geäußerten negativen Eindrücke der Sinfonie (und von Elgars Werk generell) wie Langeweile, etc. kann ich sehr gut nachvollziehen. Wirklich mögen tue ich auch nur die 1. Sinfonie (die dafür aber auch sehr), die Enigma-Variationen und das Cellokonzert. Falstaff und In the South (Alassio) kann ich auch noch etwas abgewinnen, ebenso wie in Teilen der 2. und unvollendeten bzw. rekonstruierten 3. Sinfonie sowie dem Dream of Gerontius. Ansonsten tue ich mich ehrlich gesagt auch schwer mit seiner Musik, die Pomp-and-Circumstance-Märsche würden mir mit etwas weniger Pomp sicher besser gefallen.


    Auch für die 1. Sinfonie habe ich so meine Zeit gebraucht. Nach etwa 5-6-maligem Hören der Aufnahme von Andrew Davis (BBC Symphony Orchestra) und André Previn (RPO), was mir keinen Erfolg brachte, brauchte ich wirklich die Aufnahme mit Colin Davis und der Staatskapelle Dresden, um zu erkennen, was in der Musik steckt, das Ersthören war ein echter Ohrenöffner bei mir. Das Team musiziert mit solcher Intensität, dass von Langeweile bei mir keine Spur mehr ankam, ganz anders als bei den beiden anderen Aufnahmen (die ich mittlerweile, wo ich mir das Stück erarbeitet habe, trotzdem gerne mal höre und auch nicht mehr als langweilig empfinde). Für mich ein Stück, bei dem sich ein wiederholter Erarbeitungsversuch auch gegen mein anfängliches Sträuben sehr gelohnt hat. Vielleicht finden diejenigen, die sich hier eher ablehnend geäußert haben, ja noch die Zeit, sich einmal die YouTube-Version mit Colin Davis/Dresden zu Gemüte zu führen, bei mir hat sie jedenfalls geholfen :)


    Falls nicht - keine Schande! Ich bin froh, dass sich trotz negativer Erfahrungen mit dem Stück befasst wurde. Ich erinnere mich an ein Interview mit der Violinistin und Pianistin Julia Fischer vor einigen Jahren, die auf die Frage, welche Musikstücke sie für überschätzt halte, etwas peinlich berührt und entschuldigend Elgars Sinfonik nannte (obwohl/weil sie den Stellenwert dieser Musik in England kannte) - trotz einiger Erschließungsversuche. Manchmal braucht es eben das Hören dieser einen Aufnahme, die einem das Stück eröffnet - so wie bei mir.


    Edit.: Es freut mich aber sehr, dass hier auch positive Stimmen von Tristan oder Holger und auch eher positive Eindrücke von m-mueller und WolfgangZ zur Sprache kommen, schön, dass ich nicht alleine mit meiner Bewunderung dieses Stückes bin ^^


    Liebe Grüße

    Amdir

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    Durch Zufall entdeckt, noch nicht bei jpc gelistet: Danacord hat anlässlich des Ablebens von Leif Segerstam im vorigen Jahr eine 4-CD-Box mit dem dänischen Sinfonieorchester Aarhus herausgebracht. Inkludiert sind Bruckner 7 (2019), Bruckner 4 (2019), Smetana Vyšehrad, Moldau, Šárka (2020), Langgaard 5 (2021) und Beethoven 6 (2021).

    Hierzu noch ein Hinweis: Danacord verkauft viele seiner Aufnahmen in letzter Zeit als CD-Rs (und nicht als gepresste CDs), so z.B die Thomas-Jensen-Legacy-Reihe. Dementsprechend vermute ich, dass es sich bei den Segerstam- und Langgaard-Aufnahmen ebenfalls um gebrannte CD-R handeln wird.


    Edit: Tower Records ist eine der wenigen Seiten, die mit auflistet, ob es sich beim Release um CD-R handelt. Die Langgaard-Aufnahmen sind demnach tatsächlich CD-Rs, die Segerstam-Aufnahmen konnte ich auf der Seite noch nicht finden.


    https://tower.jp/item/6789643

    https://tower.jp/item/6851848

    Mit welchem Wort beschreibt man spannende, nicht langweilige Musik aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts?


    Kurtweillig :S:untertauch:



    Kurt Weill

    Sinfonie Nr. 1 "Berliner Sinfonie"

    Die sieben Todsünden

    Sinfonie Nr. 2


    Katharine Mehrling (Sopran)

    Michael Porter, Simon Bode (Tenor)

    Michael Nagl (Bariton)

    Oliver Zwarg (Bassbariton)

    Konzerthausorchester Berlin

    Joana Mallwitz


    Aufgenommen im Januar und Februar 2024.


    Liebe Grüße

    Amdir

    Nachdem Kondrashin gestern zwar interpretatorisch sehr überzeugen konnte, dafür allerdings klangtechnisch zurückstecken musste, darf sich Bychkov jetzt beweisen:





    Dmitri Shostakovich

    Sinfonie Nr. 4 c-Moll, Op. 43


    WDR Sinfonieorchester Köln

    Semyon Bychkov


    Aufgenommen vom 19.-23. September 2005.






    Liebe Grüße

    Amdir

    Aus dieser aktuell günstig zu erhaltenden CD-Box, die ich seit einigen Tagen Stück für Stück durchhöre, die fünfte und letzte CD:



    Imants Kalniņš

    Sinfonie Nr. 7

    Oboenkonzert

    Santa Cruz


    Pēteris Endzelis (Oboe)

    Liepāja Symphony Orchestra

    Māris Sirmais


    Kein genaues Aufnahmedatum angegeben, die Aufnahmen der kompletten Box entstanden zwischen 2014 und 2020.




    Liebe Grüße

    Amdir

    Moderne finnische Musik? Da simmer dabei - mit Sallinens Lehrer!




    Joonas Kokkonen

    Cellokonzert

    Sinfonie Nr. 3

    Sinfonie Nr. 4


    Marko Ylönen (Cello)

    Finnish Radio Symphony Orchestra

    Sakari Oramo


    Aufgenommen im März (Cellokonzert) und Oktober (Sinfonien) 2006.




    Liebe Grüße

    Amdir

    Lieber Amdir, vielen Dank für den schönen Vorschlag. Ich habe die Sinfonie grade mal wieder mit viel Freude gehört. Ich kenne sie seit ungefähr zehn Jahren und habe sie seit dem schon einige Male gehört. Ich mag sie lieber, als die 2. Sinfonie des Komponisten!

    Das freut mich sehr :) Mir geht es genauso, Elgars 1. Sinfonie gibt mir viel mehr als die 2. Sinfonie.

    Dieses Nobilmente, das hymnische Hauptthema des Kopfsatzes, übt schon eine große Anziehung auf mich aus. Es ist ein typisches Elgar-Thema: Hymnisch, fast choralartig, schreitend und in der Wiederholung zu prächtiger Größe gesteigert. Aber auch das bewegte, unruhige eigentliche Hauptthema des Satzes ist schon ziemlich typisch für Elgar. Insgesamt wirkt die Zusammenstellung dieser beiden klanglich sehr unterschiedlichen Themen wie in den Pomp and Circumstance Marches: Unruhig-bewegtes, etwas wildes Thema trifft auf Hymne. Dass der Satz einen ruhigen, quasi poastapotheotischen Schluss hat, gefällt mir sehr gut!

    Das Scherzo beschwört erneut die Klangwelt der PaC-Märsche herauf. Hier wird Elgars gelegentlicher Hang zu doch recht wilder bzw. schriller Musik deutlich.

    Ich finde, dass das Nobilmente-Thema, der "ideal call" einen unheimlichen Sog ausübt und gleichzeitig einen unverschämten Ohrwurmcharakter besitzt. Dabei ist es noch so interessant (es verschleiert geschickt, dass es einfach stumpf im 4/4-Takt steht, das hohe Es auf Zählzeit drei in T. 4 suggeriert eigentlich einen Taktbeginn), dass man es nicht für belanglos hält - insofern nicht "ideal" im Sinne von kompositorischer (Form-)Perfektion, sondern wie von Elgar selber intendiert als Ruf, als "Lockmittel" für den Hörer.


    Ein schöner Bezug deinerseits zu den Pomp-and-Circumstance-Märschen, der ist mir auch aufgefallen.

    Ich höre auch das Finale am liebsten, alleine der mysteriöse Beginn mit den "ideal-call"-Fragmenten... Und dann noch das Marschthema (bei der langsamen Variation hat mich Elgar jedes Mal ;(), große Klasse.


    Ja, ich kann die Kritiken bzgl. Bombast/Pomp (da haben wir wieder den Bezug zu den PaC-Märschen ;)) und Verherrlichung des Empire auf jeden Fall nachvollziehen. Aber es funktioniert hier einfach zu gut und ist mMn nicht übertrieben. Vor zu erwartenden Stresssituationen (Prüfungssituationen, etc.), höre ich immer gerne den Anfang des 1. Satzes und die Finalcoda um mich "aufzubauen", spätestens mit der ff-Version des Hauptthemas geht man einfach fast automatisch majestätisch und selbstsicher :D


    Petrenko finde ich gut, jedoch manchmal etwas zu flott/gehetzt und auf den Effekt hin musiziert, außerdem dieser Klang der Dresdner... :love:


    Liebe Grüße

    Amdir

    Hier mit etwas pfingstmontäglicher Verspätung das nächste Musikstück:


    Wir bewegen uns wieder in späteren zeitlichen und besetzungstechnisch größeren Sphären und begeben uns mit der 1. Sinfonie As-Dur, Op. 55 von Sir Edward Elgar nach England.

    Entstanden 1907/1908 stammt das Werk aus einem Lebensabschnitt Elgars, in welchem dieser sich um sein 50. Lebensjahr mit der Komposition der Enigma-Variationen und dem "Dream of Gerontius" einen Namen gemacht hatte und den Titel eines Knight Bachelor innehatte. Eine Sinfonie fehlte Elgar noch, die schließich am 3. Dezember 1908 mit dem Hallé-Orchestra unter dem Widmungsträger Hans Richter uraufgeführt wurde.


    Lobeshymnen wie "die größte Symphonie der Gegenwart, geschrieben vom größten lebenden Komponisten - und zwar nicht nur dieses Landes" (Richter) oder "ein Meisterwerk ersten Ranges" (Arthur Nikisch) sowie der Zuschreibung als beste bisher geschriebene britische Sinfonie standen und stehen dem Werk auch kritische Äußerungen, wie die einer Glorifizierung des Empire und seines Imperialismus oder seelenlosen Bombasts gegenüber. Und ja - Elgar lässt es hier orchestertechnisch richtig krachen, dass Beschreibungen wie "pompös", "(klang-)schwelgerisch", "bombastisch" oder gar "kitschig" nicht abwegig sind oder scheinen.


    Die Musik:


    Schon alleine das ohrwurmhafte Hauptthema des 1. Satzes, Andante nobilmente e semplice – Allegro, der "ideal call", wie Elgar es nannte, zeigt mit seinem für Elgar so typischen nobilmente und den Wiederholungen bis zum ff, dass solche Beschreibungen nicht fern liegen. Dass das der Einleitung folgende Allegro dann in einen harmonisch überraschenden Satzteil übergeht, macht hingegen auch deutlich, dass mehr in dieser Musik steckt als nur hohler Bombast. Obwohl das Hauptthema einige Minuten vor Satzende glorreich zurückkehrt und schon einen Teil der Finalcoda vorwegnimmt, beruhigt sich die Musik wieder und führt den Satz zu einem ruhigen Abschluss.


    Der 2. Satz, Allegro molto, changiert zwischen rasanten Läufen, Marschabschnitten und pastoralen Szenen. Zum Satzende leitet Elgar wie in seinen Enigma-Variationen (dort von der 8. Variation "WN" zur berühmten 9. Variation "Nimrod") mit einem gehaltenen Streicherton in den 3. Satz, Adagio, über, welches oft brucknerhafte Züge trägt und sein Hauptthema aus den extrem verlangsamten und rhythmisch modifizierten Anfangsläufen des Scherzos übernimmt.


    Der 4. Satz, Lento – Allegro, beginnt mit einer mysteriösen Einleitung, in der auch der "ideale Ruf" - das Hauptthema des 1. Satzes - wieder auftaucht. Im Allegro-Teil wird dann ein düsteres Marschthema eingeführt, das auch brutal-martialischen Charakter erhält, ebenso aber auch zu einer herzzerreißend schwelgerisch-träumerischen Variante durchgeführt wird. Zum Satzende erscheint dann der "ideale Ruf" in abschließender Form noch einmal, mit Tutti-Schlägen des Orchesters untermalt und die Sinfonie zum glorreichen Ende führend.


    Aufnahmen:


    Als Aufnahme kann ich nur dringendst zu Colin Davis und der Staatskapelle Dresden (1998, Profil/Hänssler) raten, schon alleine für den vollen, leuchtend-scheinenden Ton des Orchesters, den keine andere mir bekannte Aufnahme erreicht. Auch vermeidet Davis das Abgleiten ins Kitschige, während er gleichzeitig eine emotionale und kraftvolle Deutung abliefert. Insgesamt meine Lieblingsaufnahme des Werkes, auch hier auf Youtube zu finden:



    Die Original-CD ist bei jpc nicht mehr erhältlich (allerdings auf dem Gebrauchtmarkt zu erhaschen), die Aufnahme ist jedoch auch im Rahmen zweier noch greifbarer Boxen zu erstehen, von denen ich zumindest die 6-CD-Box besitze und sehr empfehlen kann:


    Weitere empfehlenswerte Aufnahmen sind mMn u.a. Elgars eigene (historisch, aber aus interpretationstechnischer Sicht enorm interessant), Boult (stereo), Solti und Sinopoli (etwas experimenteller aber sehr interessant).


    Wer gerne die Noten mit dabeihat, dem sei Jeffrey Tates gute (mehr aber auch nicht) Aufnahme mit dem LSO auf Youtube ans Herz gelegt:

    Und wer gerne Orchester und Dirigent beim Musizieren zuschaut, dem kann ich Lionel Bringuier mit dem WDR-Sinfonieorchester sehr empfehlen, der als Einspringer ohne große Elgar-Erfahrung ein mit Ausnahme eines unpassend stark verzögerten Übergangs zum letzten Stringendo fabelhaftes Live-Konzert mit teils ungewöhnlich schnellen (aber sinnvollen) Tempi gegeben hat - oder aber Andrew Manze mit der NDR Radiophilharmonie, eine etwas weniger feurige, aber dennoch sehr starke Version:

    Nun aber viel Spaß beim Hören und Diskutieren :)


    Liebe Grüße

    Amdir

    Schütz, eine spannende Wahl! Mit Schütz habe ich nur wenig Berührungspunkte, ich habe aber vor Jahren mal seine Johannes-Passion gesungen, war sehr angetan von dem Werk und hatte viel Spaß beim Singen!


    Jetzt zum ersten Mal zwei Werke als Musikstück der Woche, schon allein dadurch eine Besonderheit.


    "Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret" habe ich sowohl in der oben verlinkten Youtube-Aufnahme als auch in der Aufnahme von Sigiswald Kuijken (Vocal & Instrumental Ensemble La Petite Bande) gehört, in letzterer Version ist auch Blech mit dabei, das die Streicher leider oft übertönt. Auch stimmlich sagt mir die Davies/Cutting-Version mehr zu, da ist mehr Spannung vorhanden. Kuijkens Aufnahme empfinde ich dabei - Verzeihung - als etwas langweilig, auch wenn ich den Blechklang wirklich mag. Das Stück selber ist hörbar fabelhaft komponiert, die Gesangsstimmen sind schön miteinander verflochten, es kann mich allerdings nicht wirklich begeistern, mir fehlt ein Höhepunkt.


    Anders sieht es für mich bei der Motette (nicht dem Konzert, wie von Andreas_aus_Berlin fälschlicherweise geschrieben) aus. Diese habe ich in der oben verlinkten Aufnahme und mit dem Dresdner Kreuzchor, der Capella Fidicinia und Hans Grüß unter Martin Flämig gehört. Vom Text her spricht mich diese Motette mehr an und erst recht von ihrem Aufbau. Sie ist vielleicht plakativer komponiert als "Auf dem Gebirge", der Choreinsatz (bzw. der Capella I & II, wie es in der Partitur heißt) bekommt mich jedes Mal, in der Dresdner Aufnahme sogar noch mehr als im obigen Video. Generell ein tolles Stück, das einerseits seine Melancholie und liebevolle Botschaft und andererseits seine geistliche Kraft absolut fabelhaft vermittelt - und das sage ich als Atheist. Auch wenn hier immer wieder mit Wiederholungen gearbeitet wird, packt mich diese Motette doch mehr als das andere Werk.


    Ich habe in den letzten zwei Wochen viel Zeit darauf verwendet, die Partitur zu studieren, die mir Rätsel aufgegeben hat: Wieso unterlegt Schütz in den Instrumentalstimmen (!) im Chorus II die Melodielinien mit dem Text, wenn doch zu Beginn des Stückes dort keine optionale Besetzung durch Stimmen angegeben ist (anders als im Chorus I). Soll man als Instrumentalist den Text "mitdenken" oder ist es eine zusätzliche Möglichkeit für weitere Chor-/Solostimmen, die Instrumentalstimmen zu ersetzen und das Stück rein chorisch aufzuführen? Generell ist mir die Besetzung durch die vielen Optionen nicht klar, anscheinend lässt Schütz den Interpreten hier enorm viel Freiheit bei der Stimmenbesetzung. Fragen über Fragen, die ich für mich (noch) nicht zufriedenstellend beantworten kann.


    Liebe Grüße

    Amdir

    Lieber Amdir, die von dir genannten Werke sind alle vorhanden.


    Herzliche Grüße


    Christian

    Lieber Christian,


    vielen Dank für das Überprüfen und Bescheid geben!

    Dann war cpo/jpc da wohl ein wenig nachlässig. Auch im physischen jpc-Katalog, dem jpc-Courier zum Juni, der Freitag bei mir ankam, fehlt übrigens in der Werkaufzählung wie auf der Website die Sinfonie 1A, der Fehler zieht sich also weiter durch :pfeif:


    Liebe Grüße

    Amdir

    Ach, wat soll der Geiz... Volmers Tubin hat mir gut gefallen, da mache ich weiter:



    Eduard Tubin


    Sinfonie Nr. 2 h-Moll "Legendaire"

    Sinfonie Nr. 5 h-Moll


    Estonian National Symphony Orchestra

    Arvo Volmer


    Aufgenommen am 23. & 24. Januar sowie am 23. & 24. Oktober 1998.





    Hui, das klingt direkt mysteriöser und noch ansprechender als die zuvor gehörten Werke. Ich habe die Stücke zu lange nicht mehr gehört...


    Liebe Grüße

    Amdir

    Lieber adriano,


    genau die von dir abgebildete Doppel-CD meinte ich, die habe ich auf dem Schirm und dem Wunschzettel ;) Allerdings ist auf der CD die 3. und nicht die 2. Sinfonie enthalten.


    Vielen Dank für die Youtube-Links, das lässt wirklich hoffen, dass die 2. Sinfonie noch auf CD veröffentlicht wird, das wäre fabelhaft!


    Liebe Grüße

    Amdir

    In der lokalen Lippischen Landes-Zeitung war vor zwei Wochen ein Artikel zu dem Thema, für den Werner Dabringhaus interviewt wurde (ich bin in der Nähe von Detmold aufgewachsen, wo das Label beheimatet ist, mein Vater hatte mir den Artikel abfotografiert). Die CDs wurden zerstört, den vorherigen "Kaufaufrufen" zur Abnahme zumindest eines kleinen Teiles der zur Vernichtung bestimmten CDs sind laut Artikel aber zahlreiche Kunden - teils auch aus China - gefolgt. Trotzdem wurden sechs Kubikmeter CDs zerstört, die Mulde war wohl so schwer, dass der LKW beim Aufladen der Mulde nach oben gedrückt wurde. Dadurch, dass knapp ein Fünftel des Lagerbestandes zerstört wurde, gehen den beteiligten Personen so nun Tantiemen verloren - die GEMA hat sich hier also ins eigene Knie und zusätzlich in die der nun leer ausgehenden beteiligten Personen geschossen.


    In Zukunft will das Label direkt bei der Produktion neuer CDs die GEMA-Gebühren zahlen (was wohl meist ohnehin schon so geschieht), Streaming/Downloads seien keine Option.

    Martin Scherber...

    Diese CD habe ich vor 10 aufgenommen, Mensch, wie die Zeit vergeht...

    Die Symphonien II und III, welche beide Christoph Schlüren einspielt, sind natürlich viel reifer und origineller!

    Lieber adriano,

    ist Christoph Schlüren tatsächlich dabei, die 2. Sinfonie aufzunehmen? Das wäre höchst willkommen, die bisher einzige Einspielung von Samuel Friedmann ist vergriffen, weshalb ich sie mir auch noch nicht zulegen konnte...

    Schlürens Aufnahmen der 3. Sinfonie stehen auf meinem Wunschzettel, da ich aber die alte Aufnahme von Elmar Lampson besitze, hat der Erwerb (noch) keine Priorität. Deine Aufnahme der 1. Sinfonie steht noch in meinem Ungehört-Regal, vielleicht wird es Zeit, die mal aufzulegen :)


    Liebe Grüße

    Amdir

    Bei der Box scheint den Verantwortlichen von CPO ein Fehler unterlaufen zu sein, denn laut dem Backcover fehlen die Sinfonien Nr. 13, 14, 17 und 19 sowie die Sinfonie 1B MH 25 (die alle von CPO aufgenommen wurden und auf den Einzelveröffentlichungen erschienen sind), die Auflistung der Stücke auf der Seite gibt aber die Sinfonien 1-41 sowie die Sinfonien 1B und 1C an, jedoch nicht 1A (die auf dem Backcover angegeben ist). Was ist hier los? :/


    Hast du die Box schon vorliegen und könntest evtl. bestätigen, ob alle Werke der Einzelveröffentlichungen enthalten sind?


    Liebe Grüße

    Amdir

    Am 6.6. bringt das Label Capriccio seine bisherigen Shostakovich-Aufnahmen in Boxform neu heraus, nachdem die Kitaenko-Sinfonien-GA bereits im Januar wiederveröffentlicht wurde:



    Ebenfalls am 6.6. erscheinen Brilliant Classics Aufnahmen diverser Orchester-, Klavier- und Kammermusikwerke von Ermanno Wolf-Ferrari in Boxform, Klaus Mäkelä hat die Symphonie fantastique und Ravels La Valse aufgenommen und Nicholas Collon setzt nach drei Jahren Pause seine mit der 7. Sinfonie begonnene Sibelius-GA (?) mit der 5. Sinfonie, der Suite aus "Schwanweiß" und einigen Werken für Violine und Orchester mit Christian Tetzlaff auf Ondine fort:



    Am 12.9. erwartet uns eine (mit 129,99€ für 36 CDs vergleichsweise recht teure) Warner-Box mit Adrian Boults Monoaufnahmen für HMV, Pye Nixa und Parlophone aus den Jahren 1920-1957:


    Die Sinfonia concertante ist eines der ersten Stücke von Mozart, die ich kennengelernt habe, bis heute bleibt es eines der zugegebenermaßen nicht sehr zahlreichen Stücke von Mozart, die ich richtig gerne mag. Ich habe es schon lange nicht mehr gehört, hatte aber eine Phase vor ein paar Jahren, in der ich etwas "heiterere" Musik brauchte und zudem öfters Viola im Duo mit einer Violinistin spielte und deshalb dieses Stück immer wieder auflegte. Gehört habe ich mehrere Aufnahmen, am meisten aber die von Vilde Frang und Maxim Rysanov mit dem Ensemble Arcangelo unter Jonathan Cohen, eine tolle Aufnahme und bis heute meine liebste dieses Stückes:


    Was gefällt mir so an dem Stück? Der erste Satz hat eine schöne Mischung aus Spielfreude und Dramatik gepaart mit Mozarts unverkennbarer Melodik. Spannend ist die Doppelkadenz für Violine und Viola gegen Satzende, die folgende Coda nimmt mit ihren absteigenden Tetrachorden die Kopfsatzcoda von Bruckners 5. Sinfonie (eine meiner Lieblingssinfonien) vorweg.

    Der 2. Satz changiert zwischen tieftraurig und grüblerisch, lässt aber auch einige zarte Lichtstrahlen durchblicken, auch hier gibt es eine Doppelkadenz für die Soloinstrumente.

    Der 3. Satz hat ein tolles, fast schon haydnsches Hauptthema, für mich stechen dazu auch immer die auffälligen scotch snaps (Sechzehntel + punktierte Achtel, hier: Sechzehntel + Achtel + Sechzehntelpause) in den Solopassagen sehr heraus, trotzdem wird man in vielen Passagen gerade im Tutti gut durchgepustet, der Satz hat einen schönen Drive!


    Das Stück wird auf jeden Fall wieder ein wenig häufiger von mir gehört werden, ich habe wieder Feuer gefangen :) Vielleicht sagt mir dann ja auch noch eine weitere Aufnahme so zu wie Frang/Rysanov, hier scheint Miliani/Ranieri ja der (zumindest quantitative) Favorit zu sein.

    Danke an Tristan für den schönen Vorschlag, der ja (wie man an den Beiträgen sah) auch beim Rest der Runde sehr gut ankam.


    Liebe Grüße

    Amdir

    Kirill Karabits (Nominierung 3)


    An dem vergleichsweise noch recht jungen ukrainischen Dirigenten Kirill Karabits schätze ich seine energetischen Aufnahmen aus Weimar und Bournemouth sehr. Neben unbekannten oder wenig bekannten Stücken gefällt mir sehr gut, dass er auch bei Aufnahmen bekannter Werke oft noch eine Rarität als Bonus mitliefert. Beinahe alles, was ich von ihm hörte, konnte mich überzeugen, einzig seine Tchaikovsky/Mussorgsky-CD war für meine Ohren enttäuschend. Der Schwerpunkt seiner Diskografie liegt auf russischer und osteuropäischer/asiatischer Musik von (Spät-)Romantik bis Moderne:







    Sergei Prokofiev

    Sinfonie Nr. 6 es-Moll, Op. 111

    Sinfonisches Fragment (aus einer G-Dur-Jugendsinfonie von 1902)

    Sinfonie Nr. 4 C-Dur, Op. 112 (Zweite, überarbeitete Fassung)


    Bournemouth Symphony Orchestra

    Kirill Karabits


    Aufgenommen vom 11.-13. Mai 2015





    Schöne CD, hat Spaß beim Hören gemacht. Interessant ist vor allem das knapp 3 Minuten lange sinfonische Fragment aus einer Jugendsinfonie in G-Dur (1902) des gerade einmal 11 Jahre alten Komponisten, in dem man schon erstaunliche kompositorische Fähigkeiten entdecken kann, eine spannende Rarität!


    Liebe Grüße

    Amdir

    Saint-Wer? Guilmant!


    Felix Alexandre Guilmant

    Sinfonie Nr. 1 für Orgel und Orchester d-Moll, Op. 42

    Marche Élégiaque, Op. 74/1

    Sinfonie Nr. 2 für Orgel und Orchester A-Dur, Op. 91


    Edgar Krapp (Orgel)

    Bamberger Symphoniker

    Vladimir Fedoseyev (Op. 42)

    Sebastian Weigle (Op. 74/1 & 91)


    Aufgenommen im März 2001 (Op. 42) und Juli 2002 (Op. 74/1 & 91)




    Liebe Grüße

    Amdir