Beiträge von Alviano

    Hallo Liebestraum,


    ah, das kenne ich nicht, danke für die Klarstellung. Ich hab aber auch schon bei Smetana und Bruckner gezuckt - ich wusste nicht, dass NH das gemacht hat, bin mir nicht sicher, ob ich das hören möchte (den Bruckner sicher nicht...)


    Gruss zurück nach B (seufz, aber da bin ich im November wieder!)

    Hallo,


    es kristallisiert sich hier (Liebestraum/Theophilus) schon heraus, dass die Verdienste von Harnoncourt um die "Alte Musik" anscheinend von niemandem ernstlich in Frage gestellt werden - aber die Ausweitung in "jüngere" Gefielde zumindest umstritten ist.


    Bei Strauß jr. finde ich die "Fledermaus" nicht so schlecht, C. Kleiber ist besser, gut, aber einen quellengenauen "Zigeunerbaron" empfand ich, trotz sängerischer Schwächen, erstmal als Bereicherung des Plattenkatalogs.

    Hallo, ihr Lieben,


    ich habe gerade festgestellt, dass ich schon den zweiten Monat "Tamino" hinter mich gebracht habe - und dabei doch geglaubt hätte, ich wäre vielleicht vor zwei Wochen hier eingestiegen.


    Nun, es ist schon auch ein wenig ein Suchtmittel. Wie oft erwische ich mich dabei, dass ich wieder viel zu lange am Rechner gesessen bin, nicht immer, um zu schreiben, oft auch um etwas nachzulesen - und die Nacht entsprechend kurz, dafür aber der Arbeitstag unverhältnismässig lang erscheint.


    Es macht viel Spass - und ich finde gerade die Mischung der verschiedenen Meinungen hier spannend, unabhängig davon ob jemand (mich eingeschlossen) mal voll daneben liegt.


    Wo ich zugebe, dass es mir schwer fällt, nicht zu insistieren: wenn jemand bsplsw. eine Sängerleistung lobt, von der ich weiss, dass sie objektiv belegbar schlecht ist.


    Auf der anderen Seite finde ich, dass es manchmal soetwas wie eine eher intolerante Haltung der Forianer gibt: ich hab meine Meinung, Punkt, fertig, aus. So entsteht natürlich keine Dískussion, vielmehr ist damit eine Diskussion von vorneherein beendet und eine Überprüfung der eigenen Position, ein Versuch, Dinge auch mal ganz anders zu sehen, unterbleibt, schade, wie ich finde.


    Nachdenklich stimmt mich, dass meine bessere Hälfte mir heute früh sagte, ich sei von solchen apodiktischen Erklärungen auch nicht frei, aber das gehört jetzt nicht hierher...


    Ansonsten habe ich noch nichts hier persönlich genommen, finde aber interessant, dass es durchaus zu Wertungen kommt, obwohl wir uns doch a) persönlich nicht kennen und übereinander auch nicht b) allzuviel wissen.


    Die Diskussion um Strauss gefällt mir - auch deshalb - sehr. Sie hat mich zu der Frage geführt, ob die Forianer eigentlich Humor haben. Ich bin noch zu keinem Ergebnis gekommen.


    Unabhängig von den kleinen Bestrebungen, Treffen zu organisieren, habe ich mich die Tage wirklich gefragt, wie es wäre, wenn wir die Strauss-Diskussion nicht schriftlich, sondern persönlich, abends zusammensitzend, führen würden.


    Klingsor (die Hände über dem Kopf zusammenschlagend): Nun entspannt euch doch endlich mal wieder!


    Alviano (zornbebend): Ich bin entspannt, ich bin aber sowas von entspannt!!!!


    Edwin B.: In meinem linken Schuhabsatz steckt mehr Melodie, als in dieser ganzen "Ariadne auf Naxos".


    Theophilus: Atonal, alles atonal, wenn ich das sage, ist das so - und ihr seid mir alle wurscht!


    Der Ober bringt noch eine Runde Merlot67 für alle


    Ich freu mich auf die näxten Themen, ganz ehrlich!


    Liebe Grüsse

    Also, hier bin ich auch sehr gespannt, wie sich das Thema entwickelt. Mein Verhältnis zu NH hat sich sicher im Laufe der Jahre verändert, was aber auch an der Repertoire-Ausweitung des Dirigenten liegt.


    Natürlich war er für mich - das liegt an meinem Lebensalter - DER Dirigent, der mir die Klangwelt der Renaissance und des Barocks eröffnet und damit auch den Grundstein für meine Zuneigung zu dieser Musik gelegt hat.


    Sein Monteverdi (in den Aufnahmen des Concentus musicus) hat mich in den Siebzigern völlig gefangengenommen - soetwas kannte ich bis dahin nicht.


    Bei Bach (vor allem, bei den Passionen) war die Wirkung noch stärker: da hatte ich schon Vergleiche - und Harnoncourt machte das alles völlig anders. Nicht, das ich das sofort schön gefunden hätte - der Klang der Instrumente war gewöhnungsbedürftig, die Haltung der Sänger (also das stilistische), die Tempofrage.


    Mein Interesse war geweckt - und ich entdeckte so die Originalklang-Bewegung für mich.


    Das, was Alfred S. in der "Anmoderation" sagt, kann ich teilen: plötzlich hört man rauhe Klangfarben, "unschöne" Wendungen da, wo man sie vorher gar nicht wahrgenommen hat.


    Drei Beispiele: für mich am auffälligsten in den "Vier jahreszeiten" oder in den Violinkonzerten von Bach, aber auch bei den "Brandenburgischen Konzerten", da kommt vieles geradezu schroff daher.


    Nun, einiges aus dieser Frühzeit von NH liegt heute in Neuaufnahmen von ihm vor, bsplsw. die "Matthäus-Passion". Ich denke, auf solche Vergleiche werden wir hier zu einem späteren Zeitpunkt noch eingehen können.


    Schwerer tue ich mich mit NHs Mozart oder seinem "Freischütz" - seine "Aida" kenne ich nicht.


    Dies für den Anfang - Gruss

    Hallo Bernd,


    vielen Dank für Deine Rückantwort. Mir fällt auf, dass wir uns da ein wenig auf zwei Ebenen bewegen: von "ästhetischem Stellenwert" habe ich nicht gesprochen. Das ist auch kein Begriff, der für mich wirklich fassbar wäre.


    "Mozart besser als Bach" funktioniert natürlich auch nicht. Aber beide haben gemeinsam, dass sie erst von der Nachwelt in ihrer Bedeutung richtig erkannt wurden, dürfen also wohl zu recht als aus ihrer Zeit herausragend betrachtet werden - und zwar nicht nur, weil sie - ich sags mal platt - schöne Musik geschrieben haben.


    Unser tatsächlicher Dissens besteht darin, dass ich glaube, dass es Kriterien gibt, die die Bewertung und Einordnung von Musik ermöglichen.


    Du selbst hast den "Tristan" benannt - als ein Stück, dass aufgrund bestimmter Kriterien Auswirkungen für die nachfolgende Zeit und die Weiterentwicklung von Musik hatte.


    Bei Strauss setze ich da ein Fragezeichen - wobei es doch jedem völlig unbenommen bleibt, für sich festzustellen, dass er die Musik von Strauss klasse findet und gerne hört.


    Ich hab hier viele Beiträge gerne gelesen, weil ich sie als Bereicherung empfunden habe. So z.B. die kleinen Hinweise von Edwin bzgl. der "Frau ohne Schatten", ein Stück, das ich verhältnismässig gut kenne und bei dem ich deshalb die erwähnten Stellen sofort im Ohr habe. Ich habe richtig Lust bekommen, das mal wieder zu hören und auf diese Dinge verstärkt zu achten.


    Ohhh, für "König Roger" von Szymanowski möchte ich aber gerne Reklame machen - ein spannendes Stück mit anspruchsvollen Gesangspartien und einer ganz eigenen, wie ich finde, fesselnden Musiksprache - dabei kaum länger als eine "Salomé". Das könnte Dir eventuell gefallen.


    Wenn Schreker nicht so Deine Richtung ist, fällts schwer, Dir nochmal den "Schatzgräber" ans Herz zu legen, aber wenn sichs ergibt: hör doch einfach mal rein, vielleicht gefällts ja doch?


    Und "Brautwahl" (Busoni) verdient sicher auch eine stärkere Beachtung. Mir ist der "Doktor Faust" näher, vor allem, die Eingangs- und die Schluss-Szene.


    Es gibt aus der Zeit soviel zu entdecken.


    Gruss

    Hallo Bernd,


    zugegeben: mein Arbeitstag war heute etwas anstrengender, als sonst...


    Vielen Dank für Deine kurzen Anmerkungen zum "Tristan", das, was Du schreibst, ist mir nachvollziehbar. Und da bin ich schon bei Deiner Frage, wer denn jetzt festlegt, wie Musik zu bewerten ist. Es gibt die Möglichkeit, zu beschreiben, warum sich ein Werk von anderen abhebt und eventuell Auswirkungen auf andere, nachfolgende Werke hat. Das ist ein seriöser Ansatz, den Stellenwert eines Komponisten oder eines Stückes zu umreissen. Um auf mein Beispiel kurz einzugehen: ich frage mich immer wieder, ob sich die Musik ohne Wagner und ohne den "Tristan" genauso entwickelt hätte, wie wir sie heute kennen. Ob dann bsplsw. einem Komponsten wie Debussy eine grössere Beachtung zu Teil geworden wäre. Bei ihm findet man auch soetwas wie die unendliche Melodie und eine interessante Orchesterbehandlung, inklusive einer spannenden Musik-Wort-Bindung.


    Deshalb würde ich Deine Feststellung, dass ohne den "Tristan" vieles an nachfolgender Musik so gar nicht denkbar wäre, in dieser Absolutheit nicht übernehmen (bitte nicht missverstehen - ich sage auf keinen Fall, dass die Einschätzung fehlerhaft ist!), sondern ich würde sie zum Anlass für anregende Gespräche, Austausch und zum Nachdenken nutzen.


    Deine Ergänzung über das persönliche Erleben (also die subjektive Seite) haben mir auch gut gefallen. Jeder von uns hat wohl solche Erlebnisse, die sich (glücklicherweise) jeder Bewertung entziehen.


    So, aber bevor jetzt geschimpft wird: das Thema hier heisst "Strauss" - und ich finde es ganz toll, die unterschiedlichen Einschätzungen kennenlernen zu dürfen, auch und gerade die, wo ich eher mit :no: reagiere.


    Gruss

    Hallo Bernd,


    vielen Dank für Deine Erwiderung (auch) auf meine Anmerkungen. Es ist jetzt nach Mitternacht, heute ist zwar Freitag, aber der normale berufliche Alltag wird hart, deshalb nur kurz: genau, Du hast die Frage eigentlich schon selbst gestellt: ist "Tristan" tatsächlich so bedeutend? Und wenn ja, warum?


    "Arabella" melodiös? Doch, jaaa, warum nicht? :)


    "Und Du sollst mein Gebieter sein" oder "Aber der Richtige", da stehen wir voll dahinter...


    Macht Spass, Gruss zurück

    Hallo Edwin,


    ich bitte um Nachsicht, wenn ich jetzt vom Thema abschweife. Mit dem "Palestrina" habe ich mich in jüngeren Jahren sehr schwer getan. Das hat sich zwischenzeitlich völlig geändert - vielleicht tatsächlich eine Frage des Lebensalters... Heute kenne ich allerdings auch (neben einigen Liedern) das "Herz", den "Armen Heinrich", das "Christelflein" und "Von deutscher Seele". Das zweite Werk von Pfitzner, das ich bewusst kennengelernt habe, war die "Rose vom Liebesgarten". Die Musik hat mir total gut gefallen - und das Libretto, nunja, "Fredegundis" käme vermutlich im direkten Vergleich besser weg... Heute, über zwanzig Jahre später, nachdem ich die "Rose" kennenlernen durfte, kann ich mich noch an dieses Erlebnis erinnern. Die Vermutung, dass der Eindruck damals ein bleibender gewesen sein muss, ist absolut zulässig :). Allerdings: nicht nur der Nachtwunderer ist ein alter Bekannter, auch den Rheintöchtern begegnet man und Siegfried ist auch deutlich verifizierbar. Ich würde andere Werke sicher lieber einmal szenisch erleben wollen, aber: bei allen Vorbehalten - klar, reizen würde mich die "Rose" dann doch sicherlich.


    Kannst Du zwei Sätze zu Kaminski sagen? Kein Plan - ein weisser Fleck für mich.


    Wenn ich im Kaffeesatz lesen darf: Du warst eventuell live in der "Christopherus"-Aufführung, von der ich einen Band-Mitschnitt besitze? Wien 1992? Also, bei "Capriccio" schaue ich nicht so auf die Uhr - das passiert mir eher bei "Ägyptische Helena" oder "Danae" - aber ich hab eine Vorstellung davon, was Du meinst.


    Ich hab immer etwas Mühe, wenn ich zwischen den Epochen springe. Ich höre gerade einen Scarlatti - da fällt der Wechsel zu Schreker schon schwer. Aber ich bin wild entschlossen, diesen Vergleich "Capriccio" -"Christopherus" nachzuvollziehen.


    Herzliche Grüsse nach Wien


    :hello:

    Hallo Liebestraum,


    ist das wirklich so? Haben Komponisten immer nur den Publikumserfolg im Blick? Schreker war ein zu seiner Zeit enorm erfogreicher Komponist. Aber in seinen Stücken findet sich sehr viel von seiner Persönlichkeit, von Konflikten, die auch seine privaten waren. Er erzählt in seinen Kompositionen etwas über sich. Ich bin sicher: auch, weil es ihn getrieben hat, sich genau so mitzuteilen, unabhängig vom Publikum. Janacek - auch da bin ich überzeugt, dass sich jemand musiksprachlich genau so äussern musste, egal, ob man ihn verstand oder mochte. Berg, Violinkonzert, "Andenken eines Engels"... Keine Musik, die nach Beifall schielt, würde ich sagen. Steve Reich "Different trains", eine Musik, die mich tief berührt, bestimmt kein Publikumsrenner und ein letztes Beispiel: Schönberg "A survivor of Warsaw", ein Stück, nach dem man nicht wirklich applaudieren kann.


    Zum Vergleich: "Salome" und "Elektra" kamen nicht wirklich gut an - Strauss schwenkt um und komponiert den "Rosenkavalier". Max von Schillings schmeisst Schönberg und Schreker aus ihren Ämtern, Strauss komponiert "Arabella" und wird Vorsitzender der Reichsmusikkammer (nur hat er sich verrechnet: die Übermenschen mögen seine Musik nicht ganz so, wie er das gerne hätte, trotz Clemens Krauss) - er komponiert 1942 - Europa brennt! - "Capriccio", 1946 sind die "Metamorphosen" alles, was Strauss zu den Millionen Toten einfällt.


    Was ist von einem Komponisten zu halten, der allen Ernstes fordert, es soll zwei Opernhäuser geben, um "erstrangige" von "zweitrangiger" Kunst zu trennen? Im erstrangigen sollen z. B. Werke von Strauss (sic!), Wagner Beethoven, im "zweitrangigen" Werke von Donizetti, Leoncavallo oder Offenbach gezeigt werden?


    Gruss

    Hallo Herbert,


    da machst Du es mir aber etwas schwer :) Ich könnte jetzt gleich sagen, ohne JSB hätte die gesamte Musikgeschichte eine andere Entwicklung genommen. Nur wissen wir heute - auch dank der vielen Tonträger - dass auch Bach, klar, seine Wurzeln hatte. Da gab es nicht nur Buxtehude, sondern auch Pachelbel, Knüpfer, Rosenmüller, die Bach-Familie... Worauf will ich hinaus? Natürlich entwickelt sich Musik immer weiter - und es gibt gute und weniger gute Komponisten, das hat mit persönlichem Geschmack, ob ich die mag oder nicht so gerne deren Musik höre, erstmal nichts zu tun. Anders liessen sich Werke musikgeschichtlich, musikwissenschaftlich gar nicht einordnen (eine interessante Frage ist doch - für mich zumindest - ob z. B. Claude Debussy nicht der "wichtigere" Komponist gegenüber Richard Wagner war, wenn ich die Gesamtentwicklung betrachte). Vor diesem Hintergrund ist die Musik von Dr. Richard Strauss, gemessen an ihrer Zeit, verglichen mit anderen Komponisten, die zur selben Zeit wirkten, nicht herausragend und natürlich relativiert sich damit auch der Stellenwert des Komponisten.


    Herzliche Grüsse

    Hallo Edwin, hallo, ihr Lieben,


    klar: auch für mich gehört Strauss zu den absolut überschätzten Komponisten. Ich denke, es gibt überhaupt keinen Grund, solange man Strauss spielt, um die anderen Komponisten, deren Namen hier schon zu lesen waren, einen Bogen zu machen. Gerade, weil viele von ihnen auf keinen Fall schlechter waren, als Strauss.


    Beim Vergleich Janacek-Strauss habe ich sofort reflexartig reagiert, etwa in die Richtung, dass das aber nun wirklich nicht vergleichbar ist. Ich behaupte mal, dass Janaceks Musik für die Entwicklung der Musik im 20. Jahrhundert von hoher Wichtigkeit war, sowohl, was die Orchesterbehandlung (bis hin zu den Passagen, die als unspielbar gelten), aber auch, was die Wortbehandlung, die Anforderungen an die Sänger angeht. Und: was insgesamt an den Zuhörer transportiert werden soll, dieses Geflecht aus Orchesterfarben, Motivfetzen und die oft in die Extreme getriebene Singstimme als Versuch, eine Situation - auch einen seelischen Zustand - zu beschreiben.


    Da ist Strauss meilenweit weg von: die Musik von Strauss ist rückwärtsgewandt, ranschmeisserisch, nach dem Beifall der Masse schielend.


    Zur Weiterentwicklung der Musik hat Strauss wenig beigetragen. Nach "Salome" und "Elektra" war Schluss. Danach kam der "Rosenkavalier"...


    Noch schlimmer allerdings "Arabella" - ein Versuch, den "Rosenkavalier" zu reaktivieren. 1933 wurde da nochmal über den ganzen Zuckerguss ordentlich Sahne gekippt, zu einer Zeit, wo Schönberg bereits mit "Moses und Aaron" haderte.


    "Intermezzo" - wer braucht dieses Stück? Und wenn ich ehrlich bin: bei der "Ägyptischen Helena" interessiert mich immer am meisten, an welchen Stellen der Tenor in die Knie geht...


    Noch mal ganz klar: nix dagegen, dass man Strauss spielt - aber es ist unfair, viele andere aus der selben Zeit nicht zu berücksichtigen.


    Aus der kleinen Liste von Edwin würde ich die "Rose vom Liebesgarten" mit einem Fragezeichen versehen. Da wird mir zuviel genachtwundert :) Und ungestrichen würde selbst ich mich mit dem Stück schwertun...


    Kaminski sagt mir überhaupt nichts, möglicherweise eine echte Wissenslücke und "Enoch Arden" kenne ich leider auch nicht. In den Siebziger oder Achziger Jahren gab es verschiedentlich Aufführungen (Trier, Osnabrück, Flensburg), seitdem habe ich aber dieses Stück nirgendwo auf den Spielplänen gesehen.


    In den "Christopherus" höre ich die Tage nochmal rein, der Vergleich mit "Capriccio" stellt sich bei mir spontan nicht ein.


    Zu den von Edwin genannten würde ich sicher noch die Stücke von Krenek und von Siegfried Wagner, auch Walter Braunfels und Max Brand anfügen - sie alle halten den Vergleich mit Strauss locker aus.

    So, auch auf die Gefahr hin, dass ich von Melot wieder geschimpft bekomme, will ich noch mal was zum Bernstein-Tristan sagen: angeregt von den Beiträgen hier habe ich die Aufnahme jetzt gehört. Das grosse Manko sind die Titelrollen-Sänger: vor allem Peter Hofmann ist stellenweise nicht akzeptabel. Schon im ersten Akt sind die Schwächen evident - im dritten bietet er dann eine Leistung, die ich nicht auf Platten hören möchte. Hildegard Behrens ist eine Spur geschickter, wobei ich diesen Registerbruch grausam finde. Beide sind für diese Partien fehlbesetzt - mich stört auch, dass sie keine Figur finden, da wird nebeneinander her gesungen - und bei beiden habe ich das Gefühl, sie sind froh, wenn sie so einigermassen durchgekommen sind. Das gilt auch für die an ihren Grenzen singende Yvonne Minton als Brangäne, auch keine gute Darbietung. Entäuschend das Dirigat: einige Orchesterfarben (tiefe Streicher, Holzbläser) kommen schön zu Geltung, aber insgesamt echt verschnarcht - das geht deutlich besser! Also: wenn jemand Interesse hat, den "Tristan" kennenzulernen: von dieser Aufnahme würde ich dringend abraten.

    Hier nur ein paar ganz subjektive Eindrücke von mir: Premiere von "Al gran sole" in Hannover: voll wie sonst nur beim "Rosenkavalier", begeistertes Publikum am Schluss der Vorstellung, ein schöner Erfolg für den Komponisten Luigi Nono. "Wozzeck" in Hannover ebenfalls sehr gut besucht, Zustimmung beim Publikum. "Sache Makropoulos" in Hannover: Unverständnis beim Publikum, viele freie Plätze in der zweiten Vorstellung. "Moses und Aaron" in Hamburg: bestens besucht, viel Zustimmung bei den Zuschauern/Zuhörern. "Eroberung von Mexiko" in Frankfurt: gut besucht, viel Beifall für ein sperriges Werk, etwas schwächer der Besuch bei Hölszkys "Wänden", ebenfalls Frankfurt, hier auch mehr Zurückhaltung bei den Zuschauern/Zuhörern. Natürlich sind das alles keine Kassenschlager, aber ich glaube, das die Bemühungen von Dirigenten wie Michael Gielen oder Ingo Metzmacher beim Publikum Früchte tragen und heute doch nicht nur ein interessiertes Fachpublikum - wie das weiter oben zu lesen ist - die Aufführungen der genannten Komponist/innen besucht.


    Nur zum Vergleich: auch bei "Ariadne" oder "Elektra" bleiben regelmässig viel Stühle frei.


    Ich möchte noch den Blick auf Strauss etwas vom "Rosenkavalier" weg lenken - wie schätzt ihr, die ihr hier in die eine oder andere Richtung argumentiert, denn ein Stück wie "Capriccio" ein? Wie bewertet ihr "Daphne"? "Frau ohne Schatten" - hui oder pfui? "Feuersnot" - wünschenswert, das mal öfter auf der Bühne erleben zu können? "Intermezzo" - eine Bereicherung oder eine Nichtigkeit? Und wenns schon um Kunst und Kommerz geht - ist die "Arabella" eine Zumutung oder die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Zeit?


    Strauss für Ein- oder für Aussteiger? :D

    Es gibt Stücke, die sehr populär sind und es deshalb auch auf eine beachtliche Zahl von Einspielungen bringen. In meiner Sammlung befinden sich 23 Gesamtaufnahmen von Puccinis "La Boheme". Diejenige, die mir am allerliebsten ist, ist jene von Arturo Toscanini dirigierte aus dem Jahr 1946. Der Gesamteindruck ist für mich so stark, dass es für mich keine Rolle spielt, dass die Solisten Schwächen haben oder das Orchester keines der "grossen" ist oder der Klang Wünsche offen lässt. Für mich ist diese Aufnahme wie ein Krimi: völlig unsentimental, ohne aufgesetzte, süsse Gefühligkeit oder schwelgerischen Zuckerguss treibt hier eine Geschichte unaufhaltbar auf eine Katastrophe zu. Was ich ganz toll finde: dass die Sänger bemüht sind, die Intentionen des Dirigenten umzusetzen, ohne Rücksicht darauf, dass ihnen mancher Effekt genommen wird - allein schon, wegen des rasanten Grundtempos, das ein Verweilen nicht zulässt. Aber dadurch erreicht Toscanini eine Unmittelbarkeit, die unter die Haut geht, auch nach 60 Jahren noch. Ich bin überzeugt, dass es immer Musikfreunde geben wird, die solche Interpretationen hoch schätzen und die deshalb keinesfalls in Vergessenheit geraten werden.

    Wenn ich ehrlich bin: bei "Strauss für Aussteiger" hab ich gedacht, ja, ok, bei Gelegenheit mal reinschauen. Jetzt hab ich gesehen, das hier doch so einige interessante Anmerkungen zu finden sind: bei "Schreker und atonal" bin ich, logisch =),zusammengezuckt - Edwin hat das dankenswerter Weise geradegerückt. Aber es ist natürlich interessant, wenn die Namen Schreker und Zemlinsky in einem Strauss-Thread auftauchen. Tatsächlich relativert doch die Kenntnis der Musik der beiden genannten (Korngold und Siegfried Wagner will ich hier auch noch nennen, Max Brand auch, ohne eine qualitative Bewertung oder gar "Rangfolge" vornehmen zu wollen) die Position von Strauss als "der" wichtigste Komponist seiner Zeit (für mein Empfinden sogar erheblich). Und natürlich ist es eine Bereicherung unserer Spielpläne, wenn diese Komponisten wieder fürs Repertoire gewonnen werden können, auch, wenn der "normale" Opernbesucher sich mit den Werken von Schreker und Co. etwas schwerer tut: keine bekannte Handlung, keine Vorstellung von der Musik - das erfordert natürlich sowas wie eine kleine Vorbereitung auf den Opernabend, der bei "Rosenkavalier" gewiss wegfällt. Da solche sog. "Wiederentdeckungen" aber auch - gerade für kleinere Theater - eventuell ein - finanzielles - Risiko bedeuten, bin auch ich ein Verteidiger der staatlichen Kulturförderung. Auch mir wären amerikanische Verhältnisse nicht recht. So nebenbei: mit unseren Steuern finanzieren wir alle auch Dinge, die wir nicht in Anspruch nehmen: der Nichtschwimmer die Schwimmbäder, der Karnevalsverweigerer den Fasching, der Antimilitarist das Militär - da habe ich kein schlechtes Gefühl, wenn der Opernverweigerer auch für meinen Theaterbesuch einen kleinen Obolus entrichtet. Und was ein "Durchschnittsopernbesucher" ist, würde mich doch auch mal interessieren, da hab ich mir echt noch keine Gedanken drüber gemacht. Gut, aber dem wäre ich ja am Ende auch "wurscht"... Ihr seht, ist doch spannend, was einem dann in einem Thread begegnet, das mit "Strauss für Aussteiger" überschrieben ist ;) ;) ;)

    Hallo Siegfried,


    nein, die Aufnahme von "B. solitude", die ich als Bandmitschnitt besitze, stammt aus dem Jahr 1953 und wurde vom Hessischen Rundfunk gemacht. Ich sag ja: schön, dass so nach-und-nach für Sammler interessante Aufnahmen aus den Rundfunkarchiven heraus veröffentlicht werden - und damit so manchen wichtigen Künstler wieder erfahrbar machen. Gerade ist von Traxel bei "Cantus" eine Aufnahme von Mehuls "Joseph" erschienen...


    Gruss zurück

    Bei der Auferstehungs- und Weihnachtshistorie möchte ich noch auf die Aufnahme mit Frieder Bernius hinweisen: sie bietet mit Christoph Prégardien einen sehr guten Evangelisten, der eine ausgezeichnete Stimmführung mit hoher, sprachlicher Kompetenz zu verbinden weiss. Gerade auch für "Schütz-Neulinge" eine bestimmt lohnende Anschaffung. Für mich war sie auch der Einstieg in die Schütz-Welt und begründete eine starke Zuneigung zur Musik von Schütz, der mittlerweile bei meinen Tonträgern reich vertreten ist.

    Das Thread gefällt mir - was hab ich gelacht! Ich teile nicht alles ("Ariadne" von Karajan, "Zauberflöte" von Friscay z. B.), aber darauf kommt es nicht an. Kollo und "Winterreise" - ich wusste nicht, dass es das gibt... Und hilfreich: die Palestrina-Aufnahme hätte ich kürzlich beinahe gekauft, da nehme ich jetzt deutlich Abstand von. "Nuova era" ohja, das kenne ich auch... Das Recital aus Montreal (Callas-di Stefano) besitze ich auch, aber ich spreche normalerweise nicht darüber: das schlimmste ist das Publikum... Frenetischer Beifall für zwei Sänger-Ruinen.... Mit der Callas-Aida gehe ich nicht so hart ins Gericht - das ist ne Show-Veranstaltung, da wird gnadenlos gebrüllt (wie sagte Kesting? Am Ende des Nilaktes glaubt man, bei "Sacerdote, io resto a te" bei del Monaco das weisse im Auge sehen zu können vor Kraftanstrengung - das stimmt!) - aber ich erwische mich immer wieder, wenn ich das höre, tief drinnen bei dem Gedanken: einmal an einer solchen Aufführung der Stimmschwergewichte teilhaben zu dürfen, ich könnte es geniessen :o)))) (wo ist das Thread "Die dunklen Seiten der Forianer"?) Aber ich will auch was beisteuern: Kennt ihr Kurt Baum? Der grässlichste Tenor, den ich kenne, da kommt selbst Gianni Poggi nicht mit: ungenau, im Takt daneben, in der Höhe sehr freizügig, aber: ein Stimmbandbesitzer! Eine Kraftmeierei, sowas gibts gar nicht mehr!


    Und als Aufnahme, die ich nicht mehr hören möchte: "Elektra" mit Behrens und Secunde, unteriridisch schlecht - und zwar beide. gekauft habe ich das Teil wegen meiner grossen Verehrung für Christa Ludwig, aber ehrlich: Hören, nein, nicht oft...

    Ich kann mich nicht erinnern, dass ich auch nur dem Namen Ivan Kozlovskys früher mal begegnet wäre. Aber beim ersten Hören der Stimme stellte sich bei mir sofort der Eindruck ein, dass ein des Merkens werter Sänger zu erleben ist: wunderbare Stimmführung, ausgeglichen in allen Lagen, auch bei völlig zurückgenommener Stimme, dabei immer um Ausdruck, um eine gewisse subjektive Färbung bemüht, mir gefällt der Sänger sehr. Zumal ich sonst bei russischen Tenören eher an solche Atlantov-Stimmen dachte. Und was das manieristische angeht - da kommts doch auch auf das "wie" an - wenn es so präsentiert wird, wie durch Kozlovsky stört mich das gar nicht.


    Ich habe nicht so arg viele Aufnahmen von ihm beisammen, doch: z. B. ist "Faust" zwar nicht gerade meine Lieblingsoper, aber ich habe sie durch die Kozlovsky-Aufnahme wieder mal gehört und auch völlig neu erlebt.


    Neben dem Faust habe ich noch Werther, Lohengrin, Sadko und Lensky.


    Angenehmer Nebeneffekt: die Aufnahmen sind alle nicht sehr teuer, man kann sich die eine oder andere noch zulegen (was ich beschlossen habe). Es gibt sogar einen Gluckschen Orpheus, kann ich mir vorstellen. Kennt denn jemand von euch seine Ausschnitte mit Musik von JS Bach? Das würde mich durchaus auch interessieren. (Und auch dankeschön für die kurzen Anmerkungen zu Lemeshev, da bleibe ich auch dran).

    ...Nun, Bernstein isses schon mal nicht...:o))) Spass beiseite, die Sache scheint ernst - "ideal" ist immer hoch gegriffen - die für mich beste Einspielung ist die von Karl Böhm - das Orchester rast und schmachtet, dass es eine Freude ist und die Sänger gefallen mir sehr, besonders Christa Ludwig, aber auch Windgassen macht seine Sache sehr gut - sowohl im zweiten, als auch im dritten Akt - und natürlich Birgit Nilsson, kraftvoll und ohne Ermüdung. Dazu der Marke von Talvela und die Luxus-Besetzung von Peter Schreier als Seemann - doch, bei dieser Aufnahme habe ich das Gefühl, dass sie aus einem Guss und rund ist.


    An die zweite Stelle hat sich etwas unmerklich der Karajan-Mitschnitt von 1953 gemogelt: ich bin kein Karajan-Freund - und finde seine Studio-Aufnahme des "Tristan" trotz der sängerischen Leistung von Helga Dernesch und vor allem Jon Vickers nicht packend und nicht überzeugend - aber 1953 erlebt man einen vorwärtsdrängenden, Emotionen hochpeitschenden Karajan, der auch gerade die Isolde von Martha Mödl zu einer irren Leistung antreibt. Ich erinnere mich, dass ich nach dem ersten Hören dieser Einpielung sie auch sofort weiterempfohlen habe, hat mich vor allem auf der "Bauch"-Ebene stark beeindruckt.

    Seit ich Koslovskys Stimme kennengelernt habe (es war der "Lensky"), sammele ich Aufnahmen dieses Sängers (egal, ob das alles in russisch ist...), Phänomenal (ich würde hier seinen "Werther" noch erwähnen wollen...)! Was würde der heute für eine Karriere machen können... Ein Fachkollege hats mir auch angetan, von dem ich aber nur wenig auf CD besitze: Sergey Lemeshev, kennt den jemand?

    Hallo Herbert,


    wenn wir mal die Geschmacksfrage draussen lassen (da würde ich Wunderlich bevorzugen), sind wir bzgl. des Steuermanns einer Meinung: das singt Traxel besser.


    Ich finde schön, da Traxel wenig kommerzielle Platten gemacht hat, dass jetzt vermehrt Rundfunk- oder Live-Aufnahmen von ihm veröffentlicht werden: "Tannhäuser", "tote Stadt", jetzt "Walküre" - ich hoffe auf "Meistersinger"...


    Wo er mir nicht gefällt: die kleinen Ausschnitte aus "Pagliacci" in deutsch finde ich wenig glücklich: die Stimme wirkt angestrengt, in der Höhe fahl und durch diesen Überdruck bei der Wortbehandlung wird die Linie mehr als einmal verlassen, da hatte er anscheinend keinen guten Tag...


    In meinem Bestand befindet sich auch Henzes "Boulevard solitude", die gibts noch nicht als CD...

    Hallo Edwin,


    der Musikliebhaber in mir war von vorneherein skeptisch, aber der Sammler obsiegte - und wos doch einigermassen billig war... Ja, ich habe den Bernstein-"Tristan" gekauft... Ich weiss auch, warum: ich hatte damals die Version im Fernsehen gesehen, da gab es irgendwie jeden Akt an einem anderen Tag... Und da habe ich mir gedacht, kauf ich mir das mal, Bernstein mag ich ja so eigentlich ganz gerne... Aber: gehört hab ichs bis jetzt noch nicht, weil: die Behrens und der Hofmann, klar, das schreckt schon etwas ab... Und jetzt lese ich, dass das wirklich so schlimm ist, wie ichs eigentlich auch befürchtet habe. Nun, vor wenigen Jahren habe ich die Behrens noch als Brünnhilde in "Götterdämmerung" in Mannheim gehört, dass war besser, als ich es erwartet hätte, aber: was sagt das schon? Der Siegfried war grauslich: Stig Fog Andersson, oder so, bitte nie mehr! Gut, und Hofmann habe ich noch als Siegmund in Wiesbaden gehört, als den keiner kannte, der war Klasse! Nur: das war der auch nicht lange... Egal: Yvonne Minton - mit dem Charme einer biederen Hausfrau, war live bemerkenswert intonationsunsicher, das ist auf der Paltte aber sicher besser?! Und Hans Sotin ist ein Sänger, den ich gerne höre... Warum habe ich das gekauft...? Egal, es kann ja noch ein wenig im Regal stehen, "Meistersinger" von Solti I habe ich auch wegen des Presies "nachgekauft", das hat sich auch nicht gelohnt... Sagt mal, gibt es hier ein Thread: "Mein letzter Fehlkauf" oder auch "Mein letztes Highlight"? Fände ich gut!

    Ich will noch mal ganz stark Werbung für "Membra Jesu nostri" in der Aufnahme von "Cantus Cölln" unter Junghänel machen: für mich ist das eine absolut grandiose Einspielung: ich kann die Einschätzung, es mangele ihr an "Dramatik" nicht teilen - gerade die Wortbehandlung ist irre aufregend in ihren verschiedenen Abstufungen - und das bei absoluter Homogenität im Klang und ohne jede Wackelei in der Tongebung, das gibt es, meiner Meinung nach, zum gegenwärtigen Zeitpunkt nirgendwo besser. Wer kann, sollte das Live-Erlebnis von "Membra" und "Cantus Cölln" mitnehmen: diese Ausnahme-Interpreten schaffen diese Perfektion nämlich nicht nur auf der Platte, die bringen damit auch Kirchen zum Rasen... Perfekt!

    Ich war zugegebenerweise sehr überrascht, dass Josef Traxel schon unter "vergessen" zu finden ist - aber die wenigen Beiträge hier scheinen diese Einschätzung zumindest nicht Lügen zu strafen. Mir ist Traxel seit meinen Klassik-Anfängen wohl vertraut: meine allererste Opernaufnahme war der "Holländer" unter Keilberth, wo Traxel als Steuermann zu erleben ist, kurz darauf fand der "Zauberflöten"-Querschnitt den Weg in meine winzige LP-Sammlung, auch hier mit Traxel (als Tamino). Beide Aufnahmen sollte ein Opernfreund kennen. Beim direkten Vergleich wird man Wunderlich wohl die schönere Stimme als Steuermann bescheinigen, aber: Traxel ist sängerisch eine Winzigkeit besser. Und: der "Zauberflöten"-Querschnitt muss sich auch heute nicht verstecken: neben Traxel ist da Elisabeth Grümmer zu hören, Hermann Prey, Erika Köth und Gottlob Frick.


    Ebenfalls ins Regal des interessierten Sammlers gehören das "Weihnachtsoratorium" und die "Johannes-Passion" und einen prima Überblick über die Spannweite des Repertoires von Josef Traxel bietet ein EMI-Recital: neben der "Postillon"-Arie ist Traxel hier als Mozart- und Verdi-Interpret zu erleben und auch die Florestan-Arie fehlt genausowenig, wie das Preislied aus den "Meistersingern" oder die Hüon-Arie aus dem "Oberon".


    Eine Stimme, die man sofort wiedererkennt, lyrisch, biegsam, aber auch zur attacke fähig und immer mit so einer leisen Melancholie in der Farbe - mir gefällt sie sehr - und ich hoffe, dass die, die ihn nicht (mehr) kennen, Lust auf Josef Traxel bekommen haben.