Beiträge von salisburgensis

    Hallo hyperion,


    ich habe dieses Angebot noch nicht genutzt, habe auch gar keinen Überblick, wie umfangreich es ist. Was mir aber fehlen würde, sind booklet und cover. Ich mag´s halt bunt und informativ. Eine CD zu brennen mit dem heruntergeladenen Material sollte ja kein Problem sein.


    Ich habe ein sehr großes Archiv mit mp3-Dateien, die ich aus Radiomitschnitten erstelle, des Platzes wegen. Die Qualität ist von vorn herein nicht so optimal, weil immer ein kleines Rauschen mit dabei ist. Das macht die Komprimierung dann auch nicht mehr so viel schlechter. Wie dem auch sei, die so erstellten mp3-CDs höre ich höchst selten, weil ich entweder dazu den Rechner laufen lassen muß und damit den Lüfter des Rechners mit hören muß, oder ich lege die Scheibe in meinen Diskman, der auch an den Verstärker anschließbar ist. Da ist aber die Navigation auf der CD äußerst umständlich. Es fehlt also ein adäquates Gerät. Zudem bin ich grundsätzlich eher faul. Ich möchte eine CD einlegen und nur noch auf play drücken müssen.


    Deswegen glaube ich, dass das Runterladen von Musikstücken nicht meinen Hörgewohnheiten entspricht und nur zu einer überdimensionalen Anhäufung von Musik führen würde, die ich im Leben nicht "abarbeiten" könnte.


    Thomas

    Zitat

    "Alexander Balus" habe ich immer zurückgestellt - aber irgendwann - es ging genau um diese Aufnahme - wird auch sie mein sein!


    Viel Auswahl hast du auch nicht. Auf einem Recital mit Renée Fleming gibt´s Rezitativ Calm thou my soul, kind Isis und Arie Convey me to some peaceful shore aus dem Finale des Oratoriums. Dazu kann ich nichts sagen, weil ich Recital-CDs überhaupt nicht mag.


    Und es gibt eine weitere Gesamtaufnahme, erschienen bei Newport mit Julianne Baird, Jennifer Lane, D’Anna Fortunato, Lorie Gratis, Frederick Urrey und Peter Castaldi, dazu die
    Palmer Singers und das Brewer Chamber Orchestra unter Rudolph Palmer. Die waren ein wenig schneller mit der Aufnahme, die aber im selben Jahr veröffentlichet wurde wie Robert Kings Aufnahme, und heften sich folglich das Prädikat Premier Recording an die Brust. Was allerdings nicht stimmt, denn auf dem Label DA CAMERA MAGNA erschien bereits 1965 eine Aufnahme. Diese Aufnahme kenne ich allerdings nicht, hab nur von deren Existenz gelesen.


    Der Griff zu Kings Aufnahme auf hyperion ist trotzdem der Beste.


    Thomas

    Meine erste Empfehlung gilt dem Oratorium Alexander Balus (HWV 65). Es gehört zu meinen absoluten Favoriten.


    Händel schrieb es im Jahre 1747. Fast alles ist neu komponiert, nur wenige Stücke hat er aus älteren Werken übernommen, z.B. zwei Arien aus La Resurrezione von 1708. Im Autograph finden wir die Daten der Fertigstellung, zwischen dem 1. und 24. Juni schrieb er die ersten beiden Teile, der dritte war am schon am 30. Juni fertig. Mit der abschließenden Instrumentierung war das Werk am 4. Juli abgeschlossen. Dieser Geschwindigkeit ist typisch für Händels Kompositionsweise. Er brauchte, solange er im Vollbesitz seiner Kräfte war, selten länger als 4-5 Wochen, um eine Oper oder ein Oratorium zu vollenden.


    Das Libretto stammt von Reverend Thomas Morell, der für mehrere der späten Oratorien den Text lieferte (Jephta, The Choice of Hercules, Joshua & Judas Maccabaeus). Die Handlung stammt aus den ersten Kapiteln des aprokryphen Ersten Buch Makkabäer. Es geht darin um die Liebe des Syrischen Königs Alexander Balus zu einer Tochter des Ptolemäus, des Königs von Ägypten. Das Stück ist damit gewissermaßen eine Fortsetzung des ein Jahr früher entstandenen Judas Maccabaeus.


    Die Uraufführung im Covent Garden Theatre fand erst 1748 statt, am 23. März. Die Pausen zwischen den Teilen seiner großen Werke pflegte Händel mit seinen weithin bekannten und berühmten Orgelimprovisationen zu füllen. Oder auch mit kleineren Kompositionen wie den Concerti grossi. In diesem Konzert gab es wahrscheinlich das kurz vorher komponierte Concerto a due cori Nr. 2 in F-Dur (HWV 333).


    Für das Orchester verwendet Händel die für seine Oratorien recht typische Besetzung mit 2 Traversflöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Harfe, Mandoline, Streicher und Continuo. Lediglich Harfe und Mandoline heben sich etwas gegen die übliche Besetzung ab. Der Chor ist vierstimmig gesetzt.


    Die Aufnahme der Wahl ist zweifelsohne diese:



    Lynne Dawson, Claron McFadden, Catherine Denley, Charles Daniels, Michael George,
    New College Choir Oxford, King's Consort & Choir unter Robert King erschienen 1998 bei hyperion.


    Robert King hat mit seinem Ensemble etliche Händelsche Oratorien eingespielt, in einer großartigen Art und Weise. Diese Aufnahmen gehören zum absoluten Non plus Ultra beim Thema Händel-Oratorium und werden im Laufe dieses Threads sicher von mir noch ausführlicher erwähnt.


    Thomas

    Hier soll es, in Anlehnung an den schon bestehenden Thread zu Händels Opern, um seine Oratorien gehen. Ausgeschlossen wird der Messias, der bereits seinen eigenen Thread hat: der Messias-Thread.


    Bereits in seiner Zeit in Italien zwischen 1706 und 1710 schreibt Händel erste Werke dieser Gattung, nämlich La Resurrezione und Il Trionfo Del Tempo e del Disinganno, letzteres überarbeitet Händel etwa 20 Jahre später nocheinmal. Bereits in England, komponiert er 1716/17 die Brockespassion, benannt nach dem Hamburger Librettisten Johann Heinrich Brockes, ein Stück, welches von etlichen Komponisten der Zeit verwendet wurde. Kurze Zeit später folgen die ersten Versionen von Acis et Galatea und Esther, beides sogenannte Masques, eine Gattung, die in England schon seit längerem sehr beliebt war. Während Händel mitten in seiner produktiven Opern-Phase war und hier ausschließlich italienische Texte komponierte, sind diese beiden Stücke bereits in englischer Sprache verfasst.


    Die Initialzündung seines Oratorienschaffens waren wohl unauthorisierte Aufführungen der beiden englischsprachigen Masques im Jahre 1732, die recht erfolgreich liefen. Daraufhin überarbeitete Händel selbst die beiden Stücke und hatte großen Erfolg damit. Für die Folgesaison ließ er die Oper ruhen und schrieb die beiden Oratorien Deborah, unter intensiver Verwendung älteren Materials, und Athalia. Obwohl er mit seiner Opernunternehmung bereits 1728 zum ersten Mal Schiffbruch erlitten hatte, die beiden Oratorien sehr gut liefen und im Folgejahr, 1734, die erneute finanzielle Aufgabe des Haymarket Theatre folgten, hielt Händel an der Oper fest und es vergingen weitere 4 Jahre bis zum nächsten Oratorium.


    Erst nach dem dritten wirtschaftlichen und diesmal auch gesundheitlichen Ruin folgen 1738 dann Saul und Israel in Egypt, 1740 L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato und 1741 Messiah sowie Samson. Nachdem mit der italienischen Oper beim englischen Publikum für Händel nichts mehr zu holen war, am 10. Februar 1741 führte Händel seine letzte Oper Deidamia zum dritten und letzten Mal auf, was zugleich Händels letzte Opernaufführung überhaupt ist, wandte er sich nun ganz dem Oratorium zu.


    Bis zu seinem Tod folgten noch 14 große Oratorien, Stücke wie Semele, Belshazzar, Juddas Maccabeus, Solomon oder Jephta. Die Arbeit am letzteren, im Jahre 1751, wurde durch die fortschreitende Erblindung Händels immer wieder unterbrochen. So schreibt er in die Partitur während er den Chor How dark, oh Lord, are thy decrees schrieb: "biß hierher kommen den 13. Febr. 1751 verhindert worden wegen des gesichts meines linken Auges so relaxt" Und später, als es sich etwas besserte: "den 23. dieses etwas beßer worden"


    Jephta blieb sein letztes Stück; jedoch 1756 wurde The Triumph of Time and Truth aufgeführt, eine Übersetzung von Il Trionfo del tempo mit Zufügungen einiger beliebter Arien Händels.


    Thomas


    CD-Empfehlungen meinerseits folgen...

    Gestern war die Premiere von Cavallis La Calisto an der Staatsoper in München, live übertragen im Bayrischen Rundfunk. Was auf der Bühne passierte kann ich nicht beurteilen, ich saß ja vorm Radio, dem Publikum hat es jedenfalls sehr gut gefallen. Das Regieteam wurde stürmisch gefeiert.


    Was aber zu hören war, hat mir sehr gut gefallen. Sowohl was die Solisten boten, als auch das was von den Instrumentalisten kam. Das Ensemble bei dieser Aufführung ist bunt besetzt, neben den Violinen und Violen gibt es auch etliche Bläser: Zinken, Blockflöten und sogar Trompeten. Auch das Continuo ist reich besetzt u.a. mit mehrenen Theorben und Harfe.


    Von der Uraufführung ist überliefert, dass Cavalli nur eine handvoll Instrumentalisten zur Verfügung hatte, die aber sicherlich mehrere Instrumente bedient haben. Auch damals mußte schon gespart werden, die Theater in Venedig waren zu der Zeit schon freie Unternehmen, die sich über die Eintrittsgelder finanzierten. Die größere Besetzung ist zum Teil dem Raum der Staatsoper geschuldet, der wesentlich größer ist, als der des Ortes der Uraufführung im Teatro St Apollinare in Venedig.


    Aber zurück zur gestrigen Premiere, die Produktion kann sich wahrlich hören lassen. Es wird mitreißend musiziert (auf historischen Instrumenten), einen Totalausfall bei den Sängern gab es nicht. Es ist immer wieder eine große Freude, Dominique Visse zu hören. Aber auch Sally Matthews in der Titelrolle und Veronique Gens als Giunone gefallen. Im Mai und im Juli gibt es weitere Möglichkeiten, das Stück zu erleben. Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte sie nutzen!


    Thomas

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    Die "Missa L´homme armé" zum Beispiel klingt deutlich weltlicher, da sie vielmals auf dem Cantus firmus des gleichnamigen "Volkslieds" basiert. Über das Thema des Liedes L´homme armé wurden unzählige Messen geschrieben.


    Solche Messen gab es im 16. Jahrhundert zuhauf, nicht nur über das Lied L´homme armé. Auch viele andere volkstümliche Lieder oder auch Motetten lieferten das musikalische Material zu Messen und wurden damit regelrecht geadelt. Man stelle sich vor, jemand nähme den Holzmichl her und schriebe eine Messe auf diese Melodie. :D Aber zurück zu den Parodiemessen; ein weiteres, sehr beliebtes Motiv war ein Chanson von Jean Richafort (ca. 1480 - ca. 1548 ) namens Tous les regrets. Orlando di Lasso und Nicolas Gombert haben das beispielsweise verwendet.


    Die Verwendung von Motetten oder gregorianischen Themen bedingt meist eine Bindung der Messe an bestimmte Zeiten oder Feste im Kirchenjahr. Diese Praxis, eine Messe thematisch zu gestalten, hat sich bis heute gehalten, z.B. William Lloyd Webber (1914-1982): Missa Sanctae Mariae Magdalenae.


    Aber auch freie Motive oder Tonleitern wurden verwendet. Im Namen des jeweiligen Stückes taucht dann die Tonfolge des Themas auf: Missa Ut, re, mi, fa, so, la von Giovanni Perluigi da Palestrina oder Josquin Desprez` Missa La sol fa re mi.


    Gelegentlich wurden auch Messen zu eher weltlichen Anlässen geschrieben. Auch hier taucht der Anlass wieder im Namen der Messe auf, z.B. Missa De la Mapa Mundi von Johannes Cornago (zweite Hälfte des 15. Jh.), übrigens eine der frühesten Parodiemessen auf ein weltliches Lied überhaupt. Anlass war die Präsentation einer Weltkarte.


    Thomas

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    Aber gehst du in die Oper und liest während der Aufführung...das Textbuch?


    Hier muß man unterscheiden zwischen Hören eines Stückes von CD und dem Live-Erlebnis. Letztere kommt sehr selten vor, weil Lullys Opern nunmal nicht zum Repertoire gehören. Bei fremdsprachigen Stücken gibt es in Deutschland aber häufig deutsche Übertitel, die ein Mindestmaß an Verständnis ermöglichen. Also bleibt die CD. Die kann ich beliebig wiederholen und mit dem Libretto arbeiten.


    Zitat

    Lully ist, bei allen Neuerungen, die er eingeführt hat, ganz Kind des seinen, des 17. Jahrhundets, wo der Text (siehe die Werke von Heinrich Schütz) alles andere als nur inkaufzunehmende "Beigabe" war...


    Eben! Um beim Beispiel zu bleiben, Schütz hat den Text mitkomponiert. Es gibt so viele Stellen mit Lautmalereien, an denen er den Textinhalt in Noten umsetzt, dass man eigentlich nur eines von beiden bräuchte, Text oder Musik.


    Thomas

    Zitat

    Um Lully und seinen Intentionen wirklich gerecht zu werden, ist ein halbwegs akzeptables Verstehen UND Sprechen der französischen Sprache unumgänglich


    Dem möchte ich widersprechen, weil die Musik viel mehr sagt/sagen kann als der Text, der ihr unterliegt. Außerdem kann man den Text, so man des Französischen nicht mächtig ist, im Libretto mit verfolgen.


    Thomas

    Zitat

    Die wahren Meisterwerken eines großen Komponisten, sind die eher unbekannten Werke!!


    Ich halte nichts von einer Schubladeneinteilung in Meisterwerk und Nicht-Meisterwerk. Und zwar weil jeder etwas andere Favoriten hat. Bestes Beispiel bei dir, Joschi, die Carmen. Alle Welt jubelt das Stück in den Himmel, du findest es bis auf einzelne Teile langweilig.


    Das Argument, dass viele Menschen das als solches empfinden, oder dass sich Werke über Generationen hinweg gehalten haben, bzw. nach eine Phase des Vergessens wiederentdeckt und seit dem als Meisterwerk erkannt wurden, spielt für mich selbst nur eine untergeordnete Rolle. Ich kann mich an der gesammelte Erfahrung der Vergangenheit nur messen, ob ich zur selben Einschätzung komme oder nicht. Aber dem blind vertrauen, das kann ich nicht.


    Und noch eins, um ein Werk überhaupt als Meisterwerk bezeichnen zu können, muß man nicht nur das Werk selbst kennen, sondern auch die Werke, von denen es sich angeblich qualitativ abhebt. Ich kann schließlich auch nicht behaupten, ein Pils schmecke besser als ein Weizen, wenn ich Weizen noch nie probiert habe.


    Thomas

    Hallo,


    die Leichtigkeit, die viele barocke Werke verströmen, war schon bei deren Komposition vorhanden. Händel schrieb z.B. seinen Messias innerhalb von 3 Wochen, Bach schrieb am Anfang seiner Karriere jede Woche eine neue Kantate usw. Spätere Generationen haben oft mit ihren Werken gerungen und oft mehrere Jahre gebraucht, um z.B. eine Sinfonie zu vollenden. Am Arbeitspensum allgemein lag das sicherlich nicht. Das war zu allen Zeiten hoch. Ich finde, diese Leichtigkeit, mit der Stücke damals aus der Feder flossen, hört man.


    Thomas

    Der Liste mit empfehlenswerten Einspielungen von Dietrich Buxtehudes Kantaten sind zwei CDs unbedingt noch hinzuzufügen. Sie sind in der Serie Deutsche Barockkantaten beim Label Ricercar erschienen und zwar Vol. 2 und 7, die sich ausschließlich mit Buxtehude beschäftigen. Weitere Kantaten befinden sich auf Vol. 1 & 3. Leider sind diese CDs schon seit längerem nicht mehr im Handel erhältlich (deshalb auch kein Bild möglich), wer das aber noch irgendwo liegen sieht, sollte unbedingt zugreifen. Die ganze Serie eröffnet einen Kosmos an wundervollen Stücken, deren Wiederentdeckung sehr lohnt.


    Thomas

    Nachdem eines der Scarlatti-Sonaten-Pakete der Brilliant-Ausgabe seit längerem ungehört bei mir zuhause lag, habe ich mich gestern daran gewagt. Und habe es nicht bereut, im Gegenteil. Ich bin mit sehr kleinen Erwartungen an die Aufnahme gegangen, weil ich bisher mit den Brilliant Ausgaben nicht allzu viele gute Erfahrungen gemacht habe, aber was ich dann zu hören bekam, hat mich vor Hocker gerissen. Jan Pieter Belder hat ein sehr klangschönes Instrument zur Verfügung, voll im Baß, glitzernd in der Höhe mit einem reichen vielfältigen Klang. Auch sein Spiel hat mich begeistert, ausdrucksstark und abwechslungsreich. Ich habe keine Abnutzung oder den Ausdruck von Serienproduktion hören können, die bei solchen Mammutprojekten ja auftauchen kann. Ich bin wirklich begeistert davon!


    Thomas

    Nun hab ich mir auch die Naxos-Einspielung gekauft. Und finde eigentlich alles bestätigt, was bisher hier darüber geschrieben wurde. Allerdings liegt mein Geschmack anders, ich bevorzuge das Extreme und teilweise Ruppige von Minkowski. Diese Aufnahme allerdings mit Fouchécourt statt Richard Croft als Orphée wäre mein Ideal. Es ist toll wie leicht diese sehr anspruchsvolle Partie bei Fouchécourt klingt; das ist sehr beeindruckend und klangschön.


    Thomas

    Hallo,


    wie man sieht an verschiedenen Beispielen gibt es die Verbindung günstig plus Qualität. Und der Erfolg gibt diesen Firmen recht.


    Was mich immer wieder maßlos ärgert, sind die Hochpreis-CDs. Da soll man rund 20 Euro für eine Scheibe hinlegen. Ich kann mir das nicht oft leisten, deswegen kaufe ich die meistens gebraucht. Bisher habe ich keine schlechten Erfahrungen damit gemacht. Der einzige Nachteil dabei ist, dass ich manchmal länger warten muß, bis eine CD dort angeboten wird.


    Vom Anstückeln, damit eine CD voll wird, bin ich kein Freund, vor allem bei Opern. Obwohl ich mich auch ärgere, wenn z.B. bei einer Doppel-CD auf beiden Scheiben jeweils 45 Minuten drauf sind (wie z.B. der französische Orphée von Gluck auf Naxos). Bei Opern oder Oratorien, d.h. bei großen in sich geschlossenen Werken finde ich das unpassend. Wenn aber mehrere kleine Stücke auf einer CD sind und trotzdem nur 50 Minuten, dann ist das schon frech. Andrererseits kenne ich aber auch den Aufwand, den es braucht, um eine CD ordentlich zu produzieren. Und da gibt es einen logischen Zusammenhang zwischen der Dauer der Stücke und der Dauer der Produktion. Und schon ist das wieder eine Geldfrage...


    Thomas

    Liebe Taminos (und andere Mitlesende),


    in diesem Thread soll es um Chaconne und Passacaglia gehen, zwei sehr eng miteinander verwandte Formen, die, wie ich finde zum Großartigsten gehören, was die Musikgeschichte hervorgracht hat. Beides sind ursprünglich Tänze gewesen mit einem ostinaten, d.h. immer wiederkehrenden Baß ausgestattet, die im 16. Jahrhundert in Spanien entstanden. Bald fanden sie Einzug in die französische Barockoper, verloren dabei aber an Tempo und finden sich in den Werken von Lully bis Rameau als langsam schreitende Tänze wieder. Der Hamburger Musikschriftsteller und Komponist Johann Mattheson beschreibt den Unterschied zwischen beiden darin, dass die Chaconne stärker von ostinaten Baßmotiv abweichen darf als die Passacaglia. Mit der Abschaffung des basso continuo verschwanden auch die ostinaten Baßmotive, um Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt zu werden.


    Nun aber ein paar Beispiele:
    G.F. Händel, Schlußsatz seiner Cembalosuite Nr. 7 in g-Moll


    J.P Rameau, Les Indes galantes oder im Dardanus, jeweils das letzte Stück der Oper


    J.B. de Boismortier, am Ende von Dapnis & Chloe


    J.B. Lully, am Ende von Acis & Galatée und im 5. Akt der Armide. Letzere halte ich für das großartigste überhaupt zu diesem Thema.


    Und natürlich J.S. Bach, aus der Partita für Violine solo in d-Moll und die Passacaglia in c-Moll für Orgel BWV 582.


    Auch Gluck hat für seine Pariser Fassung des Orpheus auf eine Chaconne zurückgegriffen, sie steht wiederum am Ende der Oper.


    Ein auffälliges Merkmal ist auch die Länge dieser Stücke. Bei Lully sind die Passacaillen bis zu 15 Minuten lang.


    Thomas

    Hallo Joschi,


    Theophilus macht sich gern über die jungen Leute hier lustig, besonders wenn sie es wagen, der allgemeinen Meinung (die meist auch die seine ist) mal zu widersprechen und eigene Vorstellungen bzw. einen eigenen Geschmack zu haben. Also, nimm´s nicht tragisch.


    Zu deiner Theorie: Ich habe andere Erfahungen gemacht. Mir geht es häufig so, dass ich die Ouvertüren gut finde, wenn´s dann aber an´s Singen geht, ich den Umschaltreflex bekomme. Das ist besonders beim romantischen Repertoire so und liegt an der Art und Weise wie die Komponisten zu der Zeit für Stimmen komponiert haben. Dem entsprechend mag ich die romantische Symphonik sehr gerne, nicht aber die Opern.


    Thomas

    Eine weitere Oper läßt sich der Auflistung vom Lullist noch hinzufügen: Statira, principessa di persia, ein eher leichtes und unterhaltsames Stück, kurz nach den großen drei La Calisto, Giasone und Xerxe im Jahre 1655 entstanden. Später gab es weitere Vertonungen der Statira u.a. von Tommaso Albinoni oder Francesco Gasparini. Entsprechend leicht besetzt Antonio Florio auch sein Ensemble; zu den Streichern treten nur gelegentlich Blockflöten und Fagott hinzu, für meinen Geschmack etwas dünn besetzt, aber durchaus der Entstehungszeit angemessen. Herausragend in dieser Aufnahme sind die Sänger, allen voran Roberta Invernizzi in der Titelrolle der Statira.



    Thomas

    Zitat von hyperion70

    Zitat

    ....hier von salbisburgensis nur mißverständlich ins spiel gebracht wurde. mit katholizismus im heutigen sinne hatte bach wohl kaum etwas am hut.


    Die Story des Buches geht in etwa so: Bach konvertiert heimlich zum Katholizismus und schreibt einen Jahrgang katholischer Kantaten. Der Rat der Stadt Leipzig bekommt das mit, verlangt von Bach diese Kantaten und verbrennt sie. Nur eine kann Bach verstecken (danach ist das Buch benannt). Er versteckt die Partitur, das einzig gebliebene Zeugnis seines neuen Glaubens, in der Thomaskirche und verschlüsselt das Versteck im Musikalischen Opfer. Die zweite Zeitebene spiet dann im Hier und Heute. Ein paar Stundenten stoßen auf das Geheimnis und wollen es entschlüsseln. Einige werden dabei von einer geheimnisvollen Sekte gemeuchelt. Natürlich kriegen die Helden es raus und finden schließlich die ominöse Kantate...


    Der Autor macht in seinem Roman keinen Unterschied zwischen heutiger und damaliger Auffassung vom Katholizismus. Er geht von der heutigen Auffassung aus. Wie schonmal erwähnt, schreibt der Autor im Nachwort, dass die Story frei erfunden ist. Er baut das Geheimnis im Musikalischen Opfer auf Zahlenspielchen auf, Anzahl der Takte, Überschriften der einzelnen Teile des MO, bestimmte Intervalle usw. Er addiert, subtrahiert, bildet Quersummen....


    Was mal wieder zeigt, dass man mit Gewalt alles mögliche in die Bachschen Werke reinzaubern kann. Zweifelsohne gibt es eine Menge davon in Bach´s Werken, es ist nur immer die Frage, wie weit man gehen will und Äpfel mit Birnen zusammenbringt.


    Thomas

    Um Gottes Willen, KEINE Abwertung von Pizzabäckern. So war´s nicht gemeint. Wie´s scheint habe ich einen Hang zu unglücklichen Vergleichen. Was ich sagen wollte, die Bartoli hat für mich nicht die Ausstrahlung, die man auf der Bühne bräuchte. Und dazu kommt ihre in meinen Ohren furchtbare Gesangstechnik und das ist das Hauptkriterium meiner Ablehnung gegen sie.


    Thomas

    Danke BigBerlinBear, mir geht´s ganz ähnlich. Mir liegt das Emotionale und Extrovertierte, zugegebenermaßen häufig auf die Spitze getrieben von Ensemblen wie MAK und Concerto Köln, weitaus mehr als die distanzierte und unterkühlte Art von Pinnocks English Concert. Mit Tendenzen zum Pop, wie Alfred schreibt, hat das in meinen Augen überhaupt nichts zu tun.


    Thomas

    Ich behaupte mal: Stimmt die Intention des Künstlers bei seiner Interpretation mit Aspekten der Persönlichkeit des Zuhörers überein, dann wird der Zuhörer die Interpretation auf Anhieb verstehen und auch als gelungen empfinden. Und dann wird es auch unnötig sein, das Ganze erklären zu müssen. Nun gibt´s aber verschiedene Persönlichkeiten (Gott sein dank) und da mögen viele nicht über die Verwandtschaft im Geiste mit dem Künstler verfügen. Für diesen Hörerkreis halte ich Erläuterungen für sehr nützlich, ja sogar notwendig.


    Eine neutrale Wiedergabe des Notentextes ist meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit.


    Thomas

    Es ist doch sehr interessant, worauf man beim Stöbern auf den jeweils hinteren Seiten stößt. Kann ich jedem nur empfehlen! Nun aber mein Senf zum Thema überschätzte Primadonnen:


    An Nummero Eins in dieser Aufstellung würde ich die Bartoli setzen. Das einzige was ich an ihr beeindruckend, aber nicht schön finde ist ihre Akrobatik. Das war´s aber auch schon. Mich nervt ihr nervöses Vibrato und die gradezu gemeckerten Koloraturen. Ihre Ausstrahlung gleicht eher der einer Pizzabäckerin.


    Thomas

    Ich hatte das Glück, nicht nur die Aufnahmen des English Concert unter Pinnock zur Auswahl zu haben, als ich in die alte Musik eingestiegen bin. Mir ist das zu brav, hat zu wenig Feuer, was dieses Ensemble abgeliefert hat. Daraus scheint mir auch die hier mehrfach genannte leichte Zugänglichkeit zu resultieren. Es ist eben nicht so extrem wie beispielsweise Musica Antiqua Köln.


    Aufnahmen mit dem neuen Leiter Andrew Manze kenne ich noch nicht, aber das scheint ja meinem Gusto entgegenzukommen.


    Thomas

    Hallo Hui!


    ich möchte dich bitten, folgenden Satz von dir etwas näher zu erklären:


    Zitat

    Was ihn [Bach] gegenüber den meisten anderen Musikern der Epoche einzigartig macht ist, denke ich, die seinem Zeitgeist entgegenstehende Art mit Musik umzugehen.


    Und nochwas ist mir aufgefallen, nämlich dass Händel für einen "Grundbesitzer im heutigen Ungarn arbeitete". Auch damit kann ich nichts anfangen und bitte um Erläuterung. Meines Wissens war Händel nie in Ungarn.


    besten Dank schonmal
    Thomas

    ich halte auch nichts von der Schubladisierung (ganz generell, nicht nur bezogen auf die Musikgeschichte). Einige wenige haben die Musik verändert, viele dagegen im Geschmack der Zeit geschrieben. Für Letztere allerdings tifft die Einteilung in Epochen ganz gut. Aber der Querköpfe wird man nicht Herr damit. Und grade die sind´s, die am interessantesten sind.


    Thomas