Beiträge von salisburgensis

    Auch ich habe, wie der Lullist, große Freude und Lust am Entdecken mir unbekannter Werke. Mit Systematik hat das aber nichts zu tun. Ich kaufe relativ wahllos CDs, meist, weil ich schonmal was positives von oder über die Interpreten oder Komponisten gehört oder gelesen habe. In verstärktem Maß spielen dabei Anregungen aus unserem Forum eine Rolle, sodass ich mich genötig fühle, ein herzliches Dankeschön an euch alle zu richten. :jubel: Ich höre die Neuerwerbung dann meist nebenbei nach Feierabend. Manchmal passiert es, dass ich meine Tätigkeit unterbreche und von der Musik gefangen werde. Solche Stücke höre ich dann gleich ein zweites und drittes Mal an. Wenn´s nur schön war, kommt´s auf den Stapel " Nochmal hören" und wenn´s mich kaum angesprochen hat gleich in´s Regal. Irgendwann entdecke ich dann so eine CD im Regal wieder und sie bekommt eine neue Chance.


    Thomas

    Mir gefällt die alte Eterna-Aufnahme der Pimpinone von 1964 mit Erna Roscher, Reiner Süß und der Staatskapelle Berlin unter Helmuth Koch ganz gut, vor allem wegen Reiner Süß und der verrückten 3stimmigen Arie des Pimpinone, in der er imitiert, wie seine Frau mit der Base klatscht, und das natürlich in Orginalstimmlage der beiden. Mit sehr schnellen Wechseln zwischen den einzelnen Personen und viel schnellem Text. Das finde ich, obwohl nicht auf italienisch wie im Orginal verlangt, sogar besser als Michael Schopper in der Aufnahme mit La stagione unter Michael Schneider. Mit dem Schwung und der Spritzigkeit der letztgenannten Aufnahme kann die alte Aufnahme aber nicht mithalten.


    Thomas

    hier noch ein paar weitere Namen:


    Mateo Flecha el Veijo (1481-1553). Berühmt sind seine Ensaladas, die spanische Variante dessen was man Quodlibet nennt, bunte Stücke mit teils derbem Humor. Beispiele sind La Justa, El Jubilate, La Bomba oder El Fuego, einige davon besonders schön eingespielt vom Huelgas Ensemble.



    Diego Ortiz (1518-1558 ). Schon an anderer Stelle erwähnt, ist sein bekanntestes Werk der Trattado de Glosas, ein Lehrbuch über die Verzierungskunst mit zahlreichen Notenbeispielen meist tänzerischer Natur. Empfehlenswert dazu ist die Aufnahme des Quartetts Savall, Koopman, Duftschmid und Lislevand.



    Eine der wirklich besten CDs zum Thema Spanische und portugiesische Komponisten zu Felipes Lebzeiten ist das Officium & Missa pro defunctis a 5 des schon erwähnten Cristóbal de Morales (1500 - 1553) in der Einspielung von Jordi Savall. Wie da die Stimmen und die Bläser verschmelzen ist unglaublich und erzeugt eine andächtige Stimmung, einen Seelenfrieden, wie ich das selten erlebt habe.



    Thomas

    reklov29 schrieb:


    Zitat

    ....so schwierig für den Ausführenden sein Werk umzusetzen....


    Das kann ich absolut bestätigen. Die Gesangspartien sind wirklich nicht einfach zu singen. Im Chor mag das noch gehen, aber als Solist muß man schon wirklich fit sein, Bach´sche Arien ordentlich abzuliefern. Die Schwierigkeit liegt nicht unbedingt darin, die richtigen Töne zu treffen, das ist recht einfach und meist geht´s irgenwie logisch weiter (so jedenfalls meine Erfahrung). Aber man braucht viel Kraft und Ausdauer und vor allen eine gute Atemtechnik, um so ein Ding durchzustehen. Und doch muß das Ganze dann leicht klingen, darf man die Anstrengung nicht hören.


    Thomas

    Mir fällt zu dem Thema eine Textzeile aus Georg Kreislers Chanson über das Triangel ein:


    "... ich bin erst auf Seite 89 dran..." :D


    Aber mal im Ernst, bei den Pauken ist das ja ähnlich. Und trotzdem empfinde auch ich die Pauke als eine unersetzliche Zutat in vielen Werken. Eine Stelle, die mir sehr wichtig ist, das ist das Tuba mirum aus Berlioz´ Requiem. Nach dem die vier Blechorchester bereits die Grundfeste der Welt erschüttert haben, reißt mit einem gewaltigen Paukenwirbel der Erdboden auf. Ich kenne nichts gewaltigeres.


    Thomas

    Hallo,


    auch ich bin erstaunt über den Mangel an Einspielungen der französischen Fassung und stimme dem Lullist voll zu, wenn er schreibt, dass die französische der wiener Fassung weit überlegen ist.


    @Lullist: Die wirst den Furientanz bei Minkowski lieben. Das geht ab, sag ich dir...


    Thomas

    Zitat

    Und ich fürchte auch, daß ohne einige Bemühungen dieser Art der größere Teil seines herrlichen Werks ungespielt bleiben wird - vielleicht zur Befriedigung einiger verschlafenen Lehnstuhl-Puristen....


    Da hat sich Herr Beecham wohl umsonst Sorgen gemacht. Dass der Messias/Messiah heute zu den meistgespielten Oratorien überhaupt zählt, nicht aber in seiner Bearbeitung, sagt meiner Meinung nach schon alles. Aus heutiger Sicht ist Beechams Ansicht nicht mehr als ein Kuriosum in der Aufführungsgeschichte des Werkes.


    Thomas

    Ich habe meine Lieblinge in 3 Kategorien geteilt aufgestellt: a) Komponisten von A-Z, b) CDs mit mehreren Komponisten, die nicht eindeutig zuordenbar sind, Aufnahmen an denen ich selbst beteiligt bin (irgendwelche Konzertmitschnitt via Datrecorder) und sonstiges sowie c) die Schallplatten. Letztere sind nur ein paar Dutzend, deswegen gibt´s da keine interne Ordnung.


    Da es mir Anfang des Jahres gleich mehrfach passierte doppelt zu kaufen, habe ich in einer Aktion, die sich über mehrere Tage (reine Arbeitszeit) hinzog, alles in eine Datenbank eingeklimpert. Ich verwende dazu das Programm Approach aus der Lotus Smart Suite, allerdings in einer älteren Version, ich glaub´ von 2000. Der Grund dafür ist, dass ich zuhause noch win98 installiert habe. Passt also ganz gut zusammen. Und ich kannte dieses Programm schon aus meine Studienzeit. Da habe ich sehr viel aus dem Radio aufgenommen, Konzerte, live-Übertragungen, Spezialsendungen zu irgendwelchen Werken, ARD Nachtkonzert, kurz, alles mögliche. Und da schnell den Überblick verloren, was ich schon alles hatte. Also habe ich mit einer Datenbank angefangen, und die dann auch immer auf dem Laufenden gehalten. Die Menge der Radioaufnahmen haben dann mit dem Eintritt in´s Arbeitsleben stark abgenommen, dafür kann ich mir jetzt ein paar CDs mehr als damals leisten. Natürlich noch lange nicht im gewünschten Umfang :D :rolleyes: , schließlich habe ich nur eine halbe Stelle (d.h. halbes Geld, aber volle Arbeit). Egal, diese beiden Datenbanken halte ich jetzt regelmäßig auf dem Laufenden.


    Ich habe es ganz kurz auch mal mit Access versucht, aber das schien mir wesentlich komplizierter als das Approach. Das hat alles, was ich brauche. Und es ist eigentlich recht einfach zu bedienen. Einen großen Nachteil gibt´s aber doch. Ein Feld kann maximal 254 Zeichen umfassen. Bei Opern reicht das Feld für die Solisten oft nicht aus, um alles einzutragen. Möglicherweise ist das aber bei aktuelleren Versionen nicht mehr beschränkt, ich weiß es nicht.


    Die Idee von Rocco mit dem IVAR als Raumteiler finde ich toll, das werde ich beim nächsten Umzug in eine hoffentlich größere Wohnung auch so machen. Im Moment habe ich ein Regal der gleichen Firma, welches zwar speziell für CDs gebaut ist, dass aber ein paar schlimme Konstruktionsfehler hat (eigentlich völlig unverständlich, da das Zeug von denen sonst sehr praktisch zu handhaben ist). Mit dem Ergebnis, dass man nicht den kompletten Raum voll nutzen kann. So sind z.B. die Schiebetüren zu breit und verdecken so etwas des Regalplatzes. Das habe ich nun schon korrigiert, indem ich diese Türen gekürzt habe. Das zweite Ding, leider nich so einfach zu beheben, ist die ungleiche Höhe der Regalfächer. Das hat zur Folge, dass die CDs im jeweils obersten Fach der 3 Segmente schwer herauszunehmen sind, weil man gar nicht mit dem Finger in die Lücke zwischen CD und Holz kommt, um die CD zu fassen. Da ist zu wenig Platz. Naja, so geht das weiter. Nochmal kaufe ich das Ding nicht. Dann habe ich mir ein weiteres Regal selbst gebaut, natürlich ohne solche Fehler.


    Thomas

    Ich finde das Fagott herrlich, bevorzugt in seiner barocken Fassung. Dessen Klang ist um vieles reicher, als das moderne Pendant. Auch hier, wie bei so vielen "Verbesserungen " von Instrumenten im Laufe der Zeit, wurde der Klang glattgebügelt und damit langweilig. Folgendes sind zwar keine Fagottkonzert, ab doch Stellen, an denen das Fagott sehr prominent vorkommt:


    Bach´s h-Moll Messe: die Bassarie Quoniam tu solus sanctus aus dem Gloria, begleitet von Horn, gleich 2 Fagotten und Continuo. Eine tolle Mischung, wenn von barocken Instrumenten gespielt.


    Das schon erwähnte Kontrafagott in Haydn´s Schöpfung. Ein Lautmalerei bei der Textstelle "...den Boden drückt der Tiere Last..." Da darf das Kontrafagott zweimal seinen tiefen Rülpser ablassen.


    In der französischen Barockmusik sind die Fagotte sehr verbreitet, nicht nur als Farbklecks im Continuo, auch immer wieder hervortretend. Sehr häufig findet man in der Besetzungsliste der Opern mehrere Fagotte.


    Thomas

    Das wahrscheinlich früheste Beispiel eines komplett vertonten Ordinarium Missae ist die Messe de Nostre Dame von Guillaume Machaut (1300-1377).


    Machaut ist neben Philip de Vitry, dem Autor des namesgebenden Traktat Ars nova von 1322 der Hauptvertreter dieser Stilrichtung. Gegenüber der Ars antiqua rückt die Mehrstimmigkeit mehr in den Vordergrund, genauso wie die weltliche Musik. Wie so oft waren die Kirchenväter dagegen. Papst Johannes XXII. verbot sogar unter Strafandrohung in der Bulle Docta Sanctorum die Aufführung dieser Musik in der Kirche.


    Bis zur Messe de nostre Dame vom Machaut gab es "nur" Sammelbände einzelner Messteile die für den Gebrauch immer neu zusammengestellt wurden. Und es hat fast hundert Jahre gedauert, bis wieder eine Messe als ganzes komponiert wurde. Dann aber verbreitete sich diese Gattung sehr schnell. Ein weiteres Novum ist die Vierstimmigkeit der Messe, und sie enthält noch einen sechsten Teil, das "Ite missa est".


    Durch viele leere Quinten (unter anderem) klingt diese Musik sehr herb, irgendwie archaisch. Ich habe eine Weile dafür gebraucht, bin aber nun hingerissen davon. Eine sehr schöne Aufnahme liefert Marcel Peres mit seinem Ensemble Organum. Die Messteile werden durch Gregorianik verbunden und somit in den liturischen Kontext gestellt. Zudem gibt es reichlich Verzierungen. Die Aufnahmen des Hilliard Ensembles und des Ensemble Gilles Binchois haben mir auch gut gefallen. Abraten möchte ich dagegen vom Clemencic Consort. Da wird zu viel Brimborium gemacht. Die vielen Einschübe bei Clemencic machen die Messe selbst kaputt, ja sogar lächerlich.



    Thomas

    Aus der Zeit, als noch keine Kantaten für jeden Sonntag komponiert wurden, sondern Messen :D :


    Die 12 stimmige Missa et ecce terrae motus von Antoine Brumel (1460-1520), eine Ostermesse. Man höre nur das zweite Agnus Dei. Da steckt die ganze Ostergeschichte drin. Die Musik wird immer düsterer, scheint fast stehenzubleiben. Und plötzlich bricht ein gleißender Lichtstrahl durch und jubelnd geht dieser Teil zuende. Es gibt noch andere Aufnahmen als die gezeigte, aber die mit dem Huelgas Ensemble ist mit Abstand die beste (und noch nicht mal teuer):



    Thomas

    Zitat

    just dazu fällt mir gerade ein Werk Carl Philipp Emanuel Bachs [1714-1788] ein:
    Concerto für Hammerklavier, Cembalo und Orchester Es-Dur


    Es wurde 1788 komponiert und hat die Werkverzeichnisnummer Wq 47. Außerdem spielen mit 2 Flöten, 2 Hörner, Streicher und Bass. Weitere Aufnahmen sind, wovon mir die erstere am besten gefällt:
    Christine Schornsheim,Michael Behringer, Freiburger Barockorchester unter Gottfried von der Goltz


    Gustav Leonhardt, Jos van Immerseel, Collegium Aureum


    Thomas

    Ich greife eins der genannten Werke mal heraus, die Memba Jesu Nostri BuxWV 75. Es handelt sich dabei um einen Zyklus von 7 Kantaten, eine jede ist einem Körperteil des gekreuzigten Jesus zugeordnet. Die Instrumentierung ist spärlich, 2 Violinen und continuo. Mit einer Ausnahme. Die sechste Kantate Ad Cor, An das Herz, verlangt für die Begleitung der nur mehr drei Solisten 5 Gamben. Bei allen anderen Teilen dürfen 5 Sänger ran. Für mich sind die Membra Jesu Nostri eine der außergewöhnlichsten Passionswerke überhaupt. Aufnahmen gibt es schon etliche, ich halte Koopman für die gelungenste (außer das Cover, das ist grauslich).



    Eine großartige Kantate ist Wie wird erneuet, wie wird erfreuet BuxWV 110, eine Weihnachtskantate. Die Besetzung ist eine gewaltige, bunt und klangprächtig: 3 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Cymbel, 3 Violinen, 2 Violas und Continuo und erinnert manchmal an die großen Messen von Biber. Auch hier hat wieder Koopman die Nase vorn, wobei mir auch gar keine andere Einspielung bekannt ist. Sie ist, wie die Membra Jesu Nostri auch, in der Koopman Edition auf 4 CDs enthalten.



    Thomas

    Ich für meinen Teil brauche keine Nachfolger der " großen" Drei, ja nicht mal die Drei selbst. Ich kann dem nichts abgewinnen, wenn man meint, singen hätte mit Gewichtheben zu tun. Ich brauche kein minutenlang ausgehaltenes hohes C, natürlich nicht ohne den Anschleifer vorher. Und schon gar nicht in dreifacher Ausfertigung. Gebrüll im Kubik sozusagen. Aus diesem Grund bleiben die Opern Verdis, Puccinis etc. und erst recht Wagners bei mir außen vor.


    Thomas

    Zitat

    oder ob es überhaupt im Forum ,wie mich, leidenschaftliche Klassikhörer wie mich gibt


    Vielleicht solltest du erstmal ein wenig hier herumspazieren, dann bräuchtest du nicht solche Fragen stellen....schließlich ist das ein Klassikforum. Da werden sich schon ein Leute finden, die hin und wieder mal sowas hören. Und schließlich hält der Trend zur Zweit-CD ungemindert an :D


    trotzdem, herzlich willkommen (auch wenn du dich schon vor ein paar Wochen angemeldet hast)!


    Thomas

    Ich kann mit der Persée nicht allzuviel anfangen. Woran´s liegt? Keine Ahnung. Das ist aber die einzige von Lully´s Opern, mit der ich nicht so recht warm werde. Phaeton und Roland sind meine Favoriten. In den schon genannten Einspielungen.


    Thomas

    Also die Toteninsel läßt mich gar nicht mehr los. Rachmaninow baut seine sinfonische Dichtung über dem gregorianischen Dies Irae Motiv (Wer´s nicht im Ohr hat: in Berlioz´ Symphonie fantastique kommt das sehr dominant im letzten Satz). Das durchzieht das ganze Stück, mal mehr mal weniger im Vordergrund. Inspiriert hat den Komponist das gleichnamige Gemälde von Arnold Böcklin:



    Rachmaninow bringt den Höher über die im 5/8-Takt sanft wiegende See auf die Insel, läßt ihn dort Visionen sehen, glühende, extatische, um am Ende wieder in die Anfangstrostlosigkeit zurückzufallen.


    Thomas

    bezüglich Tschaikowsky hab ich gleich noch nachgelegt:



    Zitat

    Jetzt macht dem Thomas und mir doch nicht diese Aufnahme madig


    Keine Sorge, ich hab auch Ohren und kann´s beurteilen (wenn die Bestellung dann in meinem CD-Player liegt). Meine Einschätzung folgt im passenden Thread. Gegen Mono hab ich eigentlich auch nichts....


    Thomas

    Ich habe gestern die 2. mit Ashkenazy auf Decca gehört und war hingerissen. Ein tolles Werk, einfach großartig und wirklich gut interpretiert. Aber noch mehr berührt hat mich die Toteninsel op. 29. Zum Fürchten schön! So düster und gespenstisch.


    Thomas

    @ Ulli
    Ich bin da anderer Meinung. Ich halte unerfahrene Menschen (nicht unbedingt gleichzusetzen mit jungen Menschen) für offener. Ein alter Hase, der liebt seine 5 Opern und 8 Sinfonien und alles, was der neu hört, muß sich damit messen. Der Neuling hingegen probiert dies und jenes, schnuppert mal in die eine Richtung, entscheidet sich dann doch anders.... So ist der Weg zur Erfahrung, man kennt zwar eine Menge aber man kehrt immer wieder zu seinen 8 Sinfonien zurück.


    Ich habe schon oft von Klassikfreunden gehört, dass sie vieles drum gäben, nochmal von vorne anfangen zu können. Nochmal Bruckner 4 zum ersten Mal zu hören.


    Mit dem Zufall stimme ich dir aber zu, das habe ich selbst schon oft erlebt. Ich glaube, dass man sowas auch gar nicht planen kann. Weil es oft die Umstände sind, die offen machen.


    Thomas

    Rachmaninows op. 37. Oooooooooooh ja, das ist ist großartig!!!! Bässe, die schon fast Infraschalltöne von sich geben, extremste Dynamik, gewaltige Spannungsbögen.... Wer diese Musik auf sich wirken läßt (lassen kann), wird ein besserer Mensch! Es gibt ein weiteres gewaltiges Chorwerk von Rachmaninow, die Liturgie des Johannes Chrysostomus op.31von 1910.
    Ich empfehle für beide Werke Aufnahmen unter Valery Polyansy, dem Großmeister russischer Chormusik, das op. 31 gibt´s z.Zt. günstig bei Brilliant Classics. Für Das große Abend- und Morgenlob op. 37 nehme man diese Aufnahme auf Melodia:



    Thomas

    Eine typische Zutat zu den Opern in Hamburg, zu denen die von Keiser und Telemann zählen, aber auch Händels erste Versuche auf dem Gebiet der Oper, Almira und Nero (letztere nicht erhalten), war eine Witzfigur, ein Hanswurst, der sich über vieles lustig macht. Oftmals waren das Sitten und Bräuche der damaligen Zeit, z.B. das Tabakschnupfen oder die Lebensweise an den Höfen, die da auf´s Korn genommen wurden. Das Publikum in Hamburg war ja überwiegend bürgerlicher Herkunft, jeder hatte, vorausgesetzt natürlich, er konnte den Eintritt bezahlen, Zutritt zur Oper. Da kamen solche Scherze gut an. Hier zwei Beispiele, das erste aus Händels Almira, eine Arie des Dieners Tabarco:


    Alter schadt der Thorheit nicht,
    wenn ein greises Angesicht
    noch will junge Mädchen küssen,
    muss er wissen,
    dass sein heißer Zeitvertreib
    ihm den Leib und Lebensfaden bricht.


    Zweites Beispiel aus Keisers Masaniello furioso, eine Szene zwischen dem Gemüsehändler Bassian und dem verliebten Don Antonio:


    ....
    Antonio Doch höre, weißt du nicht ob Marian beim Herzog sei?
    Bassian Ich merk´s, dass Euch der Liebeswurm im Magen sticht. Mein hütet Euch für ein Geweih.
    Antonio Hat keine Schönheit jemals dich entzückt?
    Bassian Nein, sonsten wäre mir ja der Verstand verrückt, denn wer liebt, ist insgemein ein Hase.
    Antonio Was dünkt dich denn um ein paar schöne Wangen?
    Bassian Sie sind ein Teil des Angesichts.
    Antonio Zwei Lippen von Korallen?
    Bassian Von Korallen? Die schicken sich zur Köchin Armband gut.
    Antonio Zwei hübsche Augenlichter?
    Bassian Sind´s Lichter, sind sie gut in den Laternen.
    Antonio Kann dir denn nicht ein schönes Haar gefallen?
    Bassian Zu den Parucken, ja.
    Antonio Und sonst nichts?
    Bassian Nichts als die Nase.
    Antonio Warum denn die allein?
    Bassian Dies sollt Ihr alsbald lernen.


    Aria Bassian
    Es ist gewiss, dass heut ein Mann
    sich brav recommendieren kann,
    wenn seine Nase gut.
    Sie ist in dem Gesichteskreis
    der Mittelpunkt (wie jeder weiß)
    der Prophezeiung tut.


    Es hat sie die Natur erhöh´t,
    dass sie an einem Platze steht
    vor allen Gliedern raus.
    Die zierliche Proportion
    spricht Augen, Mund und Lippen Hohn,
    allein, wie sieht sie aus?


    Die kurze, so vom Kopfe dick,
    hat keinen zierlichen Geschick,
    doch ist sie auch beliebt.
    Sie braucht des Jahrs wohl einen Sack
    vom allerbesten Schnupftobak,
    den Spanien und gibt.


    Rühmt ein Poet ein schönes Haar,
    so stellet er es gülden dar,
    das Aug ist ein Kristall,
    die Lippen müssen Purpur sein,
    doch prangen an der Nas allein
    Rubinen überall.
    .....


    Passend dazu ist jeweils die Musik, man amüsiert sich köstlich.


    Ein weiteres Merkmal der Hamburger Oper ist die reiche Besetzung des Orchesters. So kamen zu den unvermeidlichen Streichern und Continuo sehr oft, ja fast standardmäßig, Trompeten, Pauken, Blockflöten, Oboen & Fagott hinzu. Auch eine "türkische Band" mit Bläsern und Schlagwerk oder Drehleier und Dudelsack waren durchaus üblich. Auch Händel hat sich in seiner Almira an diese übliche große Besetzung gehalten.


    Thomas