Beiträge von Dritte Dame

    Schönen guten Morgen!


    Meine markierten Notenbeispiele beginnen ab T. 31, oder meinst du etwas anderes?

    Au warte, ja, ich sehe gerade, da habe ich Unfug verzapft...
    Man sollte so etwas wohl nicht in noch schlaftrunkenem Zustand auf dem Arbeitsweg schreiben!
    Aber Deine Vorgehensweise ist auch die falsche, in solchen Fällen ist es hier ungeschriebenes Gesetz, dem anderen eingeschränkte Intelligenz zu unterstellen, ich denke mir dann auch einige handfeste Beleidigungen aus, und so machen wir dann eine Weile weiter...
    Wir können uns das aber auch sparen, ich korrigiere mich, und sage Dir, wie's tatsächlich gemeint war und wir setzen dann an diesem Punkt wieder an! :D


    Mein Gehirn hat da im Halbschlaf die Ouvertüre ein wenig verdreht! Also noch einmal in "richtig":


    Was passiert zu Beginn, also bis zum Takt 31? Dieser Teil der Ouvertüre taucht nämlich auch am Ende der Oper auf, wenn der "Steinerne Gast" eintritt, um Giovanni zu bestrafen.
    Ich würde mir bei Mozart schon denken, dass er da einen Zusammenhang herstellen würde. Vielleicht, dass hier, zu Beginn, Giovanni die "Bedrohung" darstellt- eben für Anna.
    Am Ende der Oper wird er dann selber bedroht, durch den Geist ihres Vaters.
    Zu weit hergeholt?



    Und doch: in der Ouvertüre wird dann geschildert wie gezittert und gebangt wird - die Freiwilligkeit, die Donna Anna oft unterstellt wird, wäre hier dann offenbar nicht mehr gegeben.


    Zunächst einmal ist ja gar nicht klar, ob es überhaupt bis zum Äußersten gekommen ist! Da müsste man mal Leporellos Register einsehen ;)



    Aber selbst wenn, würde ich keinesfalls von einer Freiwilligkeit ausgehen! Wenn sie an der Stelle, an der sie Ottavio berichtet etwas verschleiert, so wird das entweder die "Schande" sein ( falls wirklich etwas passiert sein sollte ) oder aber der Umstand, dass Giovanni sie vielleicht doch für einen kurzen Moment fasziniert hat - natürlich nicht während eines Vergewaltigungsaktes, sondern vielleicht während seiner Annäherung.
    Dass sich Giovanni rücksichtslos nimmt, was er will, wird ja an anderer Stelle deutlich: Als er während der Feier in seinem Schloss Zerlina zu vergewaltigen versucht.
    Dieser "Don Juan" hier ist beileibe kein vornehmer Verführer!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Schönen guten Morgen!


    Meine markierten Notenbeispiele beginnen ab T. 31, oder meinst du etwas anderes?

    Au warte, ja, ich sehe gerade, da habe ich Unfug verzapft...
    Man sollte so etwas wohl nicht in noch schlaftrunkenem Zustand auf dem Arbeitsweg schreiben!
    Aber Deine Vorgehensweise ist auch die falsche, in solchen Fällen ist es hier ungeschriebenes Gesetz, dem anderen eingeschränkte Intelligenz zu unterstellen, ich denke mir dann auch einige handfeste Beleidigungen aus, und so machen wir dann eine Weile weiter...
    Wir können uns das aber auch sparen, ich korrigiere mich, und sage Dir, wie's tatsächlich gemeint war und wir setzen dann an diesem Punkt wieder an! :D


    Mein Gehirn hat da im Halbschlaf die Ouvertüre ein wenig verdreht! Also noch einmal in "richtig":


    Was passiert zu Beginn, also bis zum Takt 31? Dieser Teil der Ouvertüre taucht nämlich auch am Ende der Oper auf, wenn der "Steinerne Gast" eintritt, um Giovanni zu bestrafen.
    Ich würde mir bei Mozart schon denken, dass er da einen Zusammenhang herstellen würde. Vielleicht, dass hier, zu Beginn, Giovanni die "Bedrohung" darstellt- eben für Anna.
    Am Ende der Oper wird er dann selber bedroht, durch den Geist ihres Vaters.
    Zu weit hergeholt?



    Und doch: in der Ouvertüre wird dann geschildert wie gezittert und gebangt wird - die Freiwilligkeit, die Donna Anna oft unterstellt wird, wäre hier dann offenbar nicht mehr gegeben.


    Zunächst einmal ist ja gar nicht klar, ob es überhaupt bis zum Äußersten gekommen ist! Da müsste man mal Leporellos Register einsehen ;)



    Aber selbst wenn, würde ich keinesfalls von einer Freiwilligkeit ausgehen! Wenn sie an der Stelle, an der sie Ottavio berichtet etwas verschleiert, so wird das entweder die "Schande" sein ( falls wirklich etwas passiert sein sollte ) oder aber der Umstand, dass Giovanni sie vielleicht doch für einen kurzen Moment fasziniert hat - natürlich nicht während eines Vergewaltigungsaktes, sondern vielleicht während seiner Annäherung.
    Dass sich Giovanni rücksichtslos nimmt, was er will, wird ja an anderer Stelle deutlich: Als er während der Feier in seinem Schloss Zerlina zu vergewaltigen versucht.
    Dieser "Don Juan" hier ist beileibe kein vornehmer Verführer!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame







    Kleiner Nachtrag: Da würde sich jetzt allerdings dieFrage stellen: Was passiert ab Takt 31? Also dann, wenn der "gruselige" Teil aufhört und der "bewegte" Teil anfängt?


    Und bitte nicht enttäuscht sein, ich arbeite mich so nach und nach durch das Buch durch, und bei den Notenbeispielen bin ich noch nicht... Ich glaube, es bringt nicht viel, wenn ich dem jetzt vorgreife!


    Nochmals liebe Grüße von der Dritten Dame

    Was die Ouvertüre angeht, da bin ich mir leider unsicher, wie das genau gemeint ist von Mozart. Denkbar wäre vielleicht auch, dass es sich hier um eine anonyme Frau handelt, um keine konkreten Personen, keine konkrete Handlung. Dass sozusagen nur eine weitere "Eroberung" von Don Giovanni, eine weitere Schandtat aufgeblättert wird. Das mehrmalige Lachen glaube ich würde nicht so wirklich zu der Szene passen, wo Don Giovanni versucht zu fliehen, während Donna Anna ihn festhält.

    Es würde aber passen, wenn Mozart musikalisch schildern wollte, was passiert, bevor sich der Vorhang hebt.
    Die Handlung auf der Bühne beginnt damit, dass man Leporello vor Annas Haus Wache stehen sieht, während Giovanni im Haus was- auch- immer macht.
    Leporello bleibt auch nur kurze Zeit, sich für sich selbst über die miesen Arbeitsbedingungen zu beschweren, da gibt's auch schon einen Mordskrawall, die Tür fliegt auf, und Giovanni stürzt heraus, verfolgt von Anna.
    Tja, und was da genau passiert ist, erfährt der Zuschauer ja nicht! Annas spätere Schilderung bleibt diffus.
    Ich fände es also gar nicht einmal unlogisch, wenn Mozart die Gelegenheit genutzt hätte, das Geheimnis während der Ouvertüre zu lüften?


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Guten Morgen an alle!


    Und an Dich, lieber Hans: Ich will jetzt Deiner Antwort auch nicht vorgreifen, aber als ich Deinen Kommentar mit dem "Hauch von Abschied" gerade gelesen habe, kam mir gleich der Gedanke:"Stimmt, er hat recht!"...


    In der Darstellung von Elina Garanca finde ich zudem diesen Wechsel zwischen "männlich" und "weiblich" bemerkenswert, wie sie da gekonnt zwischen den Rollen hin und her springt...


    Und speziell an Dich, lieber Hosenrolle 1: Ich musste gerade an unsere ausführliche Diskussion über Küsse bei Hosenrollen denken, Du erinnerst Dich?
    Da war uns unter anderem aufgefallen, wie verkrampft gerade diese Küsse oft wirken. Das ist hier ganz und gar nicht der Fall, diese Küsse wirken wirklich erstaunlich "echt"!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Hallo Hosenrolle 1, heute Nacht tanzen wir ja offenbar auf mehreren Hochzeiten!


    Was die Noten angeht, bin ich natürlich noch nicht so weit wie Du, habe das Buch ja gerade erst bekommen...
    Und das arbeite ich jetzt stückchenweise durch, anders wird es wohl auch zu unübersichtlich!
    Was mich natürlich nicht daran hindert, mir Deine Notenbeispiele vorzunehmen.
    Das hieße jetzt also- und diese Interpretation ist mir völlig neu- dass die Ouvertüre schildert, was passiert, bevor sich der Vorhang hebt?
    Don Giovanni, der in Donna Annas Schlafzimmer herumschleicht und sie attackiert?
    Es würde Sinn ergeben!
    Dann aber lügt Anna eindeutig, als sie Ottavio später von dieser Nacht berichtet, denn diesen Einbrecher wird sie wohl nicht wirklich mit ihm verwechselt haben...


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Jungejunge, du bist ja ganz schön auf den Rosenkavalier fixiert, unglaublich

    Ich weiß, es ist furchtbar, aber was soll ich machen?!? Gibt's Therapien dagegen?


    Was zeigt diese Szene? Die Rosenübergabe?
    Und wer sind die Umstehenden, die da knien?


    Das ist die Rosenübergabe, genau. Wobei ich die generell vom Text her auch immer witzig finde,weil darin deutlich wird, was für eine Farce diese ganze Sache im Grunde ist! Octavian redet von der "hochwohlgeborenen Jungfer Braut", weiß aber genau, dass ihr Vater lediglich ein Neugeadelter ist- worauf der Baron übrigens aufs mieseste herumreitet..
    Die Umstehenden sind von der Originalregie gar nicht vorgesehen, sondern lediglich eine schöne Beigabe: Als Sophie auf ihren Rosenkavalier wartet, treten zunächst die Paare in den Raum, tanzen Walzer und bilden dann eine Art Spalier, durch das Octavian mit der Rose schreitet. Ist einfach etwas Schönes fürs Auge.



    Wurde die Handlung in eine bestimmte Zeit verlegt, oder gibt es da Elemente aus verschiedenen Zeitepochen?


    Es ist insgesamt die Epoche, in der das Originalstück spielt, aber zwischendurch gibt's durchaus Anachronismen. So steht beispielsweise eines der Mädchen im Bordell im dritten Akt im Flur und telefoniert...



    Finde ich auf jeden Fall gut! Gefährliche Leute zu verharmlosen, indem man aus ihnen einen dicken Hanswurst macht, finde ich auch blöd.


    Wobei er hier durchaus auch alberne Züge besitzt. Am besten gefiel mir Günther Groissböck als Ochs bei den Salzburger Festspielen 2014 ( Hey, da war Deutschland Fußballweltmeister!!! ) unter der Regie von Harry Kupfer. Der hat es tatsächlich geschafft, ihm das Lächerliche quasi komplett auszutreiben.
    Was bleibt ist schon irgendwie gruselig...


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Und lieben Dank an Hans Heukenkamp für das Einstellen des "Schnipsels". Ich wollte ursprünglich den Trailer posten, aber meine Technik hat da leider nicht mitgespielt...
    Was mir an dieser Inszenierung auch besonders gut gefällt ist, dass hier auch so liebevoll aufs Optische geschaut wurde.
    Die Rosenübergabe beispielsweise ist wunderschön gemacht, nicht nur farblich aufeinander abgestimmt, auch die Idee mit den Walzer tanzenden Paaren im Hintergrund fand ich originell.
    Und der Baron von Ochs platzt dann in dieses Idyll und zerstört komplett...
    Womit ich bei Deiner Frage wäre, Hosenrolle 1!
    Günther Groißböck als Ochs ist ja vom Typ her generell nicht der blöde Primitivling, als der Baron meist dargestellt wird.
    Er ist ein Widerling, ohne Frage. Und es reicht ihm nicht, Sophie mit seinen Annäherungsversuchen auf die Nerven zu gehen. Er demütigt sie da vor allen Umstehenden. Bei diesem Ochs bekommt man Mordgelüste...
    Ach ja, das Bordell am Ende...Das habe ich, ehrlich gesagt, nicht so ganz verstanden, warum "Mariandel" den Ochs ins Bordell beordert!
    Tja, und die Nummer an der Zimmertür? Das Zimmer für juristische Grauzonen? Darf man (n) mit siebzehn eigentlich schon ins Bordell?!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame



    Cherubino UND Octavian in ein und demselben Bett?! Nette Vorstellung, das nenne ich mal Verschandelungstheater de luxe!!! Und mit Sicherheit äußerst erfreulich, sei es nun für Gräfin oder Marschallin! Wo sind die Regisseure, wenn man sie mal braucht?!
    Aber die WM als Ausrede würde ich gelten lassen! So ein 2:1 Sieg kann einen schon mal verwirren und in falsche Threads treiben... War wohl ein Eigentor, was ? ;)


    Liebe Grüße mit jeder Menge Kopfkinos von der Dritten Dams

    Einen wunderschönen Samstag an alle!
    Ich habe vor kurzem einen ganz besonderen "Rosenkavalier" geschenkt bekommen, bzw. dessen Aufzeichnung auf DVD.
    Etwas besonderes in jedem Fall schon einmal durch die Starbesetzung, so Renée Fleming als Marschallin und Elina Garanca als Octavian.
    Für beide war es ein Abschied: Renée Fleming sang die Rolle der Marschallin zum letzten Mal, Elina Garanca wird nicht mehr in Hosenrollen auftreten...
    Dafür geben hier beide ihr Allerbestes, man merkt aber auch dem ganzen Ensemble an, dass hier offenbar alles stimmte und jeder Freude am eigenen Spiel und dem Zusammenspiel mit den anderen hatte.
    Aber ich will auch gar nicht zuviel reden, vielleicht hat ja die oder der eine oder andere Lust, ein paar Eindrücke auszutauschen?
    Vielleicht hatte ja sogar jemand das Glück, diese Aufführung live zu sehen?



    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Lieber Caruso 41, erst einmal danke für die Informationen und die Schilderung Deiner Eindrücke!
    Diese Inszenierung klingt tatsächlich nach einer, die mich sehr interessieren würde.
    Leider gehöre ich nicht zu den Leuten die ausreichend Zeit und finanzielle Mittel besitzen, um "mal eben so" zu einem solchen Ereignis hinfahren zu können.
    Von daher bin ich da in erster Linie als "Zaungast" dabei, eben durch Medien und persönliche Eindrücke anderer, weil ich mich immer über Denkanstöße und neue Ideen freue.
    Meine angebliche "Fixierung" ist da wohl eher eine Neigung, Themen, die ich als interessant genug erachte weiterzuverfolgen, was ja nicht jedermanns Sache ist.
    Manch einem reicht es ja, der Musik zu lauschen und sich über Handlung oder spezielle Inszenierungen keine weiteren Gedanken zu machen- was ja auch in Ordnung ist, muss ja nicht jeder so ticken!
    Und ja, gerade der "Figaro" bietet eine Menge Futter zum Nachdenken. Aber Mozarts Opern sind da ja generell wahre Fundgruben!

    Einen schönen Tag wünscht die Dritte Dame

    Hallo Hosenrolle 1!
    Ich wollte nur eben mal damit angeben, dass ich nun auch das Buch über "Mozarts Musiksprache" besitze!
    Du meintest in einem anderen Thread, dass Du interessante Erkenntnisse über die "Don Giovanni"- Ouvertüre darin gefunden hättest...
    Wenn Du Zeit und Lust hast, mir diese mitzuteilen bin ich ganz Ohr, ich habe ja jetzt auch die passende Grundlage zum Argumentieren!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Hallo an alle, und erst einmal auch ein Dankeschön von mir an Ralf Reck für den ausführlichen Bericht, den ich mit sehr viel Interesse gelesen habe.
    Danke auch an Hosenrolle 1 für das Einstellen des Trailers- übrigens müsste die kurze Szene bei 0:36 aus dem "Venite iginocchiatevi" sein, vermute ich einmal.
    Es sieht so aus, als würde da auch verkleidet und ein wenig an Cherubino "herumgemacht" werden...
    Der Trailer hat mich dahingehend neugierig gemacht, weil die Darstellung einerseits etwas "klamaukig" wirkt ( auch durch das Bunte, Grelle der Kostüme und der Schminke ), das Ganze aber gerade darum auch etwas Surreales hat, worauf auch das Bühnenbild hindeutet und beispielsweise auch die starre Mimik der Darsteller.
    Die politischen Aspekte wurden ja wohl nicht völlig außer acht gelassen, denn dieses Bett in der Bühnenmitte wird wohl auf das "Ius primae noctis" hinweisen?
    Vielleicht weiß ja jemand Genaueres über die Intentionen der Regie?


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Hallo Hosenrolle 1!
    Schön, von Dir zu hören! Auf das Buch warte ich leider immer noch, aber wir können ja trotzdem schon einmal in den "Musiksprache"- Thread wechseln, wenn Du Zeit und Lust hast und uns schon einmal "warm reden".
    Oder ich schaue erst einmal.im "HIP"- Thread vorbei und gebe mit meinen zwei weiteren neuen Errungenschaften an! Ich habe mir jetzt endlich die Jacobs- Version vom "Don Giovanni" und vom "Figaro" geleistet! Aber besser, wir wechseln wirklich
    den Thread!


    Bis dann, liebe Grüße von der Dritten Dame

    Ach ja, einen besonderen Gruß an Dich, Hosenrolle 1! Habe mir jetzt auch das Buch "Mozarts Musiksprache" bestellt, damit Du nicht immer nur alleine auf Spurensuche gehen musst. :hello:


    Lieben Gruß, die Dritte Dame

    Für mich ist Anna die unsympathischte Person im Don Giovanni. Der arme Ottavio tut alles für sie und sie hält ihn nur hin und zeigt keine Spur von Dankbarkeit

    Also auch kein Mitglied des Anna-Fanclubs! ;)
    Bei den Damen besetzt Anna in meinem Ranking um die Unsympathischste auch Platz eins, bei den Herren topt niemand den Titelhelden, dicht gefolgt von Ottavio.
    Bis auf Elvira kann man im Grunde den ganzen Adelsstand dort vergessen!
    Und Elvira könnte ich auch dafür durchschütteln, dass sie Giovanni immer noch hinterher heult...
    Also, im Grunde wie im "Figaro": Der Adelsstand schlägt entweder über die Stränge oder jammert herum- und die Arbeiterklasse rockt die Party!
    Aber da kommt mir gerade der Gedanke, ob das Team Mozart/ da Ponte das vielleicht sogar so beabsichtigt haben könnte...?


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    In da Pontes Libretto und Mozarts Musik können wir nichts finden, was diese “Ideologie” begründet. Zwischen Donna Anna, Don Ottavio und dem Komtur besteht eine “empfindsame Dreierkonstellation, wie sie uns in zahllosen Dramen des späten 18. Jahrhunderts begegnet” (Borchmeyer). Don Ottavio ist kein Schwächling, aber “der typisch zärtliche Bräutigam, dessen maßvolle, in ihrer Verhüllung von Sinnlichkeit und Leidenschaft den empfindsamen Gefühlscode niemals verletzende Liebe mit der Vater-Tochter-Beziehung vollkommen harmoniert”. S

    Vater- Tochter- Beziehung? Wenn ich mir die damali Zeit so anschaue... Vielleicht bin ich da ja echt zu gefühlskalt, aber ich bin mir nicht sicher, inwieweit Anna nicht auch einen auf "Klageweib" macht, was ihren Vater angeht...
    ( Au warte, bis jetzt hat der "Barbarina- Fan- Club" mich noch nicht gelyncht, aber vielleicht erledigt das Versäumnis ja jetzt der "Anna- Fanclub"...)
    Natürlich ist es schrecklich, was da passiert ist, aber leidet sie tatsächlich SO sehr darunter?
    Der Tod war zu dieser Zeit allgegenwärtiger Begleiter und der Adel hatte weiß Gott keine enge Beziehung zu den Eltern!
    Da waren die Kinder "kleine Erwachsene", mussten parieren und funktionieren und um den adligen Nachwuchs kümmerten sich die Eltern doch kaum.
    Würde ein Cherubino dermaßen zusammenbrechen, wenn ihn im almavi'schen Schloss die Nachricht vom Tod seiner Eltern erreichen würde...?


    Nachher dann mehr, bin bereit, in der Luft zerfetzt zu werden für meinen Mangel an Empathie und Sensibilität. ;(


    Liebe Grüße von der Dritten Dame









    Guten Morgen!
    Habe mich endlich ein wenig mit den von Dir eingestellten Zitaten beschäftigen können, lieber Hosenrolle 1!
    Zunächst einmal:

    Zitat
    Aber Hoffmanns Sicht auf Donna Anna könnte doch stimmen, ihre heimliche Leidenschaft, ihre Liebe für den Unbekannten, der sie vergewaltigen wollte? Wie

    kan man sich nur einen Moment vorstellen, dass eine starke Frau wie sie einen Schwächling wie Don Ottavio lieben kann?

    Was impliziert eigentlich, dass Anna eine "heimliche Leidenschaft" für Giovanni hegt?
    Dass sie etwas vor Ottavio verheimlicht, als sie ihm die Vorgänge dieser verhängnisvollen Nacht schildert? Mozarts Musiksprache "redet" hier ja lediglich von einem "Verschleiern", nicht von einer "Lüge".
    Und dass sie nicht in allen Einzelheiten schildern möchte, was denn da passiert ist, kann ich gut nachvollziehen. Vermutlich möchte sie das selber am liebsten vergessen...
    Was ich mir allerdings schon vorstellen könnte ist, dass sie "verschleiert", dass Giovanni irgendwie eine gewisse Faszination auf sie ausgeübt hat- zumindest im ersten Moment!
    Dass er so faszinierend ist, dass jede den Verstand ausknipst, halte ich bei diesem Giovanni hier für mehr als unwahrscheinlich!
    Zerlina fasziniert er auch, trotzdem kreischt sie in höchsten Tönen, als er sie während der Feier im Schloss solcherart bedrängt- also sollte Giovanni DIESE Strategie eventuell mal überdenken. Lieber mal öfter mit Mandoline unters Fenster stellen...
    Was ich ihr keinesfalls abnehme ist, dass sie tatsächlich dachte, Ottavio vor sich zu haben! Keine Frau, die nicht unter erheblichen Wahrnehmungsstörungen leidet, verwechselt den Partner mit einem anderen Mann- nicht einmal im Dunkeln!
    Aber die Autoren dieser Oper sind männlich, vielleicht dachten sie sich bei dieser Aussage tatsächlich nichts und hielten das für möglich.
    Ottavio schluckt das ja auch...


    Und noch eine weitere Anmerkung: Was macht Anna eigentlich zu einer "starken Frau"? Die einzige Szene, in der sie Stärke zeigt ist die Anfangsszene, in der sie Giovanni verfolgt. Die will ich auch nicht herabsetzen, natürlich ist das beeindruckend, aber es ist eben eine Ausnahmesituation und viele Menschen wachsen in einer solchen über sich hinaus.
    Wäre sie ansonsten auch so gestrickt, würde ich gar nichts sagen... Aber außerhalb dieser Szene ist sie im Grunde nur am Jammern und passt damit zu Ottavio, der auch nur redet und nichts tut!
    Die "starken" Frauen dieser Oper sind für mich eindeutig Elvira und Zerlina, denn die stehen alleine für sich ein, jede auf ihre Art, aber ohne männliche Hilfe!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Hier möchte ich dir ausdrücklich zustimmen, lieber Michael. Ich finde die Intervention von "operus" auch umso überflüssiger, als ihn Begriffe wie "verseucht", "Gesindel", "ausmerzen" und "Dreck" in aktuellen und vergangenen Diskussionen so gar nicht zu stören scheinen (zumindest mahnt er da keine anderen Töne an). Eine saloppe Ausdrucksweise ist das eine, ausübenden Künstlern und denen, die eine bestimmte Kunstausübung gut heißen, mit solch einem martialischen Vokabular zu begegnen, das andere. Wäre dem Ehrenpräsidenten und Außenmisnister tatsächlich an einer positiven Außendarstellung dieses Forums gelegen, wüsste er, wo er mit seiner Mahnung ansetzen müsste.

    Wenn eine angemessene Ausdrucksweise gefordert wird, bin ich davon ausgegangen, dass auch von solchem Vokabular wie dem oben genannten Abstand genommen werden sollte! Das war für mich irgendwie selbstverständlich!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Klassikliebhaber und unser Tamino-Forum verdienen doch sicherlich zumindest die Umgangssprache: Also wie wäre es, wenn wir weniger mit Ausdrücken aus der Vulgärsprache kokettieren und uns mehr um treffende Formulierungen mit Niveau und Stil bemühen würden?

    Nachdem ich diesen Thread zwei Tage lang verfolgt habe, würde dies auch meine Zustimmung finden- wobei ich ein wenig Umgangssprache zwischendurch nun nicht dramatisch und auch ganz erfrischend finde, sofern sie nicht dazu benutzt wird, andere damit zu beleidigen oder zu beschimpfen!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Einen wunderschönen guten Morgen an alle!


    Habe diesen Thread die letzten zwei Tage mitverfolgt und möchte an dieser Stelle allen Beteiligten danken für die Erkenntnisse, die ich dadurch für mein weiteres Leben ableiten kann, so zum Beispiel:


    1. Man kann sich über Kleinigkeiten im Leben wie die Aufführung der "Fledermaus" ( sei die Inszenierung nun gelungen oder weniger gelungen) -dermaßen ereifern als säße man in der Kyoto- Konferenz.


    2. Es schadet nichts, dem andersdenkenden Gesprächspartner gegenüber zu Überzeugungszwecken auf ein Niveau zurückzugreifen, das an das einer Whatsappgruppe von Drittklässlern erinnert, die über den neuen Mathelehrer diskutiert.


    3. Junge Damen, die spezielle Dienstleistungen betreiben erkennt man daran, dass sie tätowiert sind ( Recht herzlichen Dank auch für diesen Hinweis, denn da verstecke ich in Zukunft doch lieber den neckischen kleinen Schmetterling, der sich seit ca zwanzig Jahren in meinem Nacken befindet, um nicht der ganzen Metropole zu demonstrieren, womit ich früher mein Geld verdient habe.)


    4. Befürworter des Regietheaters sind gleichzusetzen mit Ungeziefer, Ratten und Schmeißfliegen.
    Da ich grundsätzlich jeder Inszenierung gegenüber aufgeschlossen bin, sofern mir der Regisseur eine nachvollziehbare Begründung präsentieren kann, passe ich aus Sicherheitsgründen beim nächsten Gebrauch von Insektenspray lieber besonders auf, nicht, dass es mich auch noch erwischt, denn das wäre doch jammerschade!


    Allen einen zauberhaften Sommertag mit lieben Grüßen von der Dritten Dame

    Und Dir, Hosenrolle 1, ganz herzlichen Dank für das Interview, das ich mit sehr viel Interesse gelesen habe!
    Da gibt's so einige Punkte, die ich gerne zerpflücken würde, aber jetzt ruft mich leider die Arbeit...
    Aber ist schon so: In Don Ottavio steckt schon mehr als "Füllmaterial"...


    Nochmal sonnige Grüße, die Dritte Dame

    Hallo und einen wunderschönen guten Morgen!


    @ Fiesco: Was HIP angeht sprichst Du mir aus der Seele, ich orientiere mich da auch gerade um.
    Mir geht's so, dass mir die "anderen" Aufnahmen im Vergleich dazu jetzt irgendwie total langweilig vorkommen...
    Hatte vor kurzem ein schönes Erlebnis dazu: Da legte meine Tochter eine CD mit gesammelten Mozart Ouvertüren ein ( kein HIP!), hörte sich das eine Weile an und beim "Don Giovanni" angekommen meinte sie:"Sag mal, gibt's das nicht auch in anders?"
    Ich besitze leider noch nicht allzu viel "in anders" ;), aber ich arbeite daran...


    Und selbstverständlich dankeschön für die Infos! Da kann man schon manchmal den Überblick verlieren, welche Arie jetzt wann, für wen und welche Aufführung komponiert bzw. nachkomponiert wurde! Vom "Figaro" gibt's da ja auch die eine oder andere Story...


    Einen schönen, sonnigen Tag wünscht die Dritte Dame



    1. Francesco Morella, der Wiener Don Ottavio, scheint die Koloraturen der Arie No. 21 „Il mio tesoro intando“ gefürchtet zu haben, so dass sich Mozart entschloss, die Nummer ersatzlos zu streichen und eine dem Gesangsstil Morellas besser entsprechende neue Arie zu komponieren (KV 540a), die – dramaturgisch unverständlich – nach dem Rezitativ „Come mai creder deggio“ aus der Scena XIV des ersten Aktes eingeschoben wurde. Mozart trägt sie am 24. April 1788 in sein eigenhändiges Werkverzeichnis mit folgenden Worten ein: Eine Aria zur Oper: Don Giovanni in g dur. Für M:r Morella. Dalla sua pace etc: / 2 Violini, Viole, 1 flauto, 2 oboe, 2 Corni, 2 fagotti, e Bassi.
    Diese neue Ottavio-Arie ist in Mozarts Handschrift überliefert.

    Das ist ja interessant! Also ist die erste Arie die nachkomponierte nicht die zweite, da hatte ich Fehlinformationen!
    Und erklärt, warum die erste im Vergleich eher langweilig ist...
    Aber auch ungewöhnlich, dass hier eine einfacher zu singende Arie "nachgeschoben" wird. Soweit ich weiß, hatte Mozart meist das umgekehrte Problem, eben, dass die Sänger und Sängerinnen viel Wert darauf legten, dass ihre Arien nicht zu einfach waren, eben, weil sie ihr Können zeigen wollten.
    Heute werden ja für gewöhnlich beide gesungen. Merkwürdig, dass die zweite bei der Jacobs- Version fehlt!


    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Okay, habe gerade nachgesehen, das "Il mio tesoro" ist auch bei der Live- Aufnahme nicht dabei.
    Aber ich glaube, mich zu erinnern, dass das auch so ein Stück ist, das Mozart im Nachhinein erst komponiert hat...


    Ach ja, dafür gibt's in beiden Versionen das Duett zwischen Zerlina und Leporello, das Mozart für die Wiener Premiere damals nachkomponiert hat und das in der Regel immer weggelassen wird!


    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Guten Morgen, dankeschön fürs Einstellen!


    Das "Dalla sua pace" befindet sich auf 56:25, das Rezitativ beginnt ab 55:56.


    Danke auch für die Live- Aufnahme, da war ich selbstverständlich auch gleich unterwegs, da beginnt das Rezitativ bei 56:55 und die Arie bei 57:24.


    Ich mag ja das "Il mio tesoro" ( von mir so abfällig als "Geht schon mal vor, ich komme dann nach..." bezeichnet...) Rein musikalisch lieber, aber das ist leider nicht dabei, zumindest nicht bei der ersten Aufnahme, bei der zweiten schaue ich gleich nochmal!


    Mit den Verzierungen hält sich glücklicherweise in Grenzen, da bin ich auch echt empfindlich. Die bei Angelika Kirchschlagers Cherubino beispielsweise .waren mir wirklich zuviel des Guten...


    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Außerdem gibt der Autor den Hinweis, dass jede Übersetzung dieses Satzes anders lautet, und am weitesten in die falsche Richtung die Übersetzung von Georg Schünemann in Soldans verbreitetem Klavierauszug (Peters-Verlag) geht, wenn aus "Genug für dich spricht die Liebe in mir" ein "Denn auf ewig bleib ich dir nur ergeben." wird. Also eine ordentliche wörtliche Übersetzung gehört auf jeden Fall zur Grundausstattung!

    Au warte, stimmt, der Satz hat ja mit dem Original wirklich gar nichts mehr zu tun!
    Aber das ist auch eine andere Szene- in der Ottavio Verhalten allerdings auch nicht wirklich für ihn spricht. Er drängt da erneut auf Heirat, und sie bittet ihn, noch zu warten, weil ja gerade erst ihr Vater ermordet wurde ( Kann ich irgendwie verstehen..).
    Er allerdings nicht! Er wirft ihr daraufhin knallhart vor "durch neues Verzögern mein Leid zu mehren" und setzt noch einen drauf, indem er sie "Grausame" nennt. Spricht nicht unbedingt für emotionalen Tiefgang...




    Liebe Grüße, die Dritte Dame


    P.S. @ Hosenrolle 1: Du hattest doch mal in einem anderen Thread diese komplette Aufnahme des Don Giovanni in HIP gepostet.
    Vielleicht magst Du die hier ja noch einmal einstellen, damit andere auch mal 'reinhören, ich war total begeistert davon!
    Und ich suche auch gerne die Zeit heraus, wo sich Don Ottavios erste Arie befindet, damit's zum Thema des Threads passt...







    Vor Jahren habe ich in Darmstadt mal eine gute Inszenierung gesehen, in der Don Ottavio nach Giovannis Höllenfahrt mit zwei Ordnungshütern auftaucht, um den Wüstling und Verführer der weltlichen (Straf-)Ordnung zuzuführen. Allerdings kam ihm hier das himmlische (oder höllische?) Strafgericht zuvor.
    Ebenfalls in Darmstadt (ein paar Jahre später, wahrscheinlich unter John Dew) sah man einen Don Ottavio, der einem Kranz unter der Statue des Komturs einen wütenden Tritt versetzte. Auch glaube ich mich zu erinnern, dass der Komtur nicht von Don Giovannis Degen getötet wurde, sondern rückwärts in ein Messer oder einen Degen von Anna oder Ottavio stürzte und durch diesen Unfall starb. Interessante Ideen, die aber auch nicht weiter vertieft wurden.

    Das mit den Ordnungshütern ergibt Sinn, denn Ottavio holt ja als letzte Amtshandlung bevor Giovanni zur Hölle fährt die "weltliche Gerichtsbarkeit" zur Hilfe.
    Warum Ottavio aber der Statue des Komturs einen Tritt versetzen sollte, verstehe ich nicht so recht.
    Und dass der Komtur in Annas oder Ottavios Messer bzw. Degen fallen sollte, finde ich total abwegig!
    Ottavio fällt sowieso weg, denn der kommt ja ( wie üblich!) zu spät. ;(
    Und das Anna da praktisch versehentlich ihren Vater von hinten ersticht ( sie ist laut Regieanweisung in diesem Moment eh nicht auf der Bühne, da sie Ottavio zu Hilfe holt), ist ja eine ganz schön gewagte Interpretation!
    Damit wäre der Tod des Komturs ja im Grunde nur ein bedauerlicher Unfall, an dem Anna auch noch mehr oder weniger schuld ist- was schlussendlich aus Giovanni "nur" einen Sittenstrolch macht...
    Mal ganz abgesehen davon, Hosenrolle 1, hast Du natürlich insofern recht, dass das Duell im Orchester sehr deutlich geschildert wird- auch für diejenigen unter uns, die sich mit Mozarts Musiksprache nicht so gut beschäftigt haben wie Du...
    Was mich zu meiner nächsten Frage bringt: Wir hatte ja schon sehr ausführlich über Annas Schilderung von Giovannis nächtlichen Überfall gesprochen, aber Ottavio dabei im Grunde außen vor gelassen.
    Vielleicht findest Du ja da noch etwas heraus? Daran, wie er auf Annas Schilderung reagiert? Da lässt sich ja vielleicht noch etwas über seinen Charakter herausfinden...


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Musikalisch finde ich beide Arien toll, aber sie sagen erst einmal nur aus, was man eh das ganze Stück über erlebt: dass er in seine Verlobte offenbar bis über beide Ohren verknallt ist ( "Dalla sua pace" singt er ja für sich, würde er damit auch andere beglücken, würde mir schon der Gedanke kommen, ob er vielleicht nur so macht...) und die zweite, pardon, macht auf mich vom Sinngehalt so den Eindruck:"Geht Ihr schon mal vor, den Bösewicht fangen, ich komme dann nach, ich muss ja der Anna erst einmal hinterher!"- die ihm im übrigen ständig wegen ihrer Rachegelüste auf den Zehen steht..


    Liebe Grüße von der Dritten Dame