Beiträge von Dritte Dame

    Achso, mir ist noch ein wesentlicher Grund eingefallen, warum der Graf sich so bemüht, Susanna vor der Hochzeit zu bekommen: er will entjungfern, und nach der Hochzeit ist Susanna keine Jungfrau mehr und damit für ihn uninteressant.

    Dann dürfte er Barbarina aber auch nicht mehr besuchen...


    (Heißt Cherubino nicht Leon mit richtigem Vornamen? Ich bilde mir ein, bei Beaumarchais heißt der Sohn von ihm so wie er selbst, oder so?

    Doch, das ist, glaube ich, sogar sein erster Vorname! Léon- Chérubin. Aber da wollte Ponelle wohl witzig sein...


    Kannst du mir vielleicht sagen wie die Arie heißt, dann suche ich mal nach den Regieanweisungen hierzu!

    Mit dieser Szene beginnt Ponelle den dritten Aufzug, der aber eigentlich laut Textbuch mit dem Rezitativ des Grafen beginnt: "Che imbarazzo è mai questo!"
    Bei mir steht da nur "Der Graf geht auf und ab, allein"



    Okay, stimmt... Das ist ihm offenbar schon peinlich! Aber vom Treffen im Garten hält ihn auch weder sein noch Susannas Trauschein ab- allerdings hat ihn ja auch Susanna dazu eingeladen...


    DassBarbarinasagt"Gib ihn mir zum Mann", verbunden mit dem Ausplaudern, was der Graf mit ihr macht, und vom Grafen habe ich zumindest keine Ablehnung gehört, nach dem Motto "Nein, nichts da, Cherubino reist ab". Deswegen glaube ich, dass er ab diesem Zeitpunkt zumindest geduldet ist, weil der Graf zum einen denkt, dass die beiden wohl heiraten werden, zum anderen bekommt er kurz darauf den vermeintlichen Brief von Susanna und freut sich so, dass er vielleicht an andere Dinge denkt. Das wäre jetzt meine Interpretation

    ...und dass die Gräfin, nachdem Barbarina da munter Intimes aus geplaudert hat, gleich sehr schnippisch seine eigenen letzten Worte an sie wiederholt ( "Herr Graf, und nun?") , hält ihn vermutlich auch von weiteren Sanktionierungsmaßnahmen Cherubino gegenüber ab... ;)
    Und auch Figaro, der durch Cherubinos Anwesenheit doch etwas überrascht ist, kommt ihm noch blöd! In diesem Moment steht der Graf echt nur blamiert da! :D


    Ach, noch einmal zu der Sache mit dem Patent! Da kam mir noch eine Szene aus der Ponelle- Verfilmung in den Kopf, vielleicht erinnerst Du Dich?
    Zu Beginn des dritten Aktes, bevor der Graf sein ewig langes Selbstgespräch beginnt, sieht man das Patent in voller Schönheit eingeblendet und so lange, dass man es Wort für Wort entziffern kann.
    Der Graf knallt dann mit Nachdruck und jeder Menge Wut das Siegel darunter und überreicht das Schriftstück kommentarlos Basilio. Hier war dem Regisseur also offenbar wichtig zu sagen: Cherubino muss weg! Der hat keinerlei Recht mehr, da zu bleiben!
    Aber was mich da sehr erstaunt hat, war der Name auf dem Patent, da steht nämlich "Angelo Cherubino d'Almaviva".
    Okay, Cherubino als Erstnamen "Angelo" zu verleihen ist eine nette Sprachspielerei, aber was wollte Ponelle mit "d' d'Almaviva" zum Ausdruck bringen? Etwa eine Verwandt Schaft zwischen den beiden andeuten? Dann würde das Verhalten des Grafen natürlich noch mieser 'rüberkommen, wenn er da seinen Neffen oder Cousin dritten Grades in die Wüste schickt, oder?




    Ganz, ganz eisige Grüße von der Dritten Dame

    Ich glaube nicht, ich denke nur, dass das nur eine schnelle Notlösung war, damit sich alles beruhigt. Dass Barbarina sagt "Gib ihn mir zum Mann", verbunden mit dem Ausplaudern, was der Graf mit ihr macht, und vom Grafen habe ich zumindest keine Ablehnung gehört, nach dem Motto "Nein, nichts da, Cherubino reist ab". Deswegen glaube ich, dass er ab diesem Zeitpunkt zumindest geduldet ist, weil der Graf zum einen denkt, dass die beiden wohl heiraten werden,

    Ich denke, der Trauschein kann bei dem Verein dort eh in die Altpapiertonne gedrückt werden! Der hält dort niemanden von irgendetwas ( oder irgendjemandem! ) ab...
    Ich habe auch nie so ganz verstanden, weswegen Figaro davon ausgeht, dass der Graf Susanna in Ruhe lassen wird, wenn sie erst verheiratet sind. Gute, alte Nostalgie, weil Bartolo damals auch aufgegeben hat, nachdem der Graf mit Rosina verheiratet war?
    Aber der war damals in erster Linie auf Rosina Geld aus!
    Schon witzig, oder? Im ersten Teil der Figaro- Trilogie sind fast alle nur geldgierig, im zweiten drehen sich die Intrigen um Liebe und Sex... Was bleibt da noch für Teil drei, das die meisten Leute umtreibt? Macht? Die Weltherrschaft?


    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Schönen guten Morgen!

    Absolut fürchterlich, gewollt lustig, gewollt erotisch, gewollt modern, klischeehaft und innovationslos, mit seltsamer Auswahl der Sängerinnen.

    Ich hab's mir angesehen und weiß auch nicht so recht, was ich dazu sagen, ob ich lachen oder weinen soll! Prinzipiell bin ich ja auch modernen Inszenierungen aufgeschlossen, aber das hier...
    Michael Jackson rotiert vermutlich im Grab!
    Und die Verkleidungs- oder eher ja ENTkleidungsszene erinnert geradezu peinlich an Salzburg 2006. Wobei diese Szene ja bei Guth tatsächlich eine Aussage besaß, sich sogar am Text orientierte usw- wir ha en ja in diesem Thread schon ausführlich darüber diskutiert!
    Hier erinnert mich Susannas Gebaren eher an eine Domina, wie sie da mit dem Gürtel knallt und Cherubino grob die Kleider vom Leib gerissen werden.
    Zur Auswahl der Sängerinnen: Da muss der Graf schon blind und ohne Tastsinn sein, wenn er da eine mit der anderen verwechseln soll... :D




    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Wenn sie allerdings selbst auftaucht, dann verdüstert sich der Ton merklich, eben diese immer weiter in die unschöne Tiefe absteigenden Modulationen, und ihre Arie in f-Moll.

    Dann ist diese, manchmal schon überdreht wirkende Fröhlichkeit, vielleicht wirklich nur Fassade, weil Barbarina im Grunde innerlich kaputt ist? Weil sie von den Männern da im Schloss ausgenutzt wird und sich nicht wehren kann?
    Ähnlich wie Cherubino, der ja von den Erwachsenen auch hin und her geschubst wird, wie' s gerade so passt?
    Das würde die zwei dann irgendwie verbinden...



    Liebe heute einmal wieder sternenklare Grüße, die Dritte Dame

    Ich weiß nicht genau, wie die Verhältnisse im 4. Akt sind, aber ich meine, dass der Graf Cherubinos Patent zerrissen hat, und das Thema damit einmal erledigt ist, und dass er Cherubino Barbarina zum Mann gegeben hat, der Junge für ihn daher quasi auch kein Konkurrent mehr ist. Der Graf beobachtet ja die verkleidete Gräfin, die er für Susanna hält, und den Pagen, und sagt für sich "Wenn der freche Kerl noch lange bleibt verdirbt er die Geschichte.". Das klingt mir irgendwie sehr zurückhaltend, er hätte ja auch so aufbrausend sein können. Als er Cherubino ohrfeigen will, sagt er "Damit ihr das nicht nochmal tut, nehmt das!".

    Ich würde es Cherubino ehrlich gönnen, wenn da endlich einmal Ruhe einkehren würde, aber leider hat er offenbar innerhalb kürzester Zeit ein neues, diesmal korrekt gesiegeltes Patent in der Tasche, denn als Antonio ihm kurz vor dem Auftritt der Blumenmädchen berichtet, der "kleine Page" sei noch immer im Schloss, antwortet der Graf wütend "Zu dieser Stunde sollte er längst in Sevilla sein!"
    Als er ihn zwischen den Blumenmädchen erwischt, bekommt er auch gleich wieder eins auf den Deckel, weil er immer noch nicht abgereist ist...
    Und im Garten kommt er vermutlich nur mit einer Ohrfeige davon, weil der Graf Wichtigeres zu tun hat, als sich schon wieder mit dem "verfluchten Pagen" zu beschäftigen... ;)
    Und dass er Cherubino und Barbarina tatsächlich vom Fleck weg verheiratet hat, kann ich mir nicht vorstellen! Die sind beide noch minderjährig, Antonio war von Barbarinas Aktion, den Grafen zu brüskieren nicht wirklich begeistert, bei Cherubino müssten wohl auch Eltern oder wer auch immer zustimmen...
    Und würde der sich überhaupt so mir nichts dir nichts verheiraten lassen?
    Und wenn ja, hätte man das nicht gleich erledigen können, wo eh schon zwei Hochzeiten am Laufen sind? Das hätte man sich bei einer Komödie doch nicht nehmen lassen, oder?
    Ich glaube, an Cherubinos Stelle würde ich freiwillig aus diesem Irrenhaus verschwinden!!!




    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Kein Problem, vielleicht drücke ich mich auch missverständlich aus! Ich meinte, wenn man sich die Rezitative anschaut, in denen Barbarina erwähnt wird ( z.B. ganz zu Beginn, wenn Cherubino erzählt, dass er bei ihr erwischt wurde ) , dass man da auch mal schauen könnte, was da von den Tonarten her passiert? Ob das etwas über die Einstellung der anderen zu Barbarina verraten könnte? War nur so ein Gedanke...



    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Ich habe gerade nachgesehen, Cherubino erwähnt Barbarina zwei oder dreimal kurz, und einmal tut es der Graf, als er davon berichtet, wie er Cherubino unter der Decke fand. Danach taucht Barbarinas Name erst auf, als sie selbst auftaucht. Wäre das brauchbar?

    Ich glaube, da haben wir uns jetzt missverstanden! Ich meinte nicht, was über sie erzählt wird, sondern, weil Du doch gerade am Nachschauen nach den Tonarten bist, ob da vielleicht etwas Auffälliges passiert, wenn von Barbarina die Rede ist...


    Liebe, immer noch eiskalte Grüße von der Dritten Dame

    Das ist wirklich nicht mehr schön
    Ich finde den Gesang hier aber auch nicht so gut, mir wirkt die Stimme zu gepresst, zu scharf, das dunkle Timbre klingt für mich nicht wirklich warm wegen der Schärfe.

    Ich weiß :D !
    Das ist Marianne Crebassa, über die haben wir im "Hosenrollen"- Thread schon einmal diskutiert- und festgestellt, dass wir nicht unbedingt einer Meinung sind, was ihre Stimme angeht ;)
    Habe mich an sie erinnert gefühlt, weil sie hier halt auch wie ein heuriger Hase durchs "Voi che sapete" durch getrieben wird!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Mit der Diskussion um "mitteltönige Stimmungen" bin ich leider überfordert, da müssen die Musiktheoretiker 'ran ;(


    Was Barbarina angeht: Ich nehme mir jetzt einmal vor, ihr gegenüber etwas aufgeschlossener sein... Was für Dich die Susanna, ist für mich halt Barbarina vom Grad der Sympathie her! :D


    Wie, da wird einfach vom Rezitativ was weggekürzt? Auch in neueren Aufnahmen und Aufführungen, oder hauptsächlich bei älteren, wo mich sowieso nichts mehr wundert? (Ich werde mir die Tonarten dieses Rezitativs auch noch ansehen!)

    Ich kenne sowohl ältere als auch neuere Aufnahmen und kann nur wiederholen: Ich habe dieses Rezitativ nie vollständig gesehen oder gehört!
    Diese wirklich liebe Geste, dass sie Cherubino etwas zu essen bringt ( ob das nun ein Freundschaftsdienst ist oder mehr...) wird durch die Bank gestrichen!


    Hmm ... vielleicht wollte man ein Kind nicht sagen lassen, dass es jemanden liebt, weil das Publikum dann eventuell gedacht hätte "Geh bitte, so ein junges Mädel, das wie die Erwachsenen von Liebe redet". Wenn sie aber sagt, dass sie ihn mag, dann klingt das für mich irgendwie ernster und altersgemäßer.

    Wobei Cherubino ja mehr als deutlich von "Liebe" redet, und soviel älter ist der ja nun nicht... Oder meinst Du, es macht einen Unterschied, dass er ein Junge ist? Zumindest fürs damalige Publikum?


    Da bin ich mir nicht so sicher, auch wenn das eine gute Interpretation ist. Ich habe es eher so verstanden, dass sie schon hauptsächlich an Cherubino interessiert ist, und durch die Zudringlichkeiten des Grafen etc. desensibilisiert ist, dass ein Kuss für sie schon zum Alltag gehört, und nichts besonderes mehr ist.

    Oje, das macht schon Sinn... Erinnert unangenehm an mißbrauchte Kinder, die irgendwann auf Körperkontakt völlig gleichgültig reagieren. Aber könnte sie sich dann auf Cherubinos Küsse überhaupt noch freuen? Gerade, wenn da vielleicht auch nicht großartig Gefühl dahintersteckt, weil er ja im Grunde die Gräfin anhimmelt?
    Oder reicht ihr das Gefühl aus, dass er sie vielleicht einfach nur "freundschaftlich" mag? Das wäre zumindest schon mehr, als man vom Grafen behaupten kann oder von den Kerlen, die sich von ihr mit Küssen bezahlen lassen...


    Ob es vielleicht hilfreich wäre, sich einmal anzusehen, was musikalisch passiert, wenn von Barbarina die Rede ist?


    Liebe und eisige, eisige Grüße von der Dritten Dame

    Zum Abstieg in die Unterwelt es Quintenzirkels würde mir spontan einfallen:
    Cherubino geht es im Augenblick stimmungsmäßig nicht gut, weil.er einfach Angst hat vor dem Grafen!
    Aber Barbarina...? Hat sie generell weder zum Grafen noch zur Gräfin das beste Verhältnis?
    Auch Angst vor dem Grafen und Verachtung gegenüber der Gräfin, die ihren Mann nicht "im Griff" hat?

    Jetzt musste ich doch erst einmal suchen... Also, diese hier:

    Die habe ich übrigens nie im ganzen gesehen! In der Regel betritt Barbarina den Park, verkündet, dass sie in der Laube warten wird und weg ist sie!
    Warum lässt man sie weg? Weil sie für die Handlung völlig ohne Belang ist oder weil sie, was Barbarina angeht, noch mehr Fragen aufwerfen würde?
    Was mir hier auffällt:
    " Der Herr hasst ihn , und ich mag ihn!"
    Sie sagt nicht, "Ich liebe ihn", was stilistisch eigentlich passender wäre. Wenn von "Hass" redet, im nächsten Halbsatz von "Liebe" zu reden...


    "Mich kostet's einen Kuss, und was macht das schon?"
    Ich kann mir nicht helfen, das klingt mir wieder so nach dieser barbarina- typischen Kaltschnäuzigkeit! Wen ich abknutsche, ist mir im Grunde egal!


    Und zu guter Letzt:"Vielleicht gibt ihn mir jemand zurück."
    Vielleicht?!? Wieso"vielleicht", wenn sie da gleich ein Date hat?!?
    Ist Cherubino eventuell doch etwas weniger offenherzig als sie und hat sie nur gebeten, ihm etwas zu essen vorbei zu bringen, weil.er sich ja nach der letzten "Wir verkleiden den Pagen als Mädchen"- Aktion im Schloss nirgendwo mehr sehen lassen kann?


    Ich weiß, das ist jetzt etwas provokativ ;) ...




    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Was Barbarina angeht, so kann ich mir inzwischen auch keinen rechten Reim mehr auf sie machen- vor allem, seit ich weiß, dass sie im Originalstück erst 12 sein soll.
    Vom Verhalten herhabe ich sie immer für ein um die sechzehnjähriges, ziemlich "offenherziges" und nicht besonders cleveres Früchtchen gehalten, das sich auch mit dem- wesentlich jüngeren und etwas kopflosen- Cherubino einen Spaß macht...
    Du hattest vor kurzem diese Szene hier gepostet:

    ...und da Du bei der Version von Maite Beaumont explizit das rasende Tempo erwähnst: Ich fand das hier in dieser Version schon schlimm, aber schlimmer geht's immer, und wo wir schon dabei sind, Cherubino durchs "Voi che sapete" im Eiltempo hindurchzuprügeln, darf diese Version hier nicht fehlen!


    Marianne Crebassa





    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Erst einmal zu den beiden Cherubinos in Bundeswehr- Uniform: Was Susanna angeht, ist mir da gar kein so großer Unterschied aufgefallen, außer, dass sie sich wesentlich mehr über sein Hüftgewackel amüsiert und in Version eins am Ende beinahe einen Lachkrampf deswegen bekommt während sie in Nummer zwei an dieser Stelle bereits damit beschäftigt ist, die Kassette wieder aus dem Rekorder zu holen...
    Habe ich da etwas übersehen? Bitte um Abhilfe!

    Viel interessanter fand ich da die Dynamik zwischen Cherubino und der Gräfin!
    In Version eins freut sie sich wie ein Schulmädchen über sein Auftauchen und zeigt auch deutlich ihre Begeisterung über die Aussicht, dass er ihr jetzt ein Ständchen bringt, während sie in Version zwei eher die Unnahbare gibt...
    Dann ist da diese Sache mit dem Blatt: in Version eins lässt sie es offenbar zufällig fallen, während sie es in der zweiten ganz offenbar absichtlich tut, damit er näher kommt und es ihr aufhebt. Da fand ich es irgendwie irritierend, dass sie es dann nicht nimmt, obwohl er es ihr mehrmals hinhält.
    Bei Nummer eins war der Sinn dessen klarer, denn es schien eine kleine Spielerei zwischen den beiden zu sein: Er hält esihr hin und zieht es weg, als sie danach greift...
    Der Eindruck ist da natürlich ein komplett anderer, das stimmt!
    Aber vielleicht war die Darstellerin der Gräfin Nummer zwei auch einfach zurückhaltender wegen Lampenfieber oder was weiß ich?


    Zur Version mit Pamela Helen Stephen: Altersmäßig ist dieser Cherubino wirklich schwer einzuordnen, ich könnte da jetzt auch kaum einen Tip abgeben. Aber "er" sieht auch wirklich sehr nach erwachsener Frau aus, finde ich, das könnte daran liegen.
    Susanna ist in dieser ganzen Szene aber schon vom Text her ein wenig "Kupplerin". Sie drängt ihn gleich zu Beginn dazu, ihr zuzustimmen, wie schön die Gräfin ist, sie drängt ihn letztendlich auch zum Singen!
    Darstellerisch beschränkt sie sich zwar meist aufs neugierige Beobachten, ab und zu wird sie da aber auch übergriffig, indem sie ihn beispielsweise näher zur Gräfin drängt o.ä.
    Du hattest da auch eine Version in Deinem "Voi che sapete"- Thread, wo sie ihn mit Hilfe der Gitarre näher zur Gräfin schiebt...



    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Hallo, soweit ich mich erinnere ist Pamela Helen Stephen im "Voi che sapete"- Thread noch nicht besprochen worden, sie tauchte lediglich in dem Cherubino- "Medley" auf, das ich da mal gepostet hatte! Ich kenne aber die Version, und wir können sie gerne auseinander nehmen... ;)
    Bin wahrscheinlich heute Nacht wieder im Forum unterwegs- nachdem ich mir die ganzen noch ausstehenden Videos zur Gemüte geführt habe! Im "Voi che sapete" Thread gab's ja auch noch neue!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Vorschlag: Gräfin, Cherubino, Barbarina und Susanna in einer WG Der Rest kann im Schloss bleiben.

    Super Plan, da würde ich sofort beim Kisten schleppen helfen!!! Die machen es in Astorga so richtig schön gemütlich, wo ihnen keiner mehr dumm kommen kann! Klingt nach Spaß und jeder Menge gemütlicher WG- Abende mit Klamottentausch und selbstverfassten Gedichten! Nur hoffe ich, dass es mindestens fünf Badezimmer gibt, sonst gibt's gleich in den ersten Tagen Riesenkrach zwischen den Mädels , und Cherubino muss sich ins Schloss des Grafen schleichen, damit er wenigstens zwischendurch mal kurz duschen kann... :D


    In diesem Fall also ist das sicher kein Laufmotiv, sondern vielmehr ein bekräftigendes Motiv, dass er jetzt einen Entschluss gefasst hat.

    Also könnte es wirklich sein, dass er sich da selber Mit macht, weil er ja weiß, dass das schon ein gewagtes "Späßchen" ist, das er da treibt- vor allem, wenn der Graf gleich kommt!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Da habe ich Susanna auch nicht ganz verstanden: wieso reagiert sie so böse auf Anschuldigungen, die gar niciht sie persönlich betreffen? Sie meint, er sei ein Lügner wegen dem, was er über Cherubino erzählt. Glaubt sie wirklich, dass das Lügen sind, oder weiß sie, dass er das tut und verteidigt ihn nur? Eigentlich muss sie es ja wissen, weil sie zu Cherubino selbst sagt: "Doch verlangt nach der Gräfin nicht mehr heimlich Euer Herz?".

    Du kennst meine Meinung über Susanna! Sie hat diese Mentalität, alles locker zu sehen, was vielleicht manchmal herzlos erscheinen mag. Aber sie mag Cherubino und er mag sie, denn er sucht Hilfe bei ihr und hat sich ihr auch was seine Gefühle für die Gräfin angeht anvertraut! Sie verteidigt ihn hier schlicht und ergreifend! Vielleicht ist sie doch nicht ganz so schlecht wie Du denkst...? ;)

    Das erste betrifft das fehlende Siegel des Patents, das Basilio Cherubino gibt. Da ist mir eine Überlegung gekommen: könnte es, auch wenn es nicht in dem Stück thematisiert wird, theoretisch sein, dass das Siegel von Basilio (falls er dafür verantwortlich war!) absichtlich vergessen wurde? Als der Graf im 1. Akt sagt, dass der Junge fort soll, meinen Susanna UND Basilio "Poverino!", laut meiner Übersetzung "Oje, der Arme!".

    Basilio zieht auch sofort seine Äußerungen über Cherubino und die Gräfin zurück, als er bemerkt, dass der Graf sie gehört hat- obwohl Susanna sie ihm offenbar trotzdem nicht verzeiht!
    Kennst Du diese Arie Basilios im vierten Akt, die meist weggelassen wird? Da erfährt man ein wenig, wie er tickt. Dass er sich immer den Obrigen unterordnet, um sich selbst zu schützen...
    Also vielleicht gar nicht einmal so abwegig, dass er das Siegel absichtlich vergessen hat, um Cherubinos Abschied etwas hinauszuzögern...
    Aber was bringt diese kurze Zeit im Endeffekt? Dass er wenigstens noch bei der Hochzeit dabei sein kann? Figaro und Susanna bitten unisono "Wenigstens bis morgen noch!" , als der Graf ihn um Militär verbannt!
    Gut, bei Figaro ist das sicherlich mit Vorsicht zu genießen, da er ja vorhat, Cherubino für seine Pläne einzuspannen...
    Aber Susanna weiß zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts davon und hat sich auch zuvor schon beim Grafen für Cherubino eingesetzt!



    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Ich ergänze meine Idee: die Gräfin soll sich Cherubino UND Barbarina schnappen und abhauen aus dieser ekelhaften Gesellschaft.

    Oh ja, da würde ich auch nicht begraben sein wollen... Aber ob diese Dreierkiste dann die beste Lösung wäre? Das ginge nicht lange gut, und im Endeffekt wäre Barbarina die Leidtragende, denn Cherubinos große Liebe ist und bleibt die Gräfin!


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Was meint sie mit "Doch mich kostet´s einen Kuss"?
    Aber da tut sie mir fast schon wieder ein bisschen leid, wie sie da offenbar ein kleines Picknick machen möchte mit Cherubino, und schon Probleme hat, solche Kleinigkeiten wie ein bisschen Obst dafür zu bekommen. Wirklich ein nettes Haus!

    Na, sie wird da jemanden haben abknutschen müssen, damit sie etwas bekommt! Scheint da wohl ein gängiges Zahlungsmittel zu sein! "Barbarina, wenn Du lieb bist, gebe ich Dir, was Du wünschst...!"

    So, da bin ich auch wieder! Madame Cortese hat recht, er schaut die Gräfin an, nicht Barbarina! Sie haben kurz zuvor über "Madama" gesprochen, und Basilio hat gefragt, ob die Kanzonette für sie ( Susanna) oder die Gräfin sei...
    Und Barbarina ist Antonios Tochter, nicht Basilios! Das "meine Tochter" wird eine ähnliche Floskel sein wie von Cherubino, der Susanna "sorella", also "Schwester" nennt...



    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Habe mir das Video gerade angesehen. Nein, das ist wirklich keine liebevolle Susanna, im Gegenteil! Nicht nur, dass sie von Cherubino total genervt scheint, sie ist auch echt grob mit ihm! Wie sie ihm da in die Wangen kneift...
    Susanna wirkt aber auch äußerst überheblich und ( tut mir leid, mir fält da jetzt kein anderes Wort ein! ) ganz schön "tussig" von ihren Bewegungen und ihren Blicken.

    Ich habe hier auch zum ersten Mal gesehen, dass Cherubino sich derartig immens dagegen sträubt, von ihr den Mantel abgestreift zu bekommen.
    Und er hat an der ganzen Sache auch nicht so recht Spaß, eher wirkt er wie ein kleines Opferlamm, das da alles über sich ergehen lässt.
    Hast Du gesehen, dass er krampfhaft versucht, das Band an seinem Arm zu verstecken, nachdem sie ihm dann doch den Mantel abgenommen hat?
    Gibt's dazu auch noch das "Non so piu"? Ich kann mir bei diesem Cherubino irgendwie nicht vorstellen, dass er Susanna gegenüber frech wird, aber vielleicht macht ihn ja auch nur die Anwesenheit der Gräfin so schüchtern?
    Optisch ist er wirklich sehr süß, er sieht aber schon im Vorfeld sehr nach Mädchen aus. Ist hart an der Grenze...


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Guten Morgen! Upps, da bin ich wohl mal eben eingeschlafen... Aber wie ich Dich kenne, bist Du immer noch wach, oder ;) ?
    Klar, ist schon so, Schlaf wird echt überbewertet!!!


    Cherubino hat keine anderen Duette, leider... Nur in Rezitativen tritt er zwischendurch mal in Dialog.


    Aber auch unabhängig davon finde ich halt, dass wenn er dunkler und wärmer klingt, andere Figuren das nicht sollten, nicht nur aus rein klanglichen Gründen, die du genannt hast und die ich auch völlig unterschreibe, sondern eben auch aus charakterlichen Gründen. "Warmherziger" Cherubino mit warmer Stimme, berechnende, kühle Marcellina mit gerne auch dunkler, aber deutlich "kälterer" Stimme, usw.

    Das unterschreibe ich sofort!



    Übrigens, ich habe gesehen, dass Cherubino in der Gartenszene seine Äußerung, dass er sich jetzt einen Spaß erlauben wird, gleich dreimal wiederholt. Ich werde mir noch ansehen, was da harmonisch (und evtl. motivisch) passiert, aber ich finde, dass das zusätzlich noch dafür spricht, dass er jetzt absichtlich frech und unverschämt sein will, um Susanna zu necken, wenn er das gleich dreimal wiederholt, als ob die Vorfreude schon so groß wäre.

    Weißt Du, was mir bei diesem Satz musikalisch aufgefallen ist? Er klingt da überhaupt nicht frech, sondern im Gegenteil, die ersten beiden Male ganz sanft und lieb. Das letzte "Burla, buela in verita" kommt dann allerdings mit Nachdruck.
    Will er sich versuchsweise an "Susanna" heranmachen- einfach zum Austesten und will sie ( und sich! ) mit diesen ersten beiden Sätzen eiin wenig beruhigen? Und gibt sich beim dritten Mal praktisch selbst einen Ruck?
    Die Situation muss doch auch ungeheuer spannend für ihn sein! Da befindet er sich im dunklen Park allein ( wie er ja denkt ) mit einer erwachsenen Frau, die ihm zuvor immer wieder gesagt hat, wie süß er ist.
    Da versucht er einfach sein Glück, ist aber im Grunde total unsicher.
    Erinnerst Du Doch, dass Du mir von den "Ziehfiguren" aus Mozarts Musiksprache erzählt hast, die hier vorkommen?
    Die finden sich direkt nach diesen Sätzen.
    Dann würde er sie als sanft an sich ziehen, nachdem er ihr vorher versichert hat "Ich tu Dir nichts, ich mache nur Spaß!"
    Total abwegig?

    Aus welchem Grund er nie zu ihr gekommen ist? Weil sie auch wenig ausrichten kann.

    Aber Cherubino hat sein Début in dieser Oper, als er Susanna darum bittet, für ihn zur Gräfin zu gehen...
    Er muss also schon daran glauben, dass sie irgendetwas ausrichten kann!
    Oder meinst Du damit, sie könnte das sagen,w eil sie sich wünscht, er wäre persönlich zu ihr gekommen?


    Das Video kenne ich noch nicht, das sehe ich mir gleich einmal an! Drück die Daumen, dass meine Mädels noch ein paar Minuten schlafen... ;)




    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Also auch eine Eule und keine Lerche ;) ! Blöd ist nur, dass man irgendwann auch mal schlafen muss..


    Hier wird immer noch geballert- inzwischen ist's ganz schön vernebelt draußen!
    Ich schau mir den Lichterzauber da draußen auch immer gerne an. Eine Marktlücke ist allerdings ein Feuerwerk, das schön aussieht, aber nicht so einen fürchterlichen Krach macht, finde ich...


    Was das Timbre der Stimmen angeht, finde ich es gerade, wenn die Figuren gemeinsam singen wichtig, dass sie deutlich voneinander zu unterscheiden sind! Gerade, wenn es sich um hohe Stimmlagen handelt, finde ich 's manchmal auch unangenehm in den Ohren, wenn sich alle Stimmen ähneln und sich dann solcherart mischen, dass kaum mehr ein Unterschied zu hören ist...


    Liebe Grüße, die Dritte Dame

    Gleich vorneweg: Was mich an beiden Übersetzungen stört, ist das "hold" und "schön", denn davon ist im Originaltext überhaupt nicht die Rede! Cherubino wendet sich an alle Frauen! Wichtig ist ihm die Weiblichkeit, ob schön oder nicht, spielt hier gar keine Rolle ( zumindest nicht in diesem Text... Wie es Cherubino dann damit in der Praxis hält, sei einmal dahingestellt :rolleyes: ).


    Was mir bei Felsenstein auffällt ist, dass er sich darum bemüht, dass in seiner Übersetzung einschlägige Wörter an den jeweils passenden Stellen kommen, zu Beispiel:


    Süßes Verlangen, brennender Schmerz.

    Das passt doch schon besser als "Freudiges Bangen, leidvolle Lust", oder?
    "diletto"/ "Verlangen", "martir"/ "Schmerz" an den gleichen Stellen.
    Gut, diletto bedeutet Freude und nicht Verlangen, aber reimen soll sich das ganze ja auch noch!



    Oder hier:

    Ich wein und klage und will es nicht.
    Zittre und zage und weiß es nicht.
    Mir bringt nicht Frieden Tag oder Nacht
    Und doch wie selig dies Leid mich macht.

    Das ist schon sehr dicht am Original, finde ich. Speziell was die Anordnung der Wörter angeht.


    In fernen Räumen such ich das Glück,
    kehr aus den Träumen nicht mehr zurück.

    Tja, was man mit dieser Stelle machen soll, weiß ich auch nicht! Es ist so ein schöner Satz, aber wie soll man den nur adäquat wiedergeben?


    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Hallo Hosenrolle 1! Das ist die gängigste deutsche Übersetzung, die Du da anführst , soweit ich weiß!
    Ich würde dann gerne zum Vergleich einmal die Übersetzung von Felsenstein- einstellen. Die ist zwar auch nicht perfekt ( wobei das meiner Meinung nach auch nicht wirklich möglich ist! ), aber doch etwas näher am Original.
    Zu der direkten deutschen Übersetzung möchte ich auch noch ein paar Anmerkungen machen:

    Was ich fühle,
    sag ich euch wieder,
    für mich ist es neu,
    verstehen kann ich´s nicht.

    Irgendwie wundert mich hier immer dieses "wieder". Es passt irgendwie nicht, finde ich. Meine Vermutung ist ja, dass es ursprünglich nur "vi diro" hieß ( dann hätte eines der beiden Wörter einfach länger gesungen werden müssen. ) Und sich die Vorsilbe "ri", die ja eine Wiederholung indiziert, sich irgendwann eingeschlichen hat?


    Ich suche ein Gut,
    das ich nicht habe,
    ich weiß nicht, wer es hat,
    ich weiß nicht, was es ist.

    Eigentlich sagt er konkret: "Ich suche ein Gut außerhalb meiner selbst"


    Frieden find ich nicht
    bei Tag und Nacht,
    und doch gefällt mir
    dies Gefühl der Mattigkeit.

    Das mit der Mattigkeit finde ich nun irgendwie merkwürdig! Da hätte ich lieber auf das "Schmachten" oder "Vergehen" zurückgegriffen...



    Und hier die Felsenstein- Version:


    Ihr holden Schönen,
    Ihr wisst es allein,
    ob all mein Sehnen Liebe kann sein.


    Was mich beweget, Euch sag ich's frei.
    Was hier sich reget, ist mir so neu.


    Hoffen und Bangen füllen mein Herz.
    Süßes Verlangen, brennender Schmerz.


    Bald fasst's mich kalt an, bald glühend heiß.
    Werd ach so bald dann wieder zu Eis.


    In fernen Räumen such ich das Glück,
    kehr aus den Träumen nicht mehr zurück.


    Ich wein und klage und will es nicht.
    Zittre und zage und weiß es nicht.
    Mir bringt nicht Frieden Tag oder Nacht
    Und doch wie selig dies Leid mich macht.


    Ihr holden Schönen usw.



    Ich werde das natürlich gleich noch ein wenig kommentieren...



    Liebe Grüße von der Dritten Dame

    Hallo, wie schön, dass Du auch noch wach bist! Ich wollte eben in den "Voi che sapte"- Thread verschwinden, weil ich gesehen habe, dass Du da eine deutsche Übersetzung besprichst... Wenn Du also auch noch ein einen Moment ( oder wieder die ganze Nacht ?) wach bist, treffen wir uns dort? :)


    Liebe und völlig verräucherte Grüße von der Dritten Dame

    Oje, dann wäre das nicht korrekt.

    Leider nein! Aber damit sind die Damen und Herren Übersetzer in guter Gesellschaft! Irgendwie scheint sich das so eingebürgert zu haben...

    Wie lautet die Stelle im Original? Dann schaue ich gleich mal nach, was bei mir steht. (Ich weiß gar nicht mal, was ein Stutzer sein soll ...)

    Im Original lautet sie "Parta, Parta il damerino." also "Er soll gehen, der Stutzer!"
    Das sagt der Graf kurz bevor er zu schildern beginnt, wie er Cherubino in Barbarinas Zimmer entdeckt hat. Die Stelle, die von Susanna und Basilio mit "Poverino!" beantwortet wird.
    Und was ein Stutzer ist? Ein Dandy, ein Laffe, ein Geck... Ein herausgeputzter Schnösel eben... ;) Wäre mir bei einer Charakterisierung Cherubinos so gar nicht in den Sinn gekommen...


    Stimmt, wobei etwa der Graf eigentlich auch immer "der Graf" genannt wird, sogar von seiner Frau. Er nennt sie nur selten einmal "Rosina". Vielleicht ist das normal dort?

    Auch wieder wahr... Ist in manchen Bereichen ja auch heute noch üblich! "Schick mal den Azubi zum Chef!" ;)


    Liebe Grüße von der Dritten Dame