Hallo zusammen !
Wie nett - genau darüber hatte ich mir vorgestern auch einmal Gedanken gemacht. Und bin eigentlich gerade zu einem anderen Schluss als Alfred gekommen : Im Allgemeinen ziehe ich Interpreten der Gegenwart (erst einmal egal ob jung oder alt) den 'legendären Interpreten der Vergangenheit' vor.
Angefangen hatte bei mir diese Erkenntnis mit meinem ersten (damals noch ziemlich naiven) Kauf einer Karajan-CD, nämlich des Deutschen Requiem, von der ich damals wirklich nicht besonders angetan war. Zwischenfazit für mich war damals (ich dürfte etwa 15 Jahre alt gewesen sein ?) gewesen sein : Nicht alles, auf dem große Namen draufstehen gefällt mir auch.
Von Karajan hielt ich mich dann erst einmal einige Jahre fern, aber zugegeben: Mittlerweile habe ich auch für mich herausgefunden, dass Karajan auch durchaus sehr Gutes mit Refernzwert geschaffen hat ;).
Wir sind letztendlich alle Kinder unserer Zeit und mir macht es den Eindruck als seien gerade die jüngeren Jahre sehr prägend für unseren späteren Musikgeschmack - was nicht bedeuten soll, dass man in höherem Alter Interpretationen jüngeren Datums zwangsweise verschlossen ist. Man schaue (als Beispiel außerhalb der Klassik) sich die Generation der heute 40- bis 60-jährigen an, die noch 'ihren' Beatles hinterhertrauern - sicherlich, auch für mich ist das gute Musik, aber eben Vergangenheit. Ähnlich verhält es sich für mich mit den 'legendären Interpreten der Vergangenheit' : Karajan und Celbidache waren natürlich großartige Dirigenten, dessen Interpretationen auch für kommende Generationen wichtig sein werden (schon allein um daran zu lernen), aber letztendlich lebe ich im Jetzt und wenn ich Musik live hören möchte, dann bleibt mir keine Wahl : ich 'muss' mit den Interpreten der Gegenwart vorlieb nehmen. Und wer möchte denn schon ständig von 'Konservendosen' leben ?
Wahrscheinlich wird jede Zeit 'ihre' Interpreten haben, von denen einige - mal einige mehr und mal einige weniger - diese Zeit überdauern werden. Letztendlich möchte ich allerdings nicht den Interpreten einer Zeit hinterhängen, die ich selbst (*1983) nie erlebt habe. Der ein oder andere in diesem Forum mag vielleicht auch persönliche (Konzert-)Erlebnisse mit diesen legendären Interpreten verbinden. Die jüngere Generation hingegen kann nur das mit diesen Namen verbinden, was sie heute über sie in Biographien (oder von ihnen in Autobiographien) liest und was sie von ihnen hört (bzw. in Karajans Fall auch auf Video sehen kann ;)).
Was mir übrigens genauso sauer aufstößt - wie auch schon einige vorher bemerkt haben - ist die häufig anzutreffende überschießende und übertriebene Vermarktung von jungen Künstlern, die mit Ende 20 schon den Status eines 'legendären' Interpreten erreichen sollen; in so ziemlich allen Fällen geht dieser Plan nicht auf und am Ende bleibt dann kaum etwas. Fast immer wäre wahrscheinlich mit mehr Zeit Größeres dabei herausgekommen - für alle Beteiligten ;).