Beiträge von Barockbassflo

    "Der Waldsteig" heißt eine der "Studien" aus dem Jahr 1844, deren Erzähler einleitend bemerkt, sie "zum Nutzen und zum Frommen aller derer zu erzählen, die große Narren sind". Die Handlung dieser "eigentlich recht einfältige[n]" Geschichte ist schnell erzählt: Gegenstand der Erzählung ist ein Freund des Erzählers, ein gewisser Herr Theodor Kneight, seines Zeichens zunächst ein so reicher wie schrulliger und hypochondrischer, menschenscheuer Sonderling, kurz: "ein sehr großer Narr".


    Schon der Vater sei "ein großer Narr gewesen", die Mutter habe den Knaben hemmungslos verzärtelt und verwöhnt, wozu noch ein verschrobener Hauslehrer und der unvermeidliche reiche Erbonkel gekommen seien. Letzterer verschafft unserem Brokatpantoffelhelden auch seinen Spitznamen, den er am Ende der G'schicht glücklich überwunden haben wird: "Der Name klingt so wirblicht und steht in keinem Kalender. Die Sache kam aber so: weil der Knabe öfter so sinnend und grübelnd war, so geschah es, daß er in der Zerstreuung Dinge that, die lächerlich waren. Wenn er nun, um etwas von dem hohen Kleiderkasten herab zu holen, seine Kindertrommel als Schemel hinstellte - wenn er sich zum Spazierengehen seine Kappe ausbürstete, und dann die Kappe niederlegte und mit der Bürste fort ging - wenn er bei gräulichem Wetter sich beim Fortgehen noch vorher die Schuhe auf der vor der Thür liegenden Matte sauber abwischte - oder wenn er mitten im Salatbeete saß und zu Kazen und Käfern sprach: pflegte gerne der Oheim zu rufen: »Oho! Herr Theodor, Herr Turbulor, Herr Tiburius, Tiburius, Tiburius!«"


    Die Verwandlung vom hoffnungslosen Eigenbrötler zum allseits beliebten, stets selig lächelnden treusorgenden Familienvater geschieht - wie nicht anders zu erwarten, wenn ein Erbonkel in der Geschichte auftaucht - natürlich durch die Heirat mit einem so strahlend schönen wie unverdorbenen jungen Mädchen aus einfachsten bäuerlichen Verhältnissen, das selbstredend zwar über keinerlei formale Bildung oder Weltläufigkeit verfügt, dafür aber kraft ihres guten Herzens des Tiburius gutes Herz erkennt. Die erste Begnung findet während einer Kur auf einem Waldsteig statt, daher der Titel.


    Kurz: eigentlich ein ziemlich unerträglicher Fleckenteppich übelster Klischees.


    Aber: Stifters Sprache und die Liebe, mit der er seine Witzfiguren malt, verleihen der Erzählung doch einen ganz eigenen Reiz, dem ich mich bei allem Grausen das mich packt dann doch nicht entziehen kann.


    Flo

    Heute habe ich mit den drei "Euthanasia"-Gesprächen von Wieland (ein sehr herbstlich mildes Alterswerk) die Lektüre des Gesamtwerks von Wieland (soweit er selbst es in der Ausgabe letzter Hand versammelt hat) abgeschlossen. Ein Leseprojekt, das mich über ein Jahr beschäftigt hat.


    Mit dem Erfolg, dass ich sofort wieder von vorne anfange (allerdings unter Auslassung der Abderiten).


    Aus dem 18. Jahrhundert grüßt
    Flo

    A case of setting a giant to catch butterflies:


    Joseph Haydn
    Symphonie Nr. 101 "Die Uhr"
    Philharmonia Orchestra
    Otto Klemperer


    [koa Buid'l]


    Stellenweise wirklich sehr schön artikuliert, ja geradezu gestisch gespielt. Der zweite Satz sogar mit Zartheit - insgesamt aber schon eher was fürs Kuriositätenkabinett.


    :hello:
    Flo

    Für Derrida ist's zu warm, daher nochmals dieses hochkomprimierte Büchlein:



    Siefgried J. Schmidt
    Geschichten & Diskurse


    "Pointierter formuliert könnte man den Gang der folgenden Überlegungen auf die Formel bringen: vom anfanglosen Beginn über Strukturbildung aus Haltlosigkeiten bis zur Endgültigkeit der Vorläufigkeit." (ebd., S. 26)


    :jubel::jubel: :jubel:
    Flo

    Lieber Sagitt,


    Du hast schon Recht, wenn Du Staier/Concerto Köln wegen ihres Drives schätzt, dann kann Immerseel kein Trost sein. Lieber miguel54, in der Richtung stimme ich Dir zu, möchte aber noch ein paar Anmerkungen machen (ohne Dir widersprechen zu wollen, nur so als Ergänzung). Immerseel dramatisiert die Werke nicht, das ist richtig. Er verzuckert sie auch nicht (und das wolltest Du ihm auch sicher nicht unterstellen). Immerseels Herangehensweise an Mozart erinnert mich ein wenig an Otto Klemperer. Über den wurde und wird ja oft gesagt, er habe "nichts getan" mit der Musik, sondern sie "einfach hingestellt". Immerseel hat m.E. ein bisschen was von diesem Grundansatz. Natürlich "tut" er sehr viel, er artikuliert meisterhaft etc. etc., aber sein Mozart strahlt für mich auch eine gewisse Zurückhaltung und sogar einen Hauch von Sprödigkeit aus. Das lässt die Aufnahmen beim ersten Hören vielleicht im Vergleich mit anderen, temperamentvolleren Lesarten ein wenig flacher, blasser (oder eben: "lieblicher") wirken, mit wiederholtem Hören verändert sich dieser Eindruck allerdings. Denn Immerseel beherrscht die Kunst der feinen Andeutung bis zur Vollendung. Die dem Ausdruck dienenden Freiheiten in Tempo, Klangfärbung, Dynamik etc. halten sich in sehr wohlerzogenen Grenzen, aber da sind sie. Und es gelingt ihm dabei - ich weiß nicht wie - ein Maß zu halten, dass die Aufnahmen bei jedem Hören reicher und interessanter werden lässt. Offenherzigere, der Emotion größeren Raum zur Entfaltung einräumende Lesarten nutzen sich dagegen (zumindest bei mir) schneller ab - Immerseel wächst und wächst und wächst...


    Zusätzlich habe ich bei ihm das Gefühl, dass er sich weigert, die Stücke auf Abrundung und Geschlossenheit hin zu gestalten. Schwierig in Worte zu fassen, aber das Werk bleibt bei ihm immer eine Spur offen, ungelöst, die Energien sind beim Schlussakkord nicht erschöpft. Worin er sich in gewisser Weise mit Wilhelm Backhaus berührt. Hinzu kommt natürlich der von Anima Eterna gepflegte Klang, der sich auch in engeren Grenzen hält als z.B. der von Concerto Köln. Die Palette mag weniger weit in die Extreme führen, aber wie z.B. die grundsätzlich sehr klar und "pur" musizierenden Geigen (jetzt rein klanglich gesprochen) ihre feinen Schattierungen anbringen - darüber wächst meine Freude mit jedem Hören.


    Womit ich selbstverständlich keine andere Lesart oder Spielweise abwerten will. Bei Immerseel denke ich jedenfalls an einen geschliffenen Stein, der seine Reize auch erst preisgibt, wenn man ihn dreht und wendet, während andere Interpreten eher farbenfrohe Gemälde liefern oder gleich einen Blick ins pralle Leben bieten. Ich nehme jedenfalls Immerseels liebevoll geschliffene Sammlung von Mozart-Edelsteinen nie unbelohnt aus dem CD-Regal.


    :hello:
    Flo

    Zitat

    Original von Syrinx
    Du redest jetzt aber vom Te Deum und schliesst daraus dass er beim Requiem genauso singt :wacky:?


    Lieber Syrinx,


    nein, tue ich nicht. Ich kenne die Myto-CDs und fand es hinterher - offen gestanden - schade, dass ich sie gehört hatte. Genauso wie beim Te Deum. Also ein Vergleich, kein Analogieschluss. Wenn Dir das Requiem gefallen hat, umso besser für Dich - ich will mich hier sicher nicht streiten, schon gar nicht darüber, wie jetzt eine sängerische Leistung beurteilt wird. Mein Eindruck war in beiden Fällen eben negativ.


    Eine Frage noch: warum antwortest Du auf Beiträge, die Du nicht richtig gelesen hast?


    :hello:
    Flo

    Zitat

    Original von operus
    Eine Empfehlung und sicher Genuss für Freunde schöner Stimmen.


    Da wäre ich mir nicht so sicher - m.E. ist das ein ähnlicher Fall wie das Bruckner Te Deum von 1958 aus Salzburg, wo Wunderlich auch sehr uncharakteristisch forciert, und das fast durchgehend. Ich war jedenfalls ziemlich ernüchtert von dieser Requiem-Aufnahme. Hatten wir nicht mal die (Sängerkenner-typisch sehr entspannt geführte) Debatte, ob Fritz Wunderlich nun eine "große" oder eine "kleine" Stimme hatte? Daran musste ich jedenfalls denken, denn es klingt, als ob er gewaltig zu kämpfen hätte, um nicht in den Klangmassen unterzugehen. Was man auf der Aufnahme natürlich nicht hört, das Mikrophon stand ja in der Nähe. So dass man nur den Effekt hört, nämlich einen forcierenden Fritz Wunderlich. Muss ich jedenfalls nicht haben...


    :hello:
    Flo

    Beethoven


    Symphonie Nr. 1
    Symphonie Nr. 3, I und II
    London Classical Players
    Roger Norrington



    Irgendwie komisch - ich kann nichts benennen, was ich total daneben fände, vieles (gerade in der mir so wichtigen Artikulation und klanglichen Balance auf kleinem Raum) finde ich sogar sehr gut, aber das Ganze lässt mich völlig kalt...


    :hello:
    Flo

    Joseph Haydn


    Symphonien Nr. 9, 10 und 11
    Austro-Hungarian Haydn Orchestra
    Adam Fischer


    Nr. 9 springt den Hörer geradezu an, der erste Satz platzt schier vor Spielwitz und Energie - um dann ein wenig zu versanden. Nr. 10 ist durchgängig unspektakulär - aber Nr. 11, obwohl noch für den Grafen Morzin komponiert und damit eine der frühesten, die hat es mehr als in sich. Sie beginnt mit einem langsamen Satz von an Adalbert Stifter gemahnender Gewalt der Vision der Harmonie - erschütternd, berührend, beglückend.


    :hello:
    Flo

    Hier gibt's grad Um-tschak-tschak vom Allerfeinsten:



    Ganz wunderbar, sehr liebevoll einstudiert, und im Jahre des Herrn 1976 war Herr Carreras zu nicht immer unverspannten, aber doch betörenden Tönen fähig.


    Lamberto Gardelli gibt den Sängern allen Raum zum atmen, wirklich sehr schön.


    Und die Musik ist bester früher Verdi. Kein Otello-Tiefsinn oder kontrapunktischer Humor, keine Aida-Impressionismen, einfach nur Gesangslinien von dolce bis feroce mit effizient-rhetorischer Orchesterbegleitung.


    :jubel: :jubel: :jubel:
    Flo

    Hier gibt's auch Foucault:



    Die Ordnung der Dinge



    Überwachen und Strafen kenne ich auch, es handelt sich dabei in der Tat um eine interessante Lektüre, wenn ich mir auch nicht sicher bin, ob er die Fähigkeit des Menschen zum Selbstbetrug nicht ein klein wenig unterschätzt...


    :hello:
    Flo


    Servus Medard,


    das glaube ich jetzt nicht, dass es an Deinen werten Ohren liegt. Ich kam mit dieser CD zum selben Befund. Auffällig ist auch, dass sich vor allem der Primgeiger sehr intensiv um die Anwendung des Portamento bemüht, im dieses jedoch größte - vor allem intonatorische - Schwierigkeiten zu bereiten scheint.


    Ich hatte mir wunder was erwartet und war dann beinahe schon mehr beleidigt als enttäuscht. Das ist hoid die Crux mit dene oidn Instrumente: sie können wunderbar zart, sensibel und reich klingen, es geht bei entsprechender Handhabung aber auch zehnmal schriller, kratziger, härter und spröder als auf der schlimmsten Stahlsaite...


    Aber ich bin da guten Mutes: noch ein paar Jahre, dann ist die Hörfähigkeit im oberen Frequenzbereich so weit reduziert, dass es da keine Probleme mehr geben wird ;)


    :hello:
    Flo

    Vorgestern im Zug gelesen:



    Robert B. Laughlin
    Das Verbrechen der Vernunft



    Der Stanford-Professor und Physik-Nobelpreisträger erklärt seinen Lesern, wie die (seines Erachtens schwer übertriebene) Geheimhaltung atomtechnischen Wissens und der Schutz geistigen Eigentums den nächsten Weltuntergang vorbereiten. Vielleicht ganz gut als Munitionssteinbruch für die Download-Guerilla, aber insgesamt schon ein wenig wenig. Kam im Feuilleton aber ganz gut an - die englische Version soll umfangreicher sein und auch eine ausführliche Auseinandersetzung mit Foucault enthalten.


    :hello:
    Flo

    Am Sonntag Abend war in Frankfurt Premiere von Leos Janaceks später Oper "Die Reisen des Herrn Broucek auf den Mond und ins 15. Jahrhundert" mit folgender Besetzung:


    Musikalische Leitung Johannes Debus
    Regie Axel Weidauer
    Bühnenbild Moritz Nitsche
    Kostüme Berit Mohr
    Dramaturgie Zsolt Horpácsy
    Licht Joachim Klein
    Chor Alessandro Zuppardo

    Broucek Arnold Bezuyen
    Mazal / Blanktyny / Petrik Carsten Süß
    Málinka / Etherea / Kunka Juanita Lascarro
    Sakritán / Lunobor / Domsik Simon Bailey
    Würfl / Caroskvouci / Schöffe Gregory Frank
    Piccolo / Wunderkind / Scholar Anna Ryberg
    Komponist / Harfoboj / Miroslav Peter Marsh
    Maler / Duhoslav / Vojta Michael McCown
    Dichter / Oblacny / Vacek Nathaniel Webster
    Kedruta Yvonne Hettegger
    Svatopluk Cech Frank van Aken


    Der Chor der Frankfurter Oper befindet sich mittlerweile auf einem - vor allem im Vergleich zu ihm selbst vor drei, vier Jahren - Tiefpunkt. Unmotiviertes, undifferenziertes, unsauberes Singen und lustloses Spiel. Nicht wiederzuerkennen ist dieses Ensemble, das einst z.B. in Cardillac mit perfekter choreographischer Disziplin und nicht minder eindrucksvollen sängerischen Leistungen prunken konnte. Ähnlich indisponiert das Orchester unter der pauschalen Leitung des oben ersichtlichen Herrn. Immerhin: sie waren nicht zu laut, dafür des Öfteren ziemlich weit vom Schuss, intonatorisch wie rhythmisch. Von Klangkultur (soll ja bei Janacek gar nicht so unwichtig sein...) keine Spur.


    Sängerisch gebührt meine ganze Hochachtung Herrn Bezuyen, der sich dieser herkulischen Partie- er ist die ganze Oper hindurch ununterbrochen auf der Bühne - mit vollem Einsatz und großem Erfolg voll gewachsen zeigte. Erschütternd war dagegen die Wiederbegegnung mit der einst bezaubernd schwerelos, rund und klar singenden, mit blühender Grazie spielenden Juanita Lascarro: eine in der Höhe gepresste, fahl gewordene, schwer strapazierte Stimme, die unter der Überlastung durch die Vielzahl ihrer sängerischen Verpflichtungen an der Frankfurter Oper zusammenzubrechen droht.


    Der Rest der Sänger war solides Mezzoforte ohne auch nur den Versuch, Linien zu bilden.


    Regie: gemäßigt "modern", dabei geistlos verkrampft und unklar.


    Aber: welche Musik, welch ein Stück - welch Erlebnis! Janacek treibt uns durch die Wechselbäder einer in einer Prager Kneipe beginnenden, über den Mond und die Hussitenkriege in die Mülltonne führenden Odyssee des seine Knackwürste und sein Bier noch deutlich über die schwellenden Formen seiner Haushälterin liebenden Hausbesitzers Broucek. Herrlich, wie er sich auf dem Mond wiederfindet, wo zwar von vollfleischigen Primitivkapitalisten keine Spur zu finden ist, dafür die reine Künstlergesellschaft ziemlich "mondsüchtige" Züge trägt. Auch in der heldenhaften alten Zeit findet Janacek einen Standpunkt, der ihm zu gleicher Zeit ein monumentales Schlachtenepos und dessen ironische Brechung zu gestalten erlaubt, wobei sich in der Figur des Broucek sowohl ein überlegener Blick wie inferiores Kriechertum zu einer wahrhaft grotesken Mischung verbinden.


    So wird denn niemand geschont, Lösungen gibt es keine, aber viel in magische Klänge gehüllte Anlässe zur Selbstreflexion. Vor der Gewalt dieses Stückes verblasst die Aufführung zum bloßen Anlass, zur akustischen Krücke einer mehr als hörenswerten künstlerischen Aussage.


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Aus der kunsthedonistischen Fankurve grüßt
    Flo

    Passend zum Thema kopiere ich folgendes Fundstück aus der bei zeno.org im Volltext verfügbaren Haydn-Biographie von Pohl und Botstiber ein:


    Theoretisch völlig uninteressiert kann Haydn demnach nicht gewesen sein...


    "Lehrbücher aus Jos. Haydn's Nachlass.
    [389⇒] 1. Gradus ad Parnassum, sive Manuductio ad compositionem Musicae regularem; methodo nova, ac certa, nondum ante tam exacto ordine in lucem edita. Elaborata a. Joanne Josepho Fux. Viennae Austriae Typis Joannis Petri Van Ghelen. 1725.


    2. Der vollkommene Kapellmeister, das ist gründliche Anzeige aller derjenigen Sachen, die einer wissen, können und vollkommen inne haben muß, der einer Kapelle mit Ehren und Nutzen vorstehen will. Zum Versuch entworfen von Johann Mattheson. Hamburg, 1739.


    3. Kern melodischer Wissenschaft, bestehend in den auserlesensten Haupt- und Grund-Lehren der musikalischen Setz-Kunst oder Composition, als ein Vorläufer des vollkommenen Kapellmeisters. Ausgearbeitet von Joh. Mattheson. Hamburg, 1737.


    4. Joh. Mattheson's große General-Baß-Schule oder exemplarische Organisten-Probe. Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage. Hamburg, 1731. (Die erste Auflage erschien unter dem Titel: Exemplarische Organisten-Probe im Artikel vom General-Baß etc. Hamburg, 1719.)


    5. Friedrich Erhardt Niedtens musikalische Handleitung zur Variation des Generalbasses etc. Zweite Auflage. Verbessert, vermehret etc. durch Joh. Mattheson. Hamburg, 1721. (Die erste Auflage unter dem Titel: Handleitung zur Variation etc. erschien 1706.) [⇐389]


    [390⇒] 6. Kritische Einleitung in die Geschichte und Lehrsätze der alten und neuen Musik. Von Friedrich Wilhelm Marpurg. Berlin, 1759.


    7. Handbuch bei dem Generalbasse und der Composition etc. von Fr. Wilh Marpurg. Berlin 1755.


    8. Anfangsgründe der Theoretischen Musik. Von Fr. Wilh. Marpurg. Leipzig, 1757.


    9. Die Kunst, das Clavier zu spielen. Durch den Verfasser des Kritischen Musikus an der Spree. [Fr. Wilh. Marpurg.] Zweite Auflage. Berlin, 1751. (Die erste Auflage erschien 1750.)


    10. Anleitung zum Clavierspielen etc. von Fr. Wilh. Marpurg. Zweit verbesserte Auflage. Berlin 1765. (Die erste Auflage erschien 1755.)


    11. Treulicher Unterricht im General-Baß etc. von D.K. [David Kellner.] Hamburg 1732. Dasselbe Werk in vierter Auflage, (Verfasser genannt), Hamburg 1767. 5. Auflage mit einer Vorrede des Hrn. Daniel Solanders, Prof. Jur. Patr. et Rom. Upsal. ebendaselbst 1773 etc.


    12. General-Baß in drei Accorden, gegründet in den Regeln der alt- und neuen Autoren etc. von Joh. Friedrich Daube. Leipzig, 1756.


    13. Gäntzlich erschöpfte mathematische Abtheilungen des diatonisch-chromatischen, temperirten Canonis Monochordi etc. von Joh. Georg Neidhardt. Königsberg, 1732.


    14. Fundamenta Partiturae in compendio data, das ist: Kurtzer und gründlicher Unterricht, den General-Baß, oder Partitur, nach denen Regeln recht und wohl schlagen zu lernen. In den Druck gegeben von Matthaeo Gugl, Hoch-fürstl.-Salzburgischen Dom- und Stifft-Organisten. Augspurg und Insprugg, 1757. (Die erste Auflage erschien in Salzburg 1719.)


    15. Primae lineae musicae vocalis, das ist: kurtze, leichte, gründliche und verbesserte Anweisung in Frag und Antwort über Singkunst etc. von M. Joh. Samuel Beyern, Cantore und Chori musici Directore zu Freyberg. Dresden u. Freyberg, 1730. (Die erste Auflage erschien 1703.)


    16. Scala Jacob ascendendo, et descendendo, Das ist: Kürtzlich, doch wohlgegründete Anleitung, und vollkommener Unterricht, die edle Choral-Music denen Regeln gemäß recht aus dem Fundament zu erlernen. Von Jos. Joachim Benedicto Münster, J.C. Not. Publ. und Regente Chori in der kayserl. Gränitz-Stadt Reichenhall in Ober- Bayern. Zweite Auflage, Augspurg 1756. (Die erste Auflage erschien 1743.)


    17. Kurtze Anführung zum General-Baß etc. Allen Anfängern des Clavieres zu nützlichem Gebrauch zusammengesetzet. 2. Edition. Leipzig 1733.


    18. Johann Beerens weiland hochfürstl. sächsisch-Weisenfelsischen Concert-Meisters und Cammer-Musici »Musicalische Discurse« durch die Principia der Philosophie deducirt und in gewisse Kapitel eingetheilt etc. – [⇐390][391⇒] Nebst einem Anhang von eben diesem Autore, genannt: Der musikalische Krieg zwischen der Composition und der Harmonie. Nürnberg, 1719.


    19. Der General-Baß in der Composition, von Joh. David Heinichen. Dresden, 1728. (Dieser zweiten, vermehrten u. verbesserten Auflage lag ein früheres Werk zu Grunde: Neu erfundene und gründliche Anweisung etc. Hamburg, 1711.)


    20. Athanash Kircher's Neue Hall- und Tonkunst, deutsch von Agatho Carione. Nördlingen, 1684. (Die Originalschrift erschien 1673 unter dem Titel: Phonurgia nova.


    21. Vermehrter, und nun zum drittenmal in Druck befördeter »Kurtzer jedoch gründlicher Wegweiser, vermittelst welches man nicht nur allein aus dem Grund die Kunst die Orgel recht zu schlagen, sondern auch weiland Hrn. Giacomo Carissimi Singkunst und leichte Grund-Regeln etc. zu finden seyn.« Mit in Kupfer gestochenen Praeambulis etc. (Aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt.) Augspurg, 1696. – Dasselbe Werk unter dem Titel: Herrn Giacomo Carissimi leichte Grundregeln zur Sing-Kunst, sammt einer nöthigen Anweisung die Orgel recht zu schlagen, besonders was den General-Baß betrifft. Zum sechstenmal herausgegeben. Augspurg, 1753. [⇐391]


    Quelle: Pohl, Carl Ferdinand / Botstiber, Hugo: Joseph Haydn. Band 1, Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1878, S. 389-391.
    Permalink: zeno.org/Musik/M/Pohl,+Carl+Ferdinand/Joseph+Haydn/1.+Band/Beilagen/4.+Lehrb%C3%BCcher+aus+Jos.+Haydn%27s+Nachlass
    Lizenz: Gemeinfrei"


    :hello:
    Flo

    Michael Walter nimmt in seinem Buch "Haydns Sinfonien" Bezug auf


    Heinrich Christoph Koch (1749-1816)
    Versuch einer Anleitung zur Composition


    Koch habe als der "wichtigste deutschsprachige Musiktheoretiker" im Zusammenhang mit der Sinfonik der Haydn-Zeit eine "Handwerkslehre des Komponierens" liefern wollen (Walter, Michael: Haydns Sinfonien. München: Beck 2007, S. 17).


    Das Werk Kochs kam 2007 bei Sieber neu heraus und ist auf zvab.com für EUR 27 zu erstehen.


    :hello:
    Flo

    Ich wär jedenfalls auch dabei, wenn der Abverkauf gut läuft auch gerne mit Hogwood/Kuijken, im Moment habe ich "nur" die Fischer-Box.


    Ich stelle mich gerne für geschmäcklerische Kommentare zu den frühen Symphonien zur Verfügung, die letzten 20 liegen mir eher fern, die ersten 30 oder so liebe ich dafür umso heißer.


    Eine hervorragende Idee!!!


    :hello:
    Flo

    Brahms, Streichsextette:


    [jpc]B000025RI5[/jpc]


    Passt zwar nicht so ganz zu Brunhild contra Fredegunde, von Chlotar mal ganz zu schweigen - aber schön ist's doch...


    Immerhin soll Childerich "feinsinnig" gewesen sein: muss der sich einsam gefühlt haben mit seinen Merowingern!


    :hello:
    Flo

    Liebe Petra,


    ich auch nicht, da hast Du sicher Recht.


    Mit dem Ambivalenten, Doppelbödigen habe ich es selbst nicht so, wenn ein Sänger mir das wahrnehmbar gestaltet dann fühle ich mich belästigt - deswegen kann ich zu diesem Schlusnus'schen Defizit leider wenig sagen: für mich ist es eher eine Stärke (aber da sind wir jetzt definitiv bei Fragen des persönlichen Geschmacks).


    Und die Größe von Sängern, mei, das ist ein weites Feld: Björlings Adelaide zum Beispiel fand ich peinvoll jenseits der Kitschgrenze (und ich weiß, dass diese Aufnahme sehr gelobt wird) - so verschieden sind halt die Wahrnehmungen. Ich wollte Schlusnus auch gar nicht zu übermenschlicher Größe aufpumpen, sondern nur sagen, dass ich den Vorwurf der Gleichförmigkeit nicht nachvollziehen kann - Deine Kritik spielt ja auf einer ungleich differenzierteren Ebene; ich halte sie auch für durchaus berechtigt, wenn ich von meinem persönlichen Geschmack absehe.


    :hello:
    Flo

    Lieber Heldenbariton,


    was ich nicht verstehe ist schlicht, warum - um meinen Lieblingskulturpessimisten Jens Malte Fischer zu zitieren - Heinrich Schlusnus so gerne und ausdauernd eine "gepflegte Gleichförmigkeit" in seinem Singen vorgeworfen wird. Natürlich "verstehe" ich diesen Vorwurf sehr gut, wenn ich sein Singen mit dem Singen des Herrn Prof. Dr. Rigoletto vergleiche - wenn man diese Maßstäbe anlegt, dann fehlt Heinrich Schlusnus in der Tat alles an Ausdrucksmitteln, was sich jenseits der Grenzen einer an der melodischen Linie orientierten, die Textverständlichkeit organisch in den Fluss integrierenden, niemals forcierenden oder die Grenzen des "schönen" Singens überschreitenden Gesangsweise befindet.


    Ich bewundere Heinrich Schlusnus sehr für sein in diesem Sinne "kultiviertes" Singen, erkenne aber auch das künstlerische Potential des krächzenden, schnarrenden, bellenden, hauchenden, brüllenden Konsonantenspuckens an - jeder wie er meint; ich bin halt mehr für Plüsch als für Nagelbetten.


    Allerdings: innerhalb der Grenzen seiner Palette standen Heinrich Schlusnus derart viele feinste Schattierungen zu Gebot, dass ich den Vorwurf der Gleichförmigkeit und expressiven Lauheit nicht nachempfinden kann. Wer seinen Erlkönig gehört hat weiß, dass ihm Dramatik sicher nicht fern stand - aber er gestaltet sie eben weit subtiler als z.B. der schon genannte Prof. Dr. mit seiner histrionischen Konsonantenfixierung. (Wobei diese kleinen, wenig originellen Ausfälligkeiten gegen einen zu Recht hochberühmten Liederdeklamator an seiner künstlerischen Statur "objektiv" gar nichts bekritteln wollen; sie geben nur mein Empfinden wider.)


    Um's nochmal auf den Punkt zu bringen: einen Künstler, der mit Pastellfarben arbeitet sollte man an den Möglichkeiten dieser Mittel messen anstatt ihn mit Ölfarblern zu seinem Nachteil zu vergleichen. Es beklagt doch meines Wissens auch niemand Beethovens gepflegte Glätte, weil er weder Windmaschinen noch Donnerbleche noch mikrotonale Cluster noch Hubschrauber verwendet hat? Auf einer rein geschmäcklerischen Ebene: auch das Wohlgerundete, Zarte, Subtile hat seine Vielfalt. Deswegen halte ich den Vorwurf der Gleichförmigkeit nun einmal für unangebracht und mich beschleicht da der Verdacht, die Ursache wäre eher in Trommelfellschwielen als in Defiziten des Sängers zu suchen; das ist alles, was ich sagen wollte.


    :hello:
    Flo

    Ich weile mal wieder in den elysischen Gefilden der frühen Haydn-Symphonien, im Moment läuft gerade Nr. 15.


    Zum Teil leider recht unsauber intoniert, was die ätherisch zarten, leuchtend reinen langsamen Sätze oft um einen Teil ihrer Wirkung bringt. Dennoch: :jubel: :jubel: :jubel:


    Aus der kunsthedonistischen Fankurve grüßt
    Flo