Interessant zu lesen, wie andere Musik hören.
Ich bin seit ca. acht Jahren in keinen Berufszwängen mehr, seit ca. fünf Jahren mache ich keine beruflichen Arbeiten. Da mir die letzten Jahre zwei Freunde weggestorben sind, und da ich immer Druck gebraucht hatte, erfolgreich zu sein, bin ich zuletzt faul und planlos geworden. Das fällt nach aussen hin kaum auf, ausser einem etwas jüngeren Freund und Berufskollegen, der jetzt begonnen hat, sowohl Kartoffeln als auch Kamelien zu lieben, diese also anzubauen. Immerhin koche und brate ich ambitioniert. Ganz ohne Publikum, auch wenn es nur die Verwandt- und längerdauernde Bekanntschaft ist, mache ich es aber nicht. Obwohl ich die letzten 65 Jahre immer mit Musik war, ist diese unter den sog. Sachzwängen fast beerdigt worden. Ich habe mich aber seit Jahren befreit davon, immer mehr und intuitiv.
Ich habe mir die letzten fünf Jahre die Haare wieder lang wachsen lassen, wie zur Musiker- und Studentenzeit, trage ein Armband aus Lappland (made in Thailand ?
) und eine teuere Uhr, ich fühle mich trotz vieler festsitzender Konventionen freier und die Musik dringt mehr in mich ein. Dabei höre ich, zeitlich betrachtet, immer weniger Musik. Bin zufrieden mit sowas. Erst jetzt verstehe ich, warum einer siebenundsiebzig Versionen der LvB- Sonaten hat und diese hört, und sonst wenig anderes.
Wenn ich Musik höre mache ich nichts anderes als im Sessel zu sitzen und mich zu konzentrieren, zu jeder beliebigen zufälligen oder planend sich ergebenden Tageszeit. Ich will nicht urteilen, nur "gut genug" hören. Vergleiche in der Musik können tückisch sein. Jeder Pianist, jedes Ensemble geben ihr bestes und das imponiert mir, im Gegensatz zu früher, als ich Bemühungen weniger geschätzt habe als Ergebnisse und Ranglisten.
Also, ich höre wenig und empfange viel. So jedenfalls, ist es ziemlich gut (b.a.w.).
P.S. ebenso wie Alfred habe ich eine Initialzündung gebraucht, mir also zunächst einen mächtigen Verstärker gekauft.