Beiträge von Damiro

    Schon länger besitze ich diese CD, die mehrere Stücke von beträchtlicher Qualität aufweist. Wo Frau Pejacevic aufgewachsen ist, in Nasice/ Ostslawonien, hat es einen kleineren, ordentlich restaurierten Schlosskomplex und netten Park. Immerhin war ihr Vater kroatischer Vizekönig bis über den WW 1 hinaus. Gleich daneben ist auch Mohacz, wo im 16. Jahrhundert die Ungarn und einige Mitteleuropäer von den Türken nachhaltig geschlagen worden sind. Diese weite Ebene vor Novi Sad hatten wir damals gesucht und uns verfahren.


    MlG

    Damiro

    Die Sonate ist fünfsätzig; was genau fehlt, dürfte dann wohl der dritte Satz sein.


    Rubackyte spielt alle Sätze deutlich langsamer als z.B. Hamelin, sie spielt alles von Noten, in die sie auch fortlaufend hineinschaut. Es gibt Weltklassepianisten, die die jeweiligen Noten in der üblichen Schrägstellung des Notenständers vor sich haben, aus ganz verschiedenen Gründen. Die meisten Pianisten des klassischen Repertoires haben die Noten komplett in Kopf und Herz, im besten Fall. Sie können sich deshalb uneingeschränkt auf das Werk mit all seinen technischen und kompositorisch- interpretatorischen Details beschäftigen.


    In unserem Falle scheint die Pianistin sichtlich um die möglichst exakte Ausführung dieses riesigen Werkes bemüht.


    Ganz anders ging es dagegen beim ersten Konzert der 34.sten Theaterhaus Jazztage Stuttgart am Mo., 25.3. 2024 beim ungeheuer versierten, superjungen und konzentrierten Pianisten des Avishai Cohen Trios. Die Passagen der musikalischen Riffs waren fast alle so detailliert, rasant und vielseitig komplex, dass sie für alle drei Musiker notiert worden und exakt vom Notenpapier abgespielt worden sind, sodass schliesslich das Publikum - alles ältere, coole, erfahrene Kulturmenschen :yes: gehörig aufgekratzt und fast völlig begeistert war.


    LG Damiro

    Ach, das vorige Konkurrenzgetue meinerseits verweht hoffentlich der Wind.


    Du hast begrifflich Motivik und Thematik unterschieden, was ich verschlampt hatte. Und ein gutes Beispiel, wie ich finde, ins Spiel gebracht. Die Streicherversion wird wohl irgendwie langweilig und sogar ätzend. Dann wieder übermässig ironisch und verzerrt , zum Schluss mit dem Deutschlandlied, ähm, sind das alles Austrianer oder gründliche Deutsche?


    Für den Original- Strauss muss man halt in Stimmung sein. Auch gern mit etwas Spirit usf.


    Ich würde dir bei "Tiefe" beipflichten, auf der CD die fünfte Abteilung, darin Trauermarsch im 2/2- Takt, welcher (der T.) gar nicht deplaziert wirkt und auch nicht lang ist. Ausserdem ist mir die Feststellung wichtig, dass viele Passagen und Thema-/Durchführungseinheiten entlang der ganzen Sonate sich ganz und gar nicht nach 3/4tel Takt anhören, aber es sind.


    (Ich hatte mich getäuscht, die verrückt schwierigen 64stel oder 96stel sind im vierten Satz bzw. Kästchen. )


    Inzwischen ist mir die Sonate wie ein Ohrwurm (ehrlicherweise male ich dabei...)


    LG Damiro




    .

    Es scheint mir ausser Frage, dass G. neben seinen herausragenden pianistischen Fähigkeiten auch über eine besondere Begabung verfügte, seine Themen sofort kontrapunktisch auszuarbeiten, weiterzuführen, zu "füllen", "verdichten" und "einzufärben". Das Klavier klingt trotz der Überladenheit des Satzes, ich würde lieber Geladenheit sagen, zumindest bei Hamelin durchhörbar und in der Hierarchie der Stimmen und ihrer Lautstärken grossartig abgestuft.

    Ein gut hörbarer Unterschied zu den Klavieraufnahmen der Bach- Werke ist natürlich gewollt. Das ist besonders beim zweiten Werk der CD, der Passacaglia, der Fall.


    Ganz grübelig macht mich die Wertigkeit des musikalischen Materials seiner Themen. Das kann auf eine Art ins Triviale gehen, irgendwie einen Anklang ans Billige, Schlagerhafte haben. Zumindest denke ich dabei an Salonmusik und ihr entsprechendes Publikum. Passend sind dann auch die rytmischen Schmankerl, sowie die nahezu unspielbaren, weil extrem schnell repetierten 64stel (und vielleicht 96stel) Noten im dritten Satz. Dennoch kommt dann wieder eine ganz innige, unmodische Melodie, die dann- was weiss ich- eine Spannung zu dem was kommt erzeugt, zu einem Drive, den wir aus dem Jazz kennen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass den Compositeur viel Berechnung bei dieser Sonate geleitet hat. Er konnte es mit diesem Werk vielen Seinesgleichen zeigen, wo die Messlatte hängt.


    LG Damiro


    Ach astewes in # 2, du kennst so vieles an Musik, 10 (oder 11:/) x mehr als ich, dass ich dann nur noch bei dir lese. ;)

    Ich habe seit mehreren Jahren in Punkto Musik hier keine Beiträge mehr verfasst, ohne dass es mir langweilig geworden wäre. ,


    Nun habe ich von Alfred kürzlich eine Oster- email empfangen, die mich nicht nur emotional deutlich berührt, sondern auch wegen ihrer Mehrdeutigkeit zum Überlegen gebracht hat. Meine Reaktion war, mich hier wieder bemerkbar zu machen. Why not ?


    Ehrlicherweise war der Anlass auch die wiederholte Rezeption eines ganz merkwürdigen Klavierwerkes, mit einem sehr mutigen, aber auch gefeierten und trotzdem/ deshalb ziemlich unabhängigen Pianisten, nämlich MARC HAMELIN. Sowas habe ich vorher nie gehört. O my God.


    Es ist die einzige Klaviersonate von Leopold Godowski, der aus einer Kleinstadt nahe Vilnius (Wilna) stammt und Autodidakt war, von dem bereits ab den 1930er Jahren kaum jemand mehr gesprochen hat. Die Geschichte hat dieses unglaubliche Talent einfach und ohne Erbarmen überrollt. Der Kanadier (nur er ?) hat diese gewaltige, super- effektvolle Sonate wiederentdeckt und bravourös aufgenommen. Bei wiederholtem Hören wird sie ersteinmal immer hörenswerter !


    Sollte Interesse bestehen, könnten wir einige Gedanken darüber austauschen. Jetzt habe ich die Daten der CD nicht parat.


    LG Damiro,

    welcher sich viele Beiträge wünscht





    Ich habe seit mehreren Jahren in Punkto Musik hier keine Beiträge mehr verfasst, ohne dass es mir langweilig geworden wäre. ,


    Nun habe ich von Alfred kürzlich eine Oster- email empfangen, die mich nicht nur emotional deutlich berührt, sondern auch wegen ihrer Mehrdeutigkeit zum Überlegen gebracht hat. Meine Reaktion war, mich hier wieder bemerkbar zu machen. Why not ?


    Ehrlicherweise war der Anlass auch die wiederholte Rezeption eines ganz merkwürdigen Klavierwerkes, mit einem sehr mutigen, aber auch gefeierten und trotzdem/ deshalb ziemlich unabhängigen Pianisten, nämlich MARC HAMELIN. Sowas habe ich vorher nie gehört. O my God.


    Es ist die einzige Klaviersonate von Leopold Godowski, der aus einer Kleinstadt nahe Vilnius (Wilna) stammt und Autodidakt war, von dem bereits ab den 1920er Jahren kaum jemand mehr gesprochen hat. Die Geschichte hat dieses unglaubliche Talent einfach und ohne Erbarmen überrollt. Der Kanadier (nur er ?) hat diese gewaltige, super- effektvolle Sonate wiederentdeckt und bravourös aufgenommen. Bei wiederholtem Hören wird sie ersteinmal immer hörenswerter !


    Sollte Interesse bestehen, könnten wir einige Gedanken darüber austauschen. Jetzt habe ich die Daten der CD nicht parat.


    LG Damiro,

    welcher sich viele Beiträge wünscht





    Wenn man die CD- Veröffentlichungen mit diesem Pianisten verfolgt, also auch deren Musik nachgeht, frägt man sich, warum er bisher auf dem Hänssler Label öfter erschien. Man sollte ihn aber keinesfalls als Schnäppchen- Pianisten betrachten.


    Erinnern möchte ich jedenfalls an seine überragende "Carnaval"- Interpretation im dortigen Thread:




    (aus Juni 2021)

    (.....)

    Mal sehen, was ich mir über Herbert Schuch aufgeschrieben habe, über seine Aufnahme hier: (dessen Carnaval ist sehr preiswert in folgender Box zu haben und seine sonstig enthaltenen Aufnahmen stellen sehr solides, teils recht originelles und traumhaft sicheres Klavierspiel dar ---> ....)


    8325957



    Weitere Informationen über ihn gibt es hier:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Schuch


    H. Sch. ist im Alter von neun Jahren von Temeschburg mit seinen Eltern nach Deutschland übergesiedelt, zunächst nach Rosenheim / Bayern. Er hat im Verlauf eine ganze Menge von Preisen bei Klavier- resp. Musikwettbewerben gewonnen.


    Die vorliegende Aufnahme stammt aus 2008, der Pianist war damals 30 Jahre alt. Der Flügel klingt rund, weich und warm, mit etwas Bassbetonung. REPLIQUE (Pos. 38) geht nahezu tonlos zuende, danach greift der Pianist in den geöffneten Flügel und lässt von den geforderten Grundtönen aus Glissandi erklingen, die den Abschnitt SPHINX zum tönen bringen sollen. Das ist eine sehr freie Interpretation von Schumanns Absicht, das literarische Schema Sphinx adäquat in die Musik einzuflechten. Das wird sicher nicht jedermann gefallen, doch geht es weiter, alsbald mit dem dreiteiligen Komplex VALSE ALLEMANDE - PAGANINI. Die geforderte Vortragsweise Tempo 1 (ma piu vivo) nimmt Schuch wörtlich leidenschaftlich romantisch, ebenso wie CHIARINA. Da wird Schuchs Spiel, ohne dass Fehler und Fehlgriffe passieren einfach phänomenal. Endlich gerät der abschliessende MARSCH DER DAVIDSBÜNDLER recht langsam und eher behäbig. Ich finde, dass alles stilistisch gut zusammen passt. 8)

    Ab und zu habe ich schon etwas von Hurwitz gelesen, einiges mehr über ihn. Es ist grenzwertig widerlich wie er sich in Szene setzt oder dorthin gesetzt wird, unsere Freunde bei Milwaukee lächeln bei (deutschen ?) Aufregungen über seine Beiträge, in Gesprächen über ihn geht es seltenst um sachliche Dinge, eher um das Wie und Wieviel. Wie hier inzwischen auch, sind die Amis schon lange, lange von der Idee besessen - sie mag ja durchdringend sein -, dass eine Meinung über irgendetwas eine "Marke" sein müsste oder zumindest eine solche "implementiert" sein sollte. Der Herr Hurwitz geht regelrecht in dieser an sich (einfachen) Idee auf, darf sich seines Beifalles oder Wohlwollens nahezu gewiss sein, bleibt aber auch manchmal darin stecken, verheddert auch verplappert sich, wobei die Erinnerung an eine solche Szene oft ins "ungefähr" Angenehme oder zumindest Affirmative mündet oder entsprechend verquaast/ verbabbelt wird, wenn die angestrebte Wirkung sich nicht sogleich einstellt. Von Musik ist dann schon längst keine Rede mehr... O je. ;(


    (der Schaden für allewelt ist wahrscheinlich ziemlich gering)

    Ich finde jetzt doch nicht, dass man den Pepping nicht klassifizieren könnte. Ich würde ihn (als Nicht- Musicologe) so einordnen, einer alten Definition folgend:

    ---> Neue Musik ---> wenig dissonant ---> wenig oder nichts Serielles ---> E. Pepping, J. Haas, W. Furtwängler, G. Frommel u.a.


    Bei J. N. David tät` ich mich beim Einteilen schon schwerer, weil er viel mehr kontrapunktisch und dissonanter gestaltet hat. Dabei denke ich auch besonders an dessen Kammermusikwerke.


    Natürlich sind "starke" oder "wenig" Dissonanzen kein gutes Kriterium für eine systematische Einteilung, jedoch hat der Begriff eine erhebliche operationale Stärke ! Dagegen ist "Neoromantik" nur ein ziemlich vordergründiger Begriff, der natürlich ab und an zutrifft. Wenn man mit "postseriell" mehr meint als ein paar bestimmte Komponisten, könnte es gehen.....


    Ganz subjektiv ist es bei mir so, dass mir hier wie dort die reichlich verarbeiteten Bläserakkorde mit ihren Verbindungselementen gut gefallen, klangästetisch und harmonisch- strukturell bieten sich J. Sibelius, aber auch andererseits die Gil Evans Bigband (um ca. 1959 ff) als Beispiele und Klangverwandtschaften an. Ich versuche bald mal zu berichten...


    Bis dahin ne "Überleitung"





    Ich bin früher mal mit einem Klavierstück Peppings in Berührung gekommen und hatte dieses positiv in Erinnerung, sodass ich mir vor einigen Wochen die obigen 2 CDs gekauft hatte. Pepping, Jahrgang 1901, musste nicht in den Krieg ziehen, er arbeitete im Umfeld der Evangelischen Kirche in Berlin bzw. Spandau. Alle drei Symphonien sind 1939 bis 1944, das Klavierkonzert 1950 entstanden. Mir gefällt sehr ein als "positiv" oder "optimistisch" zu bezeichnender Grundton an sehr vielen Stellen der Werke, ausserdem höre ich etwas Reger heraus, welcher 28 Jahre älter als Pepping war.


    In diesem Zusammenhang habe ich dann zu einer vorhandenen J. N. David- CD gegriffen, mit deren zwei Symphonien, die mir zum wiederholten Male sehr gut gefallen hatten. Diese klingen dichter in der Machart, scheinen mir aber neutraler im Ausdruck zu sein.




    Ich kann nur jedem Freund tonaler Orchestermusik, der diese Komponisten bisher nicht gehört hat, raten, sich diese Musiken mal anzuhören (bei CPO / JPC auf CD !) :), als Beispiele ganz verschiedener Musik aus derselben Zeit.

    Na klar, zumal das op. 1 gar nicht so oft erklingt. Und es schön ist.


    Und ich habe schon seit 2019 einige CDs mit Ragna Schirmer gekauft, die m.E. zwischen den Männern ein wenig untergeht (vgl. # 6). Eine enorm gute und sehr musikalische Pianistin. Seit ein oder zwei Jahren höre ich


    "Tema con Variazioni" von Beethoven, Schumann und den anderen Grossen. Begonnen mit Haydn.


    Ich glaube dass bei diesem Werktyp die betr. Komponisten besonders viel von dem preisgeben, was sie als Musiker bewegt (hat), auch was sie einen lehren wollten, dass es eben nicht in erster Linie ausgegorene und für gut oder attraktiv befundene Werke handelt, sondern z.B. Versuche über bestimmte musikalische Abläufe und andere innermusikalische Phänomene und Fragen. handelt, also eher um momentane und passagere Dinge ? Weiteres könnte noch gesagt oder gedacht werden. :yes:

    Es ist in der Musik sehr oft so, dass der Praktiker in eine Art "Grundtonempfindung" einmündet. Ich denke an Symmetrie, wenn ich deine Worte lese. Es sollte keine einhellige Grundtonempfindung entstehen.


    Im Jazz, bei der Skalenmusik von John Coltrane, Archie Shepp, Heinz Sauer und Attila Zoller genauso, war das Grundtonproblem elegant gelöst, denn bei der Skalenmusik (der Begriff ist von mir, nur!) gibt es keinen Grundton.

    Eine der ersten LPs, die dieses - quasi nebenbei - uns nahegebracht haben, war und ist "Ascension", hier unten:






    Den Weg dorthin kann man verfolgen z.B. mit



    Interessant zu lesen, wie andere Musik hören.


    Ich bin seit ca. acht Jahren in keinen Berufszwängen mehr, seit ca. fünf Jahren mache ich keine beruflichen Arbeiten. Da mir die letzten Jahre zwei Freunde weggestorben sind, und da ich immer Druck gebraucht hatte, erfolgreich zu sein, bin ich zuletzt faul und planlos geworden. Das fällt nach aussen hin kaum auf, ausser einem etwas jüngeren Freund und Berufskollegen, der jetzt begonnen hat, sowohl Kartoffeln als auch Kamelien zu lieben, diese also anzubauen. Immerhin koche und brate ich ambitioniert. Ganz ohne Publikum, auch wenn es nur die Verwandt- und längerdauernde Bekanntschaft ist, mache ich es aber nicht. Obwohl ich die letzten 65 Jahre immer mit Musik war, ist diese unter den sog. Sachzwängen fast beerdigt worden. Ich habe mich aber seit Jahren befreit davon, immer mehr und intuitiv.

    Ich habe mir die letzten fünf Jahre die Haare wieder lang wachsen lassen, wie zur Musiker- und Studentenzeit, trage ein Armband aus Lappland (made in Thailand ? :S) und eine teuere Uhr, ich fühle mich trotz vieler festsitzender Konventionen freier und die Musik dringt mehr in mich ein. Dabei höre ich, zeitlich betrachtet, immer weniger Musik. Bin zufrieden mit sowas. Erst jetzt verstehe ich, warum einer siebenundsiebzig Versionen der LvB- Sonaten hat und diese hört, und sonst wenig anderes.


    Wenn ich Musik höre mache ich nichts anderes als im Sessel zu sitzen und mich zu konzentrieren, zu jeder beliebigen zufälligen oder planend sich ergebenden Tageszeit. Ich will nicht urteilen, nur "gut genug" hören. Vergleiche in der Musik können tückisch sein. Jeder Pianist, jedes Ensemble geben ihr bestes und das imponiert mir, im Gegensatz zu früher, als ich Bemühungen weniger geschätzt habe als Ergebnisse und Ranglisten.


    Also, ich höre wenig und empfange viel. So jedenfalls, ist es ziemlich gut (b.a.w.).


    P.S. ebenso wie Alfred habe ich eine Initialzündung gebraucht, mir also zunächst einen mächtigen Verstärker gekauft.