Beiträge von Damiro

    Ich habe ihn bei seinem zweitletzten Konzert in Hamburg / Laisz - Halle erlebt, besitze die meisten LPs- CDs von ihm. Er ist ein Massstab allen Klavierspiels für mich, einer der Pianisten, die wissen worauf es ankommt, und wie seine Musik in die Herzen von 100 000en von Menschen eingedrungen ist. Ich habe das Schonbergbuch und x Artikel über ihn gelesen,


    Er war - glaube ich - ein gänzlich unintellektueller Mann, der aber seine Fähigkeit, Klavier zu spielen, nahezu traumwandlerisch und erfolgsorientiert gesteigert hat wie sonst kaum jemand (siehe Interviews mit ihm). Wie auch immer es geschehen sein mag, sind seine Interpretationen von unmittelbarer Wirkung und bleibendem Wert. Auch wenn ihm sein Donnern zuweilen zuviel werden, ja sogar befremden kann (man muss nur mal passende Frauen fragen, wie sie dieses empfinden), findet er immer wieder in sein "Massgewand" zurück.


    Jedesmal, wenn er spielte oder aufnahm, darf man sich von neuem fragen, was er in den Details geändert hatte. Das konnte jeder zumindest diffus hören. Jeder durfte darüber spekulieren, über all die Jahrzehnte hin.


    Er scheute sich nicht, seine musikalischen Extreme offen vorzuführen und immer wieder zu praktizieren.


    In dieser Gewissheit brachte er seine Sichtweisen in die Rille, für jedermann vernehmlich...+ Man kann live verfolgen, in seinem 50 CD- Album was er verändert hat. Jeder geduldige Hörer ist Zeuge dieser Veränderungen.


    Und wie sich das auf die Wiedergabe seiner Musik ausgewirkt hat, z.B. auf die beiden Klaviersonaten, das möchte ich noch kurz ausführen.

    Nach ziemlich genau vier Jahren habe ich über die beiden Rach.- Sonaten noch einiges dazugelernt. Das wäre einigen Autoren der Beiträge dieses Threads bestimmt genauso ergangen, v.a. was deren anfängliche Issues angeht, wären sie hier im Gespräch geblieben (na ja, vielleicht meldet sich der eine oder andere wieder, z.B. weil er bisher ungenügende Antworten auf seine "Fragen" gefunden hatte :pfeif::angel:).


    Hier wieder nachzuhaken bietet sich ja an, weil die Datenlage und Zahl der erreichbaren CDs und LPs nach all den Thread- Jahren deutlich besser ist, weil noch mehr Musik als früher gehört worden ist und dieses im guten und besseren Fall zu mehr Kenntnis der Musik, Mitteilungen darüber und Umstände geführt hat. Vermutlich und hoffentlich.


    Jetzt komme ich - mehr durch Zufall und i.R. des laufenden Threads "KS ...in der individuellen Rezeption"- wieder in diesen Thread zurück. Ich habe mich an meine 50 CD Box- "W. Horowitz, The Unreleased Recordings 1967 bis 1983" erinnert und habe dort ZEHN verschiedene Interpretationen der Zweiten KS von Rachmaninow gefunden, welche alle hörbar voneinander different waren ! Und ich habe dann fünf von ihnen ziemlich konzentriert gehört, vorgestern nachmittag, und es sollten mir einige Dinge ziemlich schnell klarwerden:



    ... ... ...

    Ich habe gerade Karten für einen erwarteten Klavierabend bestellt, Es gab nur noch wenige ab der 12. Reihe (will bei Klavier und KM möglichst weit vorne sitzen). Ort ist der Beethovensaal in unserer Stuttgarter Liederhalle.


    Grigorij Sokolow am Freitag, 4. März 2022


    Programm, wie üblich, noch nicht bekannt.

    Kartenbestellung - wie lokal grundsätzlich allgemeinbekannt - bei SKS Russ.

    Hallo kurzstueckmeister, guten Morgen Holger,


    sowas ähnliches habe ich mir schon gedacht. Lourie´ erscheint immerhin im kleinen Riemann Brockhaus. Es scheint, dass er keine oder nur ganz wenig Klaviermusik geschrieben habe. Andererseits erscheint mir mit dem Etikett "futuristisch" über den eigentlichen Musikstil herzlich wenig gesagt zu sein.


    Zu den Rach- KS werde ich im Komponistenthread noch was bringen, unter Einbeziehung der vielen Horowitz- Interpretationen, die ich gestern mittag gehört hatte. Dabei geht es auch um die Interpretationen der ersten KS von Zlata Chochieva und Olli Mustonen


    Wenn ich einiges ungefähr nachfühlen wollte, dann ist es in diesem Thread der Wunsch nach der "individuellen Rezeption der Klaviersonate", also nichts "Chronologisches" ,nichts "Stilistisches" etc. werden gewünscht. Ich finde deshalb und bilde mir ein, dass astewes ähnlich ticken könnte, dass eigentlich der eine oder andere (Damen mögen sich bitte respektiert fühlen !) darüber schreiben soll, was ihn beim Hören einer oder einer bestimmten Klaviersonate überhaupt umtreibt. Oder worüber er / sie was gelesen und/ oder zugestimmt oder misstraut haben...


    Ich denke, dass es nicht um die Mondscheinsonate oder "die mit dem Türkischen Marsch" gehen muss, da es hierzu m.W. genügend oder einige Threads gibt. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    .

    Deshalb finde ich schon bald einen Zusammenhang - hoffentlich - hin zu den Klassizisten, z.B. Prokofiew --> Haydn (vorher vielleicht Kalkbrenner ?) ---> C.Ph. Eman. Bach ---> D. Scarlatti.


    Oder eben wie`s kommt.


    Danke für die Fiorentino- und Ashkenazy- Empfehlungen !

    Doch, das kann ich mir recht gut anhören, jedenfalls den aufgerufenen Schnipseln nach. Sind die drei genannten Komponisten nun "gefährliche Futuristen" i. S. der Mutter aller kommunistischen Parteien oder gibt`s vielleicht eine mehr westliche, sogar kompakte oder gängige Definition des musikalischen Futurismus ?


    Ich bin recht gespannt auf die erste Sonate von Rachmaninow, welche der werte Astewes zur Zeit sich anschickt kennenzulernen. Ich habe sie, glaube ich, noch nie gehört.

    Dafür die Zweite KS von Rach in zwei (oder drei ?) Versionen von diversen Pianisten, darunter Horowitz, Kocsis, J. Ph. Collard u.a. Die erste Version dauert knapp 25 Min. und ist 1913 entstanden, die zweite 1935 ff., dauert 18 Min. (Differenzen der Zeiten unter den Pianisten erklären variable Zahlen)


    Hierzu möchte ich noch wenige Sätze sagen, nämlich dass Rach von seinem damaligen Agenten darüber informiert worden war, dass eine Untersuchung (!) aus den 20er- Jahren (oder etwas später), ergeben hätte, dass die Konzentration des (amerikan.) Publikums nach ca.17 Min. eines längeren Stückes stark nachlassen würde. Dieses hatte Rachm. sogar irgendwann an N. Medtner bei der Planung einer Amerikatournee desselben freundschaftlich und vielleicht warnend weitergegeben.

    Zumindest ist die zweite KS Rachm.s nach Überarbeitung und Kürzung erheblich bündiger geworden, für uns zeitknappe und ungeduldige Alte ;) ein wahrer Segen. Andererseits, jawohl. hatte R. in der ursprüngl. Fassung manche musikalischen Einfälle und Wendungen, ggf. Kontrapunkte, länger und wohl auch komplexer auskomponiert, was der Kollege Medtner irgendwie kompromissloser tat als er selbst. M. schien von Kürzungen keineswegs beeindruckt. Die Langmütigkeit musikalischer Entwicklungen macht eine grosse Stärke seiner gleichermassen stimmungs- wie geistvollen Komponierweise aus, während die zweite Sonate Rachs (späte Version) nun effektvoller, glänzender, noch virtuoser, aber eben auch glatter und vordergründiger geraten ist.

    Schon immer hat sich das Werk in der kürzeren Version von 1935 ff. für mich so angehört:, z.B. bei Collard:

    DER PIANIST STEIGT GEWALTIG EIN, EIN THEMA WIRD ANGEDEUTET; ZUCKT; ERSCHLAFFT; PIANISTISCHE FIGUEREN GLEISSEN; GLÄNZEN; DONNERN; ÜBERSCHLAGEN SICH; ERWÜRGEN SICH SELBST; ZÖGERN; TREFFEN AUF DAS HERZ; AUCH DANEBEN: NUN HEBT EIN MECHANISCHES KLAVIER AN; EINE SCHÖNE RUHIGE MELODIE LÖST SICH NACH OBEN WEG; UND ALLE NOTEN MACHEN DANN PLATZ UND STEHEN STRAMM UND DIE sAUSE STARTET ERNEUT:

    ES HEBT AN; EINER MUSIKALISCHEN ÜBERMACHT WEICHST DU LIEBER AUS; DENN SOFORT ERSPÜRST DU DEN BEGINNENDEN SCHLUSS; DER SICH DANN NOCH KURZ IN DER ULTIMATVEN PIANOSCHAU DER TASTENRASEREI ENTLÄDT: ANSTRENGEND; JA DOCH: dANN ENDLICH RUHIG:


    Ich hoffe, nicht zu schlecht geschrieben zu haben. (Die Sache mit den 17 Min. ist aus dem Horowitzbuch von Harold F. Schonberg) Hätte zu diesem Werk in diesem Thread nichts Weiteres mehr zu sagen.



    Ach doch, Hörvorschlag wäre die Zoltan Kocsis- Version der KS, ungarische Aufnahme von 1996, der den Riesenbrocken in der langen frühen Version für uns spielt.


    Zoltan Kocsis plays Rachmaninov Sonata No. 2 Op. 36 - 1913 version - YouTube


    Kocsis ist technisch dem Werk absolut gewachsen. Es zeigt sich, dass Rachs Komposition schön den klassischen Vorgaben folgt, im ersten Satz wird das Hauptthema, dann im zweiten Anlauf variiert. Nicht in die Dominante transponiert. Plötzlich völlig tonartfremd weiterverfolgt, mit abruptem Stimmungswechsel. Der zweite Satz ist der oft kritisierten Süsse entkleidet, indem die kontrapunktische "Gegenstimme" betont wird. Bekommt dadurch lyrische Substanz und Agogik, wird dadurch glaubwürdiger als die 1935er Ausformung. Der dritte Satz klingt erstmal etwas bieder und akademisch. Man merkt rasch, dass Z.K. Zurückhaltung und etwas Anlauf braucht, um dessen lyrischeren Mittel-, aber vor allem den grandiosen Schlussteil so richtig dramatisch virtuos hinzufetzen, ohne je mit seinen Fingern irgendwie zu entgleisen, zu verhuschen und auch nicht psychisch schwach zu werden. Die Musik ist und bleibt klar ! Der Schluss dann ein Meer welt- romantischer Klänge. Toll der Ungar. :jubel:

    I

    Danke für deine erhellenden Worte, lieber astewes !


    Ich hatte bereits geahnt und gehofft, dass Feinberg in unserem Thread nicht mit einem Satz erledigt ist ;) ! (bisher habe ich mich mit F.s frühen Sonaten beschäftigt). Und Roslavets kannte ich bisher nur dem Namen nach, also etwas enzyklopädisch. Lourie´ ? Warum also nicht dort anknüpfen ? Andererseits Prokoviev vielleicht zu neoklassisch/ motorisch /bruitalistisch ? Auch gibt es von Stravinski zumindest zwei Klaviersonaten und eine Serenade en La (um zu Haydn und Scarlatti zu gelangen :D). Allerdings haben von Prokoviev die ersten drei S. deutlich impressionistische Einflüsse, in denen ich mich deutlicher wohlfühle als bei den Dodekaphonikern. Aber da könnte ich dann ein bisschen Nur- Hören...


    Und für Liszt und Reubke wäre noch ein Plätzchen zu finden, tz tz tz.

    Schon längere Zeit habe ich die in Beitrag #40 gezeigte CD im Hause und diese ein paar Mal gehört. Neben diversen Klavierstücken hören wir drei Klaviersonaten, nämlich die (kürzere) "Märchensonate", op. 25/1, die 35 ` dauernde, fünfgliedrige "Nachtwindsonate" op. 25/2 und die (wieder etwas kürzere) "Idylle"- Sonate, op. 56. Ich fühlte mich dennoch der Nachtwind- Sonate am meisten zugetan. Diese ist- man kann es fast erraten- viel zu lange, unübersichtlich, vollgepackt mit jeder Menge klavieristischer Figuren und Passagen, ja, verschiedene Nachtwinde wehen hinter- und nebeneinander. Diese Musik geht mir aber nicht nur unter die Haut, sondern weiter hinein in mich. Wer weiss, wie genau... (v.a. abends und nachts)


    Hier ist ein Meister von Polytonalität, mehr noch Kontrapunktik, unterwegs. Er entwickelt entlang seiner Sonate mehrere Themen, die im Laufe der Sonatenkomposition immer wieder aufgegriffen und verändert, eher aber dramatisiert werden. Dieses geschieht ganz bestimmt nicht in einem erkennbaren System oder Regelhaftigkeit, sondern in einem geheimen Rhythmus seelischer Regungen und wechselnder Seelenzustände. Diese Erinnerungen an die Töne und Akkorde "von vorhin" sind wie Wogen, nein Böen oder auch nur Vorbeistreichen der Nachtwinde, die zum Schluss hin langsam ausklingen. Deshalb ist es aber immer noch keine offensichtliche Programmmusik (ganz sicher ist dabei die grossartige kompositorische Meisterschaft Nikolaj Medtners).


    Als normalem und fragendem Hörer kann einem nun der Wunsch nach Abwechslung in den Sinn kommen, mal weg von solchen überbordenden und vereinnehmenden Klangerlebnissen.


    Im Laufe der letzten Tage und Wochen sind mir mehrere Ideen gekommen.

    Angeregt wurde ich von einer Notiz und kleinen CD- Kritik über den Pianisten Medwedew im neuesten FONO FORUM, der Medtner, Rachmaninow und Tschaikowski (-Sonaten) auf einer CD anbietet, dann dachte ich an eine eine Kombination von Medtner, Rachmaninow und Szymanowsky. Oder aber Medtner, Rachmaninow und Prokoview, statt diesem vielleicht sogar eine Samuil Feinstein- Sonate mit dabei ?


    Zum Schluss noch eine kleine Anekdote:

    bei der Vorbereitung einer Amerikatournee für Nikolaj Medtner in den 1920er Jahren riet ihm sein Freund S. Rachmaninow dazu, in den Konzerten keine Stücke zu spielen, die länger als 17 Min. dauerten, da die Konzentration des Publikums danach sehr schnell nachlasse. :/8) (so eine damals erschienene "Studie"). Ich habe hierüber grad keine weiteren Schlauheiten parat... ;)


    Also, ich weiss noch nicht, was als nächstes kommt !? Zum Beispiel eine von diesen hier ?



    In diesem "Melde"thread möchte ich mich ebenfalls als langjährigen, aber auch hin und her schwankenden Scriabin- Hörer und - Interessenten bekannt machen. Seit drei Wochen habe ich die Lettberg- Box, wobei mir der bloße Besitz vorerst mal reicht... :/

    Seit ein paar Tagen habe ich mehrmals den Trompeter /Flügelhornisten


    Enrico Rava: Easy living

    gehört und bin an seiner (schon etwas älteren) CD hängengeblieben



    Er machte hierzulande ab Mitte der 70er Jahre von sich reden. Inmitten einiger Hardbop Trompeter mit eher virtuosen Spielweisen und eher druckvollem und strahlendem Ton schien mir Rava zunächst nicht sehr interessant. Stücke, die er spielte und seine Lautstärke waren eher verhalten. Zumindest Miles Davis und Herbert Joos, der eine international, der andere regional bekannt, pflegten eine weit überwiegend balladeske bzw. wenig rhythmische und tonale Spielweise, die mir dann doch langsam und zunehmend mehr gefiel. Enrico Rava schien mir in etwa ebenfalls einen ähnlichen Ausdruck zu verfolgen, damals die beiden letztgenannten auf dem etwas wärmer und weicher klingenden Flügelhorn.


    Viel später kam mir diese CD in den Blick. Eine Modern Jazz Group mit ausschliesslich Italienern ?


    Ich war dann doch sehr beeindruckt von dieser Band, die es ganz anders machte als erwartet. Enrica Rava kann sehr schöne Balladen blasen. Der zweite Bläser war - gänzlich unkonventionell in einem Quintett - kein Saxophonist, sondern ein Posaunist. Der Pianist spielt kaum eine einzige Phrase nach der Machart von Hancock, Jarrett, aber auch nicht wie Peterson oder Joachim Kühn, und doch sind Technik und Spielideen reichlich vorhanden, in einem durchaus konventionellen Rahmen. Bass und Drums liefern den melodie- und harmonieführenden Instrumenten ein komfortables und völlig stilsicheres akustisches Bett. Die Stücke erweisen sich als deutlich vielfältiger als gedacht.


    Man fühlt sich also bestens unterhalten und will trotzdem mehr über dieses oder jenes Stück wissen, es erneut und nochmals hören (Highlights wären "Drops" (2) und "Algir Dalbughi" (5). Bei (2) ist unschwer der erste Teil des Themas von "A Night in Tunisia", von Dizzy Gillespie, zu erkennen, allerdings mit ganz anderen unterlegten Harmonien als beim Original.)

    Hallo Thomas,


    beim Hören dieser Aarset- CD (sorry...) habe ich sofort an Terje Rypdal gedacht (damals auf LP :)), den einige hier noch kennen dürften, von 69 bis weit in die 70er Jahre hinein in Mitteleuropa unterwegs. Später ist es dann ruhiger geworden bzw. habe ich nichts mehr von ihm gehört.


    Hier eine von mir vor ca. zwei Jahren erworbene CD von T.R., von der ich aber schliesslich doch nicht mehr so angetan bin, wie ich anfangs gedacht habe.

    Wer`s nachempfinden will:




    Bei Aarset bzw. seiner Musik hat man dann doch mehr den Eindruck, dass er Publikum und Hörer sucht, als das bei T.R. der Fall ist. Dennoch bin ich ab und zu auf T.R. gestimmt. Ich will gelegentlich so wenig wie möglich Töne hören Aber so ist`s halt manchmal. :yes:

    Vor dem Zubettgehen habe ich zufällig vorhin auf WDR 3 noch die Wollny Band live entdeckt. Ganz anders als "Wartburg": sehr elektronisch, aber dennoch von melodiös bis geräuschhaft. Das Video (wohl eines mehr oder weniger aktuellen Live events) zeigte, welche technischen Möglichkeiten es heute so gibt. Wollny & collegues beherrschen viele davon. E. Parisien spielte SS (Sopransax) und befummelte bzw. massierte einige elektronische Kleingeräte am Boden der Konzertbühne, knieend, wenn er nicht gerade SS spielte. Wiederum mein Eindruck, dass er (E.P.) schön auf sein Instrument hört und auf die anderen. Der Drummer (Levebre ?) hat mehrfach ungerade Taktmasse performiert, z.B. mal über fast eine Minute oder weniger einen 17/16-tel - Takt. Ist ja ganz schön, und Alphonse Mouzon hat das damals auch- etwas penetrant- gemacht, von Mc Laughlin wahrscheinlich dazu verleitet.


    Es ist öfter dann so eine Phase der musikalischen Desorganisation der Fall, zusammen mit anschwellendem Lärm und Quälen der Instrumente (denen es ja sicher nicht wehtut ! ......


    Jedenfalls ist das Ganze in der WDR Mediathek, allerdings erst ab morgen das Video



    https://www.ardmediathek.de/wdr/programm/gestern?channel=wdr



    So long, friends, D.

    Da möchte ich mal wieder ein Jazztrio ins Spiel bringen, was uns nicht so sehr Klänge und Stimmungen beschert, sondern mehr Erinnerungen an die Titel des Jazzklaviers seit Duke Ellington, Ramsey Lewis und dem frühen Herbie Hancock u.a., gebadet im Atlantik, angekommen in Europa.



    Hier also Michael Wollny mit "Wartburg"




    Der Pianist versteht es mühelos, die amerikanischen Elemente mit den europäischen Jazztraditionen zu verbinden. Er hat schon eine Riesenmenge musikalischer Elemente parat.


    Dazu kommen die sehr auf die Klarinette zugeschnittenen Töne des mir bisher unbekannten

    Emile Parisien, z.B. ab Take 7.

    Ja natürlich, hast meinen Schrieb schon verstanden.


    Und ich hab jetzt noch die "Canti popolari" bestellt :)


    Und um den Dingen noch etwas weiter auf den Grund zugehen hatte ich vor dem Wochenende noch diese hier ausgewählt


    Hallo Holger, liebe Mitleser und -hörer,


    bin wg. meines Urlaubs ein wenig aus dem Takt des Lesens und Miterlebens gekommen, was die Mazurkeninterpretationen ABMs (und anderer) angeht. Als erstes habe ich mit erheblichem Interesse und dann Befriedigung gelesen, ABM sei offenbar ein grosser Freund von (einiger) Volksmusik gewesen. Ich selber bin ein Freund des bayerischen Dreisangs, in dem ich (im guten Falle) immer wieder fantastische Wirkungen auf mich spüre, v.a. durch dessen agogische und auch melodische Momente und Wendungen. Natürlich sind es dort meist (nur ?) Attitüden und Effekte. Im Untergrund ist aber eine tänzerische Grundhaltung oft spürbar, Geziere hin oder her. Obwohl alle nur wohlwollend sitzen und hinüberschauen zu den feschen Musikannt*innen


    ABM spielt manche Mazurken in ihren Hauptteilen (ich habe sie nicht sehr analysiert) nahezu brutal, vielleicht insistierend und hart !, um dem dann ein extrem "zärtliches" Spiel folgen zu lassen, mit unglaublichen Tempoverzögerungen und leisen Stellen, bis fast hin zum klanglichen Absterben.

    Das Tänzerische ergibt sich aus der Forderung, den Takt zu halten und "weiterzukommen" - musikalisch meine ich (so aus den Äusserungen des ABM- Schülers Goetzke zu entnehmen). Also auf die Eins da zu sein, spätestens einen Takt später...


    (Und das liegt auch im Wesen des Jazz nach 1940)


    (Zu hören ist das auch bei Rachmaninows eigenem Klavierspiel selbst, der den exakten Rhythmus, das Zeitmass eines oder höchstens zweier Takte, mit all seinen Mikroschwankungen sozusg. im Blut hatte. Ich meine damit das, was man gerne als lebendiges Klavierspiel bezeichnet).

    :)

    Miles Davis "Nefertiti" und "Miles smiles"


    möchte ich dicht der # 244 hinterher schicken.


    Eine Woche lang konnte ich in Lappland verbringen (ja, mit Schlittenhunden und Rentieren, Am frühen Do. abend zurückgereist und die neuen Beiträge im Forum aufgesogen). Obwohl der Kontakt mit diesen Tieren jeweils nur einige Stunden war, gingen deutliche Impulse von ihnen aus. Sie liessen sich jederzeit anspornen und kommandieren, schauten sich nach uns um in jeder neuen Situation. Der Leithund (hinten rechts), der in etwa einem Schäferhund (mit längeren Beinen) entsprochen hat, schaute sich bei jedem Lastwechsel z.B. Kurve, nach mir um, und ich versuchte, ihn speziell anzurufen, -sprechen, eine wunderbare, glückliche Zusammenarbeit Der Ausflug war ca. 10 km über Stock und Stein, Dämme, Gras- oder Moospfade, kleine und etwas grössere Seen (meist ca. 50 cm dick vereist). In der weiten Landschaft war der Untergrund ansonsten meist leicht holperig und dick mit Schnee bedeckt. Die sehr tief stehende Sonne drang Gottseidank deutlich unter den weissen, schwach konturierten Wolken hervor. Alles ausser meiner Kleidung war grundsätzlich sehr kalt. Angekommen schliesslich vermittelten die fünf Alaskahuskies ein so schönes Bild. Der Leithund kruschtelte dann etwas im Schnee und am Standplatz herum. Sein etwas älterer schwarz- weisser Gefährte schien sich am liebsten selbst zu genügen. In der Mitte lief eine nicht mehr so junge hellockerfarbene, sehr zutrauliche Hündin. Ganz vorne nun zwei Mädchen, ein junges Geschwisterpärchen. Ich fasste mir ein Herz, konnte sie dann toll kraulen und streicheln. Dabei erfasste mich eine Welle namenlosen, anhaltenden guten Gefühls, mit etwas Heimweh vermischt.


    Kurzum, kam ich schliesslich sehr gut gestimmt (mit einer lettischen Charterfluggesellschaft) zurück ins Suebische, in meine komfortable freundliche Welt der kurzen Wege, der guten Küche und Musik. Ich wusste aber gar nicht recht, welche Musik ich wollte.


    Nein, bitte nicht Sibelius !


    Miles Davis gab mir einer meiner Forum- Merker vor, also warum nicht mit "Nefertiti" und der mir kaum bekannten "M... smiles" beginnen. Das ist unverblümter "kammermusikalischer" J azz von 1967. Genau das wollte ich hören: Saxophon und Trompete im koolen Wettbewerb um Hörergunst. Welchen Ton gibst du mir ? Was hab ich für dich an Tönen?


    :jubel:

    Für die Chopin- Mazurken fühle ich mich jetzt auf einem guten "Engramm- Level", nach ausgiebigem Sofronitzki hören. Für deinen YT- Clip jedenfalls herzlichen Dank, lieber Holger.

    (Überhaupt ist es bemerkens- und dankenswert, dass du mir und anderen öfter so ausführlich antwortest !)


    Verzeihung, aber Sofronitsky ist nun wirklich eine ganz andere Hausnummer als ABM, wie ich mit Überraschung zum ersten Male höre. Er versteht es, mich nochmals ganz neu für die Chopin- Mazurken zu fesseln. Und er ist Russe. Damit wäre ich sehr zufrieden, denn die Welt der Mazurka scheint/ schien mir nicht nur aufs Polnische begrenzt. Wenn ich nur wüsste, was aber Polen und Russen diesethalben voneinander unterscheidet ?


    Egal erstmal,

    Sofronitski schlägt eine neue Seite im "Mazurkenbuch auf, was meine Ohren angeht...

    Ich sagte ja schon, dass du einen guten Geschmack hast, lieber asteves, und er hat genau meine. Und zusammen mit Holgers profundem Wissen, will ich schon gar nicht widersprechen.;)


    (Nein, kein aber...!)


    Als ich die ABM- Box (..."sämtliche" DGG- Aufnahmen) bekommen und teilweise abgehört hatte, musste ich hier im Forum was los werden, in Kenntnis von einigen anderen Chopin- Mazurken- Aufnahmen, darunter Cortot und Rubinstein und der Anna Gourari - nicht aber Richter. Ich war nämlich fassungslos, von ABM derart dicke, laute Akkorde und verbindende Basisläufe bei seinen Mazurken zugespielt zu bekommen (im Jazz würde man klanglich "fett" sagen). Davor und danach habe ich bei den anderen Interpreten nichts derartiges von Chopin gehört, noch nicht mal bei den Kl.Sonaten oder Polonaisen, z.B. bei der zweiten, die wahrlich satzmässige Schwächen hat.

    Da ich einen neuen Schrank habe, müssen die CDs teilweise umplaziert werden. Ich habe gefunden 1) die "zweite" Auflage der ABM - DGG- Einzel- CD, die 1971 aufgenommen worden war (zuletzt nicht wiedergehört), 2) Einzelaufnahmen mit obigen Interpreten, sowie 3) eine grüne 12 CD Chopin (only)- Box mit Mazurka- Aufnahmen von Raoul Koczalski, Ignazi Friedman, Cortot, ABM (von wann ?) und wenigen anderen.

    Jetzt waren mein Widerspruchsgeist und meine partielle Detailversessenheit herausgefordert und ich musste und muss hören.


    Und noch ein wichtiges Detail:

    Den Text im Booklet der vor ca. 10 bis 20 Jahren gekauften Einzel- CD hat R. Evidon verfasst. Von Anfang an geht es dabei um die Mazurken, die ABM offenbar 1971 aufgenommen hatte, und ihre Interpretation. Man mag meine Aussagen bezweifeln, jedoch hatte ich diesen Text noch nie gelesen --- und er hat genau meine Zweifel angesprochen bzw. bestätigt ! R. Evidon zitiert dann fortwährend Bruce Morrison von THE GRAMOPHONE, eine wahrhaft schwülstige und -leider- nichtssagende Rezension über eben diese Mazurken- Interpretation von ABM. Sowas schreibt jemand vermutlich unter Druck, wohl ist/ war er eine Kritiker- Autorität, die sich ihrer Aufgabe der Rezension irgendwie anständig und/oder schnell oder beidem entledigen wollte. (Er schrieb auch noch mehr, dessen Wirkung ich nicht weiter bedacht habe).


    Es ist heutzutage und schon seit langem einfach nicht möglich, unklare Dinge einfach mal stehen zu lassen !!! Mit all ihrer Widersprüchlichkeit. Wir brauchen dieses in unseren Musikbetrachtungen. :/:S;):love:

    Anna Gourari könnte da einen ganz natürlichen, unkomplizierten Blick für die Dinge haben. Oder ein anderer jüngerer Pianist.


    Im Moment für mich das wichtigste:

    was klingt wie ?! Was bewegt mich/ uns ? Was klingt ähnlich ? Sympathisch ? Gegensätzlich ? und: mein Urteil ist eigentlich unwichtig, aber warum das Herumgewichten der Akkorde und ihrer Zwischenverbindungen, durch ABM, bei den Mazurken ?


    Da ich jetzt sechs Tage abroad bin, meist ohne w-lan, freue ich mich auf meine Rückkehr..

    :hello::yes:8)


    Ja, und noch:

    Chopin ist für mich einer der grössten Komponisten überhaupt. Sein Werk ist von A bis Z homogen und originell, zuvorderst die Barcarole, mein Lieblingsstück, Wer konnte ahnen, dass seine Stücke Jahrzehnte und Jahrhunderte überdauern werden ? Ich will sein Leuchten und sein Drama möglichst alle paar Tage...



    Die Mannheimer Schule ist unter anderem bekannt für "Fanfaren", "Raketen" und ähnliche Scherze. Die Musik der obigen CD ist ganz wunderbar und öfter regelrecht mitreissend, zumindest aber sehr lebendig. Die langsamen Sätze sind vielleicht etwas schwächer bzgl. deren Komposition, werden aber mit Hingabe und Einfühlungsvermögen musiziert. Stamitz sen. ist dann eher früh gestorben !


    Schöne, flotte Musik zum schmalen Preis !:)

    Servus Dreamhunter,


    ich finde deine Top of ... - Liste recht gut, was immer du damit vorhast ;). Aber wollen deine Leser so viele Zeilen konsumieren ? ---> ich würde den ausführlichen Text etwas kürzen, weil du nicht die ganzen Differenzierungen brauchst.


    Und:

    warum nimmst du nicht den einen oder anderen Österreicher in die Liste auf ? Von denen es einige sehr gute gibt: Hans Koller, Joe Zawinul (im Netz bei Weather Report, z.B. Stück "Birdland") u.v.a. Die letzten 20 Jahre gefällt mir Gitarrist Wolfgang Muthspiel ganz ausgezeichnet.





    Wir dürfen aus den fachspezifischen Informationen heraus annehmen, dass W. Muthspiel heute zu den international führenden Jazzgitarristen gehört.


    Und noch:

    "....at the Village Vanguard again". Das kann ich gut nachfühlen.




    MlG, D.

    Ich habe zwar nichts dagegen, wenn ABM den Schubert unorthodox spielt, dabei ragt er aber nicht automatisch über die "bekannten" erstklassigen Schubertinterpreten hinaus (was hier auch bisher keiner behauptet hat;)). (Von ABM besitze ich einige CDs, allerdings ohne den Wunsch, mir von ihm alles zu kaufen, was so erreichbar ist). Da gibt es doch Sternstunden (LP oder CD oder konzertmässig) über ABM hinaus, bzw. ohne an ihn zu denken. Sorry !

    Ein aufreizendes Thema für mich ist - so vorhanden - seine Wahl von langsamen Tempi. Das verändert dann die performance, speziell Ausdruck und Charakter der Stücke. Das scheint mir ein permanenter, eher interessanter Reizzustand zu sein und zu bleiben. Sein langsamer Carnaval (1972 ?) beeindruckt mich nach wie vor, jedenfalls mehr als seine Aufnahme von 1957.


    Was mich aber mächtig irritiert, ist wie ABM die Chopin- Mazurken interpretiert, meist langsam und breit- laut und überdies klangvoll und saftig. Das kann sich im Verlauf aber auch eher grob und unpersönlich anhören. Warum so mächtig im Ton ? Ich denke da schon auch an Eigensinn oder Weltfremdsein. (Rubinstein und Horowitz, und auch einige andere (auch junge) schmeicheln und entzücken uns mit ganz anderen Gefühlsschwüngen ???)


    Die Musik zu meinen Worten kommt von der neu angebotenen Box:




    Dass Ihr mit denen zuhause Türme baut, hätte ich nicht gedacht. Oder alle Scheiben anhört, auch nicht.


    Soviele Aufnahmesitzungen kann einer kaum machen wie Miles LPs und CDs herausgebracht hat. Er war doch auch viiiiel mit Aus- und Einkoppeln von "Versionen" beschäftigt...;)


    MlG

    D.