Doch, das kann ich mir recht gut anhören, jedenfalls den aufgerufenen Schnipseln nach. Sind die drei genannten Komponisten nun "gefährliche Futuristen" i. S. der Mutter aller kommunistischen Parteien oder gibt`s vielleicht eine mehr westliche, sogar kompakte oder gängige Definition des musikalischen Futurismus ?
Ich bin recht gespannt auf die erste Sonate von Rachmaninow, welche der werte Astewes zur Zeit sich anschickt kennenzulernen. Ich habe sie, glaube ich, noch nie gehört.
Dafür die Zweite KS von Rach in zwei (oder drei ?) Versionen von diversen Pianisten, darunter Horowitz, Kocsis, J. Ph. Collard u.a. Die erste Version dauert knapp 25 Min. und ist 1913 entstanden, die zweite 1935 ff., dauert 18 Min. (Differenzen der Zeiten unter den Pianisten erklären variable Zahlen)
Hierzu möchte ich noch wenige Sätze sagen, nämlich dass Rach von seinem damaligen Agenten darüber informiert worden war, dass eine Untersuchung (!) aus den 20er- Jahren (oder etwas später), ergeben hätte, dass die Konzentration des (amerikan.) Publikums nach ca.17 Min. eines längeren Stückes stark nachlassen würde. Dieses hatte Rachm. sogar irgendwann an N. Medtner bei der Planung einer Amerikatournee desselben freundschaftlich und vielleicht warnend weitergegeben.
Zumindest ist die zweite KS Rachm.s nach Überarbeitung und Kürzung erheblich bündiger geworden, für uns zeitknappe und ungeduldige Alte ein wahrer Segen. Andererseits, jawohl. hatte R. in der ursprüngl. Fassung manche musikalischen Einfälle und Wendungen, ggf. Kontrapunkte, länger und wohl auch komplexer auskomponiert, was der Kollege Medtner irgendwie kompromissloser tat als er selbst. M. schien von Kürzungen keineswegs beeindruckt. Die Langmütigkeit musikalischer Entwicklungen macht eine grosse Stärke seiner gleichermassen stimmungs- wie geistvollen Komponierweise aus, während die zweite Sonate Rachs (späte Version) nun effektvoller, glänzender, noch virtuoser, aber eben auch glatter und vordergründiger geraten ist.
Schon immer hat sich das Werk in der kürzeren Version von 1935 ff. für mich so angehört:, z.B. bei Collard:
DER PIANIST STEIGT GEWALTIG EIN, EIN THEMA WIRD ANGEDEUTET; ZUCKT; ERSCHLAFFT; PIANISTISCHE FIGUEREN GLEISSEN; GLÄNZEN; DONNERN; ÜBERSCHLAGEN SICH; ERWÜRGEN SICH SELBST; ZÖGERN; TREFFEN AUF DAS HERZ; AUCH DANEBEN: NUN HEBT EIN MECHANISCHES KLAVIER AN; EINE SCHÖNE RUHIGE MELODIE LÖST SICH NACH OBEN WEG; UND ALLE NOTEN MACHEN DANN PLATZ UND STEHEN STRAMM UND DIE sAUSE STARTET ERNEUT:
ES HEBT AN; EINER MUSIKALISCHEN ÜBERMACHT WEICHST DU LIEBER AUS; DENN SOFORT ERSPÜRST DU DEN BEGINNENDEN SCHLUSS; DER SICH DANN NOCH KURZ IN DER ULTIMATVEN PIANOSCHAU DER TASTENRASEREI ENTLÄDT: ANSTRENGEND; JA DOCH: dANN ENDLICH RUHIG:
Ich hoffe, nicht zu schlecht geschrieben zu haben. (Die Sache mit den 17 Min. ist aus dem Horowitzbuch von Harold F. Schonberg) Hätte zu diesem Werk in diesem Thread nichts Weiteres mehr zu sagen.
Ach doch, Hörvorschlag wäre die Zoltan Kocsis- Version der KS, ungarische Aufnahme von 1996, der den Riesenbrocken in der langen frühen Version für uns spielt.
Zoltan Kocsis plays Rachmaninov Sonata No. 2 Op. 36 - 1913 version - YouTube
Kocsis ist technisch dem Werk absolut gewachsen. Es zeigt sich, dass Rachs Komposition schön den klassischen Vorgaben folgt, im ersten Satz wird das Hauptthema, dann im zweiten Anlauf variiert. Nicht in die Dominante transponiert. Plötzlich völlig tonartfremd weiterverfolgt, mit abruptem Stimmungswechsel. Der zweite Satz ist der oft kritisierten Süsse entkleidet, indem die kontrapunktische "Gegenstimme" betont wird. Bekommt dadurch lyrische Substanz und Agogik, wird dadurch glaubwürdiger als die 1935er Ausformung. Der dritte Satz klingt erstmal etwas bieder und akademisch. Man merkt rasch, dass Z.K. Zurückhaltung und etwas Anlauf braucht, um dessen lyrischeren Mittel-, aber vor allem den grandiosen Schlussteil so richtig dramatisch virtuos hinzufetzen, ohne je mit seinen Fingern irgendwie zu entgleisen, zu verhuschen und auch nicht psychisch schwach zu werden. Die Musik ist und bleibt klar ! Der Schluss dann ein Meer welt- romantischer Klänge. Toll der Ungar.
I