Heute in SPIEGEL online:
"IN einer am Sonntag im spanischen Fernsehen ausgestrahlten Sendung wurden neue Vorwürfe gegen Plácido Domingo erhoben. Erneut wird dem Opernstar sexuelle Übergriffigkeit vorgeworfen – drei Jahre nachdem ähnliche Berichte seine Karriere einschränkten und eine Entschuldigung auslösten.
Bei der Untersuchung im Jahre 2020 hatten mehr als drei Dutzend Menschen aus den Bereichen Gesang, Tanz, Musik, Gesangsunterricht oder Bühnenarbeit bezeugt, unangemessenes Verhalten Domingos erlebt oder beobachtet zu haben. Die Vorwürfe gegen den heute 83-Jährigen betreffen Vorfälle aus drei Jahrzehnten. Domingo hat sich zu keinerlei Fehlverhalten bekannt.
Der neueste Vorwurf kommt von einer nicht namentlich genannten Sängerin, die sich im spanischen TV-Kanal La Sexta äußerte. Die nur als dunkle Schattenfigur erkennbare Frau sagte, Domingo habe sie berühren wollen; der angebliche Vorfall habe sich in einem spanischen Theater Anfang des 21. Jahrhunderts zugetragen. Bei einer anderen Gelegenheit habe er versucht, sie zu küssen, sagte sie.
»Eine der ersten Sachen, die sie einem sagen, ist: Fahr nicht allein im Lift mit Plácido Domingo«, erzählte die Frau in La Sexta.
Zum ersten Mal unwohl gefühlt habe sie sich bei einer Probe, so die Frau weiter: »Vor allen Leuten sagte er zu mir: ›Hör mal, kann ich meine Hand in eine deiner tollen Taschen stecken?‹ Ich trug Hosen mit einer bestickten Gesäßtasche«, sagte sie.
Sie habe ein schlechtes Gefühl im Bauch gehabt, weil sie nicht wusste, was sie sagen solle, damit man normal weiterarbeiten könne: »Wenn ich Nein sage, wird es Konsequenzen haben. Und wenn ich Ja sage, darüber will ich gar nicht erst nachdenken.«
Die Sängerin sagte, sie habe Domingos Verhalten weder ihren Vorgesetzten noch der Polizei gemeldet: »Er ist Domingo. Er ist unangreifbar«, fügte sie hinzu. Repräsentanten von Plácido Domingo äußerten sich trotz Anfragen bisher nicht zu den Vorwürfen.
2020 hatte eine Untersuchung der Amerikanischen Musikergilde AGMA ergeben, dass Domingo sich unangemessen verhalten habe. Domingo sagte seinerzeit in einer Mitteilung, dass er die Entscheidung der Frauen, sich zu äußern, respektiere. Er »bedaure den Schmerz, den er ausgelöst habe, wirklich«.
Die Untersuchungsergebnisse führten dazu, dass in Spanien öffentlich geförderte Theater geplante Auftritte des Sängers absagten. Auch in den USA strichen Häuser wie die Metropolitan Opera in New York und die San Francisco Opera geplante Engagements. Domingo legte sein Amt als Generaldirektor der Oper in Los Angeles nieder, wo eine eigene Untersuchung zehn Fälle als »glaubwürdig« einschätzte.
Keiner der Fälle hatte ein gerichtliches Nachspiel. In einem Interview mit der spanischen Tageszeitung »El Mundo« im Januar 2022 bestritt Domingo, irgendwen belästigt zu haben. Er habe das Gefühl, vom Gericht der öffentlichen Meinung verurteilt worden zu sein, weil er sich nicht äußere. Die AGMA-Untersuchung sei einseitig und enthalte nur wenig konkrete Fakten, sagte er.
Im Juni kehrte Domingo nach anderthalbjähriger Abwesenheit für einen Auftritt bei einem Wohltätigkeitskonzert nach Spanien zurück. Auch in anderen Ländern ist er aufgetreten."
Vielleicht mal eine willkommene Abwechslung im ewigen RT-Einerlei .....
LG Nemorino