Beiträge von nemorino

    ... ist mir bewusst geworden, wie viele Schätze auf dem Gebiet der Mozart Konzerte und Orchesterwerke (und nur darum gehts in diesem Thread) in den Archiven liegt, und wie sich der Geschmack und der Zeitgeist geändert hat - zumindest versucht man es, dies uns einzureden. Vielleicht sollten wir mal alte Einspielungen den neuen gegenüberstellen.

    Wenn ich Alfreds Eingangsbeitrag richtig verstanden habe, ging es ihm nicht vorrangig um eine Bewertung der Klavierkonzerte-GA mit Derek Han an dieser Stelle hier, sondern um Mozarts Orchesterwerke und Konzerte ganz allgemein. Die Klavierkonzerte in der Kombination Han/Freeman waren nur als "Aufhänger" und Einstieg in das Thema "Mozart-Aufnahmen ... gestern und heute" gedacht.


    So will ich jetzt einmal auf Mozarts Sinfonien kommen, die bei mir in insgesamt drei Gesamtaufnahmen vorliegen; dazu kommen zahlreiche Einzeleinspielungen.


    Kennengelernt habe ich den Gesamtkomplex der Mozart-Sinfonien mit der allerersten GA überhaupt:

    Sinfonien (Ga)

    Über diese Box (deren Inhalt auch in unzähligen Einzelausgaben vorliegt) braucht man nicht viele Worte zu machen. Im wesentlichen ist alles gesagt: Karl Böhm (1894-1981) galt in den Nachkriegsjahren für viele Musikfreunde als der "Mozart-Papst" schlechthin, und das sehr zu Recht. Als seine Sinfonie-Einspielungen in den 1960er Jahren sukzessive erschienen, wurde praktisch jede neue LP sowohl von der Kritik als auch von den Käufern als richtungweisend gelobt und gepriesen. "Mozart-Glück pur" war ein Ausspruch, der in diesem Zusammenhang immer wieder fiel. Selbst heute noch, nachdem eine große Zahl neuer Aufnahmen den Markt überschwemmt haben, kommt noch ein Musikfreund zu dieser Aussage, die ich hier kurz zitieren möchte:


    "Die Aufnahme ist alles Andere als 'historisierend', Böhm findet für Mozart seine eigene, legendäre, ausgewogene Sprache. Das mag manchen heute nicht mehr zeitgemäß vorkommen, hat aber einen unverwechselbaren Klang und immer noch einen unvergänglichen Charme."


    Wer nicht auf HIP schwört, wird seinen "Mozart-Böhm" nach wie vor hoch schätzen und wie einen Schatz in seiner Sammlung hüten.


    Natürlich ist inzwischen viel Wasser den Rhein oder die Donau heruntergeflossen, und jüngere Dirigenten haben ihre eigene, neue Sichtweise auf Tonträger dokumentiert.


    Ich persönlich habe noch zwei weitere GA der Mozart-Sinfonien im Schrank, die ich ebenfalls nicht missen möchte:


    Sinfonien (Ga)

    Sir Charles Mackerras und das Prager Kammerorchester haben in den frühen 1990er Jahren eine wunderbare, ebenfalls zeitlose GA erstellt. Mackerras arbeitet mit einem deutlichen kleineren Orchesterapparat, was vor allem den frühen Sinfonien zum Vorteil gereicht, aber auch den Meisterwerken (Nr. 35-41) ganz neue Aspekte abgewinnt. Wer eine schöne, gültige Alternative zu Böhm haben möchte, der kann bedenkenlos zu dieser Ausgabe greifen.


    Die folgende Ausgabe liegt mir besonders am Herzen, weil sie m.W. die einzige ist, die mit den Wiener Philharmonikern, die für viele Musikfreunde als das Mozart-Orchester schlechthin gilt. Und in James Levine hat es einen kompetenten Anwalt, der Mozarts Sinfonien glanzvoll zum Klingen bringt:



    Mozart-Sämtliche Sinfonien (Collectors Edition)


    In den frühen 1980er Jahren hat es Nikolaus Harnoncourt (1929-2016) mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam unternommen, eine Großzahl von Mozart-Sinfonien seinem interpretatorischen Konzept zu unterziehen. Einem Konzept, "das Mozarts Musik durch scharfe Herausarbeitung von Klangfarben und polyphonen Stimmverflechtungen, durch entschiedene und pointierte Artikulation zu einer neuen Lebendigkeit zu verhelfen sucht", wie es Ingo Harden, ein seinerzeit renommierter Musikkritiker, formulierte.

    Eine Gesamtaufnahme ist nicht zustande gekommen, aber immerhin liegen die Sinfonien Nr. 25, 26, 28-31, 34, 35, 38-41 in Harnoncourts Interpretation vor. Sie sind sämtlich in meiner Sammlung vorhanden, aber - ehrlich gesagt - trotz aller unbestreitbaren Vorzüge bin ich nicht warm mit ihnen geworden. Ihr Vorzug besteht für mich vor allem darin, daß sie sämtliche Wiederholungszeichen des Komponisten sorgfältig beachten und durch die betont artikulierte Spielweise aller Stimmen sozusagen "mehr Mozart" hörbar zu machen und die Partituren so farbig, abwechslungsreich darstellen wie kaum ein anderer Dirigent, aber irgendwie kommt mir Harnoncourts Sicht kalt, fast "herzlos" vor. Das "Singen", der "schöne Fluß", den ich bei Mozart so sehr schätze, kommt mir entschieden zu kurz. Alles klingt "statisch", wirkt kapellmeisterlich und nimmt der Musik etwas, ohne einen echten Ersatz dafür zu bieten. Das vielbeschworene "Mozart-Glück" will sich, zumindest bei mir, nicht einstellen.

    Harnoncourts Amsterdamer Aufnahmen sind nie gebündelt erschienen, es gibt sie aber noch immer in diversen Einzelausgaben. Eine davon will ich hier als Beispiel abbilden:


    Sinfonien 38 und 39

    Des weiteren möchte ich auf die zahlreichen Einzelaufnahmen mit den Dirigenten George Szell (CBS), Josef Krips (Philips), Leonard Bernstein, Ferenc Fricsay (DGG) und Otto Klemperer (EMI) aufmerksam machen. Wer HIP bevorzugt, wird lieber zu den Aufnahmen mit Trevor Pinnock und The English Consort greifen wollen. Mozarts Musik ist so universal, daß jede Musikrichtung auf ihre Kosten kommt.


    LG Nemorino

    Bis heute dachte ich, es gäbe nur eine Einspielung der "Pini di Roma" unter Herbert von Karajan. Gerade eben entdeckte ich bei einem Streaming-Dienst, dass es neben der hier schon aufgeführten DG-Produktion von 1977/78 mit den Berliner Philharmonikern auch eine 20 Jahre früher entstandene mit dem Philharmonia Orchestra für EMI gibt (Aufnahme: Kingsway Hall, London, 10. & 13. Jan. 1958).

    Schon bestellt - Vielen Dank, lieber Joseph II., für den Tip! Ich bin stets hinter Karajans Londoner Philharmonia-Aufnahmen her; fast alles habe ich inzwischen in meinem Bestand, aber die Pinien und den Römischen Karneval von Berlioz nicht.


    Übrigens führt jpc auch eine Karajan-CD mit u.a. Aufnahmen aus seinen Londoner Jahren:


    Da sind auch ein paar Trouvaillen dabei, u.a. Espana von Chabrier. Muß mal schauen, ob die auch bei mir fehlt.


    LG Nemorino

    Heute lag diese CD in meinem Briefkasten:

    Sinfonie 1 / Sinfonie 1 / Sinfonie C-Dur

    die auch die Sinfonie von Georges Bizet enthält. Das war auch der Hauptgrund für mich, sie zu kaufen.


    Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit, sie zu hören, aber ich möchte den Anlaß nutzen, dieses Werk, das auch heute noch manchem Musikfreund unbekannt ist, ausführlich vorzustellen. Immerhin liegt dieser Thread seit nunmehr fast fünf Jahren brach, Grund genug für einen Versuch der Neubelebung.


    Georges Bizet (1838-1875) verdankt seinen Weltruhm hauptsächlich seiner Oper CARMEN, die zu Recht auf fast allen Spielplänen der großen Opernhäuser zu finden ist. Bis heute steht sie mit an der Spitze der weltweit meist gespielten Bühnenwerke.

    Als die Oper 1875, kurz vor dem Tod des Komponisten, uraufgeführt wurde, ahnte niemand, welchen Fund man viele Jahre späte in seinem Nachlaß machen würde.

    Im Oktober 1855 hatte der damals 17jährige Bizet begonnen, eine Sinfonie zu komponieren. Bereits fünf Wochen später war sie fertig. Bei der Komposition hatte sich der junge Bizet an zahlreichen Vorbildern orientiert, und deshalb wollte er sie nicht zur Aufführung bringen. Man hätte ihn vielleicht als Epigonen abgestempelt, und das war nicht im Sinn des jungen Künstlers. Dabei kann sich das Werk durchaus mit den Jugendwerken Mozarts, Beethovens, Schuberts oder Mendelssohns messen. Achtzig Jahre mußten ins Land gehen, bis ein englischer Musikhistoriker Bizets Geniestreich wiederentdeckte und nicht lange zögerte, den berühmten Dirigenten Felix Weingartner für das Werk zu interessieren, der es am 26. Februar 1935 in Basel zur Uraufführung brachte.

    Seitdem hat dieses Jugendwerk eine große Beliebtheit erlangt, trägt es doch trotz einiger typischer Merkmale einer Schülerarbeit die Züge eines ganz eigenständigen Stückes. Besonders die pointierte Rhythmik und die sehr bewegliche Dynamik fallen ins Ohr.

    Nach klassischem Muster ist die Sinfonie viersätzig angelegt, wobei der Kopfsatz und das Finale in der Sonatensatzform geschrieben wurden. Vor allem die beiden Mittelsätze weisen weit in die Zukunft. Der zweite Satz, Adagio, enthält schon Melodiefloskeln, wie sie später in vielen Werken Bizets geradezu charakteristisch werden sollten. In allen Sätzen sind Anklänge an CARMEN zu finden. Besonders bemerkenswert ist die schier meisterhafte Instrumentierung, die auf eine unglaubliche Frühreife des jungen Meisters schließen läßt.

    Höhepunkt des Werks scheint mir das bereits erwähnte Adagio zu sein, eine ganz eigenwillige Schöpfung. Aus drei völlig unterschiedlichen Teilen formt Bizet mit sicherem Gespür für Ausdrucksnuancen diesen tief empfundenen Satz zur Einheit. Ein elegisches Oboensolo, fast überirdisch auf einem Klangteppich von Pizzicato-Triolen schwebend, löst sich aus der verhangenen Einleitung. Daraus entwickelt sich im weiteren Verlauf das gesangliche Thema in den hohen Streichinstrumenten, das in ein witziges Fugato mündet, bevor der Satz in eleganten Abstufungen wieder zur Stimmung des Anfangs zurückkehrt.

    Wenn ich mal schlecht drauf bin, dann ist die Bizets Sinfonie Nr.1 C-Dur (1855) für mich immer schon das beste Heilmittel gewesen.

    Damit beschreibt teleton in seinem Eingangsbeitrag treffend den Geist des frischen, immer wieder beglückenden Werkes.


    Auf die Interpretation durch den US-amerikanischen Dirigenten Hugh Wolff komme ich zurück, sobald ich seine Aufnahme von 1992 gehört habe.


    LG Nemorino

    Auch bei ebay kann man fündig werden:

    CD-Box: Wolfgang-Amadeus Mozart Edition. Volume 4: Klavierkonzerte, 11 CDs

    Artikelzustand: sehr gut, Preis z.Zt. schlappe 11 € incl. Versandkosten! Es handelt sich hier um die 11 CD-Box von BRILLIANT, die CDs sind einzeln in Jewel-Boxen verpackt. Ich selber besitze diese - zugegeben ziemlich spartanische Ausgabe - bin aber mit dem Klang sehr zufrieden. Der Pianist Derek Han läßt künstlerisch kaum einen Wunsch offen. Im übrigen sind hier auch die Konzerte für 2 und 3 Klaviere mit dabei, allerdings mit anderen Künstlern. Größtes Manko aus meiner Sicht: Keinerlei Textbeilage, noch nicht einmal wird vermerkt, welche Kadenzen gespielt werden. Doch der Preis ist heiß - da sollte man nicht meckern!


    LG Nemorino

    Maazel geht mit frischem, jugendlichem Elan ans Werk. Seine Interpretation ist mitreißend, und die Klangqualität ist für ihr Alter erstaunlich.

    ... schrieb ich vor wenigen Tagen in meinem Eröffnungsbeitrag.


    Inzwischen habe ich beim Durchstöbern alter Kritiken die folgende gefunden, die sich dediziert auf Maazels DGG-Aufnahme von 1959 bezieht:


    "Capriccio Espagnol ist eine Arbeit, die ich immer wieder gerne höre, die ich aber nicht besonders auf eine Aufzeichnung beschränkt habe - bis ich das gehört habe! Maazel fängt jede Nuance, jeden subtilen (und nicht so subtilen!) Orchestereffekt auf. Die Solo-Violine von Thomas Brandis ist wunderbar eingefangen und exquisit - der zweite Abschnitt hat das volle Gewicht und die Schönheit der BPO-Saiten und der Blechbläser aus der goldenen LP-Ära, und das Finale wird mit Brillanz geliefert."


    Maazels Aufnahme des Rimsky-Capriccio wurde erstmals auf dieser 30 cm-LP veröffentlicht, die u.a. auch eine glänzende Version von Respighis PINI DI ROMA enthält:


    Respighi: Pini di Roma / Mussorgski: Eine Nacht auf dem kahlen Berge / Rimsky-Korsakoff: Capriccio espagnol


    LG Nemorino

    Bei meiner Suche nach der Streicherserenade von JOSEF SUK bin ich auf diese Scheibe gestoßen, auf die ich aber hier und nicht OT im Tschaikowsky-Serenaden-Thread aufmerksam machen möchte, weil sie mir doch recht interessant zu sein scheint:

    Dvorak Suk-Serenade for String

    Bis heute wußte ich nicht, daß sich Karl Münchinger auch für diese reizenden Werke eingesetzt hat. Leider ist die CD (erschienen bei der australischen DECCA) z.Zt. nur ziemlich teuer zu erwerben. Doch abwarten lohnt sich in diesen Fällen meist ...


    LG Nemorino

    Freut mich das diese Dir so gut gefällt wie mir - von Bernstein kann man auch nur das erwarten !

    Lieber Wolfgang,


    ich habe sie inzwischen nochmals angehört, und meine Begeisterung ist eher noch größer geworden (trotz oder vielleicht sogar wegen der von mir oben gemachten Vorbehalte). Man spürt bei jedem Takt, daß Bernstein mit Leib und Seele und seinem ganzen Herzblut bei der Sache ist.

    Aber ich kaufte mir die Solti-Aufnahme (Decca)

    Die habe ich auch, lieber Wolfgang, und zwar in dieser Sonderausgabe:

    Dvořák - Solti, Chicago Symphony Orchestra – Symphony No. 9

    Die Aufnahme muß identisch sein mit der von Dir gezeigten, allerdings steht im Begleitheft: "Aufnahme: Sofiensaal, Wien, 9/1979"! Das mag wohl ein Irrtum sein, denn wieso sollte das Chicago SO nach Wien reisen, um Dvoraks Neunte aufzunehmen? Das ergibt doch keinen Sinn, oder vielleicht doch?

    FonoForum überschlug sich jedenfalls fast in Lobeshymnen beim Erscheinen der Aufnahme: " ... abseits aller Repertoireroutine bewegt sich Georg Solti, der es in der Neuen Welt wesentlich länger ausgehalten hat als seinerzeit Dvorak. Solti geht die Partitur nicht einfach durch, er flaniert und joggt nach Herzenslust ..."


    Und nun kommt das Kuriose: Als ich gestern Deinen Beitrag las, fiel mir diese CD spontan wieder ein, doch ich konnte sie absolut nicht finden! Erst heute früh fiel sie mir ins Auge; sie war falsch einsortiert. Und dann die Krönung: Soweit ich mich erinnern kann, habe ich sie noch nie gehört! Ich weiß, daß ich sie damals zusammen mit Restbeständen aus der DECCA "Solti Edition" gekauft habe, für wenig Geld. Und dann ist sie mir wohl irgendwie aus dem Blickfeld geraten. Wie Du weißt, bin ich seit meiner Enttäuschung über Soltis Beethoven-GA (die analoge aus den 70er Jahren) zum Solti-Skeptiker geworden (obwohl zahlreiche seiner Aufnahmen bei mir vorhanden sind). Doch das mag der Grund sein, weshalb ich sie total übersehen und fast vergessen hatte.


    LG nach Bonn,

    Nemorino

    die referenzwürdigen aber letztendlich unspektakulären Reiner-Aufnahmen (RCA).

    Lieber Wolfgang,


    genau die habe ich mir, bevor Dein Beitrag erschien, bestellt! Weshalb nennst Du sie unspektakulär? Fritz Reiner war doch eigentlich (fast) immer für spektakuläre Musikerlebnisse bekannt.


    Die Aufnahmen von Bernstein, Ormandy und Maazel habe ich nicht.

    Karajan / Berliner PH ist auch nicht zu vernachlässigen ..

    Diese habe ich allerdings, und sie wird von mir hochgeschätzt. Sehr reizvoll auf dieser CD finde ich auch das "Quintettino" von Luigi Boccherini. Eine willkommene Beigabe. Auch Respighis "Antiche Danze" (Suite III) werden großartig dargeboten. Die kompletten Suiten habe ich übrigens in einer EMI-Produktion mit Sir Neville Marriner und dem Los Angeles Chamber Orchestra, eine etwas seltsame Kombination.


    Respighi: The Fountains of Rome; The Pines of Rome; Ancient Airs and Dances Suite III / Boccherini

    Von "geglättet" kann wahrlich hier keine Rede sein, aber das Spiel der Berliner Philharmoniker ist ein Hochgenuß, und Karajan läßt sich keine Nuance entgehen. Nur soll er zu spät bemerkt haben, daß er in den "Pini di Roma" statt des Gesangs einer Nachtigall eine Amsel zwitschern ließ. Das tut der Schönheit der Aufnahme aber keinen Abbruch:).


    LG Nemorino

    Brahms war von dieser Komposition des jungen Josef Suk regelrecht entzückt! Und genau das ist diese Musik auch: wirklich entzückend!

    Lieber Holger,


    nochmals danke dafür, daß Du mich auf diese Musik aufmerksam gemacht hast.


    Da die von Dir empfohlene Aufnahme mit Libor Pesek z.Zt. nur schwer bzw. relativ teuer zu beschaffen ist, habe ich mich für den Kauf dieser CD entschieden:

    Serenaden

    Jirí Belohlavek dirigiert das Prager Kammerorchester.

    Erstens ist der Dirigent ein prominenter tschechischer Musiker, und zweitens ist mir das Prager Kammerorchester durch die Mozart-GA mit Sir Charles Mackerras in bester Erinnerung. Deshalb hoffe ich, eine gute Wahl getroffen zu haben.


    Ich bin gespannt auf die Aufnahme und werde an geeigneter Stelle über meine Höreindrücke berichten.


    LG Nemorino

    Wirklich wunderschön ist auch die Streicherserenade von Josef Suk. Vielleicht kannst Du darüber ja auch einen Thread starten!

    Lieber Holger,


    das ist an sich bestimmt keine schlechte Idee, aber leider muß ich bekennen, daß ich diese Serenade gar nicht kenne:untertauch:! Außerdem ist das Interesse selbst an Tschaikowskys bekannter Serenade recht bescheiden, wie die bisherige Beteiligung erkennen läßt. Ich befürchte, ein Thread über Suks Serenade würde auf noch weniger Interesse stoßen. Ich habe aber folgende Doppel-CD entdeckt, die zu einem Vergleich zwischen den Serenaden von Tschaikowsky, Dvorak, Elgar, Suk und Vaughan-Williams herausfordert:


    Streicherserenaden

    mit dem London Chamber Orchestra, Dirigent: Christopher Warren-Green.

    Wie schon gesagt, ich kenne sie nicht, und sie ist z.Zt. nur gebraucht und relativ teuer zu haben. Bei unserem Werbepartner ist sie nicht im Angebot.


    Wer nur an den Serenaden von Tschaikowsky und Suk interessiert ist, der käme hier auf seine Kosten:

    Streicherserenaden

    Doch diese Einzelausgabe ist noch kostspieliger als die weiter oben gezeigte Doppel-CD. Ich werde mal schauen, ob ich Suks Serenade irgendwo günstig erwerben kann.


    Serenaden sind Freiluftmusiken, die vornehmlich zur Abendzeit in feiner Gesellschaft aufgeführt wurden. Zu Mozarts Zeiten standen sie hoch im Kurs, und seine Serenaden sind auch heute noch die bekanntesten und am meisten aufgeführten.


    Außer den weiter oben genannten Komponisten hat sich u.a. auch Johannes Brahms diesem Genre zugewandt und zwei Serenaden hinterlassen. In meiner Sammlung befindet sich nur die Nr. 1, in dieser hochkarätigen Besetzung:


    Brahms: Serenade 1 / Haydn Variations

    Aufnahme: Jesus-Christus-Kirche, Berlin, 5/1981.


    Es ist ein hübsches Werkchen in 6 Sätzen, aber im Vergleich zu seinen übrigen Orchesterwerken führt es eher ein Schattendasein. Das ist bedauerlich, aber kaum zu ändern.


    LG Nemorino

    Auch meine erste nachhaltige Begegnug mit Händel in Gestalt der Wassermusik geht auf van Beinum zurück. Diese Einspielung gibt es in Stereo. Zu den heute geltenden Maßstäben läuft sie konträr, was ich verstehen kann. Das ist aber für mich keine Grund, sie aufs Altenteil zu setzen.

    Lieber Rüdiger,


    auch in meiner LP-Sammlung "schlummert" diese wunderbare Aufnahme, die meine allererste Händel-Platte war! So sah sie aus:

    Händel – Das Concertgebouw-Orchester, Amsterdam, Eduard van Beinum –  Wassermusik (Vollständig) (HiFi-Stereo, Vinyl) - Discogs


    HIP-Freunde werden damit nichts anfangen können, aber mir gefällt diese Darstellung noch heute. Leider habe ich sie nicht auf CD, aber die alte LP existiert noch, wird aber leider vernachlässigt (aus Bequemlichkeit:)).


    Meine ersten Bruckner-Erlebnisse hatte ich mit Aufnahmen von Eugen Jochum (Nr. 4) und Otto Klemperer (Nr. 7). Ich wußte aber, daß Eduard van Beinum sich stark für Bruckner einsetzte und auch etliche Aufnahmen gemacht hat (z.B. Nr. 8 & 9). In einem alten Plattenführer aus dem Jahr 1958 heißt es zu van Beinums Bruckner Nr. 8: " .... bietet er eine weit ausholende, majestätische Darstellung, die in allen Teilen wohldurchdacht und ausgearbeitet ist".

    Ich hatte aber damals noch Schwierigkeiten mit Bruckners Werken und deshalb mit der Anschaffung weiterer Werke gezögert. Später dann hatte STEREO seinen Siegeszug angetreten, und da hatten natürlich die älteren Mono-Platten ihren Reiz zunächst einmal verloren.


    LG Nemorino

    Lange habe ich Ottorino Respighi nicht mehr auf dem Schirm gehabt, und fast ebenso lange gibt es hier bei Tamino keinen Eintrag mehr über diesen Komponisten.


    Heute habe ich zwei CDs gehört, die ausschließlich Respighi gewidmet sind:

    Ottorino Respighi: Pini di Roma; Fontane di Roma; Feste Romane - The Philadelphia Orchestra; Riccardo Muti / 1985 EDITION Pini di Roma/Fontane di Roma/Feste Romane/Tri


    Die EMI-Produktion mit Riccardo Muti ist nicht nur klanglich super, sondern sie zählt (für mich) auch künstlerisch nach wie vor zu den Spitzenaufnahmen, die ich kenne.

    Aus der TELDEC-CD habe ich mir das "Trittico botticelliano" sowie "Gli uccelli" (Die Vögel) und die "Antiche danze et arie" mit Hugh Wolff und dem St. Paul Chamber Orchestra zu Gemüte geführt. Wolff ist ein ganz großartiger Musiker, leider auf Tonträger (zumindest bei uns) unterrepräsentiert. Bekannt wurde er in Deutschland vor allem durch sein langjähriges Wirken in Frankfurt a.M. mit dem HR-Sinfonieorchester, dem er von 1997 bis 2006 vorstand. Nach mehreren Zwischenstationen ist er derzeit Chefdirigent des Belgischen National-Orchesters Brüssel (seit 2017).


    LG Nemorino

    Hier meine Favoriten:


    Klaviersonate Hob. XVI:48 C-dur

    Klaviersonate Hob. XVI:49 Es-dur

    Klaviersonate Hob. XVI:52 Es-dur


    Alle drei habe ich in Aufnahmen mit Vladimir Horowitz (1903-1989), der sich zeitlebens für Haydns Sonaten eingesetzt hat, allerdings nur für eine relativ kleine Auswahl. Was er aber der Schallplatte anvertraut hat, ist noch heute hörenswert und wird Bestand haben.

    The Complete Masterworks Recordings Vol. 5 (A Baroque and Classical Recital)

    enthält die Sonate Nr. 48 (Aufnahme: Philadelphia, 12/1968)

    KulturSPIEGEL - Die besten guten Klassik Vladimir Horowitz - The last recording

    enthält die Sonate Nr. 49 (Aufnahme: 1989), aus "The last Recital".


    LG Nemorino

    Wer das reizende Werkchen in Digitalklang genießen möchte, der mag es einmal mit dieser modernen Aufnahme versuchen:

    Streicherserenade/Souvenir

    Gerard Korsten und das Chamber Orchestra of Europe.

    Quasi als "Zugabe" gibt es noch das "Souvenir de Florence" op. 70, die musikalische Frucht eines mehrmonatigen Florenz-Aufenthaltes des Komponisten im Jahr 1890.


    Der Name des "Chamber Orchestra of Europe" ist eng verknüpft mit Claudio Abbado, der 1981 einer der Gründerväter des Ensembles war und oftmals mit ihm musizierte.


    LG Nemorino

    Wer sich für den holländischen Dirigenten Eduard van Beinum (1900-1959) interessiert, der sei auf diese umfangreiche Box mit 43 CDs aufmerksam gemacht, die sämtliche Aufnahmen enthält, die dieser hervorragende, aber leider viel zu früh verstorbene Künstler für die Labels PHILIPS und DECCA gemacht hat:



    Einige, viel zu wenige Aufnahmen (aus den Jahren 1957 bis 1959) konnten in STEREO produziert werden, alles übrige ist Mono.

    Als Bonus liegt der Ausgabe eine CD mit einer Audio-Dokumentation von Jon Tolansky bei, in der Musiker ihre Zusammenarbeit mit Eduard van Beinum kommentieren. Eine wertvolle, für Verehrer des Dirigenten unverzichtbare Dokumentation.


    LG Nemorino

    "Bilder einer Ausstellung" in einer spektakulären Orchesterfassung kann man hier erleben:

    Modest Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung (Orchesterfassung) (CD) – jpc

    René Leibowitz dirigiert das Royal Philharmonic Orchestra (Aufnahme: Kingsway Hall, London, 1/1962).


    Klanglich wirklich super, und wenn man das Aufnahmedatum sieht, sogar sensationell!


    LG Nemorino

    Bisher wurde hier ein Künstler gar nicht erwähnt, der inzwischen unverdient weitgehend in Vergessenheit geraten ist: der österreichische Dirigent Richard Edlinger (1958-2005), der in den späten 1980er Jahren für das Label NAXOS eine ganze Reihe von Mozart-Aufnahmen erstellt hat, und zwar mit dem 1983 in Preßburg (Bratislava) gegründeten Kammerorchester Capella Istropolitana.


    Als die ersten Naxos-CDs, zugegeben nicht sonderlich attraktiv gestaltet, in die Läden kamen, waren, zumindest hierzulande, weder der Dirigent noch das Orchester auch nur ansatzweise bekannt. Was auf den ersten Blick diese CDs so anziehend machte, war der Preis: DM 6,90 pro Stück bei SATURN in Köln, während zu dieser Zeit die Großlabel EMI, DGG, Decca etc. ihr Klassik-Programm noch zu Preisen um die 40 Mark anboten. Nach kurzem Zögern habe ich zu dieser Ausgabe gegriffen:


    Divertimento in D Major, K. 205: III. Adagio - song and lyrics by Wolfgang  Amadeus Mozart, Capella Istropolitana, Richard Edlinger | Spotify


    und war dann höchst überrascht, zuerst einmal über die ausgezeichnete Klangqualität, nicht minder aber auch über die hohe Professionalität und den restlosen Einsatz der Musiker und ihres Dirigenten.

    Die sogenannten drei "Salzburger Sinfonien", wie die Divertimenti KV 136, 137 & 138 oft bezeichnet werden, und das reizvolle Divertimento KV 205 können mit ihrer Darbietung mit sämtlichen mir bekannten Ensembles, angefangen von der Salzburger Camerata bis zur Londoner Academy of St Martin in the Fields, ohne weiteres mithalten.


    Wenn man bedenkt, daß der NAXOS-Gründer Klaus Heymann mit der Intention antrat, die eingespielten Werke seien alles und die ausführenden Musiker nichts, demzufolge auf Werbung völlig verzichtete und seine Künstler schlecht bezahlte, ist es um so erstaunlicher, daß Aufnahmen von solch exquisiter Qualität zustande kamen. Jedenfalls ging Heymanns Konzept auf: Seine Firma brachte als erste klassische Musik auf CD zu bezahlbaren Preisen auf den Markt und damit die Marktriesen in gewaltige Bedrängnis. Natürlich kam ihm zugute, daß er seine Geschäftsidee zu einer Zeit verwirklichen konnte, als vor allem im damaligen Ostblock unzählige Ressourcen an Künstlern und Orchestern aller Art existierten, deren Verdienstmöglichkeiten äußerst begrenzt waren, weil sie erstens kaum Reisemöglichkeiten hatten und zweitens die Bezahlung zu Hause ziemlich erbärmlich war.


    Doch zurück zu der obigen Aufnahme: Ich habe sie gestern nach längerer Pause mal wieder komplett durchgespielt und war aufs Neue begeistert über das großartige Spiel des Ensembles und den eleganten Stil des Dirigenten, der mit einer Feinnervigkeit und Detailverliebtheit Mozarts Musik zu Klingen brachte, daß es eine wahre Freude ist.


    Richard Edlinger, geboren am 23. April 1958 in Bregenz am Bodensee und gestorben am 10. November 2005 in Budapest, hat in der Folge noch zahlreiche Mozart-Werke für NAXOS eingespielt, darunter auch Stücke wie das Klarinettenkonzert KV 622, das Konzert für Flöte, Harfe u. Orchester KV 299 sowie das Fagottkonzert sowie die Gran Partita KV 361.


    Diesen Beitrag habe ich in leicht veränderter Form vor einigen Wochen unter der Rubrik "Mozart: Serenaden und Divertimenti" verfaßt. Da er sich vorwiegend mit den Divertimenti KV 136 bis 138 beschäftigt, habe ich ihn auch hier eingebracht.


    LG Nemorino

    Ich habe mir die Marriner Aufnahme bestellt.

    Hallo, kalli,


    bestimmt eine gute Wahl. Vielleicht schreibst Du mal Deine Eindrücke.

    Es gibt die Marriner-Aufnahme auch noch in diversen anderen Ausgaben:

    Serenaden Tschaikovsky: Serenade op. 48 / Dvorak: Serenade op. 22 / Sibelius: Valse triste

    Die Aufnahme ist identisch, nur liegt diesen CDs (im Unterschied zu der "eloquence"-Serie) ein brauchbares Textheft bei.

    Marriner hat übrigens Jahre später, schon als Digital-Produktion, Tschaikowskys Streicherserenade neu eingespielt. Sie ist so, zumindest gebraucht, noch zu haben (zusammen mit der Nußknacker-Suite):

    Nussknacker-Suite / Streicherserenade

    Diese Version kenne ich allerdings nicht. Klanglich wird sie wahrscheinlich der älteren DECCA-Aufnahme überlegen sein.


    LG Nemorino

    Eine Einspielung, die ich hier beisteuern möchte, ist idiomatisch russisch

    Lieber Joseph II.,


    in der Tiefe meiner unergründlichen Sammlung habe ich heute noch folgende CD gefunden, die mir fast ganz aus dem Blickfeld geraten war:

    Tchaikovsky, Pyotr Ilyich - Tutti Tchaikovsky CD NEU - Bild 1 von 1

    Ich weiß gar nicht mehr, wo ich die mal aufgegabelt habe, das ist aber sehr lange her.

    Gekauft habe ich sie vermutlich nicht der Serenade wegen, sondern weil darauf die selten zu hörende Konzertfantasie für Klavier und Orchester op. 56 enthalten ist, die sonst nicht bei mir vorhanden ist.


    Wie auch immer: Interessant finde ich die Tatsache, daß die Moskauer Solisten, die von Yuri Bashmet dirigiert werden (der mir ansonsten nur als Bratschist bekannt ist), hier tempomäßig viel eher zu Karajan als zu Bernstein tendieren, obwohl es sich doch dem Namen nach um ein russisches Ensemble und einen russischen Dirigenten handelt. Hier die Tempoangaben im einzelnen: 1. Satz 9.21 / 2. Satz 3.34 / 3. Satz: 8.30 / 4. Satz: 7.27 Min.


    Ich habe soeben in die Aufnahme (es gibt kein Aufnahmedatum, vermutlich um 1970?) kurz reingehört. Sie ist gut gespielt, aber es fehlt ihr die unnachahmliche Eleganz eines Karajan und die Brillanz der Berliner Philharmoniker.


    Das gehört eigentlich nicht hierhin: Die gleichfalls enthaltene "Sérénade mélancolique" op. 26 wird von Ofra Harnoy (Cello) gespielt. Eine Künstlerin, die in den 1970er Jahren ganz kurz, wie ein Meteor, aufging und dann wenig später, scheinbar für immer, in der Versenkung verschwand. Jedenfalls habe ich nie mehr etwas von ihr gehört oder gelesen.


    LG Nemorino

    Nun zu Bernstein mit den New Yorker Philharmonikern.
    Mir geht es mit Aufnahmen von Bernstein, die ich bisher nicht kannte, genau wie Maik - ich bin jedesmal positiv überrascht und oftmals tief beeindruckt.


    Bernstein setzt gegenüber Szell noch einen drauf. Die Interpretation ist elektrisierend und packend. Das Tempo teilweise mörderisch. Die New Yorker PH folgen Bernstein genau und sind in TOP-Form.

    Lieber Wolfgang,


    neulich habe ich mir hier den "Neue Welt"-Thread nochmal näher angeschaut und bin auf Deinen obigen Eintrag aus dem Jahr 2007 (#43) gestoßen, der mich veranlaßt hat, die Aufnahme zu kaufen:


    Bernstein Century (Dvorak: Orchesterwerke)

    Aufnahme: 16.4.1962, Manhattan Center, New York City.


    Gestern kam sie bei mir an, und inzwischen habe ich sie auch gehört. Zunächst einmal: Das ist eine ganz tolle Aufnahme und im Vergleich zu meinen Favoriten Dorati, Fricsay, Klemperer und Kubelik eine echte Alternative. Ich habe den Kauf nicht bereut, ganz im Gegenteil! Und doch ist mein Fazit: Unverändert bleiben diese beiden Aufnahmen meine Spitzenreiter:

    The Originals - Sinfonie No. 9 e-Moll op. 95 / Die Moldau aus: Mein Vaterland / Les Preludes 7007844


    Ohne je in Übertreibungen zu verfallen, bringen diese beiden legendären Dirigenten das Kunststück fertig, Dvoraks "Neue Welt" ausgewogen, engagiert, mit großem Atem, schier wie "aus einem Guß", darzustellen. An Farbigkeit und Dynamik bleiben sie dem Werk nichts schuldig, aber sie lassen sich an keinem Punkt von ihrem Temperament, das zweifellos vorhanden ist, so mitreißen, wie das Bernstein fertigbringt. Ihm gehen schlicht und ergreifend an manchen Stellen "die Gäule durch". Das ist zumindest mein Eindruck. Trotzdem ist Bernstein eine hinreißende Interpretation gelungen, wie ich sie so von keinem anderen Dirigenten je gehört habe, obwohl immerhin mindestens 16 Aufnahmen in meinem Regal stehen.

    Es geht mir hier ähnlich wie bei Karajans Aufnahme der großen C-dur-Sinfonie von Schubert (DGG, 1969), die mir "mehr Karajan als Schubert" zu sein scheint. Hier kommt mir, bei aller Bewunderung für die Leistung des Orchesters und seines Dirigenten, ebenfalls spontan der Satz "mehr Bernstein als Dvorak" in den Sinn.


    Das ist natürlich eine ganz subjektive Ansicht, aber ich komme nicht von dem Gedanken los, daß Dvorak bei der Komposition der Sinfonie eine andere Sichtweise vor Augen hatte. Doch ich bin dankbar, daß ich Bernsteins Aufnahme kennengelernt habe. Sie hat auch mir neue Aspekte vermittelt, die ich bisher nicht bemerkt oder vielleicht schlicht überhört habe.


    Bei beiden oben genannten Aufnahmen (Schubert/Karajan und Dvorak/Bernstein) ist das großartige Spiel der jeweiligen Orchester zu bewundern, die an Virtuosität und letztem Einsatz keinen Wunsch offenlassen.


    In diesem Zusammenhang möchte ich nur kurz noch sagen, daß Ferenc Fricsay insgesamt zwei Studioaufnahmen des Werks hinterlassen hat. Der oben gezeigten Stereo-Produktion von 1959 mit den Berliner Philharmonikern ist eine Monofassung aus dem Jahr 1953 (mit dem RIAS Orchester Berlin) vorausgegangen (Best.-Nr. LPM 18142), die von einigen Spezialisten (darunter Ulrich Schreiber) der späteren Aufnahme vorgezogen wird. Ich selber kenne sie nicht. Man kann sie aber auf dieser CD noch heute erwerben:

    Sinfonie 9/Ungarische Rhapsodie 1,2

    Aufgrund der veralteten Technik dürfte sie aber nur für eingefleischte Fricsay-Fans von Interesse sein.


    Zu der PHILIPS-Aufnahme mit Antal Dorati möchte ich noch bemerken, daß ich mit dieser Aufnahme von 1959, die bereits stereophon produziert wurde, das Werk erstmals kennengelernt habe. Abgesehen vom ideellen Wert ist es aber eine fantastische Aufnahme, die sowohl klanglich und künstlerisch noch heute Bestand hat.


    LG Nemorino

    Der russische Komponist Peter I. Tschaikowsky hat bekanntlich zeitlebens eine große Vorliebe für die Musik Mozarts gehegt, während er zu Beethovens Werk eine eher distanzierte Haltung eingenommen hat.


    Wie auch immer, seine Verehrung für den großen Salzburger Komponisten hat sich im Jahr 1880 in einer Komposition niedergeschlagen, die deutlich sowohl in der Anlage als auch in der Besetzung (nur für Streichorchester) an Mozart erinnert. Das Werk erfreut sich bis heute großer Beliebtheit und wird von vielen Dirigenten immer wieder in ihre Konzertprogramme aufgenommen. Es existiert auch eine erkleckliche Anzahl an Plattenaufnahmen.


    Die Uraufführung des Werks erfolgte am 30. Oktober 1881 in St. Petersburg. Sie war ein durchschlagender Erfolg, der berühmte Walzer mußte wiederholt werden.


    Das Werk hat folgende Sätze:


    1. Pezzo in forma di Sonatina. Andante non troppo - Allegro moderato

    2. Valse. Moderato: Tempo di Valse

    3. Elegia. Larghetto elegiaco

    4. Finale. Tema russo. Andante - Allegro con spirito


    "Als Tribut meiner Mozart-Verehrung": Diesen Satz hat Tschaikowsky der Partitur des Werkes vorangestellt. Man kann es auch als eine Reminiszenz an das 18. Jahrhundert auslegen, es ist halb Suite und halb Sinfonie.


    Der Kopfsatz erinnert an die Sonatine der Frühklassik, eine Durchführung gibt es nicht. Dafür eine würdevolle Einleitung, die am Ende des Satzes feierlich wiederholt wird. Die lebhafte Bewegung des Hauptteils (Allegro moderato) wirkt wie ein Reflex barocker Streicherfiguren. Es folgt der wunderbare, elegante, gefühlvolle G-dur-Walzer, der in seiner Bewegung an eine winterliche Schlittenfahrt auf sanft hügeligem Gelände denken läßt.

    Wertvoller scheint mir aber der dritte Satz zu sein, er ist wohl am deutlichsten russisch gefärbt; ein schwermütiges Thema übt durch mehrere Wiederholungen eine fast hypnotische Wirkung aus. Reizvoll ist die innige Zwiesprache zwischen Violine und Cello. Das Finale wird eingeleitet durch ein sanft archaisierendes Andante und entpuppt sich in der Folge als ein sinfonisch geformter Sonatensatz, der nach kurzer Wiederholung der Einleitung aus dem 1. Satz temperamentvoll, fast überschäumend und "echt russisch" mit einer kurzen Stretta ausklingt.


    Geradezu glanzvoll ist die Instrumentierung des kleines, aber bedeutenden Werkes. Sogar der seinerzeit zu Recht gefürchtete Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick, der über Tschaikowskys vorangegangenes Violinkonzert ein vernichtendes Urteil gesprochen hat, kann diesmal sein Lob nicht unterdrücken: "Tschaikowsky hat so viel Abwechslung in den Klang zu bringen gewußt, als bei dem Ausschluß aller Blasinstrumente überhaupt zu erreichen war."


    Meine erste Bekanntschaft mit dem Werk liegt sehr lange zurück. Es war der berühmte Walzer (2. Satz), der auf dieser 45 cm-EP enthalten war:


    Tschaikowsky Walzer aus der Streicherserenade / Ponchielli Tanz der Stunde aus La Gioconda

    Hans Schmidt-Isserstedt dirigierte das NWDR Sinfonie-Orchester, Hamburg (Mono, ca. 1952).


    Ich war von dem Stück so begeistert, daß ich mir kurz später die ganze Serenade zulegte:


    Serenade für Streichorchester C-dur op. 48; ...

    Ferenc Fricsay mit dem RIAS Symphonie-Orchester Berlin (Aufnahme: 10/1952, Mono).

    Eine schöne, farbige Aufnahme, die, wenn man vom Monoklang absieht, auch heute noch gut anhörbar ist. Sie ist in der kompletten Fricsay-Box der DGG enthalten.


    An modernen Aufnahmen liegen mir vor:


    Serenade Op.48/Violinkon.Op.35


    Klangtechnisch überragt natürlich Karajans Digital-Einspielung von 1981 die alte Bernstein-Produktion aus dem Jahr 1970 deutlich, und auch sonst bin ich im vorliegenden Fall von Bernstein, den ich ansonsten sehr schätze, ziemlich enttäuscht. Eigentlich für sein überschäumendes Temperament bekannt, kommt er hier, zumindest im ersten Satz, "nicht vom Fleck". Karajan braucht für den Kopfsatz 9.35, Bernstein 11.06 Min. Da kommt Langeweile auf, und auch in den übrigen Sätzen, vom Walzer einmal abgesehen, wirkt Bernstein müde und nicht mehr als routiniert. Noch ein Vergleich: Satz 3, die Elegie, dauert bei Karajan 8.43, bei Bernstein 10.48 Minuten. Was sich Bernstein dabei gedacht hat, ist und bleibt mir rätselhaft. Ich hatte mir gerade von ihm eine elegante, aber tempomäßig flotte Einspielung erwartet, doch diese Erwartung hat sich leider nicht erfüllt.


    Zum Schluß möchte ich meine Lieblingseinspielung nennen, die mir dem Werk insgesamt am nächsten zu kommen scheint:

    Streicherserenade/Ouvertüre Solonelle 1812

    Es handelt sich hier um Karajans erste Version des Werks aus dem Jahr 1966. Hier stimmt einfach alles: Tempi, Dynamik, Einfühlungsvermögen, brillantes Orchesterspiel. Und der Klang ist gegenüber der neueren Produktion nicht wesentlich schlechter. Hier noch die Spielzeiten dieser Aufnahme:

    1. Satz: 8.43 Min.

    2. Satz: 3.56 Min.

    3. Satz: 8.44 Min.

    4. Satz: 7.17 Min.


    Eine schöne Aufnahme, die ich auch zu den Spitzenversionen rechne, möchte ich schließlich noch nennen. Ich besitze davon aber nur eine LP-Ausgabe:


    Tschaikowsky Streicherserenade Souvenir de Florence

    Sir Neville Marriner und die Academy of St Martin-in-the-Fields (Aufnahme: London, 1966).


    LG Nemorino

    Hallo, moderato,


    die Verbindung Pollini/Abbado war eine lebenslange Freundschaft und hat in etlichen hervorragenden Aufnahmen ihren Niederschlag gefunden. Eine meiner liebsten aus dieser Zusammenarbeit ist diese:

    Brahms: Piano Concerto No. 2 in B-Flat Major, Op. 83 - II. Allegro  appassionato

    aus dem Jahr 1977. Ich weiß, es gibt eine neuere mit den Berliner Philharmonikern, die kenne ich aber nicht.

    Sie wird aber kaum die obige aus Wien übertreffen können.


    Aus der Mitte der 70er Jahre stammen auch diese inzwischen fast legendären Aufnahmen der späten Beethoven-Sonaten:

    The Originals - Beethoven

    die bei ihrem ersten Erscheinen beträchtliches Aufsehen erregten.


    Meine Vorliebe für Pollinis Schumann habe ich bereits in #156 dargelegt.


    LG Nemorino

    Der Maazel-Schubert würde mir alleine schon vollends ausreichen ohne weitere Alternativen.

    Dem möchte ich mit kleinen Einschränkungen durchaus zustimmen, lieber Wolfgang!


    Auch ich besitze übrigens die von mir bei Schubert 4 vorgestellte Box nicht, habe aber praktisch den gesamten Inhalt in Einzelausgaben. Empfehlenswert ist sie nur für diejenigen, die Maazel überwiegend von seinen späten Aufnahmen kennen.


    Ich weiß, ich renne jetzt bei Dir keine offenen Türen ein, wenn ich hier eine Aufnahme lobe, die 1957, wenige Wochen bevor die DGG ihr Equipment von Mono auf Stereo umgestellt hat, entstanden und inzwischen durch die Fülle von Neuveröffentlichungen gänzlich aus dem Gesichtskreis, auch aus dem meinen, verschwunden ist. So sah die Original-LP aus:

    Franz Schubert, Johannes Brahms, Ferenc Fricsay, Radio-Symphonie-Orchester  Berlin – Sinfonie Nr.8 H-Moll Op.Posth. (Unvollendete) - Variationen Fur  Orchester Uber Ein Thema Von Josef Haydn Op. 56a (1958, Vinyl) - Discogs

    Ferenc Fricsay dirigiert das Radio-Symphonie-Orchester, Berlin

    (Aufnahme: Jesus-Christus-Kirche, Berlin, 9/1957).


    Ich habe mir heute vormittag die alte Aufnahme noch einmal vorgenommen und war fast überwältigt von der großartigen Klangtechnik, so veraltet sie auch sein mag. Wenn man es nicht wüßte, würde einem gar nicht auffallen, daß es keine Stereo-Aufnahme ist. Die Klangfülle ist großartig, jedes Instrument ist fast naturgetreu abgebildet, lediglich die Transparenz, die nur eine Stereofassung bieten kann, fehlt. Ich bin überzeugt, daß Fricsays Interpretation - trotz der Überfülle des Angebots gerade bei der "Unvollendeten" - noch heute zu den Spitzenversionen gerechnet würde. Ich besaß sie ursprünglich auf LP, einzeln auf einer 25 cm-LP (nicht der oben gezeigten), und sie war mir in guter Erinnerung. Inzwischen steht sie in der 45 CD-Box "Fricsay - Orchesterwerke" in meinem Schrank, und das schon seit etlichen Jahren, doch bisher ungehört. Die CD gibt dem Klang selbstverständlich noch einen zusätzlichen Kick, aber es ist wirklich jammerschade, daß diese Version nicht in moderner Technik vorliegt. So hat sie natürlich allein keine Chance, trotz all ihrer Vorzüge. Durch Fricsays frühen Tod hat die Musikwelt einen unersetzlichen Verlust erlitten.


    Bei der Gelegenheit ist mir aufgefallen, daß die DGG ohnehin bei der "Unvollendeten" in der LP-Zeit eine glückliche Hand hatte. 1950 erschien die erste Aufnahme mit Fritz Lehmann, die damals ebenfalls großes Aufsehen erregte, gefolgt von Fricsay (1957), Maazel (1959), Karajan (1964) und Böhm (1965). Welch ein Füllhorn von erstklassigen Aufnahmen mit Künstlern von Weltruf! Das könnte sich heute keine Firma mehr leisten. Wobei ich mir die Anmerkung nicht verkneifen kann, daß Karajan seine (für mich) beste Aufnahme von Schuberts Nr. 8 im Jahr 1955 bei EMI hinterlassen hat:

    Brahms: Symphonie Nr. 2 / Schubert: Symphonie Nr. 7 (8)

    mit dem Philharmonia Orchestra London, Aufnahme: 5/1955, bereits in STEREO

    (wie auch die gekoppelte Brahms 2).

    Mit dieser kann IMO auch die spätere Unvollendete aus dem EMI-Zyklus nicht mithalten.


    LG Nemorino

    Nun ist er im Alter von 82 Jahren gestorben

    Eine traurige Nachricht am Sonntagmorgen!


    Ich erinnere mich noch gut an die allererste LP mit dem Künstler, die Anfang der 1960er Jahre in die Geschäfte kam. So oder so ähnlich sah die erste deutsche Ausgabe aus:

    LP Chopin Klavierkonzert Nr.1 / e-moll op.11 / Maurizio Pollini / Paul Kletzki

    Der Pianist war damals kaum 20 Jahre alt, und viele vermuteten eine Eintagsfliege. Wie sehr sollten sie sich täuschen! Maurizio Pollini wurde zu einem der berühmtesten Klavierspieler unserer Zeit und konnte sich über viele Jahrzehnte mühelos gegen jede Konkurrenz behaupten.


    Sehr fruchtbar war seine frühe und intensive Zusammenarbeit mit Karl Böhm. Obwohl durch zwei Generationen getrennt, verstanden sie sich künstlerisch bestens, wie man noch heute auf diesen Aufnahmen hören kann:


    The Originals - Klavierkonzerte Nr. 19 & 23 The Originals - Klavierkonzerte 3 & 4


    Sein Tod ist ein unersetzlicher Verlust für die internationale Musikwelt.


    Er möge in Frieden ruhen!


    LG Nemorino

    Nicht weniger als dreimal hat der belgische Meistergeiger Arthur Grumiaux Beethovens Violinkonzert D-dur op. 61 im Studio für die Schallplatte eingespielt, zuerst (als eine der allerersten Stereo-Produktionen überhaupt) im Jahr 1957:

    클래식 LP음반 전문점

    mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam, Dirigent: Eduard van Beinum


    dann wiederum 1966:

    Violin Concerto/Violin Concerto No.22

    mit dem Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Alceo Galliera


    und schließlich noch einmal im Jahr 1974:

    Violinkonzerte

    mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam, Dirigent: Sir Colin Davis.


    Nun bin ich ein großer Verehrer dieses Künstlers und besitze alle drei Aufnahmen, doch warum Grumiaux das Werk immer wieder eingespielt hat, leuchtet mir nicht recht ein. Er wählt immer die Kadenz von Fritz Kreisler, und seine Tempi sind konstant; sie bewegen sich zwischen 41.45 Min. (van Beinum) und 42.14 Min. (Galliera). Dazwischen liegt die neueste Aufnahme mit 41.38 Min. (Davis). Die Klangqualität ist in allen Fällen gut, aber nicht spektakulär. Alle sind in STEREO und wurden von PHILIPS produziert. Eine Digital-Aufnahme ist nicht dabei. Diese Technik wurde erst ab ca. 1979/80 eingesetzt.


    Nun habe ich mich in den letzten Wochen eingehend mit diesen drei Aufnahmen beschäftigt, aber ich habe keinen triftigen Grund dafür gefunden, warum der Künstler im Abstand von jeweils ca. 10 Jahren das Werk immer wieder neu eingespielt hat, obwohl ein künstlerischer Neuansatz (für mich) nicht erkennbar ist.


    Hat jemand anders eine plausible Erklärung dafür? Im Grunde genommen hat sich Grumiaux doch vor allem selber Konkurrenz gemacht. Er war zwar ein weltbekannter Künstler, aber seine Aufnahmen haben sich bestimmt im Vergleich zu Karajan, Bernstein oder (um bei Geigern zu bleiben) Heifetz nicht "von selbst" verkauft. Mit dem Schriftzug KARAJAN auf dem Cover hätte man in den 1960/70er Jahren buchstäblich alles "an den Mann" gebracht. Mit GRUMIAUX hätte das, bei aller Wertschätzung, bestimmt nicht funktioniert.


    LG Nemorino

    Heute hatte ich endlich Gelegenheit, diese kürzlich erworbene CD in voller Länge anzuhören:

    7526084

    Kurzum, ich bin begeistert, doch gleichzeitig stimmt es traurig, daß diese herrliche Baritonstimme so früh und auf so tragische Weise verstummen mußte. Joseph II. hat recht, die Arie "Ha, welche Lust!" aus Marschners "Vampir" wird mit einer Verve und hörbarer Sangeslust geboten, daß es eine Freude ist zuzuhören.


    Besonderes Interesse dürfte dieses Recital auch dadurch erwecken, daß es, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Stücke enthält, die man nur sehr selten - und heute schon gar nicht mehr - auf solchen Zusammenstellungen zu hören bekommt.


    LG Nemorino