Ich möchte hier einmal auf eine Oper zu sprechen kommen, die ich persönlich sehr gern mag, die hier im Forum aber sehr selten erwähnt wird.
Otto Nicolai komponierte die lustigen Weiber von Windsor nach einer Textvorlage von H.S.Mosenthal, der die ursprüngliche Version von Shakespeare in operntaugliche Form gebracht hatte, ab dem Jahre 1845, die Uraufführung fand am 9.3.1849 in Berlin statt.
Formal und in der Orchesterbehandlung bleibt Nicolai den Traditionen der deutschen Nummernoper verpflichtet, Wagners Gesamtkunstwerk-Tendenzen waren ihm fremd, musikalisch bewegt sich das Stück an der Grenze zwischen Operette und komischer Oper.
Mir persönlich gefallen zwar nicht alle Nummern dieser Oper, echte Highlights wie die zweite Szene des zweiten Aktes (mit der Romanze "Horch die Lerche singt im Hain" und dem wunderbaren Quartett "Bestürmen denn die lästgen Freier") entschädigen aber für manche Länge im Stück.
Guiseppe Verdi war von der Oper und dem Stoff so angetan, dass er sich gegen Ende seines Lebens nochmals hinsetzte und den "Falstaff" über das gleiche Thema schrieb, was den lustigen Weibern nicht unbedingt gut bekam, da das Verdi-Werk diese doch ziemlich in den Hintergrund drängte.
Aufnahmen der lustigen Weiber gibt es relativ wenige, weil die meisten "großen" Dirigenten einen ebenso großen Bogen um dieses Stück machten. Ich besitze zwei Gesamtaufnahmen, die ich als referenzverdächtig einstufen würde:
Gottlob Frick - Ernst Gutstein - Fritz Wunderlich - Edith Mathis - Ruth-Ma, git Pütz u.a. unter Robert Heger mit dem Bayrischen Staatsorchester, aufgenommen 1963, erschienen bei EMI
Karl Ridderbusch - Wolfgang Brendel - Helen Donath - Trudeliese Schmidt u.a. unter Rafael Kubelik mit Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks, aufgenommen 1977, erschienen bei DECCA
Beide Aufnahmen auf ihre Art herausragend, wo Kubelik mit der ungekürzten Fassung und frischen Tempi bei exzellent durchsichtigem Orchester glänzt, kontert Heger mit den herausragenden Frick und Wunderlich in einer seiner meiner Meinung nach besten Rollen. Heger spielt die theaterpraktische Version mit etlichen Kürzungen, die der dramaturgischen Stringenz entgegenkommen.
Was haltet ihr von dieser Oper, darf man Mitte des 19. Jahrhunderts noch einfach so "rückständig" schön komponieren? Welche Aufnahmen kennt, bzw. habt ihr?
Grüße, Flo