Beiträge von JuergenB

    Hallo,


    was den "Decca-Klang" anbelangt, den ich vor allem von Opernaufnahmen der 60er Jahre kenne (Ring, Aida, Don Carlo von Solti und diverse Sutherland-Aufnahmen, die Karajan-Tosca etc.), so ist der schon gut, aber m.E. werden verschiedene Werke und Interpreten zu sehr über einen Kamm geschoren und es kommt immer der gleiche Breitwandsound heraus. Es klingt eben zu sehr nach Decca.


    An neueren Decca-Opernaufnahmen habe ich den Don Giovanni von Solti (mit Bryn Terfel und Renée Fleming), und der klingt bemerkenswert schlecht, selbst für eine Liveaufnahme (man vergleiche mit der excellenten Zauberflöte von Abbado bei DG). Ist das Know-how bei Decca flöten gegangen ?


    Als Negativbeispiel möchte ich auch noch DG Klavieraufnahmen aus den 70ern anführen (von Argerich und Pollini zum Beispiel), die oft schlimm metallisch scheppern.


    Heute scheint mir die Excellenz oft bei kleinen Labels wie MDG oder Lyrinx zu liegen. Auch Pentatone, von ehemaligen Philips-Leuten gegründet, soll sehr gut klingen, habe ich aber noch nicht gehört.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

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    Original von georgius1988
    Ich habe gehört, dass es auche eine Transkription der Neunten Beethovens mit 2 Klavieren gibt. Kennt da jemand Aufnahmen?


    Hallo,


    Liszt hat von der 9. sowohl eine Transkription für Klavier solo als auch eine für 2 Klaviere geschrieben. Von letzterer kenne ich keine Aufnahmen, ich habe sie aber mal live gehört mit Brigitte Engerer und Boris Bereszovki. Das war schwer beeindruckend.


    Zu Glenn Gould: Er hat die ganze Pastorale eingespielt, nicht nur den ersten Satz, wie weiter oben geschrieben wurde.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Inwieweit ist den Liszt ein Absteiger ? Liszt-Verächter gibt es seit den Lebzeiten des Meisters. Seine Hauptwerke für Klavier (h-moll sonate, années de Pélérinage etc)werden nach wie vor viel gespielt. Der Rest (Orchesterwerke ausser den beiden Konzerten, Kirchenmusik) war doch noch nie sonderlich verbreitet.


    Jürgen

    Zitat

    Original von Bernhard
    Bach, Händel, Vivaldi uva. waren mir geläufig, und Bachkantaten wurden damals (wie heute) sonntags vormittags im HR oder SDR in gesendet.


    Das ist schon so. Aber damit ist man wieder beim Thema, welches Land man betrachtet. Diese Bachpflege gab es im deutschsprachigen Raum - aber anderwo ? Die Gesamteinspielungen sind überall zu haben, und Gardiner war mit seiner Bach-Pilgrimage weltweit unterwegs. Vielleicht kann man im Falle der Bach-Kantaten auch sagen, dass sie durch die Barock-Bewegung aus dem Liturgischen Rahmen in die "rein musikalische" Sphäre gawandert sind.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    ich würde Alfred beipflichten und Mozart zu den relativen Absteigern zählen - ausnehmen muss man hier seine Opern, die mindestens genauso gut wie früher "laufen". Seine Sinfonien dagegen sind doch aus den Konzerten "traditioneller" Orchester praktisch verschwunden, und Barockorchester spielen ihn auch nicht häufig. Überhaupt scheint mir Mozart darunter zu leiden, dass er historisch zu spät dran ist für die Barock-Interpreten und zu früh für die Romantik-Fraktion. Einige seiner schönsten Werke (zum Beispiel die Bläser-Serenaden oder das Puchberg-Trio) leiden auch darunter, das sie für Besetzungen geschrieben sind, die in der Konzertpraxis kaum vorkommen.


    Ich finde dagegen Schubert keinen Absteiger, eher im Gegenteil. Sein Liedschaffen ist doch durch DFD ab den 60ern enorm popularisiert worden, und es gibt sehr gute Liedersänger, die danach gekommen sind (viel Gutes ist in der Hyperion-GA zu hören). Seine Klavier- und Kammermusikwerke sind wahrscheinlich auch lebendiger denn je. Die Sinfonien wurden (ausser den beiden Hits) wahrscheinlich noch nie so häufig wie Beethoven Schumann oder Brahms gespielt.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    zu den Aufsteigern würde ich in gewissem Sinne auch noch JS Bach zählen. Ganz oben im Pantheon stand der zwar schon immer, aber die Zahl der Aufnahmen und Konzerte war in den letzten Jahren doch sehr hoch.


    Wieviele Einspielungen von Bach-Kantaten gab es um 1960 ? Heute gibt es als (vollendete oder im werden begriffene) Gesamt-Aufnahmen die von Hanrnoncourt/Leonhardt, Rilling, Koopman, Suzuki, Gardiner.


    Wieviele Gesamtaufnahmen des WTK gab est um 1960 ? Gab es uberhaupt eine andere als die von Fischer ? Heute erscheinen doch 2-3 pro Jahr.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    wenn man von Aufsteigern (und Absteigern) redet, sollte man auch beachten, dass diese ziemlich verschieden sein können, je nachdem in welcher Gegend man nachschaut.


    Was Frankreich anbelangt, so ist Bruckner ein unbedingter Aufsteiger - bis zu den 60ern kaum gespielt, jetzt aber häufig auf dem Programm.


    Was ist eigentlich mit Sibelius ? Gabs den früher auch schon relativ häufig ?


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Für den speziellen Bereich der Klaviermusik würde mir noch Domenico Scarlatti einfallen, der heute recht viel gespielt und aufgenommen wird (Klavier und Cembalo). Soweit ich sehe, geht das u.a. auf die Leistung von Kirkpatrick zurück und was das Klavier angeht auch auf die Horowitz-Einspielung aus den 60ern.


    Jürgen

    Hallo,


    zu den schon genannten und ziemlich evidenten Namen wie Mahler und Schosta möchte ich noch Janacek hinzufügen, der im Opernleben seit den 70er Jahren einen spektakulären Höhenflug erlebt.


    Beste Grüsse,


    Jürgen


    Nachtrag: Ach, ich sehe gerade, Oper war von Alfred ausgeschlossen worden. Aber das restliche Oeuvre von Janacek, wenn es auch schmal ist (Klavierwerke, Sinfonietta, Streichquartette) ist ebenfalls aus der Totalversenkung aufgetaucht.

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    Original von Austria
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    Danke! - dann ist es ja durchaus mit der WSO vergleichbar.


    Finde ich eigentlich nicht. Das TCE hat kein eigenes Orchester und kein Ensemble. Es ist eher ein Konzertsaal, der auch Opern zeigt. Das Programm ist ziemlich querbeet vom Klavierrecital zum Kammermusikabend über das Konzert der Wiener Philharmoniker zum Händel-Oratorium. Ich kann da keine rechte "Handschrift" des M. Meyer erkennen. Dass ziemlich viel Barockoper gespielt wird, kann auch daran liegen, dass diese in Paris eben gut läuft. Man sollte nicht vergessen, dass das TCE ein "privater" Saal ist (es gehört der Staatsbank CDC) und eher knapp subventioniert wird.


    Wie wird eigentlich die Aufgabenverteilung zwischen Meyer und Welser-Möst aussehen ?


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    ich denke, Dominique Meyer hat bisher als Direktor des Théâtre des Champs-Elysées keinen schlechten Job gemacht: Ein vielfältiges Programm in einem Mainstream-Rahmen (das TCE ist so ungefähr die bürgerlichste Adresse unter den Pariser Sälen). Es gab recht viel Barockoper, allerdings macht das Haus nur wenige eigene Opernproduktionen. Meistens gibts eh Konzert und keine Oper.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    ich habe Tharaud kürzlich live gehört (recital im Théâtre des Champs- Elysées, erste Hälfte Bach-Konzerte, dann Ravels Tombeau du Couperin alternierend mit Couperin-Stücken). Interpretatorisch war das sehr schön: nobel und ohne das der Interpret sich in den Vordergrund drängt. Man konnte aber auch hören, das Tharaud technisch gesehen etwas wacklig ist: sicher kein grosser Virtuose. Ich denke, dass Tharaud seine Karriere vor allem guter Programmgestaltung und einer sehr intelligenten Verwaltung seiner Mittel verdankt.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    Noch nicht erwähnt und relativ neu: "Beethoven - The music and the life" des Harvard-Professors Lewis Lockwood von 2003. 604 Seiten auf englisch, von Übersetzungen weiss ich nichts. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Musik Beethovens, auch wenn der biographische Teil nicht allzuknapp ausfällt. Ich habe das Buch gelesen und war nicht so voll überzeugt, weil ich gerade die Teile, die die Musik behandeln, nicht voll befriedigend fand: Ziemlich ausführlich für jemanden,der primär an der Biographie interessiert ist, aber andererseits auch nicht wirklich in die Tiefe gehend. Für mich bleibt das Buch damit zwischen den Stühlen so ein bisschen hängen. Als moderne Gesamtdarstellung Beethovens ist es dennoch nicht schlecht.


    Best Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    mir würde als erstes auch Herbert Wernicke einfallen, von dem ich den ganz fantastischen Ring in Frankfurt gesehen habe und ausserdem La Calisto in Berlin.


    Von Marthaler kenne ich die Frankfurter Arbeiten und vor etwa einem Jahr habe ich Katia Kabanova in Paris gesehen. Ich finde, dass sich sein Stil doch etwas abnutzt, und am besten hat mir Pelléas & Mélisande gefallen, seine erste Opernarbeit, die von Zwielicht zurecht gepriesen wurde.


    Sonst würde mir noch Peter Sellars einfallen, der sein Geschäft versteht. Ich habe vor langen Jahren St François d'Assise in Paris gesehen und irgendwann auch einmal Nixon in China in der ENO in London.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

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    Original von Zwielicht


    Hat sich Cambreling in dem ZEIT-Interview, an das ich mich auch erinnere, wirklich abfällig über das Frankfurter Publikum geäußert - oder waren nicht eher die (ausgesprochen banausigen) Lokalpolitiker gemeint? Wie auch immer - das Publikum war mit Cambrelings überaus anspruchsvoller Spielplangestaltung und natürlich auch mit dem Semi-Stagione-System in der Tat überfordert.


    Hallo Bernd,


    ich habe nicht mehr genau im Kopf, was Cambreling gesagt hat. Aber er hat, soweit ich mich erinnere, in der Tat aufs Publikum gezielt, das diese anspruchsvolle Produktion nicht angenommen habe. Ich fand das jedenfalls damals ziemlich hochnäsig.


    Seit Mortier die Oper leitet, dirigiert Cambreling ja öfter in Paris. Hier ist er sehr umstritten.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

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    Original von Zwielicht


    Ich halte "Aus einem Totenhaus" für eine der zwei, drei wichtigsten und erschütterndsten Opern des 20. Jahrhunderts. Meiner Meinung nach ist sie für Janacek-Anfänger durchaus geeignet. Kommt natürlich immer darauf an, was man von Oper erwartet - aber zwei Opern-Newbies konnte ich immerhin mit der großartigen Frankfurter Mussbach-Produktion dieses Werkes begeistern.


    Hallo Bernd,


    die sehr gute Mussbach-Inszenierung habe ich damals auch gesehen. Der Saal war ziemlich leer, und nach seinem Abschied hat Cambreling in einem Zeit-Interview diese Produktion als Beispiel für die Banausigkeit des Frankfurter Publikums herangezogen.


    Ich finde "Aus einem Totenhaus" schwerer zugänglich als z.B. "Jenufa" oder "Das schlaue Füchslein". Aber erstens ist das subjektiv und zweitens sagt es nichts über die Qualität der Oper.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo Sophia,


    es handelt sich um "Aus einem Totenhaus" von Janacek (nach Dostojevski); "Die tote Stadt" ist von Korngold.


    Meiner Meinung nach ist es nicht die ideale Oper für Janacek-Anfänger: Sehr duster, keine Hauptfigur. Die Musik ist allerdings sehr schön, und das Team Chéreau/Boulez ist sicherlich die Reise wert.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    Vivaldi wurde erst im 20. Jhdt wieder ausgegraben, und wahrscheinlich hat man auch von anderen Barockkomponisten einiges erst spät wieder entdeckt. Ich bin hierfür kein Experte, und sicher ist das nicht immer erste Garde, aber vielleicht ist ein grosses Werk eines kleinen Komponisten ja letzlich interessanter als ein Fetzen von Mozart, Beethoven & Co.


    Herzliche Grüsse,


    Jürgen

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    Original von Alfred_Schmidt


    ich glaube , daß den meisten Hörern so ziemlich egal ist ob ein Werk ein "Kunstwerk" ist oder nicht - sie wollen sich einfach unterhalten.


    Hallo,


    Schon, aber was unterhält, hängt doch wohl auch vom Hörer ab, oder ? Ein nicht mit klassischer Musik Vertrauter wird auch ein Streichquartett von Beethoven oder ein Lied von Schubert nicht unterhaltsam finden.


    Das Problem mit dem Komponieren nach alten "Regeln" ist doch, dass sich grosse Komponisten eben nicht an Regeln gehalten haben. Mozart, Beethoven, Chopin, Schubert sind nicht den Regeln ihrer Epoche gefolgt, sondern sie haben sie definiert. Das unterscheidet sie eben von Dittersdorf, Hummel & Co. Wer heute einen alten Stil "wiederbelebt", schafft keine Kunst, sondern Kunsthandwerk. Dagegen ist an und für sich nichts einzuwenden - nur interessiert das im Grunde zur Zeit keinen, weil dieses Bedürfnis völlig von der Popmusik abgedeckt wird.



    Beste Grüsse,


    Jürgen

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    Original von St.Nitschmann
    Ich hege dennoch die Befürchtung, dass auch hier der Keim für eine verfehlte Repertoirepolitik bereits vorhanden ist, aber dabei stütze ich mich auf Indizien, die zugegebermaßen auch in eine andere Richtung interpretiert werden könnten, vor allem der Ansatz, einen Komponisten oder zumindest eine bestimmte Werkgruppe eines Komponisten im doppelten Sinne erschöpfend abzuarbeiten (Beispiel Liszt, Schubert).


    Lieber Stephan,


    Vielen Dank für die Antwort, ich verstehe Deinen Einwand jetzt besser. Mir fällt dazu ein, dass Label wie DGG schon früher "enzyklopädische" Projekte hatten: Die Schubert-Lieder Einspielung mit DFD ist auf Wunsch der Plattenfirma zustande gekommen. Und auch schon Karl Böhm hat sämtliche Mozart-Sinfonien aufgenommen: braucht man die wirklich alle ?


    Ich bin ein ziemlicher Fan der Hyperion Schubert-Edition: Darunter sind viele thematisch klug zusammengestellte CDs und die Sängerauswahl ist gut bis hervorrangend. Der einzige Nachteil ist für mich, dass der Pianist immer der gleiche ist, aber andererseits hält Graham Johnson eben das ganze Projekt zusammen. Schubert-Lieder CDs haben im allgemeinen die fatale Tendenz, immer aus dem gleichen Repertoire von ca. 50 Liedern zu schöpfen (ausserhalb der Zyklen). Durch Hyperion habe ich einige unbekannte Perlen entdeckt.


    Was die Schumann Lieder anbelangt: Vol 1 mit Christine Schäfer ist eine hinreissende und "vollwertige" Lieder-CD, völlig unabhängig davon, in welchem Zusammenhang eines Gesamtprojektes sie steht.


    Bei Liszt bin ich auch skeptischer. Ich habe keine der CDs, habe aber Leslie Howard einmal live gehört und fand das nicht wirklich herausragend. Das Problem scheint mir aber im wesentlichen bei Liszt selbst zu liegen: Ich denke, dass ein bestimmter Teil seines Klavierwerkes einfach nicht mehr interessant ist.


    Ich finde, dass eine Einspielung aus rein "dokumentarischen" Zwecken (damit man eben eine Aufnahme hat) nicht viel Sinn macht. Wie salisburgensis meine ich, dass einem eine solche Aufnahme einen unbekannten Komponisten erst recht vergraulen kann.


    Naxos hat Gesamtprojekte mit Liszt-Klaviermusik und Scarlatti-Sonaten übrigens jeweils auf mehrere Pianisten verteilt. Das ist in meinen Augen schon einmal sinnvoller, als einen einzigen alles herunternudeln zu lassen.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

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    Original von St.Nitschmann



    Das Bemerkenswerte daran ist, dass das alles überhaupt nichts mit dem Preis zu tun hat, denn diese enzyklopädische Herangehensweise können wir auch bei anderen Labels beobachten. So entwickeln sich beispielsweise BIS, MDG, Chandos und Hyperion in eine ähnlich bedenkliche Richtung.


    Hallo,


    gegenüber Hyperion (eines meiner Lieblingslabels) finde ich den Vorwurf ungerecht. Ich sehe hier nichts "enzyklopädisches": Es gibt für ein so grosses Label wirklich erstaunlich wenig sinfonische Musik, und gerade die grossen Schlachtrösser werden gemieden: keine Beethoven-, Mozart- oder Mahler-Sinfonien, und von Bruckner nur die dritte. Schwerpunkte liegen bei alter Musik, Liedern, Kammermusik und allerlei englischem. Gerade Hyperion hat für mich eine ziemlich klare Label-Handschrift.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

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    Original von jpsa


    Was hat denn ein Künstler eines bekannten Labels davon, wenn seine CD sich vielleicht durchschnittlich mit 5.000 Stück verkauft ?
    Sicherlich eine höhere Gage, vorausgesetzt er hat einen größeren Bekanntheitsgrad. Mit Sicherheit aber weniger Konzertverpflichtungen, es sei denn, er ist wiederum derart "wichtig", dass er von der Labelwerbung gepuscht wird (siehe Yundi Li, Lang Lang & Co.) - und genügend dumme bzw. unerfahrene Käufer wird es immer geben.


    Ein Naxos-Künstler hat weltweit einen wesentlich größeren Bekanntheitsgrad und Nimbus und dies führt meistens zu mehr Engagements und weiteren Verpflichtungen. Selbst dann, wenn die großen Konzertagenten noch immer nicht aufgewacht sind, und Künstler von "Billiglabeln" nicht einladen wollen/dürfen.
    Ein Großteil der Naxos-Interpreten erhält jedoch Engagements selbst in den entlegendsten Gegenden der Welt und hat mehr Erdteile und Länder besucht, als ein Künstler eines der ehemaligen Major Labels.


    Hallo,


    ich antworte mit grosser Zeitverschiebung auf diesen Beitrag, weil eben der Thread heute wiederbelebt wurde. Ich kann die Aussage über Bekanntheitsgrad und Nimbus der Naxos-Künstler überhaupt nicht nachvollziehen: Naxos hat betreibt doch letztlich eine No-Name-Politik, d.h. Künstler werden überhaupt nicht herausgehoben. Biret une Jando sind auf Konzertbühnen höchst selten zu sehen. Ein hervorragander Pianist wie Bernd Glemser wird nicht von grossen Orchestern eingeladen, usw.


    Das (ökonomische) Problem mit Naxos ist doch, dass den Künstlern nur sehr wenig bezahlt wird. D.h der Interpret wird die Naxos-CD aufnehmen, um seine Arbeit dokumentiert zu sehen, oder weil er sich davon anderweitige Vorteile verspricht (ich sage nicht, dass das bei einigen Hochpreis-Labels anders ist). Die CD-Einspielung als Einnahmequelle entfällt für den Künstler, und er muss seinen Lebensunterhals sonstwie verdienen (Lehre, Festanstellung im Orchester etc.). Anders ausgedrückt: Naxos CDs sind subventioniert und damit nur scheinbar billig. Aber immerhin ist der Kauf einer Naxos CD eine Möglichkeit, sich ein paar Steuergroschen zurückzuholen :D .


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    ich habe die Callas-Aufnahme und bin damit vollauf zufrieden, so dass ich mich nie so recht nach Alternativen umgesehen habe. Abgesehen von Callas (deren Turandot-Arie interpretatorisch genial, wenn auch stimmlich am Limit ist) schätze ich diese Aufnahme auch als Gesamtleistung: Ein guter, wenn auch eher unbekannter Calaf (Eugenio Fernandi) und eine Luxus-Liu in der Person von Elisabeth Schwarzkopf. Im Unterschied zu anderen ihrer Aufnahmen singt Callas hier einmal nicht alle anderen an die Wand, sondern es handelt sich um ein homogenes Ganzes.


    Daneben habe ich auch die Turandot-Arie in der Aufnahme mit Eva Turner auf einer CD EMI Great recordings of the century (Aufnahme von 1928 ), die glaube ich von Kesting als das non plus ultra gelobt wird. Das ist stimmlich schon mächtig, hat aber eben nicht die Spannung der Callas-Aufnahme.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    vorgestern in der Salle Pleyel: Sinfonieorchester des Ural unter Dmitri Liss mit dem Pianisten Boris Berezovsky. Das Programm:


    Tschaikovsky: Polonaise aus Eugen Onegin
    1. Klavierkonzert
    Francesca da Rimini
    Borodin: Polowetzer Tänze aus Prinz Igor


    Das Orchester, hochgelobt im Taminoforum irgendwo von Edwin, ist schon beeindruckend: präzise Einsätze, wunderbare Bläser und grosses Engagement. Es gibt sicher lyrischere Interpreten des Tschaikovsky-Konzertes, was auch für Berezovsky gilt. Der lässt sich bei der Zugabe nicht lumpen und spielt Islamey von Balakirev.


    Voller Saal, volle Zufriedenheit und viel Applaus: was will man mehr.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

    Hallo,


    ich habe von Ignaz Friedman die folgende Naxos-CD:



    Es handelt sich um eine von bisher 5 (wenn ich recht informiert bin) CDs der "Complete Recordings".


    Den Transkriptionen am Anfang der CD kann ich nicht so viel abgewinnen, ich finde z.B. einen Stephen Hough bei solchen Sachen besser. Die Mazurken sind allerdings ausgezeichnet, die richtige Mischung aus bäurischer Schwere und Sophistication, die gar nicht so viele Pianisten hinbekommen. Auf der CD spricht Friedman (1940) auch noch ein bisserl über Chopin in ziemlich exotischem Englisch.


    Man findet auf der Seite von Arbiter Records Informationen über die Programme von über 700 (!) Konzerten Friedmanns:


    "http://www.arbiterrecords.com/musicresourcecenter/friedman.html"


    Beste Grüsse,


    Jürgen