Zitat
Original von St.Nitschmann
Ich hege dennoch die Befürchtung, dass auch hier der Keim für eine verfehlte Repertoirepolitik bereits vorhanden ist, aber dabei stütze ich mich auf Indizien, die zugegebermaßen auch in eine andere Richtung interpretiert werden könnten, vor allem der Ansatz, einen Komponisten oder zumindest eine bestimmte Werkgruppe eines Komponisten im doppelten Sinne erschöpfend abzuarbeiten (Beispiel Liszt, Schubert).
Lieber Stephan,
Vielen Dank für die Antwort, ich verstehe Deinen Einwand jetzt besser. Mir fällt dazu ein, dass Label wie DGG schon früher "enzyklopädische" Projekte hatten: Die Schubert-Lieder Einspielung mit DFD ist auf Wunsch der Plattenfirma zustande gekommen. Und auch schon Karl Böhm hat sämtliche Mozart-Sinfonien aufgenommen: braucht man die wirklich alle ?
Ich bin ein ziemlicher Fan der Hyperion Schubert-Edition: Darunter sind viele thematisch klug zusammengestellte CDs und die Sängerauswahl ist gut bis hervorrangend. Der einzige Nachteil ist für mich, dass der Pianist immer der gleiche ist, aber andererseits hält Graham Johnson eben das ganze Projekt zusammen. Schubert-Lieder CDs haben im allgemeinen die fatale Tendenz, immer aus dem gleichen Repertoire von ca. 50 Liedern zu schöpfen (ausserhalb der Zyklen). Durch Hyperion habe ich einige unbekannte Perlen entdeckt.
Was die Schumann Lieder anbelangt: Vol 1 mit Christine Schäfer ist eine hinreissende und "vollwertige" Lieder-CD, völlig unabhängig davon, in welchem Zusammenhang eines Gesamtprojektes sie steht.
Bei Liszt bin ich auch skeptischer. Ich habe keine der CDs, habe aber Leslie Howard einmal live gehört und fand das nicht wirklich herausragend. Das Problem scheint mir aber im wesentlichen bei Liszt selbst zu liegen: Ich denke, dass ein bestimmter Teil seines Klavierwerkes einfach nicht mehr interessant ist.
Ich finde, dass eine Einspielung aus rein "dokumentarischen" Zwecken (damit man eben eine Aufnahme hat) nicht viel Sinn macht. Wie salisburgensis meine ich, dass einem eine solche Aufnahme einen unbekannten Komponisten erst recht vergraulen kann.
Naxos hat Gesamtprojekte mit Liszt-Klaviermusik und Scarlatti-Sonaten übrigens jeweils auf mehrere Pianisten verteilt. Das ist in meinen Augen schon einmal sinnvoller, als einen einzigen alles herunternudeln zu lassen.
Beste Grüsse,
Jürgen