Beiträge von Misha

    Herzlichen Dank für die vielen Anregungen. Ich habe auf Anhieb drei Werke gefunden in deinem Kanon, die ich mir noch erarbeiten möchte. Wäre es dir möglich bei all den von dir genannten Werken den vollständigen Titel zu nennen? Und auch noch nachträglich die Werke, die du in kyrillischer Schrift nennst, für uns zu übersetzen?


    ...


    Glinka Ein Leben für den Zaren
    Mussorgski Chowanschtschina
    Rimski-Korsakow Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronija
    Schostakowitsch Die Nase
    Schtschedrin Die toten Seelen
    Tschaikowski Eugen Onegin

    Ich wollte die Berechtigung des Themas keineswegs in Frage stellen, sonst hätte ich mich nicht beteiligt. Im Hinblick auf das überschaubare Oeuvre des Meisters, wäre für mich (!) fast schon die Frage nach etwaigen Flops naheliegender ;-)

    "Beste Stücke" ist mE ein ebenso ambitionierter wie zweifelhafter Titel für einen Faden, da man über die Kriterien der "Güte" eines Werks lange streiten kann (um mal bei meinem Spezialgebiet zu bleiben: Ist der Tristan "besser" als die Maistersinger? Nein, anders ist er ;) )
    Mein Lieblingswerk von Chopin ist jedenfalls das 1. Klavierkonzert (in der Interp. von Zimerman m. d. Polish Festival gefolgt von Argerich/Dutoit und Arrau/Inbal.
    Wenn ich noch links bei youtube finde, liefere ich die nach. Aber die genannnten Aufnahmen hat ja ohnehin sicher jeder hier ;)



    Einen ähnlichen Faden gab es vor Jahren schon.
    Damals wie heute ist meine Nr. 1 Pinkerton, der skrupellose Sextourist, der das arme Mädchen belügt, benutzt und entsorgt.
    Die anderen aufgeführten Bösewichte haben größtenteils wenigstens Format; die Pinkertons dieser Welt sind Inkarnationen der "Banalität des Bösen".

    Hier noch einige Fotos von der Leipziger Lucia. Das Publikum hat das Bühnenbild - insbesondere den Prospekt des Hochmoors mit Vollmond - mit Beifall quittiert und reihenweise abfotografiert. Leider habe ich dazu keine besseren Fotos gefunden, auch nicht vom sehr gelungenen Friedhof ;) Die Lucia im Rollstuhl, geschoben vom Geist der Mutter (Regisseurin K. Thalbach), ist übrigens kein extravaganter Regieeinfall, sondern war als Improvisation einem Bühnenunfall der Sängerin kurz vor der Premiere geschuldet und entfiel in der Folge.







    Noch ein Nachtrag zur neuen Inszenierung von Gounods Cinq–Mars, die morgen in Leipzig Premiere hat.
    Die Oper Leipzig hat ein recht interessantes Video eingestellt, dass auch aufschlussreiche Einblicke in die Arbeit eines Regisseurs gibt. Die Inszenierung selber scheint vom Stil her „Mantel und Degen“ in historischen/historisierenden Kostümen und Kulissen zu sein. Allerdings sind ja bekanntlich Raritäten im Repertoire war vor extremen Regieexperimenten auch eher sicher.


    https://www.facebook.com/oper.…videos/10154603870277919/


    Falls das besser in einen dieser von mir ungeliebten Regiefäden sollte, mag es ein geneigter Moderator verschieben.


    Über die Premiere, die ich morgen besuchen werde, berichte ich gelegentlich. Solche Ausstattungstücke mit vielen Solisten und sogar dem Corps de ballet (ich denke, man kann das Werk der Grand opéra zurechnen), sind ja eine Seltenheit.

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    Im Herbst kommt übrigens nach mehrjähriger Pause endlich ein neues Album von Angela Gheorghiu auf den Markt. Nach Netrebko und Stoyanova präsentiert nun auch sie ein Verismo-Album. Und die Sopranistin kündigt dieses gleich persönlich in einem Video ihren Fans an. :)
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    Als jemand, der A. Gheorghiu durchaus schätzt, frage ich mich, ob ich mir wirklich die zigste CD mit den immer gleichen Arien ins Regal stellen muss..... Na ja, evtl, wenn die Scheibe nach der Hochpreisphase für ein paar Euros verramscht wird, wie es auch bei den letzten CDs der Netrebko und des schönen Jonas der Fall war. Allerdings: Nicht gegen ein ansprechendes Äusseres. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie plötzlich nach den Berichten ihrer Freundinnen auch Opernverweigerinnen in die Wuppertaler Walküre strömten, um Peter Hofmann zu sehen, der allerdings damals wirklich eine blendende Bühnenerscheinung des germanischen Typs war, während Jonas K. ja wohl eher die Latin Lover affine Damenwelt anspricht.

    Leipzig präsentiert als nächste Premiere im Mai als Rarität Cinq-Mars von Gounod, die nach Angaben der Oper nach der Uraufführung völlig von der Bildfläche verschwand (und mE sogar im Tamino Opernführer fehlt!!). Ich besitze zwar die Münchner Einspielung unter dem Leipziger GMD Schirmer (der die hauseigene Produktion übrigens nicht leitet, allerdings singt Vidal den Marquis auch in Leipzig) in der recht schönen "Opéra francais" Edition von Palazetto, habe aber bisher nur kurz reingehört. Bericht folgt nach der Premiere am 20.05.17.

    Da kommen - wie Holger schon gesagt hat - viele Faktoren zusammen. Außer den bereits genannten Faktoren werden zB sicher noch die zu erwartende Reezeption in den Feuilletons, sowie das Theatersystem und dessen Finanzierung eine Rolle spielen.

    Zumindest bei Lisitsa hat es ja funktioniert. Auf die würde ich von Leuten angesprochen, von denen ich weiß, dass die vorher nichts mit Klassik im Sinn hatten.


    PS
    Meine technischen Möglichkeiten sind, da immer noch auf Reisen, weiter eingeschränkt, so dass ich um Entschuldigung für eventuelle Fehler bitte, um niemanden zu verärgern;-)

    Wottrich war als Herodes in der Leipziger Neuproduktion der Salome vorgesehen. Ich besitze nur die Aufnahme des Freischütz mit ihm, in der er unter Harnoncourt den Max singt. Ordentlich aber nicht herausragend. Mit den schwereren Partien hat er sich meiner Meinung nach keinen Gefallen getan.

    ........
    Ebenso uneinsichtig ist die Begnadigung von Max. Warum soll ausgerechnet der Fürst die Aufhebung seiner Macht durch ein höheres Naturrecht akzeptieren? Das wird von der "Handlung" her überhaupt nicht klar. :D :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger


    Das war in LE ganz plausibel: Der Fürst ist ein Populist und Narzisst, der sich (Freibier für alle) jovial in der Beliebtheit bei seinen Untertanen sonnt; daher gibt er (entsprechend der wahrgenommenen Stimmung des Volkes) eher widerwillig dem Eremiten nach.

    Vielen Dank für die ausführliche und ineressante Rezension.
    Nach meiner Erinnerung wird Agathe doch deswegen gerettet, weil ihr Kranz - auf Grund der versehentlich gelieferten Totenkrone - aus den geweihten Rosen des Eremiten geflochten wird und sie schützt?
    Der Jägerchor ist ein schönes Stück, aber er ist so "abgenudelt", dass ich ihn nur noch live ertragen kann.
    Meine Frau - die auch keine gebürtige Deutsche ist - erinnerten die "geselligen Szenen" in der Leipziger Inszenierung übrigens an Veranstaltungen meiner Studentenverbindung (was sicher kein Kompliment war) ;)
    Sie ist übrigens ein guter Indikator für die "Publikumsfreundlichkeit" der Regie, da sie die klassische "naive" Opernbesucherin ist und ich daher immer eine Rückmeldung bekomme, ob der plot und eine evtl. weitergehende Botschaft des Werkes angekommen sind, was übrigens bei der Leipziger Inszenierung der Fall war.


    ...Genau wie ich mir keinen roten Anzug kaufe und einen gelben Schlips dazu trage.


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    Eine reizvolle Vorstellung. Du könntest evtl Trendsetter werden.


    Nun kann man sich ja die Frage stellen, ob zB Wieland Wagners Inszenierungen und eben jene Karajan Walküre (die WiWas Stil ja nicht unähnlich ist) "werktreu" waren. Ich meine, dass man das, legt man die Wagnerschen Regianweisungen zu Grunde, kaum behaupten kann. Es ist schade, dass WiWas Inszenierungen ebenso wie der Karajan Ring (filmisch) so unzureichend dokumentiert sind. Andererseits haben sich nach meiner Wahrnehmung inzwischen auch viele konservative Opernfreunde mit dem "Jahrhundertring" versöhnt.

    Angeregt vom Faden, der sich mit einem Opernkanon befasst, und der sich meiner Meinung nach inzwischen zu einer Art Curriculum für angehende Musikwissenschaftler mit dem Studienschwerpunkt Oper entwickelt hat, habe ich mir die Frage gestellt, was man eigentlich jemanden empfehlen würde, der etwa mit der Frage kommt: "Ich habe mit Klassik bisher nicht viel "am Hut“ gehabt, meine Freundin hat mich jetzt aber mal in ein Konzert mitgenommen und ich fand das ganz nett. Was würdest Du mir empfehlen, um mich mal intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und Freude daran zu finden?“


    Da stellt sich natürlich zum einen die Frage nach Hörempfehlungen für einen absoluten Anfänger, der noch keine Gelegenheit hatte, irgendwelche eigenen Vorlieben zu entwickeln und zum anderen natürlich auch (mindestens ebenso wichtig) die Frage, „wie“ der Betreffende die Sache angehen sollte, sprich, wie er sich in dieses Thema „einhören“ sollte. Dabei geht es nicht nur die Frage, ob „live“ oder „Konserve“, wo mir die Antwort noch relativ leicht fällt, sondern auch um die Frage, ob es bestimmte „Techniken“ gibt, die es einem erleichtern, Zugang zu klassischer Musik zu finden.

    dpa news meldet heute (nach einigen kritischen Anmerkungen zur Wiederbelebung von alten Inszenierungen - wo ist eigemtlich die Abgrenzung zur üblichen "Wiederaufnahme"? -)
    ".........Der Rückgriff auf alte Erfolgsinszenierungen wirft auch ein Licht auf den Zustand des heutigen Musiktheaters. Das politisch korrekte sogenannte Regietheater mit seinen oft schwer zu deutenden Regiekonzepten und geplanten Provokationen scheint abgewirtschaftet zu haben. "Einen Skandal wie einst können Produktionen des Regietheaters heute kaum noch hervorrufen", sagt der Musiktheaterexperte Anno Mungen, Professor an der Universität Bayreuth. Regietheater sei heute selbst auf eine bestimmte Art konservativ" und fast zu einer Doktrin erstarrt."

    Aus dem Wikipedia Eintrag zu Jess Thomas:


    ".....Thomas, der auch als Strauss-Sänger seinerzeit sehr geschätzt war, wird bei heutigen diskografischen Bewertungen generell als etwas zu leichtfüßig eingeschätzt. Die jugendlich frische, „kalifornisch-sonnige“ Stimme des Sängers wird allgemein zu seinen Ungunsten mit der expressiven Tragik eines Wolfgang Windgassen verglichen."


    Nicht untypisch für Wikipedia (die zu Recht allgemein als nicht "zitierfähig" angesehen wird): Im Gewand ernsthafter Kritik daherkommender Blödsinn, der dazu auch noch für sich in Anspruch nimmt eine (um es mal im Juristenjargon zu sagen) eine Art "herrschende Meinung" wiederzugeben ("generell..eingeschätzt", "allgemein zu seinen Ungunsten").

    Bei mir gibt es da eine finanzielle "Schmerzgrenze": 80 € in Leipzig oder Dresden bezahle ich, auch wenn sich dann herausstellt, dass die Inszenierung schlecht ist (allerdings bin ich da nicht so dogmatisch wie andere Mitglieder des Forums); aber 1000€ pro Person zzgl. Nebenkosten für die Ringparodie in Bayreuth? Nein. Das ist auch der Grund warum meine Frau unsere Reiseaktivitäten in Sachen Oper sehr eingeschränkt haben.

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    In einem Punkt gebe ich ihm dennoch auch ein wenig recht: Unter "modernem Musiktheater" versteht man mittlerweile auch eine regietheatral hingerichtete "Tosca". An sich hätte ich gar nichts dagegen, nähmen die Intendanten die moderne Inszenierung nicht als Ausrede dafür, ohnedies modernes Musiktheater zu spielen - nur, daß dieses eben aus immer denselben alten Hadern besteht, bloß diese auf aktuell getrimmt.


    Der Grund liegt doch auf der Hand: Zu einer >>regietheatral hingerichtete "Tosca"<< (schöne Formulierung, muss ich mir merken ;) ) strömen (ähnlich wie bei Wagner, Verdi, Mozart pp) trotzdem zähneknirschend die Zuschauer. Die kommen nicht wegen sondern trotz des Regisseurs/der Regisseuse XY. Das Ertragen einer grauenvollen Inszenierung ist eben heute oft der Preis dafür, eines der beliebten Werke live zu erleben. Es ist sicher kein Zufall, dass die oben von mir erwähnte Getty Schmonzette in Leipzig von keinem der besonders prominenten Akteure der Regietheterszene in Szene gesetzt wurde, obwohl es eine der heutzutage seltenen Uraufführungen einer Oper war.


    PS
    Da ich ja wiederholt Getty erwähnt habe: In sein "Usher Haus", das ich mir zum "Kennenlernen" vor der UA des "Ghost" zugelegt hatte, kann man bei Amazon reinhören; Ausschnitte aus dem "Ghost" finden sich in der Mediathek der Oper Leipzig.

    .......Die "Tosca" hatte an der Berliner Staatsoper ihre Premiere am 3. März 1976. Es war eine in allem stimmige, wunderbare, werkgetreue Inszenierung.
    Sie lief dort 37 Jahre (!!!) lang unverändert bis 2014.
    CHRISSY


    "Es war eben doch nicht alles schlecht in der DDR" :untertauch:
    Die Homoki Traviata läuft in Leipzig übrigens - fast immer vor ausverkauftem Haus - auch schon seit über 20 Jahren. Ob die werktreu ist, wage ich im Hinblick auf die doch sehr unterschiedlichen Standpunkte der entsprechenden Autoritäten im Forum nicht zu beurteilen ;).