Wenn ich im Opernhaus fortgehe, nachdem man mir das Werk unter seinem wohlklingenden Namen verkauft hat, aber mir stattdessen die irre Fantasie eines überdrehten Regisseurs zeigt, die mit dem Werk überhaupt nichts mehr zu tun hat, ist das schon eine schwierigere Sache. Hier habe ich mein gutes Geld, das mir nicht sehr locker sitzt, für etwas hinausgeworfen, über das ich mich nur ärgern kann.
War dir der Name des "überdrehten" Regisseurs vorher nicht bekannt? du hast doch Internet. Da würde ein Blick reichen, um sich vorher über die Aufführung zu informieren. Und "werksgetreue" Aufführungen - was immer das sein soll (die Rezeption hat sich seit Werkentstehung verändert, verändert sich dauernd: also gibt es keine Werktreue) - gibt es genügend, auch da kann man das Internet bemühen. Wenn man das will.
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Ich habe es an anderer Stelle schon gesagt, hier jetzt noch einmal: Der ganze Streit wäre wohl nicht, wenn man dem normalen Opernliebhaber, und das ist nach meiner Erfahrung immer noch die - leider meist resignierende - Mehrheit, den ihm entsprechenden Anteil entsprechenden Anteil an vernünftigen Aufführungen gewähren würde. Aber wo findet man in Deutschland und auch in manchen angrenzenden Ländern überhaupt noch werksgetreue Aufführungen?
Kennst du die "Mehrheit"? woher weißt du, dass sie resigniert ist? - Wäre sie "resigniert", gäbe es diese so verhassten Aufführungen gar nicht mehr: denn das Opernhaus will auch leben und Karten verkaufen.
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Und das Fernsehen sendet inzwischen fast auch nur noch diese arg entstellten Aufführungen. Dürfen wir nur noch Gebühren zahlen, haben aber keine Ansprüche ans Programm?
Wie "kämpfst" du denn dann gegen die allgemeine Verdummung der TV-Sender, gegen Carmen Nebel & Co, Rosamunde Pilcher & Co? deine Antwort lautet doch sicher: "da schalte ich gar nicht erst ein". Ja, aber dafür zahlst du auch Gebühren. Und nun?
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Was wäre, wenn alle Mensche resignieren würden und nicht mehr um die gerechten Dinge kämpfen würden? Das wäre, wenn wir nicht mehr protestieren, sondern nur noch den Rat befolgen würden: "Dann schalte doch einfach ab oder gehe hinaus, auch wenn du das Geld, das du für andere Zwecke besser hättest verwenden können, schon für so etwas verschleudert hast."
"Für gerechte Dinge kämpfen": das ist eine nicht ungefährliche Ansicht. In der großen Weltpolitik führt sie oft genug zu Krieg (und den beobachtet man hier im Kleinen auch!).
Die Frage, die du und andere sich stellen sollten: Was ist gerecht, was ist richtig? das, was ich glaube? das hieße dann, die Meinung der anderen ist automatisch ungerecht und falsch, oder die anderen sind resigniert, vielleicht sind sie auch dumm und ignorant ...
Natürlich soll man für seine Meinung eintreten. "Ich gegen den Rest der Welt" halte ich nicht für eine geeignete Maßnahme. "Nicht hingehen, nicht kaufen" sind Maßnahmen. Oder selbst was tun und sich direkt an den Intendanten des heimischen Opernhauses wenden.
Wir sind in unserem Leben mit so vielem konfrontiert, das wir tun oder auch lassen können. Man muss einfach auch mal lassen können.
Gruß tuonela