Beiträge von greghauser2002

    Hier also nur kurze Eindrücke und Erlebnisse. :cheers:

    Danke, Tristan. Diese Idee finde ich sehr gut. Hoffentlich schaffe ich es auch, hier einige Kurzeindrücke zu teilen.

    Deine erste Beschreibung war für mich schon recht interessant, weil ich dadurch erfuhr, dass Jason Kim offenbar weg ist aus Wien (derzeit scheint niemand an der Volksoper bleiben zu können/dürfen). Habe mir auch gleich einen Clip mit ihm aus Oldenburg (Hoffmann) angesehen, er hat ja wirklich eine phänomenale Stimme. Mich wundert, dass er leise war.

    Danke, lieber Orfeo, für diese sehr interessanten Videoclips. Als ich deinen Kommentar zum ersten Video las, musste ich schmunzeln und habe mit Schlimmerem gerechnet. Immerhin war ihre Karriere zu diesem Zeitpunkt schon 16 Jahre vorbei. Da habe ich schon aktive Soprane gehört, die diese Arie schlechter gesungen haben.


    Der Vollständigkeit halber kann ich in der langen Liste ihrer frühen Mimi-Auftritte auch noch Zürich hinzufügen. Aus verlässlicher Quelle weiß ich, dass sie dort in der Saison 1986/87 neben Jonathan Welch und dem jungen Thomas Hampson in "La Bohème" gesungen hat.

    Danke für diese interessanten Informationen zu der weithin vergessenen Strauss-Oper, lieber Carlo.

    Die Wiener Volksoper brachte im Januar 1964 eine Neuinszenierung der Oper mit Helga Dernesch als Diemut und Marcel Cordes als Kunrad unter der musikalischen Leitung von Peter Maag; leider gibt es davon keinen Mitschnitt.

    Die Premiere müsste am 10. Juni 1964 (genau vor 51 Jahren!) gewesen sein (Die Volksoper, Holzhausen Verlag). Den Schweiker von Gundelfingen sang nach meinen Unterlagen ab 23. Juni Karl Terkal. Nach meinen Informationen wurde die Oper bis zum März 1965 elfmal gegeben.


    Einige der von dir angegebenen Aufnahmen kann man auf YouTube nachhören (siehe unten in dieser Reihenfolge)!

    The FIRST complete recording of Richard Strauss' Feuersnot (1958, conducted by Rudolf Kempe)


    R STRAUSS FEUERSNOT POBBE/BRAUN/STOLZE/PERNERSTORFER LIVE VIENNA 1964


    Gundula Janowitz John Shirley-Quirk Feuersnot full opera (1978 live, conducted by Erich Leinsdorf)


    Richard Strauss: Feuersnot Op.50 (1901) opera in one act - Julia Varady - Bernd Weikl - Heinz Fricke


    Strauss: Feuersnot, Op. 50, TrV 203 - YouTube


    Feuersnot! - Minnegebot (Feuersnot)

    Vielen Dank an Joseph II, Carlo und Orfeo für die Rückmeldungen.

    Ich habe auch privat Rückmeldungen erhalten, wovon ich das noch interessant finde: Fiamma Izzo D'Amico begegnete mit nur einmal LIVE, und zwar in Ravenna bei einem Freiluft-Abend im Duett mit Pavarotti in der „Rocca Brancaleone“. Sie vermochte neben dem prominenten Partner durchaus zu bestehen.Sie selbst sagte in einem Interview 1986, dass Pavarotti sie in allen "Bohèmes", die er im nächsten Jahr singen werde, als Partnerin haben wolle. Da gab es offenbar eine enge künstlerische Beziehung.

    Zu der interessanten, ausführlich recherchierten Antwort von Carlo noch vier Anmerkungen (er möge mir die Pedanterie verzeihen):

    Nach dem Gewinn beim ‚Concorso Internationale Torino‘ im Herbst 1983 (gemeinsam mit Nuccia Focile) debütierte sie im Juni 1984 am Teatro Regio in Turin als Musetta – noch nicht als Mimi, die sang Signorina Focile - in Puccinis „La Bohème“;

    Sie sagt in einem Interview:

    Nach drei Jahren nahm ich an meinem ersten Gesangswettbewerb am Teatro Regio in Turin teil. Zu gewinnen gab es das Debüt in La Bohème, ich gewann zusammen mit Nuccia Focile und Daniela Longhi, wir teilten uns die Auftritte mit Mimì und Musetta auf.

    so z. B. Treviso, wo sie 1985 ihre erste Mimi sang, die zu ihrer berühmtesten Rolle wurde und die sie im selben Jahr (neben Peter Dvorský) bei den Münchner Opernfestspielen verkörperte, was wohl auch zu dem Salzburger Engagement bei Herbert von Karajan führte: zu Ostern 1986 in „Don Carlo“ und im Sommer 1986 als Micaela in „Carmen“. Doch bereits bei ihrer ersten „Traviata“ im Dezember 1986 in Bologna (unter Riccardo Chailly und mit Neil Wilson und Paolo Coni als Partnern) ....

    In zwei Interviews erzählt sie zwei Versionen von ihrer ersten Begegnung in mit Karajan in Salzburg, die dann zum Engagement führte:

    1.) Während eines Urlaubs in Salzburg, fragte ich beim Sekretär des Festivals nach Karten, der herausfand, dass ich eine junge Sängerin war, und mir vorschlug, bei Maestro Karajan vorzusingen. Nach dem Vorsingen hatte ich den Vertrag in der Tasche, 8 Monate lang verbrachte ich 10 Tage im Monat in Salzburg mit dem Maestro und studierte Don Carlos.

    2.) Das Treffen mit Karajan fand im August letzten Jahres auf Empfehlung von Maestro Chailly statt: "Ich war in Salzburg in den Ferien. Karajan rief meinen Agenten an und bat mich um eine Anhörung. Gleich danach bot er mir an, Micaela aus Carmen zu singen. Von September bis November war ich drei Tage im Monat in Salzburg, um mit ihm das Stück zu proben, .


    Auch ihre Salzburger „Tosca“ wurde 1988 sehr kontrovers bewertet, ganz abgesehen davon, dass es mit 24 Jahren noch viel zu früh für diese Rolle war und noch dazu auf der Panorama-Bühne des Salzburger Festspielhauses.

    Um ganz genau zu sein, war sie im März 1988 erst 23 Jahre alt. Für die Tosca mehr als ungewöhnlich! Sie sagt:

    Meine Gesangslehrerin hatte immer das letzte Wort. Nur einmal hörte ich nicht auf sie und ich bin froh darüber: Als Karajan mich bat, Tosca zu singen, war sie nicht einverstanden: "Du musst zehn Jahre warten". Als ich es Karajan erzählte, antwortete er: "Ich muss nicht zehn Jahre auf dich warten, du musst mir vertrauen, ich sage dir, dass du es schaffen kannst." Ich habe ihm vertraut und bin froh, die Partie gesungen zu haben, aber vor allem habe ich sie mehr als ein Jahr lang mit ihm studiert.

    „Arien und Duette mit Fiamma Izzo D’Amico und Peter Dvorský“: „Madama Butterfly“ (Puccini): ‚Viene la sera… Bimba, dagli occhi pieni di malia‘ – ‚Addio, fiorito asil‘ – ‚Tu? Tu? Piccolo Iddio!‘ / „Tosca“ (Puccini): ‚Recondita armonia‘ / „Les Vepres sicilennes’: (Verdi): ‚Mercé, dilette amiche‘ / „Faust“ (Gounod): ‚Je voudrais bien savoir… Ah! Je ris de me voir‘ / „Carmen“ (Bizet): ‚C‘est des contrebandiers la réfuge ordinaire… Je dis que rien m’epouvante’ / „La Bohème“ (Puccini): ‚O soave fanciulla‘ – ‚Sono andati? Fingevo di dormire‘ / „Turandot“ (Puccini): ‚Nessun dorma!‘ / Fiamma Izzo D’Amico (Sopran) und Peter Dvorský (Tenor) / Das Radio-Symphonie-Orchester Berlin / Dirigent: Roberto Paternostro / Die Firma ‚Acanta‘ hat das 1988 veröffentlicht als LP (23 239) und CD (43 239); ich habe die LP, bei der das genaue Aufnahmedatum nicht genannt wird.

    Ich habe die CD vorliegen. Das angegebene Aufnahmedatum für die Tracks mit Fiamma ist Oktober 1987 in Deutschland. Andere Teile wurden im Februar 1987 in Budapest aufgenommen.

    Kürzlich kam mir die Sängerin Fiamma Izzo D’Amico (*Juli 1964) unter. Da auf Anhieb wenig von ihr zu finden war (auch nicht hier im Forum) reizte es mich, ein wenig zu recherchieren. Italienische Quellen gibt es genug, um sich ein Bild über die Sopranistin machen zu können. Sind Aussagen wie diese haltbar? War es die Autorität Karajans, die Fiamma Izzo D’amico vor einem Buhorkan in Salzburg rettete? Sie ist die pure Ausdruckslosigkeit, singt streckenweise wie nur markierend, und wenn sie über eine mezza voce hinausgeht, klingt sie scharf-säuerlich. Außer einer Mimi ist von ihr nichts weiter überliefert, ihre Karriere war extrem kurz, und sie und ihre drei Töchter führten später ein erfülltes Leben als Synchronsprecherinnen. (Entstaubt: Die Salzburger Karajan-Opern - Opera Lounge)


    In einem Punkt behält die strenge Rezensentin Recht: Besonders als Mimi ist Fiamma Izzo D’Amico noch heute ein Begriff – kein Wunder: Es war die Rolle ihres Lebens. Allein zwischen 1986 und 1989 hat sie diese an der Mailänder Scala, an der Grand Opera Paris, an der Wiener Staatsoper und sogar an der Metropolitan Opera verkörpert. Ihre Partner waren dabei die größten Rodolfos dieser Zeit: Domingo, Pavarotti, Dvorsky, Cupido. Dirigiert wurde u.a. von Carlos Kleiber und Nello Santi. Mit Luciano Pavarotti harmonierte sie in der Rolle besonders gut, ging mit ihm 1986 auf China-Tournee (wovon ein Filmdokument zeugt, siehe unten) und die beiden traten auch in Verona im Teatro Filarmonico auf. Karajan war dabei nie zugegen, er hätte sie auch nicht „retten“ müssen. Etliche Bewunderer sprechen von einer der berührendsten Mimis aller Zeiten. Eine Meinung, die angesichts der eben aufgelisteten Stationen und des tadellosen Aussehens der Sopranistin einige Zeit lang von vielen Opernmachern und großen Teilen des Publikums geteilt wurde.


    Neben ihrer Bedeutung in dieser Rolle bleibt Fiamma Izzo D’Amico (bei dem Doppelnamen handelt es sich um die beiden Nachnamen ihrer Eltern) in den Operngeschichtsbücher verankert als „letzte Entdeckung Karajans“. Mit 19 Jahren hatte sie nach dem Gewinn eines Gesangswettbewerbs im Teatro Regio in Turin schon die Mimi gesungen. Es waren Mimi und Violetta an kleineren Theatern gefolgt. Im Sommer 1985 sang sie im Rahmen eines Urlaubs in Salzburg dem Maestro vor und Herbert von Karajan war offenbar begeistert. Er bot ihr für den darauffolgenden Sommer die Micaela in „Carmen“ an, engagierte sie dann jedoch schon vorher als Elisabetta in „Don Carlos“ bei den Osterfestspielen 1986. Beide Rollen studierte sie intensiv mit ihm ein, in beiden Opern war José Carreras schließlich ihr Partner. Danach überredete Karajan sie, mit ihm die Tosca einzustudieren – da war sie gerade mal 22 Jahre alt. Gegen den Rat ihrer Gesangslehrerin nahm sie an und sang die Rolle schließlich bei den Osterfestspielen 1988 an der Seite von Luis Lima – übrigens das einzige Mal in ihrer Karriere. Bei allen drei Karajan-Produktionen zeichnete der Maestro sowohl für die musikalische Leitung als auch für die Regie verantwortlich. Fiamma versprach dem greisen Karajan, sich weiter zu seiner Verfügung zu halten und vereinbarte eine Desdemona mit ihm – doch wie man weiß, starb Karajan im Sommer 1989.


    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie eine atemberaubende Karriere hingelegt. 1986 hatte sie im Teatro Comunale in Bologna noch die Mimi gesungen und war im Jahr darauf als Magda in „La rondine“ vorgesehen. Doch da hatte sie schlichtweg keine Zeit mehr für Häuser dieser Größe: In diesen Jahren zählten nur die allergrößten Stationen mit den allerbesten Partnern (alle „drei Tenöre“ innerhalb von zweieinhalb Jahren), dazu erschienen zwei Schallplattenaufnahmen (1988 Duette mit Peter Dvorsky und 1989 ein großes Solo-Recital bei EMI). Ab 1990 ist aber ein deutlicher Einschnitt in der Karriere zu bemerken. Sie selbst erklärt das in einem Interview so: Neben meinem Klavier habe ich Karajans Foto mit der Widmung "Für Fiamma in Bewunderung". Was will ich mehr? Natürlich habe ich teuer dafür bezahlt, dass ich mit ihm gesungen habe, denn alle Dirigenten nach ihm haben mich immer mit Misstrauen betrachtet. Aber ich wiederhole, es war eine großartige Erfahrung.


    1990 kam sie noch einmal nach Wien, allerdings ins Konzerthaus, um mit Carlo Bergonzi in „Mefistofele“ aufzutreten, außerdem sang sie in Rom die Nedda neben Wladimir Atlantow. Danach musste sie etwas kleinere Brötchen backen. Nicht nur das Ableben Karajans beeinflusste ihre Karriere, sondern sicher auch ihr Hang zur Unabhängigkeit und das Gründen einer Familie. 1992 und 1994 gebar sie Töchter und als im Jahr 2000 auch die jüngere schulpflichtig wurde, hängte Fiamma ihre Karriere an den Nagel, worauf noch eine dritte Tochter folgte. Die letzten zehn Jahre ihrer Karriere mag sie nicht mehr so präsent gewesen sein wie zu Beginn, aber sie blieb bis zu ihrem freiwilligen Ende dennoch sehr aktiv. Sie pflegte ihre Rollen intensiv einzustudieren und konzentrierte sich insgesamt auf wenige Opern. Eine Schallplatte mit einem Stabat Mater von Pergolesi aus dem 1993 dokumentiert noch einmal ihre Stimme. Auf der Bühne war sie in den 1990er-Jahren u.a. für eine holländische Opernkompanie als Nedda, Micaela und Liu tätig – die tenoralen Hauptrollen sang meist Corneliu Murgu. In Palermo sang sie 1999 die Tatjana (unter Sergei Leiferkus, alternierend mit Mirella Freni) und im Jahr 2000 ein letztes Mal die Mimi. Eine schöne Abrundung der genau 16 Jahre anhaltenden Karriere der bildhübschen Sängerin.


    Selbstverständlich ist Fiamma Izzo D’Amico unverhältnismäßig schnell in den Olymp aufgestiegen und auch ein Stück weit wieder heruntergefallen. Aber es steckt doch mehr hinter dieser Sängerpersönlichkeit als nur eine Karajan-Protegée. Sehen und hören kann man sie hier, um selbst zu urteilen:

    La Boheme - Pavarotti- "Che gelida manina" Fiamma Izzo d' Amico "Si, mi chiamano Mimi"

    "O soave fanciulla" La boheme Luciano Pavarotti & Fiamma Izzo d' Amico


    Interessant noch ihr familiärer Background. Sowohl der Vater Renato Izzo als auch die ältere Schwester Simona Izzo waren in Italien im Filmbusiness tätig – bekannt vor allem in der Synchronbranche. Die Stimme war immer das wichtigste Instrument diverser Familienmitglieder, aber niemand war in der Opernwelt beheimatet. Dennoch schien es für Fiamma keine besondere Anstrengung zu bedeuten, aus ihrer Leidenschaft zur menschlichen Stimme und zum Gesang schließlich ein ernsthaftes Studium zu absolvieren. Sie beendete ihre Ausbildung in Rom, gewann Wettbewerbe und der Rest ging wie von selbst. Nach ihrer Gesangskarriere versuchte sie sich als Opernregisseurin, wechselte dann aber – sehr erfolgreich – ebenfalls in die Synchronbranche. Dort lieh sie nicht nur ausländischen Stars in den italienischen Filmversionen ihre Stimme, sondern schrieb auch Dialogbücher und führte Dialogregie. Der unkomplizierte Einstieg in diesen Beruf erleichterte ihr wohl auch den freiwilligen Bühnenabschied. Nicht immer ist eine Krise Schuld an einer frühzeitig beendeten Karriere. Manchmal ist es auch eine bewusste Entscheidung. Ein nachdenklich stimmender Satz sei hier zum Abschluss zitiert: Das Leben des Sängers abseits der Bühne ist die Hölle, es gibt nichts. Es gibt keine Freundschaft, es gibt keine Liebe, die hält. Es gibt keine menschlichen Beziehungen, es gibt nur ein Hotelzimmer und den Weg vom Hotel zum Theater. Es gibt sonst praktisch kein Leben. Ich mag es, mit meinen Schwestern und Freunden zusammen zu sein, zu kochen, mit meinen Töchtern zu sprechen, mit dem Mann zu kuscheln, den ich liebe, nach Hause zu kommen, mich im Fitnessstudio auszupowern, an einem regnerischen Tag ohne Regenschirm auszugehen, an den Strand zu gehen und zwei Stunden zu schwimmen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob ich meine Stimme verliere. Alles Dinge, die ich in den Jahren meiner Karriere nicht tun konnte.


    Vielleicht kann jemand ein nettes Bild der Sängerin einstellen?

    Lieber Buralicchio!


    Eine schönere Würdigung kann man sich für diesen Künstler kaum vorstellen.

    Man fühlt sich ihm durch dein Porträt nahe.

    Wie bist du an all die Informationen gekommen?

    Hast du ihn selbst gekannt?


    LG greghauser

    Wilma Lipp hätte heute ihren 100. Geburtstag gefeiert.

    Hier ein schöner Zusammenschnitt von Fernsehauftritten:

    Wilma Lipp - A Centenary Tribute (zum 100. Geburtstag)


    Es sei auch noch einmal auf den Artikel von "hart" hingewiesen, den dieser vor genau einem Jahr für das Forum verfasst hat:
    Der Musiker Gräber


    Eine Bekannte aus Inning am Ammersee, die bei einem Notar arbeitet, verbrachte in den letzten Lebensmonaten Wilma Lipps relativ viel Zeit mit ihr. Die junge Frau war - obwohl selbst nicht opernaffin - sehr begeistert von ihrer Persönlichkeit.

    Ich möchte mich bei dir, lieber Carlo, für diesen persönlich gefärbten Artikel bedanken.


    Schleedorf ist eine kleine Gemeinde im Salzburger Flachgau. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keine Ahnung hatte, dass Peter Seiffert dort wohnte.


    Nach Edith Mathis nun leider die nächste Sängerpersönlichkeit, die innerhalb weniger Wochen in Salzburg, meiner Heimat, gestorben ist.

    Da mein Buch über Franco Bonisolli "Tenor ohne Grenzen" durch TAMINO initiiert wurde, darf ich hier auch auf einen großen Bonisolli-Abend inklusive Buchpräsentation hinweisen.


    Meine ersten Recherchen zur Biografie Bonisollis habe ich für das Forum gemacht und hier Franco Bonisolli - ein verkannter Tenor? präsentiert.


    Daraufhin habe ich auf Vermittlung eines ehemaligen Mitglied des Forums wichtige Bonisolli-Experten kennengelernt und eines kam zum anderen. Einige Tamino-Mitglieder haben mich bei dem Buch sehr unterstützt: Carlo, Orfeo, Buralicchio und Peter Schünemann. Andere haben mich ermutigt. So ist das fertige Produkt auch in erheblichem Maß diesem Forum zu verdanken.


    Nun kommt es am 11. April um 18 Uhr im Mozart Haus Vienna in Wien zu einer Präsentation. Veranstaltet wird der Abend von Thomas Dänemark und den Freunden der Wiener Staatsoper.

    Nähere Informationen kann man hier entnehmen, wenn man das Video auf Vollbild schaut:

    Rare EIN LIED GEHT UM DIE WELT Franco Bonisolli

    Oder hier: Buchpräsentation FRANCO BONISOLLI – Ein Tenor ohne Grenzen - Opernfreunde


    Es würde mich sehr freuen, wenn ich dort vielleicht den einen oder anderen TAMINO treffen würde.

    All diese Zitate Mahlers und Überlegungen Helmut Hofmanns deuten für mich darauf hin, dass Gustav Mahler ein Komponist des Jugendstils war. Diese Kunstepoche verbindet man eigentlich mehr mit Architektur, Malerei oder Schmuckdesign. Jedoch gingen die Künstler des Jugendstils gerne davon aus, dass ihre moderne Sichtweise auf die Kunst das Ganze Leben betreffe, also zweifellos auch die Musik oder die Mode bis hin zu allen möglichen Alltagsgegenständen (Möbel!).

    Wenn man bedenkt, dass Mahlers Frau Alma mit Gustav Klimt, Alexander Zemlinsky oder dem jungen Oskar Kokoschka befreundet war, erkennt man schnell, dass das Umfeld des Jugendstils auch Gustav Mahler geprägt haben muss. Im Wien um die Jahrhundertwende kam man als modern denkender Künstler dem auch gar nicht aus!


    Rückt nicht auch der Jugendstil die Natur in den Fokus, abseits von Blumen, Vöglein und Waldeslust? Hat nicht Franz von Stuck in München in vielen Gemälden Pan gehuldigt? Hatten nicht auch die Sezessionisten mit dem Unverständnis ihrer Kollegen zu kämpfen?

    Sehen ihn einige als Bindeglied zu Tradition und Tonalität, so will ihn die Moderne für sich reklamieren.
    Wie seht Ihr seinen Standort in der Musikgeschichte ? (und wer Lust hat kann das auch noch begründen)

    So geht es retrospektiv gesehen im Heute doch auch den bildenden Künstlern oder Architekten des Jugendstils. Sie galten ursprünglich als vieldiskutierte (und auch geschmähte) Pioniere der Moderne, waren aber noch nicht expressionistisch oder gar abstrakt. Nach heutigen Maßstäben sind sie durchaus gesellschaftsfähig und sogar breitenwirksam. Genau wie Mahler.


    Wenn ich mir dessen "Das Lied von der Erde" mit seinen verspielten, üppigen Klängen und Ausbrüchen anhöre, zumal in den Tenorliedern, so entsteht vor meinem geistigen Auge ein farbenprächtiges, detailverliebtes, der Natur huldigendes Jugendstilgemälde. Mit dem Orchester malt Mahler regelrecht. Ähnlich geht es mir oft bei Richard Strauss, der ja auch in einer Jugendstilvilla gelebt hat. Das Exotische im "Lied von der Erde" oder bei vielen Strauss-Werken, tut sein Übriges, um an den Jugendstil zu erinnern.

    Beim Sichten und Ordnen meiner Bestände fiel mir auch diese CD aus der Preiser-Reihe "Lebendige Vergangengheit" wieder in die Hände. Darauf singt der Tenor Walther Ludwig auch Stücke von Paul Graener. Im einzelnen sind dies zwei Szenen aus der Oper "Friedemann Bach" - "Preis dir und Dank" und "Kein Hälmlein wächst auf Erden" - sowie die Löns-Lieder "Der Kuckuck", "Der König" und "Die Königin".

    Die angesprochenen Opernszenen finde ich sehr ansprechend, ich habe sie auch auf CD. Walther Ludwig hat die Titelpartie übrigens auch bei der Uraufführung 1931 in Schwerin gesungen. Schade, dass es sie nicht auf YouTube gibt, damit man sie hier einstellen kann.

    Ich möchte mich ausdrücklich bei Helmut Hofmann bedanken. Bei uns findet in einer Woche ein Schubert-Liederabend statt, der die drei Gesänge Ellens beinhaltet. Mir kommt die Aufgabe einer Einführung zu. Und wo kann man sich eingehender informieren, als in den Artikeln unseres Liedexperten? Vor viereinhalb Jahren verfasst und nun für mich genau die richtige Lektüre zur Vorbereitung.

    Am Programm stehen übrigens viele eher selten gehörte Schubert-Lieder: Neben den erwähnten noch "Im Freien", "Der Winterabend", "Morgenlied", "An den Mond" (Goethe), "Die Sterne" (Leitner), "Der König in Thule" und "Gretchen am Spinnrade".

    Lieber Gregor,

    danke für deine Erinnerung an diesen Ehrentag für KS Adolf Dallapozza.

    Im Hamburger Archiv für Gesangeskunst gibt es nicht nur die fünf Boxen von ihm zu erstehen, sondern neuerdings noch die letzten zuvor ungehobenen Schätze aus der Volksoper: Technisch einwandfreie Live-Mitschnitte von "Don Pasquale", "Die Regimentstochter" und "Der Postillon von Lonjeumau" etwa.

    www.vocal-classics.com -


    Mit seinen 85 Jahren geht es Herrn Dallapozza gut, wie er mir freundlicherweise heute versichert hat.


    Morgen gibt es eine Gedenksendung im BR:

    BR-KLASSIK - Operetten-Boulevard vom 16.03.2025 - BR Radio | Radio des Bayerischen Rundfunks

    Auch ich bedanke mich sehr für diesen Bericht. Es ist nicht der erste von dir, lieber Tristan2511, den ich mit großem Interesse lese. Es gefällt mir, dass du auch viel von den Sängern schreibst. Zum Strauss-Fan werde ich nach und nach immer mehr.

    Zweiter Star des Abends ist Andreas Schager als Midas. Ihn halte ich inzwischen für einen der führenden Heldentnöre unserer Zeit. Gewohnt kräftig und mit hervorragender Bühnenpräsenz stellt er einen ebenbürtigen Partner für Byström dar.

    Da muss ich kurz nachfragen: Ist Schager nicht längst sogar der führende Heldentenor unserer Zeit? Man muss nicht sein Fan sein, aber diesen Status kann man ihm wohl kaum absprechen, wenn man seine Präsenz in Bayreuth und an den großen Bühnen der Welt in den letzten Jahren in den einschlägigen Rollen als Maßstab nimmt.

    Dein Urteil, dass sich Friedrich als Paul alle Mühe gebe, Tauber zu imitieren, teile ich nicht. Vielmehr stelle ich gewisse stimmliche Ähnlichkeiten mit Tauber fest. Salopp könnte man sagen, Friedrich sei der Tauber für Arme gewesen. ;)

    Nach einer erneuten Beschäftigung mit Karl Friedrich komme ich zu dem Urteil: Karl Friedrich hat zwar große Ähnlichkeiten mit dem Timbre Richard Taubers, aber viel mehr tenorale Power. Mir ganz persönlich ist er deshalb auch wertvoller.


    Er hat richtige Bravado-Rollen verkörpern können, so etwa den Apollo in "Daphne" von Richard Strauss:

    Re-pitched DAPHNE Reining, Frutschnigg, Friedrich, Dermota, Alsen - Böhm - Vienna V44

    Bei der Wiener Erstaufführung 1940 war er schon dabei, Richard Strauss selbst hat das sicher mitbekommen.


    Auf die Einspielung des langen Schlussduetts aus "Ariadne von Naxos" mit Maria Cebotari wurde schon hingewiesen:

    R. Strauss - Ariadne auf Naxos - Final Scene - Cebotari, Friedrich - Beecham (1947)

    Was für ein Paar - auch noch zu Lebzeiten von Strauss entstanden!


    Karl Friedrich ist - trotz einiger guter Aufnahmen noch in den 1950er-Jahren - eher ein Tenor, der von der Art des Singens und auch den großen Erfolgen am ehesten in die 1940er-Jahre passt.


    Solche und noch abschätzigere Etiketten für Karl Friedrich waren in München, wo er ja öfter am Gärtnerplatz-Theater gesungen hat, ganz gängig.

    Ich kenne einige gute Aufnahmen von Karl Friedrich - doch habe ich noch live bei seinen letzten Abenden in der Volksoper gesehen (als Ismael in Nabucco). Ein Baum bewegt sich eleganter auf der Bühne !
    Dann habe ich die Vorurteile meiner Eltern ihm gegenüber verstanden.


    Später machte man sich lustig über den Tenor, der seine Glanzzeiten überlebt hatte. Die Witwe Karl Terkals erzählte mir, dass ihr Mann stets Karl Friedrich als warnendes Beispiel vor Augen hatte, wie man seine Karriere nicht beenden sollte. Friedrich hatte bis 1969 noch etliche unbedeutenden Kleinrollen (Haushofmeister bei Faninal) an der Staatsoper verkörpert, jenem Haus, an dem ihm schon über 30 Jahre zuvor zugejubelt worden war (vermutlich auch von Terkal selbst, der in seiner Jugend Stehplatzgeher war). Ein trauriger Abgang, der wohl dazu führte, dass man sich seiner nicht so erinnerte, wie er es eigentlich verdient hätte.

    Jonathan Tetelmans Staatsoperndebüt in Wien war ein voller Erfolg. Von ursprünglich vier geplanten Auftritten als Turiddu nahm er nun erst den dritten wahr. Das Publikum schien es ihm zu verzeihen. Ich kenne einige Opernfreunde, die dabei waren. Worte wie "sensationell" wurden in den Mund genommen. Wer sich dafür interessiert, kann hier Genaueres nachlesen:


    https://onlinemerker.com/wien-…ci-gelungenes-hausdebuet/


    https://onlinemerker.com/wien-…-abend-in-der-staatsoper/

    Gerade "Dein ist mein ganzes Herz" fand ich ungemein sympathisch, war es doch auch als Geschenk für das Wiener Publikum gedacht. Er hat das nicht nur gesangstechnisch bravourös dargeboten, er hat hier auch seine ganz persönliche Note hereingebracht. Und das ist gut so. Ich gehöre aber auch nicht zu denen, die nur eine bestimmte Interpretation akzeptieren können. Individualität schätze ich da mehr. Ich fand es jedenfalls überaus gelungen.

    Persönliche Note usw. ist alles vollkommen legitim. Und wenn man ein Fan eines Sängers ist, findet man gerade dessen Interpretation besonders interessant. Das ist mir in der Vergangenheit etliche Male bei meinen speziellen Lieblingen in diversen Interpretationen von Lieder, Arien und Rollen so ergangen. Man ist dann beinahe enttäuscht, wenn andere das anders sehen. Bei der angesprochenen Operettenarie bevorzuge ich Stimmen mit einem noch virileren Kern und auch mit anderen Farben. Als Geschenk an das Wiener Publikum ist die Darbietung aber selbstverständlich gelungen!

    Im Salzburger Hoffmann blieb er, bei aller Begeisterung die ihm zuteil wurde, doch etwas hinter den Erwartungen zurück, was sicher mit der Inszenierung zu tun hatte. Da mussten sich die Sänger mit so vielen Dingen befassen, das musste zum Teil auf Kosten der musikalischen Darbietung gehen. Sicher, auch in Salzburg war er dennoch großartig, und ich muss sagen, im letzten Akt war er überirdisch gut. Aber dennoch war da sein New Yorker Hoffmann vom vergangenen Herbst sogar noch eindrucksvoller.

    Gerade wegen der fürchterlichen Inszenierung fand ich seine Leistung auch in Salzburg "überirdisch". Sein schöner Gesang wirkte darin tatsächlich wie aus einer anderen Welt. Es wäre dennoch natürlich spannend für mich, wenn ich mit NY vergleichen würde. Und beim Romeo ist Zürich auch schon nahe an der Perfektion. Nichtsdestoweniger wäre ich neugierig auf Paris. Danke jedenfalls für die Antwort und die Tipps.

    Liederabende aus Wien und Paris online

    Benjamin Bernheims Liederabend aus dem Wiener Konzerthaus vom 14. November 2024 ist bis 10. Jänner über den Streamingkanal von Ö1 abrufbar.

    Danke für die Hinweise. Sein "Dein ist mein ganzes Herz" gefällt mir persönlich allerdings nicht so sehr. Das ist eben Geschmackssache, da liebe ich andere wesentlich mehr.

    Habe mir zufällig aber soeben einige Highlights aus seinem angestammten Fach auf DVD angesehen: Hoffmann (Salzburg, 2024) und Romeo (Zürich, 2023). Da ist er für mich unübertrefflich!

    zu Kang Wang (#1.293 und #1298 Entdeckungen: Neue Stimmen)


    nun bin auch ich auf YouTube über diesen Sänger gestolpert, er betreibt einen eigenen Kanal, der regelmäßig gefüttert wird.

    Seit den oben angeführten interessanten Posts von den leider inaktiven Mitgliedern Otello50 und Caruso43 sind über fünf Jahre vergangen - coronabedingt zählen sie für ein Künstlerleben nicht zur Gänze.

    Wang ist vermutlich gut im Geschäft, aber nicht in die erste Riege aufgestiegen, er ist mittlerweile 36 Jahre alt. Die Stimme klingt inzwischen sehr baritonal (siehe letztes Video), ohne dass die Höhe verloren ging. Er singt immer noch regelmäßig Mozart. Sie scheint also im besten Sinn zu reifen.

    Ich stelle ein paar Beispiele ein:

    Che gelida manina - Opera Hong Kong 2023 - Kang Wang - YouTube

    Lunge da lei ... De' miei bollenti spiriti ... O mio rimorso - Kang Wang - Teatro San Carlo Napoli

    越人歌 (The Song of Yue Boatman) - Kang Wang

    Im Sommer 2025 ist er in Erl als Alfredo angekündigt, da möchte ich ihn mir ansehen. Ob diese Stimme noch zum jugendlichen Liebhaber passt, wird sich herausstellen (das mittlere Video scheint dafür zu sprechen).


    Sergio Barlottini (1924 – 2004)


    Ein Sänger, der seine Spuren in Linz hinterlassen hat (auch in meiner Familie) und ein paar außergewöhnliche Highlights in seiner Laufbahn erleben durfte. Im Herbst seiner Karriere war er zufrieden als Chorsänger in seiner Heimatstadt.


    Geboren wurde er im Mai 1924 in Verona. Relativ spät entschloss er sich für eine Gesangsausbildung. Seine ersten Lehrer waren die Mitbürger Bariton Conati und Tenor Lugo. Dann wandte er sich an Ettore Campogalliani, den berühmten Gesangslehrer vieler Kollegen, der Barlottinis Stimme, die in Timbre und Klang ausgesprochen dramatisch war, verfeinerte. Eine Quelle besagt, dass er 1954 mit dem Singen begann.


    Das erste nachweisbare Engagement führte ihn nach Linz. Am 1. November 1958 hatte er dort seinen ersten Auftritt in der Schubert-Bearbeitung „Die Wunderinsel“. Kurz nach der Ankunft Barlottinis wurde das vom berühmten Architekten Clemens Holzmeister neu umgestaltete „Große Haus“ mit „Arabella“ wiedereröffnet, Barlottini war als Elemer dabei. Bald wurde er zum Ersten Tenor am Haus und konnte sich durch das ganze gängige romanische Repertoire singen (Butterfly, Bohème, Tosca, Aida, Rigoletto, Troubadour, Otello, Carmen, Bajazzo, Cavalleria) – allerdings standen auch Operetten (Fledermaus, Zigeunerbaron) oder ein paar echte Kuriositäten unter Mitwirkung Barlottinis am Programm, zum Beispiel die Opern „Sonnwendnacht“ (Rimsky-Korsakov), „Notre Dame“ (Schmid), „Dantons Tod“ (von Einem), „Griechische Passion“ (Martinu) oder das erwähnte „Die Wunderinsel“. Das Linzer Landestheater war und ist durchaus nicht zu unterschätzen. Immer wieder alternierte Barlottini etwa mit Helge Rosvaenge in den typisch italienischen Rollen, die kurioserweise – auch von ihm als Italiener – alle auf Deutsch gesungen werden mussten.


    Es existieren schöne Fotos von Barlottinis Zeit in Linz, die einen feschen und gut gebauten Mann zeigen, der bestimmt eine sehr ansehnliche Bühnenerscheinung abgab. Zeitzeugen berichten, dass er von den Damen sehr umschwärmt wurde. In seiner Linzer Zeit machte er dann aber die Bekanntschaft einer jungen Chorsängerin aus Wien, die er bald heiratete. 1966 wurde dem Paar in Linz ein gemeinsamer Sohn geboren.


    Besonders fruchtbar für Barlottini waren zweifellos jene paar Monate, die der „Sängerdirigent“ Giuseppe Patané in Linz verbrachte. Drei Partien (Troubadour, Tosca, Sonnwendnacht) studierte er unter dessen Führung ein, bevor Patané – trotz großer künstlerischer Erfolge – nach einem halben Jahr als Kapellmeister gekündigt wurde, weil das Landesarbeitsamt Oberösterreich auf einen einheimischen Dirigenten bestand.


    Die Leistungen Barlottinis wurden genau beobachtet, so hieß es anlässlich einer „Cavallaria/Bajazzo“-Aufführung 1960 im „Linzer Amtsblatt“: Sergio Barlottini machte vor allem stimmlich in den beiden Tenorpartien einen viel günstigeren Eindruck als in seinen vorjährigen Opernrollen. Zeitgenössische oberösterreichische Kritiker stießen sich hauptsächlich an eingeschränkten Gesangsleistungen, weil der Sänger mit dem deutschen Text größte Probleme hatte. Barlottinis Stimme wurde mit der Zeit immer schwerer, sodass er in „Die lustigen Weiber von Windsor“ sogar eine Bariton-Partie sang, alternierend mit Kurt Ruzicka. Daneben war der Tenor anscheinend auch an anderen österreichischen Theatern aktiv – vor den Zeiten der Globalisierung und des internationalen Jet-Sets half man sich innerhalb Österreichs natürlich vor allem mit hier ansässigen Kräften gegenseitig aus. Nachfolger als „Haustenöre“ in Linz waren etwa Hans Kotthammer (zweite Periode), William Ingle und nicht zuletzt Piotr Beczala. Auch die Weltkarrieren eines Hans Beirer, Hugh Beresford oder Norman Bailey (häufiger Partner Barlottinis) hatten in Linz begonnen.


    Für Sergio Barlottini sollte es von Linz aus ebenfalls in die Welt hinausgehen, nachdem er an die sechs Jahre dort verbracht hatte. Schon im März 1961 hatte er ein einmaliges Gastspiel als Canio an der Wiener Staatsoper gegeben. Das hört sich allerdings nach mehr an, als es tatsächlich war. Es handelte sich nämlich um eine Nachmittagsvorstellung um 14 Uhr an einem Sonntag. Am Hauptabend folgte damals noch ein Ballett. Nichtsdestoweniger muss es für Sergio Barlottini etwas ganz Besonderes gewesen sein, an diesem gegenüber Linz dreimal größeren Theater eine begehrte Hauptrolle gesungen zu haben – seine Partner hießen immerhin Wilma Lipp, Aldo Protti oder Ermanno Lorenzi. Und dann wurde hier auch noch Italienisch gesungen!


    Im Jahr 1964 wechselte Sergio Barlottini wohl in den Status als freier Künstler. Im Februar hatte er ein Engagement an der bedeutenden Brüsseler Oper „La Monnaie“ als Otello. Er sang drei Aufführungen unter Alberto Erede an der Seite von Luisa Bosabalian als Desdemona. Sie war es dann wohl auch, die ihm zu seinem nächsten Engagement verhalf, denn sie war im Mai darauf wiederum als Desdemona die fixe Konstante in der Scotland Opera Company. Eigentlich sangen Ronald Dowd und Charles Craig alternierend den Otello, aber für eine Vorstellung in Glasgow benötigte man einen dritten Tenor für die Partie. Sehr wahrscheinlich, dass Bosabalian sich ihres Partners aus Brüssel erinnerte.


    Zwei Quelle nennen außerdem sogar einen Auftritt Barlottinis als Otello im Royal Opera House am Covent Garden neben Tito Gobbi und Rajna Kabaiwanska. Leider gibt es dazu keine Aufzeichnungen in London, vermutlich aber war das im April 1964 als Einspringer für James McCracken.


    Sergio Barlottini scheint sich in dieser Karrierephase ohnehin auf das Einspringen bzw. sogar auf Engagements als Cover für große Stars spezialisiert zu haben. Gerade sogenannte tenore robusto, die für Otello oder auch Wagner-Rollen (im speziellen Fall in Italien) prädestiniert sind, gehören zu einer seltenen Spezies. Wenn ein solcher dann ein Star und schon etwas älter ist – namentlich Mario Del Monaco – rentiert es sich für große Opernhäuser, einen verlässlichen Einspringer an der Hand zu haben. Denn wenn der Star indisponiert ist – und so etwas konnte ständig vorkommen – fände man ansonsten bestimmt nicht schnell einen adäquaten Ersatz für das schwere italienische Tenorfach.


    Barlottini reiste angeblich z.B. nach Berlin und Mailand, um als Cover neben Del Monaco auch für einen Bergonzi oder Limarilli bereitzustehen. Manchmal kam es dabei wohl zu Einsätzen, zehnmal soll er den Otello in Deutschland gesungen haben (nachweislich etwa in Ulm).


    Verbürgt ist ein Engagement an der Oper Sahnesi in Ankara in Bellinis „Norma“. Sergio Barlottini sang fünf Vorstellungen in der Originalsprache, während alle anderen Interpreten sie auf Türkisch aufführten.


    Im Jahr 1966 wurde ein Artikel über ihn verfasst, der ihm beschied, dass er ein Künstler sei, der in der Öffentlichkeit große Beachtung gefunden habe. In einem anderen Bericht hieß es, dass Barlottini als Solist über 500 Vorstellungen absolviert habe, davon etwa fünfzig in der Rolle des Otello.


    Ab Mitte der 1960er-Jahre verliert sich aber etwas seine Spur. Er kehrte wohl bald mit seiner österreichischen Frau und dem Sohn, der standesgemäß den Namen Otello erhalten hatte, in seine Heimat nach Verona zurück. Heute arbeitet Otello Barlottini übrigens in der Logistikabteilung der Arena di Verona. Auch Vater Barlottini sang in der Arena, und zwar als ständiges Chormitglied ab etwa Mitte der 1970er-Jahre. Als der Chor des Linzer Landetheaters für Auftritte im Mozart-Jahr 1991 nach Verona reiste, kam es vielleicht zu einem Wiedersehen mit ehemaligen Kollegen. Zumindest erinnert sich ein Chormitglied an eine Begegnung mit Sergio Barlottinis Frau.


    Im Juni 2004 ist Sergio Barlottini nach längerer, schwerer Krankheit mit 80 Jahren in Verona verstorben.


    Familiäre Verbindung: Meine Großmutter kannte Sergio Barlottini in seiner Linzer Anfangszeit gut. Sie konnte ein bisschen Italienisch und begleitete den vermutlich noch kaum Deutsch sprechenden Barlottini in Linzer Geschäfte für erste Besorgungen, die man macht, um einen notdürftigen Hausstand zu gründen: Bettwäsche, Geschirr usw. Außerdem war sie eine Ansprechpartnerin für den Tenor, wenn es darum ging, deutsche Wörter aus den zu lernenden Texten richtig auszusprechen. Ein Wort, mit dem sich der Italiener in der Erinnerung meiner Großmutter besonders schwertat, war „Täubchen“ aus der berühmten Romanze des Alfred in „Die Fledermaus“. Barlottini sang in dieser Operette im Dezember 1958.


    Sergio Barlottini war auch zu Gast in der großelterlichen Wohnung und es ist eine bekannte überlieferte Geschichte in meiner Familie, dass er bei einer dieser Gelegenheiten im kleinen Wohnzimmer „Mama“, den populären Schlager von Beniamino Gigli, schmetterte.


    Weiß jemand noch etwas über den Tenor Sergio Barlottini?

    Bei einer Präsentation der in Beitrag #2 und#3 erwähnten Puccini-CD im Sommer 2023 in Salzburg war ich dabei. Jonathan Tetelman war sehr sympathisch und hat auch weise Worte bezüglich seiner Stimme gesagt. Er wolle sich lange Zeit lassen, bis er dramatischere Rollen (er nannte Wagner, aber auch Calaf) singe.

    Zuvor hatte ich ihn schon in einem Biergarten getroffen und mich ganz zwanglos mit ihm unterhalten.

    Puccini hat er ja auch für seine Antrittsrollen an der MET gewählt: Pinkerton und Ruggero (La rondine).

    Dennoch: IMO voll überzeugend und mitreissend.

    In der Tat!

    DIE WUNDERINSEL


    Da aber „Die Wunderinsel“ nach nur neun Vorstellungen vom Spielplan abgesetzt wurde und keine weitere Inszenierung an einem Opernhaus folgte, darf man das Experiment als gescheitert ansehen.

    Lieber Carlo,

    wie ich eben erfahre, gab es am 1.11.1958 eine Premiere von "Die Wunderinsel" in den damals neuen Linzer Kammerspielen. Ich beschäftige mich derzeit mit dem Tenor Serio Barlottini (mehr bald im Thread "Die unberühmte Stimme"), der darin den Antonio verkörperte.

    Vorspann

    Lange habe ich überlegt ob ich diesen Vorspann - der eigentlich nichts mit Musik zu tun hat - schreiben soll, aber weil mir diese außergewöhnliche Besonderheit an einem Tag gleich zwei Mal begegnete, finde ich es nicht uninteressant darüber zu berichten, es besteht ja keinerlei Lesezwang ...

    Also, ich finde es schön, dass du diesen Vorspann geschrieben hast. Er ist sehr amüsant zu lesen und natürlich erkenne ich mich wieder, denn auch ich treibe mich viel auf Friedhöfen herum, um bestimmte Künstlergräber zu suchen. Danke für diesen Einblick, was so alles hinter deinem von so vielen geliebten Thread steckt.

    Schön, dass diese Oper hier so ausführlich besprochen wird. Danke an die Rezensenten!

    Vor vielen Jahren habe ich mir eine CD gekauft, angehört und das Werk geistig beiseite geschoben. Natürlich hätte ich mich intensiv damit beschäftigen müssen, um einen Gewinn daraus zu ziehen. Zum nebenbei Anhören ist dieses Werk nicht komponiert!

    Nun bekomme ich durch diverse Taminos wieder richtig Lust darauf, der CD eine zweite Chance zu geben.

    „Die toten Augen“ (Eugen d’Albert): Die Personen des Vorspiels: Der Hirt – Lothar Odinius / Der Schnitter - Olaf Bär / Der Hirtenknabe – Cornelia Wosnitza // Die Personen der Oper: Arcesius, römischer Gesandter in Jerusalem – Hartmut Welker / Myrtocle, seine blinde Gemahlin – Dagmar Schellenberger (statt Hildegard Behrens) / Aurelius Galba, römischer Hauptmann, Freund des Arcesius - Norbert Orth / Arsinoe, Myrtocles Sklavin – Margaret Chalker / Maria von Magdala – Anne Gjevang / Ktesiphar, ein ägyptischer Wunderheiler – Eberhard Büchner / Vier jüdische Frauen: Rebecca – Cornelia Wosnitza, Ruth – Angela Liebold, Esther – Barbara Hoene, Sarah – Sabine Brohm / Eine sieche Frau – Angela Liebold / Drei Juden – Gerold Hupach, John Maxham und Eberhard Bendel / Die Stimme Jesus’ – Olaf Bär / Zwei Stimmen aus dem Brunnen – Barbara Hoene und Cornelia Wosnitza / Der Philharmonische Chor Dresden / Chorltg.: Matthias Geissler / Die Dresdner Philharmonie / Dirigent: Ralf Weikert (Dresden, Kulturpalast, 1. 3. und 2. 3. 1997). Ein Live-Mitschnitt der konzertanten Aufführungen durch den ‚MDR-Kultur‘, Landesstudio Sachsen, herausgegeben 1999 von ‚cpo‘ (Classic Produktion Osnabrück) auf zwei CDs. Die auf einer anderen Ebene als Eugen d’Alberts „Tiefland“ angesiedelte Oper in einem Vorspiel und einem Akt von Hanns Heinz Ewers und Marc Henry nach Henrys „Les yeux morts“ (1897) wurde am 5. 3. 1916 in Dresden uraufgeführt und spielt an einem einzigen Tag von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang.

    Vielen Dank, lieber Carlo, für deine Ausführungen zu Norbert Orth.


    In der Zwischenzeit habe ich die von dir angeführte Aufnahme der interessanten Oper auf YouTube entdeckt:

    Dagmar Schellenberger; Olaf Bär; Hartmut Welker; Norbert Orth; "DIE TOTEN AUGEN"; Eugen d'Albert (youtube.com)

    Alleine das instrumentale Vorspiel ist großartig und gleich danach die glasklare Stimme von Lothar Odinius als Schäfer ...

    Liebe "Wally"!


    Es freut mich, wenn du von der Biographie "begeistert" bist. Genau dafür habe ich sie verfasst: Um Opernfreunden mehr über Franco Bonisolli zu liefern als bisher zu erfahren war und Fans dadurch zu erfreuen.


    Mit dem Comeback-Konzert sprichst du einen wunden Punkt an. Meines Wissens existieren nur private Mitschnitte. Mir wurde zwar ein solcher versprochen, aber auch ich habe keinen bekommen. Einzelne Nummern habe ich auf YouTube gefunden und ein damals selbst aufgenommener kurzer Seitenblicke-Bericht vom ORF ist mir auch wertvoll.

    LG