Beiträge von schiral

    Rolex ist schon seit Jahren Sponsor, auch u.a. Juan Diego Florez war im Zuschauerraum zu sehen...


    Das Neujahrskonzert ist "unkaputtbar", das bekommen die Wiener Philharmoniker im Schlaf auch ohne Dirigenten hin. Schön "preußisch-zackig" war's, aber wer die "Sphärenklänge" mit Carlos Kleiber oder Herbert von Karajan, den "Egyptischen Marsch" mit Riccardo Muti oder den Csardas aus "Ritter Pazman" wiederum mit Carlos Kleiber gehört hat, vom "Donauwalzer" ganz zu schweigen, der hört Klassenunterschiede...

    Ich empfand das Dirigat des überzeugten Preußen Thielemann alles andere als "preußisch-zackig". Im Gegenteil: er bemühte sich möglichst "wienerisch" zu sein; wenn ihm das auch nicht immer gelang.

    Frau Gerlach von ARTE ist schon seit vielen, vielen Jahren bei Opernübertragungen durch ihre überdrehte, unnatürliche und affektierte Art unerträglich.
    Werde ihre Pensionierung - da 77 Jahre alt - leider nicht mehr erleben.

    Die Regiekritik von Frau Büning und Frau Lemke im Bayerischen Rundfunk unmittelbar nach Beendigung der Vorstellung war mehr als bösartig, geradezu gehässig. Ja, es war kein "modernes Regietheater" in dem alle Körpersäfte flossen. Ja, es war sicherlich bieder, aber ich gebe selbstkritisch zu, dass man es mir nie recht machen kann. Entweder die Inszenierung ist "vogelwuild" - wie der Bayer so schön sagt - oder wird als bieder, langweilig kritisiert.


    Geradezu absurd, dass dem Regisseur in dieser "Nachtkritik" von dieser Kritikerschickeria ausführlichst "logische Fehler" vorgeworfen wurden, andererseits auf die absurde Regie von Schlingensief Lobgesänge eingestimmt wurden.

    Ich fand die Vorstellung Berlins zu Beginn der Übertragung durch die Stimme aus dem off mit diesen lächerlichen Superlativen ausgesprochen peinlich. Da sollten wohl die ORF-Kollegen bei den Neujahrskonzerten noch übertroffen werden. Verlange natürlich nicht, dass negative Superlative wie Verschuldung, Arbeitslosigkeit, Einwandererprobleme, der am Boden liegende Flughafen etc. genannt werden, aber andererseits ist so ein Text billige, wahrheitswidrige PR.


    Peinlich auch die Panne bei der Ansage der Moderatorin des 2. Stückes, als Barenboim schon anfing, bevor die Dame ihren Text bis zum Ende abgelesen hatte. Viele Foristen werden jetzt meinen, das sei doch nicht weltbewegend. Ich ärgere mich, weil - siehe Abspann - der öffentlich-rechtliche Sender RBB sicherlich ganze Legionen von Mitarbeitern aufgeboten hat, aber so eine Kleinigkeit nicht koordinieren konnte.

    Ohne die "Österreichische Seele" (Buchtitel des verstorbenen österr. Psychiaters Ringel) verletzen zu wollen: aber die Tontechniker des Bayerischen Rundfunks warten bei ihren Übertragungen aus Bayreuth mit weitaus besseren Ergebnissen auf. Ich meine jetzt gar nicht die ständigen Tonstörungen, sondern die musikalische Übertragung durch die Techniker des ORF. Beim Vorspiel glaubte ich meinen Ohren nicht trauen zu können: da wurde brutal auf die Pauke gehauen, Nebenstimmen viel zu laut in den Vordergrund geschoben etc. etc. Insofern ist es kaum möglich als Zuseher die Leistungen von Dirigent und Orchester überhaupt zu beurteilen (Ausnahme z.B. die Tempi)

    Gespannt war ich, wie Herheim die "politisch-unkorrekte" (deutsch, welsch) Schlußansprache von Hans Sachs gestalten würde. Konwitschny unterbrach ja vor einigen Jahren seine Hamburger Inszenierung an dieser Stelle mit einer Diskussion. Bei Herheim ging "bei den entscheidenden Stellen" nur das Bühnenlicht total aus, Spotlight auf Hans Sachs. Was wollte der Regisseur uns damit sagen?

    Schön zu hören über Wagner in Varna! Man darf nicht vergessen, daß die soziale (und das heißt finanzielle!) Situation von Musikern in Bulgarien leider Gottes ziemlich erbärmlich ist. Es ist von daher wirklich eine große Leistung, daß so eine Aufführung überhaupt zustandekommt. Und Varna ist was die Musik angeht in Bulgarien durchaus nicht "Provinz". Es gibt dort z.B. die bedeutendste Pianistenschule in Bulgarien. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

    Mit dem vielleicht doofen Begriff "Produktionsbedingungen" habe ich auch die soziale und finanzielle Lage von Musikern und Sängern gemeint. Wies ja auch auf die "verwöhnten" Orchestermusiker im deutschsprachigen Raum hin. Lag mir überhaupt fern, mich darüber "lustig zu machen". Mit "Provinz" wollte ich einen Gegensatz zur Hauptstadt Sofia herstellen, wo aus nationalem Prestige sicherlich andere Bedingungen herrschen. Vielleicht singen ja dort auch die internationalen bulgarischen Sängerstars (z.B. Kasarova) hin und wieder.

    Es wäre eine hämische, bösartige Formulierung zu schreiben: "Das war mein Höhepunkt des Wagnerjahres 2013". Habe mir auch lange überlegt, hier über die konzertante Premierenaufführung des " Fliegenden Holländers" im Freilicht-Amphitheater in Varna/Bulgarien zu berichten. Als Angehöriger der versnobten, vielleicht arroganten, reisenden Opernschickeria habe ich mal außerhalb des hochsubventionierten, verwöhnten Opernbetriebs in den deutschsprachigen Ländern erleben können, wie so die "Produktionsbedingungen" in der bulgarischen Provinz sind.


    Meine bulgarische Bekannte hatte Karten für 3 EURO besorgt. Dachte schon, das können nur Steh- oder" Partitur"plätze sein. Nein, es waren ganz ordentliche Plätze im etwa 1800 Plätze umfassenden Amphitheater, das nur zu etwa 50 % besetzt war. Für mich ungewohnt: ein junger Mann brachte sein Skateboard mit, eine dicke Frau einen großen Becher Popcorn. Während der Aufführung wurde auch viel geredet, Kinder plärrten, etc.


    Zu den Amsel- und verdammten Lachmöven"stimmen" kam noch das Bassgewummere eines benachbarten Vergnügungsparks.


    Es wurde deutsch gesungen (bulgarischer Text rechts und links der Bühne). Ich flüsterte dies gleich zu Beginn meiner Begleiterin, die ein abgeschlossenes Germanistikstudium hat, zu. Und nach einer halben Stunde meinte sie, ich hätte damit einen Scherz gemacht, denn sie verstand kein Wort.


    Das Orchester war zahlenmäßig relativ schwach besetzt, was sich natürlich in einem Freilicht-Theater ohnehin negativ bemerkbar macht. Und es war doch aufschlussreich, mal den Qualitätsunterschied zu den "gewohnten" Opernorchestern zu erleben. Hatte mir kein Programmheft gekauft, so dass ich nichts über die Sänger berichten kann. Denke, das sängerische Niveau wird wohl bei jeder Repertoireaufführung in Hildesheim, Regensburg und Gera übertroffen.


    Enttäuscht war ich vom Chor. Da hat man ja positive Vorurteile über bulgarische Chöre (wobei ich zuvor noch keinen bulgarischen Opernchor gehört hatte).


    Wegen meiner bulgarischen Bekannten hielt ich durch und umging beim anschließenden Abendessen an der Seepromenade eine Bewertung des soeben erlebten.


    Es ist sicherlich verdienstvoll, dass die Varnaer Sommerspiele (die wurden einige Tage zuvor durch ein Konzert des Rundfunkorchesters Freiburg/Baden-Baden im Kongresszentrum eröffnet) das Wagnerjahr mit einer Holländer-Premiere beehren. Und es ist vielleicht heilsam, dass ein Opernsnob mal diese "Opernwirklichkeit" erlebt.

    Halte dies für eine Fehlentscheidung, weil Gergiev schon seit Jahren voll- wenn nicht überbeschäftigt ist. Kam ja schon mehrmals vor, dass er zu spät zu einem Konzert eintraf, weil er am Vormittag noch mit einem Orchester in einer anderen Stadt eine Probe abhielt. Welchen Stellenwert (außer der "ordentlichen" Gage) haben da die Münchner Philharmoniker bei diesem internationalen "Pultstar"?


    Jetzt wiederholt sich der Fehler, der mit dem Engagement von Levine nach Celibidaches Tod gemacht hat. Levine hat sich in München überhaupt nicht engagiert.

    Sicherlich, autoritäre Dirigenten wie F. Reiner, A. Toscanini oder K. Böhm, meinetwegen auch Maazel, sind nicht mehr zeitgemäß (was immer das heißt). Aber die "antiautoritäre Erziehung" heutiger Orchester hat doch vielfach dazu geführt, dass sich die - vor allem in Deutschland und Österreich - überprivilegierten Orchestermusiker allzu viele Freiheiten, oft Frechheiten, herausnehmen.


    Die Berliner Philharmoniker wählen sich ihre Dirigenten selbst, räumen dem öffentlichen Hauptfinanzier, damit indirekt dem Steuerzahler und Bürger, keinerlei Mitspracherecht ein. Die Wiener Philharmoniker haben gar keinen Chefdirigenten und gebärden sich als "autonome Orchesterrepublik", obwohl sie auch überwiegend durch öffentliche Subventionen alimentiert werden.


    Chr. Thielemann hat ja die Münchner Philharmoniker deswegen im Streit verlassen, weil sich Orchestermusiker allzu viele "Freiheiten" herausgenommen haben, z.B. sich für ihre zahllosen "Nebentätigkeiten" nicht mal abgemeldet, nicht Urlaub genommen haben.


    Die Münchner Philharmoniker sind auch ein Beispiel dafür, dass es häufig kunstfremde Erwägungen in die Wahl des Dirigenten mit einfließen. So war es die Hoffnung nach zusätzlichen Geldeinnahmen durch CD-Aufnahmen (nachdem Celibidache keine zugelassen hat), dass J. Levine engagiert wurde und nicht Thielemann, Salonen oder Metzmacher.


    "Sachfremd" kann die Ablehnung eines Dirigenten auch sein, wenn die Musiker allzu viel Arbeit und Disziplin vom Kandidaten befürchten.


    Abgesehen von meinen bösartigen, unkünstlerischen Bemerkungen: letztlich kommt es darauf an - wie Altkanzler Helmut Kohl so schön formulierte - "was hinten raus kommt". Und da bietet S. Rattle mit den Berliner Philharmoniker oft nur gepflegte Langweile auf hohem Niveau.



    Zu JOSEPH II: Sind die Berliner Philharmoniker überhaupt noch ein "deutsches Orchester". Glaube, es ist inzwischen ein sehr internationaler Klangkörper geworden. Es gibt allerdings Auffassungen, dass ein Orchester dennoch seine Tradition, Eigenart, vor allem seinen Klang bewahren könnte. Meine, dass eher die Staatskapelle Dresden (vielleicht ist Thielemann deshalb dort hin gegangen) und das Leipziger Gewandhausorchester noch "deutsche Orchester" sind, was sicherlich mit einer gewissen Isolierung während der DDR-Zeit zusammenhängt.

    Der ungarische Regisseur Schilling sagte bei der Einführungsmatinee zu RIGOLETTO sehr viel Kluges, zu den Personen, ihren Beziehungen untereinander, ihren Entwicklungen während des Stückes, zur Bedeutung dieser Oper für die Gegenwart etc. etc. Ja, und das Regie-Ergebnis war dann wieder einmal kläglich. Aber so verlaufen halt so gut wie alle Opernpremieren unter Klaus (pardon Nikolaus) Bachler.


    Generell ist festzustellen, dass es im heutigen Opernbetrieb dicke, Dramaturgen-geschwätzige Programmhefte und '"vielversprechende" Einführungsmatineen gibt, die tatsächliche Regieleistung aber oft mehr als dürftig ist. Entscheidend ist doch - wie sich der deutsche Altbundeskanzler H. Kohl ausdrückte "was hinten raus kommt"!

    Der Musikkritiker der Süddeutschen Zeitung, Reinhard Brembeck, macht in einem Artikel über die Premiere von WOZZECK in Stuttgart und ARIODANTE in Basel einige allgemeine Bemerkungen zur Opernregie. Vielleicht ein Weg aus der Regietheaterkrise und die Überwindung des unversöhnlichen Gegensatzes von sog. Regietheater und traditioneller Operninszenierung.


    "Weder Moses noch Pucher (die Regisseure der beiden Premieren) machen Regietheater in der altbekannt überlebten Form. Sie interpretieren auch nicht in dem Sinne, dass sie mutmaßlich in der Partitur verborgene Impulse herausstellen. Sie erzählen vielmehr plan und schnörkellos die jeweilige Eifersuchtsgeschichte. Und genau das dankt ihnen das Publikum, das plötzlich nicht mehr auf der Lauer liegen muss, weil irgendein intellektueller Doppelsinn im Bühnengeschehen verborgen ist oder weil eine komplexe These die aktive Denkmitarbeit erfordert. Diese neue Schlichtheit ist weit verbreitet, auch Andreas Kriegenburg pflegt sie in seinem Münchner "Ring", und sie wirkt im Moment ungeheuer befreiend und frisch" ("Die neue Schlichtheit", SZ Nr. 113 vom 16./17.5.2012, Seite 13)

    Heute, Samstag dem 12.5., bringt 3SAT um 22.15 h die Sendung "Der Taktstock Das Geheimnis der Klangmagie" Dokumentarfilm D 2011


    Weiß nicht, ob das eine Wiederholung und damit für einige Foristen "ein alter Hut" ist.

    Mein Beitrag bezog sich - ohne Naivität - darauf, dass in Presse-Rezensionen vielfach auf die "Auswahl" von Mariss Jansons Bezug genommen wurde. Das wollte ich doch etwas korrigieren.


    Naiv wäre ich wirklich, wenn ich forderte, dass das NEUJAHRSKONZERT in erster Linie ein künstlerisches Ereignis sein sollte. Aber so störender Firlefanz wie die schwebende Kamera sind ja inzwischen wichtiger geworden. Und wer sich - außer dem Orchester und dem Dirigenten - "seitenlang" im Abspann alles feiern läßt!


    Immerhin bleibt Besuchern und Zusehern des Wiener Neujahrskonzertes diese scheußliche, bonbonfarbige Lichtregie erspart, die in Deutschland bei der Übertragung klassischer Konzerte vorherrscht - an diesem Silvesterabend z.B. in Dresden (ZDF) und Berlin (ARD)

    Welche "Wahlmöglichkeit" hat ein Dirigent des Neujahrkonzertes überhaupt. An diesem Wochenende war in der Süddeutschen Zeitung, München, ein ganzseitiger Bericht über die monatelange Vorbereitung von Mariss Jansons zu lesen. Und da stand nicht nur zwischen den Zeilen, dass die Wiener Philharmoniker (mit Marketinggesichtspunkten im Hinterkopf) hinsichtlich der Programmgestaltung wohl "das Sagen" haben.


    Es wurde - werter Herr Schmidt - nicht der Blumenwalzer aus dem NUSSKNACKER, sondern ein Walzer aus dem Ballett DORNROESCHEN gespielt.

    Es ist natürlich "ein alter Hut", dass Musikkritiker, angeblich Fachleute, die Dirigentenleistung wie z.B. bei dieser TURANDOT-Premiere völlig unterschiedlich, ja extrem gegensätzlich beurteilen.


    Über Mehtas Dirigat gibt es in der deutschen Presse "unkritischen" Jubel, aber auch vernichtende Zensuren (wie eine schlecht vorbereitete Repertoirevorstellung). Vermute küchenpsychologisch, dass hier nicht nur große Teile des Publikums, sondern auch einige Rezensenten indirekt Kritik an Mehtas Nachfolger, Kent Nagano, äußern. Der ist mit seinen analytischen Interpretationen das genaue Gegenteil von Mehtas undifferenziertem, volltönenden Klangrausch ("menschliches Metronom", "dirigierender Kühlschrank").


    Habe mich selbst ins Bockshorn jagen lassen, weil ich bei der Rundfunktübertragung einige Wackler, mangelnde Koordination zwischen Orchestergraben und Bühne bemerkte (unvorbereitete Repertoirevorstellung), aber bei diesem Jubel an mir selbst zweifelte.

    Es ist ja ein "alter Hut", dass es zu Opernpremieren unterschiedliche, ja völlig gegensätzliche Rezensionen von Musikkritikern gibt. Aber ich rege mich - wie hier beim Münchner HOFFMANN - doch immer wieder darüber auf. Herr Thiel, Musikkritiker des Münchener Merkur(s), muß wohl in einer anderen Vorstellung gewesen sein. Er fand ja alles toll, sogar die hausbackene, stinklangweilige Regiearbeit von Jones, die Sänger - hier sogar den bemühten Villazon - und den Dirigenten Carydis, der mich persönlich sehr enttäuschte.


    Auch völlig unverständlich, Frau Damrau so hochzujubeln, wie es mehrere Feuilletonisten taten. U.a. im Guilietta-Akt gab es schrille Höhen


    Bei Bachler müssen wir uns halt an Wechselbäder zwischen Auswüchsen des sog. modernen Regietheaters (vielleicht die kommende TURANDOT-Premiere mit den verrückten Katalanen) und arg konventionellen Aufführungen gewöhnen. Vielleicht handelt er nach dem "Vorspiel auf dem Theater" in Faust: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Aber man kann das auch weniger "niveauvoll" ausdrücken. Bachler leitet einen konzeptlosen Gemischtwarenladen.

    Lieber OPERUS,


    Groissböck ist mir natürlich ein Begriff. Erlebte ihn z.B. in der Münchner RUSALKA. War nur zu faul, meinen Beitrag zu unterbrechen und die korrekte Schreibweise des Namens nachzusehen. Hoffe, sie sehen mir das auch nach.


    Herzlichen Gruß aus München - Schiral

    Die Reporterin des Bayerischen Rundfunks meinte - während im Hintergrund Beifall und Buhs zu vernehmen waren - dass "die fünf Debütanten einen gelungenen Einstand hatten". Zu den Debütanten gehören aber auch die unsägliche Sängerin der VENUS und der unfähige Regisseur Baumgarten. Vielleicht wollte sich der Bayerische Rundfunk als Haussender diesen "Event" nicht vermiesen lassen.


    Die anschließende Kritikerrunde war auch überwiegend Realsatire, vor allem die Deutung des Bühnenbildes und der Regiearbeit. Aber bemerkenswert war, dass die Kulturjournalisten meinten, dass einige Sänger das ohnehin niedrige Bayreuth-Niveau der vergangenen Jahre noch unterboten hätten! Bester Sänger war sicherlich der LANDGRAF (der österreichische Sänger Goisenböck oder so ähnlich - pardon!)

    Am 27.2.2011 gab es in der Bayerischen Staatsoper, München, eine Neuinszenierung "Der Zwerg", zusammen mit Ravels Einakter "l`Enfant et les Sortilèges". Da es in den gängigen Opernführern nur wenig oder gar nichts über Zemlinskys Werk zu lesen gibt, informierte ich mich in der Bayerischen Staatsbibliothek in musikwissenschaftlichen Werken und alten Programmheften anderer Opernhäuser und hörte mir in der Musikabteilung auch eine CD (Dirigent J. Conlon) an.


    Häufig war zu lesen, dass Zemlinsky ganz und gar nicht nur spätromantisch, gar "eklektizistisch" sei - nein, dass er seinen eigenen Stil habe etc. etc. Aber am Premierenabend mußte ich - natürlich "subjektiv" - feststellen, dass ich alle möglichen anderen Komponisten heraushörte, u.a. auch R. Wagner (was auch der Sänger des Zwerges in der Einführungsmatinee hervorhob). Ja und dann wurde ich auch - das soll jetzt wirklich nicht bösartig sein - an Hollywood-Filmmusik erinnert. War froh, als das Ganze vorbei war, zumal der Regisseur auch nicht mit Einfällen glänzte.


    Es war weder ein emotionales, noch ein intellektuelles Erlebnis. (im Idealfall sollte ja beides sogar zusammen eintreten). Und ich kann verstehen, dass Zemlinskys Opern (kenne die anderen Opernwerke allerdings nicht!) nicht zum Opernrepertoire gehören. Befürchte, dass für "Wiederentdeckung", gar "Wiedergutmachung" kein Anlass besteht.


    Bin mir allerdings bewußt, dass ich hier nur ziemlich naiv meine Eindrücke und meine Meinung wiedergebe. Bitte deshalb die Kenner und Experten um Nachsicht!

    Bei aller Empörung über die Kürzung der Subventionen für Opernhäuser in Europa - aber es fehlt bei den bisherigen Beiträgen jeder Hinweis auf die selbstverschuldeten finanziellen Missstände in vielen, ja den meisten Opern. Die deutsche WIRTSCHAFTSWOCHE, Ausgabe vom 22.11.2010, hat in einem dankenswerten Artikel ("Entführung aus dem Paradies") einiges Zahlenmaterial und viele Argumente über mangelnde betriebswirtschaftliche Führung zusammengestellt.


    Allerdings erwähnt die WIRTSCHAFTSWOCHE mit keinem Wort eine der Hauptursachen für die finanziellen Probleme - es sind in Deutschland (vermutlich auch in Österreich) die unhaltbaren Tarifverträge für ein Teil des nichtkünstlerischen Personals und für die Orchestermusiker mit vielen unzeitgemäßen Pfründen und Privilegien. Es wird auch nicht gesagt, dass die wahren Herren unserer deutschen Opernhäuser die Personalräte, Chor- und Orchestervorstände, die Gewerkschaft ver.di und die Deutsche Orchestervereinigung sind und nicht die Intendanten.


    Der zitierte Beitrag in KULTURZEIT bei SAT3 war wieder einmal das übliche, unqualifizierte Feuilletonistengejammer. Hochinteressant dagegen das anschließende Interview mit einem Regisseur (Namen ist mir entfallen), der unkonventionelle, gar revolutionäre Vorschläge für die Reform der Sprech- und Musiktheater machte (z.B. nicht die Subventionierung von Apparaten, sondern von Projekten)


    Mich stört auch hier im FORUM die Selbstverständlichkeit, mit der wir Opernfreunde eine öffentliche Subventionierung unseres Steckenpferdes verlangen. Muß denn der türkische Straßenkehrer und die junge Frau an der Supermarktkasse unser elitäres Vergnügen mitfinanzieren?


    Speziell zu Bonn möchte ich daran erinnern, dass Orchestermusiker (vor allem Streicher) vor ca. zwei Jahren zum Arbeitsgericht gehen wollten, weil einige Instrumentengruppen nicht einmal die wenigen, tariflich vorgesehenen Dienste ableisteten. Dass war sogar der hartleibigen Lobbyorganisation, der Deutschen Orchestervereinigung, wahnsinnig peinlich. Die Klage wurde deshalb zurückgezogen.

    Kusej "aktualisiert" die Münchner Rusalka-Inszenierung, indem er statt der Wasserwelt Fritzls Keller präsentiert. Der Wassermann vergeht sich dort an den Nixen und Rusalka. Unverständlich, dass der Wassermann dann Rusalkas Bitte entspricht, diesen Ort zu verlassen und "zu den Menschen" zu gehen. Aber mit Logik kommt man ja Kusejs Machwerken nicht bei. An allzu vielen Stellen widersprichen die Regie-"einfälle" dem Libretto. Aber das ist heute halt leider der Normalfall.


    Unverständlich auch, dass z.B. im Wagnerforum Frau Opolais (Rusalka) für ihre angeblich grandiose, unbeschreibliche schauspielerische Leistung gelobt wird. Ich empfand ihre Darstellung für - manchmal peinlich - outriert und exaltiert, ja im wahrsten Sinne des Wortes lächerlich!


    Eigentlich darf ich mir ja gar nicht beklagen, denn das war ja von Kusej von vornherein zu erwarten - also grenzt mein Premierenbesuch schon an Masochismus.

    War in dieser Inszenierung (Premiere am 1.2.2010). Möchte in diesem Zusammenhang noch einen "Neben-"Aspekt des sog. modernen Regietheaters anführen.


    SZ-Kritiker Brembeck schrieb in seiner Rezension, dass Kusej "Abscheu vor der modernen Wohlstandsgesellschaft" (oder so ähnlich) habe. Nun, dieser Salonsozialist im Öffentlichen Kulturdienst stieg im Hotel "De l `Europe" in der Nähe der Amsterdamer Oper ab, wo das "billigste" Zimmer 330 EURO (natürlich ohne Frühstück und Stadtsteuer) kostet. Vermutlich hat dies der niederländische Steuerzahler finanziert. Erwarte ja nicht, dass der slowenische Österreicher in der Jugendherberge absteigt. Aber ich bin halt so naiv, dass ich doch ein wenig die Übereinstimmung von großen Worten und den eigentlichen Taten einfordere.


    Generell nervt mich das linke Gehabe vieler sog. modernen Opern- und Theaterregisseure, die es sich im öffentlichen, hochsubventionierten Theaterbetrieb bequem und gemütlich machen. Ein besonders abschreckendes Beispiel ist für mich Herr Peymann, sein ganzes Berufsleben im öffentlichen Kulturdienst und immer verdammt "links"!

    Die Foristen werden jetzt vielleicht sagen, selbst schuld, dass ich extra wegen der LUSTIGEN WITWE Premiere von München nach Düsseldorf geflogen bin. Die Inszenierung war absolut enttäuschend, da ist sich die überregionale Presse weitgehend einig. Am Vorabend meiner Düsseldorfreise bin ich bei der spätabendlichen Harald Schmidt-Sendung in der ARD eingeschlafen. Das hätte mir eine Warnung sein können.
    Einige Rezensenten sprechen von "Stadttheaterniveau", aber das ist eine Beleidigung für viele gute Stadttheater im deutschsprachigen Raum. Im Gesellschaftsteil (sprich Klatschkolumne) der örtlichen RHEINISCHEN POST wurden die Buher (darunter ich) als "Querulanten" bezeichnet. Offensichtlich sind wir einem "Event" in die Quere gekommen.


    Entschädigt wurde ich am folgenden Abend allerdings durch eine großartige Loy-Inszenierung von HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN (Premiere 2004)


    Auf die Gefahr hin, hier als Spießer bezeichnet zu werden: war nach sehr langer Zeit wieder in Düsseldorf. Früher fiel mir auf, wie gut gekleidet die Besucher der Oper und auch des Schauspielhauses waren. Jetzt aber waren an beiden Abenden sehr viele Jeansträger "zu bewundern", darunter leider nicht nur junge Leute.

    Ich finde es besonders ärgerlich, wenn Kritikern der Auswüchse des sog. modernen Regietheaters sofort und ungeprüft unterstellt wird, es handelt sich halt um konservative, ja reaktionäre Opernbesucher. So geschehen durch die Kritikerin des STANDARD anläßlich der Wiener Macbeth-Premiere oder bei der Scala-Eröffnungsvorstellung CARMEN.


    Erinnere mich, wie der Musikkritiker der Süddeutschen Zeitung, R. Brembeck, anläßlich einer völlig mißglückten Neuinszenierung der CARMEN in Stuttgart (Regisseur Nübling?) vor einigen Jahren den Buhern (darunter auch ich) vorwarf, sie hätten wohl spanische Folklore vermisst!. Erlebte dort auch eine geradezu symbolische Szene: in der Pause redete ein Ehepaar auf seinen etwa 10jährigen Sprößling ein. Sie hatten ihn wohl "gutbürgerlich" auf die CARMEN-Vorstellung vorbereitet. Und was bekam der Besuchernachwuchs zu sehen: schon bei der Ouvertüre saß Don José im Feinrippunterhemd, Bierflasche in der Hand vor der Glotze, vor ihm lag die tote Carmen...

    Nels Inszenierung hatte nicht einmal Stadttheaterniveau, was eigentlich eine Beleidigung für viele gute deutsche und österreichische Stadttheater ist.


    Ich habe ja keine Sehnsucht nach Nels früheren Regieuntaten. Aber das war genau das andere Extrem: bieder, langweilig, keine Personenführung, verstaubte Operngesten etc. etc. Und dafür wurde ein sog. "Regieteam" von gleich 7 Personen bezahlt.

    Habe den "Amerikaner in Paris" noch nie so langweilig, fad gehört. Zufällig bekam ich noch am selben Abend ein Kontrastprogramm zu hören. ARTE brachte vor der Übertragung des Konzerts aus Sao Paulo noch Minutenauszüge aus den besten Klassikübertragungen 2008 (neudeutsch "Best of") . Da gab es dann ein Auszug aus dem Konzert der New Yorker mit Maazel (wohl falsch geschrieben) in Nordkorea - voller Vitalität.


    Verstehe auch nicht, weshalb bei deutschen Fernsehübertragungen von klassischen Konzerten - auch beim Silvesterkonzert aus Berlin - immer diese scheußliche Beleuchtung (orange, lila) sein muß.