Beiträge von severina


    Liebe Elisabeth, vielen Dank, dann ist die Krise also prolongiert ;( Ich denke, ich lass es mit dem Anstellen für Sitzplätze und gehe notfalls auf Stehplatz. Marco Armiliato, der Dirigent, soll auch schon angedeutet haben, er könne sich nicht vorstellen, dass Villazón die Wertherserie wirklich singt.
    War Giordano sooooo schlecht? Bei uns ist er nämlich im Vorjahr für Jonas Kaufmann als Des Grieux eingesprungen, und trotz meiner großen Enttäuschung fand ich ihn ausgezeichnet. (Bis auf sein Spiel - so ein verklemmter Tenor ist sicher noch nie mit der Netrebko unter einer Bettdecke gelegen :hahahaha: )
    lg Severina :hello:


    Hat das vielleicht jemand gehört? Ich habe es bei dem endlich schönen Wetter nämlich vorgezogen, nicht daheim zu bleiben :untertauch: Mich würde nämlich interessieren, ob Villazón wirklich gesungen hat und wenn ja, wie. Demnächst beginnt nämlich der Vorverkauf für seine Wiener Wertherserie, und ich frage mich, ob es sich lohnt, um 4 Uhr in der Früh zur Oper zu pilgern......
    lg Severina :hello:


    Lieber Bernd,
    bist du sicher? Ich habe sie eigentlich genauso in Erinnerung wie unsere Bohéme, und die ist von Zeffirelli. Wobei ich gerne zugebe, dass der Unterschied vernachlässigenswert wäre :stumm: :D
    lg Severina :hello:


    Lieber Gregor,
    doch, für mich schon, denn das, wofür Carsen verantwortlich war (Inszenierung und schauspielerische Leistungen) hat mich 100%ig überzeugt, für einen forcierenden Sänger kann er nichts. (Ich bezweifle, dass sich Hampson von einem Regisseur die Lautstärke vorschreiben lässt. Wenn die Fama stimmt, war er auch nicht ganz schuldlos am aprupten Abgang des Herrn von Dohnany - vielleicht hat der ja versucht, seinem Scarpia etwas mehr Feinschliff zu verordnen :stumm: )
    lg Severina :hello:

    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Liebe Sevi, ich hätte evtl ein Bett für Dich in München, wenn ich dafür zu den Puritani nach Wien kommen kann-( trotz Anna N.- wie will sie das denn machen???????) aber meine Lieblingsoper von Bellini wird sowas von selten gegeben, die kann ich mir unmöglich durch die Lappen gehen lassen!
    Wer singt den Arturo? Wer dirigiert und wer inszeniert?


    F.Q.


    Liebe Fairy,
    du musst dir Anjuschka nicht antun, denn im Jänner singt die Gruberova in den "Puritani", mit Shalva Mukeria. Der ist vor 3 Jahren für Calleja eingesprungen und hat beim Publikum als no-name ganz groß eingeschlagen - tolle Leistung!!
    Ich wollte ja nach München übersiedeln für eine Saison ;) :D, denn Bett brauch ich keines, da ich mit dem Nachtzug nach Wien zurückkomme (Habe ich früher in meiner verrückten Opernzeit oft getan!) Aber dreimal pro Woche nach München fahren wäre vielleicht doch übertrieben, so viele Banken kene ich leider nicht zum Ausrauben! :D
    lg Sevi :hello:


    PS: Obsi hat doch bereits ein Tamino-Appartement eingerichtet!


    Ist jemand an einem Wohnungstausch Wien-München interessiert, zumindest für die nächste Saison??? Mensch, ich beneide euch!!!!!! ;( ;( ;( ;( ;( ;( (So in etwa hätte ich es mir für Wien gewünscht, erweitert natürlich um Flórez&Dessay ;) )
    lg Severina :hello:

    Da man diesmal auch doppelt nominieren darf, muss ich Jacques nicht böse sein, dass er meine Nummer 1 bereits genannt hat:


    1. Juan Diego Flórez: Für mich der technisch perfekteste Sänger, ohne dass aber die Technik zum Selbstzweck verkommt und seelenloses Singen daraus wird. Im Gegenteil, er legt so viel Gefühl, so viel Schmelz in seine Stimme, dass man ihm einfach alles glaubt, selbst wenn das Spiel nicht ganz mithalten kann. Aber Fortschritte sind auf diesem Gebiet bereits sichtbar!

    Wer wissen will, was Belcanto ist - auf dieser CD erfährt er's!! :jubel: :jubel: :jubel:


    2. Jonas Kaufmann: In seinem Fach für mich momentan der Beste, da stimmt einfach alles: Stimmführung, Stimmvolumen (sensationell sein "langer Atem" im Legato). Timbre (Ich liebe die etwas baritonal eingefärbten Tenöre) und ein schauspielerisches Talent, wie man es auf so mancher Sprechbühne vergeblich sucht. Ihm gelingt die totale Identifikation mit der Rolle, nie ertappt man ihn bei hohlen Operngesten. Bestes Beispiel dafür diese DVD - seit Luis LIma der mireißendste Don José!


    3. Elina Garanca: Ich mag ihr Timbre und höre im Unterschied zu so manchem Kritiker genügend Temperament und Leidenschaft in ihrem Vortrag. Schauspielerisch überzeugt mich Elina Garanca als freche Rosina ebenso wie als Charlotte, deren innere Zerrissenheit sie glaubwürdig vermitteln kann.


    lg SEverina :hello:


    Lieber Kurt,
    mir geht's genauso, ich bin teilweise ziemlich gefrustet über die Repertoirebesetzungen, für mich (damit meine ich jetzt meine persönlichen Vorlieben ;) ) eine der schwächsten Saisonen der letzten Jahre. Besonders die Abwesenheit von Jonas Kaufmann schmerzt mich sehr. (Werde mir wohl wirklich den Fahrplan Wien-München beschaffen müssen :D )
    lg Severina :hello:



    Dem kann ich mich nur anschließen und sagen "Charakter ist Glückssache!" Und irgendwie weiß ich jetzt auch, warum LT dem heutigen Opernbetrieb nichts abgewinnen kann - Bieto & Co inszenieren nämlich für Intelligente....
    lg Severina :hello:


    PS: Und ich wünsche mir eine klare Distanzierung der Forenleitung von solch ungeheuerlichen Äußerungen!!

    Brandneu auf dem Markt:



    Nach Vesselina Kasarovas Carmen, die mich doch ziemlich enttäuscht hatte, war ich auf das neue Album dieser von mir an sich sehr geschätzten Mezzosopranistin sehr neugierig. Das Programm umfasst Arien aus Adriana Lecouvreur, Trovatore, Don Carlo, Orleanskaja dewa (Tschaikovsky), Cavalleria Rusticana, Carmen und Samson et Dalila.
    Nun, wieder finde ich die Carmen am schwächsten, auch mit der Eboli bin ich nicht restlos glücklich, aber ansonsten versöhnt mich diese CD wieder voll und ganz mit Vesselina Kasarowa.
    Besonders schön finde ich das gefühlvolle "Da chas nastal..." von Tschaikovsky, und "Mon coeur s'ouvre à ta voix" lässst den Wunsch aufkommen, die Sängerin auch einmal live als Dalila zu erleben. Diese Partie liegt ihr wirklich in der Kehle!
    lg Severina :hello:


    Liebe Fairy,
    ja, Wien war und ist eine "Sängeroper", wer inszeniert, interessiert hier nur am Rande oder gar nicht, Hauptsache, man kann seinen Lieblingen zujubeln. Holender hatte ja am Beginn seiner Intendanz versucht mit dem "Starunwesen" aufzuräumen, musste aber bald klein beigeben, denn das hat die Wiener zum Boykott veranlasst, nicht irgendeine verkorkste Regie.
    Was mich betrifft, so würde ich keinen Fuß in unsere "Traviata" oder "Tosca" setzen, wenn mich nicht die Besetzung interessiert. "Tosca" habe ich in Wien schon jahrelang nicht gesehen, aber wenn Kaufmann jetzt im Mai den Cavaradossi singt, muss ich natürlich dabei sein :] :] :] :]
    lg SEverina :hello:

    Mir scheint das auch sehr plausibel, was JR da ge- und beschrieben hat. Und irgendwie beruhigt es mich, dass nicht nur die Wiener "Sittlichkeitsbehörden" zu pharisäerhaften Überreaktionen neigen, denn unser "Rake's Progress" lief ja auch unter Jugendverbot wegen der Bordellszene, die an Biederkeit wohl kaum zu überbieten war. Denn an die moralische Gefährdung von Jugendlichen durch den Anblick nackter Geschlechtsorgane glaubt doch wohl anno 2009 ernsthaft niemand mehr und die fingierte Massenkopulation im Gleichtakt wirkte weder obszön, noch erotisch, sondern zumindest auf mich ein wenig lächerlich.
    lg SEverina :hello:

    Flórez-Fans warten wohl schon lange darauf, dass er den Nemorino, diese Paraderolle jedes Belcantisten, endlich auch einmal in Wien verkörpert. Nun, heute war es endlich so weit!
    Der berüchtigte rote Umbesetzungszettel im Schaukasten ließ mich schon Schlimmes befürchten, aber es betraf gottlob "nur" die Absagen von Tatjana Lisnic und Bruno de Simone, die durch Theodora Gheorghiu und Alfred Sramek ersetzt wurde. Es war Srameks erster Auftritt in einer großen Rolle nach seiner schweren Erkrankung, und alle, die ihn seit Jahrzehnten kennen und schätzen, erschraken wohl bei seinem Anblick: Erbarmungswürdig, wie mager und kraftlos er wirkt, das gilt leider auch für seine Stimme, obwohl sie im Laufe des Abends etwas an Volumen gewann. Wehmütig dachten wir daran, welch schlitzäugiger, quirliger Dulcamara er doch vor noch gar nicht so langer Zeit gewesen ist. Heute absolvierte er einen großen Teil seiner Rolle sitzend. Trotzdem, das sei vorweggenommen, wurde Sramek bei seinem ersten Solovorhang mit Jubel empfangen, weil er das jetzt einfach braucht, und entsprechend gerührt reagierte er auch auf die Sympathiebekundungen "seines" Publikums.
    Die zweite Einspringerin, Teodora Gheorghiu, war ein ebenbürtiger Ersatz und machte ihre Sache sehr gut.
    Leo Nucci hatte als Belcore wie immer die Lacher auf seiner Seite, nach meinem Geschmack könnte man diese Partie auch etwas dezenter, mit weniger Holzhammerhumor anlegen. Auch dass der Belcore nur laut und polternd zu sein hat, steht wohl nicht in der Partitur.
    Aber im Fokus der Aufmerksamkeit stand natürlich Juan Diego Flórez, und er riss das Publikum zu Recht zu Begeisterungsstürmen hin. Abgesehen davon, dass das Timbre immer Geschmackssache ist und daher nicht allen gefallen muss, gibt es heute wohl keinen Sänger in diesem Fach, der technisch perfekter ist als der Peruaner. Unglaublich die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der er seine Töne produziert, dabei immer im schönsten Legato, ohne die kleinste Bruchstelle.
    Natürlich erzwang das frenetrisch jubelnde Publikum ein Da capo von "Una furtiva lagrima", und Flórez schaffte das Kunststück, den Schluss noch schöner zu gestalten als beim ersten Mal.
    Überrascht war ich von der Spielfreude meines "Lieblings", denn schauspielerisch war ich mit ihm bekanntlich noch nie zufrieden. Restlos glücklich machte er mich auch heute nicht, zu eingelernt, aufgesetzt wirkt vieles, zu übertrieben erscheint mir manchmal die Mimik. Trotzdem, im Vergleich zu so mancher "Stehpartie" bot Flórez heute auch als Schauspieler eine ansprechende Leistung. (Der entscheidende Unterschied zu einem Kaufmann oder Vilazón ist halt der, dass Flórez das Unglücklichsein spielt, während es die anderen in totaler Identifikation mit ihren Rollen tatsächlich sind.)
    Zu meiner Überraschung wurde offensichtlich gründlich geprobt, denn die Uralt-Inszenierung von Otto Schenk (Die ich aber mag, das gibt's auch ;) :D ) wartete mit vielen neuen Details auf, , während man früher selbst mit geschlossenen Augen immer wusste, was gerade auf der Bühne abging.
    Die lebenswichtige Frage (Tatsächlich von zwei Damen vor mir heftig diskutiert :wacky:), ob Flórez wohl wie früher üblich einen Apfel schälen oder wie Villazón mit Orangen jonglieren würde, wurde mit weder-noch beantwortet, denn er legte ein kesses Tänzchen mit einem Besen hin.
    Zum Schluss herrschte eitel Wonne und Sonnenschein, großer Jubel für alle, Standing Ovationes für Flórez, insgesamt 20 Minuten Applaus.
    Und ich freue mich auf die nächste Vorstellung am Mittwoch! :] :] :]
    lg Severina :hello:

    Lieber Gregor,
    danke für die Blumen ;)! Ich habe in Zürich schon eine Reihe sehr guter Carsen-Inszenierungen gesehen (Lucia, Semele) und freue mich auf seine Poppea im Theater an der Wien im nächsten Jahr. Den Raffinerie-Trovatore fand ich auch nicht so prickelnd, obwohl das Bühnenbild live schon sehr spektakulär war und besonders die Szene mit dem ZIgeunerchor (bei Carsen Industriearbeiter) unter die Haut ging.
    Unsere "Manon Lescaut" fand ich zwei Akte lang sehr gut, aber im letzten geht das Konzept nicht mehr auf, den Schluss finde ich ebenso lächerlich wie du.
    Was nun die "Tosca" betrifft, so passiert nichts revolutionär Neues, sieht man davon ab, dass die Handlung irgendwann in den 50erjahren des vorigen Jahrhunderts spielt, laut Carsen die Zeit der großen Diven. Aber durch die spannenden Interaktionen auf der Bühne werden das Wo und Wann bald nebensächlich - Eifersucht, Divenhaftigkeit, fieser Machtmissbrauch und Erpressung sind ja (leider) Erscheinungen, die an keine bestimmte Epoche gebunden sind....
    Was Hampson betrifft: Wie ich geschrieben habe, hat er stimmlich sicher seine besten Zeiten hinter sich, aber er formt ein eindrucksvolles Rollenporträt. Dass er allerdings nur schwer zu hören war, könnte ich jetzt nicht bestätigen, im Gegenteil, seit ihm eben nicht mehr ein reiches stimmliches Farbspektrum zur Verfügung steht, neigt er dazu, das mit Lautstärke zu kompensieren. (Seinen zu 90% gebrüllten Giorgio Germont zwei Tage später fand ich schrecklich :no: :no: :no: :no: :no: )
    lg Severina :hello:

    Das ändert sich natürlich immer wieder, aber momentan liebe ich:


    Lyrischer Tenor:


    1. Non mi lasciare, o speme di vendetta (Rossini, Guglielmo Tell) mit Juan Diego Flórez


    2. J'ai perdu mon Euridice (Gluck, Orphée et Euridice) mit J.D. Flórez


    3. Enfin Manon... En ferment les yeux /Massenet, Manon) mit Rolando Villazón


    Heldentenor:


    1. Recondita armonia (Puccini, Tosca) mit Jonas Kaufmann


    2. Dei miei bolenti spiriti (Verdi, La Traviata) mit Pjotr Beczala


    3. Winterstürme wichen dem Wonnemond (Wagner, Walküre) mit Johan Botha


    lg Severina :hello:

    Zitat

    Original von maticus


    Kirill oder Vasily? Letzterer ist nämlich Chefdirigent beim Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. Ich habe da eine sehr schöne und empfehlenswerte CD mit Fleischmanns Oper "Rothschilds Geige" und Schostakowitschs Oper "Die Spieler". Wollte ich immer schonmal schreiben (und werde ich vielleicht mal ausführlicher).


    :hello:
    maticus


    Wenn die ersten Presemeldungen stimmen, wird's schon der Kirill sein!
    lg Severina :hello:

    Zitat

    Original von Gurnemanz


    Für mich eine interessante Information, da ich dann in Wien sein werde. Die Namen der beteiligten Künstler sagen mir nichts, daher meine Frage an die Kenner/innen: Was darf hier erwartet werden?


    Lieber Gurnemanz,
    die Damen (Denoke, Baechle, Krasteva) sind allererste Sahne, vor allem auch schauspielerisch, was bei dieser Oper nicht unwichtig ist. Über die Herren bin ich nicht so glücklich, denn Kurt Rydls gute Zeiten sind schon lange vorbei (In meinen Ohren scheppert er ganz schauerlich :no: ) und Marian Talaba finde ich schlicht und einfach langweilig.
    Was Hartmann betrifft, so hoffe ich, dass er neben seinem doch sicher arbeitsintensiven ersten Jahr als Burgtheaterdirektor genügend Zeit für diese Regie abzweigen kann, sonst erleben wir womöglich eine Züricher "Carmen", wo nach einem ausgezeichneten und durchdachten ersten Akt die Inszenierung rasant abflachte, bis zum Schluss das übrig blieb, was den Sängern halt so einfiel.....
    lg Severina :hello:

    Ich habe Giacomo Aragall nicht nur wegen seiner schön timbrierten Stimme, sondern auch wegen seiner darstellerischen Qualitäten geliebt. Leider hat sein fragiles Nervenkostüm die große Karriere verhindert, denn sein Platz wäre ganz an der Spitze gewesen. (Ich habe ihn immer viel höher eingeschätzt als z.B. Carreras) Er war jahrelang unser Parade-Cavaradossi, an den bis letzten Sonntag niemand herankam. Nun hat er in meinen Augen und Ohren in Jonas Kaufmann einen würdigen Nachfolger gefunden :]
    lg Severina :hello:

    Giacomo Puccinis "Tosca" galt meine Reise in meine zweitliebste Opernstadt, Zürich, und das hatte zwei Gründe: Der eine heißt Jonas Kaufmann, der andere Robert Carsen, denn der glücklichen Kombination einer meiner Lieblingssänger mit einem meiner Lieblingsregisseure konnte ich natürlich nicht widerstehen. Außerdem wollte ich endlich wieder einmal eine spannende "Tosca" erleben, und in dieser Hoffnung wurde ich auch nicht enttäuscht.
    Allerdings etwas verblüfft, denn nach seiner sehr politisch orientierten Züricher Lucia dachte ich natürlich, Carsen würde diesen Aspekt in einer Oper, wo dies doch weit naheliegender ist, ebenfalls ins Zentrum seiner Regiearbeit stellen. Aber weit gefehlt, der historische Hintergrund interessiert Carsen ebenso wenig wie eine konkrete Diktaturkritik, ihm geht es diesmal um das Theater im Sinne von Schnitzlers "Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug." Das heißt, für Carsen ist Tosca in erster Linie die große Diva, erst in zweiter die liebende Frau, und für die Legitimation dieser Sicht gibt es im Libretto genügend Belegstellen. (Es handelt sich aber keineswegs um das beliebte und schon ziemlich abgenützte "Theater-im-Theater-Modell"!)
    Daher zeigt auch das Bühnenbild nicht die üblichen Schauplätze (Kirche, Palazzo Farnese, Engelsburg), sondern die drei "Aspekte" eines Theaters: Zuschauerraum, Hinterbühne, Bühne, wobei Ausstatter Anthony Ward eine sehr einfache, aber raffinierte Lösung gefunden hat, mit praktisch einem einzigen Bühnenbild auszukommen, das nur geringfügig modifiziert wird. Die Spielfläche wird von einem rechtwinkeligen Dreieck gebildet, dessen Basis die Abgrenzung zum Orchestergraben ist. Die linke, kürzere Seite besteht aus einer Mauer, die im ersten Akt als Hintergrund für ein beinahe fertig gestelltes Fresko - die HL. Maddalena - dient, die rechte, lange wird von einem Vorhang begrenzt, der entweder die imaginäre Bühne (im 1. und 2. Akt) oder den imaginären Zuschauerraum (im 3. Akt) verhüllt. Im Scheitelpunkt des Dreiecks ragen zwei mächtige, golden kannellierte Säulen auf hohem Sockel bis in den Schnürboden hinauf.
    Im 1. Akt ist der Vohang aus rotem Samt mit Goldbordüren, davor stehen ebenfalls rot gepolsterte Stühle in einer Anordnung, die unschwer den Ort als Zuschauerraum eines Theaters definieren. Ein hohes Gerüst steht vor dem Fresko, darunter führt eine kleine Türe in ein Nebengemach - die "Kapelle", in welcher Angelotti verschwindet, nachdem er den Schlüssel auf dem Sockel des Säulenpaares gefunden hat. Die Zuschauer der letzten Vorstellung haben allerhand Müll hinterlassen, u.a. auch Programmhefte, die ebenso wie die der echten Aufführung das Bild Toscas auf dem Titelblatt zeigen. Der Sagrestano, hier logischerweise ein Theaterdiener, beseitigt schimpfend das Chaos, rückt Sessel gerade und lässt das Publikum nicht im Unklaren darüber, was er von seinem Job hält. Beim "Angelus domini" ist er nicht so ganz bei der Sache, denn er hält dabei ein Programmheft in Händen und scheint die schöne Diva mit recht unfrommen Gedanken zu betrachten. Daher mischt sich in des Sagrestano Abscheu vor dem Freidenker Cavaradossi ein gehöriger Schuss Eifersucht, weil der besitzt, was er wohl auch gern hätte, nämlich Herz und Körper der vergötterten Sängerin. Giuseppe Scorsin macht aus dieser kleinen Rolle eine gelungene Charakterstudie, die sich mit vielen feinen Details einprägt.
    Jonas Kaufmann, mit Jeans und weißem, locker über die Hose hängendem Hemd, beides mit Farbspritzern verunziert, ist ein Bilderbuchcavaradossi und bewegt sich auf der Bühne mit einer Natürlichkeit, die mich immer aufs Neue begeistert. Nie ertappt man ihn bei einer pathetischen, falschen Geste, der Dirigent scheint für ihn nicht zu existieren, denn kaum einmal schaut er bewusst in diese Richtung, und trotzdem verpasst er keinen Einsatz. Wie ein großer Junge wirkt dieser Cavaradossi, unbeschwert, verspielt und natürlich seeeehr verliebt in seine Floria, deren Eitelkeit und Hang zur Selbstdarstellung er zwar erkennt, aber als liebenswerte Schwäche betrachtet. Mit Politik hat der Maler in Carsens Lesart nicht viel am Hut, er hasst Scarpia nicht so sehr wegen seiner politischen Funktion, sondern weil er ihn als Mensch verabscheut - noch nie hörte ich so viel Verachtung beim "Bigotto satiro".
    Dann tritt Tosca auf, und sie tut es bei Carsen in doppeltem Sinn, denn in (fast) allem was sie macht und sagt, ist sie die große, vergötterte Diva, die nie auf ihre Außenwirkung vergisst. Selbst in den intimen Momenten der Zweisamkeit kann sie ihre Rolle nicht ganz ablegen, und so tritt sie während des "Non la sospiri la nostra cassetta" vor an die Rampe, als stünde sie auf der Bühne und berauscht sich an der Kunst ihres Vortrags. Belustigt und nachsichtig lächelnd verfolgt Cavaradossi diesen "Auftritt" seiner Geliebten. Ist Toscas rasende Eifersucht echt oder gespielt? Man weiß es nicht so genau, und exakt dieser Schwebezustand zwischen Spiel und Realität ist es, das diese Inszenierung so spannend macht. Für Tosca ist die ganze Welt ihre Bühne, alle Menschen ihr Publikum, dessen Bewunderung sie um jeden Preis erringen will, selbst wenn es sich um Scarpia handelt, den sie als Charakter natürlich durchschaut und verabscheut. Trotzdem fühlt sie sich durch sein Interesse an ihr geschmeichelt, und als beinahe instinktive Reaktion auf sein Auftauchen im Theater (Kirche) zückt sie ihre Puderdose und korrigiert ihr Makeup, ihn dabei verstohlen im Spiegel betrachtend.
    Diesen Auftritt Scarpias inszeniert Carsen als Knalleffekt: Man erwartet natürlich, er würde wie die anderen von der Seite hereinkommen, aber nein, er taucht plötzlich wie ein Deus ex macchina auf dem Sockel zwischen den beiden Säulen auf, wie ein drohendes Unheil von oben. Natürlich verliert diese Szene an Wirkung, wenn man sie zum zweiten Mal sieht, beim ersten Mal hielt ich wirklich den Atem an.
    Schon im 1. Akt erkennt man, was im 2. dann natürlich offensichtlich ist, dass hier zwei starke Persönlichkeiten aufeinandertreffen und die Herausforderung des jeweils anderen nicht nur annehmen, sondern in einer gewissen Weise auch genießen. Und wieder "spielt" Tosca ihr Spiel, denn eben rast sie noch vor Eifersucht, um im nächsten Moment huldvoll lächelnd zwei Bewunderern ihre Programmhefte zu signieren, bevor sie, ganz im Stil der großen Diva, abrauscht.
    Während Scarpia sein "Va Tosca...." anstimmt, füllt sich der Raum mit Zuschauern, die von Billeteuren auf ihre Plätze gewiesen werden, und am Ende des Tedeums hebt sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf eine im goldenen Strahlenkranz thronende Tosca (Madonna), zwei goldene Posaunenengel schweben über ihr und kirchliche Würdenträger beugen ehrerbietig Köpfe und Knie - die Kirche als farbenprächtige Inszenierung, die jedes Theaterstück in den Schatten stellt!
    Der 2. Akt spielt auf der Hinterbühne, statt des Vorhangs erblickt man eine graue Stahlwand mit der Aufschrift "Vietato fumare!", wo im ersten Akt das Fresko hing, lehnt nun ein überdimensionales Poster von Tosca. Ein prächtiger Barocktisch mit passendem Stuhl - ein Requisit, wie es in jedem Theater zu finden ist - und links vorne einige achtlos deponierte Scheinwerfer charakterisieren die Lokalität. Scarpia betrachtet rauchend das Bild mit dem Ziel seiner Begierde.(Naja, auch ohne diesen flachen Gag wüsste man: "Für diesen Mann gelten weder Gesetze noch Verbote!", aber bitte...) Dann öffnet er eine Reihe von Briefen, und mit diesem Brieföffner wird er später ermordet werden. Cavaradossi ist so irritiert vom Bild Toscas in Scarpias Gemach, dass er zunächst wie geistesabwesend auf die Fragen antwortet, dann aber umso wütender wird, besonders, als seine Floria nun auch ad personam auftaucht. Sie rauscht herein, wieder ganz große Diva, im Arm einen Strauß roter Rosen, und scheint kein bisschen pikiert über die Einladung des Polizeichefs. Das ist sie erst, als sie ihren Geliebten vorfindet.... Nach dessen unfreiwilligem Abgang beginnt ein Verbalduell zwischen Tosca und Scarpia, das an Spannung nichts zu wünschen übrig lässt. Es sind zwei ebenbürtige Partner, die einander nichts schenken, und bei Tosca verhärtet sich der Verdacht, dass sie wieder einmal Realität und Bühne verwechselt. Das empfindet offensichtlich auch Scarpia so, denn bei den Worten "Mai Tosca alla scena piu tragica fu!" wirft er ihr höhnisch lachend das Programmheft mit ihrem Coverfoto vor die Füße. (Es lag auf seinem Schreibtisch) Dann zerfetzt er mit dem Brieföffner Toscas Bild an der Wand und wirft ihn achtlos auf den Boden.
    Selbst der halb bewusstlose Cavaradossi erschrickt über die sichtbaren Spuren dieser Raserei. Als er aber Toscas Verrat erkennt, wirft er den Rahmen mit dem zerstörten Bild auf den Boden.
    Tosca erwacht nun kurz aus ihrer Theaterscheinwelt und erkennt, dass dies alles kein Spiel mehr ist, dass es nicht mehr um Bewunderung und Ruhm, sondern um das nackte Leben und ihre Ehre geht. Carsen verdeutlicht dies auf berührende Art und Weise, indem er Tosca ihr "Vissi d'arte" beinahe im Dunklen beginnen lässt, während der Scheinwerfer auf Scarpia ruht, der höhnisch lächelnd an der nun nackten Ziegelwand lehnt. Sie ist nun nicht mehr die große Diva, sondern nur mehr Frau und Liebende, schutzlos und verletzlich. Allerdings dauert diese Phase der Reduktion auf den Menschen Floria Tosca nur kurz, denn im Laufe der Arie gewinnt sie immer mehr an Selbstsicherheit und bei " e diedi il canto agli astri" ist sie wieder ganz die berühmte Tosca, die mit theatralisch erhobenen Armen - und auch wieder im vollen Scheinwerferlicht - auf den Applaus des Publikums wartet. Dieser erfolgt natürlich reichlich, und als es im Zuschauerraum wieder still ist, applaudiert Scarpia, langsam, begleitet von hämischem Grinsen. Das ist eine der Momente dieser Inszenierung, die wirklich Gänsehaut erzeugt.
    Als dann der "Deal" geschlossen ist, benimmt sich Tosca keinesfalls wie ein Opferlamm, sondern will Scarpia diesen Triumph, sie erniedrigt und womöglich panisch zu sehen, auf keinen Fall gönnen. Im Gegenteil, während er den Geleitbrief schreibt, tritt sie an seinen Tisch und legt langsam, beinahe ein wenig lasziv, ihre Ohrringe ab und zieht die langen Handschuhe aus. Scarpia beobachtet sie dabei mit einem Blick, der alleine Thomas Hampson schon den Schauspieloscar sichern würde, und löst mit saradanischem Grinsen seine Fliege (Dieser Polizeichef trägt natürlich Anzug und Gilet.) Hastig schreibt er weiter, während Tosca ihr Kleid ablegt. Dabei fällt ihr Blick auf den noch immer am Boden liegenden Brieföffner. Herausfordernd legt sie sich auf ihr zerfetztes Bild und stößt ihn Scarpia, der sich mit dem "Finalmente mia!" auf sie stürzt, ins Herz, rollt ihn von sich herunter, kniet sich auf ihn und singt ein "Muori!!", das einem durch Mark und Bein geht. Dafür klingt das "Davanti a lui tremava tutta Roma! beinahe ein wenig spöttisch. Der tote Scarpia wird nicht wie üblich mit Kreuz und Kandelaber aufgebahrt, Tosca legt ihm das Programmheft mit ihrem Bild, das er ihr zuvor vor die Füße geworfen hat, auf die Brust, gemeinsam mit einer Rose, die sie aus ihrem Strauß zupft. Sie rennt auch keineswegs panisch davon, zieht sich in aller Ruhe an, vergisst auch besagten Rosenstrauß nicht und verlässt den Raum, wie sie ihn betreten hat: Im Stil einer großen Diva.
    Im 3. Akt befinden wir uns nun auf der völlig leeren Bühne, deren Vorhang (die graue Rückseite) zugleich mit dem echten hoch geht. Cavaradossi steht mit dem Rücken zum Publikum und blickt in den imaginären Zuschauerraum, der als große Dunkelheit vor ihm liegt. Während der Hirtenknabe sein Lied singt (übrigens vom Beleuchterraum hoch über den Köpfen der Zuschauer) sinkt er langsam in die Knie und krümmt sich am Bühnenboden. Dann kommt das einzige Element dieser Inszenierung, das ich nicht verstehe: Anstatt des Briefes an Tosca malt Cavaradossi mit Kreide ein riesiges Auge an die Ziegelmauer. (Bezugnehmend auf die Occhi neri?????) Sonst passiert nichts Spektakuläres in diesem Akt, sieht man vom wieder äußerst intensiven Spiel von Jonas Kaufmann und Emily Magee ab. Und wie stirbt Tosca bei Robert Carsen? Wie sie gelebt hat, als große Diva! Feierlich schreitet sie vor an die Rampe (die Verfolger treten nicht in Erscheinung, man hört sie nur aus dem Off), im Lichtkegel auf der ansonsten völlig finsteren Bühne, und springt in den imaginären Zuschauerraum.
    Wenn sich dann der Vorhang zum ersten Mal zum Schlussapplaus öffnet, steht Tosca alleine im Rampenlicht, zwei riesige Rosensträuße im Arm, und spielt noch einmal die große Diva, bevor die "richtigen" Vorhänge beginnen.
    Fans des extremen Regietheaters werden dieser Inszenierung nicht allzu viel abgewinnen können, denn eine spektakuläre Neudeutung nimmt Robert Carsen auf keinen Fall vor. Er konzentriert sich auf die Personenführung und setzt auf das intensive Spiel seiner Protagonisten, und diese Rechnung geht mit Emily Magee, Jonas Kaufmann und Thomas Hampson 100%ig auf. Da gibt es so unglaublich viele Details, subtile Ideen, sodass ich mir wünschte, ich könnte die gesamte Aufführungsserie sehen, um bei jeder Vorstellung neue Finessen zu entdecken.
    Wie gesagt: Schauspielerisch gebührt allen Sängern eine Auszeichnung, selbst kleinen und kleinsten Rollen verleiht Carsen ein unverwechselbares Profil.
    Aber auch musikalisch befanden sich beide von mir besuchten Vorstellungen auf sehr hohem Niveau, wobei Emily Magee und Jonas Kaufmann bei der PR doch Nerven zeigten und an ihre makellosen Leistungen bei der GP nicht ganz herankamen. Emily Magee verwackelte just bei "Vissi d'arte" einige Töne, was mich wahrscheinlich gar nicht gestört hätte, hätte ich nicht ihre GP noch im Ohr gehabt. Aber ihr voller, warmer Sopran, der auch bei den Spitzentönen ohne jede Schärfe auskommt und realtiv vibratoarm ist, so wie ich es liebe, begeisterte mich einmal mehr.
    Jonas Kaufmann ist sowohl stimmlich wie auch schauspielerisch für den Cavaradossi prädestiniert und für mich endlich ein würdiger Aragallnachfolger, auf den ich bis zum 27. April vergeblich gewartet habe. Wie dieser verfügt sein Tenor einerseits über die Durchschlagskraft, ein fulminantes, endlos gehaltenes "Vittoria!" zu schmettern, bei dem der Kronleuchter klirrt, andererseits über genügend Atem, die typischen "Puccinibögen" schwelgerisch und auf einer bruchlosen Linie auszusingen und vor allem über eine perfekte Pianokultur. So innig, schwebend und dennoch körperhaft kamen die "Dolci mani" bisher eben nur von Aragall. Und just hier zeigte Jonas bei der PR Nerven: Während die Piani bei der GP einfach perfekt klangen, zum Niederknien schön, fehlte ihnen am Sonntag ein wenig die Stütze. Ohne den Unterschied im Ohr hätte ich wahrscheinlich wenig daran auszusetzen gehabt, aber so wusste ich, dass er's besser kann. Puccini liegt Jonas Kaufmann überhaupt besser in der Kehle als Verdi, diesen Eindruck fand ich zwei Tage später bei der "Traviata" bestätigt. Während er mir als Duca, Carlo und eben Alfredo zwar sehr gut gefällt, ich aber nie so restlos glücklich bin, begeistert er mich als Cavaradossi ohne Wenn und Aber, und die neue "Butterfly" mit ihm unterstreicht diesen Befund.
    Thomas Hampson gab sein Debut als Scarpia und überraschte mich dabei positiv. Dass er schauspielerisch einen herrlich fiesen Polizeichef abgeben würde, hatte ich vorausgesetzt, bei seinen letzten Auftritten in Wien hatte er mich stimmlich aber ziemlich enttäuscht. Nun klang er ausgeruht, sein warmer, eher hell timbrierte Bariton wartete mit mehr Farbnuancen auf als zuletzt, doch konnte man leider nicht überhören, dass Thomas Hampson den stimmlichen Zenit wohl überschritten hat. Die souveräne, strahlende Höhe von einst ist dahin, leider versucht der Sänger dies mit Lautstärke zu kompensieren. Das kann man beim Scarpia als rollendeckend durchgehen lassen, nicht aber z.B. beim Germont zwei Tage später. Trotzdem war es ein erfreuliches Wiedersehen mit einem meiner Lieblingssänger, und durch seine intelligente Rollengestaltung lässt mich Hampson leicht vergessen, dass es halt leider nicht mehr so klingt wie einst im Mai......
    Paolo Carignani war sehr kurzfristig für Christoph von Dohnany eingesprungen, der nach Differenzen mit dem Ensemble wenige Tage vor der PR das Handtuch geworfen hatte. Er hatte also kaum Zeit, das Orchester, das die ganze Zeit mit Dohnany geprobt hatte, auf seine Lesart einzustellen. Ich hatte an seinem Dirigat eigentlich nichts auszusetzen, hörte aber einige kritische Stimmen, dass speziell der 3. Akt zu langsam gewesen sei. Da Jonas Kaufmann über einen langen Atem verfügt, machte sich das nicht negativ bemerkbar. Dankbar bin ich Carignani, dass er nach ""E lucevan le stelle" nicht die übliche Klatschpause machte, sondern zügig weiter dirigierte, sodass der Spannungsbogen nicht verloren ging.
    Der ihm vorenthaltene Jubel wurde Jonas Kaufmann dann beim Schlussapplaus in überreichem Maße zuteil. Gäbe es ein "Applausometer", hätte es bei ihm am weitesten ausgeschlagen, gefolgt von Thomas Hampson und etwas abgechlagen Emily Magee. Das fand ich ehrlich gesagt etwas ungerecht, denn für mich ist sie eine großartige Tosca.
    Auch das Regieteam wurde mit ungeteiltem Jubel bedacht, es gab kein einziges Buh, denn das Züricher Publikum ist gottlob aufgeschlossen genug, dass eine Kirche auch mal ein Theater sein darf. (Eine ohnehin nicht so absurde Assoziation :stumm: )
    lg Severina :hello:

    Lieber Alviano,
    da ich kein PR-Abo habe, werde ich erst in einer späteren Aufführung sein und verlasse mich dann einmal auf deine Eindrücke. Tancredi ist für einen Rossinifan natürlich Pflicht, die Iphigénie werde ich sicher auch in mein Abo nehmen (Ich darf mir die 5 Vorstellungen aussuchen), bei den restlichen zwei schwanke ich noch zwischen dem "Prinzen von Homburg", "Il mondo della Luna" (wo mich auch Julia Kleiter reizt, die ich sehr mag), und "Death in Venice". Beim "Freischütz" bin ich sehr misstrauisch, was die Regie betrifft, denn dass Stefan Ruzowitzky einen Oscar gewonnen hat, prädestiniert ihn noch lange nicht zum Opernregisseur, und er scheint das selbst eher als Gag aufzufassen. (Außerdem bin ich ohnehin der Meinung, er hat den Oscar in erster Linie dem genialen Karl Markovics zu verdanken, denn von der Regie her finde ich "Die Fälscher" eher mittelmäßig. Aber das ist jetzt sehr OT!)
    lg Severina :hello:


    Das wird auf jeden Fall ein Knüller, was die Besetzungen betrifft, weil sich Holender in seiner letzten Saison mit Pauken und Trompeten verabschieden wird und alles aufbietet, was Rang und Namen hat. Sogar Natalie Dessay, die üblicherweise keine Repertoirevorstellungen singt, wird Holender zu Liebe zwei Sonnambulas singen (Ich hoffe sehr mit Flórez!! :] ), Hampson bricht ausnahmsweise seinen Österreichboykott, Domingo soll als Parzifal kommen usw. usw.
    lg Severina :hello:

    Lieber Alviano,
    die Poppea werde ich auch sicher in mein Wahlabo nehmen, zumal ich ja ebenfalls ein Carsen-Fan bin. (Am Sonntag werde ich in Zürich seine Tosca-PR erleben :] ) WElchen Donnerstag hast du denn im Visir? Allerdings erstaunt es mich, dass dich nicht die Uraufführung im Februar mehr reizt!
    lg Severina :hello:

    Zitat

    Original von Alviano
    Liebe severina,


    ist es in Wien im Januar eigentlich sehr ungemütlich :wacky: ?


    Lieber Alviano,
    ungemütlicher als am 24. März sicher nicht, wir haben nämlich gerade einen Schneesturm....... Und vor allem: Im Jänner ist Wien herrlich leer, was Touristen betrifft, und das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. (Und im Frauenhuber kriegt man auch leichter einen Platz ;) )
    lg Severina :hello:

    Lieber Gregor,
    ich war gestern auch noch einmal drinnen (wie auch in der 2. Vorstellung) und bin ebenso wie du der Meinung, dass die Produktion an Intensität gewonnen hat, was aber an den Sängern und beileibe nicht an der Regie liegt. Die halte ich immer noch für nicht WSO-würdig, wenn ich auch die Ballszene nun etwas freundlicher beurteile. Zumindest den Auftritt von Monsieur Triquet fand ich beim 3. Mal nun doch ganz gelungen, und die Duellszene habe ich inzwischen auch ohne Ablenkungen gesehen. Für mich stellt es sich so dar, dass Lenski sterben will (darauf deutet ja auch sein Abschied von Olga und einige Textzeilen in "Kuda ...kuda...." hin), Onegin kann seinen Schuss hingegen nicht mehr verhindern (Ob er es will?) Ich finde aber die Duellszene nach wie vor ziemlich schwach inszeniert, denn so ist nie im Leben ein Duell abgelaufen, da gab es ganz strikte Regeln.
    Simon Keenlysides Steigerung (stimmlich wie auch darstellerisch) war auch für mich deutlich und erfreulich, Ramon Vargas halte ich nach wie vor für eine Fehlbesetzung, abgesehen davon, dass ich den von einigen Kritikern bejubelten "Schmelz" in seiner Stimme schlicht und einfach nicht höre. Für mich klingt er schon reichlich abgesungen, vergleicht man ihn mit seiner sehr guten Leistung als Carlos vor einigen Jahren. Der Blumenwurf nach der Arie befremdete mich auch ziemlich, deshalb regte sich leise Schadenfreude, als Vargas den Strauß beim Schlussapplaus an Tamar Iveri weiter reichte. Das wird seinen Fan not amused haben :D
    Eines allerdings erstaunt mich an deinem Bericht: Eine enthusiastische Begeisterung des Publikums konnte ich beim besten Willen nicht ausmachen, in meinen Ohren klangen sowohl Applaus wie auch Jubel ziemlich mittelmäßig, und fünf Solovorhänge sind mehr als mickrig, gemessen an diesem musikalisch wirklich großartigen Abend. (Ich saß übrigens in der 9er-Loge Parterre 1. Reihe, also ziemlich nahe am Geschehen)
    lg Severina :hello:

    Zitat

    Original von Joseph II.
    Wann ist mit den Spielplänen der Bayerischen Staatsoper München, der Wiener Staatsoper und des Staatstheaters Nürnberg zu rechnen?


    Die Pressekonferenz der WSO findet am 2. April statt, also wird der Spielplan wohl auch am 2. im Netz stehen.
    lg Severina :hello:


    PS: Armer Bernd, bei den Regisseuren (Marelli, Joel - au weia!) bist du wirklich zu bedauern, aber einige Besetzungen sind natürlich seeeehr reizvoll :], und der Pelly-"L'Elisir" wird sicher auch von der Inszenierung her gut. (Bin ein Pelly-Fan ;) ) Interessant könnte auch der Hoffmann von Robert Carsen werden, bloß ist da die Besetzung ziemlich zweitklassig. Filianoti als Hoffmann täte ich mir nicht freiwillig an.
    lg Severina :hello:

    Hallo Alviano,
    ich hatte schon bei unserer Forza den Eindruck, dass Pountney wohl nichts mehr zu sagen hat. Schade, denn früher gelangen ihm durchaus beeindruckende Inszenierungen, seine "Jenufa" z.B., die gerade wieder auf dem Spielplan steht.
    Dass Pountney den Buhorkan als "Erfolgsmeldung" betrachtet, darfst du ihm aber nicht übel nehmen, das halten doch alle Regisseure so. Zumindest habe ich noch kaum andere Reaktionen bemerkt.
    Doppelt traurig natürlich, wenn neben der szenischen auch die musikalische Seite überhaupt nicht zu überzeugen vermag. Dabei hatte die Kölner Oper doch bis in die 90er ein sehr gutes Ensemble und hochkarätige Gäste, ich habe mich selbst des öfteren davon überzeugt.
    lg Severina


    Liebe Nina,
    da triffst du genau den wunden Punkt, der mir oft auch so manche DVD vermiest, besonders, wenn ich die Vorstellung kenne und daher weiß, was gerade auf der Bühne passiert, abseits des Kameraauges. Besonders bei unserer "Fille du Regiment" habe ich mich geärgert, wenn der Kameramann gerade auf Zoomtrip war und ich aber so gerne die ganze Szene im Bild gehabt hätte. Gerade im ersten Akt passieren zwischen Dessay und Flórez so viele köstliche Kleinigkeiten (Alleine, wenn Tonio sich am Kartoffelschälen versucht :hahahaha: ), dass ich dann bei der TV-Übertragung richtig gelitten habe, weil das meiste davon überhaupt nicht rüberkam. Ich freue mich immer auf die DVD einer geliebten Produktion und bin dann meist enttäuscht.
    Aber auch bei fremden Inszenierungen quält mich oft der Gedanke: "Und was macht sie/er gerade? Wie reagieren die anderen auf diese Situation?" Aber natürlich denke ich mir dann immer "Besser das, als gar nix", besonders wenn es sich um Opernhäuser handelt, wo ich nie im Leben hinkomme.
    lg Severina :hello:


    Liebe Brangäne,
    kann das nicht einfach bewusst satirisch gemeint sein, eben ganz im Sinne von "Wie sich der kleine Ami die Schweiz vorstellt?" Bei einem derart schlüssigen Regiekonzept - zumindest wirkt es mich so - kann ich mir nämlich nicht vorstellen, dass die egisseurin einfach nur so in die plumpe Kitschfalle gestolpert ist.
    Natürlich sieht JDF gut aus, und gottlob wird das einem Sänger im Unterschied zu einer Sängerin :wacky: nie zum Vorwurf gemacht, sonst hieße es auch bei Flórez: "Der macht ja nur Karriere, weil er so schnuckelig ist, andere singen viel besser!"
    Nur sind die anderen nicht in Sicht, Calleja, den Fairy vorschlägt, singt zumindest für meine Ohren in einer eindeutig schlechteren Liga. (Hoffentlich macht Gregor einen Sonntagsausflug ;) )
    lg Severina :hello:

    Ihr Lieben,
    vielen Dank für eure begeisterten und begeisternden Berichte! Ich hab die Übertragung ja nur zeitversetzt am Radio mitverfolgt, und da ging es mir ein bisschen wie Theo. Allerdings hat mich Fairy jetzt total überzeugt: Die etwas scharfen Höhen, die ich bei Dessay einige Male zu hören glaubte, lagen wohl wirklich an der Tonqualität der Übertragung.
    Das Regiekonzept klingt toll, so kann man wirklich alle peinlichen KLippen de Libretto elegant umschiffen. Ich hab's ja nicht so mit Oper im Kino (Denke noch an meine Enttäuschung über den Bohéme-Film :( ), jetzt tut es mir aber fast ein wenig Leid, dass ich nicht dort war. Allerdings tröstet mich natürlich der Gedanke, dass ich meinen Liebling schon im April live an der WSO hören darf, dreimal als Nemorino und zweimal als Lindoro. (Die 3. L'Itlaliana muss ich leider auslassen ;( ;( ;( ;( ;( )


    Zu sagitt: Für mich ist Flórez in seinem Fach momentan absolut kokurrenzlos, denn auch ein Javier Camarena, Francesco Meli etc. die man in letzter Zeit als Flórez-Nachfolger gehandelt hat, reichen bei Weitem nicht an seine technische Brillianz heran. Ich tu mir auch insofern leicht, als ich auch sein helles Timbre sehr mag, allerdings eben nur im reinen Belcantofach. Als Duca z.B. hielt sich meine Begeisterung in Grenzen.
    Es freut mich zu hören, dass ihm der Elvino offensichtlich auch schauspielerisch gelegen ist, denn das ist halt leider sein Schwachpunkt. Aber wenn ihn ein Regisseur fordert, klappt's scheinbar. In unserer "Sonnambula" beschränkte er sich leider auf seine "Lieblingsrolle": Dekorativ in der Kulisse zu stehen und zum Niederknien schön zu singen. :jubel:
    lg Severina :hello: