Sehr interessantes Thema...
Meine erste gravierende Erfahrung mit der Stereophonie im eigentlichen Sinne (nicht lediglich 2 Lautsprecher, die irgendwo herumstehen) war als ich den Stereo-Kassettenrekorder einer französischen Austauschfamilie mit entsprechenden Tonträgern bestückt auf mein Bett gelegt habe und tatsächlich den einen Lautsprecher mit dem einen und den anderen Lautsprecher mit dem anderen Ohr gehört habe. Das Erlebnis war fantastisch, mit diesem einfachen Gerät war eine Räumlichkeit und örtliche Auflösung zu hören, die ich vorher so noch nie kennengelernt habe (müsste so Ende der 70er gewesen sein). Seitdem hatte ich den Wunsch, auch einmal eine höherwertige Stereoanlage zum Hören meiner Musik zu besitzen.
Einige Jahre später war dann dann auch der Fall, die erste richtig gute Anlage (für damalige Verhältnisse) mit CD-Spieler und alllem drum und dran gab's dann aber erst Mitte der 80er. Allerdings muss ich zu meiner Schande gestehen, dass damals so als Pubertier das bewusste und aufmerksame Hören in optimaler Hörposition noch etwas schwierig war.
Seit etwa 15-20 Jahren ist das nun komplett anders. Ich höre mich immer wieder bewusst hin, lege einen Tonträger ein oder - heutzutage - wähle eine Aufnahme auf Qobuz aus und höre konzentriert und aufmerksam der Musik zu, nicht nur in Hinblick auf die Musik, die Struktur, die Interpretation, sondern eben auch auf die klangliche Gestaltung, wobei die Ortbarkeit im Stereospektrum eine wichtige Rolle spielt.
Natürlich habe ich auch die ein oder andere Aufnahme in Monotechnik in meiner Sammlung, einige sind sogar sehr klangschön und auch transparent aufgenommen, aber richtig Spaß macht es eben, weil einfach eine Konzertsaalatmosphäre spürbar ist, wenn man das Werk in Stereotechnik genießen kann.
Mir ist völlig bewusst, dass die CD ein Kunstprodukt ist, dass also der Toningenieur eine Aufnahme so gestaltet, wie er es für richtig hält. Das kann dem Original, welches man im Konzertsaal hört, sehr nahe kommen, muss es aber nicht. Man kann mit geeigneter Aufnahmetechnik eine extrem durchhörbare Stereoperspektive "gestalten", man kann aber auch den Fokus auf einen Mischklang (einige würden es wohl "Klangbrei" nennen) legen. Auch kann man z. B. bei Einzelinstrumenten wie dem Klavier eine gewissen räumliche Distanz schaffen, man kann es aber auch extrem "heranholen" und einen sehr trockenen und direkten Klang erzeugen. Beispiele sind die neu Aufnahme der Beethoven Klaviersonaten von Igor Levit, wobei das Klavier in etwa mittlerer Distanz klangschön, aber auch mit einem gewissen Hall aufgenommen wurde, bei der Aufnahme derselben Werke gespielt von Gulda auf Amadeo ist das Klavier knochentrocken und sehr direkt aufgenommen, was einen näheren Eindruck hervorruft. Beide Aufnahmen haben ihren Wert und ihren Reiz, sie sind einfach anders gesaltet.
Zurück zu Stereo vs. Mono: gerade wenn man sich bewusst auf eine optimale Hörposition begibt, dann ist die Stereophonie mit genau ortbaren Musikern extrem reizvoll. Daher gebe ich solchen Aufnahmen den Vorzug gegebenüber schlechteren Stereo- und auch Monoaufnahmen.
Thema eines weiteren Threads könnte der Unterschied zwischen der Stereophonie und Mehrkanaltechnik sein, gerade bei Musikaufnahmen. Sehr interessantes Thema, wo auch die Raumakustik immer wichtiger wird.
Viele Grüße,
Markus.