Beiträge von Orfeo

    zu Ernst Kozub #106


    Bei Kozub bemängel ich wie bei vielen Sängern, die sich an komplizierte fremdsprachliche Texte wagen, die fehlende Geläufigkeit bei schnellem Singen/Sprechen. Es hört sich nicht natürlich an und wirkt schwerfällig. Ein Paradebeispiel ist oft das Duett Don Pasquale und Malatesta in Don Pasquale, mal zu langsam oder nur genuschelt. Das gleiche gilt aber auch für ausländische Sänger, die sich an deutschsprachige Operetten wagen; ihnen fehlt oft die Leichtigkeit (siehe Del Monaco in #96)

    Ich habe den Eindruck, dass Hörer aus dem von der deutschen Sprache geprägten Kulturraum mit sehr viel mehr Ernst an die säuberliche Unterscheidung zwischen E-Musik und U-Musik herangehen als andere Länder.


    Oper ist natürlich E-Musik, bei Operette kommen einigen schon Zweifel, und alles andere wird nicht so richtig ernst genommen, igitt!


    Opernsänger aus dem spanischen Sprachraum schmettern gerne als Zugabe nach Recitals Granada, Italiener singen O sole mio, Franzosen gerne ein Chanson, Amerikaner Jazz, Gospel oder Stücke aus Musicals. Die meisten gehen recht unverkrampft an die Materie heran, so war sich Bryn Terfel nicht zu schade, schon in zwei Inszenierungen des Musicals Sweeney Todd mitzuwirken.


    Ungewollt komisch wird es allerdings machmal, wenn deutsche Tenöre sich berufen fühlt, italienische canzoni zu singen oder Cucurrucucú Paloma. Da sollten sie in den meisten Fällen den Muttersprachlern überlassen. Es sei denn sie schaffen es, so zu singen wie Juan Diego Florez.


    ...Trotzdem war er deutschsprachig...

    Haarspalterei ist nicht erforderlich.

    Vielleicht ist Haarspalterei trotzdem angebracht.

    Kaum jemand würde verneinen, dass der Amerikanisch sprechende Thomas Hampson hervorragend Deutsch spricht, aber trotzdem ist er nicht deutschsprachig. Das Adjektiv "deutschsprachig" bedeutet in erster Linie, dass jemand Deutsch als Muttersprache erlernt hat, wie z.B. die deutschsprachige Bevölkerung Belgiens oder der Schweiz


    1. Beispiele aus Wiktionary:

    [2] „Außerdem muss Brüssel, neben Flandern, Wallonien und dem deutschsprachigen Siedlungsgebiet, künftig eine von vier eigenständigen belgischen Einheiten mit regionaler Identität bilden.“

    [2] Deutschsprachige Länder sind Deutschland, Österreich und die Schweiz.


    2. Beispiel

    "Der deutschsprachige Reiseführer erklärt Ihnen alle Sehenswürdigkeiten" bedeutet, dass der Reiseführer immer deutsch spricht.

    "Der deutschsprechende Reiseführer erklärt Ihnen alle Sehenswürdigkeiten" bedeutet, dass der Reiseführer je nach Nationalität der Besucher neben anderen Sprachen die Besichtigung auch in deutscher Sprache durchführt.

    Zu nennen wären eher die übrigen Hauptpartien: Raymond Very (Loge), Jochen Schmeckenbecher (Alberich), Michael Weinius (Siegmund), Sarah Ferede (Sieglinde, Götterdämmerungs-Waltraute), Katarzyna Kuncio (Fricka), Corby Welch (Siegfried), Cornel Frey (Mime), Sami Luttinen (Hagen), Richard Sveda (Gunther), Renée Morloc (Siegfried-Erda, 1. Norn).

    Lieber Melomane,


    Du hast vielleicht mehr Informationen als ich, aber woher kannst Du wissen, dass z.B. Richard Sveda den Gunther singt?

    Alle vier Teile sollen ja in Duisburg aufgenommen worden sein mit den Duisburger Philharmonikern, die Götterdämmerung am 23. Juni 2019.

    Ich konnte leider nicht rausfinden, wer von den in der Spielzeit alternierenden Sängern an diesem Tag in Duisburg auftrat, zur Auswahl stehen nämlich laut Besetzungsliste für den Gunther: Bogdan Baciu, Richard Sveda und Johannes Martin Kränzle. Fast alle Rollen sind mehrfach besetzt gewesen.

    Die DOR selber schreibt in der Ankündigung zur CD "Infos zur Besetzung folgen!"



    Gegen Ende er letzten Spielzeit sollte der Zyklus Ring des Nibelungen mit der Premiere der Götterdämmerung in Duisburg vollendet werden. Das Vorhaben fiel leider buchstäblich ins Wasser, denn einige Wochen vor der Premiere flutete eine defekte Sprinkleranlage das Theater Duisburg. Ein Wasserschaden machte die szenische Vollendung des Duisburger „Ring“ zunichte. Die DOR gab daher den Zyklus in konzertanter Form in die Mercatorhalle.

    In der brillanten Akustik des Konzertsaals fügten sich Gesangsstimmen und Orchesterklang zu einem aufregenden Hörerlebnis, das das Publikum mit stehenden Ovationen belohnte.


    Jetzt gibt die DOR den gesamten Ring nach und nach auf CD heraus. Den Anfang machte man mit Das Rheingold (20,-€).

    Noch im Februar wird die Aufnahme freigeschaltet als Streaming, die anderen Teile sollen folgen.


    Dirigat: Axel Kober

    Duisburger Philharmoniker

    Besetzung des ganzen Rings u.a. mit Linda Watson, James Rutherford, Susan MacLean, Lucazs Konieczny

    Zwei Figuren mit Blau und Rosa. Mauerbild (Verso: Abstraktion), 1920

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    Wer hat es schon mal gesehen? Willi Baumeisters Mauerbild Zwei Figuren in Blau und Rosa von 1920 (Nationalgerlerie Berlin)

    Vor Jahren habe ich eine Ausschnitt-Kopie erstanden. Ich liebe das Bild sehr.

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    Und direkt noch ein Lied, das wohl jeder kennt Freut euch des Lebens


    Freut euch des Lebens,

    Weil noch das Lämpchen glüht;

    Pflücket die Rose,

    Eh' sie verblüht!


    Man schafft so gerne sich Sorg' und Müh',

    Sucht Dornen auf und findet sie.

    Und läßt das Veilchen unbemerkt,

    Das uns am Wege blüht.

    Freut euch des Lebens...

    Johann Sebastian Bach schrieb die Kantate "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch" (BWV 86) mit dem zweiten Satz für eine Altstimme


    Ich will doch wohl Rosen brechen,

    Wenn mich gleich die Dornen stechen.

    Denn ich bin der Zuversicht,

    Daß mein Bitten und mein Flehen

    Gott gewiß zu Herzen gehen,

    Weil es mir sein Wort verspricht.

    freue mich ausserordentlich an der Generalprobe einer Oper zuschauen zu können. Und zwar am 31.01.2020 um 11 Uhr im Opernhaus Zürich, Iphigénie en Taurid


    Lieber Wifried,


    an manchen Opernhäusern sind Generalproben öffentlich für alle Interessenten, an manchen kann man für Generalproben regulär Karten kaufen. Andere wiederum handhaben die Vergabe der Karten sehr restriktiv, d.h. Karten erhalten nur Mitarbeiter des Hauses und dürfen nicht weitergegeben werden. Dazu gehört Zürich. Ich habe mal vor Jahren angefragt und erhielt als Antwort, dass es allen Mitarbeitern streng untersagt ist, Karten weiterzugeben.


    Solltest du angestellt sein am Opernhaus ist alles okay, solltest du deine Karte aber durch Beziehungen bekommen haben, solltest du auf jeden Fall solche Sachen nicht an die grosse Glocke hängen und im Internet veröffentlichen. Das kann den/die Mitarbeiter*in in Teufels Küche bringen. Viel Spaß mit Cecila Bartoli und den anderen hervorragenden Sängern.

    Die Italienierin Ilaria Lanzino, zur Zeit als Regisseurin tätig an der Deutschen Oper am Rhein, hat den ersten Platz beim 11. Europäischen Opernregie-Preis belegt für ihre Inszenierung von Stanislaw Moniuszkos Oper Straszny Dwór. Als Regieassistentin wirkte auch bei Hilsdorfs „Ring“ mit und wird im Rahmen von „Young Directors 2020“ am Theater Duisburg ihre Regie von Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“ vorstellen.


    Ilaria Lanzino studierte Gesang und danach Germanistik an der Universität Ca‘ Foscari in Venedig. Sie war bisher tätig in Dortmund, Nürnberg und Coburg.

    Der Europäische Opernregie-Preis – EOP – ist der einzige bedeutende internationale Wettbewerb für Opernregie. Er wurde 2001 von der Vereinigung Camerata Nuova ins Leben gerufen und alle zwei Jahre verliehen.

    NIcht erstanden, sondern geschenkt bekommen habe ich Regula Mühlemanns neuste CD. Nach dem ersten Blick auf das Cover zuerst noch skeptisch, wurde ich beim zweiten Blick auf die Rückseite neugierig. Lieder über die Heimat von Rossini über Schubert bis zu Othmar Schoeck. Ein erstes Reinhören beseitigte alle Zweifel.



    Sauer bin ich, daß es von der "Traumbesetzung" Monaco/Tebaldi im Othello keine DVD zu geben scheint.

    Lieber La Roche,


    wie soll das gehen? Die Aufnahme ist von 1961, und dass sie technisch aktualisiert auf CD vorliegt, ist sehr lobenswert. Aber vor 60 Jahren wurde eben noch nicht alles auf Video gebannt, daher gibt es ja keine vollständige Oper mit der Callas auf Video. Die berühmten Karajan Opernfilme kamen erst später.

    Also kein Grund sauer zu sein, die Technik war nicht so weit.

    Nachtrag zu # 270


    Beim Abhören der diversen Aufnahmen fiel mir mal wieder auf, dass bei YT Vorsicht geboten ist. Man darf denen nicht alles glauben, denn es gibt Clips,

    1. da steht vorne drauf "Lascia ch'io pianga" aber man hört "Lascia la spina, cogli la rosa", auch von Händel, sogar gleiche Noten, aber mit anderem Text aus "Il Trionfo del Tempo e del Disinganno"

    2. da ist Cecilia Bartoli angekündigt, aber es singt jemand anderes.


    Teilweise ist es eine echte Abenteuertour durch Händels Werke, man sollte es positiv sehen und sich darüber freuen, nicht drauf reingefallen zu sein

    Ich habe mir ein anstrengendes Wochenende angetan und weit über ein Dutzend Aufnahmen von Lascia ch'io pianga aus Händels Rinaldo angehört, darunter so bedeutende Stimmen wie Joyce DiDonato, Renée Fleming, Magdalena Kozena, Philippe Jarousky, Julia Lezhneva, Cecila Bartoli, Simone Kermes, Barbra Streisand, Patricia Petibon, Sonya Yoncheva, Montserat Caballé, Marylin Horne.


    Bartolis Interpretation geht (mir) direkt ins Herz, DiDonato kommt schon ziemlich nah daran, die meisten anderen kamen zwar bis zu meinen Ohren, fanden aber keinen Weg ins Herz (oder besser gesagt mein Herz). Ich will damit nicht sagen, dass Bartoli deshalb die beste der Sänger*innen ist, aber ihr gelingt es, Emotionen begreifbar und nicht nur hörbar zu machen.

    Bei einer Aufnahme (Streisand) begreife ich wirklich nicht, warum sie überhaupt gemacht wurde, sowas seelenloses gehört auf den Ramschtisch oder sofort in den Müll.

    Ich stelle fest, dass hier hauptsächlich Namen genannt werden, die der Vergangenheit angehören.

    Ich habe nicht sehr viele DVD und CD-Aufnahmen, besuche dafür aber mindestens 30 mal pro Spielzeit Vorstellungen in Opernhäusern in Deutschland, Frankreich, Belgien und Niederlande.

    Daher habe ich in meiner Wertung keine einzige Aufzeichnung berücksichtigt sondern nur die 63 Verdi-Opernvorstellungen berücksichtigt, die ich nach dem Jahr 2000 auf der Bühne erlebt habe.

    Ich war selber erstaunt, dass die Soprane/Mezzosoprane und Baritone mir in besserer Einnerung geblieben sind, als die Tenöre.


    Wirklich unübertroffen in der gesamten Rollengestaltung in meiner Erinnerung ist nur einer, nämlich José Cura als Don Carlo, Otello, Calaf und Stiffelio (ist aber auch schon 10-15 Jahre her). Neil Shicof (Don Carlo, Riccardo) brauchte immer viel Anlaufzeit, bis er sein Lampenfieber überwunden hatte und wirklich herrlich sang. Jonas Kaufmann (Don Carlo) war gut, aber Cura war besser. Piotr Beczala (Riccardo) war sehr überzeugend. Benjamin Bernheim ist vielversprechend.


    Aber, das ist natürlich eine ganz persönliche Einschätzung, die von anderen nicht geteilt werden muß.

    Genau so ist sie in Salzburg als Ariodante aufgetreten!

    Aber es ist schon bekannt, dass Ariodante ein Mann ist?


    Warum sollte die Sängerin des Ariodante dann nicht auch wie ein Mann aussehen? Verkleidung gehört dazu. Bart kann, muß aber nicht sein.

    Frau von Otter und Sarah Conolly hatten keinen Bart angeklebt und erregten deshalb kein Aufsehen. Cecilia Bartoli dagegen hatte ja mit ihrer Farinelli-CD das Augenmerk auf die Kastraten gelenkt und sich wahrscheinlich dabei auch ein paar Gedanken gemacht über die Perversion der Kastration von jungen Sängern.

    Ist nun Kastration weniger schlimm als die Travestie auf der Bühne und für das Cover?



    Händel: Ariodante

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    Auf jeden Fall "I<3Cecilia", sogar mit Bart.

    Seit geraumer Zeit beschäftigt man sich Düsseldorf mit der Frage, ob man das Opernhaus abreissen soll oder eine Grundsanierung reicht.

    Das ganze Theater ums Theater geschieht noch nicht mal zwanzig Jahre nachdem die letzte Sanierung stattfand und der Opernbetrieb für einige Jahre in ein Provisorium am Hafen ausgelagert wurde.


    Für die Sanierung kalkuliert man bisher fünf Jahre, das teils baufällige Opernhaus soll an die heutigen technischen Erfordernisse angepasst werden. Dies lässt sich nur durch einen Anbau realisieren. Über die Kosten erfährt man nichts Genaues, was nicht weiter schlimm ist, da Kalkulationen ja meist über den Haufen geworfen werden.


    Ein Abriss und Neubau käme auch in Betracht, aber wo? An gleicher Stelle geht kaum, da der Platzbedarf von heute 14.000 auf 24.000 Quadratmeter steigt und der Teile des Hofgarten mit einbezogen werden müssten. Am Wehrhahn? Da liegen Kaufhof und Karstadt direkt nebeneinader und sind beide nicht ausgelastet. Also eins kann Platz machen.

    Am Hafen?

    Ein Düsseldorfer Architekturbüro schlägt einen Neubau auf der Landzunge neben dem Landtag vor. Die Planer sprechen von einer „Oper, die der Stolz der Bürgerschaft wäre“. Kostenpunkt: 280 Millionen Euro, aber für den Preis bekäme man dann ein Opernhaus wie in Sydney, nur in abgespeckter Version, halt für die arme Provinz.

    Übrigens: das jetztige Opernhaus ist erst 70 Jahre alt.

    Morgen Mitwoch, 15.01.2020 20.03-22.00 Uhr Uhr auf SWR 2

    Schlüsselwerke Beethoven, Gespräch mit dem Pianisten Igor Levit


    Vorgestellt werden:

    Klaviersonaten op. 10/3 D-Dur

    Walsteinsonate op 53 C-Dur

    Pianist Igor Levit