Beiträge von Lohengrin

    Die Reanimation des Themas scheint gelungen (wie kange?).Ich möchte berichten, dass auch wir Forianer außer dem eigenen Nachwuchs Freunde und Bekannte anregen können und sollten, sich klassischer Musik zuzuwenden. Mir gelang dies einmal per Zufall: Ich hatte Karten für ein Konzert eines Streichquartetts gekauft und war plötzlich verhindert Ich überredete einen Freund, der mit klassischer Musik nichts am Hut hatte, an meiner Stelle hinzugehen. Er kam begeistert vom Konzert und drängte mich in der Folgezeit, ihn zu Konzerten mitzunehmen. Hat geklappt.

    Eine schöne CD mit russischer Chormusik von Alexander Gretchaninov (1864-1956) "Liturgia Domestica" op. 79 mit dem Svetoslav Obretenov-Chor und dem Solisten Boris Chris1toff erschien 1979 beim Label "Balkanton". Es ist vor allem Boris Christoff, der fasziniert.

    Während meines Studiums, das nun schon 5 Jahrzehnte zurückliegt und das nichts mit Musik zu tun hatte, wohnte ich mit drei Mitstudenten in einem Zimmer eines Studentenheims. Unser Nachbar (ebenfalls Bewohner eines Viermannzimmers) besaß ein Tonbandgerät und eine komplette Aufnahme des "Rigoletto" in deutscher Sprache mit Heinrich Schlusnus, Erna Berger, Helge Rosvaenge, Joesf Greindl, Margarete Klose u.a. Irgendwann begann wir beim Anhören der Aufnahme mitzusingen - ich sang Sparafucile, Rigoletto, den Herzog von Mantua und sogar die Gilda! Unsere Stimmen klangen je nach Rotweinmenge mehr oder minder gut. Ich denke, wir haben die Oper mindestens 8x "aufgeführt". Seither - und Altgedächtnis kann erstaunlich stabil bleiben - kenne ich den Text komplett auswendig. Bei anderen Opern sind es eher einzelne Arien, die ich auswendig kenne.

    Lieber hart,


    Helge Rosvaenge hörte ich 1957 im Staatstheater Schwerin als Radames in Aida. Bis auf die Sopranistin Hannelore Kuhse als Aida sang (und spielte!) er alles "an die Wand", er hat dazu beigetragen, dass ich mich fortan für Opern und Opernsänger interessierte.

    Nicht nur die Darstellung einer Partie ist für mich wichtig, sondern auch die figürliche Glaubwürdigkeit der eingesetzten Sänger. So stört es mich durchaus, wenn Gilda in "Rigoletto" hochschwanger ist oder Senta im "Fliegenden Holländer", wie ich es Ende Dezember 15 in Bonn erlebt habe. Angesprochen wurde auch schon das Altersverhältnis zwischen begehrenswerter Frau, die trotz Maske bereits sehr reif ist und einem sehr jugendlichen Liebhaber. Auch stört mich abgesehen von der Darstellungskunst (die hervorragend sein kann) und vom Alter, wenn ein zierliches Tenörchen eine ausgesprochen massige Frau anhimmelt oder umgekehrt. Ich schwärme noch jetzt von Opernaufführungen, bei denen "alles" stimmte.

    Ich bin immer froh, wenn Übertitel in der Oper geboten werden, da nicht selten sogar Opern mit deutschem Text von Sängern aus Korea, Bulgarien, Serbien, Russland usw. so schlecht artikuliert werden, dass man sie nicht versteht. Nachteil: Ein Auge geht immer nach oben zum Text, das zweite zur Bühne.

    Zum Antisemitismus Wagners möchte ich Marcel Reich-Ranicki zitieren:


    Als es in einem Gespräch über Wagner zu seinem widerwärtigen Antisemitismus kam, klärte Reich-Ranicki, der Jude, die Situation und Stimmung: Es sei ja wahr, andere Künstler hätten sich ausgezeichnet durch Güte und Großmut und Freigebigkeit und Frömmigkeit und Sanftmut, ja, sie seien einfach bessere Menschen gewesen: "Nur keiner von ihnen hat den Tristan komponiert!"

    Ich bin Wagnerianer und mit missfällt an Wagners Musik eher wenig. Ich höre im Verwandten- und Bekanntenkreis sehr häufig, was denen an Wagners Musik missfällt: "Zu schwer". Bei Nachfragen erfahre ich dann meistens, dass die Leute nicht geurteilt, sondern vorurteilt haben, denn es stellt sich häufig heraus, dass sie noch nie eine Wagneroper gesehen, bestenfalls mal nebenbei im Radio Wagnermusik gehört haben. Wenn ich es geschafft habe, die Personen, denen Wagners Musik zu schwer ist, in eine Wagneroper zu schleifen, sind sie hinterher überrascht und zum Teil sogar begeistert. Natürlich fange ich nicht mit "Tristan und Isolde" an, sondern am liebsten mit dem "Fliegenden Holländer". Letzte erfolgreiche Bekehrung eines wagnermusikablehnenden Ehepaares fand am 25.12.15 in Bonn statt: "Wir hätten nicht gedacht, dass die Musik uns so mitnimmt".

    Ich sammle vor allem Opernsängerstimmen. Wie kann es da bei "nachwachsenden" Sängern je Vollständigkeit geben. Aber auch bei etablierten oder historischen Stimmen gibt es erhebliche Lücken in meiner Sammlung, insbesondere bei Sängern aus dem Osten Europas und Russlands. Lücken im sinfonischen Bereich lasse ich bewusst bestehen, schon, weil die Zeit nicht reicht, meine Lieblingssparte, Opernstimmen, auszukosten. Und bei Beck in München und Dussmann in Berlin sehe ich viele Lücken. Und, schadet uns das?
    Gruß
    Lohengrin

    Ich habe surab Andshaparidze bei einem Gastspiel 1963 oder 1964 in der Nationaloper Sofia in der Rolle des Hermann in Pique Dame und als Radames in Aida erlebt und war sowohl von seiner glänzenden Stimme, als auch von seinem darstellerischen Vermögen tief beeindruckt. Youtube bietet paar Szenen, es lohnt sich, sie anzusehen.
    Gruß
    Lohengrin

    Ich habe surab Andshaparidze bei einem Gastspiel 1963 oder 1964 in der Nationaloper Sofia in der Rolle des Hermann in Pique Dame und als Radames in Aida erlebt und war sowohl von seiner glänzenden Stimme, als auch von seinem darstellerischen Vermögen tief beeindruckt. Youtube bietet par Szenen, es lohnt sich, sie anzusehen.
    Gruß
    Lohengrin

    Liebe Forianer,
    in der Regel höre ich Neuanschaffungen 1x an, erst danach werden die CD einsortiert. Eine Ausnahme: OPERA ITALIANA: 20 Recordings der finest italian operas, insgesamt 40 CD in einer recht hübschen Box. Opern von Menotti, Marinuzzi, Mercadabnte, Salieri Boccgherini, Gazzaniga usw., aber auch von Verdi, Puccini, Händel, Leoncavallo. Bitte motiviert mich, mit wenigstens einer Aufnahme zu starten!
    Gruß
    Lohengrin

    Wir haben ein Luxusproblem!
    Wenn ich alle meine CD auch nur 1 x anhören wollte, müsste ich rund 65 Tage zu je 24 Stunden hören. Da ich vom Alter her nicht mehr ganz taufrisch bin, lebe ich nicht in der Illusion, alles noch einmal hören zu können. Das akzeptabelste Argument für eine zeitlich nicht mehr zu bewältigende Sammlung ist die Verfügbarkeit dessen, was man auf Wunsch hören möchte.
    Gruß und frohe Weihnachten
    Lohengrin

    Die Verführung, sich immer neue Musikkonserven zuzulegen, ist groß - aber wann soll man alles Gesammelte hören? Der Genuss bei "auferlegtem Pensum" dürfte begrenzt sein. Es muss schon ein Lust zum Hören da sein. Irgendwer hat mal gesagt, früher rasierte man sich, wenn man Beethoven hören wollte, heute hört man Beethoven, wenn man sich rasiert. Also klassische Musik als Hintergrundsmusik ? Nein danke.
    Gruß
    Lohengrin

    Mehr zufällig stieß ich bei youtube auf Auftritte des russischen Tenors Vladimir Atlantov. Da ich schon lange nach einer Atlantov-CD suchte, erfreuten mich die Videos. Beim Surfen stieß ich auch auf Zurab Andshaparidze und Ivan Burlak. Also da bleibe ich dran! Die CD-Angebote an Sängern von jenseits des eisernen Vorhangs sind insgesamt dürftig (Beck, Dussmann, 2001), vor allem, wenn man unterstellt, dass es viele uns unbekannte gute Sängerinnen und Sänger in diesem riesigen Land geben dürfte.
    Gruß
    Lohengrin
    .

    Endlich kann ich meinen Favoriten anbringen, den bulgarischen Tenor Nikola Nikolov :jubel: , dessen Glanzzeit in den 60-iger und 70-igern lag. Geboren 1925, ich weiß nicht, ob er noch lebt. Ein wunderbarer Verdi-Interpret. Bei youtube kann man einige Aufnahmen sehen und hören, es lohnt sich.
    Lohengrin

    Ich bin gerade über diesen Thread gestolpert: Wurde schon das Buch "Opernsänger" erwähnt? Es erschien 1962 im Henschelverlag Berlin, herausgegeben von Ernst Krause, Fotos von Jürgen Simon.
    Untertitel: "44 Porträts aus der Welt des Musiktheaters", was heißen soll, aus der DDR.
    Biografien werden genannt von:
    Theo Adam, Frans Andersson, Rolf Apreck, Irmgard Arnold, Rudolf Asmus, Vladimir Bauer, Ursula Brömme, Maria Corelli, Maria Croonen, Ingrid Czerny, Ludmilla Dvorakova, Elisabeth Ebert, Werner Enders, Philine Fischer, Gerhard Frei, Brünhild Friedland, Ruth Glowa-Burkhardt, Ernsr Gruber, Kurt Hübenthal, Rudolf Jedlicka, Hellmuth Kaphahn, Ruth Keplinger, Hans Krämer, Uwe Kreyssig, Wilfried Krug, Hanne-Lore Kuhse, Ruth Lange, Robert Lauhöfer, Günther Leib, Hedwig Müller-Bütow, Harald Neukirch, Gerhard Niese, Hanns Nocker, Gertraud Prenzlow, Kurt Rehm, Martin Ritzmann, Elisabeth Rose, Helge Rosvaenge, Arno Schellenberg, Reiner Süss, Jutta Vulpius, Ingeborg Wenglor, Erich Witte, Christa -Maria Ziese.
    Merkwürdig: Peter Schreier fehlt!
    Als Opern-, besser: Sängerliebhaber kann ich mich an -zig Rundfunkaufnahmen (so hieß das damals) mit o.g. Sängern erinnern, ich habe sehr viele damals vom Radio auf ein Tonbandgerät überspielt. Nur: Die Bänder hielten nicht lange....