Beiträge von Lohengrin

    Hallo Cosima,
    auch wenn der Eintrag uralt ist, ich bin ja neu und darf die zeitliche Lücke schließen: Swjatoslaw Richter fiel mir spontan und auf Anhieb nahezu als Einziger ein, der auf mich charsimatisch wirkte, wenngleich ich ihn leider nur von Platten oder aus Konzertaufzeichnungen im Fernsehen kenne. Allein der ungeheure Beifall, mit dem er bei einer Gastspielreise in den USA am Ende des 1.Klavierkonzerts von Tschaikowski bedacht wurde, spricht für seine besondere Ausstrahlung. Er haute im wahrsten Sinne des Wortes bei allen abschließenden Akkorden des Finales voll daneben, bei einem "Durchschnitts"künstlers hätte es bestenfalls höflichen Applaus, eher zunächst betretenes Schweigen gegeben.


    Ich bin oft von bekannten Künstlern, die ich auch selber erlebt habe, begeistert gewesen (z.B. David Oistrach, Vaclav Neumann, Kurt Masur, Emil Gilels, Nikolai Ghiaurov, Nikola Nikolov, Surab Anshaparidze, Rudolf Kerer, Ricardo Odnopossov, Klaus Tennstedt), doch eigentlich charsimatisch wirkten sie auf mich jedenfalls nicht. Wenn Oistrach seine Geige wegsteckte und sich freundlich verbeugte, war er "nur" ein gutmütig lächelnder dicker Mann mit Wurstfingern, der mich zuvor fraglos enthusiasmiert hatte. Richter dagegen behielt -zumindest in den mir in Erinnerung gebliebenen Fernsehübertragungen - auch dann seine besondere Aura.
    Ich schließe mich mit der Nennung von Peter Ustinov einem weiteren Vorredner, äh, -schreiber an und würde noch einen charismatischen Künstler nennen: Giora Feidman, der es schaffte, in einer rund 1000 (!) Zuschauer fassenden Festspielscheune in MeckPomm innerhalb weniger Sekunden eine derart gespannte Stille des zuvor munter schwatzenden Publikums zu erreichen, dass die berühmte herunterfallende Stecknadel zu hören gewesen wäre - aber selbst die blieb in der Luft stehen!
    Gruß aus dem Norden
    lohengrin

    Bei Urlaubsfahrten kann jedes mitreisende Familienmitglied während der Reise eine Musikkassette abspielen. So zeigen wir uns gegenseitig, was Vertreter unterschiedlicher Generationen mögen.
    Wenn ich mal spät von einer Fortbildungsveranstaltung ca 50 bis 100 km zurückfahren muss, nehme ich Musikkassetten mit, nicht, um mich wachzuhalten (dann würde ich auf einem Parkplatz ein kurzes Nickerchen machen), sondern weil es Langeweile verhindert. Auf Landstraßen kann man die Musik ziemlich ungestört hören, auf der Autobahn stören Windgeräusche zu sehr. Mitunter bleibe ich zu Hause unterm Carport im Auto sitzen, bis ein mich fesselndes Musikstück zu Ende ist.
    Zusammengefasst: Musik im Auto: Ja, aber nur bei längeren Fahrten.
    lohengrin

    Daniel Müller-Schott war einer der Stars der Mecklenburger Musíkfestspiele 2006. Leider habe ich sein Konzert nicht erlebt.
    Favorit ist für mich Mstislav Rostropovich, unvergessen auch sein poilitisches Engagement in der damaligen Sowjetunion. Als die innerdeutsche Mauer fiel, spielte er Cello an einem der Mauerlöcher!
    Vielleicht bin ich slawophil, denn die nächsten Favoriten sind
    Natalja Gutman
    Mischa Maisky


    Gruß
    lohengrin

    Meine Labelauswahl ist auf mein Lieblingsgebiet ausgerichtet: Sänger
    So ganz kapier ich nicht, warum ich diese ehrenwerten Labels das dreckige Dutzend nennen soll. Im Gegenteil, ich würde sie lieber das goldene Dutzend nennen, weil sie meine Bedürfnisse am besten befriedigen, auch was das Geldbörsel betrifft


    History
    MONO
    Line Music
    MYTO
    Lyrica
    Aura
    DECCA
    Membran (Quadromania!!)
    LC (Laserlight classics)
    EMI
    Melodram
    Arte Nova

    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Dass schlecht gespieltes bei Wiederholung als besser empfunden wird, könnte darn liegen, dass man, besonders bei bekannten Stücken, unwillkürlich ergänzt bzw. korrigiert.


    Dieser Gedanke von J.R. erinnert mich daran, dass ich gut bekannte Lieblings-Musikstücke auch dann genossen habe, wenn sie technisch schlecht übertragen wurden (z.B. Mittelwelle, Kurzwelle, wer würde das heutzutage noch über sich ergehen lassen, abgesehen davon, sind diese Wellen jetzt fast leer). Nicht mein Ohr, sondern mein Gehirn hat "Ersatzteile" geliefert und "Remastering", Geräuschunterdrückung u.a. vollzogen.
    Gruß
    lohengrin

    Hallo musicophil,
    ja, stimmt, aber was hat mein Alter mit derm Erkennen zu tun? Wegen der "alten" Sänger, die ich genannt habe? Die Vertreter der jüngeren Sängergeneration habe ich (noch) nicht oft genug gehört, um sie (fast) zweifelsfrei ohne Ansage zu erkennen, aber ich bemühe mich, ich bemühe mich!
    Gruß aus Rostock
    lohengrin

    Als blutiger Anfänger im Taminoforum (nicht in Bezug auf meine Liebe zur Klassik) habe ich zunächst die Themenliste angeschaut und sehr viele Beiträge gelesen. Fazit: Auch Nicht-Fachleute haben ihre Ansichten geäußert, die mir durchaus in meiner Meinungsbildung weiterhelfen. Es geht mir übrigens wie etlichen Forianern: Der "Austausch" über Klassikthemen im Familien- und Freundeskreis beschränkt sich auf (mehr oder weniger geduldig ertragene) Monologe meinersseits. Hier erlebe ich Dialoge - das ist es!
    Gruß aus Rostock
    lohengrin

    Ich verkneife mir, meine Lieblings-CD oft zu hören, da sie sonst irgendwie ausleiern. Also mache ich es wie Don Basilio: Wahlloser Griff in die Reihe. Manchmal denke ich: Nee, das nun gerade nicht, aber meistens genieße ich die Auserwählte (CD!). Ich bin auch schon mal dem Alphabet gefolgt, aber das ist zu blöd.
    Gruß
    lohengrin

    Vorurteile? Jede Menge!
    Um z.B. bei Karl Böhm zu bleiben: Die Tatsache, dass er in der Nazizeit zum Anfang eines Konzertes gelegentlich ohne äußeren Druck den Hitlergruß entbot, stört mich einfach, so dass ich seine Interpretationen innerlich ablehne, wenn ich weiss, dass er dirigiert. Weiss ich' s nicht, finde ich seine Interpretationen einfach großartig!
    Um noch ein aktuelleres Thema, das in anderen threads bereits ausgiebig behandelt wurde und wird, als Hinweis auf jede Menge Vorurteile anzuführen, sei nur das Stichwort genannt: Anna Netrebko
    Gruß
    lohengrin

    Da ich Neuling bin und das taminoforum nach und nach durchforste, melde ich mich zu Wort, auch wenn die letzte Bemerkung zu diesem Thema Monate zurückliegt.
    Wenn ich "Konservenmusik" vom gleichen Dirigenten/Orchester wiederholt gehört habe, empfinde ich diese Interpretation als Standard, sie wirds quasi im Gehirn betoniert. Jede andere, natürlichwerweise abweichende Interpretation fällt mir auf, aber wer die Interpreten sind (Dirigent/Orchester) würde ich nicht herausbekommen. Noch deutlicher fällt mir diese Standardbildung bei Solisten auf. Z.B. habe ich einige der Beethoven- Klaviersonaten mit Aufnahmen von Wilhelm Backhaus etliche Male gehört: Standard. Jeder andere Interpret entspricht nicht meinem Standard -ob nun besser oder schlechter, sei dahingestellt.
    Bei Sängern dagegen gibt es eher Wiedererkennungserlebnisse wegen typischer Stimmeigenheiten. Ich höre mühelos heraus Callas, Prey, Christoff, Schreier, Metternich, Schock, Rosvaenge, Berher, Greindl, Pavarotti -nur reicht so etwas leider nicht zum "Wetten dass..."
    Gruß
    lohengrin

    O ja, ich benutze vor allem Nachschlagewerke über Interpreten, seien es Sänger, Pianisten, Geiger u.a.
    Habe ich etwas übersehen oder war noch nicht das folgende Sängerlexikon genannt?:
    K.J. Kutsch, Leo Riemens "Großes Sängerlexikon" K.G. Saur Verlag Bern und München in 5 Bänden (sehr preiswert -allerdings nicht durchegehend - im Zweitausendeinsverlag zu bekommen)
    Gruß
    lohengrin

    Ohne allzu lange zu überlegen, will ich meine Favoritinnen nennen:
    Maria Callas Sopran (höchste Punktzahll, alle übrigen habe ich wiilkürlich ,also ohne Punktbewertung genannt)
    Elisabeth Rethberg -Sopran
    Vesselina Kasarova Mezzo
    Renata Tebaldi Sopran
    Christa Ludwig Mezzo
    Cecilia Bartoli Mezzo
    Rita Streich Sopran
    Marilyn Horne Mezzo
    Rosa Ponselle Sopran
    Joan Sutherland Sopran
    Kirsten Flagsatd Sopran
    Galina Wischnevskaya


    Gruß
    lohengrin

    Bezüglich Kurt Sanderling gab es zu DDR-Zeiten die Frage nach dem Unterschied zwischen Sanderling und einem Pfifferling. Antwort: Der Pfifferling ist genießbar. Wenn ich die obigen Darstellungen mit überaus positiven Aussagen lese, ist diese "Scherz"frage wohl unberechtigt. Ich habe häufig im Rundfunk von Sanderling dirigierte Musik gehört, der Eindruck war eher neutral, wie es oft bei nicht direktem Kontakt zu den Ausübenden der Fall ist. Wer vermag schon "seinen" Lieblingsdirigenten im Radio oder von einer CD zu erkennen, wenn der Dirigent nicht angesagt wird.
    lohengrin

    Meine Favoriten sind:
    Ivan Kozlovsky (Tenor- und was für einer!)
    Lauritz Melchior (Tenor, was Wunder bei einem Wagner-Fan)
    Boris Christoff (Bass)
    Nikolai Ghiaurov (Bass)
    Heinrich Schlusnus (Bariton)
    Helge Rosvaenge (Tenor)
    Josef Metternich (Bariton)
    Rollando Villazon (Tenor)
    Mark Reizen (Bass)
    George London (Bassbariton)
    Luciano Pavarotti (Tenor)
    Placido Domingo (TEnor)

    Das Sammeln klassicher Musik beginnt anfangs gaaaanz harmlos mit dem Erwerb von klassischer Musik-Weltliteratur: Beethoven, Mozart, Wagner, Verdi, Rossini, Donizetti, Haydn, Schubert, Dvorak, Schumann, Konsalik (ich will nur mal testen, ob mir jemand bis hierhin gefolgt ist), Händel, Bach usw. - und schon hat man nahezu mühelos >100 CD zusammen. Das eigentliche Sammeln, der "Collectionismus" beginnt meiner Meinung nach erst jenseits dieses Grundstocks. Was mich betrifft, so sammle ich Sängerportraits. Wegen begrenzten Raums und selbst auferlegter Finanzgrenzen habe ich mich vom Allessammler allmählich zum Sammler von Aufnahmen gemausert, die ich relativ ausgiebig vor dem Kauf prüfe (im Klartext, ich schleiche lange um sie herum) . Denn - das Problem wurde oft genug erwähnt - neben Raum, Geld brauchts auch Zeit, sich das Erworbene anzuhören, zu vergleichen, gar zu genießen. Trotz aller Vorausmühen: So manch eine CD wird nach einmaligem Hören zu Hause doch in der langen CD-Reihe begraben, Lieblingsaufnahmen behalten Vorrang. Vor zwei Jahren habe ich angefangen, systematisch dem Alphabet nach alle CD noch einmal anzuhören (ich bin beim Buchstaben M) . Welche Überraschung: So manche initial enttäuschende CD ist in den Rang einer Lieblingsaufnahme aufgerückt. In dürren Worten bestätige ich die wiederholt geäußerte Meinung : Alles fließt !
    Loh.


    Ich empfinde Greindl als durchaus böse und das nicht nur in Anführungsstrichen.

    Zitat

    Original von heldenbariton
    Für mich ist Schlusnus d e r Rigoletto; ebenso hervorragend als Wolfram.
    Im Liedgesang leistete er ebenso großartiges, wenn auch manchmal eine gewisse Monotonie im Ausdruck nicht zu überhören ist.


    Mein Bariton-Favorit!!


    Gruß Heldenbariton :hello:

    Zitat

    Für mich ist Schlusnus d e r Rigoletto


    Ich schließe mich dem Urteil an. Ich habe - damals auf Tonband - eine inzwischen auf CD erhältliche Gesamtaufnahme des "Rigoletto" mit Schlusnus, Berger, Rosvaenge, Greindl, Hann, Klose u.a. xmal mit stets frischem Genuss gehört.
    Schlusnus starb an Herzrhythmusstörungen, die man heute mit einem Herzschrittmacher mühelos hätte beheben können.
    Gruß
    Loh.

    Hallo smob,
    ich stimme zu, selten hat mich ein Buch in letzter Zeit so "bei der Stange" gehalten, wie Kehlmanns "Vermessung der Welt". Der Autor ist Wiener und noch recht jung. Wir dürfen uns auf weitere Überraschungen von ihm freuen.


    Z.Z. lese ich von Botho Strauß "Die Widmung", eine Erzählung. Mich fasziniert die Formulierkunst.

    ich habe die 5 Gänsehautseiten mal durchgeblättert: Es gibt in der Tat keine Präferenzen, was Lautstärke, Solo oder Orchester/Chor, Instrument oder Stimme betrift. Fazit für mich, das mit etlichen Kommentaren übereinstimmnt: Wenn ein Künstler/Ensemble das Beste gibt und die eigene Stimmung wie ein Resonanzboden getroffen wird, gibts wunderschöne Gänsehaut.
    Gruß Loh.

    Ich kenne viele Gänsehautstellen, z.B. Erlkönig, Schostakowitschs Sinfonien, Fliegender Holländer u.a., entscheidend ist aber die innere Verfassung. Wenn ich diie eben genannte Musik "so nebenbei" höre, passiert garnix. Selbst wohlbekannte, also normalerweise nicht aufregende Musik kann bei mir Gänsehaut erzeugen, wenn ich konzentriert zuhöre oder wenn Interpreten mich enthusiasmieren.
    Gruß
    Loh.

    Hallo edwin,
    irgendwie gelangte ich beim Internetsurfen kürzlich auf die Taminoforumseite und landete bei Ivan Kozlowski. Die Bemerkung, dass er nahezu "süchtig" mache sprach mir aus dem Herzen. Jeder Klassikliebhaber mit einer größeren Sammlung von CD wird immer wieder zu einigen wenigen Lieblings-CD greifen, bei mir sind es Aufnahmen mit Kozlowski. Unbekannt war mir, dass Aufnahmen von Traviata und Rigoletto hier verfügbar sind. Der Beitrag über Kozlowski bewegte mich dazu, mich beim Taminoforum anzumelden. Mal sehen, was daraus wird.
    Gruß
    Lohengrin

    Hallo, sune_manninen ,
    ich habe Nikolai Ghiaurov 1963 in Sofia als Don Basilio hören können. Auch als relatriv unerfahrenerOperngänger war mir klar, dass ich diese Rolle nie wieder in meinem Leben so gut hören (und sehen) würde. Bisher stimmt diese Ansicht.
    Gruß
    lohengrin