Der erste Tenor meines Lebens ist tot, und ich sehr betroffen. In seinem ersten Engagement, am damaligen "Städtebundtheater Hof", sang Mario Brell in seiner zweiten Spielzeit den Linkerton (so hieß das damals) in Puccinis "Butterfly". Mein erster Opernbesuch, im blühenden Alter von knapp 17 Jahren.
Auf der Freilichtbühne des Augsburger Theaters begegnete er mir wieder, als Einspringer sang Mario Brell den Herzog in "Eine Nacht in Venedig". Zusammen mit einem weiteren Gast, dem Tenor Hermann Nocker, der ebenfalls seine Bühnenkarriere in Hof begann. Einige Jahre war die Operette Domäne von Mario Brell, er außerdem ein gefragter Einspringer, landauf, landab.
In Düsseldorf erlebte ich ihn, Jahre später, in der Titelrolle von "Fra Diavolo", in alter stimmlicher Frische. In seinen Fünfzigern las ich in der Operwelt von einem 1. Geharnischten in der "Zauberlföte" und dachte, Mario Brell zieht sich auf das Altenteil zurück. Weit gefehlt, Brell startete eine Spätkarriere im schweren Fach. Von den großen Wagner-Rollen blieb ihm nur der "Tristan" verwehrt - tragisch, dass den Sänger in den Endproben für dieses Werk ein Herzschlag ereilte. Von dem sich Mario Brell erholte und weiter sang, ein echtes "Theaterpferd" eben, jetzt im Charakterfach.
Mario Brell und ich kamen, in dessen späten Jahren, über einen Bühnenkollegen persönlich in Kontakt. Deshalb kenne ich seinen Zwerg in der Zemliinky-Oper zumindest von einem privaten Mitschnitt aus Kiel, den er mir zukommen ließ. Leider bekam ich nie ein Tondokument seines viel gerühmten "Lohengrin" zu hören
Ich werde diesem Ausnahmekünstler mein ehrendes Andenken bewahren.