Die Winterreise - eines meiner Lieblingsstücke überhaupt.
Zunächst was zu den Einspielungen:
Mir gefällt auch die von Quasthoff am besten, er singt gerade nicht maniriert und bringt diese Stimmung gut hervor. Die vernichtende Kritik über Quasthoff stammt aus dem 'Rondo'-Magazin, welches für mich teilweise die Bild-Zeitung des Musikbetriebes ist. Quasthoff mag keine Kritiker und macht keinen Hehl daraus, viele Kritiker mögen ihn auch nicht, was man dann in solch seltsamen Kritiken nachlesen kann.
Eine sehr interessante Alternative zu modernen Flügel ist der Hammerflügel, welcher, so finde ich, besser in die Stimmung passt.
Und nun zu dieser Stimmung, bzw. zum Text und somit zum Dichter:
Wilhelm Müller, das ist wahr, wäre wohl in Vergessenheit geraten, hätte Schubert nicht einen solch hervorragenden literarischen Geschmack bewiesen, denn ich finde, Wilhelm Müller ist einer der meistunterschätzten Dichter der Romantik, ein sehr politisch engangierter Dichter ('Griechen-Müller'), der von Heinrich Heine selbst in den höchsten Tönen gelobt wird, Heine sagt sogar, er sei von WM beeinflusst worden, hier ein Zitat Heines aus der 'romantischen Schule':
" Wilhelm Müller,
den uns der Tod in seiner heitersten Jugendfülle ent-
rissen, muß hier ebenfalls erwähnt werden. In der
Nachbildung des deutschen Volkslieds klingt er ganz
zusammen mit Herren Uhland; mich will es sogar be-
dünken, als sei er in solchem Gebiete manchmal
glücklicher und überträfe ihn an Natürlichkeit. Er er-
kannte tiefer den Geist der alten Liedesformen und
brauchte sie daher nicht äußerlich nachzuahmen; wir
finden daher bei ihm ein freieres Handhaben der
Übergänge und ein verständiges Vermeiden aller ver-
alteten Wendungen und Ausdrücke."
Ich denke auch, die Winterreise einthält sehr viele politische Anspielungen
("Ob's unter seiner Rinde/Wohl auch so reißend schwillt ?"), doch ist das Leitmotiv die absolute Verzweiflung, nichteinmal der Tod ist dem Wanderer vergönnt, siehe 'Lindenbaum' : "Du fändest Ruhe dort!"
Gemeint ist der Tod.
Aus dem Lied 'Irrlicht':
"Durch des Bergstroms trockne Rinnen
Wind' ich ruhig mich hinab,
Jeder Strom wird's Meer gewinnen,
Jedes Leiden auch sein Grab."
Folgerung:
Seine Leiden finden kein Ende
Viele Grüße