2012 – 9. Todestag von Elizabeth Connell (Sängerin)
Selten wohl ist es so schwierig - wenn nicht unmöglich - einer Sängerin ein "Fach" zuzuordnen wie bei der 1946 geborenen südafrikanischen (Mezzo)sopranistin Elizabeth Connell. Sie studierte in London bei Otakar Kraus und debutierte 1972 beim Wexford Festival. Schon in den Jahren an der English National Oper hat sie von Rossini über die Amneris bis zur Herodias so ziemlich alles gesungen. Als sie dann komplett auf Sopran umsattelte hat sich daran nichts Wesentliches geändert, sie war Lady Macbeth, Ortrud und Kundry, die Viclinda in "I Lombardi" und die Paolina in Donizettis "Poliuto", Chrysothemis, Elektra und Färberin - und dann mal wieder Ariadne; Ende der 90er sang sie in Australien konzertant alle drei Brünnhilden, 5 Jahre später war sie dort eine ausgesprochen lyrische Norma. Als 62jährige gab sie in Hamburg ihr Rollendebut als Turandot, sang aber auch schon mal eine ausgesprochen komödiantische Mutter in "Hänsel und Gretel".
Ich habe sie auf der Bühne in Hamburg über einen Zeitraum von 28 Jahren erlebt. 1980 sprang sie zunächst als Lady Macbeth neben Cappuccilli ein und war eine mittlere Sensation, Ende desselben Jahres folgte eine Ortrud, als die "Walküren"-Premiere unter Dohnanyi platzte und stattdessen kurzfristig "Lohengrin" angesetzt wurde. 1982 folgte die Senta, dann war lange Pause. 1999 kehrte sie für eine ganze Serie Macbeth zurück, 2004 folgte die Abigaille, ein jahr später die Isolde; und am Schluß 2008 das Turandot-Debut in einem Alter, in dem Sängerinnen sich häufig genug zur Ruhe gesetzt haben, und sie hatte keinen "Altersrabatt" nötig (dirigiert hat das übrigens der damalige Chef der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford, Andriss Nelsons). Aber am meisten im Gedächtnis ist mir eine Ortrud an der Berliner Staatsoper im Jahr 2000 geblieben, in der sie mit den "Entweihten Göttern" mühelos das Haus zusammen sang. Ich hatte das Glück, hinterher zwei Stunden mit ihr in der Kantine zu verbringen, weil mich der Telramund, den ich aus seinen Bremer Zeiten kannte, einfach mitnahm. ich habe da eine unheimlich nette und humorvolle Person kennengelernt.
Auch mit ihrer Krebserkrankung, der sie am Ende erlag, hat sie weitergesungen, noch ein Jahr vor ihrem Tod Turandot in Prag und danach Konzerte, bei denen sie auch das "Otello"-Duett und "Nun eilt herbei, Witz, heit're Laune" gesungen hat. Das letzte Konzert hat im November 2011 stattgefunden. Die folgende Aufnahme entstand nur einen Monat früher, bei der immer noch im Übermaß sicht- und hörbar wird, was sie war: eine grandiose Gestalterin mit einer unheimlichen Bühnenpräsenz