Beiträge von Buralicchio

    Am 24. April ist die norwegische Sopranistin Kari Lövaas in Schaffhausen gestorben. Leider habe ich sie nie persönlich hören können. Aber ich besitze eine CD mit Liedern von Richard Strauss, Edvard Grieg und Jean Sibelius - darauf wird sie vom Berliner Sinfonieorchester unter Eduardo Marturet begleitet. Ihre warme, strahlende Stimme klingt herrlich. Besonders liebe ich ihre Interpretation der Strauss-Lieder "Allerseelen", "Zueignung", "Morgen", "Heimliche Aufforderung" und "Das Rosenband". Sie möge in Frieden ruhen.

    Herzlichen Dank für die Meldungen von greghauser und Rheingold1876! Habe mich sehr darüber gefreut. Es ist tatsächlich so, dass ich Adrian van der Heide und seine Gemahlin Annemarie Wenner oft auf der Bühne gesehen habe: im Stadttheater St. Gallen. Aber eben leider oft nur noch in kleineren Aufgaben. Offizielle Tondokumente gibt es nicht. Allerdings hatten sie in Berlin und/oder auch in Wien damals Privataufnahmen gemacht, das müsste so in der ersten Hälfte der dreissiger Jahre gewesen sein. Von ihr existieren zwei Liedaufnahmen und er hat die erste Sarastro-Arie mit Klavierbegleitung aufgenommen, aber die Klangqualität dieser alten Schellackplatte hat mit den Jahren sehr gelitten. Stärker vernehmbar als der Gesang ist das kratzende Rauschen. Auf der zweiten Seite ist das Schumann-Lied "Auf dem Rhein" nicht mehr abspielbar. Ein Jammer. Für mich wenigstens. - Ja, ich kannte das Paar. Auch weil ich hin und wieder als Statist an Aufführungen im Theater mitwirken durfte. So kamen wir ins Gespräch und wurden trotz des Altersunterschiedes Freunde...bis zu ihrem Lebensende. - Es ist vielleicht merkwürdig, aber der Funke der leidenschaftlichen Begeisterung für das "Theater" sprang von diesen beiden Persönlichkeiten auf mich über - und eben nicht von "Stars". - Nochmals herzlichen Dank für das Echo und beste Grüsse von buralicchio :hello:

    Habe mich sehr über die "Holländer"-Szene mit Ryan Speedo Green gefreut. Hatte ihn bisher nur ein einziges Mal live erlebt - noch dazu in einer kleineren Aufgabe, in der er seine machtvolle, eindrückliche Stimme nicht zur Geltung bringen konnte. Herzlichen Dank - und einen schönen Tag mit grosser Musik wünschend...:hello:Buralicchio

    Liebe Taminos:hello:es liegt mir am Herzen, heute eines Sängers zu gedenken, der am 29. April 1905 in München geboren wurde. Somit wäre er heute 120 Jahre alt geworden. Ich bin mir fast sicher, dass es in der Tamino-Gemeinschaft niemanden gibt, der seinen Namen je gehört hat. Sollte es anders sein, würde ich mich über jede Erinnerung an ihn, jedes Echo enorm freuen. Nun aber: Wer war dieser Sänger? Es geht um Adrian van der Heide, den Sohn eines niederländischen Kunstmalers, der sich in Deutschland niedergelassen hatte. Van der Heide studierte in München zuerst beim Tenor Matthäus Römer, wechselte später zum Bassisten Paul Bender und erhielt an der Akademie der Tonkunst szenischen Unterricht bei Anna Bahr-Mildenburg. In den alljährlich veranstalteten Aufführungen zum Ende des Studienjahres inszenierte Frau Bahr-Mildenburg mit ihren Studenten - entweder in der Staatsoper oder im Prinzregententheater - jeweils ausgewählte Opernszenen, ganze Akte beispielsweise aus der "Entführung aus dem Serail" oder den "Lustigen Weibern von Windsor" und auch geeignete Operneinakter wie Mozarts "Bastien und Bastienne" und Webers "Abu Hassan". Da war Adrian van der Heide immer dabei, sang in den Jahren 1931-1934 den Colas, den Omar und in den grösseren Opernszenen auch Baculus, Osmin und Sir John Falstaff. Häufig wurde in diesem Rahmen sein darstellerisches Talent ausdrücklich gelobt, aber immer wieder wurde auch darauf hingewiesen, dass er seine "an sich charakteristische, umfangreiche Bassstimme sorglicher pflegen" müsse. In einer Kritik einer Münchner Tageszeitung aus dem Jahre 1934 wurde die Aufführung der Akademie der Tonkunst im Prinzregententheater besprochen, daraus ein Ausschnitt: "Eine Meisterleistung der Regie war die Gestaltung des zweiten Aktes aus den lustigen 'Weibern von Windsor'. Fragmente aus weiteren Opern: aus 'Fidelio', 'Troubadour', 'Waffenschmied' und 'Maskenball' vervollständigten das Programm. [...] Eine in jedem Betracht sehr reife Leistung der Stadinger von Josef Greindl . Ein schön und markig klingendes Organ, wohl beherrscht, einem gewandten Spiel dienstbar gemacht. Ein brauchbarer Tenorbuffo ist schon jetzt Rupprecht Dietrich. Gute und trefflich geschulte Stimmen hörte man noch von Hermann Guttendobler, Udo Hussla und Adriaan van der Heide (der einen auffallend charakteristischen und im Spiel auffallend sicheren Falstaff auf die Bühne stellte) und Paul Werder." Mit Ausnahme von Josef Greindl mag man sich wohl kaum mehr an irgend einen der erwähnten Sänger erinnern. - Nach einem ersten Stückvertrag am Deutschen Theater München wurde Adrian van der Heide (auf das holländische zweite 'a' in seinem Vornamen wurde später verzichtet) von Intendant Gernot Burrow als Bassbuffo und Charakterbass an das Landestheater Neustrelitz verpflichtet. Bis 1937 blieb er dort im Engagement, trat nicht nur in Oper und Operetten auf, sondern errang auch in wichtigen Schauspielrollen Anerkennung und gar Beliebtheit. Er sang an diesem Theater den Colas (Bastien und Bastienne), Plumkett (Martha), Don Fernandez de Mirabillas (Don Cesar), Direktor Frank (Fledermaus), Homonay (Zigeunerbaron), Holzhacker (Königskinder), Talpa und Betto (Tabarro und Gianni Schicchi), König (Aida), Don Fernando (Fidelio), Uberto (Serva padrona) und neben weiteren Partien auch den Kaspar im "Freischütz": "Den Kaspar formt Adrian van der Heide in Spiel und Gesang zu einer packenden Charakterstudie. Mit physischer Spannkraft und grimmigem Humor bewältigt er die umfangreiche Partie, wobei er auch trotz aller Dämonie einen Blick in die seelische Zerrissenheit dieses 'Untieres' freigibt. Prägnant gestaltet er das Trinklied, und seine grosse Arie in der letzten Szene des ersten Aufzuges wird zu einem erschütternden Credo. Entsprechend gelingen ihm das Agitato und das Melodram in der Wolfsschlucht." (Wilhelm Bull in der Landes-Zeitung am 12. November 1935). Im Sommer 1937 wurde ihm eine Vertragsverlängerung angeboten, jedoch ohne Zusicherung, in der neuen Spielzeit 1937/38 die ersehnten Partien des Kezal und des Baculus singen zu können. Voreilig und über alle Massen enttäuscht trat er vom neuen Vertrag zurück und blieb für einige Zeit ohne Engagement bevor er 1942-1944 an das Stadttheater Guben verpflichtet wurde. Der Intendant, Curt Asmus-Bach, war ihm sehr gewogen und schätzte auch ausdrücklich van der Heides Gattin, die Schweizer Sopranistin Annemarie Wenner, welche in Guben in diesen Jahren gastweise für die Mimì wie auch die Titelpartie in "Madama Butterfly" engagiert wurde. Durch die Wirren des Krieges vorerst aus der Bahn geraten, gelangte das Ehepaar schliesslich in die Schweiz, nach St. Gallen, der Heimatstadt von Annemarie Wenner. Da sich beide nun ohne Einkommen in einer schwierigen Lage befanden, ergriff der handwerklich geschickte Adrian van der Heide die sich ihm zufällig bietende Gelegenheit, und arbeitete einige Zeit in einer Schreinerei. In der Saison 1946/47 kam es im Stadttheater St. Gallen durch unerwartete Vakanzen zu personellen Engpässen. Für das Paar war das wie eine Fügung des Himmels. Sie wurden beide engagiert, blieben bis 1972 am St. Galler Theater. Sie sangen meist kleinere Partien in Oper, Operette, spielten im Schauspiel auch eher in Episodenrollen, wirkten im Chor mit und wurden sogar im Ballett mit pantomimischen Aufgaben betraut. Adrian van der Heide wurde hin und wieder auch als Inspizient eingesetzt, eine oft schwierige Aufgabe, die er zwar gewissenhaft, aber doch eher ungern versah. Im Laufe der Zeit bemerkte man, mit welcher Liebe, mit was für einer wundervollen Präzision van der Heide seinen zum Teil winzigen Auftritten Leben verlieh. Zwei Beispiele seien hier erwähnt. Das erste betrifft Mozarts "Hochzeit des Figaro", darin van der Heide den Gärtner Antonio sang: "Wie freute man sich an der treu rapportierenden Dienerseele des Gärtners Antonio, die Adrian van der Heide so ergötzlich mimte. Dieser Schauspieler versteht es immer wieder, bei verschiedensten Aufgaben, die Bedeutung kleinerer Rollen ins Licht zu rücken." (Die Ostschweiz, Januar 1954) - Das zweite Beispiel betrifft Gerhart Hauptmanns Stück "Der Biberpelz": "So lässt sich zum Beispiel überhaupt keine bessere Verwirklichung des bieder-verschlagenen Julius Wolff denken, als sie Adrian van der Heide gelang. Jeder Blick, jede Bewegung 'sass', und selbst sein seltsames Berliner Sprach-Kauderwelsch konnte das gar nicht beeinträchtigen. Dafür feierte er Triumphe in seinem unartikulierten Gebrumm, mit dem er jedesmal die Machenschaften und Befehle seiner Frau als einzige, ihm gebliebene 'Machtäusserung' quittierte." (Die Volksstimme, Oktober 1964). - Adrian van der Heides Leidenschaft galt dem Gesang. Auch in St. Gallen bemühte er sich noch lange um eine Verbesserung seiner Gesangstechnik. So nahm er beispielsweise bei dem vom Zürcher Opernhaus in St. Gallen gastierenden Alois Pernerstorfer wieder Unterricht. Zusammen mit seiner Gattin trat er auch ab und an in sogenannt 'Bunten Abenden' auf. Dabei begleiteten sie sich selber an Gitarren und sangen u. a. Lautenlieder von Frank Wedekind. - Im Frühjahr 1947 stand Adrian van der Heide als Zuniga in "Carmen" zum ersten Mal auf der Bühne des Stadttheaters St. Gallen - im Juni 1972 nahm er zusammen mit seiner Frau als Teppichhändler-Paar in Bertolt Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" Abschied vom Theaterleben. Am 6. August 1990 starb Annemarie Wenner überraschend nach einem gemeinsamen Spaziergang. Adrian van der Heide - einsam geworden - folgte ihr am 6. Februar 2000.

    Lieber Orfeo! herzlichen Dank für diese Nachricht. Habe diesbezüglich auch noch etwas beizufügen:

    Am 17. November 1934 sang Alexander Gillmann ausser dem bisher Erwähnten auch noch den Heinrich in der

    Schweizerischen Erstaufführung von Respighis Oper "Die versunkene Glocke".

    Beste Grüsse von Buralicchio:hello:

    Liebe Taminos! Heute bin ich auf der Suche nach weiterführenden Informationen zum Lebensweg des Tenors Alexander Gillmann. Was ich bisher weiss: Der Sänger hat am Kaiserlichen Konservatorium in St. Petersburg sein Studium begonnen und später fortgesetzt bei Nikolaus Rothmühl in Berlin und Max Pauli in Köln. Erste Engagements führten ihn nach Königsberg, Aachen, Duisburg und Köln. Zu Gastspielen wurde er u. a. an die Berliner Staatsoper und an das Deutsche Theater Brünn eingeladen. Am 8. Dezember 1933 gastierte er als Don José an der Wiener Staatsoper. Seine Partnerin als Carmen war Rosette Anday während Emil Schipper den Escamillo sang. Weitere Gastspiele brachten ihn auch nach Prag und Graz. Die Spielzeit 1934/35 verbrachte Gillmann als fest verpflichtetes Mitglied am Stadttheater Zürich, wo man ihn als Don José, Tamino, Fürst Schuiskji, B. F. Pinkerton, Sänger im "Rosenkavalier", Radames, Riccardo, Manrico, Walther von Stolzing, Parsifal und Siegmund erlebte. Seinen Zürcher Einstand in "Carmen" beschrieb Willi Schuh in der "Neuen Zürcher Zeitung" wie folgt: "Neben und mit ihr [die Carmen wurde von Else Schulz gesungen] präsentierte sich [...] der neu verpflichtete Alexander Gillmann. Don José ist wohl nicht gerade die Rolle, mit der ein Heldentenor sich einzuführen wünscht; was aus ihr ersehen werden kann, ist nicht allzuviel. Aber sie liess einige sympathische Züge in Erscheinung treten: Gillmann bleibt nicht in der Schablone stecken, er weiss die Hörigkeit, das Gefangensein in der Leidenschaft glaubhaft zu gestalten und seinem markigen Tenor scheint auch der lyrische Ausdruck keineswegs versagt." (NZZ, 3. 9. 1934) - Auch der "Tagesanzeiger" besprach die Spielzeiteröffnung: "Herr Gillmann hat seine heldische Laufbahn mit dem unglückseligen Don José verheissungsvoll angetreten. Man spürte Kraft und Feuer in den entscheidenden Momenten, und was sein fülliger Tenor an lyrischem Gehalt hergibt, das wurde in der 'Blumenarie' jedermann offenbar." - Im Frühjahr 1935 sang Gillmann die Titelpartie in Wagners "Parsifal". Darüber stand in der NZZ zu lesen: "Eine Überraschung bedeutete Alexander Gillmanns Parsifal; denn dass der Künstler in dieser Rolle sein Bestes zu geben hätte, konnte man wohl kaum unbedingt erhoffen. Um so mehr erfreute seine männlich-freie und stimmlich schön gelöste Interpretation, die ihren eindrucksvollen Höhepunkt im ersten Teil des dritten Aufzuges gewann." (15. 4. 1935) Auch der "Tagesanzeiger" ging ausführlich auf Gillmanns Darstellung ein: "Alexander Gillmann, unser neuer Parsifal, gewinnt gleich beim Hereinstürzen durch die frische Jugendlichkeit seiner Erscheinung. Mancherlei psychologische Feinheiten offenbaren sich in seinem Spiel, und die Art und Weise, wie sich dieser Held während seiner Metamorphose vom 'reinen Tor' zum Gralskönig gesanglich entwickelt, hat etwas überaus Vertrauensvolles und musikalisch Beglückendes." (16. 4.1935) Seine Bühnenpartner im "Parsifal" waren Maria Bernhard-Ulbrich (Kundry), Albert Emmerich (Gurnemanz), Hans Reinmar (Amfortas), Fred Destal (Klingsor) und Georg Oeggl (Titurel). - Es scheint, dass der Sänger nach dem Zürcher Engagement nach Brünn zurückkehrte. Später, in den Jahren 1936 und 1937 findet sich noch eine Spur von ihm am Stadttheater Aussig. Aber was geschah danach mit Gillmann? Hat er die kommenden Jahre überlebt? Vielleicht weiss jemand von Euch noch mehr über sein Schicksal!? Für heute jedenfalls herzlichen Dank für das Interesse. Schöne, milde, friedliche Herbsttage wünsche ich allen :hello:Buralicchio

    Lieber Orfeo! Herzlichen Dank für die Vermittlung der Stimme von Elisabeth Gehri. Ich bin dazu leider zu blöd! Aber es freut mich sehr, dass man im Forum nun Gelegenheit hat, sie zu hören. Beste Grüsse von Buralicchio :hello:

    Zum heutigen Tage die Erinnerung an eine Sängerin, deren anfänglich verheissungsvolle Laufbahn leider nur wenige Jahre gedauert hat: Elisabeth Gehri, geboren am 1. Mai 1917 und kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag am 12. April 1977 verstorben, besass eine samtene Altstimme die zu den schönsten Hoffnungen Anlass gab. Nach Gesangsstudien in Bern, Paris und London gewann sie 1940 beim Internationalen Gesangswettbewerb in Genf den 1. Preis. Und sofort danach erhielt sie ein Engagement an das Stadttheater Basel wo sie wenig später als Dalila in Saint-Saëns' Oper auf der Bühne debütierte. In Basel war sie auch als Carmen, als Orpheus in Glucks Oper, als Sesto in "Clemenza di Tito" sowie als Amneris und Azucena zu erleben. "Die Partie jedoch, die auf ihre Stimme und ihre Erscheinung zugeschnitten war, fand sie in der Titelgestalt der Märchenoper 'Schneewittchen' von Otto Maag mit Musik von Schubert, die Felix Weingartner eingerichtet hatte." (Basler Zeitung, 27.4.1977). Die Uraufführung dieses Werks fand 1941 statt - und erreichte in der Spielzeit 1941/42 25 Aufführungen. An 14 Abenden stand Alexander Krannhals am Pult, während Weingartners Gattin Carmen Studer-Weingartner 11 Vorstellungen dirigierte. Als Schneewittchen gastierte sie auch an den Opernhäusern von Bern, Genf und Zürich. Unter Krannhals' Leitung wurden 1942 sechs Titel aus dieser Märchenoper bei "His Masters Voice" eingespielt. Neben Gehri sind auch ihre damaligen Basler Kollegen Zbyslaw Wozniak und Wilhelm Tisch darauf zu hören. Die Sängerin wurde bald auch eine begehrte Solistin in Konzerten und Oratorien. Sie sang - neben den entsprechenden Werken von J. S. Bach, Beethoven, Brahms, Mahler, Mozart, Reger, Verdi - auch in Uraufführungen der Schweizer Komponisten Willy Burkhard (Basel, 1942 im Oratorium "Das Jahr") und Othmar Schoeck (Radio-Studio Zürich, 1942 - Lieder mit dem Komponisten am Klavier). Frank Martin schrieb für Elisabeth Gehri den Liederzyklus "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke". Der Ausbruch einer schweren Krankheit Mitte der vierziger Jahre verunmöglichte nicht nur die Mitwirkung bei dieser geplanten Uraufführung, sondern liess ihre Stimme verstummen. An Stelle von Elisabeth Gehri wurde die Uraufführung von Martins Zyklus dann Elsa Cavelti übertragen (Basel, 1945 unter dem Dirigenten Paul Sacher). Elisabeth Gehri versuchte einige Jahre später wieder an ihre Gesangskarriere anzuknüpfen, aber nach einigen wenigen Konzerten Anfang der fünfziger Jahre kam sie zu der bitteren Erkenntnis, dass es nicht mehr ging.

    Elisabeth Gehri Zug

    Heute vor 22 Jahren - am 29. April 2001 - starb in Bern der ursprünglich aus Zürich (*20. Mai 1916) stammende Tenor Albert Kunz. An den heute völlig vergessenen Künstler soll in diesem kurzen Beitrag erinnert werden. Zum Sänger ausgebildet wurde er erst in Zürich (u. a. bei der Altistin Dora Wyss) und später auch in Luzern (beim Bariton Armin Weltner). Seine Laufbahn als Opernsänger - von Karriere kann man in seinem Fall nicht sprechen - begann 1942 mit einem Engagement am Stadttheater Luzern - im Chor! Bald wurden ihm kleine Solopartien anvertraut, so beispielsweise der Steuermann im "Fliegenden Holländer". Bei dieser Gelegenheit hörte ihn der als Holländer in Luzern gastierende Heldenbariton Andreas Boehm, der in jenen Jahren Ensemblemitglied des Stadttheater Bern war. Boehm erkannte die Qualität des jungen Sängers sofort und empfahl in umgehend in Bern, worauf Kunz zu einem Vorsingen eingeladen wurde - und ab 1944 bis zu seinem Bühnenabschied im Jahre 1971 als vielseitig einsetzbarer Solist dem Stadttheater Bern verbunden blieb. Zu Beginn stand er in zahlreichen Partien für Tenorbuffo auf der Bühne. Nach einem kurzfristigen Einspringen für einen erkrankten Kollegen als Sänger im "Rosenkavalier" erkannte der Direktor - das war zu dieser Zeit der Wiener Stephan Beinl, dass hier ein lyrischer Tenor im Reifen war, der sich zudem in späteren Jahren in ausgesuchten Partien sogar als jugendlicher Heldentenor bewährte. So erstreckte sich Kunz' Repertoire von Pedrillo, Jaquino, Peter Iwanow, Kilian, Wenzel, David über Ferrando, Don Ottavio, Tamino, Lensky, Lyonel, Fenton (Die lustigen Weiber von Windsor), Conte Almaviva, Ernesto, Nemorino, Fra Diavolo, Matteo bis zu Hoffmann, Gustavo III, Duca di Mantova und Don Carlo. Nicht nur in den erwähnten Partien errang Kunz grosse Popularität in Bern, man liebte ihn auch als Liebhaber in den klassischen Operetten von Franz von Suppé, Carl Millöcker, Johann Strauss, Carl Zeller, Emmerich Kálmán und Franz Lehár. Zwei Dirigenten, welche den Sänger besonders hoch schätzten, waren der leider früh verstorbene Otto Ackermann und der Zürcher Robert F. Denzler. Es mag mit seiner starken Verbundenheit zur Stadt Bern und seinem begeisterungsfähigen Theaterpublikum zusammenhängen, dass Albert Kunz sich trotz interessanten Angeboten aus Deutschland nicht weglocken liess. Gleichwohl gastierte er hin und wieder in Frankreich, Belgien, Österreich, in Frankfurt a. M. und Wiesbaden sowie am Grand Théâtre de Genève und am Opernhaus Zürich (hier u. a. als Prinz Sou-Chong, Don Ottavio, Graf Zedlau). Mir war es leider nur ein einziges Mal vergönnt, ihn auf der Bühne zu erleben: Das war gegen Ende seiner Bühnentätigkeit als er als Prinz Sou-Chong auch am Stadttheater St. Gallen einen grossen Erfolg erleben durfte. Zu seinem Abschied schrieb man in der Berner Zeitung "Der Bund": "Albert Kunz war nie ein Blender. Er wusste seine Qualitäten ehrlich und zuverlässig einzusetzen, strebte stets danach, der heute zwischen den Generationen stehenden Operette ein künstlerisches und damit anspruchsvolles Gepräge zu geben." (24. Juni 1971). Die kultivierte, schöntimbrierte Stimme des Sängers ist auf zwei Querschnitten beim Label "Musical Masterpiece Society" nachzuhören: In den Johann Strauss-Operetten "Der Zigeunerbaron" (als Sandor Barinkay) und in "Der Fledermaus" (als Alfred). Dirigent beider Werke ist Walter Goehr. Beim Label "Relief" ist er als 1. Geharnischter in der "Zauberflöte" zu hören (eine Live-Aufnahme vom 19. Oktober 1952 von Radio Suisse Romande - Dirigent: Heinrich Hollreiser). Die kostbarsten Aufnahmen die ich besitze sind jedoch drei Mitschnitte aus dem Stadttheater Bern. Da ist wirklich zu hören, welch grossartiger Gestalter dieser Albert Kunz gewesen ist. Seine perfekte Technik und eine wirklich überragende Gestaltung ist bei diesen Aufnahmen als Hoffmann, Don Carlo und besonders als Rodolfo in der deutsch gesungenen "La Bohème" zu hören. Vor allem diese Aufnahme vom Herbst 1958 in welcher die Mimì von Helga Kosta gesungen wurde, hält für das Paar Kosta-Kunz eine wahre Sternstunde fest.

    Heute könnte der Sänger Gottfried Fehr seinen 109. Geburtstag feiern. Der Künstler wurde am 6. Oktober 1913 in Basel geboren. Nach einem Klavier- und Gesangsstudium in Basel und Wien wurde er für die Spielzeit 1938/39 an das Stadttheater von Teplitz-Schönau engagiert, wechselte nach einer Saison bereits an das Opernhaus Graz (bis 1941), sang danach während einer Saison am Theater des Volkes in Dresden und kehrte 1943 in die Schweiz zurück wo er am Stadttheater Bern fortan seine künstlerische Heimat fand. Diesem Haus gehörte er von 1943-1953 und nach einem Zwischenjahr am Staatstheater Karlsruhe wiederum von 1954-1970 an. Der Bass-Bariton Fehr, eine Bühnenpersönlichkeit von eindrücklicher, bezwingender Intensität, fand im Charakter- und Heldenbariton-Fach ein großes Repertoire an dankbaren Partien. In der Berner Tageszeitung "Der Bund" erschien zu seinem achtzigsten Geburtstag eine schöne Würdigung seines Wirkens, verfasst vom langjährigen Kritiker Martin Etter. Davon hier ein kleiner Ausschnitt: "Seine kernig-körnige, unverwechselbar timbrierte Stimme, seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit und seine starke Persönlichkeitswirkung sicherten ihm rasch Respekt und Verehrung. Ob er nun dem Jago in Verdis 'Otello' hinterhältige Schurkerei und satanische Dämonie lieh oder dem Basilio in Rossinis 'Barbiere' listige Bosheit und drollige Komik, ob er als 'Walküre'-Wotan überlebensgroße Dramatik und verinnerlichte Geistigkeit entfaltete oder als 'Arabella'-Mandryka einen Naturburschen aus Europas Osten porträtierte, ob er sich als Blaubart (in 'Herzog Blaubarts Burg' von Bartók) mit Rätseln und Geheimnissen umgab oder als Mozarts Don Giovanni einen menschenverachtenden Geniesser auf die Bühne stellte - stets war Gottfried Fehr der Anteilnahme des Publikums gewiss, stets als Künstler von eigenwilligem Zuschnitt akzeptiert, stets als Menschengestalter von Format ein Begriff." Fehr erhielt immer wieder Gastverpflichtungen, sowohl von fast allen Schweizer Bühnen wie auch von internationalen Häusern. So trat er beispielsweise 1948 beim Festival von Aix-en-Provence als Don Alfonso in "Così fan tutte" auf, erschien auch bei den Schwetzinger Festspielen als Agamemnon in Gluck's "Iphigenie in Aulis" (1953), sang den Telramund in Wagner's "Lohengrin" in Bordeaux (1954), Frankfurt a. M. (1955/56), an der Staatsoper München im Prinzregententheater (1956-1958) und in Dortmund (1958), gastierte als Gunther in "Götterdämmerung" häufig im Prinzregententheater München (1952-1957) und an der Staatsoper Berlin (1957/58), am Staatstheater Stuttgart Amonasro und Baron Scarpia (50er Jahre) und am Teatro Nacional de Sao Carlos Lisboa war er Amfortas (1953). In den fünfziger und sechziger Jahren war er auch oft am Rundfunk zu hören, so zum Beispiel bei der Berner Radio Oper, von welcher sich einige Aufnahmen glücklicherweise erhalten haben, wie etwa Schumann's "Genoveva" (als Hidulfus und Balthasar), Gotovac's "Ero der Schelm" (Marko) und Rimski-Korssakow's "Kaschtschei, der Unsterbliche" (Held Sturmwind). An CD-Einspielungen sind mir nur Busoni's "Turandot" (I grandi Interpreti - Fehr als Barak) und Lortzing's "Undine" (Hamburger Archiv für Gesangskunst - Fehr als Kühleborn) bekannt. Bei beiden Werken handelt es sich auch um frühere Rundfunk-Aufnahmen. Abschliessend füge ich eine persönliche Erinnerung Gottfried Fehr's aus einem seiner Briefe an: "In jungen Jahren erlebte ich noch in Basel ein paar Vorstellungen mit dem grossen russischen George Baklanoff; er war der faszinierendste Darsteller, den ich gesehen habe. Später versuchte ich z. B. den 'Mirakel' in 'Hoffmanns Erzählungen" in seinem Sinne nachzugestalten. Meine Entwicklung als Schauspieler auf der Opernszene vermittelten nicht etwa die vielen Regisseure mit denen ich zu tun hatte, sondern mein Lehrmeister Kammersänger Prof. Gunnar Graarud! Von ihm lernte ich, wie man das Studium einer Rolle anpackt..." und weiter: "...Die Wienerstudienjahre boten mir eine unglaubliche Fülle an Eindrücken. So erlebte ich den ersten Auftritt des jungen Jussi Björling, der damals in Wien ganz unbekannt war, aber nach seinem ersten Konzert sofort an die Staatsoper verpflichtet wurde wo ich ihn dann in verschiedenen Partien bewundern konnte; zu dieser Zeit (1935-38) auch unseren geliebten Benjamino Gigli, Jan Kiepura, Rosvaenge, Svanholm u. a., alle berühmten Wagner-Sänger und Sängerinnen. Ich hatte das Glück die goldenen Jahre der Wiener Philharmoniker mitgeniessen zu dürfen: die beiden Antipoden Furtwängler und Toscanini ...[...] Unvergessliche Erinnerungen. Mit dem jungen Leinsdorf, er war damals erster Assistent Toscanini's, musizierten wir im privaten Kreis die Solopartien aus Verdi's und Mozart's Requiem. In Salzburg 'Falstaff' u. 'Meistersinger' unter Toscanini, nicht zu vergessen den 'Don Giovanni' unter Bruno Walter mit dem grossartigen Ezio Pinza..." - Ich schätze mich glücklich, dass ich außer den bereits erwähnten Aufnahmen noch weitere Tondokumente von Gottfried Fehr's Stimme besitze: so u. a. "Don Giovanni" (Titelpartie, 1957), "Barbier von Sevilla" (Don Basilio, 1959) und "Don Carlo" (Filippo II, 1964). - Das wär's für heute! Beste Grüsse von Buralicchio :hello:

    Hier eine kleine Information zum Tenor Hans Grahl: Zwischen 1940 und 1944 erschien er mehrmals in zwei Wagner-Partien am Opernhaus Zürich: als Walther von Stolzing und vor allem als Parsifal. Interessant ein Blick auf die Rezensionen der damaligen Zeit (vom April 1944): So schreibt die "Neue Zürcher Zeitung" über das Auftreten des Heldentenors: "Keiner der Solisten ist hier unbekannt, auch die drei Gäste sind mit Recht beliebt [das waren - neben Hans Grahl auch Siegfried Tappolet als Gurnemanz und Margreth Weth-Falke als Kundry] Bei Hans Grahl vorbestimmt nicht nur der Name, sondern Stimme und Spiel zum Gralskönig; namentlich der junge Parsifal ist eine ideale Erscheinung." - Der "Tages-Anzeiger" urteilte strenger: "Man hat das Gralshüteramt in den letzten Jahren einem deutschen Kammersänger anvertraut, dessen Assistenz auch unter den heutigen Verhältnissen unerlässlich schien. So hat den Hans Grahl den Gral abermals enthüllt, sachkundig nach ritterlichem Brauch, wobei wir aber mit Bedauern feststellen mussten, dass Kraft und Glanz seiner Wagnerstimme den früheren Leistungen gegenüber merklich nachgelassen haben." - Und die "Zürichsee-Zeitung" schrieb: "Auch die hohen, gesanglichen Anforderungen, die Richard Wagner in seinem monumentalen Bühnenweihfestspiel stellt, wurden wieder sehr erfreulich erfüllt. Als Hauptstützen früherer Aufführungen bewährten sich wiederum Kammersänger Hans Grahl durch seine ausdrucksstarke, stimmlich zwar schon vorteilhafter disponierte Gestaltung des reinen Toren Parsifal...[danach werden die andern Solisten erwähnt]" - Und im "Volksrecht" wird festgehalten, dass als "Parsifal wieder Hans Grahl, vor allem überzeugend bei der inneren Wandlung des Helden" gewesen sei. Und schließlich äußerte sich auch die damals zunehmend Opernhaus-kritisch eingestellte Zeitung "Die Tat": "Das ausverkaufte Haus bewies die unverminderte Anziehungskraft des erhabenen Werkes. [...] Für die Titelrolle wäre seit der Anwesenheit des schweizerischen Tenoristen Ernst Fabry noch ein weiterer hiesiger Vertreter neben Kammersänger Max Hirzel vorhanden, trotzdem hält man an dem deutschen Gast Hans Grahl fest, der wenn auch nicht den reinen Toren, doch den geistigen Helden glaubhaft verkörpert." - Zur weiteren Besetzung gehörten u. a. Marko Rothmüller als Amfortas, Heinz Rehfuss als Klingsor, Lubomir Vischegonow als Titurel und in der Sologruppe der Blumenmädchen sangen Cristina Eftimiadis, Julia Moor und Lisa Della Casa. Am Pult stand der damalige Chef Robert F. Denzler. - Leider sind auch mir keine Tonaufnahmen von Hans Grahl bekannt.

    Heute möchte ich an einen überaus bemerkenswerten österreichischen Sänger erinnern. Mittlerweile zählt er zu den 'Unberühmten' oder genauer gesagt: zu den 'Vergessenen' - dabei war er während einer gewissen Zeit ein überaus gefragter Heldentenor. Es handelt sich um Franz Lechleitner, geboren am 3. Oktober 1914 in Stanzach (Tirol) und heute vor dreiundvierzig Jahren, am 31. Mai 1979 in Bad Hall (Tirol) gestorben. Nach der Matura am humanistischen Gymnasium Bregenz begann er 1933 ein Studium an der Rechtsfakultät der Universität Wien und erlangte 1939 die Doktorwürde. Parallel zum Studium der Jurisprudenz liess er sich an der Staatlichen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien zum Sänger ausbilden und erhielt dramatischen Unterricht bei Kammersänger Hans Duhan. 1940 trat er sein erstes Bühnenengagement am Staatstheater Oldenburg an, wechselte 1943 für eine Saison nach Karlsruhe bis 1944 alle Theater geschlossen wurden. Unmittelbar nach Ende des Krieges konnte Lechleitner seine Bühnenlaufbahn am Landestheater Innsbruck fortsetzen. Er blieb eine Spielzeit, 1945/46, und wurde dann vom Zürcher Intendanten Karl Schmid-Bloss an dessen Haus in der Limmatstadt engagiert. Hier stellte er sich am 31. August 1946 in "Aida" vor. Interessant ist das Echo in der Presse, so beispielsweise die Meinung der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 2. September 1946: "Franz Lechleitner, der neue jugendliche Heldentenor, der die anstrengende Partie des Radames ohne wesentliche physische Einbussen bis zum Schluss sicher beherrscht, der mit seinem sauberen und sicher geführten Ton, mit dem metallischen Glanz seiner Stimme ebenso gefangen nimmt wie mit seiner männlich kraftvollen Erscheinung, hatte Momente von grosser Eindrücklichkeit zu verzeichnen, wie in der gut nuancierten grossen Romanze, namentlich dann aber im dynamisch gediegen auslaufenden Duett der Todesszene, bei dem ihm als auffallend gewandte Partnerin und Künstlerin Gertrud Grob [Gertrude Grob-Prandl] zur Seite stand..." - Noch enthusiastischer das Urteil des Rezensenten in der Tageszeitung "Die Tat" vom 4. September 1946: "Als Radames stellte sich zum erstenmal Franz Lechleitner dem Zürcher Publikum vor und gewann nach unserer Überzeugung die Herzen aller Theaterbesucher. Hier haben wir endlich den Tenor, der uns seit Jahren fehlte. Dieser jugendliche Sänger, ein gut aussehender, schlanker und sympathischer Mann mit einer edlen, schön gebildeten Tenorstimme ist der grosse Gewinn der diesjährigen Engagements. Aus der Befangenheit des Anfanges allmählich heraustretend, wurde er in Spiel und Stimme ein hinreissender Interpret von heldischer Ausdruckskraft. Unter seinem leidenschaftlichen Ansporn wuchs die Nilszene zum Höhepunkt." - Lechleitner verblieb bis 1960 am Stadttheater Zürich und wurde zum ausgesprochenen Publikumsliebling. Obwohl er sich im Verlauf der Jahre ein breites Rollenspektrum erarbeiten konnte, standen doch die Werke von Verdi, Strauss und vor allem Wagner im Zentrum seines Repertoires. So feierte man ihn in den Verdi-Partien Radames, Alvaro, Manrico und Arrigo ebenso wie in den Strauss-Rollen Matteo, Bacchus, Aegisth, Kaiser, Sänger ("Rosenkavalier") und Herodes und liebte seine Gestaltungen im Wagner-Repertoire: Erik, Lohengrin, Stolzing, Parsifal, Loge, Tannhäuser, Tristan und Siegmund. Bei den Juni-Festwochen des Jahres 1948 sang Lechleitner unter Leitung von Hans Knappertsbusch an der Seite von Kirsten Flagstad (Brünnhilde), Maria Reining (Sieglinde), Andreas Boehm (Wotan), Elsa Cavelti (Fricka) und Alois Pernerstorfer (Hunding). Darüber schrieb der bekannte Kritiker Willi Schuh in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 11. Juni 1948: "Franz Lechleitner ist ein Siegmund von prachtvoll männlicher Haltung, bei dem Gesang und Erscheinung eine natürliche Einheit bilden." Und noch ein letztes Pressezitat - ebenfalls aus der "NZZ" vom 30. August 1948: "Durchwegs zu rühmen sind die Leistungen der Männer. Allen voran Franz Lechleitner als Tannhäuser, der die von Wagner selbst als seine schwierigste Partie bezeichnete Rolle nicht nur von der ersten bis zur letzten Note grandios durchhielt, sondern in jedem Akt die entscheidenden Akzente prachtvoll zur Geltung brachte." - Während seiner Zürcher Jahre wurde Franz Lechleitner häufig zu bedeutenden Gastspielen eingeladen. So sang er zwischen 1946 und 1958 an der Staatsoper Wien Lohengrin, Stolzing, Siegmund und auch B. F. Pinkerton und Canio. An der Covent Garden Opera in London trat er als Herodes, Radames, Lohengrin, Stolzing und Parsifal auf und gastierte als Radames und Lohengrin auch in Edinburgh, Liverpool und Manchester. Auch Schweizer Bühnen verpflichteten ihn immer wieder, so war er beispielsweise am Theater Basel zu erleben (Pedro in "Tiefland", Max in "Freischütz", Radames, Lohengrin), am Stadttheater Bern (Lohengrin), am Grand Théâtre de Genève (Erik), am Théâtre Municipal de Lausanne (Tristan), in Luzern (Florestan, Radames, Max) und auch am Stadttheater St. Gallen (Pedro, Manrico, Erik). - Leider gibt es kaum Tonbeispiele von seiner Stimme. Immerhin ist mir mal ein Ausschnitt von "Parsifal" begegnet, auf dem Label Privé/Golden Age (eine Live-Aufnahme von der Covent Garden Opera). Ausserdem kann man bei Decca das "Waldweben" aus "Siegfried" hören (unter Knappertsbusch). - Als kleine Erinnerung an diesen grossartigen Sänger-Darsteller sei dieser Beitrag gedacht.

    Lieber greghauser, ganz herzlichen Dank für die Franz Supper's Florestan und Bacchus: Er ist wirklich hervorragend! Erstaunlicherweise singt er technisch weitaus gefestigter als manch berühmterer Kollege! Ich hoffe ja, dass er trotz Pensionierung nicht aufhört! Das kann nicht sein, darf nicht!

    Vielen Dank auch an Orfeo für die zusätzlichen Elfriede Pfleger-Hinweise.

    Demnächst werde ich es wagen, an weitere 'Unberühmte, Vergessene, Verkannte' zu erinnern.

    Euch beste Grüsse von Buralicchio

    Und nun - wie versprochen - Informationen zur Sängerin Elfriede Pfleger. Dem Jahrbuch 60/61 des Stadttheaters Zürich (heute Opernhaus genannt) entnehme ich folgenden Hinweis zu den 'Neuen Mitgliedern': "Elfriede Pfleger ist in Salzburg geboren. Nach Studien am Mozarteum in Salzburg wurde sie an das Salzburger Landestheater verpflichtet. Über Bonn und Münster kommt sie nun als Opernsoubrette nach Zürich." Nach dem Abgang des Direktors Karl-Heinz Krahl begann am Zürcher Opernhaus mit der neuen Direktion Herbert Graf eine neue Epoche. Graf gründete das 'International Opernstudio' welches bis heute besteht. Er veranlasste auch, dass Opern von nun an in der jeweiligen Originalsprache aufgeführt wurden. Dies betraf zuerst das italienische Repertoire und wurde nach seinem frühen Abgang von den nachfolgenden Direktoren auch auf andere Sprachen ausgeweitet. Nun zu Elfriede Pfleger: Sie verblieb als festengagiertes Mitglied bis 1964 im Ensemble und sang in dieser Zeit folgende Partien: Marzelline in "Fidelio", Titania in Britten's "Sommernachtstraum", Norina in "Don Pasquale", Belotte in "Madame Pompadour", Amor in Gluck's "Orfeo", Karolka in "Jenufa", Marie in "Der Waffenschmied", Marie in "Zar und Zimmermann", Bronislawa in "Der Bettelstudent", Despina in "Così fan tutte", Zerlina in "Don Giovanni", Blondchen in "Die Entführung aus dem Serail", Susanna in "Die Hochzeit des Figaro", Papagena in "Die Zauberflöte", Jungfer Anna Reich in "Die lustigen Weiber von Windsor", Adele in "Die Fledermaus", Najade in "Ariadne auf Naxos", 5. Magd in "Elektra", Sophie in "Der Rosenkavalier", Fiametta in "Boccaccio", 1. Knappe und Blumenmädchen in "Parsifal" und Ännchen in "Der Freischütz". Als Gast kehrte sie in der Spielzeit 1964/65 nochmals für einige Vorstellungen als Jungfer Anna Reich ans Opernhaus zurück. - . Das ist leider alles was ich über Elfriede Pfleger beifügen kann. - . Zum Abschluss noch eine kleine Bemerkung zu einem anderen Salzburger 'Regionalhelden': Franz Supper: Ihn hatte ich vor wenigen Jahren bei den Sommerfestspielen in "Le nozze di Figaro" als Don Curzio erlebt und war hell begeistert von seiner Gestaltung - sowohl gesanglich wie auch darstellerisch. Er verfügt über eine reiche Palette an Ausdrucksmöglichkeiten, über einen herrlichen, feinen Humor, macht nie zuviel - aber wenn er was macht, dann trifft es ins 'Schwarze'. Franz Supper ist - nomen est omen - wirklich super! Ich weiss, dass er auch Bacchus und Florestan gesungen hat. Leider habe ich ihn darin nicht erleben können. Solche Sänger sind wirklich ein Segen für jedes Theater und sie gedeihen nur im Ensemble. Dies ist meine Überzeugung.

    In diesem Sinne beste Grüsse von Buralicchio

    Lieber greghauser, das habe ich überhaupt nicht als 'ungebührliche Einmischung' verstanden. Ich bewege mich im Forum leider noch nicht so virtuos und zielgerichtet. Fühle mich ein wenig wie in einem Labyrinth...wohin geht es da? Wie komme ich aus diesem Gang wieder raus....und so weiter.

    Leider habe ich es heute doch nicht geschafft, Details über Elfriede Pfleger mitzuteilen. Aber für morgen verspreche ich es nun: "Lo giuro"! Für heute nur soviel: Sie war von 1960 bis 1964 Mitglied des Ensembles am Opernhaus Zürich und gastierte 1964/65 nochmals in Zürich.

    Mehr morgen!

    Buona sera....:hello:

    Heute möchte ich wiederum an einen meiner "Regionalhelden" erinnern der exakt vor dreissig Jahren - am 1. Mai 1992 - in Bern gestorben ist. Es handelt sich um den Bassisten Jakob Keller, einen aus Herisau stammenden Bauernsohn, der am 23. November 1911 das Licht der Welt erblickt hatte. Er wurde zunächst zum Friseur/Coiffeur ausgebildet und nahm gleichzeitig Gesangsunterricht bei Gertrud Fehrmann in St. Gallen. Es dauerte nicht lange, bis Keller als Mitglied des Extrachores in Vorstellungen des Stadttheaters St. Gallen mitwirken durfte. Nun verstärkte sich sein Wunsch, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. So begab er sich nach Berlin und setzte an der Staatlichen akademischen Hochschule für Musik bei Paul Lohmann und Franziska Martienssen-Lohmann seine Gesangsstudien fort. Nach Abschluss der Ausbildung wurde er 1940 an das Staatstheater Kassel engagiert, blieb dort zwei Jahre und wurde an diesem Theater zum ersten Mal mit einer Partie besetzt, die ihn in der Folge sein ganzes Bühnenleben lang begleitete: mit dem Sarastro in der "Zauberflöte". Mitten im Krieg führte ihn eine weitere Verpflichtung für die Spielzeit 1942/43 an das Deutsche Theater in Oslo. Danach drängte es ihn, in seine Schweizer Heimat zurückzukehren wo er ab 1943 zum Ensemble des Stadttheaters Bern gehörte. Bis zu seinem Bühnenabschied im Jahre 1972 sang er hier eine Vielzahl erster Partien für seriösen Bass und wurde vom Publikum regelrecht vergöttert. Seine Stimme, ein echter Basso profondo, die weder in der Höhe noch in der Tiefe Probleme kannte, kam besonders in den Opern von Verdi - Filippo II oder Grande Inquisitore, Padre Guardiano, Banco, Zaccaria, Jacopo Fiesco - und Wagner - Daland, König Heinrich, Veit Pogner, Landgraf Hermann, Hunding - zu eindrücklicher Geltung. In einem Nachruf der Berner Zeitung "Der Bund" schrieb der Kritiker Martin Etter:"Mit dem nicht unerwarteten Hinschied von Jakob Keller [...] ist eine der schönsten Bassstimmen verstummt, denen ich während meiner langen Opern-und Konzertjahre begegnen durfte. Samtene Fülle, unforcierter Glanz und gesunde Sonorität paarten sich in ihr mit intuitiver Musikalität, flexibler Gesangstechnik und einer väterlich-gütigen Ausstrahlung, deren Wirkung sich niemand entziehen konnte."

    Beizufügen wäre noch, dass Keller auch über einen feinen, verschmitzten Humor verfügte, der es ihm ermöglichte, Partien wie beispielsweise dem Mr. Budd (Albert Herring), Hans Stadinger (Waffenschmied), Osmin, Sir John Falstaff (Die Lustigen Weiber von Windsor), Simone (Gianni Schicchi), Don Basilio, Kezal und Cancian (Vier Grobiane) herrliche Glanzpunkte aufzusetzen. - . In den ersten Jahren seiner Laufbahn war Keller öfters auch als Gast an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin aufgetreten. Nach dem Krieg wurde er mehrfach zu Gastspielen an die Bayerische Staatsoper im Prinzregenten-Theater in München eingeladen. Ansonsten blieben seine Gastverpflichtungen vor allem auf Schweizer Bühnen beschränkt, wo er u. a. am Grand Théâtre de Genève, an den Stadttheatern von Luzern, St. Gallen und Zürich (hier etwa als Sarastro, Zaccaria, Titurel und Eremit im "Freischütz") auftrat. Im Verlauf seiner langen Karriere stand er häufig mit prominenten Partnern auf der Bühne, so zum Beispiel mit Lisa della Casa, Inge Borkh, Margarete Klose, Tiana Lemnitz, Elisabeth Löw-Szöky, Benjamino Gigli, Helge Rosvaenge, Wolfgang Windgassen, Max Lorenz, Scipio Colombo - und unvergesslich waren für Keller auch die Begegnungen mit Dirigenten wie Niklaus Aeschbacher, Otto Ackermann, Lamberto Gardelli, Robert F. Denzler, Hans Knappertsbusch und Karl Böhm. - . Dunkle Zeiten blieben auch ihm nicht erspart. Seine Frau starb im Kindbett, kurz nach der Geburt seiner Tochter, inmitten schwierigster Kriegszeiten. - . Abgesehen von vier Liedern mit Orgelbegleitung (u. a. von Mendelssohn und Silcher) gibt es leider keine professionellen Aufnahmen seiner Stimme, wenn man von Piratenmitschnitten absieht. - . Keller seine Unterrichtstätigkeit nach Ende seiner Theaterlaufbahn intensiviert. Ich gehörte zu seinen Schülern, allerdings war und blieb ich ein hoffnungsloser Fall. Hin und wieder bat man ihn, bei Abdankungen zu singen. Er teilte mir jeweils mit, in welcher Kirche er singen würde - und ich rannte mehrmals von meinem Arbeitsort hin zu den diversen Trauerfeiern, nur um ihn zu hören. Oft sang er dabei eine Arie aus dem Händel-Oratorium "Josua" oder das Beresina-Lied. Für mich waren das Sternstunden, denn ich bedauerte es immens, ihn nicht früher öfter gehört zu haben.

    Lieber greghauser,

    werde nach Elfriede Pfleger suchen und Dir bald das Resultat meiner Recherche unterbreiten können. Spätestens morgen Montag....

    Bis dahin beste Grüsse von Buralicchio

    Lieber Greghauser,

    während vielen Jahren habe ich biographische Porträts, Interviews und Zeitungsartikel aller Art gesammelt - und einige von meinen sogenannten "Schweizer Regionalhelden" habe ich persönlich kennengelernt und auch befragt. Mit Ruth Pache habe ich beispielsweise auch ein Videoporträt gemacht. Dies kann man - zusammen mit weiteren Porträts - in der Schweizerischen Theatersammlung in Bern ansehen. Hesse hatte übrigens bei der Uraufführung von Rudolf Kelterborns Oper nach Dürrenmatt "Ein Engel kommt nach Babylon" die Partie des Urgenerals gesungen. Davon gibt es eine Radioaufnahme aus dem Jahre 1977 - aber die habe ich leider nicht gehört. - . Herzlichen Dank übrigens für die Information aus Innsbruck zu Ruth Pache.

    Mit besten Wünschen :hello: von Buralicchio

    Zur Erinnerung an Walter Hesse eine Korrektur: Erste Stationen seines Wirkens als Sänger waren die Landestheater Salzburg und Innsbruck - NICHT Linz, wie ich fälschlicherweise geschrieben hatte. Entschuldigung!:( Beste Grüsse trotzdem von Buralicchio

    Einmal mehr möchte ich hier an einen mittlerweile in Vergessenheit geratenen Sänger erinnern. Es handelt sich um den Tenor Walter Hesse der heute vor fünfundzwanzig Jahren in Zürich verstorben ist. Sein Geburtsort Döllensradung, ehemals zum Verwaltungsgebiet Landsberg an der Warthe gehörend, liegt heute in Polen und heisst Nowiny Wielkie. Hesse wurde am 7. Januar 1921 geboren, wuchs jedoch in Südwestafrika auf. Seine Bühnenlaufbahn begann er als Bass-Bariton nachdem er sich offenbar weitgehend autodidaktisch ausgebildet hatte. Erste Stationen seines Wirkens waren die Landestheater von Salzburg und Linz. Ab 1950 sang er während fünf Jahren im Ensemble des Gärtnerplatztheaters in München - nun jedoch als Tenor. Von München ging's nach Münster an die Städtischen Bühnen wo er zwei Jahre blieb. 1957 trat er sein sechs Jahre dauerndes Engagement am Opernhaus Zürich an. Nachdem er bereits als Prinz Sou-Chong in der Spielzeit 1955/56 in Zürich gastiert hatte, wurde er nun unter den Direktoren Karl-Heinz Krahl und Herbert Graf zu einem äusserst beliebten Ensemblemitglied. Dem Publikum zeigte er sich in einer breiten Rollenpalette, als Fra Diavolo, Don José, Edgardo di Ravenswood, Camille de Rossillon, Canio, Paris in "Die schöne Helena", Hoffmann, Rodolfo, Pinkerton, Luigi im "Tabarro", Cavaradossi, Calaf, Sandor Barinkay, Bacchus, Aegisth, Sänger im "Rosenkavalier", Don Carlo, Alvaro, Duca di Mantova, Manrico, Parsifal und Max im "Freischütz". Grossen Erfolg hatte Walter Hesse auch als Raskolnikow und Romeo in den beiden Opern von Heinrich Sutermeister "Raskolnikow" und "Romeo und Julia". Warum er im Jahre 1963 Zürich verliess ist nicht bekannt. Es waren offenbar persönliche Gründe die ihn zum Weggang veranlassten. In der Saison 1963/64 erschien er als häufiger Gast am Stadttheater Bern, sang dort Pinkerton, Don José, Canio, Eisenstein und den Judge Danforth in Robert Ward's Oper "Hexenjagd" (The Crucible - nach Arthur Miller's Drama). Von 1965-1967 wirkte er am Städtebundtheater Hof als Sänger und Oberspielleiter. Ein schwerer Unfall machte plötzlich alle Pläne und Projekte zunichte. Ein Jahr lang lag er im Spital, kehrte danach nach Zürich zurück und arbeitete als Dreher in einer Gummi-Fabrik. Durch eine glückliche Wendung ergab sich ein Kontakt zu dem seit 1965 am Opernhaus Zürich tätigen Direktor Hermann Juch der ihn 1969 wieder ins Ensemble verpflichtete. Obwohl er nach wie vor in Partien für Heldentenor auftrat, wurde Hesse, der über ein köstliches, komisches Talent verfügte, von nun an häufig auch mit interessanten, anspruchsvollen Charakteraufgaben in Oper und Operette besetzt. So war er nach wie vor Florestan, Sou-Chong, Ismaele, begeisterte jetzt jedoch auch als Oberst Ollendorff, Podestà Nasoni, Alfred in der "Fledermaus", Knusperhexe in "Hänsel und Gretel" oder Onkel Gustav in "Feuerwerk". In Hugo Wolf's "Corregidor" sang Hesse den Don Eugenio de Zuniga, in Paul Burkhard's "Ein Stern geht auf aus Jaakob" den Sacharja und Nikolaus Harnoncourt wünschte sich Hesse als Gran Sacerdote di Nettuno in "Idomeneo". Leider konnte ich ihn nur ein einziges Mal auf der Bühne erleben, anlässlich seiner allerletzten Vorstellung in "Fidelio" im Frühjahr 1985 - als ersten Gefangenen. Seine Stimme ist mir trotzdem vertraut durch eine Live-Aufnahme von "Carmen" aus dem Stadttheater Bern. Als Don José hört man hier sein faszinierendes , baritonales Timbre, seine mühelose Höhe, die perfekte, klare Diktion.


    Lieber greghauser, danke herzlich für Dein Echo. Während Ruth Pache von 1959-1961 fest in Innsbruck engagiert war, trat sie in Linz und Salzburg halt nur in

    Einzelgastspielen auf. Aber es wäre interessant zu erfahren, welche Partien sie dort gesungen hat.

    Jedenfalls hat mich Dein Echo sehr gefreut!

    Beste Grüsse

    Buralicchio

    Lieber Carlo, herzlichen Dank für den "Ariadne"-Hinweis. Habe mich sehr darüber gefreut. Ich hatte Bedel auch noch in "Ariadne" gehört - allerdings viel später erst. Und da hat er nur den Lakaien gesungen. Aber auch diese Rolle hat er wunderbar erfasst: als eingebildeten, groben Lackel, in Anstellung bei einem reichen Herrn, der mit grösster Arroganz auf Künstler und ähnliches 'Gesindel' herabschaut.

    Liebe Grüsse von

    Buralicchio:hello:

    Eine Sängerin, die den allermeisten Taminos bestimmt völlig unbekannt sein dürfte, ist heute vor neun Jahren, am 24. April 2013, in Biel gestorben. Es ist die Sopranistin Ruth Pache, geboren am 10. Mai 1919 in Cham. Ihre Ausbildung hatte sie sich hauptsächlich am Konservatorium Zürich bei Ria Ginster erworben. Für viele Jahre stand das kleine Städtebundtheater Biel-Solothurn im Zentrum ihres Wirkens. Von 1945 bis 1959 war sie hier festes Ensemblemitglied und kehrte später immer wieder als Gast an diese Bühne zurück. Weitere Stationen ihres Wirkens waren dann das Landestheater Innsbruck und die Israeli National Opera in Tel Aviv, wo sie gemeinsam mit dem damals noch sehr jungen Placido Domingo in "Andrea Chénier" als Maddalena di Coigny aufgetreten war. Gastweise hörte man sie auch am Landestheater Linz, am Landestheater Salzburg und an den Stadttheatern von Luzern, St. Gallen und Zürich. Hier ein paar Beispiele aus ihrem vielfältigen Repertoire: Arsinoë in "Die toten Augen", Micaëla in "Carmen", Norina in "Don Pasquale", Isabella in "Columbus" von Werner Egk, Marguerite in "Faust", Fiordiligi, Donna Elvira und Donna Anna in "Don Giovanni", Blondchen und Konstanze, Cherubino und Contessa Almaviva, Pamina und 1. Dame, Titelpartie in Carl Orff's "Die Kluge", Mimì, Ciò Ciò San, Floria Tosca und Liù und Turandot (die Titelpartie sang sie in Tel Aviv), Rosina im "Barbiere di Siviglia", Zerbinetta, Lisa in "Pique Dame", Amelia in "Ballo in maschera", Leonora di Vargas, Gilda, Violetta Valéry, Elisabeth in "Tannhäuser" und Agathe in "Freischütz". Dazu kamen zahlreiche Operettenpartien. Durch einen glücklichen Zufall erhielt ich einige Privataufnahmen von ihrer Stimme: Arien und Szenen aus "Tosca", "Otello", "Freischütz" und "Ariadne auf Naxos". Es ist nicht ganz einfach, die Klangfarbe und Qualität einer Stimme zu beschreiben. Nur soviel: Ruth Pache's Stimme war von einer reinen Klarheit welche in strahlender Wärme herrlich aufzublühen vermochte. - . Ruth Pache war auch nach ihrem Abschied von der Bühne noch lange in exzellenter stimmlicher Verfassung und wurde immer wieder zu Konzerten verpflichtet. Während vielen Jahren widmete sie sich auch der Ausbildung junger Sängerinnen und Sänger. Dieser kleine Text soll an diese fröhliche und äusserst liebenswürdige Sängerin Ruth Pache erinnern.