Beiträge von Suelzenfuss

    Hallo Rodolfo,

    deinen Eindruck über Vesin und Aladren kann ich nur bestätigen. Tolle Stimmen, er ist aktuell mein Lieblingstenor in Düsseldorf im ital. Fach. Natürlich hat er nicht das Timbre von Big P, das wird es nie mehr geben, glaube ich.

    Szenenapplaus gehört für mich, wenn es angebracht ist , in der italien. Oper immer dazu. Wäre traurig, wenn sich in Zukunft keiner mehr traut, oder nur noch nach Nessun dorma !

    Gruß Dirk

    Sonntag Tristan in Wuppertal in einer wunderbaren Inszenierung ( Andersson/ Vigil) mit stimmigen Videoprojektionen von Meer, Gischt und Küste usw. ohne jeden Firlefanz. Ganz Konservative könnten nur kritisieren das diese Projektionen schon beim Vorspiel zu sehen waren, passte aber toll. Ich fühlte mich an Fotos von Wieland Wagner-Inszenierungen in Neu-Bayreuth erinnert, besonders das Schlussbild !

    Musikalisch war auch alles Bestens. Der jüngste GMD Patrick Hahn dirigierte so, daß er die Sänger niemals zudeckte. Samuel Sakker ( Tristan ) aus Australien hat nicht die allergrößte Stimme, aber ein schönes Timbre und eine gute Technik, singt große Bögen ohne zu forcieren und kann auch Vokale länger halten. Sah mit der Perücke aus wie Schnorr von Carolsfeld, was wohl eher Zufall war. Die Isolde aus Neuseeland, Kirstin Sharpin, kann bei Foster und Co. locker mithalten, das am Ende gehauchte " höchste Lust" war atemberaubend.

    Kurwenal ( Martijn Sanders) erinnert mich stimmlich an Herbert Janssen, wer die alten MET-Aufnahmen noch kennt, der Marke aus dem Hausensemble ( Erik Rousi) , ein junger Finne, mehr Bariton als Bass, brachte eine eindrucksvolle Klage hervor. Tolle Brangäne ( Jennifer Feinstein ) aus den USA mit starkem Vibrato, ich mag das!

    Zuletzt, super Publikum die ein paar Sekunden warteten bis der riesige Jubel losbrach.

    Der 2. Akt wirklich berauschend, nachvollziehbarer Liebesrausch stimmlich und in der Personenregie , der 3. Aufzug unglaublich intensiv , Sakker wurde immer besser, trotz angekündigter zurückliegender Erkältung.

    Für mich und meine Frau war diese Aufführung insgesamt bewegender und packender als der Tristan letztes Jahr in Bayreuth ( Gould/ Foster) !

    Riesen Leistung für ein Ensemble und Haus wie Wuppertal. Nächste Termine Februar und März 24. Nicht verpassen !!!!!!!!

    Nicht zu vergessen ihre zahlreichen Auftritte als Partnerin der Callas, leider bin ich zu blöd irgendwelche CD-Cover einzustellen, sollten aber bekannt sein.

    Den Opernfilm muss ich mir mal anschauen, wenn das möglich ist ! Danke für den Hinweis !


    Zitat

    "Leider gibt es z.Zt. im Tamino-Forum nur wenig Interesse an Oper und Operngesang, und Fiorenca Cossotto ist wohl vielen Musikfreunden schon kein Begriff mehr. Ihre beste Zeit waren die Jahren zwischen ca. 1960 und 1975.


    LG Nemorino"


    Den Eindruck habe ich auch, schade , einen Austauch über Sänger der vergangenen Jahrzehnte , finde ich sehr interressant. Früher gab es mal bei Bongiovanni in Bologna CDs mit Interpreten aus allen Zeiten mit nur einer Arie. Das was spannend ! Überhaupt, was waren das noch für Zeiten, als ich mit vor Aufregung zitternden Händen nach langer Autofahrt Herrn Bongiovanni gegenüber stand und hoffte eine lange begehrte Aufnahme bei ihm zu bekommen. In Düsseldorf gab es bei Schossau einen skurilen netten Verkäufer in der Klassikabteilung , Herr Persch, der mir manchmal CDs preiswerter verkaufte, da er um das Budget eines Studenten wußte. Heute nur ein kleiner Klick bei Spotify , und alles ist da!

    Dienstag war ich mal wieder in der Rheinoper in Turandot. Und wieder waren bei Neubesetzung im Vergleich zu meinem letzten Besuch alle Rollen hervorragend besetzt. Hervorzuheben mein aktueller Lieblingstenor im italieninschen Fach : Eduardo Aladren , hat das " ardente" als hohes C gesungen , wie übrigens auch sein Vorgänger der Rumäne Iliacai, und auch wunderschöne leise Töne produziert. Eine junge Polin, Ewa Vesin, als stimmstarke Turandot mit toller Ausstrahlung. Wieder mal ein großer Abend in der insgesamt unterschätzten Rheinoper, in einem tollen Haus, daß man eher unter Denkmalschutz stellen sollte, als es abzureißen!

    Einen Sänger auszubuhen weil man mit der politischen Einstellung seiner Ehefrau nicht einverstanden ist, wie der Kritiker berichtet, ist das allerletze und unterstes Niveau !

    Ich habe Eyvazov letztes Jahr in Berlin als Calaf gehört und er war super. Leider durfte ich seine Gattin wegen der allgegenwärtigen Bigotterie nicht hören. So was gab es leider schon mal in Deutschland !

    Freunde berichteten aus Verona im letzten Jahr, daß er der gefeierte Star der Aufführung war.

    Ihn als Herrn Netrebko zu bezeichnen, finde ich eher unpassend. Ich bin auch mit einer Berufskollegin verheiratet, soll es geben!

    Ich habe Thielemann oft in Bayreuth und gelegentlich in Italien Wagner dirigieren hören dürfen. In seiner düsseldorfer Zeit habe ich ihn leider verpasst. Es war immer ein großes Erlebniss wie er die Spannungsbögen im Orchester durch Verzögerungen, Pausen und Beschleunigungen aufgebaut hat. Einer der wenigen Dirigenten, die durch die Art des Dirigierens, für mich , wiedererkennbar sind. Ganz im Stil Furtwänglers!


    Eine gute Entscheidung für Berlin, nur was sagt man in Dresden dazu? Werden sie ihn teilweise freistellen ?

    Da ich in Zukunft öfter in Berlin sein werde, freue ich mich auf kommende Vorstellungen unter seinem Dirigat.


    Mich wundert nur, daß die rotgrüne woke Kulturszene dort , sich für ihn entschieden hat. Im Umgang gilt er ja auch als " nicht ganz einfach ", wie seine Historie zeigt. Aber mit dem Alter wird man ja ruhiger!

    Danke für den YT-Link !

    Daß es das alles im Netz gibt, war mir bisher nicht so klar. Früher habe ich immer bei den Übertragungen aus Bayreuth auf WDR3 mitgeschnitten und mußte live dabei sein um die Tracks zu setzten. War früher doch nicht alles besser !

    Im Vergleich zu einer CD sind die Daten ja komprimiert, aber ich denke je älter man wird, desto weniger hört man das !

    Gerade war auf WDR 3 ein Bericht über ihn mit einer eher untypischen Aufnahme, Korngolds Prayer, aus Linz. Kann man im Netz nachhören.

    Er war einer der größten Heldentenöre der letzten 20 Jahre und sein letzter Tristan mit Foster im Sommer letzten Jahres in B. ist für mich unvergessen. Welche Stimmgewalt, aber auch welche Zartheit. Er wird mir unendlich fehlen. Seit dem Tode von Prince war ich nicht mehr so erschüttert über einen Künstlertod.

    Hat jemand zufällig den Tristan aus Bayreuth 2022 mitgeschnitten und kann mir eine Kopie, natürlich gegen Kostenerstattung, zukommen lassen ?

    Auch ich habe viele Jahre immer im 3. Rang gesessen. Als die Scheinwerfer montiert wurden, wurden die Plätze nicht mehr verkauft, deshalb sind wir jetzt im 2. Früher habe ich schon mal Leute im 3. Rang mit Partitur gesehen. Der Klang ist oben viel besser als im Parkett , auch die Stimmen kommen gut rüber und man sieht das Orchester und Dirigent.

    In Bayreuth diesen Sommer war die " Speerübergabe " auch komplett mißraten bzw. langweilig.

    Zu der Schussszene: Wenn ich schon alles reduziere und weglasse, auf fast alle Details des Libretto verzichte, warum muß ich dann mehrfach und superlaut rumballern, das hätte das Publikum auch angedeutet verstanden ! Wichtiges wird weggelassen um Erfundenes plakativ darzustellen.

    Einen schönen Morgen !

    Wer, wie ich, mit Wagners verschwurbelter christlicher Ikonografie, dem elitären Männerbund und der Verteufelung von Weiblichkeit und Sexus Probleme hat, aber von Richard Wagners suggestiv einzigartiger Musik begeistert ist, der wird seine Freude an Thalheimers Inszenierung ohne getöteten Schwan, ohne Gral, ohne heilige Quelle und Taufe haben.

    Aber dann ist doch eine konzertante Aufführung für dich viel passender, wenn dich das ganze " Geschwurbel " nervt, und nicht eine Darbietung die mit dem Libretto und zum Teil auch mit der Partitur , Pistolenschüsse finde ich da so nicht, überhaupt nichts gemein hat.

    Übrigens, ich sehe keine Verteufelung von Weiblichkeit oder Sexus in Wagners Werk, ganz im Gegenteil: Protagonisten sind immer starke Frauen, oft stärker als die Männer, und seine Musik , zB. Vorspiele Tristan und Tannhäuser sind quasi Pornographie , d.h. stellt einen Geschlechtsakt dar, von Sexusverteufelung ist unser guter Richard weit entfernt, was er auch in seinem Leben bewiesen hat.

    Daß die Rheinoper nicht mehr ausverkauft ist, ist eine Folge der Coronapolitik, davon haben sich viele Kulturinstitute noch nicht erholt. Die Intendanz oder die Regie trifft da keine Schuld.

    Ich werde mir die Aufführung noch mal, mit mittigem Sitzplatz anschauen, und versuchen die hier angesprochenen positiven Aspekte der Inszenierung nachzuvollziehen.

    Ich habe gar nichts gegen Thalheimer, seinen Macbeth fand ich ganz gut, oder gegen provokante Inszenierungen, der Sinn muß sich mir nur erschließen. Der Buher, der alle ausgebuht hat, ist ein no go, der meint die Sänger für die Regie bestrafen zu müssen. Dankenswerterweise hat er, und alle anderen im Publikum , am Schluß mehrere Sekunden gewartet , bis ein Bühnenlicht anging. Diese kleine Pause nach dem letzten Ton genieße ich.

    War jemand der geneigten Leser gestern wie ich in der Rheinoper in der Premiere Parsifal ?


    Musikalisch fand ich es großartig !

    Die Inszenierung von Thalheimer war unterirdisch, komplett am Libretto vorbei, alles " Schöne " wie Karfreitagaue, Erlösung, Speergewinnung, Blumenmädchen, Fußsalbung usw.. wurde konsequent ignoriert. Parsifal mußte im 1 und 2. Aufzug mal wieder in Unterwäsche singen und war im 3. ein abgewrackter Clown. Ordentlich viel rote Farbe an Wänden und Gewändern, wie originell !!! Was ein Sch... !!!!

    Thalheimer ist zudem ein Mittellogeninszenierer, wer am Rand sitzt, sieht große Teile des Bühnenbildes nicht, handwerklich ganz schlecht!

    Goerz von der RP findet alles wieder ganz super, tolle "Dekonstruktion des Sakralen", nachzulesen bei RP online als Abo.

    Gegenstimmen?

    Ich finde an diesen Bildern und denen zum »Tristan« von neulich sehr bemerkenswert, dass die ältesten Bühnenbilder ausgesprochen hell und farbenfroh wirken, und auf eine durchaus leichte Weise heiter wirken, was in beiden Fällen im Laufe zunehmend einer schwergewichtigen und bedeutungsschwangeren Düsternis weicht. Ich glaube, es kann sich lohnen, dem genauer nachzugehen.

    Der aktuelle Parsifal ist aber sehr farbenfroh, was man auch auf dem Foto ganz gut sieht.

    Zitat : Die Reaktion des Publikums auf eine Theateraufführung betrifft meines Wissens nur diejenigen, die sich nach der Vorstellung auf der Bühne verbeugen. Eine musikalisch überdurchschnittliche Vorstellung wird immer den Applaus bekommen, der ihr gebührt, auch personalisiert. Dabei sind auch schon Sänger oder Dirigenten bestraft worden.


    Ja, in den meisten Fällen hast du recht. Aber manchmal gibt es schon Unmutsäußerungen kurz nach dem Fallen des Vorhangs , die mit dem Auftreten der Sänger verstummen, und dann schon der Regie zugeordnet werden können. Früher wurde auch schon mal ein Bühnenbild beklatscht, zB. in der alten La Boheme in Düsseldorf im Quartier Latin, das ist bei den i.d.R. jetzt überwiegend tristen Bühnenbildern eher selten.

    Danke für den Bericht vom Hügel !


    Mir hat dieser Tannhauser vor einigen Jahren nicht so gefallen, ich fand ihn überladen mit Figuren die da nichts zu suchen haben, aber : jeder Jeck ist anders ! und Gould hat gesungen, was schon reicht hinzugehen.

    Die Reaktion des Publikums ist nicht immer ein Zeichen für Qualität. Ich erinnere mich daran wie der Schlingensief -Parsifal gegen Ende seiner Laufzeit bejubelt wurde, bei der Premiere ist er noch durchgefallen. Füßestampfen gehört inzwischen zum normalen Verhalten des Publikums, man feiert sich eben selbst. Da zeigt die Nordkurve auf Schalke meistens deutlich mehr Fachkompetenz !

    Kurze Anmerkung zu der Aufführung am Samstag :

    Es wird jetzt nach dem 1. Aufzug munter applaudiert, finde ich richtig, war ja eine Fehlinterpretation.

    Schager hat sich wenigstens bemüht auch mal piano zu singen, besonders im 3. Aufzug. Ich war in der 1. Reihe und konnte sehen wie froh er war, nicht ausgebuht zu werden. Den tosenden Beifall hat er dann sehr genossen. Grundsätzlich hat er gut gesungen.

    Garanca und Zeppenfeld ganz großes Kino ! Zeppenfeld hat eine super Technik, Legato und Portamento vorbildlich. Große Textverständlichkeit.

    Auch die restliche Besetzung war top.

    Casado hat sehr einfühlsam dirigiert, die Sänger wurden nie zugedeckt. Chor, wie immer, Weltklasse !

    Sehr schöne Lichtregie, auch ohne AR, Bühnenbild bunt, aber stimmig, Kostüme , bis auf Kundry , eher häßlich. Blumenmädchen sehr nuttig.

    Parsifal mußte wieder den 2. Aufzug in Unterhose verbringen, warum auch immer ? , aber kennt man aus anderen Inszenierungen.

    Schlussbild ganz schön.

    Fazit: Hat sich gelohnt !

    Ich hatte das Glück im letzten Jahr noch Gould als Tristan zu hören. Er war überwältigend sowohl im Piano, als auch im Forte, einfach grandios. Schade daß er erkrankt ist und du ihn nicht hören konntest.

    Mir hatte die Inszenierung sehr gefallen, tolle Bilder in Übereinstimmung mit Text und Musik, z.B. der Strudel !

    Es gibt im Opernfreund eine sehr schöne Rezension zu lesen :

    ttps://deropernfreund.de/bayreuther-festspiele/bayreuth-tristan-und-isolde-richard-wagner/

    Gruß

    Dirk