Beiträge von Stolzing

    Nach einer anstrengenden Woche komme ich heute endlich zum hören. Ich bin ja wirklich kein Fan Simon Rattles aber seine Einspielungen britischer Komponisten gefallen mir oft sehr (besonders Holst). Sie sind in der Rythmik oft streng bzw „zackig“ was sie markant erscheinen lässt. Bei Bruckner gefällt mir das weniger weil es die österreichische Gemütlichkeit nicht widerspiegelt. Hier passt es!


    William Waltons Sinfonie Nr. 1

    City of Birmingham Symphony Orchestra

    Simon Rattle


    ich kann mir nicht helfen: wenn es um Beethoven und Bruckner geht, kann man mit Wand einfach nichts falsch machen.

    Witzig, gerade Beckmesser gefällt mir hier extrem gut, insbesondere im ersten Akt.

    im Großen und Ganzen handelt es sich hierbei um meine Lieblingsaufnahme, wäre da nicht Domingo als Stolzing, dessen Akzent ich wirklich nur sehr schwer ertrage.


    Aus diesem Grund habe ich zwei andere Aufnahmen meiner Lieblingsoper vorn:


    Kubelik (finde ich leider nicht auf JPC) und



    Silvio Varviso live aus Bayreuth.


    Jean Cox als Stolzing (grandios),

    Friedrich Stricker als David (solide, kein Stolze),

    Hannelore Bode als lyrische Eva,

    Karl Ridderbusch als Sachs (wundervoll),

    Klaus Hirte als Beckmesser- wirklich sensationell und ein Highlight dieser Aufnahme,

    Hans Sotin als Pogner - toll…

    Unter dem Projekt Bruckner 2024 werden sämtliche Sinfonien Bruckners in allen Fassungen aufgenommen und die bisher verfügbaren Aufnahmen sind alle grandios.

    Neben Poschners 6. möchte ich noch Heinz Rögners Aufnahme empfehlen.

    Hallo Norbert!

    Mir geht es so wie Dir - aber Ausnahmen bestätigen die Regel und diese neu erschienene Aufnahme der 9. gefiel mir dann doch sehr gut. Thielemann war ja zuletzt immer einfach nur langsam und laut, so eine Art "Furtwängler-Zwitter" mit Knappertsbuschs Statur. Mein persönlicher Tiefpunkt mit ihm war sein Ring in Berlin - ein paar Wochen später sah ich dann einen ganz anderen Thielemann-Ring in Dresden. Die Höhepunkte zelebrierte er nach wie vor, dazwischen drückte er aber ordentlich auf die Tube. Diese 9. verkörpert den "neuen" Thielemann - die Wiener Philharmoniker spielen groß auf und der Klang ist herausragend (Beyerdynamic Amiron) - so wie Thielemann das Adagio verklingen lässt, musste ich (hatte ich vorher noch nie) sofort an Mahlers 9. denken - die endet auch so.

    Ich freu mich wirklich über dein Feedback zur Aufnahme.

    Nachsatz: noch schlimmer als Thielemanns Bruckner-Aufnahmen ist nur sein Beethovenzyklus, mit dem ich wirklich gar nichts anfangen kann.

    Liebe Grüße aus der Brucknerstadt.

    Ich finde ihren Dirigierstil ohne Taktstock gar nicht so schlimm, klar ist das vielleicht übertrieben zackig und etwas seltsam. Auch mein Fall ist das nicht. Bei der ganzen negativen Kritik frage ich mich aber, ob die Leute noch nicht Thielemanns Körperverrenkungen oder Gergievs Zahnstocherdirigat und seine magischen Zauberfinger (Bei letzteren ist auch Currentzis ein guter Kandidat) erlebt haben...

    Ich würde ja gern einen Luftdirigierwettbewerb veranstalten - vergleichbar mit dem air guitar contest...

    :stumm:


    Etwa acht Monate nach dem Tod von Antonín Dvorák (1. Mai 1904) begann sein Schwiegersohn Josef Suk die Komposition einer Trauersymphonie. Noch während der Arbeit traf Suk ein zweiter Schicksalsschlag – der Tod seiner geliebten Frau Otilie. Er widmete die Symphonie, bestehend aus fünf Sätzen, Dvorák und dessen Tochter Otilie, und gab seinem Werk den Namen des Todesengels „Asrael“.


    LG Fiesco

    ich sehe schon - mein Scherz kam nicht an.

    Ich steige beinahe nahtlos auf Weinberg um:


    Sinfonie für Streichinstrumente und Cembalo Nr. 7. Den Rest des Albums von Mirga Gražinytė-Tyla, also Flötenkonzert und 3., aufgenommen mit der Kammerphilharmonie und dem Birmingham Symphony Orchestra nehm ich auch mit.



    Zumindest gibt es etliche berühmte Dirigenten, die diese Reihenfolge wählen. Daher verstehe ich auch nicht, weshalb es dann bei Fischer ein "Kritikpunkt" ist, wenn es so aufgeführt wird.

    Das war mehr mit Augenzwinkern verfasst - deshalb schrieb ich auch, dass ich mit beiden Versionen leben kann. Ich finde die von mir präferierte Reihenfolge schlüssiger. Das Andante ist so wunderschön und ein Highlight der ganzen Sinfonie - wenn es im 2. Satz gespielt wird, komme ich früher in seinen Genuss.

    Mahler.. schon wieder, während ich vor ein paar Monaten die 3. rauf- und runterhörte, ist es gerade die 6., die mich Tag und Nacht verfolgt. Einziger Kritikpunkt an Adam Fischers Einspielung - er spielt das Andante im 2. Satz. Weil man sich bei der Aufnahme an der Fassung der Uraufführung orientiert (gibt es diesbezüglich mehr zu beachten, als Reihenfolge und Hammerschläge?), kann ich damit leben (sonst auch).



    Nebenbei hab ich in den ersten Satz von Currentzis Aufnahme reingehört und dann abgebrochen - dem Mann fehlt es offenbar an Gespür für das ach so lyrische, idyllische Motiv des ersten Satzes. Nicht nur, dass es beinahe untergeht, es fehlt ihm auch alles liebevolle. Dann lieber Bernstein mit den Wiener Philharmonikern oder Abbado mit den Berlinern:

    Der zweite Tag:


    Christian Thielemann

    Sächsische Staatskapelle Dresden


    Siegfried - Andreas Schager

    Mime - Jürgen Sacher

    Der Wanderer - Thomas J. Mayer

    Alberich - Markus Marquardt

    Fafner - Stephen Milling

    Erda - Christa Mayer

    Brünnhilde - Ricarda Merbeth

    Waldvogel - Mirella Hagen


    Wo sind die Theaterstühle der vorangegangenen Teile? Statt wellenförmig angeordneten Sitzreihen stehen jetzt bloß noch einige grüne Holzsessel herum. Der Vorhang lichtet sich - links im Eck knotzt Mime, in der Mitte sitzt Wotan, der nach den ersten Takten aufsteht und mit mächtiger Gestik von dannen zieht. Mime beginnt mit den Schwertstücken zu Klappern - der Effekt ist bescheiden, schließlich handelt es sich um zwei Stücke lackierten Holzes. Kurz darauf kündigt sich Siegfried an - er betritt mit einem großen Plüschbären die Bühne und wird hier besonders infantil dargestellt. Wie zuvor lässt Schager auch im Siegfried keine Zweifel offen: das hier sind seine Festspiele - oder seine Leistungsschau. Er spielz jedenfalls von Beginn an auf home run oder um die Boxersprache zu strapazieren auf knockout. Taktieren, Kräfte sparen? Nicht Schager, offenbar in bester Verfassung, er sollte bis zum Schluss nicht vom Gas gehen. Wanderer Mayer legte es während des Rheingoldes ruhig an (ok, er sprang auch ein und sang vom Rand), um nun zum Endspurt überzugehen. Prachtvoll löste er Mimes Fragen um den Zwerg dann bedrohlich zu befragen. Ein vielschichtiger Sänger mit dunkler, tragender Stimme. Doch auch Sacher Mime muss sich nicht verstecken - ihm kauft man die hinterlistig-boshafte Falschheit gerne ab. Schließlich bahnt sich das erste Highlight an. Während die Schmiedeszene nicht besonders aufregend inszeniert wurde, war sie Schager sei Dank, mehr als spektakulär. Thielemann verzögerte dabei stellenweise drastisch und ging auf forte. Irre! Standing Ovations nach dem ersten Akt.


    Die Stühle bleiben uns auch im zweiten Akt erhalten. In der Mitte steht eine Bühne mit kindlich gemalten Bäumen - die Neidhöhle. Davor wartet Alberich, Marquardt holt stimmlich wie spielerisch, dabei sehr wortklar, das Maximum aus seiner Rolle heraus. Bekanntlich nimmt Fafner Wotans Warnungen nicht ernst. Tja, Pech gehabt. Kurz darauf erscheint Siegfried und mit ihm das Vöglein in Form eines Knaben, gekleidet wie Siegfried (sein Alter Ego). Kurz darauf ist Fafners Ende tatsächlich besiegelt - des Drachen Hülle fällt, in der Mitte sitzt der verwundete Riese um Siegfried gefühlvoll vor Mime zu warnen. Am Ende des zweiten Aktes wird auch der Zwerg neben ihm die ewige Ruhe finden.


    Nein, der dritte Akt beginnt ohne Sessel. Eine in der Mitte gesprungene Kugel, die gewaltig an den Walkürenfelsenmond aus der Walküre erinnert, davor liegt Erda, erst bedeckt von einem gewaltigen Schleier, sie erwacht und trägt eine Augenbinde. Christa Mayer ist eine Bank, ich könnte ihr stundenlang zuhören. Schließlich reißt ihr Wotan Binde von den Augen, geblendet fällt sie zu Boden - hat er sie getötet? Keine Ahnung. Ich will mir langsam auch keine Gedanken über diese seltsame Inszenierung mehr machen.


    Wotan und Siegfried treffen aufeinander und man hat zu Beginn - Mayer nimmt man den liebevollen Opa auch gleich ab und ebenso den um Autorität bemühten scheidenden Gott. Fünf Sterne für ihn als vielseitigen Sänger, Schauspieler. Weiter geht es zum Walkürenfelsen - die Theaterstühle sind zurück, völlig sinnbefreit hinter der Bühnenbühne, sie werden gleich wieder verschwunden sein.


    Die Bühne verwandelt sich in einen Himmel mit weißen Wolken im Vordergrund Brünnhilde. Siegfried weckt sie und Merbeth beginnt einen Halbton zu tief, wie gewohnt. Sie wird bei folgenden Einsätzen noch öfter daneben liegen, läuft dann aber doch warm. Zwischendurch erscheinen durch den Himmelvorhang nochmal die Sitzreihen aus dem Bühnentheater mit den verbliebenen acht Walküren (ich hab sie gezählt) - Siegfried bemüht sich (nach wie vor in Höchstform) Brünnhilde rumzukriegen, am Ende schafft er es auch. Was für ein Opernabend, Bravo Schager, bravo Thielemann, bravo Wothan-Mayer, bravo Erda-Mayer, bravo Sacher, bravo Marquardt und auch ein bisschen Bravo an Merbeth.


    Eines steht fest - ein Ring mit Thielemann ist eine außerordentliche Erfahrung aber so ein Zyklus funktioniert nur und ausschließlich mit den absolut besten verfügbaren Sängern. Was Lautstärke und Tempo betrifft verlangt er von seinem Cast wirklich alles ab.

    Geschmäcker sind ja verschieden, aber dass der Karajan-Siegfried mit Jess Thomas nur beiläufig und dann noch negativ erwähnt wird, verstehe ich nicht. Die Aufnahme zählt für mich zu den allerbesten. Der Klang ist einzigartig, Jess Thomas als phänomenaler Siegfried, Stolze, der Inbegriff des Mime, Thomas Stewart als Wanderer, Helga Dernesch als bezaubernde Brünhilde…


    Neben Knappertsbuschs Bayreuth-Siegfried aus 1957 (Aldenhoff, Varnay, Hotter, Kuën…) würde ich noch den

    Leinsdorf-Siegfried erwähnen:


    Was neue Aufnahmen betrifft, möchte ich euch noch Axel Kobers Aufnahme empfehlen - der instrumentale Part ist hier ein wahrer Ohrenschmaus. Corby Welch ist bestimmt nicht der beste Siegfried aber immer noch um Welten erträglicher als Stephen Gould und zuverlässig.

    James Rutherford erweist sich als ebenso solider Wotan und Linda Watson bereitet als Brünnhilde große Freude.

    …die Darsteller wechseln wenn passiv auf der Bühne in den Stuhlbereich der Bühne, teilweise findet aber auch die Handlung dort statt. Die Stühle sind in manchen Szenen auch wellenförmig angeordnet und in der Walküre werden die auf einem Hügel angeordnet - der eigentliche Walkürenfelsen ist dann allerdings ein Mond auf den sie sich dann legt. Auf mich wirkt das bisher eher willkürlich.