Beiträge von Werner Hintze
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Ich kenne diese Einstellung bzw diese Aussagen von Künstlern auch (ich lasse mall der Höflichkeit halber die Apostrophe weg) - habe aber eher den Eindruck, daß es sich hier um Schutzbehauptungen gandelt - im Sinne der Parabel vom Fuchs und den Trauben.
Das hieße, Joyce hat »Finnegans Wake« geschrieben, weil er keinen flott zu lesenden Krimi zustande gebracht hat, und Schönberg hat sein Klavierkonzert komponiert, weil er nicht wie Rachmaninow gekonnt hätte. Ich fürchte, diese Position wird sich nicht halten lassen.
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Ich dachte, hier geht es um die Frage, wie die Diskussion laufen soll, und nicht um die Diskussion. Ich kann auch nicht recht erkennen, welchen Sinn es haben soll, im Nebenhaus auf eine Frage zu antworten, die in diesem gestellt wurde. Aber es ist auch egal. Ich habe geschrieben, was ich zu sagen habe, was ich zur Selbstverständigung nützlich fand, und will nicht weiter stören.
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Ich bin mir nicht sicher, aber mir scheint, dass auch solche Reaktionen etwas über die Musik aussagen können. Gewiss kann man sich auf intelligentere Weise damit auseinandersetzen, aber sagt es nicht etwas über diese Musik, dass sie solche Reaktionen auslöst? (Mit »Musik« meine ich nicht das reine Klangereignis, sondern dieses in seinem Kontext, zu dem eben auch die Personen gehören, die sich auf so etwas nicht einlassen können, und eben auch andere Klangereignisse wie Straßengeräusche, Beethoven-Sinfonien und Filmmusik-Schwulst.) Es scheint mir schwierig (nein: unmöglich), brauchbare Kriterien zu benennen, mit denen sich unterscheiden lässt, welche Reaktion legitim ist und welche nicht. Gewiss muss sich, wer bekundet, den »Krach« nach vier Minuten abgebrochen zu haben, dennoch aber zu einem Urteil befähigt zu sein, sagen lassen, dass er sich da fundamental irrt. Aber da sich ein Künstler das Publikum nicht backen kann, muss er wohl mit dem leben, das nun mal da ist, was auf der anderen Seite bedeutet, dass auch solche Reaktionen beachtet und bedacht werden müssen, wenn das Kunstwerk bedacht wird.
Ich weiß nicht, ob es in diesem Falle zutrifft, aber es ist unbestreitbar, dass es Künstler gibt, die nicht verstanden werden wollen, weil sie solches Verständnis für den Ausweis minderer Qualität erachten. Schönberg sagte – sinngemäß aus dem Gedächtnis zitiert – »Kunst ist nicht für die Vielen; was für die Vielen ist, ist keine Kunst«. Das heißt, dass das Unverständnis der Vielen schon »eingepreist« ist. Dann gehört es aber eben auch dazu. Und selbst wenn Ligeti diesem elitären Standpunkt nicht zugestimmt hätte, scheint mir, dass er nicht geglaubt haben kann, dass seine Musik nicht auf starke Ablehnung stößt, und das nicht mitbedacht hat. Wenn aber diese Reaktion provoziert oder auch nur billigend in Kauf genommen wird, kann man sich eigentlich nicht darüber beklagen, wenn sie dann auch kommt. Deswegen muss man diese Reaktionen und ihre nicht eben geistvolle Arroganz ja nicht gutheißen. Aber untersagen? Ich weiß nicht.
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Ich auch. Es wird zwar nichts helfen, aber trotzdem...
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Die permanent subtil persönlichen Angriffe sind beschämend und beleidigend. Warum seid ihr nicht in der Lage, Eure Meinung - die inhaltlich für mich durchaus nachvollziehbar ist - ohne diesen hässlichen Unterton vorzubringen? Dieser Ton ist zudem wenig einladend zum Austausch.
Verstehe ich nicht. Es geht um die Frage, ob es richtig ist, eine Einheitsmeinung als die einzig zulässige bzw. sinnvolle festzulegen oder eben nicht, sondern Alternativen zu akzeptieren. Und es geht um die Frage, ob ich eine Auffassung, die ich als gültig etablieren will, mit Argumenten stützen muss oder nicht. Dr. Holger Kaletha ist grundsätzlich der Meinung, dass es immer nur eine richtige Auffassung geben kann (nämlich seine), weshalb er alle anderen rigoros ausschließt. Und zwar meistens ohne oder mit abenteuerlich aus der Luft gegriffenen Argumenten. (Zum Beispiel, dass das Andante an zweiter Stelle stehen muss, weil es irgendwie verzweifelt ist, was ganz offensichtlich Unsinn ist.) Damit will er jede weitere Diskussion unterbinden. (Zum Beispiel, indem er darauf hinweist, dass er sich sehr lange mit einem Gegenstand beschäftigt hat und ganz ungeheuer viel darüber gelesen hat, weshalb er ganz ungeheuer viel darüber weiß, was, wie er einfach mal eben so auf seine hinreißende freche Art unterstellt, bei seinen Gegnern in der Diskussion nicht der Fall ist.) Ich finde nämlich, dass das weit über die Frage hinausgeht, in welcher Reihenfolge zwei Sätze in einer Mahler-Sinfonie gespielt werden. Es ist auch nicht einfach die Frage, ob ein Argument stichhaltig ist oder nicht, sondern die, ob man überhaupt argumentiert, oder einfach festlegt, was die Wahrheit ist, der niemand widersprechen kann und darf, was Dr. Holger Kaletha fortwährend tut. Damit wird eine sehr grundsätzliche und fundamental wichtige politische Dimensionen berührt, weshalb ich die Notwendigkeit fühle, mich dazu zu äußern, weil ich schon sehr früh dazu erzogen worden bin, mich jedem Anflug von Autoritarismus zu widersetzen.
(Dr. Holger Kaletha glaubte mutmaßen zu sollen, dass diese Haltung mit meiner Sozialisisierung in der DDR zu tun hat und glaubt, meine Position damit ausreichend entwertet zu haben. Beides glaube ich nicht. Ich denke, dass ich, wäre ich woanders in derselben geistigen Umgebung aufgewachsen und hätte dieselben Lehrer gehabt usw., meine Haltung dieselbe wäre. Auch glaube ich nicht, dass über eine Haltung irgendetwas gesagt ist, wenn man feststellen kann, dass sie von der Herkunft aus der DDR geprägt ist. Ich finde also, dass man sich solche Aussagen ruhig sparen kann. Auf dieselbe Weise könnte man mutmaßen, dass die Auffassungen Dr. Holger Kalethas von seiner Sozialisation in der BRD geprägt sind. Was wäre denn damit gesagt?)
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Peter Gülke ist Künstler und (!) Wissenschaftler in einer Person. […] Allein dieses Faktum zeigt, dass diese Frage an den Haaren herbeigezogen ist.
Ach, es ist schlimm. Ich bin immer so begriffsstutzig. Wie auch in diesem Falle. Ich kann Deinem gedanklichen Höhenflug mal wieder nicht folgen. Stattdessen erheben sich mehr und mehr Fragen. Zum Beispiel: Wie ergibt sich aus der Tatsache, dass Gülke Dirigent und Musikwissenschaftler ist, dass die Frage, ob es Aufgabe der Musikwissenschaft ist, den Künstlern Anweisungen zu geben, an den Haaren herbeigezogen ist? Und was heißt das eigentlich, wieso ist diese vollkommen selbstverständliche Frage an den Haaren herbeigezogen? Und wie ist denn die Antwort auf die Frage? Und wie ergibt sich diese aus der Tatsache, dass Gülke Dirigent und Musikwissenschaftler ist? Ich verstehe mal wieder nur Bahnhof. Lässt sich das ein wenig erläutern? (Vielleicht sogar ohne lange Namenslisten?)
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Ich wunder mich manchmal, warum die Jupiter-Sinfonie als das non plus Ultra der Sinfonik des 18. Jahrhunderts gilt. Ich persönlich finde sie nicht einmal die beste Sinfonie Mozarts, da sind für mich die Prager und die 39 die besseren Werke.
Aha. Ja. Jetzt habe ich es verstanden. Das kann man wirklich nicht ernst nehmen.
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Man sollte vielleicht von einem Kirschbaum nicht erwarten, dass der Birnen trägt. Er trägt eben Kirschen, den er ist ein Kirschbaum. Die Frage ist nur, ob die Kirschen gut sind. Wenn man Birnen haben will, muss man zum Birnbaum gehen.
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Mir fällt auf, dass die Wahrheit, die Dr. Holger Kaletha zuteil geworden ist, besagt, dass das Andante Ausdruck einer Verzweiflung ist. Ich will das selbstverständlich nicht bestreiten, schließlich weiß ich, dass Dr. Holger Kaletha keine Auffassungen ausdrückt, sondern Wahrheiten, an denen man nicht zweifeln kann und darf. Ich kann mich aber doch der Feststellung nicht entbrechen, dass ein Stück Musik, das Verzweiflung ausdrückt, doch irgendwie Verzweiflung ausdrücken müsste. Oder irre ich da? Ich kann nun aber leider in diesem Andante keine Spur von Verzweiflung finden. Und schon gar keine »Weltflucht aus Verzweiflung«. (Ich wüsste übrigens auch gar nicht, wie die klingen würde.) Die Frage ist also: Wenn für diesen Satz Verzweiflung konstitutiv ist, warum klingt er so ganz und gar nicht verzweifelt? Ich gestehe, dass mir das seltsam scheint.
Übrigens wundert es mich auch, dass in der inneren Welt der Empfindung, in die da der Rückzug (wessen eigentlich?) erfolgen soll, Herdenglocken zu hören sind. Ich dachte bisher immer, die hört man nur in der äußeren Welt der sehr konkreten Erfahrung. Ich jedenfalls habe schon oft welche gehört (nicht nur, sogar vergleichsweise selten, im Konzertsaal), aber nie in der inneren Welt der Empfindung. Da, scheint mir, hört man eigentlich nicht so besonders viel.
Nebenbei: Du solltest die Kaffeesorte wechseln. Was Du da aus dem Kaffeesatz herausliest, z. B. über die Intensität meiner Beschäftigung mit Mahler, ist wirklich sehr, sehr weit von der Wirklichkeit entfernt. Und noch ein Tipp: Die Behauptung, dass Du über irgendetwas besser Bescheid weißt als irgendein anderer, ist kein Argument. Das musst Du schon unter Beweis stellen. Und was Du über die Verzweiflung in diesem Andante von Dir gibst, macht wenig Hoffnung, dass Dir das gelingen kann.
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Wenn es Mitschnitte von Mahlers Aufführungen gäbe, würdest Du die auch als falsch verwerfen, weil sie gegen die so heilige Intention des Komponisten verstoßen. Denn der Komponist hat bekanntlich immer recht. Außer in dem Falle, dass er von der Wahrheit abweicht, die Dr. Holger Kaletha zuteil geworden ist. Dann fordert das Prinzip der Werktreue, nicht der intention des Komponisten, sondern der Wahrheit zu folgen, die Dr. Holger Kaletha zuteil geworden ist.
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Ich finde nicht, dass das eom gutes Faazit ist. Wenn einer sagt, dass es nur eine sinnvolle Reihenfolge gibt, und damit derselben Bestimmtheit behauptet, dass das gar keine Festlegung sein soll, stimmt irgendwas nicht. Wie ist es denn nun? Gibt es nur eine sinnvolle Reihenfolge, oder sind beide Möglichkeiten keine sich ausschließenden Alternativen? Nehmen wir also an, es gibt nicht nur eine sinnvolle Möglichkeit, wieso ist dann nur eine Möglichkeit sinnvoll? Und wenn auch dies ein Tippfehler war, bleibt immer noch die Frage, was Alternativen sein sollen, die einander nicht ausschließen? Selbstverständlich schließen sie einander aus, denn man kann doch wohl nicht die beiden Mittelsätze gleichzeitig in der einen und der anderen Reihenfolge spielen. Die Frage ist doch lediglich, ob es die Aufgabe der Wissenschaft ist, den Künstlern vorzuschreiben, was sie zu tun haben (weil es so oder so angeblich verbindlich ist), oder nicht viel mehr, die Hintergründe zu erforschen und die Ergebnisse der Forschung zur Verfügung zu stellen, aus denen dann die Künstler Anregungen entnehmen können, wenn sie sich für die eine oder andere Lösung entscheiden? Ich denke, die Antwort ist klar: Man kann die Entscheidungen der Künstler beurteilen, insbesondere kann man darüber urteilen, ob das, was erreicht werden sollte, erreicht worden ist, aber in die Entscheidungen hat keiner reinzureden. Die sind die Sache dessen, der entscheidet.
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Das lässt sich nicht bestreiten. Die Frage ist aber auch eher, warum unbedingt eine endgültige Entscheidung getroffen werden muss. Zumal die ja auf einige Schwierigkeiten trifft, wenn, wie wir inzwischen wissen, unwiderleglich feststeht, dass die Reihenfolge Andante-Scherzo die einzig sinnvolle ist, während gleichzeitig, wie wir aus derselben Quelle wissen, unwiderleglich feststeht, dass die Reihenfolge Scherzo-Andante die einzig sinnvolle ist.
Man kann philologische und historische Argumente für beide Varianten sammeln, und die sind sicherlich interessant. Aber braucht man wirklich eine Festlegung, die für immer und überall gültig ist? Ich glaube das nicht. Im Gegenteil.
Letztendlich helfen alle Festlegungen und aus der Lust gegriffenen »Verbindlichkeiten« gar nichts. Wie auch immer sich der Dirigent entscheidet, ob der der Anweisung brav folgt oder das Gegenteil vorzieht, am Ende kommt es ausschließlich darauf an, ob die Aufführung die jeweilige Entscheidung dadurch verifiziert, dass man verstehen kann, warum diese Reihenfolge gewählt wurde. Wenn das gelingt, ist die Aufgabe erfüllt, wenn nicht, nicht, auch wenn vielleicht irgendeiner »Verbindlichkeit« Folge geleistet wird.
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Die Vorstellung, dass ein Musiker irgendetwas einfach irgendwie spielt, weil es nun mal dasteht, ohne dass er sich weiter Gedanken darüber macht, zeugt nicht von besonders viel Kenntnis der Materie.
Aber die Begründung, warum die Reihenfolge, in der Mahler die beiden Sätze hat spielen lassen, falsch und also gegen die Intention des Komponisten ist, ist natürlich großartig und sehr überzeugend. Die wirklich wahre Werktreue, die die Intentionen der Autoren immer ganz richtig verwirklicht, ist eben die, die genau das tut, was Dr. Holger Kaletha für die unumstößlich richtige Intention des Autors erkannt hat, selbst wenn der Autor irrtümlicherweise das Gegenteil für seine Intention gehalten hat.
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Ich gestehe frank und frei, dass es mir vollkommen egal ist, in welcher Reihenfolge die beiden Sätze gespielt werden. Ich finde es vor allem wichtig, dass die Sinfonie gut und überzeugend gespielt wird. Und ich glaube nicht, dass dies entscheidend von der Abfolge der Binnensätze abhängt. Allerdings sollte sich der Dirigent darüber Gedanken machen, warum er sich für die eine oder andere Reihenfolge entscheidet, und er sollte diese Begründung in der Darbietung nachvollziehbar machen können. Die Feststellung, dass es Mahler so gemacht hat, reicht da natürlich keineswegs aus. Aber das ist ja sowieso immer so, egal, ob die Reihenfolge philologisch eindeutig ist oder nicht. Letztendlich gilt das für jeden Satz, jede Phase, jeden Ton. Es ist sinnentstellend, sie einfach so zu spielen, weil es nun mal so dasteht. Man muss jeden Ton usw. so spielen, dass erfahrbar wird, warum es so dasteht und warum man ihn so spielt. (Und wenn man keinen Grund findet oder gar zu dem Schluss kommt, dass es anders besser ist, dann macht man es eben anders. Wenn man überzeugend darstellen kann, warum so und nicht noch ganz anders.
Freilich scheint mit, dass die Diskussion um die Position dieser beiden Sätze so eine Sache ist wie das beliebte Problem der Wiederholungen. Das sind eben so Sachen, die wirklich jeder merkt, und zu denen darum jeder etwas Wichtiges sagen zu können glaubt.
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Dass es immer Klopapier gab, kann nur glauben, der nicht in der DDR gelebt hat. Vielleicht war es in Berlin so. Aber sonst war Klopapier immer ein Problem. An guten Büchern hingegen fehlte es wirklich nicht, wenn es auch aus politischen (manchmal auch lizenzrechtlichen/finanziellen) Gründen so manches Buch nicht gab, das man gern gekauft hätte.
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Ja. Bei vielen Büchern ist das Papier auch schnell vergilbt. Aber das ist ja ein anderes Problem. In einem Land, wo Klopapier Mangelware war, fehlte natürlich auch oft das Qualitätspapier für Bücher. Wettgemacht wurde das meist durch die Sorgfalt der Ausgaben und die hohe Qualität der Übersetzungen. Und eigentlich ist das ja wichtiger... 😂
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Der Vergleich ist etwas unfair. Das sind so Bücher, die nur sehr reiche Leute oder Bibliotheken kaufen konnten. Soweit ich das übersehe, werden solche auch heute noch sehr solide gearbeitet. Ansonsten ist es eben deutlich billiger. Aber deshalb keineswegs zwingend schlechter. Allerdings ist in den letzten Jahrzehnten eben doch ein starker Abfall zu bemerken. Nicht bei allen Firmen allerdings. Manche können es noch. Auch Paperback-Bücher kann man so machen, dass man sie aufschlagen kann, ohne dass der Rücken bricht, und dass man sie aufgeschlagen hinlegen kann.
Wobei ich das alles weniger ärgerlich finde als die stetig zahlreicher werdenden Druck- und typographischen Fehler und die im Sturzflug befindliche Qualität der Übersetzungen (vor allem, aber keineswegs nur, aus dem Englischen, wo der Zustand inzwischen katastrophal ist).
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Ja, manche sind gut gemacht. Aber die meisten sind sehr viel schlechter als noch von 30 Jahren. Ich habe so einige Bücher, die über hundert Jahre alt sind und deren Bindung nach wie vor intakt ist. Aber kaum eins, das weniger als 40 Jahre alt ist, und für das dies zutrifft. Die genannte Thomas-Mann-Ausgabe ist wirklich sehr teuer und vermutlich philologisch sehr gut (wenn auch keineswegs frei von, teils sinnentstellenden, Druckfehlern und auch grammatikalischen und syntaktischen Fehlern). Die Bindung ist aber schlecht. Ich empfhle en Versuch, einen Band aufgeschlagen hinzulegen, zum Beispiel, um im Kommentarband etwas nachzuschlagen. Bei den allermeisten gebundenen Büchern aus DDR-Verlagen ist das überhaupt kein Problem.
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Sollte man einen Band - ich hatte mir Theaitetos herausgepickt - häufiger benutzen, zerbröselt der geklebte Rücken und man erhält eine Lose-Blatt-Sammlung.
Das kann ich bestätigen. Für alle Bände. Aber das ist ja heute normal. Es gibt kaum noch Verlage, die gute Bücher herstellen. Auch Klebebindungen kann man besser machen. Aber anenscheinend nicht in Deutschland.
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Ich finde, die Diskussion dauert zu lange. Die Sache ist doch ganz einfach: Ob ich das Konzert ganz höre oder nur die erste oder nur die zweite Hälfte usw. ist allein meine Sache. Ich muss keinen ausgewiesenen Fachmann für philosophische Ästhetik fragen, ob ich das darf, und der hat sich in meine Entscheidung nicht einzumischen. Ich bin könig erwachsen und kann das selbst entscheiden. Fertig. Weiter muss man die Sache nicht aufplustern.
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Es ist vollkommen egal, ob die Bemerkung ab- oder aufwertend ist. Wen ich nicht nach seiner Meinung über meine Gewohnheiten frage, der hat sie, wenn er sie sich schon bilden muss, für sich zu behalten. Und vor allem hat er mich nicht damit zu belästigen, wenn ich nicht zu erkennen gegeben habe, dass sie mich interessiert. Es ist nämlich niemand verpflichtet, die Meinung eines anderen zur Kenntnis zu nehmen, wenn er nicht will. Wohl aber sind wir verpflichtet, uns so zu verhalten, dass wir den anderen nicht persönlich zu nahe treten. Aber mehr nicht.
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Ganz abgesehen davon, dass niemand verpflichtet ist, sich gern Neues und Unbekanntes anzuhören oder anzusehen. Es kann sein, dass ihm dadurch schöne Erlebnisse entgehen. Aber wenn er es darf ankommen lassen will, ist das seine Angelegenheit. Da hat sich niemand einzumischen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Jeder sollte sich in einem Konzert (nach Möglichkeit) so verhalten, dass er die anderen beim Zuhören nicht stört. Das ist schon alles, was man vorschreiben kann. Wann er geht, ist seine Angelegenheit, vorausgesetzt, er stört keinen anderen, Und er in der Pause geht, stört selbstverständlich niemanden. Also hat ihn auch niemand mit seiner unbedeutenden Meinung über diese Vorgang (wenn er es denn schon für nötig hält, sich eine zu bilden) zu behelligen. Das ist schlicht eine Angelegenheit des guten Benehmens.
P.S.: Ich habe Pettersson-Sinfonien gehört. Wäre ich weniger neugierig auf Neues gewesen, hätte ich mir einige peinvolle Zeit erspart. So weiß ich nun wenigstens Bescheid. Immerhin. Und es ist selbstverständlich mein Recht, um diesen Komponisten in der Zukunft einen großen Bogen zu machen. Und es wäre auch vorher mein Recht gewesen, sei es, weil mich jemand gewarnt hat, sei es, dass ich einfach keine Lust hatte, weil mir der Name nicht gefiel oder das Foto oder sonstwas. Und das gilt natürlich auch für jeden anderen. Problematisch wird es nur, wenn ich auf der Basis dieser Unkenntnis anfangen würde, allgemeingültige Weisheiten über die Werke dieses Komponisten abzusondern, wie es bei den Verteidigern der Heiligen Werke gegen das böse, böse Regietheater so oft vorkommt, dass es diesen sogar als Regel gilt, dass man auch über Dinge, die man nicht kennt, gültige Urteile abgeben kann. Ich bin da anderer Meinung und enthalte mich auch in diesem Falle des Urteils, obwohl ich einige Sachen kenne. Ich mache lediglich einen Bogen.
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Ich glaube, sie würden lieber gar nichts machen, als ein Libretto zu vertonen, mit dem sie nur krachend scheitern könnten. Es gibt da einfach gar keine Anknüpfungspunkte für ihren jeweiligen Stil. Es kann gar keine höhere Macht geben, die das erzwingen kann. Jedenfalls nicht, wenn sie daran interessiert ist, dass etwas wenigstens halbwegs Sinnvolles entsteht.
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Ich glaube nicht, dass man den Unterschieden der Dramaturgie auf dieser Ebene beikommt. Der auffälligste Unterschied ist technischer Art. Die Stücke sind einfach vollkommen anders gebaut, die Architektur ist vollkommen anders beschaffen. Im Vergleich zu Wagners Stücken wirken die meisten von Verdi höchst »unlogisch«. Und zwar nicht, weil Verdi und seine Librettisten das niht bemerkt hätten, sondern weil das Gewicht einfach ganz woanders liegt. Darum wäre es es auch vollkommen unmöglich, dass Verdi ein Libretto von Wagner oder dieser eins von Verdi vertont. Sie würden auch ihren musikalischen Stil vollkommen umstellen müssen. Wenn man von der technischen Seite aus herangeht, klären sich die Unterschiede ziemlich schnell, auch die inhaltlichen. Anders herum kommt man nicht so gut voran.
(Ein kleiner Tip, den Du nach Belieben bedenken oder ignorieren kannst: Ich glaube nicht daran, dass die Kategorisierung von Stücken nach gewissen Handlungselementen etwas einbringt. Nach meiner Erfahrung ist es immer gut, jedes Stück als Unikat zu betrachten, also seine jeweiligen Eigenheiten aufzusuchen, und sich von diesen nicht ablenken zu lassen. Ich meine das ganz grundsätzlich, egal, ob es sich um Wagner, Verdi, Mozart, »Land des Lächelns« oder »Pension Schöller« handelt.)
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Wir immer: Wenn Dir gar nichts mehr einfällt, was sehr oft vorkommt, wirst Du frech. Viel Spaß noch.
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Zu einem wirklich sozialen Verhalten gehört, dass man Beläistigung nicht (!) als Kritik ausgibt.
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»O Götter! Er wird witzig!«
(Grabbe: Marius und Sulla)
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Das ist ein grundlegender Irrtum. Man sollte einmal Freiheit nicht mit Verantwortungslosigkeit verwechseln. Freiheit ist kein Freibrief, einfach willkürlich tun und lassen zu können was man will auf Kosten Anderer.
Ohne Strohmänner kannst Du nicht, nicht wahr? Aber Du nimmst doch sicher nicht an, dass ich auf dieser dusslig Unterstellung antworte. Dass ich so blöd nicht bin, müsstest Du eigentlich gemerkt haben.
Aber damit Du es auch richtig verstehst: Was ich tue oder lasse, höre oder nicht höre, esse oder nicht esse usw. geht Dich absolut nichts, gar nichts an. Ich frage Dich nicht nach Deiner Meinung, und Du hast mich nicht ungefragt damit zu belästigen. Und das gilt natürlich auch für jeden anderen. Schreibʼs Dir hinter die Ohren.