Hallo zusammen!
Ich freue mich, dass das Hörprojekt mit BWV 140 so gut angefangen hat. Beim Lesen der bisherigen Beiträge habe ich viel gelernt und versuche, beim Hören der mir vorliegenden beiden Aufnahmen Rilling Februar 1984 und Gardiner März 1990 einiges nachzuvollziehen. Man merkt den Beiträgen an, dass viele von Euch als Musikwissenschaftler - und Praktiker sprechen und ich ziehe den Hut davor.
In meinem Hören kann und will ich gar nicht alle Nuancen so auf die Reihe bringen. Aber gerade deshalb verfolge ich alle eure neuen Beiträge, die ich erst heute (sog.Pfarrsonntag) und im Lauf der Woche gerne an hand meiner beiden Aufnahmen vergleiche. Als ich heute im Morgengrauen also den Eröffnungschor bis zu dem 1. Liebesduett bei Rilling hörte, empfand ich das gleich als 'Nachtmusik' mit den 12 punktierten Achteln als Glockentöne, dachte aber auch das Herz-Pochen der Jung-Damen zu hören.
A propos Damen: Immer wird alles christliche und gesellschaftliches Engagement und das Warten darauf auf die Frauen abgewälzt! Als ich am Sonntag das Evangelium Math 25 der Gemeinde vorlas, verbessserte ich Matthäus spontan mit 'junge Leute', wohl wissend, das ich ja dann mit dem erwarteten Bräutigam in Konflikt komme.
Zur Cembalo oder Orgelbegleitung des Chorals: Der Choral ist ja als geprägtes gut lutherisches Kirchenlied ziemlich dominierend und bringt sehr viel Kirchenatmosphäre in die CD-Aufnahme. Daher finde ich es einfach spritziger und nicht so 'fromm', das weltlichere Cembalo zu nehmen. 'Wachen und Aufbrechen' werden so gerne in den kirchlichen Bereich abgedrängt, sind aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Natürlich komme ich da wieder mit dem Bräutigam in Konlikt, der ja Jesus ist und kein Homosexueller ist (will man aber auch Jesus andichten!). Der heutige CD-Klassik Hörer soll aber nicht unterschwellig in der Engführung Kirche gefangen werden. Bach-Kantaten greifen viel weiter ins allgemein ethische. Also für mich ein Plus für die Rilling-Aufnahme.
Bei Gardiner wunderbar kraftvoll die Solisten Satz 2-3 (dagegen Rilling: Aldo Baldin lächerlich1)
Nach der mystisch anklingenden Nr.4 Choral (sehr schön bei Gardiner die geheimnisvolle Stimmung in den Streichern und die Entscheidung auf Chor-Tenor),
drängte es mich, zu meiner gute alte Rilling-Aufnahme zurückzuhören. Herrlich, der frische und satte Klang. Zweites Plus für Rilling.
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Gruß
Wolfgang