Beiträge von DerGerd

    Steigern wir es doch einfach :) !


    Beethoven hat mit seiner Birne so manche Mauer durchbrochen mit Blick in eine Freiheit und Schubert rotierte so schnell, dass eine Art Rausch entstand mti der entsprechenden Verwirrung..... 8o


    Haha!

    ja in Bezug auf die Musik, hat Beethoven die Wand durchbrochen, aber biographisch ist die Wand leider heil geblieben, der Arme, bei Schubert sind da privat und musikalisch kaum Unterschiede: er und seine Musik sind überwiegend im Zimmer geblieben zu Lebzeiten, sozusagen, aber rotiert hat es heftig...hihi

    ja, ich stimme zu, das fällt auch beim Anhören der Ergebnisse auf, dieser emanzipatorisch-kritische Zeitgeist damals. Man hatte den Wahnsinn des rechtsnationalen Denkens hinter sich, der ja auch eine Nähe zu pathetischen großen Gefühlen beim entsprechend interpretierten Aufführen von romantischen und klassischen Komponisten hatte und wollte mal durch andere, weniger emotionale Kriterien diese große Musik neu fassen und erforschen, befreit von dem Geist, der zur Katastrophe geführt haben könnte.

    Leibowitz hat dies bei seinen Beethoven-Einspielungen (mit Hilfe von Kolisch da noch, der ja bei der Schubertanalyse nicht dabei war!) sensationell geschafft und einen Ausgangspunkt geschaffen, wie Du ja auch ausführst (mit Deiner wunderbaren Sprache übrigens), von dem aus dann nach der emotionalen "Reset"taste wenn auch durch ein z.T. wie scheinwissenschaftlich-"empirisches" Verfahren neue, andere Wege gegangen werden konnten, quasi ohne die Lesart und Emotionen derjenigen, die die zivilisatorische Katastrophe verursacht hatten und die diese Musik vereinnahmt hatten. Das Ergebnis gab Leibowitz Recht. Unterschätzen würde ich aber Leibowitz nicht dahingehend, daß ihm nicht auch andere differenzierte Kriterien bewußt und wichtig waren, er weist in dem Aufsatz mehrmals explizit darauf hin, daß ein Dirigent nicht nur die im Aufsatz behandelten Kriterien beachten darf und er betont mehrmals die "Schönheit" der Schubert-Symphonien und am Ergebnis der Beethoven -Symphonien kann man ja genau hören, wie komplex in vielfältiger Hinsicht er die richtigen Entscheidungen traf. Er hat, für mein Auffassen, diese Musik mindestens von unnötigem emotionalen Balast befreit und sie wirkt tatsächlich eher als Musik von allein auf den Hörer, der die Emotion erst in sich ggf. auslösen kann, wenn er so gestrickt ist, aber es wird keine vom Dirigent modellierte Emotion absichtlich transportiert. Wobei Beethoven selbst ja grade immer wieder empört war, wenn die Hörer vor allem nur Emotionen aus seiner Musik heraushörten, mit Emotionen auf seine Musik reagierten, er haßte es oder bezeichnete sie als naiv wie Kinder wenn sie rührseelig wurden und aus der Fassung gerieten oder ä. und verlangte, wenn ich richtig erinnere, daß die Musik "wie Funken aus dem Geist eines Mannes schlagen solle" oder so ähnlich, das würde ja zu dem Ansatz der 60er Jahre, wie Du ihn skizziert hast, passen.


    Diese Leibowitz Schubert 9. (RPO) ist in ähnlicher Weise eingespielt, ich meine, daß es an den meisten Stelle recht gut funktioniert (im ersten Satz und am Anfang sogar sehr gut bis auf das bizarre Schlußtempo z.B.). Die damalige Herangehensweise hat auch m.E. heute noch ihre Berechtigung, bei Schubert hat sie aber nur teilweise sehr gut funktioniert, weil hier - irgendetwas verloren geht, aber was ist es? Vielleicht ist Beethoven derjenige, der mit seiner Musik revolutionär den Schritt herüber in "bürgerliche Musik" geschafft hat, von daher ist seine Musik mehr emanzipatorische Bewegung und Schubert findet diesen neuen bürgerlichen Raum vor und füllt ihn da mehr als Bleibender, als einer der Ersten Neuerer aus: Es fehlt ihm ein Stück revolutionär-emanzipatorische Stoßrichtung, vom Geiste (seiner Musik), sondern ist eher als Beethoven der sich neu auslebende Bürgerliche, damals ein Neuerer, von heute gesehen aber als konservativ betrachtet. Das könnte ein Grund sein, warum es hier nicht so geklappt hat mit der Beschleunigung der Aufführungspraxis. Beethoven war ein Revolutionär im Geiste der sich vom Adel emanzipierte und lebte zwischen den Haupt-Stilen, die er z.T. neu modellhaft "erfand" also eher in der Bewegung von etwas weg und deshalb paßte seine Musik zu dem von Dir so genial eben skizzierten 60er Zeitgeist und Schubert war zwar Neuerer im von Beethoven geschaffenen Raum aber kein Revolutionär, oder verrenne ich mich da vielleicht, ich bitte um Widerspruch, falls ich mich allzu arg irren sollte.


    Die Wiener Leibowitz-Aufnahme hab ich nun auch vollständig (nur youtube, aber reicht in diesem Fall aufnahmetechnisch, da eh dünner Sound) , da kommt mir der Schluß des ersten Satzes etwas weniger wie ein technischer Defekt eines Plattenspieler (doppelte Drehung) vor und es ist eine Möglichkeit, die funktioniert, klingt aber genauso "emanzipatorisch" und nicht pompös, wovor Leibowitz wohl zurückschreckte aus o.g. Gründen, aber wer sagt denn, daß Schubert nicht pompös an der Stelle klingen wollte? Auf jeden Fall ist es eine andere Geisteshaltung, die man hören kann, ob man diese Stelle langsam oder doppelt so schnell aufführt und darauf kam es Leibowitz an in seinem Umfeld. Vielleicht war für diesen Zweck Schubert da aber nicht so eindeutig "verwendbar" wie Beethoven.


    (Nachtrag: habe eben den vorletzten Absatz nochmal verändert)

    Das Buch "Musik Konzepte - Franz Schubert" mit Aufsätzen verschiedener Autoren, u.a. Leibwowitz "Tempo und Charakter in Schuberts Symphonien" wurde mir glücklicherweise hier vor einer Woche empfohlen. Ich habe es heute erhalten und den Aufsatz gelesen, vor allem genauer die Stellen, in denen es um die 9. geht. Ausgehend von dem Versuch, die Charakterbestimmungen der Symphonien unter Hinzuziehung der von Schubert angegebenen "tempi ordinari" zu erfassen und zu verstehen will Leibowitz dann in einem 2. Schritt die wesentlichen "metrischen Figuren" der jeweiligen Sätze anhand der von Schubert angegebenen metrischen Symbole einbeziehen. Beides führt ihn dann zu seinem Verständnis von Tempo und Charakter dieser Musik.


    Er stellt exemplarisch an einigen Beispielen und wichtigen Stellen (3 Stellen in der 9.) dar, wie eine ihm "falsch erscheinende" Art den Takt auf Halbe Einheiten zu schlagen, anstatt auf Ganze, eine Reihe von Folgeprobleme mit sich bringen würde, die gezwungenermaßen von Dirigentenseite zu willkürlichen Entscheidungen (ohne daß Schubert Hinweise dazu gegeben hätte) bei Rhythmuswechseln (z.B. falsche erscheinende dann notwendige Beschleunigungen und zu langsame gespielte Themen) führen würden. Beispiel zum ersten Satz: da es grundsätzlich ja kein Symbol, um einen einzähligen Takt zu bezeichnen gäbe und Schubert "allegro non troppo" vorgebe, verleite dies die Dirigenten dazu, ein relativ langsames Tempo zu nehmen, obwohl es sich auf den ganzen Takt beziehe und nicht auf die Halben. Also richtig seien ca. 84-88 Metronomeinheiten.


    Er hält sich also sehr wohl an die Tempobezeichnungen Schuberts genau, (wobei er oft ans obere Ende der Möglichkeit geht) aber meint, die richtige Art der Taktschlagung erkannt zu haben, im Gegensatz zu den meisten anderen Dirigenten, was z.B. u.a. im Schluß des 1. Satzes ein verdoppeltes Tempo nach Leibowitz bringt.

    Begründen kann er das mit Vergleichen aller Schubert-Symphonien, da er Gemeinsamkeiten systematisch auflistet in dem Aufsatz und dadurch, daß er den Charakter verschiedener Stellen analysiert und bewertend überprüft. Es ist wirklich sehr interessant wie er einige Beispiele genau analysiert und die Verbindungsstücke unter die Lupe nimmt, es lohnt sich sehr, das zu lesen, muß ich sagen.


    Beim Schlußsatz behauptet Leibowitz, daß die übliche erneute Taktschlagung auf den Halben dazu führt, daß "aufs neue eine totale Unsicherheit des Tempos, das den ganzen Satz hindurch unablässig Fluktuationen erleidet" ein "brutales Innewerden der disproportionierte Länge" erklärt, die der Satz "durch das verschleppte Tempo bekommt, so daß der natürliche Fluß der musikalischen Linien völlig auseinanderfällt".


    Klingt alles nach der Lösung für durchaus häufig geschilderten Probleme dieser Symphonie, die aber entgegen Leibowitz üblicherweise eher Schubert selbst, statt den Dirigenten angelastet werden. Auch über die Unvollendete schreibt er analog: Der erste Satz würde gewöhnlich zu langsam gespielt, wegen der Bezeichnung "Allegro moderato" bezogen auf die Viertel (3/4). Leibowitz erscheint aber besser, als grundlegende metrische Einheit die punktierten Halben anzunehmen. "Die ersten acht Takte müßten ausreichen, uns den Beweis dafür zu liefern, denn sie sind kaum verstehbar, wenn man sie in Vierteln liest". So vermeide man den herkömmlichen Eindruck, daß bei der Unvollendeten 2 langsame Sätze aufeinander folgten. Darüber habe ich mich in der Tat schon immer gewundert.


    Ich scheine allerdings von meinen Hörgewohnheiten her nicht immer schritthalten zu können mit Leibowitz, es ist nämlich bei mir so, daß genau manche (Schluß der Kopfsätze) dieser Stellen, die er bei der 9. als falsch empfindet, für mich auf Halbe geschlagen schlüssiger klingen (z.B. Böhm), während manche Übergänge und die schnelleren Zwischentempi, die eben durch Leibowitz schlüssiger erscheinen mir wiederum eher einleuchten wollen. Z.B. der Anfang der Symphonie ist für mich persönlich eine Sternstunde und seine Begründungen dazu leuchten mir sehr ein.

    Ich könnte aber meine als Raserei empfundenen Stellen auch (aber nicht immer) da orten, wo Leibowitz seine Theorie über die falsch geschlagene Takteinheit entfaltet. Die Lösung könnte sein, die Interpretation von Leibowitz einfach im Ganzen insgesamt langsamer zu spielen, dann wären die "schnellen" auf Ganze geschlagenen Stellen nicht so rasend, vielleicht hat ja irgendein neuerer Dirigent das Problem so gelöst.


    Was ich hier nicht aufführen kann, ist die lange "empirische" (wie er sagt) Begründung mittels Vergleich aller Schubertsymphonien.


    Der Aufsatz hat mir also einige Fragen beantwortet und bisher unbekannte Aspekte gezeigt, aber auch neue Fragen aufgeworfen, die noch komplexer ins Detail gehen. Also werde ich mich weiter darauf verlassen müssen, was sich für mich "falsch" oder "richtig" anhört. Oder um es mit den Worten von Leibowitz zu sagen: ich suche weiter "jene Interpretation, die ich als authentisch vertrete"n kann.


    Als nächstes werde ich - mit neuen Fragen - Marriners Lösungsversuch zur 9. unter die Lupe nehmen...und auch all die anderen Artikel zu Schubert nach und nach lesen.

    Sehr getragene Einspielungen (aufgrund der Wiederholungen oft nicht leicht zu ermitteln):


    Schippers/Cincinnati SO (Vox 1976): 14:34 - 14:34 - 10:59 - 12:04

    Danke für diesen Tipp: ein gutes Bespiel dafür, wie man sowohl ruhige, als auch flüssige Tempi mischen kann, je nach Absicht des Dirigenten, sehr interessant...ich werde mir die ganze Symphonie anhören müssen, es ist wirklich bemerkenswert, wie viele nützliche Anregungen und wieviel neue Perspektiven man hier so schnell bekommen kann! Man tritt dann nicht so lange auf der Stelle...

    sondern das, was in dieser Zeit geschieht.

    ja, was in unseren Köpfen als Wirkung "geschieht" ist zu diskutieren, ok, für mich ist z.B. das Tempo von Leibowitz RPO beim 4. Satz "falsch", sagt mir mein Eindruck als Zuhörer (s. oben habe ich es detailliert beschrieben), während manche andere Versionen für mich zu langsam und bräsig wirken, deshalb bin ich auf der Suche nach der "richtigen" das ist natürlich subjektiv und nicht allgemeingültig! Eure Vorschläge abzuarbeiten dauert allerdings erstmal...Übrigens auch bei jedem noch so bewundernswerten "Meister"-Dirigenten, ist jede Einspielung doch eine subjektive Entscheidung. Schubert müßte man fragen können. Ich nehme aber erkenntnisgewinnend grade wahr, daß es sehr wohl, genau wie bei Beethovens Symphonien, sehr viele Anhänger von langsameren Einspielungen gibt, die bei den Hörern sehr wohl (irgendeinen) geistigen Sinn oder zumindest Wohlklang ergeben.

    Ich würde niemals es wagen, Dinge zu sagen wie: je schneller, desto weniger rührseelig-romantisch-hedonistisch-deutsch-gemütlich, denn das wäre zu platt und zu einfach und Einspielungen sind in der Tat einfach viel mehrdimensionaler. Wann kommt endlich das Büchlein mit den Beiträgen von Rene´L. endlich bei mir an...so lange erfreue ich mich an Böhms Version weiter...

    Ich schlage vor, nicht die Spielzeiten zu diskutieren, die verschiedene Dirigenten brauchen, sondern das, was in dieser Zeit geschieht.

    richtig, das reicht nicht aus, ist aber durchaus ein erstes Unterscheidungskriterium und aber dennoch wird dann eben differenzierter letztlich doch weiter auch über das Tempo gesprochen und entschieden und wenn es nur der Abstand zwischen 2 Noten wäre...

    Wann? Dann , wenn es nach bestimmten Kriterien viele Indizien dafür gibt:

    Aber wir sind durchaus einer Meinung, grundsätzlich gilt für alle Kompositionen: passend kann schnell, mittel oder langsam sein, nicht passend (als "falsch" empfunden) aber auch, Kriterium kann nur das eigene Anhören und die Erkenntnis, wie die Musik ihre Bedeutung entfaltet sein, es ist also im Grunde kein objektiver Maßstab, höchstens intersubjektiv, indem sich eine relevante Menge von Hörern (ggf. mit Klassikerfahrung) einig wäre. Wir hatten hier die Arbeit von Leibowitz (RPO 9.) unter die Lupe genommen und versucht, seiner Logik von falsch und richtig bei Schuberts 9. zu folgen, und dabei habe ich eben Zweifel bekommen. Im Grunde ist natürlich alles erlaubt was gefällt und was für einen falsch ist, ist für den Anderen richtig.


    Ich werde mir mal die von Dir gelobten Fassungen anhören, denn die bisher langsameren Einspielung der 9. Schuberts haben mich ratlos und desorientiert hinterlassen, deshalb war das Kriterium Tempo für mich erst mal wichtig, ich weiß natürlich auch, daß sich die Einspielungen noch hinsichtlich anderer Merkmale unterscheiden und das Tempo ja auch variabel modelliert sein kann. Allerdings habe ich bisher auch bei Mozart oder Beethoven letztlich die sehr langsameren Einspielungen nie behalten, weil sie für mich einfach nicht funktioniert haben und weniger geistige Anregung und Schlüssigkeit geboten hatten, wenn auch die Stimmen behaglich wunderschön herauszugenießen waren manchmal.

    ja, deshalb flüssige, mittlere, nicht zu langsame Tempi für die 9. besser, dann nämlich "flüssig" statt gehetzt, aber ob man so weit gehen muß wie Leibowitz mit dem RPO? Ich finde auch, daß Beethovens Symphonien eher (falsche) langsame Tempi vertragen als die von Schubert und Deine Begründung stimmt. Dennoch wird bei Beethoven dann mit zu langsamen Tempi zwar eine schöne, hörbare Musik, quasi hedonistisch genießbar draus, der geistige Gehalt wird aber durch Straffung erst deutlicher und bei Schubert kommt bei langsamen Tempi noch ein Nachteil zusätzlich dazu, daß es bräsig, statisch wirken kann.


    Schubert langsam gespielt ist also noch "falscher" als Beethoven langsam, könnte man sagen. Das sagt aber nichts über die Qualität, also wer besser komponiert hätte aus, sondern es sagt nur, daß das Werk Schuberts eben sicherer bestimmbar nicht für langsame Tempi komponiert wurde.


    Ich stimme Dir auch am anderen Ende zu, bei den schnelleren ist es genauso zu hören, denn Beethovens Symphonien vertragen auch höhere Tempi besser als jene Schuberts, was man dann bei der RPO-Leibowitz-Aufnahme bewiesen bekommen könnte, sofern es so wirkt, wie auf mich.


    Also Zwischenergebnis: Schuberts 9. ist besonders empfindlich, was das richtige Tempo angeht. Mit Blomstedts Gesamteinspielung bin ich deshalb nie bei Schubert reingekommen, erst als ich Böhm (etwas dichter und feiner modelliert) und nun die erste Version von Leibowitz (nicht RPO) hörte, zündete es.

    Rundfunk muß möglichst unabhängig und demokratisch kontrolliert werden, da stimmst Du doch sicher zu - oder? Welche Alternativen zum ÖRR schlägst Du vor, einfach kein demokratisch kontrollierter Rundfunk/TV oder nur noch private, die von den reichsten Milliardären oder Konzernen finanziert werden, damit deren Weltsicht transportiert werden kann? Oder hast Du eine Idee, was nach der Abschaffung neu geschaffen werden muß und wie? Nicht, daß das dann ein reicher Oligarch das TV finanziert oder die Chinesen, ich denke, die würden das sofort machen, auch jemand wie Putin z.B. wär sofort dabei und würde sich mächtig freuen, wenn wir den ÖRR abschaffen würden und er unser Radio/TV (mit seinen Sendern) irgendwie mitfinanzieren könnte. Nicht naiv sein: so lange ÖRR ein Dorn im Auge von gegen uns konkurrierende Diktaturen darstellt, sollten wir eher reformieren, statt abschaffen, damit es verbessert wird, statt einfach "das Kind mit dem Bade ausschütten"? Du willst doch nicht, daß einzelne Interessengruppen, die Deiner Meinung mehr entsprechen, die macht über die Medien bekommen, nehme ich an?

    Da in einem Parallelthread René Leibowitz erwähnt wurde: Er spielte innerhalb kurzer Zeit zwei Stereo-Aufnahmen ein. Wobei ich nicht sicher bin, ob die erste je auf CD herauskam.


    Ich weiß auch nicht, ob die erstgenannte Aufnahme jemals auf CD erschien,

    Danke Euch, diese erste Einspielung mit dem Wiener Orchester (Staatsoper) ist in der Tat nicht so nervös und sehr interessant; ich habe eben reingehört im Stream, ich habe nirgends eine CD-Fassung gefunden oder eine Erwähnung als CD, lediglich LP-Fassungen, die aber bei uns wohl nie erschienen sind und nur noch selten aus dem Ausland gebraucht (max. very good +) zu beziehen sind.

    hm, lieber den Filz austrocknen, als ganz Abschaffen und Bürger, die nur das sozialhilferechtliche Existenzminimum haben, oder ein zu kleines Einkommen, können in D. sich befreien lassen von den Gebühren auf Antrag, oder eine Ermäßigung beantragen, das gibt es doch sicherlich auch in Ö. oder?

    ..auch Arte ist gebührenfinanziert oder 3Sat und beide Sender liefern Qualität, dafür zahle ich gerne Gebühren. Außerdem schaue ich Dokus, Wissens- und Kultur sowie Sportsendungen. Ich hör im Auto und manchmal abends u.a. DFL und SWR 2 und HR 2 und lasse ich mich nicht so gerne von privaten Geldgebern nachrichtenmäßig informieren, dann doch lieber Tagesschau. Die reine Unabhängigkeit gibt es sowieso nicht, aber ich möchte nicht wie in Italien oder Amerika von Sendern wie Vox informiert werden, wo es nur noch einige Konzerne gibt, die die Medien kontrollieren. Bei aller berechtigter Kritik an der Geldverschwendung und an verschiedenen einseitig-moralischen Färbungen, die mir auch immer wieder mißfallen, ist es doch mangels bessere Alternativen noch eine wichtige Sache, daß es gebührenfinanziertes TV und Radio gibt. Das System ist nicht grundsätzlich falsch, nur die Akteure und die mangelnden Kontrollen und Geldverschwendungen. Nicht falsch verstehen, ich habe eine lange Mängelliste vorzutragen, was Sendungen und Produktionen im ö. Radio und TV angeht und leide unter dem zu stark m.E. berücksichtigten Massengeschmack der Hohlbirnen, aber das sind nun mal meine Mitmenschen, die auch zahlen. Für Hochkultur wird ja ebenfalls sehr viel Geld ausgegeben (Opernhäuser, Theater, Orchester werden ja subventioniert), da könnte sich der Schlagerfan ja auch beschweren. Wenn man einen elitären Geschmack hat, ist man in der Unterzahl und muß sich Nischen selber suchen, um den auszuleben, das war schon immer so.

    Lieber Gerd, ein nicht unerheblicher Reiz dieses Threads entsteht durch die vielen bunten Bildchen, die einen schon mal zum Hören animieren können.

    Ja, finde ich auch, ich möchte gerne die Cover posten, aber wie macht Ihr das? Mittels Link-Funktion funktioniert bei mir nicht sichtbar im Post selbst, oder mache ich etwas falsch, oder habe ich noch nicht die Berechtigung, ich weiß es nicht.

    hm, meine derzeitige Hypothese ist, daß im Gegensatz zu den Beethovensymphonien, die auch lt. Beethoven für schnelle Tempi komponiert wurden und deshalb dann auch mehr "Sinn" ergeben (für mich z.B. aber auch für viele Andere) in der Leibowitz-Fassung (RPO London wohlgemerkt) , bei Schubert es genau umgekehrt sein könnte: Schubert hatte sie vermutlich für mittlere Tempi komponiert, womit sie am besten begreifbar sind und die Übertragung, daß bei Schubert hohe Tempi ebenfalls ein Gewinn bringen, könnte ein Irrtum sein.


    Ich habe gerade gemerkt, daß ich versehentlich in einem vorherigen Post geschrieben hatte, daß besonders der 2. Satz bei Leibowitz zu schnell sei, nach meinem Befinden, aber ich meinte vor allem den Schluß des ersten Satzes und den Dritten, der Zweite ist nicht ganz so schnell, wie schon von Dir bemerkt, sondern dann der Dritte ist aber wieder auffallend schnell bei Leibowitz. Habe eben nochmal die ganze Symphonie durchgehört und gewöhnte mich nun ein wenig an das Tempo, sehe auch mittlerweile einige Vorteile, aber es fühlt sich falsch an, da die strengeren Themen sehr mechanisch klingen und die ruhigen Zwischentöne im Kontrast gehen eher manchmal etwas lieblose in der Wirkung unter, wenn auch manchmal durch das Tempo die vergnügten Stellen herausgearbeitet sind. Zudem gehen manche Nebenstimmen wie verquirlt manchmal der Wahrnehmung verloren, aber nicht weil sie nicht detailgenau gespielt wären, sondern weil alles so schnell geht. Auch ist da ein statischer Gesamteindruck, wie ein Stahlgerüst, ohne organisches Atmen, fast wie von einem Automaten gleichförmig automatisiert gespielt. Mal davon abgesehen, ist der Sound bei Böhm/Berliner wärmer. Das Scherzo ist ja teilweise im 3/4 Takt, den könnte bei Leibowitz nur von trainierten Sportturnern getanzt werden, wohingegen bei Böhm ein vergnügtes Tanzpaar in den Sinn kommen kann. Nein ich bleibe dabei, da ist mehr Menschlichkeit und Herz bei Böhm, ohne daß es etwa kitschig oder süßlich klingen würde. Der Vierte Satz ist bei Böhm auch nicht gerade langsam, zwischendrin wird das Tempo angezogen...bei Leibowitz High-Speed...dadurch ernster, straffer. Respekt für die Genauigkeit des Spiels und die Durchsichtigkeit des Klangs. Wie gesagt irgendwann gewöhn ich mich noch an den Drive...denn es gibt auch erstaunlich vorteilhafte Stellen. Vielleicht ist ja die Einspielung mit dem "Vienna State Opera Orchestra", die langsamer ist, was für mich...

    Da wir uns hier im Kreis drehen: Mal schaun was Rene´L. selbst dazu zu sagen hat (=Buchlieferung noch abzuwarten).

    Danke für das Cover, ...bis Haydn Nr. 4 habe ich gehört, danach habe ich Streichquartette von Schubert probiert, aber das zündete heute nicht, also zum ersten mal Ravels Quartett in F-Dur eben gehört: bin begeistert, eine neue Klangwelt für mich ! (CD: Ravel - Faure´ , String Quartets, Ad Libitum Quartet, Naxos) Wunderbar!

    Oder einfaches: Nachdem ich den Tag ja mit Haydn begonnen hatte, höre ich nun seine 1. Symphonie (Dorati). Wie kann man nur so viel Kraft, Harmonie, Phantasie und positive Energie haben, nachdem man eine solch harte Kindheit und Jugend hatte, eine sehr sympathische Stärke, spricht hier aus seiner Musik.

    Huch, und schon läuft bereits die 2. Symphonie, denn die 1. hatte nur 3 Sätze.

    Hallo, ok, dann habe ich es ja instinktiv richtig gemacht, nehme ich an, ich habe eines meiner persönlichen Lieblingswerke (aus der Liste in Post Nr. 1) vorgestellt in Post Nr. 2 und die subjektive Bedeutung versucht zu beschreiben, ich hoffe das war so ok, danke für Euren Zuspruch und Eure Hilfe, jetzt aber alle raus hier , hahah! :-)

    bei mir ist "moderne" Musik von Rene´Leibowitz im CD-Player: Suite For Nine Instruments Op. 81 (1967) - Ensemble Aisthesis/Walter Nußbaum, sehr entspannend, mein Hirn ist zwar kaum in der Lage, bewußt eine Struktur zu erkennen, aber eine Stimmung und die ist sehr positiv :-)

    Guten Morgen, hm, ich überlege grade, warum ich all die längst bis zum kleinsten Detail bekannten Stücke, die hier im Forum bereits x-mal beschrieben, analysiert und diskutiert wurden, nochmals vorstellen soll, denn wem bringt das etwas? Ich werde es deshalb lieber so machen, daß ich, immer wenn ich eines der Stücke grade erneut gehört und erlebt habe, meinen Eindruck kurz schildern werde.


    Anfangen kann ich mit Haydns 40. Symphonie, die man morgens gerne hören kann, so wie ich heute kurz nach dem Aufstehen. Diese Symphonie ist nicht gerade schwierig zu verstehen. Sie ist Harmonie und Leichtigkeit pur im noch älteren Stil. Der Erste Satz hat ein wunderschönes Hauptthema, das mich in den Tag reintragen kann mit Frohsinn und Zuversicht - das ist doch schonmal etwas! Eigentlich ist die Nummerierung der Symphonie irreführend, da sie eigentlich zwischen Nr. 12+13 gehört, man hört es deutlich, daß noch die Musik, die Haydn bei Antritt vorgefunden hat, stilistisch dominiert. Ich mag die Frische und den Schwung, der von den Haydn-Einspielungen Doratis ausgeht. Im zweiten Satz passiert nicht sehr viel, sehr klar und einfach, man kann quasi Gymnastik und Dehnübungen dazu machen, wenn man schon durch den ersten Satz gut gelaunt wach wurde, ;-) aber auch dieser Satz ist dann doch sehr anregend, da im Hintergrund ein Cembalo (?) recht quirlig versucht, die thematische Langeweile zu vertreiben, bevor sie überhaupt aufkommt. Im dritten Satz kommen Bläser dazu und man könnte den ersten Kaffee trinken...;-) Der 4. Satz ist fugiert und zwar für meine bescheiden geschulten Ohren sehr kunstvoll und elegant aber auch mit einer kräftig-anregenden Stimmung, die einen sagt: "so jetzt aber ans Tagwerk" ! Und was mache ich? Ich schreibe hier Monologe, also schnell an die Arbeit! :-)

    Ja, erlaubt ist, was gefällt, das ist klar. Mich wundert sehr, daß die schnellen Tempi bei Beethoven für mein Ohr funktionieren und erst den Sinn der Musik erschlossen haben (für mich jedenfalls) und bei Schubert eben die mittleren Tempi den Sinn erschließen (Blomstedt zu schwerfällig und in der Tat auch mir zu wuchtig, Leibowitz zu rasend, Böhm genau richtig mittendrin). Was sagt das über Schuberts Symphonie? Diese Frage wird vielleicht in den Aufsätzen von Leibowitz ein bißchen beantwortet.

    Bei mir läuft im CD-Player nun noch die Beethoven Leonore Overture (Originalversion 1805) Blomstedt/Dresden (14:03) - wunderbarer Klang und die ganze Oper im Zeitraffer läuft vor dem geistigen Auge ab...danach noch das so ergreifende besonders schöne Quartetto "Mir ist so wunderbar", dann müßte ich gut schlafen...

    Ihr seid unglaublich gut! :hail:Gleich zwei Dinge, die ich mir besorgen MUSS! :love: Das Buch und noch vielmehr die mir bisher völlig unbekannte LP! Ich dachte ich hätte "alles" wesentliche von ihm. Die 9. gibt es ja außer auf CD auch als italienische Vinyl-Pressung, die ich versucht hatte zu kaufen, allerdings wurde mir mehrmals versucht Schrott als (mint, "sealed") anzudrehen...ich freu mich sehr über die beiden Tipps von Euch, lieben Dank dafür. Gerne würde ich jetzt (wenn ich könnte) das Foto von Rene´ Leibowitz auf seiner amerikanischen 50ies-Limousine einstellen...Gute Nacht!