Beiträge von Kontrapunkt

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    Original von Uwe Schoof
    Weberns fünf Sätze für Streichquartett op. 5 (zwar sehr kurz, was mir eigentlich nicht so liegt, dennoch unglaublich erlebnisreich; wirkt viel ausgedehnter, als es die Notierung vermuten lässt) sowie


    Schönbergs Streichtrio op. 45 (sehr dicht und unterhaltsam; nichts Unwichtiges, kein Geplänkel - wie auch bei Webern)



    Ab welcher Opus-Nummer Weberns Musik zwölftönig ist, weiß ich gerade nicht. Jedenfalls sind es die 5 Sätze op.5 und auch die Bagatellen für Streichquartett op. 9, die weiter oben genannt wurden, nicht.


    Weberns Symphonie, Klaviervariationen und Streichquartett op. 27 sind mir zu karg. Dem Konzert op. 24 kann ich schon deutlich mehr abgewinnen.


    Aber insgesamt schätze ich die "vollere" Musik Schönbergs mehr als Weberns. Besonders das bereits häufig genannte Streichtrio op. 45. Gegenüber seinen früheren, in gewisser Weise "neoklassizistischen" Werken (z.B. Streichquartette Nr. 3 & 4) wirkt dieses Stück wieder spontaner, trotz der erkennbaren Reprise des Anfangs.


    Ich mag aber auch die virtuose Klaviersuite op. 25, praktisch das erste konsequent zwölftönige Werk von Schönberg.


    Aber was ich an zwölftöniger Musik mag oder nicht mag, hat eigentlich gar nichts mit der Zwölftönigkeit zu tun.


    Viele Grüße


    edit: Ach so, das Kammerkonzert von Alban Berg ist wohl auch dodekaphon, und ich schätze es sehr.

    Hallo Uwe,


    Zitat

    Original von Uwe Schoof
    Wer der romantischen Musik zugetan ist, hat möglicherweise seine Freude mit den ersten beiden Quartetten von Arnold Schönberg. Deshalb auch dahingehend meine Empfehlung: Eine CD mit beiden Werken (oder nur das erste Quartett plus Streichsextett "Verklärte Nacht"; diese Kombination gibt es zuweilen). Tipp: Es ist wunderbare emotional-romantische Musik.


    gerade Schönbergs Streichquartett Nr. 1 (d-moll, op. 7) halte ich eher für abschreckend (bis auf den 3. Abschnitt, der etwa dem langsamen Satz im traditionellen Zyklus-Schema entspricht). Als ich es die ersten Male hörte, hatte ich den Eindruck, immer wieder ein anderes Stück zu hören. Jedenfalls ist das ja schon ein nicht so übersichtliches Werk.


    Oder meintest Du das noch unnumerierte Jugendwerk in D-dur (1897)? Das ist m.E., ähnlich wie das Quartett von Ravel, eine gute Einstiegsmöglichkeit - von leichterem Charakter und doch nicht ohne Anspruch.


    Viele Grüße

    Bereits in meinem Elternhaus kam ich mit Klassik in Berührung, und manches gefiel mir auch bald. Allerdings war diese Musik für mich nicht klar von anderer unterschieden. Außerdem sind es wohl immer einzelne Elemente, die einem als Kind auffallen: die seltsame Stimmung der langsamen Einleitung von Beethovens 4. Symphonie oder das trauermarschartige Thema im 1. Satz dieser einen a-moll-Sonate von Schubert.
    Etwas älter hatte ich auch Spaß an polyphoner Musik, also Kanons wie "Bruder Jakob" oder "Hejo, spann' den Wagen an". So bekam ich wohl relativ früh auch einen Draht zu Fugen. Allerdings fand ich da zunächst einmal die ersten Takte, die ja immer noch recht übersichtlich sind, sehr aufregend, während mir der weitere Verlauf zu kompliziert war.
    Von Fugen ausgehend habe ich mir dann vorgestellt, dass sich Klassik von anderer Musik vor allem dadurch unterscheidet: sie ist dichter und bietet mehrere Melodien auf einmal.


    Viele Grüße

    Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt schon auf 12 komme:


    - Mozart Nr. 24, c-moll (Gould / Süsskind): douze points


    - Beethoven Nr. 4, G-dur (Gould / Bernstein)


    - Brahms Nr. 1, d-moll (Gould / Bernstein)


    - Mozart Nr. 20, d-moll (Haskil / Markevitch)


    - Liszt Nr. 1, Es-dur (Benedetti Michelangeli / Kubelik)


    - Liszt Nr. 2, A-dur (Freire / Plasson)


    - Beethoven Nr. 1, C-dur (Gould / Golschmann)


    - Beethoven Nr. 2, B-dur (Gould / Bernstein)


    - Beethoven Nr. 3, c-moll (Gould / Bernstein)


    Relativ gut kenne ich noch Beethovens 5. und Mozarts 21., zu denen ich allerdings ein sehr schwieriges Verhältnis habe.


    Bergs Kammerkonzert zählt in diesem Zusammenhang wahrscheinlich nicht.


    Die Bachs, Brahms' 2., die Ravels, Schönberg, Skrjabin, Schumann und Chopins 1. habe ich zwar schon, muss aber ich erst noch besser kennenlernen.


    Viele Grüße

    - Die eine oder andere CD vom Kronos-Quartett halte ich auch für eine gute Idee. Ich selber kenne zwar keine genauer. Aber oft bieten die bunten Programme sogar Anknüpfungspunkte für an Pop und Rock Gewöhnte (z.B. Jimi-Hendrix-Cover).


    - Mittpreisig, 2 von Mozarts 'Haydn'-Quartetten & Haydns "Reiter"-Quartett, gespielt vom Talich-Quartett:



    - Vollpreisig, aber vielleicht auch für Einsteiger reizvoll:



    Das Emerson Quartet spielt die Streichquartette von Ives & Barber (darin die 1. Version von dessen Adagio for Strings).


    Beim Werbepartner momentan für 18 €.


    Viele Grüße

    Gleich höre ich mal hier rein:



    Luigi Cherubinis 6 Streichquartette gespielt vom Melos Quartett. 1976 von der DG produziert, aber nun bei Brilliant neu rausgekommen.


    Ich habe wirklich Jahre darauf gewartet, dass es eine neue Ausgabe gibt.


    Viele Grüße

    Vor Kurzem habe ich mir auf youtube den frühen Helge-Schneider-Film "Johnny Flash" (1986) angeguckt. Beeindruckend die Leistung von Andreas Kunze, der sowohl Jürgens Mutter, wie den Entertainer-Agenten, einen Bankangestellten, einen Optiker so treffend darstellt. Ganz abgesehen davon, dass man auch an den Figuren die Helge Schneider spielt seine Freude haben kann.


    Viele Grüße

    Zitat

    Wir könnten Clementis Aufnahmen jenen von Haydn , Mozart, Beethoven gegenüberstellen


    Na, ich denke mal, wo Clementi am spätesten von den genannten gestorben ist, werden seine Aufnahmen die besten sein. Zumindest von der Klangqualität her.


    Viele Grüße

    Hallo a.b.,


    Zitat von a.b.

    Gefallen euch die Buchberges wirklich so gut? Mir kam das, was ich bislang hörte, doch rechlich Intonationsgetrübt vor.

    den Brilliant-Zyklus fand ich ja auch eine Weile interessant. Op. 9 habe ich noch ignoriert, aber bei op. 33 + 42 das erste Mal zugeschlagen.


    Der Preis ist natürlich schon toll. Dann war mir das Ensemble auch nicht ganz unbekannt. Zwar kannte ich nur die Aufnahme mit Schönbergs 3. Streichquartett, die mir das Werk auch noch nicht schmackhafter gemacht hat, was ja vielleicht auch eine Frage der Zeit ist. Aber dann haben die ja auch noch einige weitere interessante Programme für cpo eingespielt. Daher nahm ich an, dass man mit den Buchbergers nichts falsch machen kann.


    Intonationstrübungen: tja, da war ich mir nicht sicher, ob ich mich an diesen Sound nicht doch noch gewöhnen könnte. Es sind erstmal 2 Faktoren, die mir den Genuss dieser Haydn-Aufnahmen zu erschweren scheinen: vibratoarmes Spiel (das für mich ganz ähnlich anstrengend klang wie der Sound des Quartetts "Hausmusik", bei deren Aufnahme der Quartette von Cherubini (auch cpo)) & reichlich Hall, durch den die Mittelstimmen ziemlich ins Hintertreffen geraten (wenn die Intonation aber wirklich getrübt ist, ist das vielleicht auch besser so :D).


    Aber für die Quartette 5, 2 & 1 aus op. 33 hat mich diese Einspielung durchaus gewonnen. Ebenso für opp. 77 & 103.
    Bei op. 20 jedoch war mir der breiige Klang doch zu undurchdringlich, so dass ich mir die Aufnahme vom Tatrai Quartett zulegte. Wenn diese Einspielung auch nicht audiophil genannt werden kann, so entspricht ihre Klangqualität schon ziemlich meinem Geschmack (lieber trocken & direkt aufgenommen).
    Allerdings ist das Tatrai Quartett eher in gemütlichem Tempo unterwegs. Der langsame Satz vom D-Dur-Quartett aus op. 20 scheint mir mit 10 Minuten doch etwas zu gedehnt.
    Die Buchbergers hingegen brauchen 8'19 und haben dabei eine abwechslungsreichere Tempo-Dramaturgie, die mir recht überzeugend vorkam.


    Jüngst hörte ich mir Schnipsel von den Festetics an, die einen guten ersten Eindruck hinterließen.


    Viele Grüße

    Hallo a.b.,


    Zitat

    Original von a.b.
    Alledings sollte dies die richtigen Gedanek sein, also Gedanken über das, was in der Musik so abgeht, nicht aber freie Assozation oder Erinnerungen oder Phantasien, die herangetragen werden.


    persönliche Phantasien & Assoziationen lassen sich doch aber nicht vermeiden. Und ich meine, man sollte sie auch nicht unterdrücken, weil sie eine Rolle dabei spielen, ob man zu einer Musik "einen Draht bekommt".
    Vielleicht zeigt sich die Stärke von bedeutender Musik sogar gerade darin, dass sie viele Menschen "persönlich" anzusprechen scheint.


    Viele Grüße


    P.S. Auch wenn meine Signatur etwas anderes zu sagen scheint ...

    Zitat

    Ich finde, der Fehler, den man bei der Beurteilung dieser Musik macht, ist, daß man sie Klassik nennt. Das trifft für mich auch auf Stockhausen,
    Kagel, Gage u.v.a. zu.


    Ich habe ihn ja noch nicht gehört, aber spielt Irwin Gage wirklich so schlecht Klavier?

    Hallo Amfortas,


    Zitat

    Original von Amfortas08
    ich hoffe, dass ich beim Erstmalhören das Stück niemals vollständig :no: erfasse. Sonst wäre es völlig uninteressant für mich. Selbst z.B. nach dem z.B. 50. Reinziehen muss Neues zu entdecken sein..
    Eine gelungene Wiedergabe zwingt/fesselt/knebelt den Hörer förmlich zur Aufmerksamkeit. Eine langweilige Wiedergabe bewirkt das Gegenteil.


    das hängt doch nicht allein von der Wiedergabe ab, sondern u.a. auch von der eigenen Form.
    Und ob beim nächsten Hören was Neues zu entdecken ist, weiß man nach einem Mal nicht.
    Wenn ich ein Werk sehr mag, höre ich es auch in nicht so tollen Wiedergaben gern.


    Zitat

    Problem scheint möglicherweise eher darin zu liegen, wenn der Hörer wähnt, zu vertraut mit dem Stück zu sein, dass die Aufmerksamkeit nachlassen könnte.....


    Das scheint mir ein wichtiger Hinweis zu sein. Denn bei so einer Hör-Routine merkt man nicht so leicht, dass man vielleicht nicht ganz bei der Sache ist.


    Viele Grüße

    Hallo Manuel,


    in Bezug auf Musik, die ich noch nicht kenne, bin ich oft geradezu harthörig, obwohl ich schon seit vielen Jahren hauptsächlich Klassik höre.
    Deshalb muss ich Neues häufiger hören. In dieser "Kennlern"-Phase lasse ich oft zunächst die Musik nebenher laufen, während ich zeichne.
    Immer wieder passiert es mir, dass ich nach solchem Vorlauf die Musik wie zum ersten Mal höre und sie mich durchaus auch überraschen kann. Das braucht bei mir halt Vorbereitung.


    Viele Grüße

    Hallo Frank,


    Zitat

    Original von Frank1970
    Aus den vorangegangenen Beiträgen habe ich auch gelernt, was ich alles noch nicht kenne. Vor allem die Debussy Sonate interessiert mich sehr. Werde ich mir bei Gelegenheit in Michaels Interpretation runterladen. Bin sehr gespannt, zumal ich schon das vor kurzem kennengelernte Debussy Klaviertrio genial finde.


    allerdings ist das Klaviertrio wohl untypisch-früher Debussy, die Cellosonate dagegen eines seiner letzten Werke. Das ist aber natürlich kein Grund, nicht beide zu mögen.


    Viele Grüße

    Das sind weder Urteile aufgrund der Phantasie, noch Urteile in der Phantasie, es sind aber aktuelle Erlebnisse, ich vollziehe ein "blosses propositionales Vorstellen". (E. Husserl)


    Es ist nicht so, dass ich obiges Zitat verstanden hätte. Ich fand es einfach drollig umständlich.


    @ Fairy Queen


    Ich finde, das Pu-Zitat passt gerade in die Fastenzeit. Die ist doch der etwas in die Länge gezogene "Augenblick kurz bevor man den Honig isst" bzw. das Osterlamm.


    Viele Grüße

    Ich muss zugeben, dass ich durchaus einen gewissen Meisterwerk-Fetisch pflege. Was womöglich ein "Meisterwerk" ist, entnehme ich den Äußerungen von Autoritäten, denen ich einigermaßen vertraue. Irgendwie muss man sich ja auch in der weiten Welt der Musik zurechtfinden. Ich brauche Filter, die ich aber auch mal wechseln kann, weil ich weder die Zeit noch genügend Bildung habe, ohne fremde Hilfe nach reizvoller Musik zu suchen.
    Dann höre ich mir das eine oder andere an und versuche einen Bezug dazu zu bekommen. Klappt nicht immer, und ich habe kein Problem damit zuzugeben, wenn mich ein anscheinendes, womöglich allgemein anerkanntes Meisterwerk nicht reizt.
    Im weitesten Sinne ist auch bei mir natürlich Gefallen ein Kriterium dafür, ob ich etwas öfter höre. Aber auch bei Pop habe ich schon erlebt, dass mir ein Stück erst nach mehrmaligem Hören gefällt.


    John Cages 4'33 kann einem gar nicht gefallen wie einem Musik normalerweise gefällt. Trotzdem halte ich es für ein reizvolles Meisterwerk. Es genügt mir allerdings schon, dass ich mal davon gehört habe.


    Viele Grüße

    Zitat

    Original von Klawirr


    [...]


    Der große Erfolg von (und Hype um) Sokal/Bricamont ist/war wohl darin begründet, daß die meisten ihrer gäubigen Leser nicht eine Zeile der von den beiden inkriminierten bösen Postmoderninskis gelesen hatten...


    Na, worum geht es den Autoren, die von Hause aus Naturwissenschaftler und nicht Philosophen sind? Darum, zu zeigen, dass postmoderne Denker sich oft bei naturwissenschaftlicher Terminologie bedienen ohne einen blassen Schimmer davon zu haben, was die schicken Worte eigentlich bedeuten.
    Sokal und Bricmont kritisieren zunächst einmal diese Unsitte und hatten gar nicht die Absicht in die postmodernen Theorien selbst groß einzusteigen.


    Viele Grüße

    Hallo Mahler-LiebhaberInnen,


    die Stationen meines Weges zu Mahler:


    - Glenn Gould dirigiert das Urlicht aus der 2., Maureen Forrester singt (im TV)


    - Hermann Scherchens Live-Aufnahme mit dem Orchestre National de l'O.R.T.F. von der 5. Sinfonie ((P) 1965, harmonia mundi, musique d'abord): Besonders der Trauermarsch und das furiose Finale gefallen mir in dieser lebendigen, direkten Aufnahme immer noch sehr.
    Gut 13 Minuten für das Adagietto sind vielleicht sogar längenrekordverdächtig, erscheinen mir dennoch bislang nicht zu zäh, obwohl ich Bruno Walters äußerst zügige Version auch mag.
    Lange Zeit wusste ich nicht, dass Scherchen bei Live-Aufnahmen dieser Sinfonie ziemlich gekürzt hat (zumindest das Scherzo auf ein Drittel). Als ich das erfuhr rutschte diese Aufnahme und mit ihr diese Sinfonie in meinem Hörstapel nach unten. Später kamen Walter und Neumann dazu. Ich werde aber irgendwann noch mal genauer gucken, was der Scherchen da weggelassen hat.


    - die 2. Symphonie mit Michael Gielen und dem SWR- oder SWF-Orchester.


    - das Lied von der Erde in der Kammerensemble-Version (Schönberg / Riehn) mit Herreweghe, Remmert, Blochwitz.


    - Erst mit der 4. Sinfonie mit dem Concertgebouw Orkest, Chailly und Barbara Bonney begann bei mir eine intensivere Beschäftigung mit Mahler. Nun musste ich alles von Mahler haben und kaufte es mir nach und nach mit verschiedenen Interpreten zusammen.


    Viele Grüße

    Inwiefern Haitink ein Mahler-Pionier gewesen ist, weiß ich nicht. Das Concertgebouw Orkest war wohl über Mengelberg und van Beinum bereits vor den 60'ern vertrauter mit Mahler als andere Orchester. Vielleicht war Haitink vor allem zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um Mahler mit durchsetzen zu helfen - unterstützt durch die noch relativ neue Stereo-Hifi-Technik, womöglich auch durch den Wegfall von Aufführungsrechten. Damit hat er doch jedenfalls nichts verkehrt gemacht.


    Wie dem auch sei, mit dieser Aufnahme von 1966 habe ich Mahlers Dritte kennen und schätzen gelernt:



    Maureen Forrester (Mezzosopran), Concertgebouw Orchestra, diverse Chöre, geleitet von Bernard Haitink. (Philips bzw. Decca 'Originals', 2006)


    Und ich höre sie immer noch gerne.


    Und der Filler obiger Ausgabe, Das klagende Lied in der 2-teiligen letzten Fassung, aufgenommen 1973 mit Heather Harper (Sopran), Norma Procter (Alt) & Werner Hollweg (Tenor), ist ja nun beleibe auch nicht von schlechten Eltern.


    Viele Grüße

    Gestern las ich den Lazarillo de Tormes (1554), der wohl das Genre Schelmenroman begründet haben soll, und zwar in der leicht modernisierten Fassung einer Übersetzung von 1614, die erst im 20. Jahrhundert gedruckt erschien:

    Der Ich-Erzähler gefällt mir; die Armut und der Hunger kommen plastisch rüber. Dieser relativ kurze Text (ca. 90 Reclam-Seiten) hat allerdings schon Längen, und die lustigen Formulierungen und Begebenheiten könnten vielleicht zahlreicher sein. So ist der Text zwar keineswegs ungenießbar, aber trotzdem eher was für Leute, die sich speziell für die Geschichte der Satire und von Darstellungen des Lebens 'ganz unten' interessieren.


    Viele Grüße

    Zitat

    Original von Walter.T
    Beethoven hat für diese Sonate keine Metronomzahl, aber durch diese Konstruktion die Zeitverhältnisse völlig vorgegeben, woran sich leider - wie bereits früher angemerkt - kein Interpret auch nur annähernd hält.


    Vor allem die Zeitverhältnisse im 2. Satz endlich mal konsequent umgesetzt zu haben, beansprucht ja Vitalij Margulis für sich. In seiner Aufnahme braucht er allein für diesen Satz 26 Minuten, was im Booklet und einem längeren eingesprochenen Essay gerechtfertigt wird (mit Vergleichsschnippseln von renommierten Interpretationen).



    Bei jpc ist diese Aufnahme von 1989 zumindest noch gelistet, bei amazon gibt's mehrere Angebote.


    Viele Grüße


    Beethoven: Streichquartett B-Dur op. 130 / 133, mit der Langen Fuge als Schluss und ganz ohne das alternative Allegro-Rondo, dafür zuvor:


    Mozart: 5 vierstimmige Fugen aus J.S. Bachs Wohltemperiertem Klavier II bearbeitet für Streichquartett KV 405, sowie


    Adagio & Fuge für Streichquartett + Kontrabass KV 546


    - Hagen Quartett, Roberto Di Ronza (Kontrabass), 2002 (DG).



    Ravel: Bolero,


    Pavane pour une infante défunte,


    Klavierkonzert für die linke Hand & Orchester,


    Rapsodie espagnole,


    La Valse


    - Claire Chevallier (Klavier von Erard von 1905), Anima Eterna, Jos van Immerseel (Leitung), 2006 (Zig Zag).



    Boulez: Sur Incises für 3 Klaviere, 3 Harfen, Percussion,


    Messagesquisse für Cello solo & 6 Celli


    Anthèmes 2 für Violinen & Elektronik


    - Solisten vom Ensemble Intercontemporain, Jean-Guihen Queyras (Solo-Cello), Ensemble des violoncelles de Paris, Pierre Boulez (Leitung), Hae-Sun Kang (Solo-Geige), Andrew Gerzso (IRCAM, elektro-akustische Realisierung), 2000 (DG).


    Viele Grüße


    Die Streichquartette der Neuen Wiener Schule in der Aufnahme des LaSalle-Quartetts (bisher bei DG), gibt's jetzt günstig bei Brilliant.


    Außerdem listet die Brilliant-Seite die Aufnahme von Schönbergs Moses & Aron, die Michael Gielen 1974 für Philips gemacht hat. Meinem Eindruck nach eine Aufnahme mit mehr Transparenz und mit besseren Sängern als die neuere Aufnahme von Boulez (DG).

    Zitat

    Original von Agon
    Kann mir bitte mal jemand explizit sagen, was von dieser Gustav-Mahler-Sinfonien-Gesamtaufnahme zu halten ist (wenn möglich mit Kurzcharakterisierungen jeder einzelnen Sinfonie):



    Kölner-Rundfunk-Sinfonie-Orchester,
    GARY BERTINI (Dirigent)


    Gehört habe ich wohl noch keine Aufnahme mit ihm. Aber auch in der kommentierten Diskographie eines der Mahler gewidmeten Bände der Musik-Konzepte wird Bertini als herausragender Mahler-Dirigent gehandelt.
    Na ja, dafür findet dort Klemperer kaum Erwähnung.


    Viele Grüße

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    Original von Tharon


    Ich antworte darauf mit rein subjektiven Gedanken.
    ad 1: Was die Absichtslosigkeit von Cages Klängen angeht: Ich persönlich will manchmal etwas beabsichtigen dürfen! Es geschehen auch Dinge um mich herum, bei denen der Klang einfach ein Teilaspekt ist (und nicht für sich steht). Wenn ich beispielsweise die Klänge einer Auseinandersetzung auf der Straße höre, dann kann zumindest ich mich nicht an deren "reinem Klang" erfreuen, denn der Klang hat eine nicht von ihm selbst abtrennbare soziale Komponente.


    4'33 finde ich ja durchaus spannend und wichtig, aber auch dieses Werk, nicht bloß die Kunst-Definition mit dem Zelebrieren, ist fragwürdig bis abstoßend.
    Denn eigentlich ist Absichtslosigkeit nie möglich. Ich denke da an Kant, der seinen langjährigen Diener entlassen hat, weil der Alkoholiker geworden ist. Kant hat sich dann extra auf einem Zettel aufgeschrieben, dass er sich vorgenommen hat, den Ex-Diener zu vergessen.
    Absichtslosigkeit als Wunsch oder sogar moralische Forderung bedeutet für mich bedingungslose Unterordnung und ist außerdem ziemlich antiintellektuell ("Ihr sollt wieder werden wie die Tiere!").


    Dabei hatte Cage wohl eher das Gegenteil im Sinn:


    Zitat

    Original von Wulf
    Dritte Perspektive: Daß ich das Wort Werk in Anführungszeichen gesetzt habe, hat seinen Sinn und seine Berechtigung. Cage wollte bewußt mit der romantisch verklärten Vorstellung des vom Himmel gesandten Genies reinen Tisch machen - für ihn galt die These - Kunst ist für jedermann und kann von jedermann gemacht werden.


    Das klingt nach Befreiung von Zwängen und Hierarchien und nach dem Wunsch nach einer unreglementierten Fülle von Ausdruck.


    Jedenfalls hat Cage Begriffe, die man mit der Vorstellung von einem Kunstwerk verknüpft, ziemlich an ihre Grenzen geführt.


    Viele Grüße

    Zitat

    Original von Wulf
    Also spielt die Intention eine Rolle? Ist dann John Cage mit seiner vom Zen-Buddhismus abgeleiteten Absichtslosigkeit keine Musik mehr??


    Natürlich spielt die Intention die Rolle. Sonst hätte man es bloß mit 'Natur' zu tun. Was ist denn an John Cages Musik eigentlich absichtslos? Er wollte die Grenzen dessen, was man unter Musik versteht, in Frage stellen. Und seine Werke werden in der Musik gewidmeten Konzerten aufgeführt. Also sind sie Musik und strotzen vor Intentionen.
    Wenn ich gesagt hätte, Musik dürfte einen gewissen Aufwand an Formung eines irgendwie definierten Klangmaterials nicht unterschreiten, wie es vor Cage vielleicht galt, dann sähe das anders aus.*


    Außer zu solchen wie den von Manuel Garcia schön ausgeführten Gedanken, regt die Erfahrung von Cages Musik auch eine Veränderung der alltägliche Klangwahrnehmung an. Einerseits ist diese veränderte Klangwahrnehmung noch keine (fertige) Musik, weil sie nur meine ist, andrerseits kann ich sie zum Ausgangspunkt für Musik nehmen - z.B. indem ich sie einem Konzertpublikum zu kommunizieren versuche.
    Außerdem hat mit der Veränderung meiner Wahrnehmung Cage etwas erreicht, was vielleicht nicht in seiner Absicht lag: Ich beziehe mich auf eine neue Weise bewusst auf die alltägliche Geräuschkulisse, die bisher 'Natur' bzw. 'Nicht-Musik' für mich war. Auch das zeigt, dass die Intention für Musik unerlässlich ist.


    Viele Grüße


    * edit: Die schriftliche Fixierung der (Nicht-)Spielanweisung und die Aufführung von 4'33 sind allerdings auch Formungen im weitesten Sinn.