Beiträge von KarmaPemaDorje

    Das ist wirklich eine Leistung! Als (ehemaliger) IT-Fachmann, der viel auch in Social Media unterwegs war (aktiv als Betreiber), weiß ich um den Aufwand, die Katastrophen und den stetigen Zwang, sich neuen Trends, "Verbesserungen" und Meinungen anpassen zu müssen. Also explizit: Danke!


    Und: weiter so, bis die Maus den Geist aufgibt :D

    Ich kenne Wolfgang Seeliger persönlich (Vorstandsmitglied bei der Christoph-Graupner-Gesellschaft) und weiß genau, wie ihn das trifft. Er hat in den letzten 40 Jahren viel für das Darmstädter Musikleben getan, erinnert an alte Zeiten und immer wieder neuen Schwung in die Szene gebracht. Ob Graupner, Briegel, Mangold, Endler, Vogler, Mendelssohn, ... Er gräbt immer wieder Altes aus und weiß auch Neues (z.B. "Mass" von Leonard Bernstein) publikumsgerecht zu präsentieren.


    Schade, Darmstadt bleibt Provinz :wacko:

    ... Der gebürtige Hasper 'musikwanderer' wohnte früher in der Frankstraße, später in der Kölner Straße in Hagen-Haspe und ist heute, immerhin seit 52 Jahren, in Mülheim an der Ruhr zu Hause....

    Das nenne ich einmal einen Zufallstreffer! Komme auch aus Hagen-Haspe, Hestertstr. Bin aber seit 1975 entflogen, jetzt an der schönen Bergstraße (strada montana). Wie klein manchmal die Welt doch ist. Und ja: Bertold Lehmann ist übel zugespielt worden. Lesenswert seine (Auto-) Biografie, vollendet von seinem Sohn:


    Lehmann, Bertold: Musikwärts auf vielerlei Wegen.
    Verlag Achim Freudenstein, Edermünde, 2009, 207 Seiten, ISBN 978-3-932435-44-7.


    Sehr interessant seine Verbindungen zu Karajan und Furtwängler, ebenso wie seine Vorstellung als GMD für die Berliner Philharmoniker. Dann das Verbleiben in der Provinz mit viel Förderung Neuer Musik. U.a. mit dem Auftragswerk für

    Witold Lutoslawski (1913-1994): "Livre Pour Orchestre".

    ...

    Als ich dann erstmal einen Dirigenten leibhaftig in "Action" sehen konnte, war es für den Knirps aufregend genug, der Name völlig nebensächlich. Aber der kleine, ruhige Mann tauchte bei Konzerten (auf der Bühne des Theaters) oder auch im Orchestergraben (bei Opernvorstellungen) immer wieder auf und prägte sich dann doch ein: Berthold Lehmann - damals der GMD meiner Heimatstadt Hagen (Westfalen).

    ...

    Beim vielen Stöbern in den Tiefen von Tamino fand ich dies und fühlte mich gleich zuhause. Berthold Lehmann war am Gymnasium in Hagen-Haspe für zwei Jahre mein Musiklehrer. Von ihm wurde ich entflammt. Bruckner oder Brahms-LPs lieh er mir ohne zu zögern aus, später habe ich Zuhause besucht: Wohnzimmer mit Flügel, 2 Stühlen und die ganzen Wände voll mit Schallplatten, ein Traum. Habe später mit seinem Sohn kommuniziert für mein Buch.

    Liebe Grüße an den "musikwanderer", der jetzt wo wohnt?

    Ich stimme Tristan2511 insofern zu, dass aktuell nicht alles verfügbar ist. Wenn man sich aber in den letzten 30 Jahren die Einspielungen anschaut, dann kann man im Antiquariat und anderen Quellen (nett das mit dem musikalischen Mentor) fündig werden.


    Wovon ich noch keine Gesamtaufnahme habe ist: Muzia Scevola HWV 13 und bei Il pastor fido fehlen HWV 8b und 8c fehlen, HWV 8a ist vorhanden. Über Qualität zu reden ist dann noch etwas anderes, aber zum Kennenlernen tut es manchmal auch eine alte Aufnahme, die man heute so nicht mehr erstellen würde.


    Ich lass mich von Händel z.B. dadurch immer wieder begeistern, dass ich von den existierenden Aufnahmen mir die schönsten/besten/beeindruckensten Arien als Playlist zusammengestellt habe, als 1.000-, 500- und 100-Liste. Selbst letzte impliziert bereits über 12 Stunden, die 1.000-Liste über 3 Tage. Mit Zufallsauswahl ist das dann immer wieder ein neu erstauntes Schwelgen in Händelschen Ergüssen.

    Apropos Schoch....i bei Martini, war ich immer bei den Aufnahmen dabei !

    10 GA stehen bei mir im Regal!

    Das nenn ich einmal einen Glückspilz. das tolle an dem Vergleichen der Aufnahmen ist, dass immer neue Höraspekte auftauchen, so dass ich am Ende wahrscheinlich die Beste Version erzeugen würde ... wenn ich denn nur könnte. Aber als Mitglied der größten Gruppe im Musikgeschehen - der der Hörer - nehme ich mir die Freiheit ab und ab zu träumen ^^

    Zum Saxophon, welches ich als Dilettant auch einmal ausprobiert habe, fallen mir noch folgende Werke ein:

    • Jacques Ibert (1890-1962): Concertino da Camera (1935)
    • Frank Martin (1890-1974): Ballade pour Saxophone alto et Orchestre (1938)
    • Lars-Erik Larsson (1908-1986): Konsert för Saxofon och Strakorkester (1934)

    Die Aufnahme unter dem Dirigenten Juha Kangas mit dem Ostrobothnian Chamber Orchestra und dem Saxophonisten John-Edward Kelly finde ich leider beim Partner nicht.


    Daneben von Philip Glass (1937-) das Werk „Melody for Saxophone“, in meinem Bewusstsein auf der CD „TIMELESS“ mit der Lautten Compagne unter Wolfgang Katschner:

    . . . und zu welchem Ergebnis bei den Tenören bist du gekommen!?


    LG Fiesco

    Beim Nachforschen in der eigenen DB habe ich sogar fünf Aufnahmen gefunden. Meine (subjektive) Bewertung der Tenöre in der Arie "Descend, Kind Pity" ist gemäß der Aufstellung:

    1. Richard Croft (William Christie, Les Arts Florissants) 2002
    2. Michel Spyres (Maxim Emelyanychev, Il Pomo D'Oro) 2022
    3. Knut Schoch (Joachim Carlos Martini, Junge Kantorei, Frankfurter Barock Orchester) 2010
    4. Knut Schoch (Peter Neumann, Collegium Cartusianum, Kölner Kammerchor) 2000
    5. Alexander Young (Johannes Somary, English Chamber Orchestra, Amor Artis Chorale) 1968

    Aber das ist ja aus dem Gesamtrahmen gerissen :/

    Operavision überträgt aus dem Theater Bonn auf Youtube bis 17. August 2024

    DER SINGENDE TEUFEL von Franz Schreker. Mehr zur Oper hier>


    Sehr gut, wieder einmal etwas von Franz Schreker zu hören. Der Name begegnete mir zum ersten Mal bei dem Besuch der Semperoper in Dresden, wo sein Konterfei mit Namen wie Beethoven und Mozart oben an der Wand zu lesen war. Da war es dann angesagt, nachzuforschen. Die erste gehörte Oper von ihm auf meinem CD-Teller war "Der Ferne Klang", die ich heute immer noch gerne höre.


    Stimmt, aktuell noch nicht alles als "Buch" veröffentlicht, aber online:


    Instrumental Works – Instrumentalwerke

    Vocal Works - Vokalwerkverzeichnis


    clck 29.000

    Danke für den Beitrag zu Ton Koopman. Ich spüre da wirkliche Musiknähe; würde mich freuen, mit 80 Jahren selbst so fit zu sein. Und ich behaupte einmal, dass seine Lebensenergie (zusammen mit der Bachschen) dann wirklich ein Konzert zu einem wahrnehmbaren, berührenden Erlebnis macht, was ich oft bei modernen Interpreten vermisse.

    Eine Entscheidung nur für heute:

    • Franz Schreker: Der Ferne Klang
    • Erich Wolfgang Korngold: Violanta
    • Richard Strauß: Salome
    • Antonin Dvorak: Rusalka
    • Alban Berg: Wozzeck

    Das ohne Wertung, und morgen bestimmt wieder anders.


    Liebe Grüße von der schon fast frühlingshaften Bergstraße, Richard

    Ich stimme Karl zu, dass es ja am Ende um Musik und deren Wirkung geht. Bei einer Arzneimittelpackung kann es ja auch interessant sein, wie die hergestellt wird, ob die Firma "ordentlich" ist, ob die Pillen in der richtigen Reihenfolge eingeschweißt sind, wir sich das Papier anfühlt, und, und ... Am Ende entscheidet jedoch die Wirkung und dann kann man die Packung getrost vergessen.


    Oder nach dem Aufwachen aus einem Traum: wie fühle ich mich dann? Das ist doch wichtiger als der Inhalt, oder? Wenn wir - was ich für mich tue - Musik als Medizin betrachten, dann kann ich bewusst ein musikalisches Mittel gegen etwas nehmen. In früher Kindheit hat so mir gegen Traurigkeit, Depression oder Unwohlsein stets die Bachkantate "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" BWV 106 geholfen, am allerbeste die Arie (Bass) "Bestelle dein Haus".


    Und gleichzeitig wissen wir, um wie viel es schwieriger ist, objektiv von den Wirkungen eine Beschreibung zu geben, statt technische Faktoren runterzuleiern.

    Lieber Orfeo,

    das ist fast lexikonreif, danke dafür. Mir ist Ernest Reyer zweimal begegnet, indem zwei Opern von ihm, "La statue" und "Erostate" von Ernst Pasqué mit einem deutschen Text versehen worden sind und dann im Deutschen Reich aufgeführt wurden. So kann man zumindest den Inhalt leicht nachvollziehen.

    Mir fallen Spezialmuseen in der Nähe ein, die mir immer wieder auch einen Einblick in nebenläufige Stränge der Musikwahrnehmung geben.

    Zum einen das Musikinstrumenten Museum Lißberg, Schlossgasse, 63683 Ortenberg-Lißberg:


    Die Entwicklung der Musikinstrumente von Michael Praetorius bis zur Gegenwart ist der thematische Schwerpunkt des Museums, das seine umfangreiche Sammlung seit 1990 im ehemaligen Lißberger Schulhaus neben der Kirche präsentiert. Das Museum wurde anlässlich des 50. Geburtstages des Frankfurter Instrumentenbauers und -sammlers Kurt Reichmann eröffnet, die meisten Instrumente stammen aus seinem Besitz. Ausgehend von Praetorius’ Werk „Syntagma Musicum“ (1619) ist die Ausstellung historischer Musikinstrumente nach Instrumentenfamilien gegliedert. Vergrößerte Kupferstiche ermöglichen historische Vergleiche und Einblicke in die Entwicklungsstadien einzelner Instrumente. Ergänzend stehen Hörbeispiele zur Verfügung, aber auch Instrumente, die an einem nachgebauten Renaissance-Musiziertisch ausprobiert werden können.

          Musikinstrumentenmuseum Lißberg


    In diesem kleinen Museum, dass leider nur selten geöffnet ist, begegnet man den Instrumenten nicht nur visuell, sondern auch auditiv und olfaktorisch.


    In ähnlicher Weise bietet das Museum für Mechanische Musikinstrumente einen Einblick in die Zeit vor Radio, Fernsehen, CD, usw., wo versucht wurde, Musik überall erklingen zu lassen. Museum Wilhelmsbau im Technik Museum Speyer, Am Technik Museum 1, 67346 Speyer:


    Das Museum Wilhelmsbau befindet sich direkt auf dem Gelände des Technik Museum Speyer, nur wenige Schritte von dessen Haupteingang entfernt und ist im Gesamteintrittspreis enthalten. Das faszinierende Raritätenkabinett mit Tausenden Exponaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert lässt den Zeitgeist längst vergangener Tage wieder lebendig werden. Eine beachtenswerte Sammlung vollautomatischer Großorchestrien sowie sehr wertvoller Flötenuhren und Spieldosen sind hier ebenfalls zu finden wie eine der größten Sammlungen historischer Waffen und Uniformen. Liebevoll dekorierte Vitrinen, mühevoll restaurierte historische Kleidungsstücke und Puppen aber auch das "Rock'n'Roll"-Zimmer machen Geschichte erlebbar.


          Museum Wilhelmsbau


    Beides ein Erlebnis wert, auch wenn die präsentierte Musik nicht jedermanns Geschmack trifft. ^^

    Manchmal gelingt mir ein Geschenk, das gar nicht beabsichtigt war. So gestern Abend im Staatstheater Mainz: normalerweise wird der "Pagliacci" von Ruggero Leoncavallo ja mit der "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni kombiniert, zwei kurzer Opern, die dann einen Abend füllen. Mainz macht Neues: als erstes wird die seltene Oper "Le Villi" von Giacomo Puccini gegeben. Dies war sein Erstlingswerk als Oper mit zarten 24 Jahren, eingereicht in einem Wettbewerb.


    Natürlich noch kein Meisterwerk, aber Puccini konnte ich deutlich raushören und im Versimo schwelgen. Mainz hat für beide Stücke die gleiche Bühnengrundausstattung mit einem offenen neuen Gebäude gewählt, die moderne Inszenierung von Verena Stoiber war schlüssig, unterhaltsam und dienlich. Bei den Gesangsleistungen gab es unterschiedliche Qualitäten.


    LE VILLI / PAGLIACCI (DER BAJAZZO) (Trailer aus dem Staatstheater Mainz)


    In dieser Kombination kommt jedoch Bekanntes und Neues gut zusammen. Gerne wieder so ein Experiment!

    Noch nicht live gesehen, aber definitiv einen weiten Weg wäre "Benvenuto Cellini" von Hector Berlioz - neben vielen Opern von Händel, die selten zu sehen sind. Darf dann auch ruhig auf der Bühne mal ein Marionettenspiel sein, wie der "Rinaldo" mit der Musikalischen Compagney Berlin in Bad Lauchstädt anno 2011.


    Korngolds "Violanta" oder Vivaldis "Orlando Furioso". Und, und, und ...

    Och, 850 Kantaten sind schon etwas mehr als "fast keine"


    https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/telemann


    Womit wir gleich beim nächsten durchaus bedeutenden Archiv wären, das neben anderem einen Teil des Nachlasses Humperdinck und des Verlagsarchivs Schott beherbergt.

    Lieber Perikles,

    es war nicht auf die Anzahl der Kantaten/Werke gemünzt, sondern auf die bis jetzt digitalisierten Autographen. Insofern zählen ja Graupners Abschriften der Telemann-Werke nicht dazu X/

    Die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB) ist die zentrale Universitätsbibliothek der TU Darmstadt und wissenschaftliche Universalbibliothek für die Bevölkerung Darmstadts und Südhessens. Im Bereich Musik basiert die Sammlung auf der ehemaligen Hofmusiksammlung der Darmstädter Landgrafen und Großherzöge. Einen Schwerpunkt bildet die Barockmusiksammlung aus dem 18. Jahrhundert mit dem Nachlass des Darmstädter Hofkapellmeisters Christoph Graupner. Die Musikhandschriften umfassen einen großen Bestand an Musikstücken von Christoph Graupner, Abschriften der Werke Georg Philipp Telemanns und Originalhandschriften, vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert.


    ULB Darmstadt 04


    Eine Besonderheit der Musiksammlung sind die Archivbestände des Musikverlages Breitkopf & Härtel. Nach dem Krieg fehlten den Verlagsverantwortlichen die Mittel für den Neuaufbau eines Verlagshauses in Wiesbaden, sodass die wertvollen Manuskripte (Auktionskatalog 1951) versteigert werden sollten. Dies wurde vom Bundespräsidenten mittels eines Kredites aus dem Marshal-Plan gegen Vorkaufsrecht der hessischen Landesregierung verhindert und die Archivschätze der Landes- und Hochschulbibliothek zugesprochen.


    Dieses Konvulut enthält autographe Werkmanuskripte und Briefe folgender Komponisten:

    • Johann Christoph Friedrich Bach
    • Johann Sebastian Bach
    • Ludwig van Beethoven
    • Hector Berlioz
    • Johannes Brahms
    • Niels Wilhelm Gade
    • Georg Friedrich Händel
    • Joseph Haydn
    • Johann Ludwig Krebs
    • Franz Liszt
    • Karl Loewe
    • Felix Mendelssohn-Bartholdy
    • Hand Pfitzner
    • Max Reger
    • Xaver Scharwenka
    • Richard Strauss
    • Richard Wagner

    Telemann und Graupner

    Die Darmstädter Telemann-Handschriften sind ausschließlich Abschriften von der Hand Graupners oder seiner Mitarbeiter. Dieses Vorgehen entsprach der damaligen Praxis sich Werke externer Musiker zu beschaffen, um die Aufführungen am Darmstädter Hof abwechslungsreich gestalten zu können. Da von Telemann fast keine autographen Originale erhalten sind, besteht auf diese Weise in der ULB Darmstadt ein eigener Überlieferungsstrang der Werke Telemanns.

    Liebe Forums-Mitglieder,


    als Neuling hier bin ich noch am Stöbern, was es alles gibt und wo ich einen Beitrag leisten kann. Alfreds Weihnachtsgrüße an die Tamino-Mitglieder hat mich gefreut und bewogen, gleich heute die Finger auf die Tastatur zu bewegen.


    @Alfred: danke, dass Du Dich so liebevoll um das Forum, seine Mitglieder und die Musik kümmerst!


    Und so fiel mein Blick auf die Threads „Die Großen Werkverzeichnisse“. Was ich hier, besonders in diesem xx23-Jahr vermisse, ist das Werkverzeichnis für Christoph Graupner (GWV). Und zwar nicht aus der Tatsache, dass von ihm wesentlich mehr als von Johann Sebastian Bach überliefert ist (und ebenso weniger als von Georg Philipp Telemann), sondern es hat dies mit einer bestimmten Qualität zu tun.


    Natürlich gibt es – wie von vielen anderen Komponisten auch – ein gedrucktes Verzeichnis. Dies ist sehr umfangreich, bisher auf die Instrumentalwerke und ca. 70% des Kantatenwerkes mit 4 dicken Büchern beschränkt. Leider sieht es so aus, dass das Abschlusswerk mit den restlichen Kantaten nicht unbedingt mehr in der Endphase steckt, da sein Hauptprotagonist, Dr. Oswald Bill (ehemaliger Leiter der Musiksammlung der ULB Darmstadt), dies aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr wird vollenden können. Hier die existierenden Bände:

    • Christoph Graupner. Thematisches Verzeichnis der musikalischen Werke.
      Graupner-Werke-Verzeichnis (GWV)
      • GWV – Instrumentalwerke.
        Oswald Bill und Christoph Großpietsch (Hrsg). Stuttgart: Carus 2005. 400 Seiten. ISBN 978-3-89948-066-5.
      • GWV – Geistliche Vokalwerke.
        Kirchenkantaten 1. Advent bis 5. Sonntag nach Epiphanias
        Oswald Bill (Hrsg). Stuttgart: Carus 2011. 788 Seiten. ISBN 978-3-89948-159-4.
      • GWV – Geistliche Vokalwerke.
        Kirchenkantaten Septuagesimä bis Ostern
        Oswald Bill (Hrsg). Stuttgart: Carus 2015. 846 Seiten. ISBN 978-3-89948-240-9.
      • GWV – Geistliche Vokalwerke.
        Quasimodogeniti bis 3. Pfingsttag
        Oswald Bill (Hrsg). Stuttgart: Carus 2018. 584 Seiten. ISBN 978-3-89948-400-7.

    Was ich heute jedoch ansprechen möchte, ist, dass neben dieser „Papierform“ mit all ihrer wissenschaftlichen Qualität, es in der heutigen Zeit immer wichtiger ist, diese Quellen zeitnah, preisgünstig und intelligent zur Verfügung zu haben. Deshalb stellt die Christoph-Graupner-Gesellschaft in enger Zusammenarbeit mit dem Dirigenten und Graupner-Kenner Florian Heyerick ein Online-GWV zur Verfügung, dass mit seinen Recherche-Möglichkeiten bisher so einmalig ist. Und dies möchte ich an dieser Stelle vorstellen.


    Das GWV ist aufgeteilt in:

    Die Opern und weltlichen Kantaten sind erst in diesem Jahr endgültig fertiggestellt worden. Und was ist jetzt daran so besonders? Beginnen wir mit dem Instrumentalwerkverzeichnis. Neben den jeweils wichtigen Details wie Entstehungszeit, Satzstruktur, Soli-Einsätze, Instrumente, Kommentaren zur Erforschungswirklichkeit, usw. sind die Originalquellen an der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB) als digitale Autographen-Scans und beim Répertoire International des Sources Musicales (RISM) als direkter Link vorhanden. Ferner spukt die Datenbank aus, ob das jeweilige Werk bereits in den letzten 40 Jahren aufgeführt wurden und ob es Einspielungen davon gibt (LP, CD, MP3, usw.). Aus den 340 Werken kann man jedoch auch nach Besetzung suchen, wenn man ein konkretes Programm mit Werken von Graupner zusammenstellen will.


    Beispiel: sie haben als Soloinstrumente ein Chalumeau und ein Fagott im Sinn. Die Suche über das Instrumentalwerk nach Besetzung ergibt dann drei Werke:

    oder Sie suchen eine Sinfonie mit Flauto traverso und Pauken und erhalten eine Auswahl von 15 Werken.


    Wesentlich interessanter sind die 1.440 Kantaten. Neben einer Auswahl nach Kirchenjahr (oder Anlass), Entstehungsjahrgang, Textdichter, usw. kann auch nach den Inhalten der Texte gesucht werden. 872 Kantaten sind bereits inhaltlich mit Texten erfasst; zu diesen Kantaten steht dann auch eine wissenschaftliche Beschreibung der jeweiligen Kantate als PDF mit mehr Informationen zur Verfügung.


    Eine Recherche eines lokalen Kantors einer kleinen Kirchengemeinde könnte sein:

    Wenn dann der Suchende die Kantate „Mein Heiland deiner Tugend Licht“ (GWV 1158/42) auswählt, wird er mit Detailinformationen nicht nur über den Abschnitt im Kirchenjahr, Entstehungszeit, Uraufführung, Dichter, Vokalstimmen, Solostimmen, Instrumente und Satzbeschreibung usw. versorgt, sondern auch mit Einzelheiten über die Choralstimmen mit teilweisen Links auf eine synthetischen Einspielungen der Choralvertonung.


    Darüber hinaus könnte er nach Kantaten im Entstehungsjahr suchen, nach Besetzungen in Stimmen und Instrumenten, nach Kantaten mit obligaten Instrumenten oder sich den von Graupner benutzten Choralmelodien vertiefen. Graupner hat beispielsweise die Choralmelodie „Ach, Herr mich armen Sünder“ 70-mal verwendet, natürlich mit jeweils anderen Texten.


    Oder Sie haben einen Oboe d´amore-Spieler gefunden und suchen sowohl eine Kantate als auch ein Instrumentalwerk dafür im Graupnerschen Schatzkästlein, damit der Solospieler auf seine Kosten kommt. Kein Problem, die Datenbank spukt dafür 23 Kantaten mit zugehörigen 9 Instrumentalwerken aus!


    Darüber hinaus stehen Arbeiten an, die Suche bis auf Satzebene auszuweiten und Vergleiche mit den Werken von Telemann (TWV) und Bach (BWV) zu ermöglichen.

    Gestern Abend gab es in Schwetzingen die Oper „Nebukadnezar” von Reinhard Keiser (1674-1739). Unter dem vollständigen Titel „Der gestürzte und wieder erhöhte Nebukadnezar, König zu Babylon” in Hamburg an der Gänsemarktoper zuerst 1704 aufgeführt. Zu jenen Zeiten, in den Georg Friedrich Händel und Christoph Graupner auch in Hamburg weilten und für die Oper schrieben:


    https://www.theaterheidelberg.…ktionen/7698-nebucadnezar


    Die Aufführung in alten Renaissance-Theater hat natürlich wegen der Bauform und dem Zustand eine besondere Atmosphäre. Unter dem Dirigat von Dorothee Oberlinger war ein gewisses Maß an barockkonformer Aufführungspraxis zu erwarten. Sie würzte auch ein Intermezzo, indem sie dirigierend Blockflöte selber spielte. Die Aufführung selber war ins Moderne gesetzt, mit den üblichen krassen Mitteln wie z.B. Waterboarding.


    Verglichen mit Händel „Almira” (HWV 1, 1704) und Graupners „Antiochus und Stratonica” (GWV 1002, 1707) hielt die Musik diesen aber nicht stand. Die Handlung auf der Bühne musste die schwache Musik wettmachen. Das übliche, für uns kaum mehr nachvollziehbare, barocke Dramaturgiekonzept mit den deutschen Texten der damaligen Zeit ließen kaum Wohlbefinden aufkommen.