Beiträge von MusicFan9976

    Zwar ist in der klassischen und romantischen Ästhetik das Menuett, beziehungsweise das Scherzo, als leichtester Satz in einem Werk vorgesehen, aber ich glaube, dass Haydn und Mozart sich Gedanken gemacht haben das Menuett aufzuwerten und mit den anderen Sätzen gleichzustellen. Natürlich nicht in jedem Werk, denn es gibt zahlreiche Beispiele von leichten Menuetten in den Spätwerken beider Komponisten, wie die Menuette von Haydns 77. und 84. Sinfonien oder Mozarts 39. Aber gerade bei Haydn werden sehr leichte Menuette bei den Londoner Sinfonien eher seltener (94 & 104?) und auch bei den Quartetten finden sich leichte Menuette oder Scherzos vielleicht gerade noch in op 71/2, op 76/1 und vielleicht op 76/5 & 6. Menuette beziehungsweise Scherzos die auf Augenhöhe mit den anderen Sätzen sind nehmen in den späteren Werken von Mozart und Haydn eher zu, wie die Beispiele der oben angeführten Beiträge zeigen.


    Seltsamerweise sind Beethovens Scherzos in seinen frühen Sinfonien eher leichte und intermezzo-artige Sätze. Die ersten wirklich gewichtigen Scherzos finden sich im ersten Rasumofsky Quartett und dann in der 7. Sinfonie.


    LG aus Wien.:hello:

    Ein sehr interessantes Menuett unter den Londonern ist das der Militär Sinfonie. In Gegensatz zu den meisten Menuetten der Londoner, die in schnelleren Tempi gehalten sind, ist das der Sinfonie 100 in einem kurios langsamen Tempo (Moderato). Ich vermute dass das dem nicht so langsamen zweiten Satz (Allegretto) geschuldet ist. Beethoven geht in seiner 8. Sinfonie ähnlich vor, indem er sein einziges wahres Menuett in einer Sinfonie einem Allegretto zweiten Satz folgen lässt.


    Ausserdem ist das Menuett sehr ein dichter und gelehrter Satz. Vielleicht wollte Haydn nach einem spektakulären und populären Satz ein Stück für die Kenner im Publikum bringen.


    LG aus Wien.:hello:

    Menuette, die in ihren Werken eine zentrale Stellung einnehmen, findet man in der Klassik meiner Meinung nach eher in der Kammermusik. In Stücken wie zum Beispiel Mozarts KV 387, KV 589 oder KV 590 sind die jeweiligen Menuette gewichtige Sätze und in KV 387 und KV 589 auch die längsten Sätze ihrer Werke. Auch bei Haydn gibt es ab op 20 eine Aufwertung des Menuetts, wie zum Beispiel in dem F-Moll Quartett, wo das Menuett nach dem Kopfsatz der gewichtigster Satz des Werks ist.


    In den Sinfonien nehmen Menuette eher selten eine zentrale Stellung ein. Eher bei Haydn, wie zum Beispiel das kanonische Menuett von Sinfonie 44 oder das lange und weitläufige Menuett der Sinfonie 101. Das dichteste Menuett einer Mozart Sinfonie ist meiner Meinung nach das der Sinfonie 40.


    LG aus Wien.:hello:

    Zuletzt hörte ich das berühmteste Quartett aus op 64, das Lerchenquartett. Der Kopfsatz mit dem glorreichen Thema das zuerst mit seiner eigen Begleitung anfängt, ist natürlich schon toll. Die Synkopen die in einem kurios langsamen Tempo vorgetragen werden und sich in allen Instrumenten finden (normalerweise bleibt zumindest ein Instrument im Grundrythmus) geben den Satz eine etwas getragene Qualität. Die plötzlich hereinbrechenden Triolenläufe tragen zu einer gewissen Dramatik in diesem Satz bei.


    Der zweite Satz ist wieder eine Arie für die erste Violine, zwar sehr schön, jedoch kommt der Satz nicht an die großen langsamen Sätze Haydns, wie zum Beispiel das Largo assai vom Reiterquartett oder die Fantasia aus op 76/6, heran.


    Das Menuett ist ein recht derber Bauerntanz, während das Trio in Moll und ein relativ dicht gearbeiteter Abschnitt ist.


    Das Finale ist ein atemberaubender Satz mit einem kontrapunktischen Mittelteil in D-Moll.


    Fazit für op 64: Das B-Dur und das Es-Dur Quartett sind wahre Meisterwerke die keinen Vergleich mit anderen Quartetten scheuen müssen. Die anderen Quartette in dieser Serie haben alle wunderschöne Passagen und tolle einzelne Sätze, kommen aber nicht ganz an die großen Haydn Quartette heran. Op 64 ist ein sehr schönes Opus, für mich jedoch nicht auf dem gleichen Niveau wie op 50, op 54/55 oder op 71/74.


    LG aus Wien.:hello:

    Heute liefen bei mir op 64/4 und op 64/6. Während ich beide Quartette nicht so sehr am Radar hatte, muss ich sagen, dass mich das Es-Dur Quartett sehr positiv überrascht hat. Die Exposition im Kopfsatz ist vielleicht eher unauffällig, aber die Durchführung mit der kontrapunktischen Verarbeitung des Hauptthemas ist toll. Auch der langsame Satz, mit einem dramatischen Mittelteil, ist einer der besten des Opus. Das Menuett und das Finale sind beide sehr dichte Sätze, die dem Quartett ein Gewicht geben, dass einigen der anderen Quartette in diesem Opus fehlt. Definitiv einer der Höhepunkte in Haydns Quartette.


    Das G-Dur Werk ist hingegen ein eher unauffälliges Werk, schön aber nicht herausragend. Es hat eine wunderschöne Arie für die erste Geige als langsamen Satz.


    LG aus Wien.:hello:

    Fast jedes Opus (ich zähle op 54/55 und op 71/74 als jeweils ein Opus) hat ein C-Dur Werk und oft nehmen sie in ihren Serien eine besondere Stellung ein. Meistens sind sie kraftvolle und extrovertierte Quartette (heroisch?) wie zum Beispiel das stahlende C-Dur Quartett aus op 20 oder das Vogel Quartett aus op 33. Aber auch das experimentelle C-Dur Quartett aus op 54 oder das Kaiserquartett aus op 76 sind ausdrucksstarke Werke die aus ihren Serien herausstechen.


    Das C-Dur Quartett von op 64 würde ich nicht so beschreiben. Es ist ein sehr entspanntes Werk, bei dem die ersten drei Sätze in einem gemächlichen Tempo sind, das weder schnell noch langsam ist. Das Hauptthema im ersten Satz wird in der Exposition mehrfach wiederholt, aber nicht wirklich variiert. Ein richtiges Profil bekommt der Satz erst in der Durchführung wo das Abschlussmotiv der Exposition sehr dicht argumentiert wird. Die Reprise ist nur leicht variiert, jedoch die außergewöhnlich lange Coda (fast so lange wie die Durchführung) präsentiert das Hauptthema in einem dichten Fugato und verleiht dem Satz zusätzliches Gewicht.


    Das (ebenfalls entspannte) Menuett wird vom Cello angeführt und hat eine „luftige“ Qualität. Das Trio in Moll hat einen Volkstümlichen Abschluss, zuerst in Dur, beim zweiten mal in Moll.


    Der dritte nicht wirklich langsame Satz (Allegretto) ist ein Variationssatz über ein volkstümliches Thema, wie wir es von einigen der zeitnahen Sinfonien die Haydn für Paris komponierte kennen. Die Variationen lassen jedes Instrument zu Wort kommen, jedoch gibt es keine Moll-Variation und auch kein Drama in diesem Satz.


    Das Finale ist der einzig schnelle Satz in dem Quartett. Es ist ein Presto in 6/8 Takt das auf einem rhythmisch geprägten Thema basiert. Die Musik wird im Laufe des Satzes immer komplexer, besonders in der Durchführung, dennoch bekommt das Finale nicht das Gewicht und den Schwung wie beispielsweise das von op 50/2.


    Fazit: Op 64/1 ist ein gutes, aber nicht herausragendes Quartett. Es hat viele sehr schöne Stellen (z.B. Durchführung und Coda vom ersten Satz), kann aber meiner Meinung nach nicht mit den C-Dur Werken aus den anderen Serien oder mit dem B-Dur Quartett aus diesem Opus mithalten. Vielleicht ist der faszinierendste Aspekt dieses Werks die Tatsache, dass Haydn das Quartett mit drei Sätzen in mehr oder weniger selben Tempo bestreitet. Das hat er vor kurzem in den Sieben letzten Worten gemacht, obwohl da der Kontext ein ganz anderer war.


    LG aus Wien.:hello:

    Ich habe mir das H-Moll Quartett noch einmal angehört und ich muss sagen, dass es ein sehr schönes Werk ist. Es ist jedoch für mich nicht ganz auf dem selben Level als das Fis-Moll Quartett aus op 50, das F-Moll aus op 55 oder das Reiter Quartett. Der erste Satz hat etwas melancholisches an sich und ist eher verhalten. Das Menuett ist ein irgendwie "kratziger" Satz, während das geschmeidige Trio in H-Dur eher liedhaft ist. Das Finale beginnt in H-Moll und hat eine ungarische Note. Es wendet sich zum Schluss nach H-Dur.


    Der beste Satz des Quartetts ist wahrscheinlich das Adagio, ein fließender Variationssatz in H-Dur. Das Thema und die Variationen schließen nie ab, sondern leiten zur nächsten Variation über. Dadurch bekommt der Satz eine Kontinuität die man in Variationssätzen eher selten findet.


    Fazit: Ein gutes Quartett, aber nicht in der Spitzenliga.


    Morgen nehme ich mir vielleicht das C-Dur Quartett vor.


    LG aus Wien.:hello:

    Letztes Wochenende hörte ich mir einige Quartette aus op 64 an. Dieses Opus steht bei mir nicht so hoch im Kurs. Ich finde die Quartette zwar schön, aber in Vergleich zu op 54/55 oder op 71/74 etwas blass. Mein absoluter Favorit aus der Serie ist nicht die Lerche, sondern das B-Dur Quartett. Der Kopfsatz mit den unwiderstehlichen Auftakt-Motiv ist meiner Meinung nach einer der besten des Opus. Das Seitenthema, das in der Durchführung zu Wort kommt, aber dann in der Reprise fehlt, gibt den Satz eine lyrische Note. Der langsame Satz ist ein wunderschönes Duett der zwei Geigen, mit dezenten Einwürfen von Viola und Cello gegen Schluss. Das Menuett ist ein humorvoller Satz in den Haydn immer wieder mit rhythmischen Verschiebungen spielt während das Finale wieder ein auftaktartiges Thema verwendet und das Quartett humorvoll abschließt.


    Ich werde mir die restlichen Quartett von op 64 noch einmal anhören. Vielleicht habe ich da etwas versäumt.


    lG aus Wien.:hello:

    Nur noch als Anhang: Das London Haydn Quartet ist schon zu op 77 angekommen:



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    Ich habe die Aufnahme noch nicht gehört, aber wenn man von ihren op 76 ausgehen kann, dann dürfte die Aufnahme ganz gut sein. Damit müsste auch ihr Zyklus von allen Haydn Quartetten ab op 9 abgeschlossen sein.



    LG aus Wien.:hello:

    Das lag zum einen in der (für viele heute schwer vorstellbaren) Dominanz von Karl Böhm, der als Mozartpapst bezeichnet wurde und somit als Vertreter Mozarts auf Erden gesehen werden konnte.

    Böhm legte damals (1967, wenn ich mich recht erinnere) aber auch die - für mich - beste Aufnahme der Jahreszeiten hin. :jubel:Zugegeben, bei den Haydn Sinfonien tat er jedoch wenig, nur 88 - 92 und die Sinfonia Conzertante.


    LG aus Wien.:hello:

    Kurz etwas zu den Aufnahmen der op 77 Quartette. Meine bevorzugte ist die vom Quartuor Mosaiques. Eine wunderschöne Aufnahme, aber nicht mit übertriebenen HIP Mannerismen. Das Andante im zweiten Quartett ist vielleicht etwas langsam gespielt, es funktioniert jedoch ganz gut.


    Das Buchberger Quartett (in der Box und auch einzeln erhältlich) ist hier mit viel Energie und Feuer unterwegs. manchmal aber etwas rau.


    Das Angeles Quartett (nur in der Box) führt die Quartette gut aber nicht herausragend auf. Dasselbe kann man auch vom Aeolian Quartett sagen, so weit ich mich an die Aufnahme erinnere (ich hatte sie damals auf Schallplatte).


    Das Festetics Quartett spielt die Werke ebenfalls gut, spielt aber das erste Thema des Kopfsatzes des zweiten Quartetts ohne den Auftakt was ich persönlich eher irritierend finde.


    Das sind die mir bekannten Aufnahmen, jedoch gibt es von op 77 viele mehr, fast so viele wie von op 76.


    LG aus Wien.:hello:

    Ich glaube dass Mozart das selber ganz gut zusammengefasst hat. Es gibt eine Anekdote über eine Konversation zwischen Mozart und Kozeluch bei der Aufführung eines Haydn Quartetts. Wenn ich mich recht erinnere soll Kozeluch zu Mozart eher abwertend gesagt haben: „Das hätte ich nicht so gemacht.“ Worauf Mozart ihm geantwortet hat: „Ich auch nicht. Und wissen Sie warum? Weil weder Sie noch ich auf diesen Einfall gekommen wären.“


    Das belegt zum Einen Mozarts Bewunderung von Haydn (und, von was ich weiß, war Mozart gegenüber anderen Komponisten eher kritisch eingestellt), aber zeigt auch gleichzeitig auf wie verschieden beide Komponisten sind. Die Anekdote würde natürlich auch umgekehrt funktionieren. Was dem einen eingefallen ist, wäre dem anderen nicht in den Sinn gekommen.


    Daher brauchen wir beide!


    LG aus Wien.:hello:

    Das F-Dur Quartett ist ein dichteres Werk als das G-Dur und meiner Meinung nach auch das bessere.

    Der Kopfsatz beginnt mit einem Cantabile Thema, das leicht an Mozart erinnert. Nachdem das Thema wiederholt wurde, folgt eine Übergangspassage angeführt von virtuosen Sechzehntelläufen in Viola, erster Geige und Cello. Das zweite Thema ist ein Kontrapunkt in der ersten Violine, während die zweite Geige die erste Hälfte des Hauptthemas intoniert. Die Exposition wird von einem Unisono Lauf in Sechzehntel Noten abgeschlossen. Die lange Durchführung beginnt mit einem kurzen Statement des Anfangs des Hauptthemas gefolgt von einer Verarbeitung der virtuosen Übergangspassage. Die Musik beruhigt sich etwas und ein kleines klopfendes Motiv, ebenfalls aus der Übergangspassage, übernimmt das Geschehen und dominiert den Rest der Durchführung. Die Reprise ist stark verändert und seltsamerweise spielt das klopfende Motiv, das so wichtig in der Durchführung war, hier keine Rolle mehr.


    Das Scherzo (Menuett) steht in diesem Quartett an zweiter Stelle, etwas was Haydn das letzte Mal in zwei Quartetten in op 64 gemacht hat. Normalerweise wird das Menuett als zweiter Satz geführt wenn es darum geht einen gewichtigen langsamen Satz von einem ebenso gewichtigen Kopfsatz zu trennen. Hier dürfte aber die Dichte des Scherzos ausschlaggebend gewesen sein. Das Quartett weist auch ein sehr dichtes Finale auf und Haydn wollte wahrscheinlich die zwei gewichtigen und energiegeladenen Sätze durch ein ruhiges Andante trennen. Das Scherzo bewegt sich konstant zwischen 3/4 und 2/4 Takt und ist rhythmisch zu komplex, um als ein Tanzsatz zu gelten. Das Trio in Des-Dur bietet einen Ruhepol zu diesem turbulenten Satz.


    Das Andante ist ein Variationssatz in D-Dur. Das Thema wird jedoch jedesmal von Episoden gefolgt, die als eine Art Minidurchführung fungieren. Die erste Variation wird von der zweiten Geige geführt, mit Kontrapunkt von der ersten. Eine Passage die in Moll eingetrübt wird führt zur zweiten Variation. Hier darf das Cello das Thema in seiner strahlenden Tenorlage spielen, während es von virtuosen Läufen in der ersten Violine begleitet wird. Die Läufe übernehmen immer mehr das Geschehen, bis sie das Thema ganz verdrängen. Die letzte Variation ist eine Art Reprise. Das Thema selber wird (wie auch in den anderen Variationen) nicht variiert und findet sich wieder in der ersten Geige. Die Begleitung ist etwas abgeändert und der Satz endet ruhig.


    Das Finale beginnt mit einem F-Dur Akkord um den Hörer so zu sagen wieder vom D-Dur des Andantes zurückzubringen. Es ist ein virtuoser und dichter Satz, bei dem alle Instrumente zu Wort kommen. Das kreiselnde Hauptthema hat eine leicht ungarische Note und Haydn schreibt hier ein ausserordentlich themenreiches Finale. Auch hier wechselt Haydn zwischen 3er und 2er Rhythmus, obwohl nicht so abrupt wie im Scherzo. Es ist ein passender Abschluss zu Haydns letzten vollendeten Quartett.


    Es war natürlich nicht Haydns Absicht, dass das sein letztes Quartett sein sollte, aber dieses Werk bildet dennoch einen würdigen Abschluss zu seiner langen und faszinierenden Reihe von Quartetten.


    Ich werde demnächst einen Beitrag zu einigen Aufnahmen der op 77 Quartette schreiben.


    LG aus Wien.:hello:

    Das finde ich auch untragbar. Werner macht das leider oft so...


    Ich persönlich hänge die Prager übrigens ebenfalls zumindest ins gleiche Regal wie KV 551. Und auch die 39. Sinfonie steht bei mir ganz oben. Alle drei sind meine Spitze in der Mozart-Rangliste und genau diese meine ich mit den Spitzenwerken, die ich lieber als Haydn höre. Dazu - ein persönlicher Favorit - noch die A-Dur-Sinfonie KV 201 zur der ich eine ganz besondere Liebe habe.

    Danke Tristan,


    Die A-Dur Sinfonie war auch schon immer ein großer Favorit, meiner Meinung nach die beste der Salzburger Sinfonien (ungeachtet der kleinen G-Moll).


    Ich wollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich die Jupiter Sinfonie nicht mag, sie ist natürlich ein überragendes Meisterwerk.



    Prinzipiell denke und höre ich genauso, wobei doch die beiden nicht miteinander vergleichbar sind. Der Jupiter hängt m. E. etwas Hineininterpretiertes an, das viele Interpretationen ausmacht und sie zu etwas Über-überragendendem zu machen versucht (unbewusst); das halte ich für zu viel des Gutgemeinten. Gleichwohl ist sie ein Werk, das so oder so mit keiner Haydnsinfonie konkurrieren kann; so wie umgekehrt keine Haydn-Sinfonie je mit einer Mozartschen: beide komponieren auf allerhöchstem Niveau, jedoch grundverschieden. Ich finde die Sinfonien kaum vergleichbar, die Claviersonaten auch nicht; am ehesten noch die Quartette (wenn überhaupt; hier scheint man etwas in wohlwollende Konkurrenz getreten zu sein). Die Jupiter ist vielleicht besser als Haydns 25te, dafür ist (mindestens) jede +50er von Haydn besser als Mozarts <29 ( :pfeif: ) - aber das dürfte kaum ein Wunder sein. Was Hinz und Kunz meinen, ist mir da egal.

    Ich stimme Ulli voll bei, dass ein Vergleich zwischen Haydn und Mozart Sinfonien schwer möglich ist. Daher kann man wirklich nicht sagen welche Sinfonie "besser" ist, sondern nur welche einem mehr zusagt. Ich liebe beispielsweise Haydns 88. und Mozarts Prager, jedoch sind die beiden kaum mit einander vergleichbar. Sind wir doch einfach froh, dass wir beide haben!


    LG aus Wien.:hello:

    Ich finde, die Jupiter-Sinfonie übergipfelt alle Sinfonien von Haydn, so schön deren Kosmos auch ist. Solche Fenster ins Transzendente wie im zweiten Satz findet man in Haydns Sinfonik nicht.


    Gutes Hören

    Christian Hasiewicz

    Ich wunder mich manchmal, warum die Jupiter-Sinfonie als das non plus Ultra der Sinfonik des 18. Jahrhunderts gilt. Ich persönlich finde sie nicht einmal die beste Sinfonie Mozarts, da sind für mich die Prager und die 39 die besseren Werke. Und es gibt mindestens ein halbes Duzend Haydn Sinfonien die ich der Jupiter vorziehe.


    LG aus Wien.:hello:

    Das G-Dur Quartett op 77/1 eröffnet mit einem marschartigen Thema in der ersten Violine über wiederholten Vierteln. Dieser Viertelnoten Puls zieht sich fast durch den gesamten Kopfsatz, ähnlich wie beim B-Dur Quartett aus op 50. Nach einer Wiederholung des Themas, führt eine Übergangspassage gekennzeichnet von Triolen zum "zweiten" Thema. Das ist aber nichts anderes als das Hauptthema, nur diesmal im Cello. Das führt zu einem Legato Motiv, das von der ersten Geige und dem Cello in Umkehr gegen Triolen Läufe in der zweiten Geige und Bratsche ertönt. Eine virtuose Passage in Triolen in der ersten Violine und dem Cello beenden die Exposition. In der relativ langen Durchführung kommt natürlich das Marschthema zu Wort, sogar auch in der Cello Version, aber es ist das Legato Motiv das immer mehr das Geschehen übernimmt und zur Reprise führt. Um so auffälliger ist es das es gänzlich in der Reprise fehlt, wie auch die Cello Version des Hauptthemas. Anzumerken ist noch dass die Triolen in diesem Satz omnipräsent sind, wie auch in den Kopfsätzen von op 50/1 und dem Reiterquartett.


    Der langsame Satz in Es-Dur beginnt mit dem Thema in Unisono und entwickelt sich zu einer Arie für die erste Violine mit Einwürfen vom Cello. Der Satz ist (so weit ich das erkennen kann) ein Sonatensatz mit einer kurzen Durchführung. Die steigert die Leidenschaft noch weiter, bis eine mysteriöse Passage mit dem Hauptthema gegen Kontrapunkt im Cello zur Reprise führt. Hier wird das Thema weiter variiert und ertönt in einer wunderschönen Passage in der Tenorlage des Cellos. Der Satz endet mit dem Hauptthema über einen Orgelpunkt in Achteln im Cello.


    Das Scherzo (Menuett) ist ein relativ gewichtiger Satz, das einem Beethoven Scherzo schon sehr nahe kommt. Es beginnt wieder in Unisono, mit einem kreisenden Motiv nach dem die erste Geige mit großen Intervallsprüngen in die Höhe klettert. Das Ganze entwickelt sich zu einem rasanten Dialog für alle Instrumente. Das Trio ist wieder in Es-Dur und hat eine leicht ungarische Note. Hier schreibt Haydn die Wiederholungen aus (wie schon in der ersten Hälfte des Menuetts), so dass er beim zweiten mal leicht variieren kann.


    Das Finale hat ein tänzerisches Thema das auch hier am Anfang im Unisono erklingt. Es wird im Laufe des Satzes immer wieder neu verarbeitet und zeigt Haydns Kunst aus einem relativ schlichten Thema einen komplexen Satz zu konstruieren . Das Finale ist vielleicht ein dichterer Satz als der Kopfsatz, der mit seinem marschierenden Thema eher entspannt daher kommt.


    Ich werde, sobald es mir die Zeit erlaubt, das zweite Quartett aus op 77 vorstellen.


    LG aus Wien.:hello:

    Soweit ich das sehen kann, gibt es hier noch keinen Thread zu Haydns op 77 Quartetten. Da beide Meisterwerke von Haydns später Schaffensperiode sind, möchte ich gerne dazu einen Thread starten.


    Haydn komponierte die beiden Quartette 1799 für Prinz Lobkowitz, der gerade zuvor Beethovens op 18 Quartette bestellt hatte. Ursprünglich sollte op 77 auch eine Serie von 6 Quartetten werden, jedoch vervollständigte Haydn nur zwei. Es wurde viel darüber spekuliert warum Haydn das Opus nicht vollendete. Einige Kommentatoren meinten, dass Haydn den Vergleich mit Beethoven und seinen op 18 Quartetten scheute. Das ist für mich jedoch nicht ganz plausible, denn wenn dem so wäre, hätte Haydn die Kommission von Lobkowitz erst gar nicht angenommen. Ausserdem können Haydns späte Quartette durchaus mit Beethovens op 18 mithalten und Haydn versuchte noch in 1803 ein Quartett zu komponieren. Meiner Meinung nach liegt der Grund eher in der Tatsache, dass Haydn in 1799 auch mit der Arbeit an den Jahreszeiten begann. Das große Oratorium kostete ihm viel Kraft und Aufwand, so dass andere Projekte nicht mehr zum Zug kamen. Auch die jährliche Messe fiel in 1800 (während der Komposition der Jahreszeiten) aus.


    Op 77 folgt natürlich einem übermächtigen Opus und die beiden Quartette sind nicht ganz so berühmt geworden wie die Schwesternwerke aus op 76. Ein Vergleich liegt trotzdem nahe. Die Kopfsätze der beiden Quartette sind wieder die gewohnten Sonatenform-Sätze, die experimentellen Anfänge von op 76/5 und op 76/6 finden hier keine Fortsetzung. Auch sind die Kopfsätze hier nicht so thematisch dicht wie die vom Quinten oder Kaiserquartett. Die ersten Sätze von den op 77 Quartetten sind eher locker strukturiert und weitläufig, mit langen Durchführungen und stark veränderten Reprisen.


    Die langsamen Sätze der op 77 Quartette sind nicht die tiefen, geistreichen und hymnenartigen Adagios oder Largos von op 76, sondern eher kantable Sätze. Op 77/1 hat eine Art von Arie als langsamen Satz, während op 77/2 einen Variationssatz im Andante Tempo aufweist.


    Der große Fortschritt in op 77 kommt wahrscheinlich in den Scherzos. Beide sind weit dichter und gewichtiger als die Scherzos und Menuette von op 76. Das von op 77/1 erinnert sehr an Beethoven (die weiten Sprünge der ersten Geige an op 135) und das von op 77/2 ist einer der rhythmisch komplexesten Sätze des 18. Jahrhunderts.


    Auch die Finali der beiden op 77 Quartette sind gewichtige Sätze. Nur die Finali von op 76/1, op 76/3 und vielleicht op 76/6 weisen eine ähnliche Dichte auf. Beide haben eine leicht ungarische Note und schließen ihre jeweiligen Quartette überzeugend ab.


    Ich werde später die beiden op 77 Quartette individuell vorstellen (ausser jemand möchte eines übernehmen).


    LG aus Wien.:hello:

    Ein anderer Komponist mit dem ich nie viel anfangen konnte ist Anton Bruckner (und das schreibe ich gerade nach seinem 200. Geburtstag:untertauch:), wobei ich zugeben muss, dass ich nicht viele seiner Werke kenne. Ich habe einige Sinfonien von ihn gehört, seine Messen und das Te Deum. Die E-Moll Messe gefällt mir ganz gut (Bläser ohne Streicher ist eine geniale Besetzung) und dem Te Deum kann ich auch einiges abgewinnen. Vielleicht müsste ich von Bruckner einfach mehr hören. Ich werde mir demnächst sein Streichquintett vornehmen. Vielleicht sagt das mir mehr zu als seine Sinfonien.


    LG aus Wien,:hello:

    Die Rokokovariationen sind das erste Stück, was mir für den umgekehrten Fall einfällt. Zwar mag ich auch einiges andere von Tschaikovsky nicht besonders, aber die Rokokovariationen sind ein Horror, den ich mir nicht freiwillig anhöre. Die Mozartiana-Suite fand ich mal charmant, aber inzwischen auch unerträglich.

    Mir fallen tatsächlich fast nur umgekehrte Fälle ein ;)


    Aber viellecht: Rachmaninoff: Paganini-Rhapsodie & Sinfonische Tänze.

    So unterschiedlich können Geschmäcker sein…

    Wenigstens mögen wir beide Haydn.


    LG aus Wien.:hello:

    Lieber MusicFan9976, ja...... gesanglich ist das zum größten Teil in Ordnung, aber Orchester mäßig ist die nachfolgende Aufnahme wesentlich besser, meiner Meinung nach!



    LG Fiesco

    Lieber Fiesco,


    ich habe mir die Aufnahme inzwischen angehört und sie ist eine sehr gute:jubel:. Ich glaube ich werde mir da eine CD gönnen müssen:evil:. Obwohl, ich mag meine ursprüngliche Aufnahme aus der Sammelbox auch noch ganz gerne. Von so einem tollen Werk braucht man mindestens zwei Aufnahmen:hail:


    LG aus Wien.:hello:

    Ein anderes tolles Stück von einen Komponisten den ich sonst nicht so mag ist das Weihnachtskonzert von Corelli. Ich lernte das Werk in meiner Schulzeit kennen, als wir es im Schulorchester spielten. Es hat mir damals sofort gefallen und tut das jetzt auch noch. Vor einiger Zeit kaufte ich mir eine Doppel CD mit Corellis op 6 Konzerten, jedoch ausser dem Weihnachtskonzert, gefiel mir nichts davon. Auch andere Stücke von ihm ließen mich eher kalt.


    LG aus Wien.:hello:

    Es ist mal wieder Zeit für ein Ranking! Diesmal sind die Brandenburger Konzerte von Bach dran. Welche gefallen Euch am besten? Welche weniger? Wie immer, mache ich einmal den Anfang:


    Mein Favorit: Konzert Nr. 1. Tolle Besetzung, prachtvoller erster und dritter Satz und ein sehr emotionaler langsamer Satz, dieses Konzert hat einfach alles und ist auch das, dass am besten mit modernen Instrumenten funktioniert. Ausserdem ist das zweite Trio im letzten Satz ein regelrechter Ohrwurm.


    Knappes zweites: Konzert Nr. 4. Hier mag ich die Blockflöten sehr gerne (man hört sie nicht so oft) und auch das Finale ist ein wirklich toller Satz


    Höre ich besonders gerne: Konzert Nr. 6. Alleine schon wegen der dunklen Klangfarbe


    Gutes Konzert: Konzert Nr. 2. Ein schönes Konzert, für mich aber ein bisschen schrill.


    Toll, aber...: Konzert Nr. 5. Finde ich ein tolles Konzert, bis zur Monsterkadenz für das Cembalo. Ist nicht so mein Ding. Der zweite Satz ist ein schönes Kammermusikwerk und der dritte Satz ist ein gutes Finale.


    Schön: Konzert Nr. 3. Ein schönes Werk, ist mir aber im Vergleich zu den anderen etwas zu schlicht und einfach.


    Natürlich sind alle Brandenburger Konzerte Meisterwerke und sind wahrscheinlich auch unter Bachs besten Konzerten. Die Reihenfolge hier reflektiert nur meinen persönlichen Geschmack.


    LG aus Wien.:hello: