Beiträge von MusicFan9976

    Obwohl ich kein Fan von Griegs Musik bin, gibt es ein Stück von ihn das ich sehr mag und immer wieder gerne höre. Es ist nicht das berühmete Klavierkonzert (das lässt mich eher kalt), sondern die Suite aus Holbergs Zeit für Streichorchester. Grieg komponierte die Suite in 1884, anlääslich des 200. Geburtstag vom dänisch-norwegeischen Dichter Ludvig Holberg. Grieg schrieb seine Suite im neo-klassischen Stil als Referenz zu Holberg und seiner Zeit. Ursprünglich war die Suite für Klavier, aber Grieg selber fertigte die Version für Streichorchester ein Jahr später. Sie ist in fünf Sätzen unterteilt:

    • Präludium - Allegro vivace
    • Sarabande - Andante
    • Gavotte - Allegretto
    • Air - Andante religioso
    • Rigaudon - Allegro con brio

    Wie die barocken Suiten, ist auch Griegs Suite monotonal. Alle Sätze sind entweder in G-Dur (1-3 & 5) oder G-Moll (4)


    Das Präludium ist von einem durchgehenden Rythmus geprägt: eine Achtel und zwei Sechzehntel. Dieser Rythmus beginnt den Satz und wird von einer lansam absteigenden Thema in den ersten Violinen geantwortet. Die Stimmung des Satzes ist festlich, letztlich auch deswegen weil der Rythmus vom Anfang sich durch den ganzen Satz zieht.


    Die Sarabande ist um vieles intimer. Ein sanftes Thema wird zunächst von einer Solo Geige angekündigt und dann von den restlichen Streichern übernommen. Im Mittelteil wendet sich die Musik zu Moll und wird etwas melancholisch. Das erste Thema kehrt wieder, jedoch diesmal mit vollem Orchester und etwas lauter. Am Schluss beruhigt sich die Musik wieder und die Sarabande endet so sanft wie sie angefangen hat.


    Die Gavotte beginnt mit einem aufsteigenden Motiv das von einem absteigenden geantwortet wird. Der längere Mittelteil ist ist ein Dialog mit tonleiterbasierten Motiven. Der Anfang kehrt wieder und bringt den Satz zu Ende. Das konstante leise Statement mit Forte Antwort gibt den Satz einen tänzerischen Charakter.


    Die Air in G-Moll ist das emotionale Zentrum des Werks und ist auch gleichzeitig der "romantischster" Satz der Suite. Das melancholische Thema wird von pulsierenden Achteln begleitet und geht durch alle Instrumente durch bis es in den Cellos und Bässen landet und die Intensität der Musik zu einem emotionalen Höhepunkt gesteigert wird.


    Das Rigaudon beginnt mit einer Solo Violine die virtuose Achteln (Sechzehntel?) spielen darf, bis das volle Orchester sie abschneidet.

    Der Mittelteil beginnt in Moll und erinnert etwas an die Air. Solo Violine und Orchester kehren wieder und bringen die Suite zu Ende.


    Für die die das werk kennenlernen möchten:


    Grieg Holberg Suite


    LG aus Wien.:hello:

    Ja die CD mit der 87 mit Goodman ist einer meiner Favoriten. Auch die anderen beiden Sinfonien (85 & 86) auf der Scheibe sind sehr gut gespielt. Die einzigen anderen Aufnahmen die ich von Goodman habe sind 82-84 (82 sehr gut 83 & 84 eher mäßig) und 90-92 (90 ohne Trompeten und Pauken:cursing:, 91 und 92 aber sehr gut). Das Cembalo brauche ich persönlich nicht, ist aber bei diesen CD‘s sehr dezent eingesetzt und kaum hörbar.:)


    LG aus Wien.:hello:

    Der Kopfsatz des Te Deums eröffnet erwartungsgemäß mit kriegerischen Fanfaren und feierlichen Oboen plus Streichern, bevor der Chor mit „we praise thee oh God“ einsetzt. Es folgt ein Dialog zwischen dem Chor und dem Orchester, der aber wieder von den Fanfaren unterbrochen wird. Die Musik beruhigt sich etwas im Laufe des Satzes, aber die allgemeine Stimmung bleibt festlich bis zum Schluss, wo die Fanfaren wieder einsetzen.


    Der zweiter Satz ist (anfänglich) etwas subtiler und fängt mit einem Alt Solo zu „all the earth“ an. Der Chor und das volle Orchester mit Trompeten und Pauken setzen in Laufe des Satzes ein, aber auch die anderen Solisten kommen zu Wort.


    Der dritte Satz beginnt in Moll mit einem Sopran Solo zu „to thee all angels cry aloud“. Der ganze Chor antwortet, aber ohne Trompeten und Pauken. Ein wunderschöner Satz der etwas von der anfänglichen Feierstimmung wegkommt.


    LG aus Wien.:hello:

    Der Text der Mendelssohn Version war nicht neu, sondern aus dem Englischen übersetzt. Z.B. aus „all the Earth“ wurde „Alle Welt“. Wie gesagt, ich habe damals nicht das ganze Werk gehört, aber so weit ich das beurteilen kann, ist es relativ ident zum Original.


    LG aus Wien.:hello:

    Lieber Kalli,


    Das kommt darauf an wie zufrieden Du mit der Aufnahme von Kuijken bist (ich kenne sie nicht). Weil (ich habe die Aufnahme) ist in dem Adagio sehr flott unterwegs, während Goodman dem Adagio genug Zeit lässt sich zu entfalten. Gerade bei Haydn finde ich das richtige Tempo in seinen langsamen Sätzen immens wichtig, wichtiger sogar als bei Mozart der meist ein Andante vorschreibt. Bei Haydn hat man in den langsamen Sätzen alles von Largo assai bis hin zu Allegretto.


    LG aus Wien.:hello:

    Eine Sinfonie die ich immer mochte, bei der ich aber nie verstanden habe warum sie so unpopulär ist.

    Was diese Sinfonie ausmacht ist das fast romantische Adagio, wenn es als solches gespielt wird, was aber leider selten der Fall ist. Zwei Dirigenten die das hinkriegen sind Leonard Bernstein und Roy Goodmann. Bei beiden dauert das Adagio mehr als acht Minuten. Sie geben der Musik genug Raum sich zu entfalten und die zahlreichen Soli der Bläser kommen damit voll zur Geltung.


    Der erste Satz erzeugt mit seinem energetischen Hauptthema eine gewisse Aufbruchsstimmung. Da diese Sinfonie wahrscheinlich die erste der Pariser war, ist das passend.


    LG aus Wien.:hello:

    Da es anscheinend noch keinen Thread zum Dettingen Te Deum von Händel gibt, möchte ich gerne hier einen starten. In meiner Meinung ist Händels Dettingen Te Deum einer seiner besten Werke.


    Händel schrieb sein Te Deum in 1743 um den Sieg der Britischen Armee und ihren Alliierten über die Franzosen bei der Schlacht von Dettingen zu feiern. Es ist seine letzte Vertonung des Te Deums. Es ist in D-Dur und ist für einen gemischten Chor mit Solisten und einem Orchester mit 2 Oboen, einem Fagott, 3 Trompeten, Pauken, Streicher und Basso continuo geschrieben. Das Te Deum ist in 16 Nummern gegliedert:


    1. We praise Thee, O God (Allegro, alto and SSATB)
    2. All the earth doth worship Thee (Allegro, alto, tenor and SSATB)
    3. To Thee all angels cry aloud (Larghetto e piano, STB)
    4. To Thee Cherubin and Seraphim (Andante, SSATB)
    5. The glorious company of the apostles (Andante non presto – grave, SATB)
    6. Thine honourable, true and only Son (A tempo, SSATB)
    7. Thou art the King of glory (Moderato, bass and SSATB)
    8. When Thou tookest upon Thee to deliver man (Larghetto e piano, bass)
    9. When Thou hadst overcome the sharpness of death (Grave – allegro, SSATB)
    10. Thou sittest at the right hand of God (Andante – adagio, alto, tenor and bass)
    11. We therefore pray Thee (Largo, SSATB)
    12. Make them to be number'd with Thy Saints (Largo, SSATB)
    13. Day by day we magnify Thee (Allegro non presto, SSATB)
    14. And we worship Thy name (Allegro non presto, SSATB)
    15. Vouchsafe, O Lord (Largo e piano, bass)
    16. O Lord, in Thee have I trusted (Andante – grave, alto and SSATB)


    Ein Großteil der Musik hat dem Anlass nach einen militärisch triumphierenden Charakter. Es gibt jedoch intimere Passagen, die dazu beitragen dass das Werk einer von Händels besten ist. Ich möchte gerne später zu einigen Sätzen des Te Deums in diesem Thread näher eingehen.


    Kennengelernt habe ich das Te Deum durch eine Aufnahme aus folgender Sammelbox:



    Händel,G.F.: Sacred Works



    Eine gute Aufnahme, wobei ich zugeben muss noch keine andere zu kennen.


    Interessant ist auch die Tatsache, dass es eine deutsche Bearbeitung dieses Werks von Mendelssohn gibt. Von was ich daraus gehört habe, scheint Mendelssohn die Musik nicht wesentlich geändert zu haben. Der Text wurde ins Deutsche übersetzt und das Orchester um Flöten, Klarinetten und Hörner erweitert.


    LG aus Wien.:hello:

    Letzten Abend hörte ich die beiden restlichen Quartette des op 50, Nr. 1 und Nr. 5.


    Das B-Dur Quartett hat diesen tollen Kopfsatz der Monothematik auf die Spitze treibt. Der ganze Satz wird von dem Anfangsmotiv, das über pulsierende Viertel im Cello ertönt, abgeleitet. Das Motiv ertönt in allen Lagen, wird auf verschiedenste Arten harmonisiert und bildet einen ungeheuer vielfältigen Satz, Musik aus dem Nichts, so zu sagen. Der folgender Satz ist ein etwas schlichter stophischer Variationssatz, der aber gut in das Gesamtkonzept des Quartetts passt, indem ein einfacherer Satz drei relativ dichten Sätzen gegenübergestellt wird. Das Menuett ist vor allem kontrapunktisch dicht gearbeitet. Das Finale ist wie der Kopfsatz monothematisch und bildet einen zweiten Höhepunkt zu diesem Quartett. Vor allem die Durchführung sticht in diesem Satz hervor, eine Tour de Force an kontrapunktische und intellektuelle Dichte.


    Das F-Dur Quartett hingegen kommt meiner Meinung nach nicht ganz an die anderen Quartette der Serie heran. Es ist das leichteste aus dem Opus und bietet vielleicht einen Ruhepunkt in einer sonst sehr dichten und intellektuellen Serie. Der zweite Satz ist natürlich ein Traum (tut leid, ich konnte nicht widerstehen:)). Im Ernst, er ist einer von Haydns speziellen langsamen Sätzen, mit einer ganz eigenartigen Stimmung, die man bei anderen Komponisten kaum findet. Die anderen drei Sätze sind hingegen eher leicht und gefällig, nicht schlecht natürlich, aber halt nicht auf dem selben Niveau der anderen Quartette.


    Op 50 ist vielleicht Haydns intellektuellstes und gelehrtestes Opus. Die Quartette aus op 50 sind viel gewichtiger als die von op 33, viel "strenger" und dichter gearbeitet. Verglichen zu op 54/55 ist op 50 weniger experimentell. Alle Quartette in op 50 haben die Satzfolge Schnell-Langsam-Menuett-Schnell. Ein langsames Finale oder einen langsamen Kopfsatz findet sich hier nicht. Dafür sind die Quartette von op 50 generell dichter und gelehrter als die von op 54/55. Der Unterschied zeigt sich vielleicht am besten in den Moll-Quartetten der beiden Serien. Das F-Moll Quartett aus op 54/55 endet mit einem heiteren und fast scherzohaften Kehraus in Dur, während das Fis-Moll aus op 50 mit einer strengen Fuge in Moll endet. Viele mögen op 50 etwas trocken finden, ich persönlich mag das Opus sehr und es ist mit op20, op 71/74 und op 76 einer meiner Lieblingsserien von Haydns Quartetten.


    LG aus Wien.:hello:

    Meine neuerliche Auseinandersetzung mit op 50 ging gestern mit Nr.3 und Nr. 6 weiter.


    Das Es-Dur Quartett war bei mir immer ein Anti-Favorit dieses Opus. Das hat sich jedoch beim letzten Anhören geändert. Vor allem der wunderbare Zweite Satz war dafür ausschlaggebend, dass ich jetzt dieses Quartett in einem anderen Licht sehe. Er ist, wie der zweite Satz von op 71/3 eine Kombination von Variationen und Rondo. Viola und Cello präsentieren das Thema am Anfang, wobei das Cello im Tenorregister die Führung übernimmt und die Bratsche in tiefer Lage begleitet. Die erste Variation ist in Moll und hat einen Durchführungscharakter. Die zweite ist dem Thema viel näher und fungiert als eine Art Reprise. Es folgt ein kurzer marschähnlicher Abschnitt der zur nächsten Variation führt, die von Triolen gekennzeichnet ist. Eine kurze Coda bringt den Satz zu Ende, der sicherlich einer der Höhepunkte des Opus ist. Die beiden Ecksätze sind monothematisch und relativ dicht mit viel Kontrapunkt. Der Kopfsatz im 6/8 Takt hat einen volkstümlichen Charakter das etwas an op 33 erinnert.


    Das D-Dur Quartett war hingegen schon immer einer meiner Favoriten. Der erste Satz beginnt mit einem sehr eigenwilligen Thema, das sich von einem E allmählich zu D-Dur windet. Dieses Thema dominiert den ganzen Satz, der dadurch nicht nur kontrapunktisch sehr dicht ist, sondern auch harmonisch der anspruchsvollste Satz des Opus ist. Der zweite Satz ist ein rührendes Siziliano in D-Moll, alles im allem auch ein relativ dichter Satz mit vielen Solo Einlagen von allen Instrumenten. Das fanfarenartige Menuett wird einem ruhig fliesendem Trio gegenüber gestellt und das Finale hat das Bariolage-Thema das dem Quartett den Spitznamen "Der Frosch" bescherte.


    LG aus Wien.:hello:

    Obwohl op 50 einer meiner Lieblingsserien von Haydn ist, habe ich diese Quartette seit einiger Zeit nicht gehört. Letzten Abend lies ich op 50/2 und op 50/4 laufen. Beide sind meiner Meinung nach unter Haydns besten Quartetten.


    Das C-Dur Quartett beginnt mit einem windenden chromatischen Thema das energetischen Tonleitern gegenüber gestellt wird. Beim zweiten mal führen die Tonleitern zu einem kontrastierenden zweiten Thema, eine Seltenheit in diesem Opus in dem viele Sätze monothematisch sind. Das Seitenthema kommt auch in der Durchführung zu Wort, jedoch dominiert das chromatische Hauptthema den Satz, der weitläufig und ausgedehnt ist. Das Adagio ist nicht tiefsinnig, sondern ein eher schlichter und serenadenhafter Satz. Tiefe bekommt der Satz erst im Mittelteil, wo die erste Violine eine melancholische Melodie über Arpegien im Cello spielt. Das Menuett basiert ebenfalls auf Arpegien. Das Finale beginnt mit einem Dialog zwischen den Instrumenten der wild weitergeführt wird. Aber auch in diesem Satz gibt es ein kontrastierendes Seitenthema, etwas chromatisch angehaucht und einer der wenigen Stellen in op 50 die an Mozart erinnert.


    Das Fis-Moll Quartett ist ungewöhnlich in das es nicht ein solides Moll Quartett ist, sondern eine Moll-Dur Auseinandersetzung bei der diesmal die Moll Tonart den Sieg davon trägt. Moll und Dur bekriegen sich durch das ganze Quartett:


    1. Satz: Fis-Moll zu Fis-Dur

    2. Satz: A-dur zu A-moll zu A-Dur zu A-Moll zu A-Dur

    3. Satz: Fis-Dur zu Fis-Moll (Trio) zu Fis-Dur

    4. Satz: Fis-Moll


    Die ersten drei Sätze enden alle in Dur (wie beim Reiter Quartett) jedoch das Finale kommt etwas überraschend. Nicht ein jubelndes Finale wie beim Rasiermesser Quartett oder Reiter Quartett, sondern eine Fuge in Fis-Moll die eher an die Sturm und Drang Quartette von op 20 erinnert.


    LG aus Wien.:hello:

    Meine Entdeckungsreise mit Telemann geht mit der Sammelbox die ich im anderen Thread zu Telemanns Orchestersuiten genannt habe weiter.


    6034183

    https://partner.jpc.de/go.cgi?…sic/detail/-/hnum/6034183


    Ich bin inzwischen bei den Konzerten angelangt und auch da gibt es viele tolle Werke. Ein wunderschönes Werk ist das Konzert für Blockflöte und Fagott und auch das Konzert für vier Violinen alleine ist ein ansprechendes Werk. Danach war ein fast Suiten-ähnliches Konzert für zwei Hörner und Streicher, dass mich ein wenig an Händels Concerti a due Cori erinnert hat. Es wird eine Weile dauern bis ich den Klotz durch bin, aber Angst braucht hier keiner zu haben. In Gegenteil, hier erwartet einem große Musik, sehr viel davon!

    Ja, Nr. 6 hat mir gestern auch sehr gut gefallen, vor allem der langsame Satz in D-Moll. Aber auch der Kopfsatz, mit seiner fast pastoralen Stimmung gefiel mir gut.


    Natürlich hat op 33 einen “Neuheitsbonus” nach einer fast 10-jährigen Pause und ich finde das Opus ja auch nicht schlecht. Aber Op 71/74 waren die ersten Quartette die spezifisch für den Konzertsaal komponiert wurden und das hatte wiederum einen Einfluss auf die Musik (Sie sind ganz anders geartet als op 64. Siehe auch Thread zu op71/74). Meiner Meinung nach verdienen sie dafür schon die gleiche Aufmerksamkeit wie op 33.

    Ein zelebriertes Opus, dem ich aber nicht so viel abgewinnen kann wie andere. Es sind natürlich (wie immer bei Haydn ab op 9) 6 Meisterwerke, jedoch ziehe z.B. das sträflich vernachlässigte op 71/74 diesem Opus vor. Die Quartette laufen bei mir gerade, mit der Aufnahme des Quartuor Mosaiques und ich muss sagen, dass mir die Quartett in Es-Dur, H-Moll und C-dur sehr gut gefallen. Besonders das C-Dur Quartett ist zurecht einer der berühmtesten Quartette Haydns, jedoch weiß ich nicht warum es so viel bekannter ist als z.B. op 71/3, das zwar wenige kennen, aber mindestens genau so gut ist.


    LG aus Wien.:hello:

    Ein gutes Beispiel dafür wie man in einem (fast) rechtsfreien Raum trotzdem zu Geld kommt, ist Joseph Haydn. Er verstand es seine Werke gleich an mehrere Verleger zu verkaufen um seine Einnahmen zu maximieren. Das mag für uns etwas unehrlich erscheinen, jedoch muß man bedenken, dass es damals keine Urheberrechte gab und damit auch keine Tantiemen. All zu oft gingen Komponisten damals leer aus, während sich Verleger gutes Geld verdienten. Auch scheuten Verleger damals nicht davor zurück Kompositionen von unbekannteren Komponisten unter bekannteren Namen herauszugeben. Darum gab es so viele Werke die Haydn zugeschrieben wurden.


    LG aus Wien.:hello:

    Ja die Einleitung zu 94 ist schon speziell. Das erste Thema in den Holzbläsern erinnert mich immer etwas an Schumanns Frühlingsruf in seiner ersten Sinfonie. Eine anderer Sonderfall ist die Einleitung zu Nr. 97. Das erste Thema des Vivace „braucht“ die Einleitung gar nicht, ein C-Dur Dreiklang mit vollen Orchester kann schon für sich alleine stehen. Die Einleitung ist auch nicht pompös oder mysteriös, sondern eher schlicht und liedhaft. Haydn bindet die Einleitung in das Satzgeschehen ein indem er sie am Ende der Exposition und (ausführlicher) in der Coda zitiert. So wird sie sozusagen nachträglich in den Satz integriert.


    LG aus Wien.:hello:

    Ich habe die Darmstadt Ouvertüren unter Harnoncourt und dem Concentus Musicus. Sie waren Teil von einer 13 CD Sammelbox, durch die ich sehr viel von Telemanns Musik kennengelernt habe.




    Ich finde dass diese Suiten (Ouvertüren) mit Stücken wie die Wassermusik, Feuerwerksmusik oder auch Bachs Orchestersuiten mithalten können. Sie sind sehr farbig, abwechslungsreich und superb gearbeitet. Insgesamt finde ich Telemanns Musik unterbewertet, das ist mir auch durch diese Sammelbox bewusst geworden. Ich glaube dass Telemann dasselbe Problem hat wie andere Komponisten die viel geschrieben haben: Die Qualität wird ihnen wegen der Quantität abgesprochen. Ehrlich gesagt hatte ich Telemann auch nicht so sehr am Radar, aber hier gibt es noch viel zu entdecken.


    LG aus Wien.:hello:

    Scheint als hätte ich den Thread für mich ganz alleine. Finde ich ehrlich gesagt schade, weil Haydns sinfonische Einleitungen ein durchaus diskussionswürdiges Thema ist. Aber sei‘s drum, ich mache einmal unbeirrt weiter.


    Ein faszinierender Aspekt bei Haydns späteren Einleitungen, ist die thematische Verknüpfung mit dem darauf folgenden schnellen Satz. In Sinfonie 85 besteht die Einleitung hauptsächlich aus Tonleitern, die sich in den Tutti-Passagen des folgenden Vivace wiederfinden. Ein direktes Zitat des Hauptthemas des Allegros finden wir in der Einleitung zu Sinfonie 90 und später (in Moll) in 98. Auch die gespenstische Tonleiter am Anfang von 101 erscheint im folgenden Presto in Dur und schnell als Teil des ersten Themas.


    Die komplizierteste Verknüpfung von Einleitung und schnellem Satz finden wir in SInfonie 103. Das „Dies Irae“ Thema (nach dem Paukenwirbel) wird im Allegro in schnellerem Tempo in der Exposition kurz vor dem zweiten Thema kurz zitiert und in der Durchführung wird es kurz angeschnitten (der Anfang davon) in den Celli un Bässen bevor es zur Begleitung wird. Aber in der Coda folgt dann ein direktes Zitat der Einleitung in ursprünglichen Tempo. Es ist das einzige mal, dass Haydn das in einer Sinfonie macht. Wir kennen das „Wiederauftauchen“ der langsamen Einleitung von Mozarts D-Dur Quintett KV 593. Könnte Haydn Mozarts Quintett gekannt haben?


    LG aus Wien.:hello:

    Ich habe mir gerade einige der op 6 Konzerte wieder angehört. Ich habe sie lange nicht gehört und bin aufs neue begeistert. Besonders das 3. (Polonaise!), 6. (Musette!) und das 7. (Fuge auf 2 Halbe, 4 Vierteln und acht Achteln + die Hornpipe) sind bei mir Favoriten, aber es gibt hier noch vieles mehr das hörenswert ist


    Ich habe zwei Aufnahmen von den Konzerten: Die mit Christopher Hogwood mit der Handel & Haydn Society und eine mit Giovanni Antonini mit Il Giardino Armonico. Hogwood ist hier etwas eleganter und geschmeidiger unterwegs, während Antonini energischer manchmal sogar etwas ruppig musiziert. In manchen Sätzen lässt Antonini Oboen mitspielen (authentisch?), bei Hogwood ist eine reine Streicherbesetzung (+ Continuo) am Werk. Mir gefallen beide Aufnahmen sehrt gut, obwohl ich Hogwood den leichten Vorzug geben würde.


    LG aus Wien.:hello:

    Abseits der pompösen und majestätischen Einleitung, komponierte Haydn auch eine andere Art von Einleitung: die die eine bestimmte Stimmung erzeugt oder auch einen programmatischen Hintergrund hat. Der Sonnenaufgang ist uns schon in Sinfonie 6 begegnet. Die Einleitung zu Nr. 73 hat eine ähnliche Funktion, nämlich setzt sie eine pastorale Atmosphäre um die finale Jagd mehr plausibel zu machen (ich weiß, das ist jetzt etwas subjektiv). Andererseits, erlaubt die Einleitung Haydn sein Allegro mit einem Thema zu starten, das Abseits der Tonika beginnt und damit sozusagen instabil ist. Die Sinfonien 86 und 92 gehen ähnlich vor. Seltsamerweise verzichtet Haydn auf die Stabilität einer Einleitung bei seinen Quartetten (ausser op 71/74), obwohl auch da Themen abseits der Tonika Kopfsätze starten (op 33/1, op 50/6 u.a.).


    LG aus Wien.:hello:

    Villa-Lobos, Streichquartett Nr. 17


    Villa-Lobos komponierte sein letztes Streichquartett in 1957, also zeitgleich mit seiner letzten Sinfonie. Wie die Sinfonie, ist auch Villa-lobos‘ Streichquartett ein eher knappes Werk. In 1959, dem Jahr seines Todes, skizzierte er noch ein weiteres Quartett, sein 18., das er aber leider nicht mehr vervollständigte.


    Ein energisches Thema in Triolen eröffnet den Satz und erzeugt eine eher turbulente Stimmung. Diese legt sich nach ein paar Takten jedoch die Triolen bleiben „omnipresent“, ähnlich wie beim Kopfsatz von Haydns Reiterquartett. Es gibt ein kontrastierendes Thema, so eine Art absteigende Hymne in hoher Lage in allen Instrumenten. Dieses Thema wird jedoch bald wieder von den Triolen unterbrochen, und die unruhige Stimmung des Anfangs kehrt zurück. Beide Themen kommen in der Reprise nochmals vor und der Satz endet regulär. Alles in allem, ein eher rastloser Satz.


    Ganz anders das anschließende Lento: Einer von Villa-Lobos‘ schönsten langsamen Sätzen in seinen Quartetten, strahlt dieser Satz eine erhabene Ruhe und auch eine etwas melancholische Stimmung aus. Der Satz beginnt mit einem absteigenden Thema in der Geige, „zerfällt“ aber dann in „suchende Tonleitern“ in allen Instrumenten, die etwas an Samuel Barbers Adagio for Strings erinnern (es war ursprünglich der zweite Satz von seinem zweiten Streichquartett). Ein etwas belebterer Mittelteil sorgt für Kontrast, jedoch die langsame Musik vom Anfang kehrt wieder und stellt die ursprüngliche Ruhe wieder her. Für mich ist dieser Satz die zentrale Botschaft des Quartetts und auch ein Grund warum ich dieses Quartett vorgestellt habe.


    Das schnelle Scherzo ist spielerisch und rhythmisch und steht im großen Kontrast zum Lento. Es endet im Pizzicato.


    Das Finale hat etwas von der turbulenten Stimmung des Kopfsatzes, hat aber auch einige sehr ruhige und getragene Passagen die wiederum an das Lento erinnern. Diese ruhigen Passagen kommen im Satz immer mehr zum tragen, so dass in diesem Satz eine Art Dualität aufkommt. Am Schluss wird die Musik jedoch wieder rastlos und das Quartett kommt eher abrupt zu Ende.


    Für die die das Werk kennenlernen möchten:


    https://youtu.be/4ZoOLjUpnzc


    LG aus Wien.

    Da es noch keinen Thread zu Villa-Lobos‘ Streichquartette gibt, habe ich es auf mich genommen einen zu starten. Villa-Lobos war sicherlich einer der Komponisten der Moderne der sich am intensivsten mit der Gattung Streichquartett auseinandergesetzt hat. Ganze 17 Quartette gibt es von ihm, sie reichen durch seine gesamte Karriere, vom ersten Quartett aus dem Jahr 1915, bis hin zum letzten von 1957. Alle Quartette in einer Gemeinsamkeit zu beschreiben ist schwierig, da es sich um 17 individuelle Werke handelt. Eines haben fast alle gemein: Bis auf sein erstes Quartett hält sich Villa-Lobos an die Satzfolge die schon seit Haydn seine Gültigkeit hatte. Villa-Lobos meinte dazu einmal, dass er sich beim Streichquartett an Haydn orientiere. Allgemein lässt sich sagen, dass die Quartette mehr Avant-Garde sind als die Bachianas und wahrscheinlich auch die Sinfonien. Für jemand der neu zu Villa-Lobos und der Moderne ist, sind die Bachianas der bessere Einstieg. Für jemand der die

    Schostakowitsch Quartette bereits kennt, kann man die Villa-Lobos Quartette sehr empfehlen, denn sie ergänzen sich gut.


    Kennengelernt habe ich die Quartette durch folgende Aufnahme:


    51yM8LafknL.jpg


    Das Cuartetto Latinoamericano spielt diese Quartette mit Energie und Feuer, so dass ich mir bis jetzt keine andere Aufnahme zugelegt habe.

    Es gibt auch noch eine Gesamtaufnahme mit dem Danubius Quartett, die ich aber nicht kenne.


    0636943600610.jpg


    Ich möchte in Laufe des Threads einige der Quartette vorstellen, um vielleicht dem einen oder anderen einen Tip zu geben, oder eine Diskussion über das eine oder andere Werk zu starten. Von einem Villa-Lobos Quartett Ranking werde ich zunächst mal absehen:untertauch:.


    LG aus Wien.:hello:

    Ich höre gerade das erste Quartett aus op 55 mit dem Buchberger Quartett. Ich muß sagen, dass diese Aufnahme von op 54/55 inzwischen meine favorisierte ist, nicht aber wegen dem A-Dur Quartett, sondern wegen der Aufführung von F-Moll Quartett. Ich habe das noch nie so gespielt gehört. Vor allem den zweiten Satz habe ich noch nie so kraftvoll und energisch gehört wie hier. Auch die anderen Werke des Opus werden von den Buchbergers toll gespielt. Für diese Serie eine ganz dicke Empfehlung für die Buchbergers, obwohl ich sonst nicht so ein Fan von ihnen bin.


    LG aus Wien.:hello:

    Nr. 50 hat wieder eine majestätische Einleitung mit vollem Orchester, komplett mit Trompeten und Pauken. Der erste Satz der Sinfonie war ursprünglich eine Ouvertüre zu einer Oper und es macht Sinn, dass in Opernouvertüren langsame Einleitungen oft verwendet wurden. Schließlich waren viele “Sinfonias” der barocken Opern im Langsam-Schnell-Langsam Format.


    Die Adagio e maestoso Einleitung zu Nr. 50 ist massiv, fast durchwegs in Forte gehalten und erlaubt Haydn das Allegro mit einem federleichten Thema zu beginnen, das sonst zu leicht für einen Kopfsatz gewesen wäre.


    Die Einleitung zu Nr. 54 ist ähnlich, hat aber mehr Passagen in Piano und wirkt dadurch etwas erhabener und weiträumiger.

    Haydn komponierte die Einleitung erst nachträglich dazu. Grund dafür war aber nicht das Hauptthema des Kopfsatzes, denn das Hornthema des Prestos kann schon für sich alleine stehen. Der Satz wird jedoch von einem übermächtig langen Adagio assai gefolgt, die Sinfonie schließt mit einem langen und sehr dichten Finale (ebenfalls Presto) und selbst das Menuett ist ein gewichtiger Satz. Der Kopfsatz drohte hier unterzugehen und Haydns Einleitung verleiht dem ersten Satz genügend Gewicht (und Länge), um gegen die anderen drei zu bestehen.


    Die Einleitung mit vollem Orchester und majestätischem Gestus verwendete Haydn bis zum Schluss, so wie in den Sinfonien 93 und 99 und auch Mozarts drei Einleitungen sind von dem Typus. Selbst noch im 19. Jahrhundert trifft man solche Einleitungen noch an.


    LG aus Wien.:hello:

    Die Einleitung von Sinfonie 25 stellt einen Sonderfall dar. Ehrich gesagt, wollte ich Sie anfänglich nicht in meine Liste oben inkludieren, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob man hier überhaupt von einer Einleitung reden kann.


    Merkwürdig an diesem Adagio ist, dass es mit Dauer von etwa 3 Minuten fast länger als das einzuleitende Allegro ist. Sieht man das Adagio als separaten Satz an, so passt die Satzfolge der Sinfonie 25 in das Schema der zeitnahen Sonata di Chiesa Sinfonien.


    Auch die Stimmung des Adagios ist eher gehalten und fast liedhaft und erinnert mehr a die Sonata di Chiesa Sinfonien als an die punktierten Rhythmen und Trillern der Einleitung von Sinfonie Nr. 7. Wie gesagt ein Sonderfall.


    LG aus Wien.:hello:

    Die Einleitungen zu den beiden Tageszeiten-Sinfonien erfüllen einen definitiven Zweck. Bei Nr. 6 ist er offensichtlich ein programmatischer: Der Sonnenaufgang eröffnet die Sinfonie und gleichzeitig auch den Zyklus. Er erfüllt damit eine ähnliche Funktion wie das “Mini-Gewitter” am Ende von Sinfonie 8, das den Zyklus abschließt.


    Die Einleitung von Nr. 7 ist ein komplexerer Fall. Sie ist vom barocken “Ouvertüren Typus”, mit punktierten Rhythmen und Trillern bei vollem Orchester (minus die Flöten) und ist sicherlich auch gedacht die strahlende Sonne und den helllichten Tag zu zelebrieren. Darüber hinaus (und meiner Meinung nach wichtiger) ist diese Einleitung für die Balance des Kopfsatzes notwendig. Haydns Allegro “zerfällt” gleich nach dem Hauptthema in lauter filigrane Soli und ohne Einleitung wäre der erste Satz viel zu leicht um eine doch sehr gewichtige Sinfonie zu eröffnen. Die Einleitung bietet daher ein solides Fundament für das darauffolgende Allegro. Bei vielen Sinfonien mit Einleitung beginnt Haydn oft mit einem sehr leichten Hauptthema oder mit einem generell leichteren Allegro.


    LG aus Wien.:hello:

    Einer der faszinierendsten Aspekte von Haydns Sinfonien ist die Entwicklung der langsamen Einleitung. Anfänglich nur hin und wieder eingesetzt, formte Haydn sie in Laufe seiner Karriere zu einen unverzichtbaren Teil der spätklassischen Sinfonie. Hier ist einmal ein Überblick von allen Haydn Sinfonien die eine langsame Einleitung aufweisen:


    += mit Pauken, ++=mit Pauken und Trompeten


    Sinfonie Nr. 6 in D-Dur

    Sinfonie Nr. 7 in C-Dur

    Sinfonie Nr. 25 in C-dur

    Sinfonie Nr. 50 in C-Dur++

    Sinfonie Nr. 53 in D-Dur+

    Sinfonie Nr. 54 in G-Dur++

    Sinfonie Nr. 57 in D-Dur

    Sinfonie Nr. 60 in C-Dur++

    Sinfonie Nr. 71 in B-Dur

    Sinfonie Nr. 73 in D-Dur(++) (nur im letzten Satz)

    Sinfonie Nr. 75 in D-Dur++

    Sinfonie Nr. 84 in Es-Dur

    Sinfonie Nr. 85 in B-Dur

    Sinfonie Nr. 86 in D-Dur++

    Sinfonie Nr. 88 in G-Dur(++) (erst ab den zweiten Satz)

    Sinfonie Nr. 90 in C-Dur++

    Sinfonie Nr. 91 in Es-Dur

    Sinfonie Nr. 92 in G-Dur++

    Sinfonie Nr. 93 in D-Dur++

    Sinfonie Nr. 94 in G-Dur++

    Sinfonie Nr. 96 in D-Dur++

    Sinfonie Nr. 97 in C-dur++

    Sinfonie Nr. 98 in B-Dur++

    Sinfonie Nr. 99 in Es-Dur++

    Sinfonie Nr. 100 in G-Dur++

    Sinfonie Nr. 101 in D-Dur++

    Sinfonie Nr. 102 in B-Dur++

    Sinfonie Nr. 103 in Es-Dur++

    Sinfonie Nr. 104 in D-Dur++


    Ich habe hier keine Sonata di Chiesa Sinfonien dazu genommen und auch nicht Nr. 15 mit ihren langsam-schnell-langsam ersten Satz, da man hier nicht von einer Einleitung sprechen kann.


    Falls ich hier keine ausgelassen habe, sind 29 von 106 Sinfonien mit einer Einleitung, also mehr als ein Viertel. Bei Mozart sind es weniger als ein Zehntel (3 Sinfonien von 40+). Auffällig ist natürlich die Häufung der Sinfonien mit Einleitung gegen Ende von Haydns sinfonischer Karriere. Das hatte auch Auswirkungen auf das frühe 19. Jahrhundert: 4 von Beethovens 9 Sinfonien weisen eine Einleitung auf, während 6 von Schuberts 8 (erhaltenen) Sinfonien mit einer langsamen Einleitung beginnen. Was noch hervorsticht ist, dass viele dieser Sinfonien mit Trompeten und Pauken besetzt sind. Eine langsame Einleitung verleiht einem Musikwerk zusätzliches Gewicht und lässt es auch erhabener wirken. Das wussten auch schon die Komponisten des Barocks. Die Ouvertüren der damaligen Zeit begannen meist immer mit einen langsamen Abschnitt, meist mit punktierten Rhythmen und Trillern. Das spiegelt sich in vielen Einleitungen der klassischen Sinfonie wieder: Haydns Nr. 7 und Nr. 54 sind von diesem Typus, aber auch Mozarts Nr. 39. Die majestätische Einleitung mit vollem Orchester verwendete Haydn bis zum Schluss, aber über Zeit entwickelte er eine andere Art von Einleitung: Leise gehalten und eher mysteriös, die dem Allegro erlauben mit voller Kraft (und Orchester) zu punkten. Die Sinfonie Nr. 92 ist ein gutes Beispiel dafür: Die Einleitung beginnt zart und etwas verträumt. Pauken und Trompeten kommen hier nie zum Einsatz. Dadurch erscheint das erste Tutti im Allegro, wo das volle Orchester erstmals einsetzt, um so wuchtiger.


    Einleitungen zu Dur Werken die in Moll gehalten sind noch mysteriöser. Haydn verwendete das Prinzip erstmals in der Ouvertüre zu "Il Ritorno di Tobia". In den Sinfonien dann in 98, 101 und 104. Besonders in der Sinfonie 101 wirkt die Einleitung wie ein gespenstischer Vorhang zum Presto, das dadurch federleicht abheben kann.


    Charles Rosen meinte in seinem Buch "The Classical Style", dass eine Einleitung nicht zu definiert sein darf um effektiv zu sein. Haydns Einleitungen sind meiner Meinung nach immer etwas "mysteriös" (ich finde jetzt kein besseres Wort dafür) und setzen immer eine gewisse Erwartungshaltung für das folgende Allegro. Ich werde im Laufe des Threads einige der Einleitungen unter die Lupe nehmen, um zu sehen wie sich Haydns Entwicklung diesbezüglich vollzog.


    LG aus Wien.:hello: