Beiträge von MusicFan9976

    es ist wieder Zeit für ein spaßiges Ranking. Diesmal sind Eure Einschätzungen von Haydns C-Dur Sinfonien gefragt. Da es aber von denen über 20 gibt, genügt schon ein Ranking einer Auswahl (die Top 6 zum Beispiel). Ehrlich gesagt, wüßte ich jetzt auch nicht ob ich Sinfonie 2 oder 25 lieber mag. Eine kurze Begründung warum Ihr die eine oder andere Sinfonie lieber habt wäre gut, ist aber kein Muss. Wie immer, gehe ich mit gutem Beispiel voran:


    1. Nr. 82 „der Bär“ - Eine von Haydns kraftvollsten Sinfonien. Mitreisende Ecksätze und eine attraktiven Variationssatz. Toll auch dass diese ganze Power mit volkstümlichen Themen generiert wird.
    2. Nr. 97 - Der triumphale Abschluss der 1. London Reise und der langen Linie von C-Dur Sinfonien. Was hier auch hervorsticht ist Haydns Auseinandersetzung mit Klangfarbe (sul Ponticello Passage im langsamen Satz, Orchestrierung im Trio mit Solo Violine und Trompeten im Piano Kontext)
    3. Nr. 90 - Tolle Ecksätze und Menuett die auf Augenhöhe mit den entsprechenden Sätzen der berühmteren G-Dur Sinfonien stehen (Nr. 88 & Nr. 92)
    4. Nr. 56 - Für mich die C-Dur Sinfonie unter den Esterhazy Sinfonien. Sehe ich eigentlich gleichauf mit Nr. 90. Toller Kopfsatz, strahlend und fast heroisch, aber auch ein tiefsinniges Adagio, eines der besten seiner Zeit. Dazu ein groß angelegtes Menuett und ein hinreisendes Finale.
    5. Nr. 7 - Die prächtigste der Tageszeiten-Sinfonien. Einmal ohne Pauken und Trompeten, aber trotzdem prachtvoll orchestriert und auch die Sinfonie bei der die Solisten am meisten zu Wort kommen.
    6. Nr. 60 - Die große Komödie
    7. Nr. 50 - Überzeugende Ecksätze (mit prächtiger Einleitung) und tolles Menuett
    8. Nr. 41 - Wenn Trompeten und Pauken authentisch, dann einer der besten Sinfonien bevor 1770. Besonders der erste Satz erinnert etwas an den von Nr. 56
    9. Nr. 48 - Gleichauf mit Nr. 41. Eine sehr weitläufige Sinfonie, wahrscheinlich einer der längsten ihrer Zeit
    10. Nr. 33 (32) - Wahrscheinlich Haydns erste Verwendung von Trompeten und Pauken in einer Sinfonie

    Ich bin natürlich schon sehr gespannt auf Eure Auswahl von Haydns C-Dur Sinfonien.

    Meine Playliste um mir meine wöchentliche Folter Session erträglicher zu machen wächst. Ich habe Hasiewicz’s Vorschlag angenommen und die Tretmühle mit Schuberts großer C-Dur Sinfonie ausprobiert. Funktioniert sehr gut, ist halt nur ein wenig lang (Beim Sport gibt es halt keine “himmlische Längen”).


    Ein anderes Stück das ich für meine sportliche Aktivitäten entdeckte ist Haydns 22. Sinfonie, der Philosoph. Dabei sah dieses Werk anfänglich gar nicht vielversprechend aus, fing es doch mit einem Adagio an. Was sich aber hier für Konditionstraining sehr eignete ist der “gehende” Bass der den ganzen Satz durchzieht. Etwas langsam vielleicht, aber immerhin ein gleichmäßiger Puls zu dem man sich abstrampeln kann. Das folgende Allegro ist natürlich schneller aber hat auch einen 4/4 Puls der present genug ist um unterstützend zu sein. Das mit verschiedenen Tempi ist gar kein Problem, weil mir einer der durchtrainierten Recken erklärte das Geschwindigkeitsänderungen gut für das Trainingsprogramm sind. Das Menuett im 3/4 Takt stellte zwar ein kleines Problem für uns Zweibeiner dar, aber wenn man das Ding ganztaktig nimmt, funktioniert es wieder ganz gut. Das schnelle Presto Finale im 6/8 Takt ist dann für eine finale Steigerung perfekt.

    Die zweite ist vielleicht die eingängigste Sinfonie von Brahms, wo eine schöne Melodie die nächste jagt. Ich lernte das Werk relativ früh kennen und die Sinfonie war mein erster Kontakt mit Brahms. Das führte natürlich dazu, dass ich mehr von Brahms kennenlernen wollte und seit dem ist er einer meiner Lieblingskomponisten.


    Der weitläufige Kopfsatz ist ein Meisterwerk von Klangfarbe. Fast alle Instrumente des Orchesters bekommen ein Thema zu spielen und der Dialog zwischen den Instrumentengruppen erinnert etwas an einem kammermusikalischen Vorgehen. Der Satz hat weniger mit den anderen Kopfsätzen von Brahms Sinfonien gemeinsam, sondern erinnert mehr an den ersten Satz des zeitnahen Violinkonzerts, entspannt, themenreich und weitläufig.


    Der langsame Satz in einem mysteriösen H-Dur schlägt dunklere Töne an. Das elegische Hauptthema wird zunächst von den Celli intoniert, bis es dann vom restlichen Orchester übernommen wird. Nach einem bewegten Mittelteil, ertönt das Hauptthema in einer variierten Form. Danach gibt es eine dramatische Passage mit vollem Orchester bevor der Satz ruhig abschließt. Viele mögen den Kopfsatz als zentral zu der Sinfonie sehen, jedoch finde ich persönlich dass dieser etwas düstere langsame Satz im Mittelpunkt des Werks steht. Der letzte Forte Ausbruch des Orchesters ist vielleicht die dramatischste Stelle der Sinfonie.


    Das folgende Allegretto mit seinem “Entlein auf dem Teich” Thema bietet einen fröhlichen Kontrast zu dem etwas unheimlichen Adagio. Als “Trio” schreibt Brahms ein Presto vor das zunächst von den Streichern, dann von den Bläsern und zuletzt vom vollem Orchester gespielt wird. Die “Ente” kehrt zurück, ist aber stark verändert und der Satz endet auf einer nachdenklichen Note. Interessant ist auch, dass Brahms sich in keiner seiner Sinfonien den Beethoven Scherzo annimmt. Die ersten drei Sinfonien haben eher gemächliche Intermezzi und während die vierte ein Scherzo aufweist, ist dieses ganz anders geartet als die Scherzi von Beethoven.


    Das Finale beginnt leise und etwas mysteriös, bevor das ganze Orchester herein donnert. Das ist vielleicht der dichteste und wuchtigster Satz der Sinfonie und schließt Brahms 2. in Triumph ab, besonders in der Coda wo die Blechbläser die Führung übernehmen.


    Meine beiden Lieblingsaufnahmen des Werks sind die mit Ricardo Chailly und dem Leipziger Gewandhaus Orchester und die mit dem Cleveland Orchestra unter der Leitung von George Szell.

    Op 76 Nr. 1 ist wahrscheinlich das am wenigsten bekannte Quartett der Serie. Es hat keinen Spitznamen wie Nrs. 2 - 4 und obwohl es einen visionären langsamen Satz hat, ist dieser nicht so berühmt wie das Largo von Nr. 5. Auch das 6. Quartett ist wahrscheinlich bekannter wegen seinem “berüchtigten” Kopfsatz. Dabei finde ich das G-Dur Quartett eines von Haydns besten. Zwei eher leichtere Sätze (Kopfsatz und Scherzo) werden zwei sehr ernsten und gewichtigen Sätzen (Langsamer Satz und Finale) gegenübergestellt. Die beiden letzten Sätze sind ungewöhnlich, indem das Scherzo eher eine Parodie eines solches darstellt und das Finale beginnt überraschenderweise in G-Moll, obwohl das Quartett bis dahin ein ganz normales G-Dur Werk war.


    Sehr schöne Einspielungen von dem Quartett gibt es HIP von Festetics Quartett, Quartuor Mosaiques (etwas schnell im langsamen Satz, aber sonst sehr gut) und vom London Haydn Quartet. Gute Aufnahmen mit modernen Instrumenten liefern das Tokio Quartett und das Angeles Quartett (leider nur in der Box erhältlich).

    Ich habe diese Sinfonie nach langem wiedergehört und bin aufs neue begeistert. Unglaublich wie Haydn es schafft mit einem minimal Orchester so eine festliche und prächtige Sinfonie hervorzubringen. Für mich zeigt sich die Größe eines Komponisten auch dadurch was er mit begrenzten Mitteln schaffen kann. Es ist relativ einfach mit einem riesigen Orchester Apparat einen beeindruckenden Klang zu erzeugen, aber was tun wenn man nur ein kleines Kammerorchester zur Verfügung hat? Ein Großteil der Esterhazy Sinfonien ist ein beeindruckender Beleg dafür, wie Haydn auch großartiges mit einem kleinem Orchester komponierte, so auch die Sinfonie Nr. 42. Die extremste Ausprägung aus reduzierten Mitteln große Werke hervorzubringen ist wahrscheinlich das Streichquartett, aber das ist ein anderes Thema…

    Ja, das Quintenquartett spielen die Festetics in der Tat sehr gut, vielleicht sogar um eine Spur besser als das LHQ. Wo für mich jedoch das LHQ die Nase vorne hat, ist bei den visionären langsamen Sätzen des Opus, besonders bei Nr. 5 und Nr. 6. Sie lassen sich hier angemessen Zeit, um diese Sätze zu zelebrieren, während die Festetics hier etwas gehetzt wirken (besonders in Nr. 5). Auch beim op 76/4 könnte für mich der Kopfsatz etwas entspannter genommen werden. Aber wie gesagt, es handelt sich hier um Nuancen und ich bin froh das ich op 76 auch von den Festetics und den Mosaiques und den Angeles und den….habe. So ein wichtiges Opus muss man mehrmals haben:P.

    Lieber Gerd,


    ich finde es fast ironisch, dass Du einen von Haydns schönsten langsamen Sätzen seiner Quartette orchestriert hast und als Sinfonie propagierst, während Haydn zeitgleich zum Reiterquartett eine wunderschöne Sinfonie (Nr. 99 in Es-Dur) komponierte, dessen langsamer Satz einer der erhabensten der gesamten sinfonischen Literatur ist. Beide Sätze stoßen das Tor zum 19. Jahrhundert weit auf und hätten gute 50 Jahre später komponiert werden können. Der eine ist halt ein Quartett und der andere eine Sinfonie.

    Ich glaube nicht, dass Beethovens Taubheit (oder Gehörbeeinträchtigung) ihm beim komponieren hinderlich gewesen ist, sehr wohl aber bei seiner Kariere als aufführender Musiker. Insofern könnte ich schon vorstellen, dass Beethoven vielleicht andere Musikstücke komponiert hätte, wenn er in der Lage gewesen wäre sie selber aufzuführen. Möglich dass wir dann anstatt der späten Quartette, späte Klavierkonzerte oder Klaviertrios hätten. Was die Schwierigkeit beziehungsweise die “Unspielbarkeit” seiner späten Musik angeht, muss man bedenken, dass es “unspielbare” Stücke auch bei anderen Komponisten gibt (z.B. Schuberts große C-Dur Sinfonie).

    Festetics und Mosaiques geben sich in der Tat nicht viel. In gewissermaßen hat das Festetics die Nase vorn, weil sie (bis auf op 1 & op 2) eine Gesamtaufnahme haben zu der das Mosaiques nie gekommen ist. Unschlagbar finde ich die Mosaiques bei op 20, für mich die beste Aufnahme von Haydn Quartetten die sie je gemacht haben. DAS Opus von den Festetics ist für mich op 50, das ich mir kaum besser vorstellen kann, wobei das Mosaiques nie op. 50 eingespielt haben. Bei op 76 hat für mich jedoch das LHQ die Nase vorne, meiner Meinung nach ihre beste Einspielung.

    Nach langem und eindringlichen Zureden meiner Göttergattin und den diversen Ärzten, mit denen ich beruflich zu tun habe, entschloss ich mich schweren Herzens etwas für meinen Körper zu tun. Ich habe mich deshalb in mein näherstes Fitness Studio einschreiben lassen. Diese Aktion fiel mir nicht leicht, da ich von Natur aus eher ein “Sport ist Mord” Typus bin und am liebsten von der Bequemlichkeit meiner Couch aus gute Musik oder ein gutes Buch mit einem Glas Rotwein genieße. Nicht desto Trotz ist mein Körper auch der Tempel meines Geistes und schlussendlich entschied ich mich auf all die Leute die es gut mit mir meinten zu hören.


    Mein erster Tag im Studio war anstrengend. Ein etwa zwanzigjähriger durchtrainierter Recke zeigte mir die diversen Foltergeräte die mir für meinen Mitgliedsbeitrag zur Verfügung standen und empfahl mir zuerst etwas für meine Kondition zu tun indem ich mich auf einer Art Tretmühle (ich glaube man nennt das Ding “Nordic Walker”) betätige. Als ich mich auf dem Ding abrackerte, bemerkte ich eine Turnklasse die in einem Nebenraum, der durch eine Glass-wand getrennt war. Die Übungen der schönen und fitten wurden durch laute Pop-Musik untermalt, dessen “Bum Bum” Grundrythmus die Turnübungen irgendwie synchronisierte und auch zur Bewegung animierte. Da ich Pop-Musik, bis auf wenige Ausnahmen, generell nicht mag, dachte ich mir, dass das vielleicht auch mit guter Musik möglich ist. Also entschloss ich mich beim nächsten mal mein Smart-Phone und meine Ohr-Stöpseln mitzunehmen.


    Für meine nächste Session auf der Tretmühle suchte ich mir einer meiner liebsten Quartette aus, Schostakowitsch Streichquartett Nr. 8. Eine Fehlentscheidung! Meine Füße wurden zu Blei, ich konnte mich kaum mehr bewegen und nach 5 Minuten hatte ich keine Lust weiterzumachen. Ich versuchte dann ein anderes meiner Lieblingsquartette, Haydns op 76/6, aber auch das brachte nicht den erwünschten Effekt. In meiner Verzweiflung wählte ich etwas ganz anders aus, nämlich Mozarts Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur. Ein wunderbares Stück, leicht und kraftvoll zugleich, und es regte mich an auf der Tretmühle weiterzumachen. Der wunderschöne zweite Satz jedoch war für sportliche Aktivität wieder weniger geeignet. Aber zumindest hatte ich einmal eine Idee welche Art von Musik mir beim Fitness hilfreich sein könnte. Nach und nach probierte ich mehr und mehr Musik zu meinen Sportprogramm aus und fand immer mehr passende Stücke. So fand ich heraus, dass Händels Instrumentalmusik (Concerti, aber auch Wasser und Feuerwerksmusik) für Krafttraining hervorragend geeignet ist, weil Händels Musik für mich immer schon eine positive und royale Kraft ausstrahlt, die dann natürlich die eigene (physikalische) Kraft antreibt. Ein tolles Stück für Konditionstraining (Tretmühlen oder Rad) ist Haydns Quartett op 54/1, da alle vier Sätze einen mehr oder weniger gleichbleibenden Puls haben, was zur Bewegung animiert (etwas ähnlich wie bei der oben genannten Pop-Musik, aber natürlich viel besser). Vivaldis Jahreszeiten funktionieren auch recht gut für Kondition, aber weniger für Krafttraining. Langsame und tiefsinnige Musik, so sehr ich sie auch liebe, scheint jedoch für Fitness eher weniger geeignet zu sein, obwohl ich mir so etwas bei Yoga ganz gut vorstellen kann (habe ich nicht probiert).


    Ich bin jetzt dabei mir eine Play-Liste für meine Fitness Stunden zusammenzustellen und würde gerne folgende Fragen ins Forum stellen: Habt Ihr Erfahrung mit klassischer Musik und Fitness? Welche Stücke eignen sich gut dafür? Oder auch umgekehrt, welche Turnübungen eignen sich für ein bestimmtes Werk? Oder sollte ich meine Musik eher auf der Couch hören?

    Ich hatte damals das große Glück noch die original Box von der Gesamtaufnahme der Haydn Quartette von den Festetics ergattern zu können. Ein reiner Hörgenuss und einer meiner liebsten Boxen überhaupt. Aber wie bei allen Gesamtaufnahmen, wird es das eine oder andere Werk geben das von jemand anderen etwas besser gespielt wird. reine Geschmacksache...

    Die Festics Aufnahme habe ich als sehr ordentlich in Erinnerung, jedoch finde ich die vom London Haydn Quartet und Quatuor Mosaiques um eine Spur besser. Vielleicht liegt das am Tempo des Kopfsatzes: Die Festetics sind mit knapp über 8 Minuten zügiger unterwegs als das Mosaiques und die Londoner. Nur eine Nuance, aber immerhin bemerkbar…

    Lieber Alfred, die Aufnahme von op 76/4 vom Buchberger Quartett ist meiner Meinung nach nicht die beste, da sie die langsamen und die schnellen Passagen in unterschiedlichen Tempi spielen, was aber weder von Haydn verlangt wurde, noch notwendig ist. Ich finde es ein übertriebenen Manierismus der der Musik nicht gut tut.


    Zwei gute HIP Aufnahmen des Werks gibt es vom London Haydn Quartett und vom Quartuor Mosaiques. Das Angeles Quartet spielt auch ein feines op 76/4, ist aber nur in der großen Box erhältlich. Ich habe die Aufnahme von Amadeus als ganz gut in Erinnerung, habe sie aber schon lange nicht gehört.

    Wenn ich mich nicht irre, gibt es in dem Forum noch keinen Beitrag zu Haydns Quartett op 76 Nr. 4. Das hat mich ehrlich gesagt etwas gewundert, handelt es sich hier doch um eines von Haydns populärsten Quartetten. Das Werk ist Teil des zelebrierten op 76 und auch eines der drei Namensquartette aus der Serie. Es ist auch eines meiner persönlichen Lieblingsquartette.


    Obwohl das Sonnenafgangsquartett ein visionäres und tiefsinniges Adagio hat, ist es vielleicht eher der Kopfsatz der die zentrale Stellung des Quartetts einnimmt. Das berühmte Hauptthema (der Sonnenaufgang) ist wieder so eine Passage in Haydns Musik in der die Zeit still zu stehen scheint. Über einem gehaltenen Akkord der 2. Geige, Bratsche und Cello windet sich die erste Geige empor. Das wird dann in der Dominante wiederholt und schlußendlich mit einem Dialog zwischen Viola und 1. Violine abgerundet. Die Übergangsmusik ist wiederum ganz anders geartet: Rapide Sechzehntel dominieren das Geschehen und die “zeitlose” Ruhe ist verflogen. In dieser Passage kommt auch ein kleines Motiv vor (eine aufsteigende kleine Sekund, gefolgt von einer aufsteigenden Terz) das in weiterer Folge des Satzes die schnellen Passagen dominieren wird. Das zweite Thema ist eine Umkehr des erstens, diesmal mit dem Cello in Führung, während die Violinen und die Viola den gehaltenen Akkord haben. Gefolgt wird das von einer weiteren schnellen Passage, die die Exposition abschließt. Die Durchführung ist primär mit der schnelleren Musik beschäftigt, so dass das Hauptthema mit maximalen Effekt die Reprise einleiten kann. Diese ist, wie bei Haydn üblich, stark verändert, aber spielt nach wie vor den extremen Kontrast zwischen der Musik bei der die Zeit stillsteht und den schnelleren Passagen schön heraus. Dieser Kontrast ist das prägendste Merkmal des Satzes und er kommt auch ohne tatsächliche Tempoveränderung (wie manche wie das Buchberger Quartet oder auch das Doric Quartet machen) gut heraus.


    Der zweite Satz ist der Fantasia aus op 76/6 thematisch ähnlich. Wahrscheinlich ist das Adagio so eine Art monothematische Sonatenform mit einer stark veränderten Reprise (für Haydn nicht unüblich), aber es wäre nicht falsch diesen Satz auch als Fantasia zu bezeichnen.


    Das Menuett ist kein Scherzo so wie in Nr. 1 oder Nr. 6, ist aber recht flott unterwegs (Allegro). Das Trio hat eine balkanartige Melodie.


    Das Finale ist ein Rondo auf einem volksähnlichen Thema, das zuerst relativ gemütlich daherkommt, jedoch dann in der Coda zweimal beschleunigt wird (diesmal eine tatsächliche Tempo Veränderung), so dass das Quartett virtuos und mit Bravur abgeschlossen wird.

    Definitiv eignen sich manche Streichquartett-Sätze besonders für eine Orchestrierung und andere nicht. Das ist so bei Haydn oder auch bei Beethoven. Bei Beehoven eignet sich zum Beispiel beim großartigen Rasumowskie-Quartett op. 59,1 nur der Lento Satz für eine Orchestrierung während die anderen 2 Quartette von op. 59 in e-moll und C-Dur jeweils komplett hervorragend orchestriert werden können, besonderes das gigantische Fugato-Finale. All diese angesprochenen Sätze waren für mich eine große Freude zu orchestrieren. Seine späten Quartette habe ich ebenfalls alle mit großer Freude orchestriert - bis auf das a-moll Quartett op. 132, das sich hier nicht eignet. Highlight war hier für mich op. 131 und die Große Fuge (die m.E. erst mit vollem Orchester zur vollen Geltung kommt!!)

    Vom Kaiserquartett Haydn's haben mich nur die ersten beiden Sätze dazu inspiriert. Das Quinten-Quartett in d-moll ist das einzige Haydn-Quartett, das ich komplett orchestriert habe. Bei der von dir angesprochenen herrlichen Fantasia aus op 76/6 bin ich mir noch nicht sicher ...

    Ein besonderer Leckerbissen war für mich übrigens auch Mendelssohn's geniales f-moll Quartett ... :-).

    Lieber Gerd,


    vielen Dank für deine Antwort.


    Das mit dem Orchestrieren von Kammermusik wäre ein eigenen Thread wert. Ich muss gestehen, dass ich eher ein konservativer Purist in diesen Sachen bin. Dann aber fielen mir Stücke ein die ich dann doch in einer orchestrierten Fassung lieber hörte, oder zumindest sehr interessant fand. Eines davon lernte ich zuerst in "Big Sound" kennen, nämlich Samuel Barbers Adagio for Strings. Als ich dann das Original für Streichquartett hörte war ich etwas entäuscht, weil das ganze mir zu dünn klang. Ich konnte mich auch erinnern, dass Mahler einige der späten Beethoven Quartette für Streichorchester bearbeitete und ich hörte eine Aufführung unter Leonard Bernstein die mir sehr gut gefiel.


    Von deinen Orchestrierungen gefiel mir das Quinten Quartett am besten. Ich glaube dass sich diese Musik sehr gut für eine Orchestrierung eignet. Nicht ganz überzeugt hat mich die orchestrierte Version des G-Dur Quartetts. Das Kaiser Quartett wiederum funktioniert als "Sinfonie" ganz gut.

    Versuch mal Abels op. 7 - man könnte meinen, Abel hatte mehr Einfluss auf den frühen/jungen Mozart als Joh. Chr. Bach ... :S - den jeweils 2. Satz aus op. 7 Nrn. 1, 4 und 5 dürfte Mozart sich auch gemerkt haben. Ach, eigentlich findet sich in jedem Satz jeder Sinfonie Abels etwas „Mozartisches“ ...

    Abels op 7 kenne ich nicht. Würde mich aber interessieren. Werde mal bei Spotify oder YouTube reinhören. Vielen Dank für den Tip:jubel:.

    Jetzt wo ich vielleicht den einen oder anderen auf die Zwischen Sinfonien gebracht habe, möchte ich gerne etwas zu den Aufnahmen dieser Werke schreiben.


    Gesamtaufnahmen der Zwischen Sinfonien gibt es nur dort wo es Gesamtaufnahmen aller Haydn Sinfonien gibt, nämlich Dorati, Fischer, Davis, Frey & Klump, Naxos mit diversen Orchestern und Dirigenten und in der Zukunft Antonini und Iimori. Eine „Fast“ Gesamtaufnahme gibt es von Hogwood und auch Solomons hat viele der Zwischen Sinfonien eingespielt. Einzelne gibt es dann auch noch von Harnoncourt (53, 60, 69 & 73) und vielen anderen. Komischerweise gibt es sehr viele Aufnahmen von Nr. 50, da sie in fast jeder Sturm und Drang Box ist (Pinnock, Brüggen, Weil und vielleicht noch andere).


    Ich liste einmal meine favorisierten Aufnahmen der (aus meiner Sicht) wichtigsten Zwischen Sinfonien:


    Nr. 50 - Bruno Weil. Knackig und überzeugend gespielt. Hogwood. Auch gut, vielleicht etwas zu dünn


    Nr. 53 - Hogwood. Perfekte Tempi, gut hörbare Bläser und beide authentische Versionen des Finales


    Nr. 54 - Solomons. Angemessen großes Orchester, jedoch transparent, perfekte Tempi. Hogwood. knapp dahinter, etwas zu dünn


    Nr. 56 - Hogwood. DIE Aufnahme dieses Werks, ich kenne keine bessere. Perfekte Tempi, vor allem im ersten Satz.


    Nr. 60 - David Blum. Ein Überraschungskandidat und eine ältere Aufnahme. Toll musiziert und, für seine Zeit, mit einem gutem Verständnis für Haydns Musik.


    Nr. 61 - Hogwood. siehe Nr. 56


    Nr. 62 - Hogwood. wiederum perfekt musiziert, vor allem in den beiden wichtigen Sätzen (2 & 4).


    Nr. 63 - Hogwood oder Fischer


    Nr. 67 - Fischer. Die CD mit den Sinfonien 67,68 & 69 ist vielleicht die beste Scheibe aus der Box


    Nr. 68 - Fischer


    Nr. 69 - Fischer


    Nr. 70 - Fischer oder Hogwood, vielleicht mit leichten Vorteil für Hogwood (Finale)


    Nr. 73 - Harnoncourt. tolles Finale! zweiter Platz an Fischer


    Nr. 75 - Fischer. VIele lassen hier leider die Trompeten und Pauken weg (Hogwood, Blum und wahrscheinlich auch andere)


    Nr. 77 - Fischer. Nicholas Ward mit dem Northern Chamber Orchester (Naxos) ist hier auch sehr gut


    Nr. 80 - Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Gottfried von der Goltz. Arbeitet für mich die Kontraste zwischen den beiden Themen im ersten Satz am besten heraus.


    Nr. 81 - David Blum. Ist auf der selben Scheibe wie Nr. 60. Wie dort auch hier toll musiziert.


    Wie man sieht, gibt es bei den Zwischen Sinfonien viele tolle Aufnahmen um diese Werke kennenzulernen. Wenn man es sich einfach machen möchte, ist eine Gesamtaufnahme wahrscheinlich die beste Lösung. Fischer ist bei diesen Werken durchaus gut und Hogwood (falls es die Box wieder einmal geben wird) ist mit den Zwischen Sinfonien fast fertig geworden (es fehlen die letzten 6). Oder wenn man die Zeit und die Lust dafür hat, kann man auch sammeln.

    In der Tat stammt die "Mißachtung" Haydns weitgehend aus dem 19. Jahrhundert - bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.

    Vielleicht, weil Haydn keine "bedeutenden" Opern geschrieben hat ?

    Das ist jetzt eine kleine Diversion, aber das ist in der Tat ein interessanter Ansatz. Ironischerweise fällt Haydns größte Opernaktivität in die Zeit der Zwischen Sinfonien. Ich bin weiß Gott kein Experte auf dem Gebiet (Opern sind nicht so meine Sache), aber natürlich sind Mozarts Opern eher wegweisend als Haydns. Seine Opern waren zu seiner Zeit durchaus erfolgreich und Haydn war sich der Qualität der Musik bewusst, jedoch wird er selber realisiert haben, dass er auf dem Gebiet der Oper nicht mit Mozart mithalten konnte. Nach Armida (1784) schrieb Haydn keine Opern mehr (ausser Orfeo für London, ein Auftragswerk) und bei einer Anfrage für eine Oper aus Prag lehnte er ab und verwies auf Mozart. Es ist auch bezeichnend, dass Haydn sich ab 1786 (das Jahr in dem Mozart Figaro komponierte) sich auf Sinfonien und Streichquartette konzentrierte und Opern und Konzerte (Mozarts Forte in der Instrumentalmusik) kaum noch eine Rolle in seiner Musik spielten. Auch als Haydn aus London zurückkehrte und die Konkurrenz von Mozart nicht mehr da war, widmete sich Haydn eher der Kirchenmusik und dem Oratorio.

    Ich weiß, dass die meisten im Forum eine andere Meinung haben werden, aber ich bin kein allzu großer Fan der frühen Mozart Sinfonien. Für mich werden seine Sinfonien erst ab Nr. 29 wirklich interessant. Es gibt jedoch eine frühe Mozart Sinfonie die ich sehr schätze, nämlich Nr. 14 in A-Dur. In vieler Hinsicht ist sie eine Art Vorgänger von Nr. 29, die in der selben Tonart steht.


    Interessanterweise ersetzt Mozart die üblichen Oboen mit zwei Flöten (ausser im langsamen Satz), was dem Klangbild der Sinfonie eine gewisse Leichtigkeit gibt. Besonders der Kopfsatz ist ein superb gearbeiteter Satz mit einem eingängigen Hauptthema, das schon an die spätere A-Dur Sinfonie erinnert und einem wunderschönen imitativen Nebenthema, das schon an späteren Mozart denken lässt. Aber auch die restlichen Sätze sind auf einem Niveau das Mozart in dieser Zeit eher selten erreicht.


    Die nächste wirklich interessante Mozart Sinfonie (meiner Meinung nach) wäre dann die berühmte kleine G-Moll (Nr. 25). Jedoch so dramatisch sie auch ist, kann sie für mich nicht ganz mit Nr. 29 mithalten.

    Lieber Alfred,


    vielen Dank für Deine Antwort.


    Vielleicht war mein obiger Kommentar etwas überspitzt. Es gibt in diesen Forum viele Mitglieder die Haydns Musik kennen und schätzen. Ob die meisten von ihnen Haydn mit Mozart und Beethoven gleichstellen würden sei dahingestellt. Für mich sind alle drei unverzichtbar, daher sind sie für mich gleichauf.


    Ähnlich verhält es sich bei mir was Haydns sinfonische Perioden angeht. Die Sturm und Drang Sinfonien sind für mich genauso unverzichtbar wie die "Zwischen Sinfonien" oder Werke von den anderen Perioden.

    Lieber Alfred,


    vielen Dank für Deine Antwort. Das führt zwar etwas vom Thema weg, aber ich kann Deine Meinung nicht ganz teilen.

    Was hier im Forum - und auch anderswo - geschrieben wird ist vom Zeitgeist geprägt

    Haydns Humor ist eine Erfindung der letzten 50 Jahre.

    Haydns Humor wurde schon zu seinen Lebzeiten anerkannt. Joseph II nannte Haydn einen Spassmacher und die Rezensionen zu Haydns Sinfonie Nr. 60 schreiben von „musikalisch komischen Laune“ (Preßburger Zeitung) und „Man muß über den Gedanken helllaut lachen“ (Salzburger Theaterwochenblatt). Zugegeben, im 19. Jahrhundert fand Haydns Humor wenig Erwähnung, weil da Haydn größtenteils ignoriert wurde.


    Ich kann mich auch nicht erinnern, daß jemand vor 50 Jahren Haydn mit "Humor" in Verbindung gebracht hätte.

    Die Beihefte von den Schallplatten mit Haydn Sinfonien, die ich in den 70er und 80er Jahren hatte, hoben sehr wohl Haydns Humor hervor. Ausserdem wurden damals überwiegend die humorvollen Werke eingespielt (Sinfonien wie die Paukenschlag und die Uhr). Haydns „dunkle Seite“ (Sturm und Drang, Werke wie Sinfonien Nr. 49 & 52) war damals eher eine Randerscheinung.


    Haydn hab ich in der allgemeinen Wahrnehmung längere Zeit als Nr 3 erlebt, etwas hausbacken, sparsam bis geizig, und nicht so genial wie Mozart.


    mfg aus Wien

    Alfred


    Diese Einstellung gegenüber Haydn began schon zu seinen Lebzeiten. Wenn Graf Waldstein an Beethoven schreibt „Sie werden Mozarts Geist aus Haydns Händen empfangen“, dann wird Haydn zum bloßen Übermittler von Mozarts Genialität gemacht. Klar, dass er da nur eine weit abgeschlagene Nr. 3 bleibt. Diese Einstellung lebt im Grunde genommen bis heute noch weiter. Wer, ausser ich, würde hier im Forum Haydn als gleichrangig mit Mozart und Beethoven sehen?


    Vielleicht nuch ein kleiner gedanklicher Seitensprung: Wenngleich das Verhältnis zwische Haydn und seinem Dienstherrn ein relativ gutes war, so ließ der Fürst nicht alles widerspruchslos über sich ergehen. Er nahm Einfluß auf den Stil und die Werke Haydns überhaupt und ließ ihn wissen, was er mochte - und was nicht.

    Überliefert ist der konservative Geschmack des Fürsten.


    mfg aus Wien

    Alfred


    Dass Haydn im Dienst des Fürsten stand, ist natürlich unbestritten. Ein gutes Beispiel dafür ist die Rüge die Haydn erhielt als er nicht genügend Baryton Trios komponierte. Aber war Prinz Esterhazys Geschmack wirklich so konservativ? Immerhin hat er die Sturm und Drang Phase doch etwa 5 Jahre lang „ausgehalten“ und da waren schon sehr radikale Werke dabei (SInfonien 45, 49 und 52 aber auch etliche andere, ganz zu schweigen von den op 20 Quartetten). Zugegeben, das Ende des Sturm und Drangs könnte von einer Anordnung des Fürsten stammen, aber Werke wie die Sinfonien 67, 70 oder 80 (Und der Beginn von 81) sind alles andere als konservativ. Ich glaube dem Fürsten war bewusst wen er da in seinen eigenen Reihen hatte. Auch die Tatsache, dass er Haydn in 1779 einen neuen Vertrag gab, der ihm erlaubte seine eigenen Werke zu vermarkten, spricht von einer gewissen Weltoffenheit und weniger von Konservatismus.

    Es ist mir gerade eingefallen, Dank des Beitrags von gerdprengel, dass ich in meinem ersten Beitrag ganz vergessen habe Sinfonie Nr. 60 zu erwähnen. Das ist in zweierlei Hinsicht ein Vergehen von mir, indem dieses Werk Haydns einzige Sinfonie ist die über vier Sätze hinausgeht und, wichtiger, einen Aspekt der „Zwischen Sinfonien“ am besten darstellt, den ich in meinen ersten Beitrag gar nicht erwähnte, nämlich den von Humor in der Musik.


    Wir sind es natürlich gewohnt, Haydns Musik mit Humor zu assoziieren. Aber das kommt eher von seiner späteren Musik, denn Humor spielt im Sturm und Drang und der Musik davor kaum eine Rolle. Die Sinfonie Nr. 60 war daher wahrscheinlich das erste Werk das durchgehend komisch ist und nicht eines das zufällig den einen oder anderen Scherz beinhaltet. Der Humor kommt von der Tatsache, dass Haydn die Musik ursprünglich als Schauspielmusik zum Theaterstück „Der Zerstreute“ komponierte. Die nächste Sinfonie die ich durchwegs als Komödie bezeichnen würde, ist ebenfalls eine „Zwischen Sinfonie“, Nr. 80. Die letzte und größte ist die Uhr, die aber schon zu den späten Londonern gehört. Humorvolle Sätze gibt es auch noch in der Sinfonie Nr. 68 (langsamer Satz, fast ein Vorgänger der Uhr) und vielleicht auch noch der langsame Satz der SInfonie Nr. 76.


    Viel des Humors beruht eher auf abrupte und übertriebene Kontraste und weniger auf bloße Scherze. Fafarenähnliche Themen in Forte gegen liedhafte Melodien in Piano finden sich häufig in Nr. 60 (Einleitung 1. Satz, 2. Satz und 5. Satz) während Nr. 80 ein strenges D-Moll Thema einem volkstümlichen Waltzerfhema in Dur gegenüberstellt. Im Finale derselben Sinfonie findet sich ein synkopiertes Hauptthema mit einem rhythmisch regulären Seitenthema konfrontiert.


    Haydns Entscheidung Humor in seinen Musikstil aufzunehmen, war eine mutige. Viel zu leicht kann ein Komponist der humorvolle Stücke schreibt als nicht profund und nicht ernst zu nehmen abgetan werden, obwohl echter Humor in Musik viel schwieriger ist als Tragik. Das ist was dann im 19. und frühen 20. Jahrhundert auch passierte. Mozart und Beethoven wurden vergöttert, während Haydn zum bloßen Spassmacher reduziert wurde.