Das F-Dur Quartett ist ein dichteres Werk als das G-Dur und meiner Meinung nach auch das bessere.
Der Kopfsatz beginnt mit einem Cantabile Thema, das leicht an Mozart erinnert. Nachdem das Thema wiederholt wurde, folgt eine Übergangspassage angeführt von virtuosen Sechzehntelläufen in Viola, erster Geige und Cello. Das zweite Thema ist ein Kontrapunkt in der ersten Violine, während die zweite Geige die erste Hälfte des Hauptthemas intoniert. Die Exposition wird von einem Unisono Lauf in Sechzehntel Noten abgeschlossen. Die lange Durchführung beginnt mit einem kurzen Statement des Anfangs des Hauptthemas gefolgt von einer Verarbeitung der virtuosen Übergangspassage. Die Musik beruhigt sich etwas und ein kleines klopfendes Motiv, ebenfalls aus der Übergangspassage, übernimmt das Geschehen und dominiert den Rest der Durchführung. Die Reprise ist stark verändert und seltsamerweise spielt das klopfende Motiv, das so wichtig in der Durchführung war, hier keine Rolle mehr.
Das Scherzo (Menuett) steht in diesem Quartett an zweiter Stelle, etwas was Haydn das letzte Mal in zwei Quartetten in op 64 gemacht hat. Normalerweise wird das Menuett als zweiter Satz geführt wenn es darum geht einen gewichtigen langsamen Satz von einem ebenso gewichtigen Kopfsatz zu trennen. Hier dürfte aber die Dichte des Scherzos ausschlaggebend gewesen sein. Das Quartett weist auch ein sehr dichtes Finale auf und Haydn wollte wahrscheinlich die zwei gewichtigen und energiegeladenen Sätze durch ein ruhiges Andante trennen. Das Scherzo bewegt sich konstant zwischen 3/4 und 2/4 Takt und ist rhythmisch zu komplex, um als ein Tanzsatz zu gelten. Das Trio in Des-Dur bietet einen Ruhepol zu diesem turbulenten Satz.
Das Andante ist ein Variationssatz in D-Dur. Das Thema wird jedoch jedesmal von Episoden gefolgt, die als eine Art Minidurchführung fungieren. Die erste Variation wird von der zweiten Geige geführt, mit Kontrapunkt von der ersten. Eine Passage die in Moll eingetrübt wird führt zur zweiten Variation. Hier darf das Cello das Thema in seiner strahlenden Tenorlage spielen, während es von virtuosen Läufen in der ersten Violine begleitet wird. Die Läufe übernehmen immer mehr das Geschehen, bis sie das Thema ganz verdrängen. Die letzte Variation ist eine Art Reprise. Das Thema selber wird (wie auch in den anderen Variationen) nicht variiert und findet sich wieder in der ersten Geige. Die Begleitung ist etwas abgeändert und der Satz endet ruhig.
Das Finale beginnt mit einem F-Dur Akkord um den Hörer so zu sagen wieder vom D-Dur des Andantes zurückzubringen. Es ist ein virtuoser und dichter Satz, bei dem alle Instrumente zu Wort kommen. Das kreiselnde Hauptthema hat eine leicht ungarische Note und Haydn schreibt hier ein ausserordentlich themenreiches Finale. Auch hier wechselt Haydn zwischen 3er und 2er Rhythmus, obwohl nicht so abrupt wie im Scherzo. Es ist ein passender Abschluss zu Haydns letzten vollendeten Quartett.
Es war natürlich nicht Haydns Absicht, dass das sein letztes Quartett sein sollte, aber dieses Werk bildet dennoch einen würdigen Abschluss zu seiner langen und faszinierenden Reihe von Quartetten.
Ich werde demnächst einen Beitrag zu einigen Aufnahmen der op 77 Quartette schreiben.
LG aus Wien.