Beiträge von MusicFan9976

    Sehr interessant sind auch die Bearbeitungen JS Bachs für Cembalo/Klavier ! Ich habe da die Einspielung mit Cyprien Katsaris auf dem modernen Flügel, einfach toll !


    LG Siamak

    Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, hatte mein Vater eine Schallplatte von Bachs Cembalo Konzerten gespielt auf ein modernen Flügel (ich glaube der Pianist war Rudolf Serkin) und begleitet von Eugene Ormandy mit der Wucht des Philadelphia Orchesters. Klang zwar ganz interessant, aber irgendwie vermisste ich dann doch die Intimität von Bachs Cembalo (obwohl ich das Instrument nicht sonderlich mag, aber für diese Musik passt es) und sein kleines Kammerorchester.


    Lg aus Wien.:hello:

    Mich sprechen diese "Zwischen Sinfonien" auch nicht sonderlich an - Ausnahmen: 59, 60 und 67 - wobei die 60te Sinfonie eines seiner herrlichsten Sinfonien überhaupt ist!! Das gilt für die ungemein feurigen und glanzvollen schnellen Sätze wie auch für das überwältigend schöne Adagio im 5. Satz!

    Wenn Dir die 60. gefällt, dann dürfte dir die 80. auch nicht zuwider sein. Beide Sinfonien sind Komödien.


    LG aus Wien.:hello:

    Jein. Haydn House, ein mittlerweile untergegangenes US-Projekt, hatte sie halboffiziell als LP-Überspielungen im Angebot. Ich habe vor zig Jahren mal etwas von Leslie Jones' Haydn gehört und war zumindest damals sehr angetan vom für diese Zeit (1960er) sehr frischen Interpretationsansatz. Im Internet Archive findet man dies und das, z. B. hier.

    Lieber Joseph II,


    Vielen Dank! :hail:Habe gerade mit Genuss mir Nr. 73 über den Link angehört.


    Liebe Grüße aus Wien.:hello:

    Zwar mögen die Zwischen Sinfonien ihren Anteil an Namenswerken haben, jedoch die Gruppe als solches findet weit weniger Beachtung als die Sturm und Drang oder die Pariser und Londoner Sinfonien. Alleine schon die Tatsache, dass ich einen Namen für diese Werkgruppe erfinden musste, sagt schon einiges aus. In diesem Sinn finde ich sie unterschätzt.


    LG aus Wien.:hello:

    Weiß jemand hier im Forum ob die Aufnahmen der Haydn Sinfonien von Leslie Jones und dem Little Orchestra of London jemals auf CD erschienen sind? Die Schallplatten sahen etwa so aus:


    619rBD9GECL.jpg


    In den 70er und 80er Jahren waren diese neben Dorati fast die einzige Möglichkeit an frühe (pre Paris und London) Haydn Sinfonien heranzukommen. Die Aufnahmen waren (so weit ich das in Erinnerung habe) sehr gut musiziert und mit einem (wie der Name schon sagt) eher kleinerem Orchester gespielt.


    LG aus Wien.:hello:

    Eine perfekte Gesamtaufnahme der Londoner Sinfonien gibt es meiner Meinung nach nicht. Am nähersten kommt vielleicht Colin Davis mit dem Concertgebouw Orchester hin, aber auch da gibt es die eine oder andere Sinfonie die ihm weniger gelingt (Nr. 103 zum Beispiel). Eugen Jochum ist ganz knapp dahinter, aber auch da gibt es das eine oder andere Werk das nicht so toll klingt (Nr. 99). Von den HIPisten ist vielleicht Marc Minkowski am nähersten dran, wäre da nicht der arge Schnitzer mit dem schreienden Orchester in der Paukenschlagsinfonie (der Schrei war von Edvard Munch und nicht von Haydn=O). Überhaupt mag ich keine Aufführungen von Haydns Werken wo Dirigenten der Meinung sind das Haydn für die jetzige Zeit „nachgebessert“ werden muss. Haydns Musik kann auch heute für sich alleine stehen.


    LG aus Wien,:hello:

    Hier nur drei zu nennen ist verdammt schwer. Wenn es aber sein muss würde ich folgende nennen:


    Mozart Klavierkonzert Nr. 24 in C-moll: Das proto-romantische Klavierkonzert schlechthin. Der dunkle majestätische Tonfall des ersten Satzes ist ein Novum in der Musikgeschichte und sein Einfluss auf spätere Komponisten reicht bis zum D-Moll Konzert von Brahms. Der zweite Satz ist eine Oase der Ruhe, fast schon wie eine erhabene Serenade. Der letzte Satz ist ein Variationssatz über einen grimmigen Marsch. Die Behandlung der Blasinstrumente ist hier auch zukunftsweisend.


    Beethoven Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur: Beethovens 5. ist vielleicht das berühmteste, aber das 4. ist sicherlich das originellste. Alleine der Anfang mit dem Solo Klavier ist genial und wahrscheinlich noch nie zuvor gemacht worden. Dass Beethoven das volle Orchester für den letzten Satz aufhebt, ist ein toller Schachzug, der die Bedeutung des Finales unterstreicht. Der mysteriöse Mittelsatz in E-Moll ist auch ungewöhnlich. Das Klavier und das Orchester spielen kaum zusammen, sondern immer nur alternierend, was dem Satz eine ganz eigenartige Stimmung gibt.


    Brahms Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur: Ich hätte hier fast das erste genommen, aber ich finde das zweite dann doch das bessere Werk. Der Anfang des Klavierkonzerts mit Horn und Klavier ist hoch originell und Brahms entwickelt aus dem Material einen grandiosen Kopfsatz. Ob der zweite Satz das erste Scherzo in einem Klavierkonzert ist, weiß ich nicht, aber dieser D-Moll Satz ist an Originalität und düsterer Leidenschaft kaum zu überbieten. Der langsamer Satz präsentiert ein Solo Cello, bevor das Klavier die Handlung übernimmt und das Finale ist ein vor Lebensfreude sprühender Satz. Interessant hier ist, dass Brahms die Orchestrierung der letzten beiden Sätze reduziert indem er Pauken und Trompeten weglässt. Das lässt das Konzert mit einer Leichtigkeit abschließen die in den meisten romantischen Klavierkonzerten fehlt.


    Die Reihenfolge die ich hier gelistet habe entspricht der Entstehungszeit der Werke. Ehrlich gesagt kann ich nicht wirklich sagen welches der drei ich bevorzuge, weil diese Werke kaum miteinander vergleichbar sind.


    LG aus Wien.:hello:

    Händel ist für mich mit Bach der größte Komponist des Barocks. Seine Musik vermittelt eine Erhabenheit die man in kaum einer anderen Musik findet. Er ist für mich auch der beste Oratorien Komponist, wobei ich persönlich „Israel in Ägypten“ sein bestes Werk finde. Aber auch andere Musik, wie zum Beispiel seine Concerti a due Cori oder die Konzerte op 6 sind ein Muss für jede Sammlung. Aber da gibt es natürlich noch viel mehr.


    Liebe Grüße aus Wien.:hello:

    Ich melde mich nach langer Tamino Abstinenz wieder im Forum zurück. Hier einmal vielen Dank an Alfred, dass ich noch beim Forum dabei sein darf.


    Die Sinfonien die Haydn zwischen den berühmten Sturm und Drang Werken und den noch berühmteren Parisern und Londonern Sinfonien komponierte sind in gewisser Weise ein Enigma. Einerseits finden sich durchaus populäre Werke in dieser Gruppe, wie zum Beispiel die Sinfonien L‘Imperiale, Roxolane und La Chasse, andererseits wird diese Gruppe kaum von irgendjemanden hervorgehoben und meist als bloßer Übergang von den Sturm und Drang zu den Parisern und Londonern Sinfonien gesehen. Selbst Kommentatoren wie Landon, Larsen und David Wyn Jones sehen diese Sinfonien als „weniger originell“ „routinemäßig“ und „bloß gefällig“ an, während sie die anderen Sinfonien in den Himmel loben. Gewiss haben sie nicht die Leidenschaft und das Drama der Sturm und Drang Sinfonien und sie sind auch nicht großangelegte Werke die sich an ein internationales Publikum richten, wie die Pariser und Londoner Sinfonien (zugegeben sie waren weit zirkuliert, aber komponiert wurden sie eher für den Esterhazischen Hof. Eine Ausnahme sind hier 76-78, die für eine geplante Englandreise geschrieben wurden). Aber heißt das, dass sie weniger originell als ihre Schwesterwerke sind?


    Die etwa 25 Sinfonien die Haydn in dieser Zeit schrieb sind keine homogene Gruppe, noch das Resultat eines einzigen Auftrags. Selbst die Abgrenzung zu den Sturm und Drang Werken ist nicht ganz einfach. Ist Sinfonie Nr. 50 eine Sturm und Drang Sinfonie oder schon ein Zwischen Sinfonie (ich werde diese Gruppe einmal als „Zwischen Sinfonien“ betiteln, um einen Namen für diese Werke zu haben)? Sie wird in fast jeder „Sturm und Drang“ Box inkludiert, aber stilistisch gesehen finde ich wenig stürmend und drängend, sondern eher wie die Zwischen Sinfonien. Komponiert wurde das Werk in 1773. Vielleicht ist das ein guter Startpunkt um diese Periode abzugrenzen. Das Ende der Periode ist hingegen klar. Da gab es den Auftrag aus Paris, der die Pariser Sinfonien hervorbrachte und Sinfonie 81 zu der letzten der Zwischen Sinfonie machte.


    Was zeichnet diese Sinfonien aus? Alle diese Sinfonien sind natürlich superb gearbeitet (von Haydn würde man sich nichts anderes erwarten), jedoch stechen viele dieser Werke auch durch ihre Originalität hervor. Diese ist anders als die des Sturm und Drangs, aber nicht weniger zwingend. Schlussendlich war Haydn stets an der Weiterentwicklung der Sinfonie interessiert und die Zwischen Sinfonien sind nicht weniger experimentierfreudig wie seine anderen Sinfonien.


    Ein neuer Aspekt dieser Sinfonien ist deren Orchestrierung. Viele der Sturm und Drang Werke brachten eine ungeheure Ausdrucksstärke mit einem Minimalorchester zustande. Das war einer der großen Errungenschaften des Sturm und Drangs. In den Zwischen Sinfonien scheint Haydn jedoch mehr an Klangfarbe und einer Expansion seines Orchesters interessiert zu sein. Am spektakulärsten ist das vermehrte Auftreten von Trompeten und Pauken (Nr. 50, 54, 56, 60, 69, 70, 73 & 75?) oder nur Pauken (Nr. 53 & 61). Keine Frage, dass Haydn hier an einem „Big Sound“ dachte, der schon als eine Vorstufe zu der brillanten Orchestrierung der Pariser und Londoner Sinfonien gelten kann. Genauso entscheidend ist der Einsatz der anderen Blasinstrumente. Die Flöte findet nach langer Abstinenz wieder in Haydns Orchester (Nr. 53, 61, 63, 70, 71 & 73-81) und das Fagott wird viel differenzierter als zuvor eingesetzt. In vielen der Zwischen Sinfonien ist die Fagottstimme separat notiert (nicht „col Basso“) und tritt paarweise auf. Selbst in Sinfonie 56, wo das Fagott noch col Basso spielt, finden sich lange Solopassagen für das Instrument im langsamen Satz. Zwei Sinfonien der Periode stechen in diesem Sinn besonders hervor, nämlich Nr. 54 und Nr. 61. 54 weist die größte Besetzung bis zu den Londoner Sinfonien auf und der Einsatz der Blasinstrumente in Nr. 61 (besonders im langsamen Satz) übertrifft alle von Haydns früheren Sinfonien mit Ausnahme der Concerto grosso Sinfonien (Tageszeiten und Nr. 31 & Nr. 72), wo der Einsatz der Bläser aber eher solistisch war.


    Auch kennzeichnend für die Zwischen Sinfonien ist die frequente Verwendung von Bühnenmusik (Nr. 50, 53 (einer der Finali), 60, 63 & 73). Die Sinfonie in der Haydn die Bühnenmusik am besten einbaut ist meiner Meinung nach Nr. 73, La Chasse. Das Finale ist die Ouvertüre zu seiner Oper La fedelta premiata und ist mit Trompeten und Pauken besetzt. Haydn orchestriert die dazukomponierten Sätze jedoch nicht mit diesen Instrumenten, sondern lediglich mit Flöte, Oboen, Fagotte, Hörnern und Streichern. Das erlaubt dem Finale als Höhepunkt der Sinfonie zu stehen und die anderen drei Sätze bereiten einen pastoralen Kontext für die Jagd vor.


    Die Musik der Zwischen Sinfonien selbst ist um einiges „freundlicher“ als die des Sturm und Drangs. Die Moll Tonart spielt hier eine eher untergeordnete Rolle, gerade mal zwei Moll Sinfonien gegen Ende der Periode (Nr. 78 und 80), die sich beide nach Dur wenden, und auch einzelne Moll Sätze sind hier selten (Nr. 63 langsamer Satz & Nr. 70 langsamer Satz und Finale). Die Themen der Zwischen Sinfonien sind regulärer als die des Sturm und Drangs und auch die Satzfolge ist die standardisierte schnell - langsam - Menuett - Finale Abfolge die wir von den späteren Sinfonien kennen. Ein Sonata di Chiesa Format gibt es hier nicht und nur einmal vertauscht Haydn Menuett und langsamen Satz (Nr. 68). Und trotzdem gibt es auch in dieser Periode ungewöhnliche und experimentelle Musik. Die schroffe Konfrontation von kontrapunktische Strenge in Moll und pompöse Pracht in D-Dur in Nr. 70 ist hier im Forum schon viel diskutiert worden (siehe Thread zu Sinfonie 70) und die Moll - Dur Auseinandersetzung wird in Nr. 78 und Nr. 80 weitergeführt, wobei sie im D-Moll Werk fast schon komische Züge aufweist. Die Doppelvariationen mit einem Dur und einem Moll Thema (oder Umgekehrt) scheint eine Erfindung dieser Periode zu sein (Nr. 53, 63 und 70). Haydn wird sie dann in den Werken für Paris und London noch weiter verfeinern und zu einem Markenzeichen seiner Musik machen. Nr. 67 ist auch ein exzentrisches Werk, das nicht weniger experimentell ist als die Abschiedssinfonie. Ein finalartiger Satz in 6/8 Takt eröffnet das Werk und das ohne der Stabilität einer langsamen Einleitung. Gefolgt wird der Kopfsatz von einem äusserst dichten langsamen Satz in Sonatenform, der aber von einer seltsamen Passage, in der die Streicher col Legno (mit dem hölzernen Teil ihrer Bogen) spielen, abgeschlossen wird. Das folgende Menuett ist sehr knapp und regulär, hat aber ein seltsames balkanähnliches Trio für die beiden ersten Geigen. Das Finale weist aber mit einem langsamen Insert die größte Überraschung auf. Ähnlich wie bei der Abschiedssinfonie kommt die Musik zu einem abrupten Stop und ein langsamer Satz ertönt statt der üblichen Durchführung. Hier wird aber nicht das Orchester zu zwei Violinen abgebaut, sondern das Gegenteil passiert. Das Adagio wird zunächst nur von einem Streichtrio (zwei Violinen und ein Cello) intoniert und das Orchester wird im Verlauf des Inserts mehr und mehr aufgebaut. Nachdem alle Spieler wieder dabei sind, erklingt das Allegro wieder und bringt den Satz zu Ende. Sind Nr. 67, 70 und 80 in ihrer Gesamtheit vielleicht die ungewöhnlichsten der Zwischen Sinfonien, so gibt es abseits dieser Werke auch noch einige exzentrische Sätze, wie zum Beispiel die seltsamen langsamen Sätze von Nr. 62, 68 und 76 oder auch das „Monster Adagio“ von Nr. 54, das mit einer Länge von 18 Minuten (bei allen Wiederholungen) den Ramen des damals üblichen sprengt.


    Die Antwort auf meiner oben gestellter Frage muss ich daher aus meiner Sicht mit zu unrecht unterschätzt beantworten. Diese Sinfonien sind genauso experimentell und stellen genauso eine Weiterentwicklung des Genres dar wie die vorangegangenen Sturm und Drang Sinfonien oder auch die späteren Pariser und Londoner. Gewiss hat nicht jede Zwischen Sinfonie das Niveau der Sinfonien 54, 56, 61, 67, 68, 70, 73, 77, 80 oder 81, aber auch nicht jedes Sturm und Drang Werk erreicht das Level der Sinfonien 44 oder 45. Und auch bei den späteren Sinfonien gibt es einige Werke die über die anderen herausragen. Schlussendlich sollte auch die Tatsache, dass einige dieser Sinfonien berühmt geworden sind und sich größter Popularität erfreuen, ein Beleg für die Qualität dieser Werkgruppe sein.


    Liebe Grüße aus Wien.:hello:

    Eine kleine Nachtmusik eine Nervensäge? Vielleicht schon, wenn sie als Telefon Warteschleifen Musik missbraucht wird. Sie ist sicherlich nicht meine liebste Serenade von Mozart (das wären Posthorn und Gran Partita), aber sie ist zum einem superb gearbeitet (das Werk eines Großmeisters halt) und zum anderen eine perfekte Miniatur. Dabei liegt für mich die zentrale Botschaft des Werks nicht in dem zu Tode geschlagenen ersten Satz, sondern in der Romanze. Das erste Thema ist einmal wunderschön und der bewegte Mittelteil ist sogar im kleinem Ramen dramatisch. Das Rondo ist zum anderen auch der perfekte Abschluss zu diesem Werk, dass ich zwar nicht oft höre, aber zu dem ich hin und wieder gerne zurückkomme (es war einer der ersten klassischen Stücke die ich kennenlernte).


    LG aus Wien.:hello:.

    Meine zur Zeit liebster Aufnahme der Mozart Klavierkonzerte ist die mit Malcolm Bilson und den English Baroque Soloists unter John Eliot Gardiner. Gerade bei der Kombination von Klavier mit anderen Instrumenten, finde ich Aufführungen mit original Instrumenten aufschlussreich, da die Balance eine ganz andere ist als bei modernen Instrumenten.


    LG aus Wien.:hello:

    Ich habe etwas gezögert, bevor ich diesen Thread startete, weil ich ausser dem Requiem in C-Moll aus dem Jahr 1771 keine anderen Kirchenwerke von Michael Haydn kenne. Angeregt durch den Thread zu Michael Haydns Sinfonien machte ich mir Gedanken zu seiner geistlichen Musik. Von den Sinfonien die ich hörte kam keine auf das Niveau des Requiems, also dachte ich mir, dass Michael Haydns Talente eher bei der Kirchenmusik lagen und dass es einen Thread wert wäre sich mit ihr auseinanderzusetzen.


    Hier ist einmal eine Auflistung der geistlichen Chorwerke von Michael Haydn aus der Wikipedia:


    • Missa in honorem Sanctissimae Trinitatis, MH 1
    • Missa Sanctae Cyrilli et Methodii, MH 13
    • Missa Beatissimae Virginis Mariae, MH 15 (Perger deest)
    • Missa in honorem Sancti Josephi, MH 16
    • Missa Sancti Gabrielis, MH 17
    • Te Deum, MH 28
    • Messe C-Dur, MH 42
    • Missa Sancti Francisci Seraphici (1a), MH 43
    • Messe C-Dur, MH 44 (Perger deest)
    • Missa Sanctae Crucis, MH 56
    • Missa dolorum Beatae Virginis Mariae, MH 57 (= identisch mit MH 552)
    • Missa Sancti Raphaelis, MH 87
    • Missa Sancti Nicolai Tolentini, MH 109/MH 154
    • Missa Sancti Francisci Seraphici (1b), MH 119
    • Missa pro defuncto Archiepiscopo Sigismundo („Schrattenbach-Requiem“), in c-Moll, MH 155
    • Missa Sancti Joannis Nepomuceni, MH 182
    • Missa Sancti Hieronymi, Oboenmesse, MH 254
    • Missa Sancti Aloysii, MH 257
    • Missa in Honorem St. Ruperti (Jubiläumsmesse) in C-Dur, MH 322
    • Sancti Dei MH 328
    • Alleluja! Laudate Pueri, Graduale in festo SS. Innocentium, die Dominica, MH 342 (1783)
    • Effuderunt Sanguinem Sanctorum, Graduale in festo SS. Innocentium, extra Dominicam, MH 392 (1784)
    • Missa in honorem Sancti Dominici (Missa della Beneficenza) in C-Dur, MH 419 (1786)
    • Missa Hispanica (Missa a due cori), MH 422
    • Anima Nostra, Offertorium pro festo SS. Innocentium, MH 452 (1787)
    • Alleluja! Dextera Domini, Graduale pro Dominica quarta post Pascha, MH 484 (1788)
    • Alleluja! Surrexit Christus, Graduale pro Dominica quinta post Pascha, MH 485 (1788)
    • Missa in honorem Sancti Gotthardi (Missa Admontis), MH 530 (1792)
    • Missa in honorem Sanctae Ursulae (Chiemseemesse), MH 546
    • Missa pro Quadragesima, MH 551
    • Missa Quadragesimalis, MH 552 (a-Moll)
    • Missa Tempore Quadragesimae et Adventus, MH 553
    • Deutsches Hochamt „Hier liegt vor deiner Majestät“, MH 536
    • Deutsches Hochamt „Hier liegt vor deiner Majestät“ („Haydn-Messe“), MH 560
    • Deutsches Hochamt, MH 602
    • Deutsches Hochamt, MH 642
    • Missa sub titulo Sanctae Theresiae, MH 797 (MH 796 ohne Gloriafuge)
    • Petite et accipietis, Graduale, MH 798
    • Magnus Dominus, Offertorium, MH 799
    • Te Deum, MH 800
    • Missa sub titulo Sancti Francisci Seraphici, MH 826
    • Missa sub titulo Sancti Leopoldi in festo Innocentium, MH 837
    • Missa pro defunctis, Requiem in B-Dur (unvollendet), MH 838
    • Antiphonarium ad usum chori Rothensis, von 1791


    Wie man sieht hat Michael Haydn mehr geistliche Werke komponiert als sein Bruder. Das Requiem von 1771 kommt an die Werke von Joseph Haydn aus der selben Zeit (Große Orgel Solo Messe, Salve Regina in G-Moll & Nikolai Messe) heran. Ich glaube das kann eine sehr lohnende Entdeckungsreise werden.


    Ich werde mir nach und nach Messen von Michael Haydn anhören und in diesen Thread vorstellen. Da ich zur Zeit bedingt durch meine Arbeit etwas zugeschüttet bin, wird das ein wenig langsam vorangehen, daher bitte ich um etwas Geduld. Wenn jemand mitmachen möchte, würde mich das natürlich sehr freuen.


    Liebe Grüße aus Wien.:hello:

    Lieber Peter,


    ich habe mir ein paar Ausschnitte aus den CD‘s angehört. Ich finde das Fischer hier ein wenig zu sehr auf HIP wollend unterwegs ist. Die Tempi sind sehr straff (es gibt so gut wie keine langsamen Sätze) und vieles wird übermäßig HIP-artig gespielt. Es erinnert ein wenig an Frey mit den Heidelbergern. Die Londoner aus dem großen Klotz waren wahrscheinlich der Schwachpunkt der Sammlung und ich vermute das Fischer sie, mit den neuen Erkenntnissen die er in der Zeit der Aufnahmen gewonnen hatte, nochmals einspielen wollte. Aber bei den Londonern gibt es Gott sei Dank viele gute Aufnahmen, so dass man nicht unbedingt auf Fischer angewiesen ist.


    LG aus Wien.:hello:

    Ein sehr schönes Konzert aus der Serie ist das 8. in A-Moll. Im Finale gibt es im Mittelteil eine wunderschöne Stelle in der die erste Solo Violine eine bezaubernde Melodie spielt während die zweite mit gebrochenen Akkorden begleitet. Das ist eine Stelle bei der ich die Mariner Aufnahme bevorzuge, weil bei Biondi hier etwas zu viel improvisiert wird und die pure Schönheit der Melodie verloren geht.


    LG aus Wien.:hello:

    „Einfache“ Werke im Vergleich zu „Komplexeren“ Stücken wäre sogar einen Thread wert;).


    Zurück zu meinen ersten Hörerfahrungen, möchte ich hier ganz kurz anführen wie es mir mit moderner Musik ging. Als junger Klassik Hörer, war mir die Musik des 20. Jahrhundert eher schwer zugänglich. Es gab zwar ein paar Ausnahmen, wie zum Beispiel Barbers Adagio for Strings, aber größtenteils war mir moderne Musik zu sperrig, dissonant und schrill. Das änderte sich als ich (durch meinen Vater) Werke von Schostakowitsch und Villa-Lobos kennenlernte. Bei Schostakowitsch war es das Klavierquintett, bei Villa-Lobos die Bachianas Brasilieras die mich nach und nach faszinierten. Danach folgten die Sinfonien und Quartette beider Komponisten. Das meiste davon gefiel zwar nicht auf Anhieb (das tut moderne Musik bei mir selten), aber beim mehrmaligen Hören mochte ich die Werke sehr.


    LG aus Wien.:hello:

    Es gibt natürlich auch Werke die oberflächlich „leicht“ klingen, dann aber eine große Komplexität offenbaren, wenn man etwas in die Tiefe hört. So sind beispielsweise viele von Mozarts Klavierkonzerte beim ersten Hören sehr eingängig (ich würde sie sogar als „angenehm“ bezeichnen) stellen sich aber beim mehrmaligen Hören als viel komplexer heraus als man ursprünglich angenommen hat. Viele von Haydns Werken sind ähnlich, besonders die populären Sinfonien wie Paukenschlag und Militär.


    LG aus Wien.:hello:

    Mein erstes Werk der Klassik war sofort etwas für mich. Ich war noch in der Volksschule und hörte Schuberts Forellenquintett.

    Das Forellenquintett war eines der Werke, das ich anfänglich nicht so mochte, weil mir der Klavierpart zu dünn war. Erst später realisierte ich, dass dadurch die Streicher besser zur Geltung kommen, wenn sie nicht vom Klavier gegen die Wand gedrückt werden.


    LG aus Wien.:hello:

    Ganz im Gegenteil denke ich, dass ein Werk, was so einfach zu hören ist, meistens nicht lange hält. Das stimmt allerdings nur meistens und nicht immer.

    Ich weiß nicht ob ich da unbedingt zustimmen würde. Die Beispiele von Werken die mir sofort gefielen, Beethovens 7. und Haydns 101., haben bei mir nie an Stellenwert verloren und ich halte beide noch immer für Meisterwerke des ersten Rangs. Ich glaube auch generell nicht, dass wenn ein Werk eingängig ist, es daher weniger wert ist als das, das sich schwer erschließen lässt. Meiner Meinung nach muss jedes Stück für sich beurteilt werden. Die Qualität des Werks bestimmt schlussendlich ob es von Dauer ist.


    LG aus Wien.:hello:

    Ich vergaß den „Aha“ Effekt nach dem Hören der richtigen Interpretation zu erwähnen. Bei mir sind Haydns Klaviertrios ein gutes Beispiel dafür. Meine erste Begegnung mit ihnen waren Aufnahmen mit modernen Instrumenten. Zwar mochte ich die Musik, wunderte mich aber immer warum Haydn die Cellostimme an die linke Hand des Klaviers gebunden hatte. Mich irritierte das und ich fand es irgendwie unnötig. Erst als ich die Trios mit original Instrumenten hörte machte Haydns Vorgehensweise Sinn und die Klaviertrios sind jetzt in meiner Meinung unter Haydns besten Werken.


    Auch gab es Werke die anfänglich nicht so mochte, weil ich sie mit der falschen Interpretation kennenlernte. Haydns Bär ist ein gutes Beispiel dafür. Die erste Aufnahme die ich von dem Werk hatte war die mit Antal Dorati. Nicht schlecht, aber doch etwas dünn, was der Musik nicht ganz gerecht wird. Als ich dann die Aufnahme von Leonard Bernstein und der vollen Wucht der New Yorker Philharmoniker hörte liebte ich das Werk sofort. Und mit Harnoncourt erst recht!


    LG aus Wien.:hello:

    Wer kennt das nicht. Man hört ein Werk zum ersten mal und denkt sich: „Das ist nichts für mich.“ Irgendwann später kommt man zu diesen Stück zurück und hat dann diesen „Wow“ Effekt. Andererseits gibt es Stücke die einem gleich auf Anhieb gefallen. Woran liegt das? Sind die erstgenannten Werke schwieriger? Liegt das an der Erwartungshaltung? Ist es vielleicht eine initiale Ablehnung gegenüber eines Genres? Eines Komponisten? Oder einer Stilrichtung? Interessant wäre es dem auf den Grund zu gehen. Ich bringe einmal zwei Werke, eines das ich sofort mochte und eines das mir erst nach mehrmaligen Hören gefiel.


    Beethovens siebte Sinfonie ist ein Werk das mir auf Anhieb zusagte. Sie war das erste klassische Werk das ich in meinen jungen Jahren kennenlernte. Ich bekam damals von meinem Vater eine Schallplatte mit der siebten gespielt von der Wiener Philharmoniker unter Joseph Krips. Mir sagten vor allem die ersten beiden Sätze zu, der rhythmisch geprägte Kopfsatz, sowie das marschartige Allegretto. Auch das turbulent mitreisende Finale war (und ist) damals ein großer Hit.


    Haydns Streichquartett op 76/6 war andererseits ein Werk mit dem ich mir anfänglich schwertat. Ich mochte die Fantasia (langsamen Satz) auf Anhieb, während mir der Kopfsatz überhaupt nicht gefiel. Diese Variationen über „Nichts“ waren mir in meinen jungen Jahren nicht geheuer und ich wunderte mich was Haydn damit sagen wollte. Es war erst später (ich war so um die 25), dass ich den Zusammenhang des Kopfsatzes mit dem restlichen Quartett erkannte und die Logik mit der Haydn dieses Quartett machte sich mir offenbarte (siehe auch Thread zu Haydns op 76/6).


    Was war dann der Unterschied? Lag es an den Komponisten? Nein, weil Haydns Sinfonie 101, die ich etwas später kennenlernte, gefiel mir auch sofort und einige von Beethovens späten Quartetten fand ich anfänglich auch sperrig. Lag es an den Genre? Nein, denn Haydns Sonnenaufgangsquartett aus dem selben Opus sagte mir auf Anhieb zu (es war mein ursprünglicher Favorit der Serie). Auch gefiel mir Haydns 51. Sinfonie beim ersten Hören nicht, jetzt aber ist sie einer meiner Favoriten. Ich glaube was mir beim Es-Dur Quartett zu schaffen machte, war dass der Kopfsatz nicht wirklich für sich alleine stehen kann, während der Kopfsatz von Beethovens siebter das sehr wohl kann.


    Abschließend möchte ich noch anmerken, dass es bei den beiden Werken kein „besseres“ oder „schlechteres“ gibt (es wäre auch sehr schwer eine Sinfonie mit einem Quartett zu vergleichen). Beide sind für mich unverzichtbar, nur war der anfänglicher Zugang ein anderer.


    Auch noch zu erwähnen ist dass ich hier zwei Werke verglich. Dasselbe kann man aber auch Komponisten, Genres oder auch Stilrichtungen machen.


    Die Fragen die man sich hier stellen sollte:


    Was gefiel sofort?

    Was sprach einem erst nach x-maligen Hören an? Wie fand man dazu?

    Zu was bekam man nie einen Zugang?


    LG aus Wien.:hello:

    Lieber Jens,


    der Michael Haydn Kirchenmusik Thread wird auch bei mir ein wenig dauern. Ich bin gerade in der Arbeit mit viel Blödsinn zugeschüttet, da kommt man leider nicht zu den Sachen die wirklich Spaß machen. Aber, wie gesagt, ich habe Michael Haydns Kirchenmusik auf dem Radar, irgendwann wird es soweit sein.


    LG aus Wien.:hello:

    Ich habe gerade Michael Haydns Sinfonie 28 in C-Dur noch einmal angehört und muss mein ursprüngliches Urteil revidieren. Diese Sinfonie ist ein Meisterwerk! Vor allem der zweite Satz mit seinem dramatischen Mittelteil (inklusive Trompeten und Pauken, für 1784 eher ungewöhnlich) macht diese Sinfonie zu einem superben Hörerlebnis. Auch die beiden anderen Sätze sind von hoher Qualität und hier kommt Michael Haydn an seinem Bruder und auch Mozart heran. Dabei ist erstaunlich, dass Michael Haydn Mozart viel näher ist als seinem Bruder (Salzburger Connection?). Vor allem wie Michael Haydn seine Trompeten einsetzt erinnert mich eher an Mozart und weniger an Joseph Haydn.


    Ich möchte mich, sobald es mir die Zeit erlaubt, mit Michael Haydns Kirchenmusik auseinandersetzen. Ich glaube, dass es da sehr viel tolle Musik zu entdecken gibt. Ich werde dann den entsprechenden Thread starten, ausser jemand kommt mir zuvor, in welchen Fall ich natürlich gerne mitmache.


    LG aus Wien.:hello:

    Gestern Abend nach langer Zeit wieder gehört und sehr begeistert. Eigentlich war diese Sinfonie mein Anti-Favorit unter den Parisern, aber nach dem gestrigen Hören muss ich meine Meinung revidieren. Vor allem der Kopfsatz hat mich sehr angesprochen. Der Kontrast zwischen den ruhigen und pastoralen Hauptthema und den aufbrausenden Tonleitern ist sehr beeindruckend und die fast schon romantische Stimmung in der Durchführung, wo das Hauptthema im Stretto von gesamten Orchester verarbeitet wird, machen diesen Satz zu einer der effektivsten der Pariser Sinfonien.


    Der zweite Satz ist vielleicht etwas glatt und kommt an die langsamen Sätze von 83, 86 & 87 nicht heran, ist aber gleichwertig mit dem Allegretto von 82.


    Das Menuett erinnert ein wenig an den Donauwaltzer und das Trio hat so eine wunderschöne Passage wo die Blasinstrumente nacheinander über einen Orgelpunkt ein Motiv aus dem Thema des Trios intonieren.


    Das Finale ist ein munteres Rondo, mit einer erstaunlichen Passage im Mittelteil in der die Musik rhythmisch “auseinander fällt”. Es gibt eine ähnliche Stelle im Finale von Mozarts 40. Sinfonie am Anfang der Durchführung.


    Die Aufnahme die ich hörte ist die von Roy Goodman mit seiner Hanover Bande, die (glaube ich) hier noch nicht erwähnt wurde. Eine sehr gute Aufnahme, wie überhaupt die ganze CD mit den Sinfonien 86 und 87.


    LG aus Wien.:hello:

    Was meinst Du mit "nicht authentisch"? Was macht die Stimmen nicht authentisch und was wäre authentisch?


    Bei Mozart könnte es Stellen geben, an denen Pauken ohne Trompeten spielen; gefunden habe ich auf die Schnelle keine... in Opern könnte man fündig werden.

    Es wird vermutet, dass die Paukenstimmen in den Sinfonien 13 und 72 nicht von Haydn selbst stammen (daher “nicht authentisch”), sondern später von jemand anderen hinzugefügt wurden (gängige Praxis im 18. Jahrhundert).


    LG aus Wien.:hello:

    Pauken traten in der Regel auch meist unzertrennbar mit Trompeten auf, selten ohne.

    Ich habe mich schon immer gewundert warum es in der Klassik nicht mehr Werke mit Pauken aber ohne Trompeten gibt. Haydn schrieb einige Sinfonien mit Paukenstimme aber ohne Trompeten, weil es beim Esterhazy Hof selten Trompetenspieler gab. Ich finde die Kombination von Hörnern und Pauken sehr überzeugend, besonders wenn vier Hörner involviert sind, wie zum Beispiel in den Sinfonien 13 und 72 (ich weiß, dass die Paukenstimmen in diesen Werken nich unbedingt authentisch sind, aber der Klang ist superb). Auch bei Sinfonien die nur zwei Hörner und Pauken haben wie zum Beispiel 53 und 61 vermisse ich die Trompeten nicht. Interessanterweise kenne ich kein Mozart Werk das mit Pauken aber ohne Trompeten besetzt ist (dafür einige Sinfonien mit Trompeten aber ohne Pauken).


    LG aus Wien.:hello: