Beiträge von stefan

    Philhelene schrieb:

    Zitat

    Hallo Stefan,


    ich provoziere ja auch ein bisschen. Aber was mir zum Beispiel überhaupt nicht gefällt, ist das Duett Azucena-Manrico im zweiten Akt (das teilweise doch fast schon Minimal Music ist, oder? ). Das Gespräch Leonore-Ines im ersten Akt ist imo auch ziemlich substanzlos - ich bin ja kein Fachmann, ich kann nur sagen, was ich langweilig oder nicht langweilig finde. Aber für mich ist das ein fades Gedudel, das ich als Hintergrundmusik gerade noch aushalte. Da ist der späte Verdi, und auch der "religiöse" Verdi doch viel besser! Kennt übrigens jemand sein "Ave Maria" für Mezzosopran und Streichorchester?


    Hallo Philhelene,
    jetzt verstehe ich das mit den Durchhaengern beim Troubadour. Gewiss gibt es Szenen im Troubadour, in denen die Saenger -- sagen wir es einmal so -- "Luft holen" koennen. Die Eingansszene nach dem Prolog, genauergesagt das Rezizativ Ines - Leonore ist musikalisch nicht wertvoll, es hilft aber die Primadonna zu praesentieren und nicht gleich mit der darauf folgenden grossartigen Kavatine anfangen zu muessen.
    Auf die Zigeunerszenen incl. dem Chor (den ich einen der schwaechsten unter Verdis Choeren finde) und Stride la vampa koennte ich auch verzichten, weniger auf das Duett Manrico Azucena. Das ist zwar "Leierkasten"-Musik (man merkt foermlich, wie der Leierkasten immer wieder angedreht wird), aber auf seine Weise bemerkenswert.
    Es gibt da noch so einige vermeintliche "Durchhaenger", z.B. nach Lunas Arie und Kabaletta, jedoch geht das dann in Leonoras Kantilene im Finale des zweiten Aktes ueber. Wie sich die Primadonna dann aus dem "Durchhaenger" hervorhebt, ist wieder Verdis Geniestreich.
    Nachher gibt es dann noch Durchhaenger vor dem Duettino Leonora-Manrico und dem fuerigen Duett Leonora-Luna.
    Das Finale des letzten Aktes mag ich am wenigsten.
    Danke fuer die Provokationen. Das regt interessante Diskussionen und zum Nachdenken an.
    Stefan

    Theophilus:

    Zitat

    Jetzt würde mich aber wirklich interessieren, was am Troubadour unlogisch oder gar haarsträubend ist. Dieses Nachbeten alter Vorurteile hat mir noch niemand wirklich schlüssig erklären können.


    Wenn schon nicht unlogisch, dann zumindest haarstraeubend. Und Slezak hat das mit seinem ihm eigenen Humor auf den Punkt gebracht.
    Aber trotzdem, ich mag den Troubadour (Slezak vermutlich auch), und mag man ihn als "operettig" bezeichnen oder ueber die vielen, uebrigens sehr gut komponierten Hum-ta-tas herziehen.
    Ich weiss allerdings wirklich nicht, wo "Musik ziemlich durch"-haengt, und wo "Emotionen stets Mangelware" sind ? Etwas provozierend muss ich anfuegen, Phihellene muss entweder eine schlechte Auffuehrung gesehen oder eine schlechte Einspielung gehoert haben.


    Aber eigentlich sind meine Verdi-Lieblingsopern Macbeth, Attila, Ernani, Ein Maskenball, Die Macht de Schicksals, Otello und Falstaff.


    Stefan

    Ich wuerde Verdi eher die "Quattro pezzi sacri" und sein Requiem verzeihen als den grossartigen Troubadour. Muss Oper, oder Theater ueberhaupt, logisch sein ? Der Troubadour ist es sicher nicht, aber die Musik ist so gut, dass man das haarstraeubende Libretto gerne in Kauf nimmt.
    Verdi war ein Theatermensch, seine effektvolle Musik unterstreicht das umsomehr.
    Was Verdi von den anderen Opernkomponisten seiner Zeit unterscheidet, ist die Art und Weise, nahezu banale Rhythmen auszukomponieren, dass sie nicht nur banal klingen.
    Die Choere aus Nabucco, Rigoletto (z.B. nach der Arie des Herzogs im zweiten Akt), Macbeth basieren auf einfachen Rhythmen, sind aber grossartig komponiert.
    Man hoere sich im Vergleich einmal Pacini, Mercadante oder Soliva an: der Unterschied in der Qualitaet zwischen Verdi und ihnen ist aehnlich gross wie zwischen Mozart und seinen Zeitgenossen Salieri, Soler, Cimarosa etc.


    Das Grundrepertoire der Opernhaeuser basiert eigentlich nur auf vier Komponisten:
    Mozart, Verdi, Wagner und Puccini.
    Die Werke von Puccini und Wagner polarisieren zu sehr die Zuschauerschar, als dass deren Fehlen allzugrosse Auswirkungen hatte.


    Es gibt Leute, die Verdi und/oder Mozart nicht moegen, die aber in die Oper gehen, um Werke anderer Komponisten zu sehen. Wenn sie das moechten, koennen sie sich gerne als elitaeres Haeufchen verstehen.


    Ich behaupte aber, dass ohne Mozart und Verdi garnichts mehr ginge: Die Mehrzahl der Opernhaeuser waere schon seit Jahrzehnten geschlossen. Haette es Verdi nicht gegeben, gaebe es heute keine italienischen Opernhaeuser mehr, und die MET auch nicht.
    Gruss,
    Stefan

    An fuer sich finde ich die Absicht Opern zu verfilmen sehr gut.
    Es gibt auch genuegend gute Beispiele, u.a. die obengenannten Produktionen mit Ponnelle als Regisseur. Diese Produktionen, wie so viele andere, sind meist wenig aktuell. Man sollte also nicht die gleichen Erwartungen wie an eine Theaterinszenierung stellen. Vor allem auch mit dem Hintergrund, dass nach Ausstrahlung in Kinos, diese Filme auf Video und neuerdings als DVD erscheinen.
    Persoenlich moechte ich mir keinen Film kaufen, in dem ich eine allzu aktuelle Inszenierung vorgesetzt bekomme, es sei denn, sie ist wirklich sehr sehr gut, oder es sind ausserordentlich gute Protagonisten am Werk.
    Fuer zuhause bevorzuge ich eher "zeitlose" Produktionen, die ich mir auch gerne wieder mit gewissem Abstand ansehe, ohne mich zu aergern.
    Es gibt so einige Opernfilme, eben vorwiegend von Unitel produziert (im nachhinein muss man den seinerzeit so gescholtenen Kohl-Spezi Leo Kirch doch ein grosses Engagement fuer Kulturproduktionen bescheinigen), die ich nicht missen moechte.
    Natuerlich koenen Opernfilme auch auf Theaterproduktionen beruhen, wenn man nur die entsprechende Kamerafuehrung moeglich ist.
    Hier eine Liste von Film- und Fernsehrproduktionen, die ich fuer sehr gut halte
    (die Reihenfolge ist kein Indiz fuer einen Rang):
    Haensel und Gretel unter Solti,
    Rossinis Figaro unter Abbado (Ponnelle)
    Mozarts Figaro unter Boehm (Ponnelle)
    Cenerentola unter Abbado (Ponnelle)
    Der Monteverdi-Zyklus unter Harnoncourt (Ponnelle)
    Zauberfloete (Trollfloeten) unter Bergmanns Regie
    Don Giovanni unter Maazel (Losey) und unter Furtwaengler
    Macbeth, BBC-Produktion mit Patricia Johnson, Ghiaurov, Bailey, Shicoff
    Der Wildschuetz, BR-Produktion unter Leitner mit Berry und Krenn
    Der Liebestrank, 2 RAI-Produktionen aus den 40er und 50er Jahren mit Tajo/Gobbi/Sinimberghi und Taddei/Capecchi/Valetti/Noni
    Otello auf Deutsch aus Ost-Berlin (Felsenstein)
    Tosca mit Kabaivanska, Domingo und Milnes


    Beste Gruesse,
    Stefan

    Ich habe mir nach dem Hinweis von "Don Basilio" die CPO-Aufnahme von Solivas Oper Giulio e Sesto Pompeo bestellt und teilweise angehoert.
    Allerdings verstehe ich jetzt, warum der Komponist bisher so wenig bekannt war: Schon bei den ersten Toenen dachte ich mir: "so gut kann ich auch komponieren". :(
    Der Punkt ist, dass die besseren Belcanto-Komponisten aus einem banalen Rythmus, z.B. 'Hm ta ta", das ja derart oft in solchen Opern verkommt, ziemlich viel machen konnten. Verdi (obwohl ich ihn nicht zum Stamm der eigentlichen Belcanto-Komponisten zaehle) war darin ein einzigartiger Meister. Bellini hatte sehr viele melodioese Ideen, und Donizetti verstand auch aus vielem noch mehr zu machen.
    Bei Soliva, also, habe ich da so meine Zweifel, aber ich muss mir alles noch einmal in Ruhe anhoeren. Dennoch bisher ist die Entdeckung eher eine Enttaeuschung (ohne grossen Schmerz dank des dezeit geringen Preises von 7.99 Euro bei jpc).
    Ich bin aber trotzdem Don Basilio fuer seinen Hinweis dankbar.


    Weihnachtsgruesse an alle,
    Stefan

    Hallo Theophilus,
    ich fand aber die Dialoge in Soltis Einspielung garnicht so schlecht, jedenfalls viel besser als in Boehms Wunderlich-Zauberfloete.


    Noch eine Anmerkung, die auf dem zuletzt in 3sat ausgestrahlten "DaCapo"-Gespraech (aus den spaeten 80er Jahren) zwischen August Everding und Nikolai Gedda beruht:
    Gedda sagte, dass neben den Auffuehrungen der Zauberfloete an der Hamburgischen Staatsoper in der Liebermann-Aera eine Studio-Film-Aufnahme entstand, in der urspruenglich Peter Ustinov als Papageno vorgesehen war. Es kam aber dann nicht dazu, und anstelle von Ustinov sang dann der an vielen deutschen Buehnen als Papageno bekannte William Workman (ich kenne ihn noch aus Frankfurt). Gedda sagte, dass es fuer ihn eine grosse Enttaeuschung war, dass man Ustinov nicht den Papageno verkoerpern lies (ohne dass er etwas gegen Workman hatte).
    Wahrlich, das waere sicher sehr interessant gewesen.


    Stefan


    P.S.: Hat eigentlich jemand die in Italienisch gesungene Zauberfloete aus Rom unter Karajan mit Gedda, der Schwarzkopf und Taddei vollstaendig angehoert ? Ich habe Ausschnitte mit den Papageno-Szenen Taddeis auf LP: das ist grossartig, und die Pamina Arie mit Schwarzkopf konnte ich kuerzlich im Radio hoeren, allerdings war da die Figaro-Graefin (Enchante', Gnae'Frau) fuer die vorgesehene Pamina eingesprungen.

    Hallo Melot1967,
    ich kenne Auszuege aus diesem Buch, weil Absaetze daraus bei jpc als Kaufempfehlung verwendet werden. Viele der Kommentare sind ein "Krampf" und oberflaechlig.
    Der Kommentar zur ersten Decca-Zauberfloete unter Solti (es ist Soltis zweite nach der Aufnahme beim HR aus den Jahren als er GMD in Frankfurt war) ist fast fast "boesartig". Ich zaehle diese Aufnahme immer noch zu den besseren Einspielungen.
    Aus Wiener Sicht verteidigt man sicher gerne die traditionellen Versionen, und ich muss sagen, das diese mir ueberwiegend gefallen (vor allem mit Seefried, Kunz oder Berry, Dermota etc), aber deswegen muss man es nicht verteufeln, wenn es anders gemacht wird.
    Stefan

    Eigentlich braeuchten wir viel mehr gute Verdi-Baritone.
    Bekommen wir da nach den recht guten 60-er und 70-er Jahren und Brusons sowie Zancanaros Abgang noch drei gute zusammen ?
    Vereinzelt gute Leistungen von Chernov, neuerdings von Carlos Alvarez (wie lange noch ?), taeuschen nicht darueber hinweg, dass ein grosser Mangel an Verdi-Baritonen herrscht, sodass wir uns immer wieder den unertraeglichen Nucci anhoren muessen, der nicht merkt, dass er aufhoeren sollte.


    Was Tenoere angeht, mache ich mir weniger Gedanken, da dies mit Ausnahme von intelligenten Saengern (wie Domingo, Bergonzi, auch Pavarotti und Kraus) ein hoffnungloser Fall ist: Die Eitelkeit wirkt sich negativ auf die Intelligenz aus (siehe Alagna) . Selbstueberschaetzung und ein volles Portmonnaie fuehren zu fruehem Verschleiss.
    Zum Glueck gibt es die so reiche Brutstaette Mittel- und Suedamerika fuer hoffnungvolle Tenortalente. Da kommen immer welche nach, selbst wenn sich die Vorigen schon zu Tode gesungen haben ...


    Stefan

    Ich bin so ungefaehr seit 1980 Kunde bei jpc.
    Gelegentlich gab es mal ein Geschenk, aber fuer mich ist das eher unwichtig.
    Wichtiger ist der Kundenservice und die Preise.
    Seit 12 Jahren wohne ich jetzt in Frankreich, und bestelle immer noch bei jpc, einfach weil die Preise deutlich niedriger sind als hier, mit Ausnahme mancher Labels wie Bmg/RCA, Capriccio. Ich weiss eigentlich nicht warum.
    Mittlerweile hat jpc den Versandpreis nach Frankreich von 9.99 auf 7.99Euro gesenkt, und befolgt die Politik, dass man ohne Versandkosten-Aufpreis noch Artikel nachbestellen kann, sofern noch ein Artikel aus frueherer Bestellung nicht ausgeliefert ist. Das nenne ich kundenfreundlich und ermuntert Nachbestellungen, ohne dass man nach anderen Moeglichkeiten sucht, die Versandkosten zu minimieren. ;)
    Jpc gehoert zu den zuverlaessigsten Firmen im Versandhandel. Ihre Expansion, und eine gewisse Marktbeherrschung in Deutschland, ist wohl auch eine Frage des Ueberlebens, denn sonst wuerde alles durch das multinationale Konglomerat von Amazon aufgefressen. Es ist zu vermuten, dass hinter so manchen Firmen, die sehr guenstige neue CDs (wegen des guenstigen $-Kurses) unter Amazon-Marketplace aus den USA verschicken (Caiman), auch Amazon steckt.
    Ein einziges Mal (kuerzlich) war ich von jpc etwas enttaeuscht, als mir durch einen Verpackungsfehler eine falsche CD geschickt wurde, und eine andere bestellte CD fehlte. Natuerlich bekam ich die fehlende CD nachgeschickt, aber die Versandkosten fuer die zurueckgeschickte falsche CD wurden mir (zumindest bis jetzt) nicht verguetet. :(
    Gruss,
    Stefan

    Hallo Antracis,
    mit Klemperers und Boehms Aufnahmen ist man wahrlich gut bedient. Was Abbado dazu bieten kann, ist mir nicht klar. Mit Ausnahme von Rene Pape und Dorothea Roeschmann als Pamina, ist da wahrlich nichts, was die Aufnahme zu einer Spitzenaufnahme macht.
    Der Papageno ist stimmlich derart unsicher, dass man fragen muss, ob es da derzeit nicht bessere Saenger gibt (was ja schon die Englisch gesungene Aufnahme mit Kennlyside als Papageno beweisst). Natuerlich, wenn man vorher schon weiss, dass Abbado dirigiert, trichtert man sich schon ein, dass das gut sein muss.
    Wenn schon eine neuere Aufnahme, dann eine solche, die Kontrast zu dem traditionellen Klangbild bietet: ich bevorzuge Oestman (mit Streit und Bonney).
    Unter den zuletzt wiederveroeffentlichten Aufnahmen gefaellt mir die eigentlich unterschaetzte Einspielung unter Levine (mit dem recht heldischen Eric Tappy als Tamino und erneut Martti Talvela als Sarastro, sowie Boesch, Cotrubas, van Dam etc).


    Weiter oben wird Karl Loebl mit seiner Aussage zu Deutekoms Koenigin der Nacht zitiert. Loebl hat zwar recht, die Koloraturtechnik der Deutekom mit Jodln in Verbindung zu bringen, aber ich bevorzuge ihr durchaus dramatisches Singen dem Gekiekse so mancher Soubrette. Obwohl ich Loebls mittlerweile vom ORF abgesetzte Sendung am Sonntag Nachmittag immer gerne angehoert habe, finde ich in diesem Falle seine Aussage ziemlich beckmesserisch.


    Stefan

    Hallo Sixtinus,
    in den letzten Jahren sind eine ganze Menge Aufnahmen mit Josef Metternich wieder zugaenglich geworden. Hier ist der Link zu einer Web-Seite, genaugesagt zum Label Walhall, bei dem die allermeisten Opernaufnahmen neu herausgebracht wurden:
    http://www.gebhardtmedien.de/9…rnity-series,index,0.html


    Es gibt da ganz wunderbare Aufnahmen, die allerbeste ist der Macbeth unter Keilberth von der Berliner Staatsoper 1950. Von den beiden Maskenball-Aufnahmen ist, zumindest fuer Metternich-Fans, die Aufnahme des Bayerischen Rundfunks mit der Nilsson unter Erede zu empfehlen. Beim MET-Livemitschnitt klingt Metternich etwas eingeschuechtert.
    Ansonsten: eine grosse Ueberraschung war der Arabella-Mitschnitt aus Berlin mit Christl Goltz, der erst kuerzlich wieder aufgetaucht ist.
    Die Aufnahmen sind bei jpc zu wenig Geld zu beziehen, sind recht gut gefertigt (und sind den eventuelle parallel bei Cantus/Line erhaeltlichen Versionen vorzuziehen). Die CD-Boxen beinhalten allerdings nur ein Track-Listing und eine Zusammenfassung der Handlung, keine weiteren Informationen.


    Gruss,
    Stefan

    Ich habe mir eine Cantus-Doppel-CD von Gounods "Mireille" gekauft und nun auch angehoert, eine Aufnahme aus den spaeten 40-er Jahren, von der ich mir keine Klangwunder versprach. Allerdings ist die Ueberspielung erneut aeusserst maessig. Es scheint als habe man erst von einer LP auf MCs ueberspielt und dann erst auf ein Digitalmedium, denn man hoert sowohl die Oberflaechengeraeusche der LP als auch Ungleichmaessigkeiten im Klangspektrum, die beim Abspielen von alternden MCs auf alternden Kassettenrekordern vorkommen.
    Trotz der musikalischen Qualitaet der Aufnahme eher eine Enttaeuschung.


    Stefan

    Danke, Liebestraum,
    das ist gut zu wissen.
    Vielleicht sollte sich die Kasarova selbst mal ihre neueren und ihre aelteren Aufnahmen anhoeren, um wieder selbstkritisch zu werden.
    Stefan


    Fuer alle diejenigen, die die Lissaboner Traviata der Callas nur von der EMI-Kopie kennen, und mit dem Klangbild nicht zufrieden sind, sei diese Doppel-CD empfohlen.
    Wie ich schon in einem anderen Thread vermerkt habe, handelt es sich hier um eine Ueberspielung von einer Klangquelle, die das Opernhaus selbst erstellt hat und als Band an die Kuenstler (Callas, Kraus, Sereni etc.) verteilt wurde. Offenbar wurden CD-Exemplare spaeter ohne kommerziellen Hintergedanken in begrenzter Stueckzahl in Lissabon verkauft.
    Auf einer solchen Quelle beruht wohl die nun von Pearl vertriebene Aufnahme, die so klingt, als waere ein Mikrophon ganz in Buehnennaehe aufgestellt gewesen, aber auf keinen Fall in Publikumsnaehe.
    Die Klangqualitaet ist weitaus besser als die der EMI-Ausgabe.
    Die Aufnahme war eine grosse Entdeckung fuer mich. Ich konnte sie kuerzlich noch zu vernuenftigem Preis (ca. 18 Euro + Versandkosten) erwerben; mittlerweise ist sie deutlich teurer geworden.
    Ich hoffe fuer alle, dass durch den Wegfall der Kopierschutzrechte fuer eine Auffuehrung dieses Datums (1957+50Jahre = 2007), Walhall, Naxos oder Cantus sich entschliessen, sie zu guenstigem Preis zugaenglich zu machen.
    ber Achtung, versichert Euch in diesem Falle, welche Klangquelle einer solchen Veroeffentlichung zugrunde liegt.


    Auf jeden Fall ist die Callas als Traviata grandios, trotz aufkommender Verschleisserscheinungen, zu hoeren im 1. Akt. Ihre Szenen im letzten Akt sind mitreissend und gerade wegen einer flackerigen Stimme (gewollt oder ungewollt) enorm glaubwuerdig. Und dazu diese Partner (Kraus, Sereni ).


    Stefan

    Es scheint in der Tat zu stimmen, dass Schock 1959 den Stolzing auf Baureuths Buehne gesungen hat;
    http://www.wagnerdiscography.c…hy/mei/mei59leinsdorf.htm


    Ob es hoerenswert ist, weiss ich nicht. Auf jeden Fall waren solch relativ grosse Partien auf der Buehne fuer Schock wohl eher eine Tortur.


    Hingegen ist die Aufnahme unter Kempe mit Ferdinand Frantz als Sachs eine Studio-Aufnahme der EMI-Electrola.


    Oben wird Schocks Lohengrin-Aufnahme unter Schuechter mit Cunitz, Klose, Metternich und Frick angesprochen. Die Aufnahme ist mittlerweile von Walhall ( WLCD 0075 )


    http://www.gebhardtmedien.de/9…rnity-series,index,0.html


    herausgebracht worden. Ich besitze noch die EMI CD-Ausgabe unter dem Label 'References' von 1995 und kann diese Aufnahm nur waermstens, vor allem auch wegen dem Paar Klose/Metternich empfehlen.


    Stefan

    Die oben angesprochene Auffuehrung von den Salzburger Festspielen moechte ich auf keinen Fall missen. Ich habe sie damals auf MC mitgeschnitten und war einige Jahre spaeter froh, sie auf Video kaufen zu koennen.
    In Uebereinstimmung mit vielen, die sich hier aeussern, bin ich von dem Don Magnifico Walter Berrys begeistert gewesen, vor allem weil er das Bloedeln der typisch italienischen Bass-Buffos vermeidet. Man merkt ihm richtig den Spass an, den er in dieser Rolle hatte, auch in den Momenten, wenn er den boesen Stiefvater zu spielen hat.
    Sehr gut sind auch Gino Quilico als Dandini und Wolfgang Schoene als Alidoro. Stimmlich ist Ann Murray Geschmackssache, aber darstellerisch ist sie ueberzeugend.


    Auch der wiederveroeffentlichte Ponelle-Film unter Abbados musikalischer Leitung ist sehens- und hoerenswert. Allerdings macht Montarsolo als Magnifico -- vermutlich gewollt -- genau die Unarten, die Walter Berry vermeidet. Frederica von Stade ist fast eine ideale Angelina, nur bisweilen fehlen ihrer Stimme Resonanzen (was ihr aber den typischen Stimmklang verleiht), die an Intonationsschwierigkeiten glauben lassen. Ich habe die Saengerin noch auf einem Mitschnitt der "Donna del lago" (Rossini) in der sie bisweilen falsch singt. Ich vermute, dass deswegen auch ihre Karriere zuende ging. Vielleicht war das kein wirkliches Stimmproblem sondern eher ein Defekt in ihrem Gehoer (Franz Crass hat ja deswegen seine Karriere fruehzeitig beendet).


    Kennt eigentlich schon jemand die neue Aufnahme mit der Kasarova (bei RCA/Bmg) ?
    In ihren letzten Aufnahmen hatte ich den Eindruck, dass diese von mir bisher sehr geschaetzte Saengerin zu Unarten bei der Tonbildung neigt und vielfach zu viel des Guten tut, um Schoenklang mit Ausdruck zu verbinden. Frueher hat sie weniger maniriert gesungen. Was sie bei der Angelina macht, weiss ich nicht.


    Stefan

    Hallo Herbert,
    ich stimme vollkommen zu. Oh ja, da sind ja auch noch diese Aufnahmen mit Ausschnitten aus der verkauften Braut und andere Duett-Szenen mit der Jurinac.
    Und dann gibt es noch den sehr schoenen Zigeunerbaron (mit Jurinac und Hann).


    Stefan

    Um auf die ersten Beitraege hier zurueckzukommen, und auf die Kritik von Juergen Kesting an Peter Anders:


    Kesting bezeichnet die fruehen Aufnahmen von P.Anders (z.T. auf dem oben abgebildeten Recital vorhanden) als teilsweise 'provinziell'.
    Das mag vielleicht auch bedingt zutreffen, auch der Vorwurf, dass die Technik nicht ausgereift war, aber Kesting zeigt sich insgesamt sehr anerkennend, was P.A. angeht.
    In seinen Kritiken kommen ja nur ganz wenige ungeschoren davon.
    Dennoch empfinde ich P.A.s Mozart-Aufnahmen, auch die schon angesprochenen Ausschnitte mit Erna Berger aus der Entfuehrung als beispielhaft, weil sie mit diesem feinen, intimen Ton gesungen sind, den man eigentlich nur bei ihm hoert.


    Stefan

    Es gibt da eine gewisse Parallele zu Alagnas Anmassung, sich noch einmal vor das Publikum der Scala zu trauen:
    Soweit ich weiss, wurde sein Vertrag bei der EMI nicht fortgefuehrt, oder gar gekuendigt (wer mehr darueber weiss, kann es hier vielleicht Kund tun).
    Die meisten seiner Opernaufnahmen (die er fuer Emi oder Virgin gemacht hat) sind auch noch unter diesen Labels erhaeltlich.
    Aber dass seine Recitalplatten ploetzlich unter dem Label (mehr ist das ja heute nicht mehr) Deutsche Grammophon erscheinen, ist ja so etwas wie ein Eintritt durch die Hintertuer.
    Wer weiss, ob diese Hintertuer bei der Scala nicht abgeschlossen ist ...


    Stefan

    Hallo,
    das hohe B war sicher nicht der Grund, warum Alagna nachher ausgebuht wurde, eher eine Ansammlung von schlechter Intonation etc.


    Nur um Theophilus zu bestaetigen:

    Zitat

    Pavarotti konnte dies! Es gibt davon beim ORF ein atemberaubendes Beispiel aus der WSO (ca. 1983). Weiters soll es auch von Bergonzi einen Mitschnitt mit dieser Variante geben.


    Bergonzi hat in New York das hohe B im Piano gesungen, zu hoeren auf einer Myto CD-box unter Solti, mit L. Price, Rita Gorr, Mario Sereni etc (recht guter Mono-Klang).
    Aber Herbert hat recht, dass man auf der Buehne so gut wie nie einen Tenor hoert, der das kann oder sich traut.


    Stefan

    Hallo Antracis,


    Zitat

    Fairerweise muß man anmerken, dass auch weitaus größere Sänger den Piano-Schluss der besagten Radames-Arie gemieden haben, da es wirklich teuflisch schwer ist. Verdi selbst hat meiner Erinnerung nach sogar für den Tenor der Uraufführung (oder war es Toscanini in einer Aufführung...*grübel*) eine Alternative komponiert, wonach erst der Spitzenton im Forte kommt und dann das Piano nochmal eine Oktave tiefer.


    Ich wollte meine Kritik auch nicht an diesem Piano aufhaengen. Die Mehrzahl der Tenoere, die besten eingeschlossen, stemmen den Ton am Ende (Ausnahmen, die ich kenne: Vickers auf Platte, und Bergonzi).
    Vielmehr wollte ich sagen, dass es Alagna zumindest frueher wohl entgegen gekommen waere, die Phrase im Piano ausklingen zu lassen. Warum er es nicht macht, weiss ich nicht.
    Es ist auch nicht so wichtig, allerdings kam bei ihm, wie ich schon sagte, 'ein unentschlossenes Mezzoforte'.


    Das mit den hohen Gagen ist schon richtig. Aber, soweit ich gehoert habe, ist das Scala-Publikum wohl auch manchmal ungerecht. Auch Rene Fleming soll wohl am Ende einer Auffuehrung (soweit ich mich erinnere, Lucrezia Borgia oder Il Pirata) ausgebuht worden sein, trotz einer ueberwiegend guten Leistung.


    Stefan

    In Frankreich verkaufen sich Alagnas Platten immer noch hervorragend, aber man darf nicht vergessen, dass er einen franzoesischen Pass hat.
    Aber, es ist wahr, seine Stimme hat aufgrund von Selbstueberschaetzung arg gelitten.


    Den Radames sang er nicht das erste Mal. Meines Wissens hat er ihn schon in Orange verkoerpert, damals bejubelt, aber wohl vor meist franzoesischem Publikum. Man kann vielleicht ein deutsches Sprichwort in folgendes Umwandeln: "Liebe macht taub". Uebrigens ist der Intendant der Scala, nach Mutis Abgang, auch Franzose ...


    Dennoch, wenn ein Saenger nicht die Erwartungen erfuellt, die im Falle von Alagnas Scala-Auftritt wohl hoch waren, dann sollte man ihn nicht traktieren und seine in der Auffuehrung ohnehin angespannten Nerven noch ueberstrapazieren. Die Saenger muessen da wohl so einiges mitmachen, vor allem in Mailand.
    Mein Rezept waere, wenn jemand die Erwartungen nicht erfuellt, seinen Auftritt einfach ohne oder mit so wenig wie moeglich Applaus zu honorieren.
    Doch das geht wohl nicht, wenn schon eine Claque existiert, die den scheinbaren Triumph blind (oder besser, taub) goutiert.


    Ich habe einen Teil der Auffuehrung aus Mailand mitverfolgt, auch seine Arie zu Beginn, und fand's aeusserst fade. Anstatt die Arie, wie von Verdi vorgesehen, in piano abzuschliessen, kam ein recht unentschiedenes Mezzoforte aus der Gurgel, zudem noch mit flackerigem Ton, wie es in den letzten Jahren bei Alagna zur Gewohnheit wird. Einst war er zu kontrollierten Piani in der hohen Lage faehig. Offenbar alles dahin, oder hat er sich nicht getraut, weil man in Italien vielleicht ein Forte erwartet ?


    Stefan

    Ich stimme Theophilus zu.
    Wenn es allerdings bei Verdi eine Stimmlage gibt, in der Belcanto konsequent bis in die Spaetwerke hinein vorkommt, dann ist es der Bariton (Man denke nur an die Szenen des Jago im ersten und dritten Akt, waehrend das Werk selbst kaum zu dieser Kategorie zu zaehlen ist).

    Tja frueher, da traten Klassik-Stars bei Kuli, Hans Rosenthal, bei Anneliese Rothenberger oder gar bei Heinz Schenk in Fernsehsendungen auf und erfreuten sich dann auch einer gewissen Popularitaet (beim Massenpublikum).
    Fragt man z. B. bei den ueber 45-Jaehrigen (dieses Alter ist nur eine Schaetzung, nicht so ernst zu nehmen), ob sie Hermann Prey (als Beispiel) noch kennen, faende man wahrscheinlich einen garnicht so kleinen Prozentsatz.


    Nun, heute kennen sicherlich die treuen Fernsehzuschauer auch zufaelligerweise die Bartoli, und deswegen verkaufen sich ihre Aufnahmen so toll. Das gilt momentan ebenso fuer Netrebko und Villazon.


    Auf was ich hinaus will, ist die Korrelation zwischen Fernsehauftritt und Verkaufsstrategie der sogenannten "Majors", und das wird oben auch genau bestaetigt. Wer zahlt bekommt auch Fernsehauftritte zu einer guten Sendezeit.
    Vor allem die Englaender(oder besser britischen Stars) kommen da gut weg: Sting, Terfel, seltsamer auch Kennlyside, bei dem es mich wunderte: "was sucht der denn in einer Fernsehsendung ?". Und prompt gab es eine (allseits gelobte) Recital-Platte mit ihm, und dann auch noch der Graf im Figaro letzten Samstag in 3sat. Alles gut getimt.


    Gut, bei Sting war es etwas anders, denn der kam wohl aus der Pop-Branche.
    Ich kannte ihn nicht und dachte, "Wer ist das, muss ich den kennen ?" und "was macht denn der Antony Hopkins auf dem Cover einer DG-CD ?".
    Wie Lullist oben anmerkt ist die Veroeffentlichung dieser Interpretation offenbar garnicht unberechtigt (ich hoerte am Montag abend einen Ausschnitt in BR4).
    Warum also nicht.


    Nur, welche Strategie steckt dahinter ?
    Es fuehrt zu einer popularisierung klassischer Musik. Das gab es schon immer.
    Aber man macht sich etwas vor, wenn man glaubt, dass viele dadurch zu klassicher Musik "bekehrt" werden.
    Meine These ist, dass das breite Publikum, dass sich dann mal eine sogenannte Klassik-Platte kauft, auch sagen kann, dass es klassiche Musik hoert. Es ist also mehr ein Alibi-Effekt, der die Klassik-Hitparade antreibt.


    Wenn dies hilft, gute und serioese Klassikproduktionen moeglich zu machen, soll es mir recht sein ... aber Zweifel darf man daran hegen.
    Dass Sting in einer Sendung auftritt, die klassiche Musik verkaufen will, erregt bei mir keine Entruestung, wenn er solche Musik gut interpretiert.
    Mehr regt es mich auf, dass sich Kuenstler, die auf dem eher absteigenden Ast sind und bei einer grossen Firma unter Vertrag stehen, noch einmal ein Aufputschmittel per Fernsehen und Recital-CD bekommen (Achtung, ich meine absolut nicht Kennlyside, sondern einen anderen ... der auch noch sehr von sich ueberzeugt ist). Einige von der Presse stimmen dann auch noch in den Posaunenchor ein, einfach weil die Charts danach stehen.


    Stefan