Ahoi,
mit meinem Avatar könnt Ihr einen Blick in das alte Kölner Opernhaus werfen. Vom kaiserlichen Baurat Carl Moritz entworfen, war es im Jahre seiner Eröffnung 1902 der größte Theaterbau Deutschlands. Die Gäste konnten gold- und plüschumrahmt wahre Ausstattungsorgien erleben. Die Technik war damals auf dem besten Stand. Das Ensemble ebenfalls: Rosvaenge, Menzinski, Dux, Oehme-Förster, Aldenhof, Anders - sogar eigene Festspiele gab es bis zu Beginn des 1. Weltkrieges. Die Doppel-CD "Die Kölner Oper von der Jahrhundertwende bis zur Jahrhundertmitte" dokumentiert das klangliche Wunder des Hauses am Ring.
Bei den Nazis fiel die Moritzoper auf Grund seines großbürgerlichen Hintergrundes, dem halbjüdischen Erbauer und der architektonischen Verspieltheit von Jugendstil und Neobarock arg in Ungnade. Sie ließen das Innere neu gestalten und planten auf mittlere Sicht hin den Abriss.
Wie durch ein Wunder - Köln war zu 98% im 2. Weltkrieg zerstört - überlebte die Oper den Bombenhagel. Lediglich das Bühnenhaus erhielt einen Volltreffer, was die Liebhaber des Gebäudes als Vorteil werteten. Weit gefehlt, die Stadtväter und Kölns Wiederaufbauregent Riphahn hatten anderes im Sinne:
1958 wurde das alte Opernhaus abgerissen! Und bis heute trauert man in Köln um diesen steingewordenen Traum eines Stadtschlosses. Pikanterweise schwebte letztes Jahr über dem maroden Neubau, mit dem sich Riphan ein selbstherrliches Denkmal setzte, die Abrissbirne. Das von den Kölnern zum indischen Grabmal ernannte neue Haus ist völlig marode. Darüberhinaus war die Akustik von Anfang an schlecht, die Wegeführung ein Graus und die Technik schon bei der Eröffnung veraltet. Elke Heidenreich brachte es auf den Punkt: "Weg mit dem Dreck!"
Leise Hoffnung regte sich: Könnte die alte Oper wiederaufgebaut werden? Sie könnte, alle Pläne sind noch da und ausnahmsweise nicht verbrannt. Doch wieder setzten sich die Stadtväter mit einigen Architekturgurus über die Wünsche der Romantiker hinweg und stellten den Riphahnklotz unter Denkmalschutz. Das Teil wird jetzt für Millionen saniert. Tja, das ist Kölner Stadtplanung.