Beiträge von Knusperhexe

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    Original von Alviano
    So eine richtige, rundum gelungene Einspielung vom "Tiefland" fehlt anscheinend noch in der Diskrographie. Ich selbst würde auch die Schmitz-Aufnahme für das Kennenlernen empfehlen - insgesamt gute Singstimmen und dazu ein gelungenes Dirigat.


    Sehe ich beinahe auch so:
    Den Störring als Pedro finde ich ideal. Seine Wolfserzählung ist wirklich packend. Er ist der einzige, dem ich es abnehme, dass er mit bloßen Händen einen Wolf erwürgt. Leider habe - wie gesagt - nur Ausschnitte.


    Was die anderen Aufnahmen angeht: Je jünger die Einspielungen sind, um so weniger scheinen die Sänger an die Charaktere zu glauben, die sie verkörpern. Sie haben zunehmend Probleme mit dem Pathos dieser Oper und der - zugegebenermaßen - etwas plakativen Moral der G'schicht. Da wird mir viel zu viel Distanz aufgebaut.

    Hallo Draugur,


    interessant. Ich kenne mich halt mehr aus bei Opern, aber im Konzert - klar, da habe ich das auch. Und glaub' mir, wir befinden uns in guter Gesellschaft. Habe im Internet geforscht, ganz vielen Sängern geht es auch so. :yes:


    LG,


    Knusperhexe

    Einen schönen Nikolaustag allen zusammen,


    sagt mal, wie geht Euch das: Verbindet Ihr auch bestimmte Farben beim Hören diverser Komponisten? Bevor jetzt jemand denkt, ich sei psychodelisch abgetaucht, nein, ich mein's wirklich ernst:


    Im Freundeskreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass so etwas viel häufiger der Fall ist, als man meint.



    Verdi z.B. ist bei mir samtrot
    Mozart - gelb bis orange
    Wagner - dunkelblau bis schwarz
    Humperdinck - grün
    Straus - weiß


    Natürlich ist das häufig auch stückbezogen, aber eine gewisse Grundfarbe schillert für mich da immer mit durch.


    Freundliche Grüße,


    Knusperhexe

    Hallo Martin,


    ich begreife einfach nicht, wie die Sache so massiv und so schnell in die Schräglage geraten konnte. Da spricht so viel Hass und so viel Menschenverachtendes aus diesen Inszenierungen - selbst die hehrsten Gefühle werden in den Dreck gezogen. Und das mit einer Vehemenz und erhobenem, intellektuellen Zeigefinger, dass es mir die Schuhe auszieht.


    Ich verstehe einfach nicht,wie man solche Bilder gutheißen kann. Gut, die Geschmäcker sind verschieden, aber wieso wird dann auch nicht mehr der Geschmack derer bedient, die andere Inszenierungen lieben. Es ist ja fast so, als sollte man sich dafür schämen müssen.


    Grüße nach Trois Village,
    Knusperhexe

    Hallo Sophia,



    da gehen wir leider nicht konform. Ich bewundere den Mut von Herrn Damman, wieder ein Ensemble und ein repertoire aufzubauen, dass sein Vorgänger Krämer rücksichtslos zerschlagen hat. Wie kann es sein, dass die Kölner Oper bis zum Amtsantritt unter Herrn Krämer zu den bestbesuchtesten im Bundesgebiet gehörte und dann total in die Miesen geriet? Wohl, weil Herr Krämer alle werktreuen Inszenierungen verschrottet hat, von der gestaltung eines Spielplanes keine Ahnung hatte und dann auch noch wie eine beleidigte Leberwurst, mitten während seiner Amt´szeit , das Handtuch warf.


    Was gäbe ich darum, noch einmal den traumhaften Rosenkavalier von Hampe, die Elektra oder den Holländer von damals zu sehen? Unter Krämer spielt der Rosenkavalier in einem Bambuswald, der Holländer in einer Ikeabruchbude u.s.w. Für sowas ist mir das Geld mittlerweile zu schade. ich bin früher zwei- bis drei Mal die Woche in die Oper gegangen - auch in die Regietheatergeschichten. Aber die empfinde ich nur noch als selbstverliebte Nabelschau. Auf 100 kommt vielleicht eine, die schlüssig ist.


    Jetzt kommt ein Herr Damman, findet ein - im wahrsten Sinne des Wortes - marodes Opernhaus vor, ein nicht mehr vorhandenes Repertoire, ein nach Düsseldorf geflohenes Publikum und was macht er? Das einzig Richtige: Er füllt das Haus mit Inszenierungen, die länger gültig sind und allgeimene Sehgewohnheiten aufgreifen. Das Publikum kehrt zurück, gibt den Bühnenbildern sogar Szenenapplaus und die Kasse füllt sich wieder. So soll's doch wohl sein!


    Insofern, Danke Herr Dammann für den Mut und die Bereitschaft, uns bei Lohengrin wieder Schwan und Ritterrüstung zu gönnen. Ich hoffe, dass Sie aus dem Trümmerfeld Ihres Vorgängers weiterhin das Beste machen.


    Nichts für ungut, Sophia - aber das bringt mich in Rage.


    LG,


    Knusperhexe

    Hallo Alfred,


    vielen Dank! Auch für's Avatare! :) Ich hab' mich jetzt voll auf die Aufnahme mit Störring eingeklinkt. Der geht die Rolle mit einer wirklich guten Mischung aus Naivität und Kraft an - jedenfálls auf den Ausschnitten, die ich gehört habe. Aber dennoch: Vielen Dank!


    LG,


    Knusperhexe

    Hallo Herbert,


    Danke für Deine Antwort. Leider hat Saturn nichts mehr da. Habe mich durch alle Tiefland-Aufnahmen durchgehört. Tu mich etwas schwer mit der Glaubwürdigkeit der Charaktere, je jünger die Aufnahmen sind, umso wackliger wird's. Das ist mir schon häufig aufgefallen und insofern bin ich Walhall sehr dankbar für die Neuauflage der alten Einspielungen. Ich forsche mal weiter bzgl. Tiefland.


    LG,


    Knusperhexe

    Einen schönen guten Tag,


    ich habe etwas gezögert, mich als Neuling in dieses Thema einzuklinken. In diesem Thread brodelt's doch ganz schön und wenn auch der gute Ton gewahrt wird, zwischen den Zeilen liest man sehr viel Wut und Trauer über den Angebotsverlust alter Sehgewohnheiten. Na und in der Öffentlichkeit ist die G'schicht sowieso sehr emotional aufgeladen. Dabei trägt der belehrende Ton der Regietheateranhänger im Foyer wenig dazu bei, die Wogen zu glätten. Von Demokratie spüre ich da nichts mehr.


    Mir kommt das Ganze mittlerweile eher, wie die ständige Reprise des Andersen-Märchesn "Des Kaisers neue Kleider" vor. Kaum ein Verantwortlicher bringt den Mut auf, mal offen auszusprechen, was eine Vielzahl der Opernbesucher denkt. Und wenn er es mal macht oder gar eine Inszenierung im traditionellen Sinn abliefert, dann wird militant drauflosgeknüppelt.


    Die ganze Sache kippt so arg bedrohlich in die Schräglage, dass bundesweit - und mittlerweile ja wohl auch in Österreich - eine inflationäre Verarmung der Theaterlandschaft vor sich geht: Ehemalige Zugstücke verschwinden in der Versenkung, weil sie sich nicht mit dem Regietheater vertragen. Rigoros werden alte, lieb gewordene Zöpfe abgeschnitten unter dem gut subventionierten Deckmantel der intellektuellen Zwangsbeglückung - und die Besucher treibt's en gros aus den Theatern. Ich habe oft das Gefühl, der Regisseur weiß gar nicht mehr, was er da tut. Da sind manchmal richtig fiese Fehler zu beobachten, z.B. in der personellen Zuweisung von Leitmotiven. Die Liste ist ewigst und wenn man darauf aufmerksam macht, hat man den Sinn der Inszenierung nicht verstanden. So billig lasse ich mich nie mehr abspeisen.


    Eine Wohltat war es, vor einem Jahr im Bolschoi noch mal Inszenierungen zu sehen, die kein Problem mit Traditionen haben. Sich komplett auf das Werk zu konzentrieren, ohne Reue, selbst das Pathos einiger Opern zu genießen - fernab der Willkürherrschaft deutscher Regisseure. Oder im Theatermuseum, die alten Entwürfe zu bestaunen. Mit welcher Liebe und welchem Einfühlungsvermögen früher daran gearbeitet wurde, das Werk so über die Bühne zu bringen, dass es jedem etwas zu sagen hat.


    Das Theater hier und heute ist total entzaubert und es langweilt mich ganz heftig. Ich hoffe, dass der Spuk irgendwann mal ein Ende hat. Bis dahin...


    Knusperhexe

    Hallo Herbert,


    weißt Du zufällig Näheres über die u.s. "Tiefland"-Aufnahme? Sie ist seit August leider vergriffen?



    1943 Robert Heger; Chor und Orchester der Staatsoper Berlin
    Antonia: Lore Hoffmann
    Martha: Lieslott Enck
    Nuri: Lore Hoffmann
    Pedro: Will Störring
    Pepa: Margrete Düren
    Rosalia: Elfriede Marherr-Wagner
    Walhall WLCD 0049 (2 CD)


    LG,
    Knusperhexe

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Andererseits kann man die Kleinen gar nicht früh genug darauf aufmerksam machen, was Humperdincks wirkliches Meisterwerk ist...!
    :hello:


    Da hast Du natürlich auch wieder recht, also es bleibt dabei: Bei mir bleibt beides im Repertoire! Aber damit das klar ist, als Intendant inszeniere ich auch selbst und die Königskinder schreibe ich mir auf die Fahne! Nach frustrierenden Besuchen in Münster, Wiesbaden, Hagen und München wird es Zeit für einen richtigen Humperdinckwald! Wer kommt alles zur Premiere? ;)

    Hallo Herbert,


    gebe Dir recht, dass der Interpret immer entscheidend ist. Aber Tosca hat mich insgesamt nie so berührt aus den o.g. Gründen. Mir erschien das immer alles so konstruiert und auf díe Publikumsreaktionen ausgerichtet. Ich höre es zwar auch in regelmäßigen Abständen, aber ich finde Puccinis Bohème wesentlich authentischer.


    LG,


    Knusperhexe

    Es gibt zwei DVDs mit Mitschnitten aus dem Bolschoi, aber nur eine zeigt die Originalinszenierung, die seit den 40 Jahren im repertoire ist. Die andere wurde wohl fürs TV erstellt. Ich hatte das große Glück, diese Oper vor einem Jahr live im Bolschoi zu sehen. Vorher war ich ín der Tretjakowgalerie und habe die russ. Malerei bestaunt. Das fand dann seine Fortsetzung in der Ivan Susanin-Vorführung. Die war einfach überwältigend! Perfekter Einklang von Farbenpracht, Choreographie und Musik. Vor allen Dingen Ivans Monolog im Schneegestöber und das Schlussbild. Das ganze Theater war am vibrieren von den Glocken. HAbe mir den Mitschnitt von 1947 gekauft und träume noch immer von dieser Aufführung!

    Hat jemand diese Aufnahme? Bei Saturn sagte man mir, sie sei vergriffen. Ausschnitte sind auf der Aufnahme mit dem HR und díese gefallen mir sehr gut. Vor allem Störring bringt das nötige Temperament für die Wolfserzählung mit, so dass ich gerne die Gesamtaufnahme hätte. Auch, weil Störring lange in der alten Kölner Oper gesungen hat.




    1943 Robert Heger; Chor und Orchester der Staatsoper Berlin
    Antonia: Lore Hoffmann
    Martha: Lieslott Enck
    Nuri: Lore Hoffmann
    Pedro: Will Störring
    Pepa: Margrete Düren
    Rosalia: Elfriede Marherr-Wagner
    Walhall WLCD 0049 (2 CD)

    Hallo Theophilus und hallo Salusburgensis,


    hah, mein Opernhaus steht ja auch im Rheinland. Was meint Ihr, wie die da reinströmen! Habe mir mal die Kölner Spielpläne von 1910 bis 1925 vorgeknöpft. Nennt mich Intendant :beatnik: Die Spielpläne damals sind fast deckungsgleich mit meinem Spielplan. Und die Besucherzahlen stimmten, sogar zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Außerdem biete ich ja wieder nur schöne Inszenierungen an, die auch Leute in die Oper holen, die sonst bnicht da rein gehen würden. Ganz einfach, weil sie auch was fürs Auge geboten bekommen. Letzteres ist für die rheinische Seele unverzichtbar.


    Übrigens sind auf den alten Jahresspielplänen, auch Komponisten, wie Lortzing und Humperdinck fast durchgehend mit zwei bis drei Werken vertreten. Gerade bei Humperdinck finde ich das wichtig, sonst schicken alle Eltern ihre Kinder -mangels Hänsel - in die Königskinder.


    Außerdem gucke ich natürlich genau, wann ich welche Stücke auf den Spielplan setze und auch wie oft: Die toten Augen gibt's dann nur zwei Mal zu Ostern. Die Königskinder zu Allerheiligen, Die verkaufte Braut im Frühjahr - die Renner natürlich alle durchgehend bis zu sieben, acht Mal pro Spielzeit. Außerdem gibt's wieder mehr Matineen und Nachmittagsvorstellungen.


    Bzgl. der Operette habe ich allerdings wirklich eine Achillesferse, die mir besonders im Rheinland Probleme machen könnte. Hier liebt man die Operette und weint bis heute den zwei kriegszerstörten Häusern nach. Hmm, vielleicht sollte ich ja noch eine Dependance eröffnen?

    Also, Scarpia ist mir als Bösewicht viel zu plakativ. Möchte nicht wissen, wie viele sich wonniglich schaudernd in den Plüschsessel kuscheln und wünschten ebnfalls so begehrt zu sein, wie Madame Tosca.


    Ich mag die Auftritte von Lindorf in Hoffmann's Erzählugen - da gruselt's mir.


    Die Hexe in den Königskindern, wegen ihrer nicht klar zuzuordnenen Bösartigkeit. Ist das jetzt wirklich ein Biest oder will die ihren Schützling nur vor der Welt bewahren? - Was natürlich auch schon wieder irgendwie pathologisch ist.


    Hmm, echt fies ist natürlich der Pizarro. Den könnte ich ja wirklich nur hassen.


    Mime mag ich genauso wie die Knusperhexe oder Osmin - läuft unter sympathische, grantelnde Bösewichte.


    Wie sieht's denn mit Euren Sympathieträgern aus? Sollen wir da auch mal einen Thread für öffnen?

    Auch meine erste Oper war "Hänsel und Gretel". Allerdings zunächst im Radio:


    Meine vier Jahre älteren Schwestern durften 1973 das erste Mal erleben, wie sich der Vorhang hebt für die damalige herrlich romantische Inszenierung in Köln. Mit fünf Jahren hielt man mich dafür noch zu klein - trotz meines gegenteiligen Beteuerns. Denen habe ich's aber gezeigt! Als der Hänsel dann an Heiligabend im Radio kam, habe ich wie gebannt vor dem blauen Radio meiner Großmutter gehangen und mich über das laute "Bäh!" der Grümmer gefreut.


    Ein Jahr später durfte ich dann endlich live Hänsel und Gretels Abenteuer erleben. Von da ab war's um mich geschehen. Und in meiner tollen Oma hatte ich eine fachkundige Verbündete! So habe ich noch viele Inszenierungen - bis zum großen Regietheaterbruch - gesehen, wie sie gedacht waren.


    Übrigens, fanden's meine Schwestern arg öde damals in der Oper und sind da nur noch ein, zwei Mal reinmarschiert. Allerdings denken auch sie noch gerne an die alte Hänsel-Inszenierung mit dem raunenden Wald, dem windschiefen Besenbinderhaus, den Sternschnuppen der Engel und das braun gebackenen Lebkuchenhaus zurück.


    Heute haben wir in Köln eine neue Inszenierung, die nach zwei modernisierten Hänsel-Fehlschlägen sehr begeistert aufgenommen wurde. Sie bietet Engel, einen Wald und ein knallbuntes Hexenhaus - zusätzlich aber auch einige Psychobrillenmäßige Entgleisungen. Aber man ist ja schon dankbar, dass keine überdimensionale Heroinspritze anstelle des Lebkuchenhauses auf der Bühne steht. Insofern, es gibt noch Hoffnung!

    Hallo Theophilus,


    ja, ich weiß, es klingt alles sehr utopisch, aber das kriege ich schon hin. Lass mich nur machen. Den Seile-Hersteller brauche ich unbedingt, schon allein, um meine Kulissen zu ziehen, denn bei mir gibt's reines Illusionstheater. Keine gebauten, teuren Styropororgien, sondern zu 90% alles gemalt.


    Während meines Studiums hat man uns beigebracht, dass das heute schon allein auf Grund des modernen Lichtes nicht mehr geht. Das ist absoluter Blödsinn, wie ich bei meinen Bolschoi-Besuchen gemerkt habe. Die gemalten Dekorationen entfalten einen ganz eigenen, magischen Zauber, der bei jedem Vorhangaufziehen frenetisch beklatscht wurde. Allein die Farben! Mir wurde schlagartig klar, wieso die Oper vor dem Aufkommen des Kinos einen derartigen Stellenwert hatte - ganz einfach, weil sie einem großzügig gewährte abzutauchen. Und das möchte ich wiederbeleben. deswegen gibt's in meinem Opernhaus auch je drei fest angestellte Regisseure und Bühnenbildner, so dass das Publikum, eine Bindung an die aufbauen kann. Allerdings müsste ich die ausführenden Bühnemaler wahrscheinlich aus dem Osten abwerben, weil das hierzulande kaum mehr jemand kann.


    Letzteres bestätigt auch Jürgen rose bei seiner letztjährigen Kölner Hänsel-Inszenierung. "Das alte Können stirbt dank des Regietheaters aus."


    Was sagst Du denn zu meinem Spielplan Theophilus? Ich fand ja auch denn von Magdalena sehr ansprechend. Und dabei fällt mir ein, dass ich tatsächlich einer meiner Lieblinsopern vergessen habe. Gut, dann gibt's den Onegin als Premiere in der 2. Spielzeit.


    Freundliche Grüße,


    Knusperhexe

    Hallo Magdalena,


    vielen dank für dein Feedback! Ich gebe Dir völlig recht! In Köln hatten wir übrigens gerade den umgekehrten Fall: Bei der - fast werktreu neu inszenierten Cosi - bestand das Ensemble überwiegend aus deutschen Sängerngern, die sich dann arg mit dem italienischen abmühten und radebrechend das "R" rollten. Da kam in mir ganz massiv der Unmut auf, warum man nicht auf's deutsche wechselt. Das Ganze wäre viel unmittelbarer und witziger gewesen.


    Freundliche Grüße,


    Knusperhexe

    Hallo Herbert,


    ich forsche mal nach, wegen dem Hoffmann. Hast Du diese Inszenierung noch gesehen? Kenne sie leider nur noch von Fotos. Mein Vater und ich hatten damals noch überlegt, ob wir uns für Karten an die Abendkasse stellen - spätere Vorstellung mit Buzea und nicht mehr Domigo - sind dann aber in die Wiederaufführung von Disney's Dschungelbuch gegangen. Dafür gab es damals auch schwer Karten. Übrigens wäre das auch mal ein Thema, über alte Synchronfassungen zu reden: Gerade bei Disney wurden früher Spitzenkräfte verpflichtet, z. B. Paula Wessely als Schneewittchen oder Gretl Schörg. Leider sind diese alten synchronisationen heute gesperrt. Aber ich schweife ab. Stefan's Idee, alte Aufnahmen zu finden und sich mit den Sendern in Verbindung zu setzen, halte ich für sehr gut.

    Also, das ist wirklich eine sehr verlockende Vorstellung. Da schlage ich richtig zu:


    Zunächst einmal hieße es Abschied nehmen vom Startheater und ein festes Ensemble aufbauen. Das würde einhergehen mit einer massiven Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung wieder an's Theater zu binden. Also, Sänger, Bühnenbildner und Regisseure bekannt machen und Neugierde schüren.


    Staggione käme bei mir nicht in Frage. Bei mir gibt es ein richtiges Repertoire, überwiegend werktreue Inszenierungen. Richtigen Zauber würde ich da entfachen, so dass die alten Spielopern von Lortzing und Weber, die Ausstattungsorgien eines Meyerbeer wieder im richtigen Kontext stehen. Pro Jahr gäbe es dann auch mal ein, zwei Ausreißer mit anderer Sichtweise, aber ansonsten: Große Oper mit viel Schauwerten. Und, jetzt werden mich sicher etliche steinigen, es wird überwiegend in deutsch gesungen. Übertitel ade!


    Los geht's:


    Auber: Fra Diavolo
    Beethoven: Fidelio
    Bizet: Carmen
    D'Albert: Die toten Augen
    D'Albert: Tiefland
    Dvorak: Rusalka
    Glinka: Ein Leben für den Zaren
    Gluck: Orpheus und Eurydike
    Gounod: Faust und Margarethe
    Händel: Julius Cäsar
    Humperdinck: Hänsel und Gretel
    Humperdinck: Königskinder
    Lehar: Die lustige witwe
    Leoncavallo: Der Bajazzo
    Lortzing: Zar und Zimmermann
    Lortzing: Der Wildschütz
    Marschner: Hans Heiling
    Marschner: Der Templer und die Jüdin
    Mascagni: Cavalleria Rusticana
    Meyerbeer: Der Prophet
    Meyerbeer. Die Hugenotten
    Mozart: Die Entführung aus dem Serail
    Mozart: Cosi fan tutte
    Mozart: Die Hochzeit des Figaro
    Mozart: Die Zauberflöte
    Offenbach: Hoffmann's Erzählungen
    Puccini: Die Bohème
    Puccini: Tosca
    Puccini: Turandot
    Smetana. Die verkaufte Braut
    Strauss: Arabella
    Strauss: Der Rosenkavalier
    Strauss: Die Fledermaus
    Verdi: Rigoletto
    Verdi: La Traviata
    Verdi: Der Troubadour
    Verdi: Aida
    Wagner: Der fliegende Holländer
    Wagner: Tannhäuser
    Wagner: Das Rheingold
    Wagner: Die Walküre
    Weber: Der Freischütz


    An Premieren gibt's:
    Berg: Wozzeck
    Debussy: Pelleas und Mellisande
    Delius: Romeo und Julia auf dem Dorfe
    Mozart: Don Giovanni
    Puccini: Madame Butterfly
    Rossini: Der Barbier von Sevilla
    Strauss: Der Ziegeunerbaron
    Verdi: Macbeth
    Wagner:Siegfried

    Hallo Alfred,


    zu dem Zitat "Wann bitte geht der nächste Schwan?". Die Sache ist wohl damalsl in Köln passiert, anlässlich der Festspiele, die es hier mal gab:


    Slezak erzählt in seiner Autobiographie, dass es eine Inszenierung gegeben habe, wo sein passend kostümierter und mit einem Bart versehener Sohn in einen perspektivisch verkleinerten Nachen gestiegen sei. Dieser sei dann eine Schleife gefahren, hinter Schilf und Felsen verschwunden und dann hätte Slezak in den richtigen Nachen steigen sollen... den er dann aber leider verpasst hätte. In welchem Theater das gewesen sei, das wisse er leider nicht mehr.


    Ich habe vor kurzem ein Foto von genau dieser Aufführung gefunden, da stehen Slezak-Vater und Sohn im Lohengrin-Kostüm auf der Probebühne des alten Kölner Opernhauses. Auch habe ich die Pläne der Schwanenfahrt ausfindig gemacht. Herrliche Zeiten, wo noch so viel Wert auf Ausstattung, Stimmigkeit und Illusion gelegt wurde.


    Freundliche Grüße aus Köln,


    Knusperhexe

    Hallo Stefan,
    Hallo Herbert,


    das wäre natürlich eine Erklärung. Weiter oben, schrieb auch schon jemand, dass die Sender häufig ihre Mitschnitte wieder gelöscht hätten und daher wirklich meist auf Privatbänder zurückgegriffen würde. Ich warte z.B. noch auf Antwort vom WDR über den Verbleib einer Livesendung aus der Kölner Oper, Anfang der 30er mit der rheinischen Primadonna Elsa Oehme-Förster. Aber ich weiß auch von vielen LP-Einspielungen, die einfach nicht wieder frei gegebn werden
    So habe ich noch eine herrliche verkaufte Braut mit Sebastian Hauser und Traute Richter, voller Leben und ein schönes Beispiel für eine einzigartige Ensembleleistung.


    Es bleibt also spannend! Und grundsätzlich bin auch ich sehr foh und voller Zuversicht, dass diese alten Aufnahmen nach und nach alle frei gegeben werden. Habe mich dadurch sogar bekehren lassen, Opern öfters wieder in deutsch zu hören. Das gefällt mir mittlerweile wieder richtig gut und ich würde das auch wieder im Theaterbetrieb begrüßen. Aber das ist ein anderes Thema.


    So. muss jetzt gleich noch etwas schreiben zu meinem Wunschspielplan. ich bin ja ganz begeistert von diesem Forum hier.

    Oh, da kann ich auch etwas zu beitragen:


    Ich glaube auch, dass häufig aus Kostengründen geschnitten wird und nicht zwingend, weil die Aufnahmen unvollständig sind:


    Vor einigen Jahren habe ich in Wien die Gesamtaufnahme von Humperdincks "Die Heirat wider Willen"auf LP erstanden. Es handelt sich um die Münchener Einspielung, kurz nach dem Krieg. Als diese dann auf CD erschien, fehlte doch arg viel, vor allem im 2. Akt wurden Arien und Couplets geschnitten.


    Gounod's "Margarethe" unter Artur Rother ist garantiert auch arg zerfetzt worden. Da hört man richtig raus, wann geschnitten wurde.


    Schade.

    Arme Königskinder - eine derart romantische Dichtung vor dem Goldgrund einer durchgehend feinsinnigen Partitur hat es schwer im heutigen Regietheater. Immer seltener turtelt das Titelpaar auf deutschen Opernbühnen. Der letztjährige Münchener Versuch, sie fest im Repertoire zu etablieren, scheiterte an unüberwindbarer Kluft zwischen Regie und Komposition: Die Königskinder versanken nach abgelaufener Spielzeit wieder tief hinab auf den Meeresgrund der verkannten Meisterwerke. Dass sie ein solches wirklich sind, davon können sich nicht nur Partiturleser überzeugen. Auch die neue CD-Einspielung ist dazu bestens geeignet. Es ist - neben einigen Schellackschnipseln - die 4. Aufnahme.
    3 Gesamtaufnahmen
    Die 1. aus den 50er Jahren trumpft auf mit einem hoch motivierten Fischer-Dieskau als Spielmann und der stimmgewaltigen Hexe von Ilse Imme-Sabisch. Das Kölner Rundfunkorchester entfaltet unter Richard Kraus herrlichen Wohlklang. Da tut’s nichts zur Sache, dass der Ton an einen alten Kinofilm erinnert. Irgendwie mag man das sogar und fasst sich verwundert an die Ohren, weil einem auf einmal klar wird, wie gerne sich die frühen Filmkomponisten bei Humperdinck bedient haben. Alles ist ganz stimmungsvoll, ganz zauberhaft – wenn nicht die Hauptdarsteller fehlbesetzt wären. Peter Anders als Königssohn klingt schon arg gelangweilt und man mag kaum glauben, dass diese Partie an der Bayerischen Staatsoper zu seinen Paraderollen gehörte. Käthe Möller-Siepermann ist als Gänsemagd wenigstens durchgehend feinfühlig, doch vom Timbre her wenig königlich und irgendwie verkniffen. Schade!
    Wallberg
    Die 2. Aufnahme aus den 70er Jahren ist durchgehend prominent besetzt. Ein enormer Kraftakt, der das Zeug zur Kultaufnahme hätte, wenn – ja, wenn nicht Heinz Wallbergs Dirigat absolut kontraproduktiv wäre. Im Stechschritt hetzt er das Münchener Rundfunkorchester durch die Märchenwelt und es bleibt ein Wunder der Sangeskunst, dass es dem Ensemble dennoch gelingt, echten Zauber zu entfalten. Helen Donath ist die Märchenprinzessin, die einem Walt Disney im Kinopanorama alle Ehre machen würde. Sie lebt, liebt und leidet, dass man ihr die Königskrone bedingungslos auf den Scheitel setzen möchte. Mit kleinen Abstrichen gilt das auch für Adolf Dallapozza als Königssohn. Prey als Spielmann, die Schwarz als Hexe, Unger und Wewel, Brigitte Lindner – klingt wie das Bayreuther „Who is who“ der 70er. Wie hätte dieses Ensemble unter Fabio Luisi geklungen? Der taucht in der folgenden Einspielung voll ein in die Humperdinck’schen Klangwelten. Derart feinfühlig, dass man im Vergleich zur Wallberg-Aufnahme meint, eine völlig andere Oper zu hören. Luisi liebt die Partitur bis in die kleinste Note. Er lichtet auf und nimmt den Beckmessern den Wind aus den Segeln, die den Komponisten bis zum Erbrechen immer in die Wagnerschublade legen. Allein die Szenen unter dem Lindenbaum sind den Kaufpreis wert. Das Ensemble ist durchgehend gut, verfügt aber leider nicht über die nötige Glaubwürdigkeit. Thomas Moser und Dagmar Schellenberger bieten als Königskinder höchste Sangeskunst, klingen aber zu gesetzt. Derjenige, der neben Luisi, die Aufnahme unentbehrlich macht, das ist Dietrich Henschel. Er ist der Spielmann der Spielmänner. Perfekt.
    Jordan
    Die jüngste Aufnahme ist ein Konzertmitschnitt aus Montpellier. Armin Jordan geht die Sache wie Luisi an. Auch bei ihm hört man die Celesta, die bei Wallberg gnadenlos untergeht. Er lässt sich wie Luisi viel Zeit, lässt den Wald raunen und rauschen, das Sonnenlicht durch das Stadttor funkeln und das Abendrot flammen. Die Sängerriege wird beherrscht von Jonas Kaufmann. Er ist der strahlende Märchenprinz. Unglaublich, welch samtigen Töne er seiner Rolle entlockt. An ihn kommt keiner der vorangegangenen Königssöhne heran, auch wenn er im Liebestod einmal bei der Höhe patzt. Als Gänsemagd steht ihm Ofelia Sala zur Seite. Weniger Disney wie die Donath. Ein bisschen wie Audrey Hepburn, die schließlich Holllywoods Märchenprinzessin par excellence war. Ein bisschen, wie Elisabeth Schwarzkopf, die Primadonna Karajans – und schwupps: Irgendwie nimmt man der Sala die verkannte Königstochter voll ab. An ihrem Bittgesang kann sich nur noch Annette Dasch in der letzten Münchener Produktion messen. Wunderschön - doch leider ist der Münchener Premierenmitschnitt nicht im Handel erhältlich. Nora Gubisch ist die Hexe aus dem Bilderbuch. Herrlich böse, erinnert sie an die Leistung der Imme–Sabisch aus der Ersteinspielung. Der Rest des Ensembles hadert ein wenig mit der deutschen Sprache, schlägt sich aber wacker. Insgesamt: Eine herrliche Einspielung, die einen tief eintauchen lässt in die Humperdinck’schen Klangwelten und die optische Krücke des Theaters vergessen macht. Wie schrieb noch eine Rezensentin der verkrampften Münchener Königskinder-Inszenierung aus dem Jahre 2005: „Die Romantik hat schon so manches überlebt. Sie wird auch das überleben.“ Bis dahin pflanzen wir uns eigene Humperdinckwälder – mit Imme-Sabisch, Kaufmann, Henschel, Donath und Luisi. „Tapfer, wer nimmer der Furcht empfunden, tapferer, wer die Furcht überwu