Beiträge von Knusperhexe

    Lieber Gerhard,


    Deinem Statement möchte ich noch hinzufügen, dass ich viele Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner für extrem unsensibel halte. Und es ist, so glaube ich, auch nicht vermessen, dass viele bei der Konzeptentwicklung schlichtweg faul sind. Davon nehme ich zwar einen Herrn Hilsdorf aus, weil ich weiß, wie konzentriert er arbeitet. Wenngleich seine Welt nicht die meine ist, zolle ich ihm noch Respekt und mache wieder einen Bogen um seine Produktionen. Beides wird ihm natürlich herzlich egal sein:-)


    Aber andere seiner Zunft, die mal gerade bei einem Glaserl Wein und ... ein paar abgelutschte Ideen hervorzaubern und die mit Trarara präsentieren, kann ich nicht mehr ernstnehmen. Ja, empfinde sie als schlichtes Ärgernis. Und wenn ich denke, dass in NRW der Kulturetat aufgestockt werden soll, dann frage ich mich: WOFÜR????????? Da können sich gewisse Damen und Herren dann noch mehr zurücklehnen, Kulissenteile bei OBI vom Assistenten und Kostüme vom Praktikanten auf dem Wühltisch aussuchen lassen, ihre Vitamin B-Positionen sichern und das selbstgefällige Leben auf dem Elfenbeinturm genießen.


    Freuen wir uns an den Meistern ihrer Zunft, lieber Gerhard und lassen wir wir o. g. fett werden und die Karre vor die Wand fahren. In diesem Sinne, noch was zum Freuen:


    Da ich einen sehr guten Draht zur Rheinoper habe, habe ich Kontakt mit dem zuständigen Dramaturg aufgenommen, der sich beide Threads zur Premiere durchgelesen hat und hat mir gestern eine sehr nette Mail geschrieben. Die Inszenierung spielt in einem Salon bzw. Edelbordell Anfang des 19. Jahrhunders. Die Rheintöchter sollen Animierdamen darstellen. Loge ist auch kein Dompteur, sondern jemand der alle Fäden in der Hand hat. Der Varietebogen stellt den Regenbogen dar. Die Neonlichter leuchten zu den einzelnen Szenen unterschiedlich. Eine Anlehnung an den Chereau Ring ist durchaus gewollt, z.B. in der Kapitalismuskritk , die durch die beiden Riesen gezeigt wird, die in Handwerkskluft auftreten. Außerdem war er vom Forum begeistert, fand es aber nur schade, daß es bei dem Thema inszenierung keine wirkliche Diskusision zustandekommt. Er findet auch die Schenk bzw Zeffirelli Inszenierungen gut, meinte aber das es schr schnell langweilig werden würde, wenn alle Regisseure nur danach inszenieren würden, weil es dann immer nur eine Kopie sei.


    Ernst nehmen kann ich den Brief des Dramaturgen leider nicht. Was soll denn das heißen, es würde "sonst schnell langweilig werden"? Mich hat diese Produktion wahnsinnig gelangweilt. Und langweilig waren auch die Bezüge zu Chereau. Langweilig war das Lichtkonzept, unfreiwillig komisch waren die flackernden Birnchen am Proszenium. Und dass das Konzept nicht richtig verstanden wurde, das geht ja wohl auch aus den Rezensionen hervor: Offensichtlich haben mehrere Journalisten den Salon als Tingeltangel identifiziert. Witzig auch, dass man woanders liest, der Regisseur wollte sich ganz bewusst von bisherigen Deutungen abgrenzen und dann zitiert er so oft den sogenannten Jahrhundert-Ring.
    Ach, was soll's. Man muss sich eben dran gewöhnen, dass die Regiejünger am längeren Hebel sitzen und allen anderen die Lust am Theater nehmen. Ich werde jedenfalls demnächst wieder erst die Fotos abwarten, bevor ich mir ein Ticket kaufe.
    Es wundert mich übrigens, dass der Dramaturg so viel Zeit hat, hier mit zu lesen. Aber wenn er es schon tut, dann hätte ich eine große Bitte an ihn: bitte holen Sie den Freischütz wieder aus der Versenkung. Jawohl, den in den stimmungsvollen, romantischen Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen. Es gibt nämlich auch viele Opernliebhaber, die so etwas überhaupt nicht langweilig sondern wunderschön und bereichernd finden.


    P.S.: Danke für die Buchempfehlungen. Da freue ich mich auch schon drauf.

    Bist du sicher? Das hat bestimmt noch irgendwer. Zur Not müsste man ein wenig schmieren. Julie Andrews hatte für das britische Fernsehen damals Cinderella gespielt von Rodgers und Hammerstein. Da hieß es auch, alles sei gelöscht worden. Und vor ein paar Jahren tauchte ein Mitschnitt auf. Also, nicht aufgeben und dranbleiben.


    Zum Kupferring: Also, begeistert war ich nicht davon. Er gefiel mir nur besser als der von Chereau, den ich wirklich ätzend fand und finde.


    Am liebsten ist mir nach wie vor der Schenk-Ring von der Met.

    Der Ring von Kupfer hat mir auch besser gefallen als der von Chereau. Wobei ich den von Chereau so schrecklich finde, dass dazu nicht viel gehört, ihn zu toppen.


    Hat jemand auch mal den Ring in der Inszenierung von Wieland Wagner gesehen? Die Fotos sprechen mich sehr an. Aber ich glaube, wenn ich das live gesehen hätte, hätte ich mich auch furchtbar gelangweilt. In Mannheim spielen sie ja noch immer den Parsifal in seiner Inszenierung. Ich habe fast geschrien vor Langeweile. Parsifal ist nun wirklich auch nicht meiner Oper. Aber da passiert ja wirklich überhaupt nichts auf der Bühne. Und die Lichteffekte machten das ganze auch nicht mehr wert. Wenn ich mir noch einmal parsival ansehen sollte, dann nur mit den Bühnenbildern von schneider-siemssen. Die sprechen mich sehr an.

    Man darf aber auch nicht vergessen, daß der Chereau Ring bei seiner Premiere auf heftigen Protest gestoßen ist und erst später zu einer Kultinszenierung geworden ist.


    Nicht bei mir. Ich finde den Chereau-Ring immer noch grauenhaft. Und sowas von langweilig.


    Ich kenne einige, die bei dem Salzburger Ring in den 60er Jahren mitgewirkt haben oder ihn zumindest vom Zuschauerraum aus goutieren dürften. Sie schwärmen nach wie vor begeistert von den Farbspielen.


    Hat irgendwer hier damals den Ring von Peter Hall in Bayreuth gesehen? Ich weiß noch, dass ich die ersten Fotos als Kind sah und hellauf begeistert gewesen bin. In einem Artikel wurde damals gelobt, dass endlich Schluss sein mit den Mätzchen und die Bilder wirklich Wagner ernst nehmen würden und großartig seien. Ich konnte dann überhaupt nicht verstehen, wieso dieser Inszenierung kein Erfolg beschieden war - bis ich erfuhr, wie das Ganze boykottiert worden ist.











    Ich finde vor allem das Wasserbecken für die Rheintöchter sehr gelungen, aber auch der Wald für Siegfried ist einfach herrlich.

    Lieber Gerhard, bitte hilf mir mal auf die Sprünge: Wie oft ist seit 50 Jahren eigentlich der Ring noch mal naturalistisch bzw den Libretto -Angaben getreu inszeniert worden?
    Mir ist leider nur diese mickrige Liste eingefallen:
    Salzburg, Karajan, 1967
    Zürich, de Rico, ca. 1975
    Bayreuth, Hall,1983
    Met, Schenk, 1989
    Met, Lepage, 2009
    Seattle, Lang, 2013
    Biwako Hall, Hampe, 2015


    Sollte das wirklich alles sein? Steht ja in keiner Relation zu den entstellende Inszenierungen, die unsere Theater überflutet haben. Natürlich alles mit Subventionen.

    Mimimimi.
    Das stimmt doch überhaupt nicht, was du da sagst. Gleich zu Anfang in Beitrag 1, die WDR-Kritik ist ein einziges Lobgehudel. Und die anderen hier zitierten Kritiken sind nicht durchaus schlecht, allerdings auch nicht richtig gut. Darauf scheinen sich irgendwie alle Journalisten, deren Rezensionen ich gelesen habe, in gewisser Ratlosigkeit geeinigt zu haben: Es war nicht richtig gut, aber auch nicht richtig schlecht, und gesanglich wird es sehr gelobt.


    Du gestehst mir aber bitte schon zu, dass ich persönlich die Inszenierung einfach abgrundtief grottenschlecht finde. Was mich gefreut hat, das ist die musikalische Seite, da sie mal wieder die Wichtigkeit eines gut funktionierenden Ensembles beweist. Die drei Rheintöchter singen wirklich betörend.

    "Die ganzen aktualisierten Opern meiner Kollegen finde ich traurig, aufgrund ihrer Verfallsdaten. Sind ja manchmal nur zwei Monate. Auch Kostümfilme, die im 18. Jahrhundert spielen, haben Lügen, Intrigen und Kriege, da brauch ich kein Motorrad im Hintergrund, um mich an unsere Zeit zu erinnern. Unsere Zeit ist nicht so wichtig, da ist nicht viel Gutes. Eher: Überheblichkeit, Dummheit."
    – Dietrich W. Hilsdorf in einem ehrlichen Gespräch mit Malte Hemmerich von niusic.de über seine Auseinandersetzung mit Wagner und seine "Ring"-Inszenierung.
    http://bit.ly/rheingold_1617
    Alles zum RING AM RHEIN:
    http://www.ringamrhein.de
    #ringamrhein"


    Und WARUM interpretiert er dann so bescheuert alles um? Ich erinnere mich an Troubadour in Essen, wo er Hostien ins Publikum geworfen hat oder dann sein idiotischer Holländer in Köln, der in einem Jugendstilsalon spielte. Oder in Bonn die Aida mit ihrem Karnevalsumzug.


    Ist der Mann schizophren oder warum erzählt der s. o. sowas?


    Die einzige annehmbare Inszenierung, die ich von ihm kenne, das ist die Traviata in Köln. Die hat er weitestgehend getreu erzählt, wenn gleiche alles kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hat spielen lassen. In der Tat ist der NEW LOOK ja ziemlich identisch mit dem zweiten Rokoko. Auf die Frage warum er dann nicht wirklich auch noch historische Kostüme gewählt hat, lautete seine Antwort damals, dass das dann alles so kitschig wirken würde.

    Noch eine druckfrische Rezension, die sich derselben Vokabeln bedient wie ich es gestern getan habe:


    "]Tatsächlich ist Hilsdorfs Deutung enttäuschend für "Ring"-Kenner, die im "Rheingold", dem kurzen Vorabend der Tetralogie, bereits das folgende Drama in seiner ganzen Schwere angelegt sehen wollen. Denn Hilsdorf nimmt Wagner demonstrativ leicht. Dieter Richters Bühnenbild rahmt das Portal mit einem Kranz von bunten Varieté-Glühbirnen ein, die beim Einzug der Götter nach Walhall blinken. Noch vor dem Vorspiel betritt Norbert Ernst als Loge im weinroten Frack wie ein smarter Conférencier die Bühne, entzündet in den bloßen Händen züngelnde Flammen und zitiert Heinrich Heines berühmtes "Loreley"-Gedicht: "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten?".(....)
    Bereits vorab hatte Hilsdorf mehrfach öffentlich zu Protokoll gegeben, dass er Wagners Leitmotivtechnik für banal halte und sich überhaupt gegen das Gift der Musik mit der Lektüre von Börne und Zola sozusagen geimpft habe. Hilsdorf will also bewusst nicht an Aufführungstraditionen des "Ring" anknüpfen und den Mythos der Tetralogie bewusst dekonstruieren, was ihm auch gelingt. Allerdings auf Kosten der Fallhöhe."


    http://www.musik-heute.de/1600…gold-demonstrativ-leicht/

    O.k., ich bin geleimt worden. Ich wollte es eben noch mal live hören. Und sehen. Die Plakate verhießen ja erstmal Gutes. Eine falsche Fährte eben. Doch Hilsdorf macht ja auch manchmal wirklich gelungene Produktionen. Und bei der Personenführung beim Rheingold kann man wirklich nicht meckern. Er versteht sein Handwerk. Nur ist das Konzept völlig doof. Es war es eben nicht Reingold, sondern "Mädchen im Rampenlicht" und "Der blaue Engel":




    Lieber Gerhard, ja, ich bin es auch satt. Zumal wenn ich dann sehe, was Hampe hierzulande abliefert. In der Biwako Hall schwelgt er in malerischen Tableaus und hier verrenkt er sich mit langweiligen Zeitverschiebungen, wie jüngst beim Fidelio in Köln oder dem Falstaff in Düsseldorf. Gepflegte Langeweile. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Aber zurück zu Rheingold. Für alle gequälten Seelen hier noch mal Wagners Rheingold in der Regie von Michael Hampe und in den großartigen Bühnenbildern von Henning von Gierke und nicht Hilsdorf Variete-Nummer aus dem Phantasialand:








    Nazi Anklänge findet man so gut wie gar keine in dieser Produktion. Und natürlich erinnert das Ganze an Chereau, weil es eben auch in der Belle Epoque angesiedelt ist.


    Der DLF hat auch keinen Salon in dem Variete wiedererkannt. Und bezeichnet das ganze auch als Tingeltangel. Vielleicht hätte er auch in das Vorgespräch gehen müssen?


    http://www.deutschlandfunkkultur.de/rhei…ticle_id=389485

    Mein lieber Marcel!


    Vielleicht war dies Herrn Hilsdorf nicht bekannt? :pfeif:


    Wahrscheinlich kriegen wir demnächst den Bajazzo auf dem Grunde des Rheins zu sehen. Im Nixenmilieu.


    Der DLF hat auch keinen Salon in dem Variete wiedererkannt. Und bezeichnet das ganze auch als Tingeltangel. Vielleicht hätte er auch in das Vorgespräch gehen müssen?


    http://www.deutschlandfunkkult…ml?dram:article_id=389485

    In Düsseldorf hatte Rheingold Premiere. Was soll ich sagen? Die Plakate im Vorfeld hatten mich neugierig gemacht, da sie eine elementare Annäherung an den Ring versprachen. Leider eine falsche Fährte.


    Was herausgekommen ist, das ist keine Inszenierung, sondern eine alberne Interpretation. Grob, verfälschend und mit der üblichen Kasperle-Maschinerie, diesmal im Tingel-Tangel-Milieu einer abgetakelten Varietetruppe. Einfach nur albern.


    Musiziert und gesungen wird ordentlich, aber das war's dann auch schon.


    Macht euch selbst ein Bild. Ich habe keine Lust auch noch länger für diesen Stuss in die Tasten zu hauen. Die kurzatmige Ulrike Gondorf lieferte eine recht genaue Bildbeschreibung. Natürlich in der typischen PR- Euphorie., derer sich der WDR so gerne bedientt. Wer das Timbre der Dame durchhält, bitte sehr
    http://www1.wdr.de/mediathek/a…d-in-duesseldorf-100.html


    Und hier gibt es dann noch ein paar "äußerst geschmackvolle" Fotos:
    https://www.operamrhein.de/de_DE/ringamrhein


    Für die ganz Hartgesottenen ja dann auch noch 30 Sekunden bewegter Bilder. Man beachte den tollen Knalleffekt zum Schluss

    Ich bin sehr verwundert, dass ich mit meinem thread auf so viel Unverständnis stoße. Ich habe in meiner Sammlung zich Kopien von Gemälden, die mich für Bühnenbilder inspirieren würden. Sei es wegen der Lichtstimmung, der Farben, des Bildausschnitts und so weiter. Wahrscheinlich hasse ich deswegen das Regietheater umso mehr. Diese brutale Bildersprache der heutigen Regisseure entspricht nicht der meinigen.