Beiträge von Knusperhexe

    Lieber Gerhard,


    das ist doch schon mal etwas. Ehrlich gesagt bin ich total erstaunt, weil ich dachte bei jedem würde ein innerer Film abgehen beim Anhören der Musik. Wenn ich z.b. Verdi höre, dann verbinde ich das eindeutig mit roter Farbe.


    Es gibt ja auch diesen Film Fantasia von Walt Disney, wo er klassische Musik illustriert. Das ist mal mehr, mal weniger gelungen:


    Vielleicht muss ich meine Frage noch mal anders formulieren. Nehmen wir z.b. das Vorspiel zum zweiten Akt von Faust. Da stürmen auf mich Unmengen von Bilder ein.


    Hört euch das doch bitte auch noch mal an und schildert mir, was ihr dabei seht.

    In einem anderen Thread frug ich mal Bertarido, warum ihm das Regietheater gefalle und in welcher Bilderwelt er sonst so leben würde. Diese Frage treibt mich auch bei vielen Regisseuren um. Welche Quellen ziehen sie heran bei der Konzeptentwicklung. Indiskutabel sind für mich egozentrisch-primitive Äußerungen, wie "Ich habe Hasen so gerne, deswegen lasse ich Hänsel und Gretel als Hasen auftreten" (Komische Oper Berlin) oder "An einen ergrünenden Pilgerstab glaube ich nicht, deswegen streiche ich das beim Tannhäuser" (Deutsche Oper am Rhein).


    Bei mir tauchen beim Hören eines Musikstückes meist Farben auf, dann verquickt sich das mit Zitaten aus Filmen, Gemälden, Literatur. Dem folgen dann weitere Recherchen, Vergewisserungen, ob ich mit meinen Assoziationen richtig liege, und daraus entwickle ich dann ein Konzept. Beispielsweise wären die Waldopern Freischütz, Hänsel, Königskinder, Rusalka für mich nicht denkbar ohne ein Studium der Licht-und Schattenmalerei eines Schischkin:



    Welche Bilder tauchen bei Euch auf, wenn Ihr Musik hört? Oder umgekehrt gibt es Gemälde(-ausschnitte), Gebäude, Literatur, Filme, Fotos, Schauspieler von denen Ihr sagt: "Wow, das passt ja wie gespuckt zu der Oper XY!"


    Hubert Roberts Gemälde "Die alte Brücke" ist für mich z. B. eine Inspiration für Rigoletto:


    Ja, das sehe ich auch so. Der bedeutende Musikkritiker Hiller schrieb in den 70er Jahren zur Premiere der Königskinder in Aachen: "Ist unsere Opernwelt wirklich so reich an derartigen Werken, dass sie Humperdincks Königskinder derart vernachlässigen darf? Aber es ist natürlich wesentlich politisch korrekter und auch pressewirksamer Kompositionen in Auftrag zu geben bei - und dann folgte eine Liste moderner Komponisten - als deutsches Kulturgut zu pflegen. Alle Intendanten sollten nach Aachen pilgern." Ich habe jetzt aus dem gedächtnis zitiert, weil ich nicht zu Hause bin.

    "Zwei Witwen" ist eine schöne Oper, lieber Chrissy. Typisch Smetana. Und "Die Jungfrau von Orleans" wollte ich immer schon mal sehen. Freue mich schon auf Deine Berichte. Ich finde es gut, dass dieses Theater sich so einsetzt für ein dem Standort Referenz erweisendes Repertoire. So etwas ist in Deutschland leider immer noch nicht denkbar.

    Ja, an die dachte ich. Da ist doch kein Ende der "Sanierung" absehbar, oder? Wie lange muß denn noch dieses "Staatenhaus" als Spielort herhalten, das ja keine gute Akustik haben soll?



    Da vertust Du Dich. Mit "alter Oper" meint der Kölner bis heute die 1958 abgerissene Moritzoper von 1902 am Habsburgerring. Die neue Oper ist der Nachfolgerbau ist das Riephahn-Opernhaus am Offenbachplatz, das nach dem Krieg eröffnet wurde. So viel schlechter ist die Akustik nicht im Staatenhaus wie in der neuen Oper. Da ist sie nämlich auch grottig. Finanzhaie haben die Sanierung nicht verbockt. Das war Schlamperei. Aber die Finanzhaie haben den Abriss der alten Oper auf dem Gewissen.

    Lieber Knuspi, Alfred wird gewiss die entscheidenden Infos haben. Vielleicht ist er so lieb, und stellt das an geeigneter Stelle und für alle sichtbar nochmal klar. Meine Erfahrung ist leider die geschilderte. Es kann aber auch sein, dass ich ge-linkt ( ;) ) wurde.



    Echt, Du hattest verlinkte Bilder eingestellt und solltest blechen? Wo?

    Ja, es wird wohl so kommen, daß sich die Immobilienmafia hier vollkommen austoben darf.
    Beispiele dafür gibt es genug: Elbphilharmonie, Stuttgart 21, Flughafen Berlin-Brandenburg, Lindenoper Berlin, Oper Köln usw. usf. - Frankfurt kommt als Nächstes dran...
    Es ist einfach nur noch abstoßend.
    Um die Musik und ums Theater geht es hier schon lange nicht mehr.



    Meinst Du jetzt die alte Kölner Oper? Die ist in der Tat den Finanzhaien UND dem ideologisierten Zeitgeist zum Opfer gefallen. Die Sanierung der neuen Oper ist ein schlampertes Debakel.

    Gerade, weil die Umgebung so eintönig ist muss die heute verhangene Bausubstanz wieder zugänglich gemacht und die fehlenden Teile ergänzt werden. Das Viertel wird durch den Wideraufbau des alten Schauspielhauses eine enorme Aufwertung erfahren. Solche Altbauten sind magnetische Blickpunkte im modernen Kontext. Genau wie in einer Wohnung, wo inmitten moderner Möbel eine Antiquität steht.

    Ich dachte, wenn man Fotos als Link einpfllegt, so ist das erlaubt. Deswegen habe ich immer nur Links verwendet und nie ein Bild runtergeladen und eingestellt.


    Alfred hatte das auch so das letzte Mal formuliert. Sollte das jetzt eine Fehlinfo sein, dann gilt es aber ganz schnell viele Beiträge hier zu löschen.

    Ein Bild sagt eben mehr als tausend Worte. Das hat auch schon die andere Fraktion erkannt, z.B. in dem Thread "Abgewandert" oder "Volles Rohr Romantik". Da wurde verteufelt, was nicht dem gegenwärtigen mainstream entspricht.


    Wie auch immer, lieber Rodolfo, ich würde ja gerne jubeln, wenn es denn etwas zu jubeln geben würde.

    Diese Doppelanlage wurde 1963 auf dem Fundament des alten Schauspielhauses errichtet und da sind wohl irgendwelche Leitungen, Treppen und Keller abgenutzt bis kaputt.


    Das Opernhaus wurde nicht nur auf den Fundamenten des alten Schauspielhauses errichtet, das den Krieg leicht beschädigt überstanden hatte. Dem Gründerzeitbau wurde einfach diese Betonhülle übergestülpt. Viele Fassaden Reste, Stuck und Werkstein, sind noch erhalten und in einem guten Zustand. Die Vorhangfassade ist allerdings völlig marode. Die Sanierung wird geschätzte 900 Millionen Euro kosten. So viel kostet aktuell auch die völlig aus dem Ruder gelaufene Sanierung des zeitgleich eröffneten Kölner Opernhauses.


    In Frankfurt hat sich erfreulicherweise ein Bürgerverein gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat die schreckliche Betonhülle zu entfernen und den Ursprungszustand des Hauses wiederherzustellen.


    Im ersten Schritt seines Ansinnens ging es erst einmal darum, deutlich zu machen, dass die Theaterdoppelanlage NICHT erhaltenswert ist. Alle "Experten" haben vor einem Jahr daraufhin aufgeschrien und sind jetzt plötzlich selber für einen Abriss. Die Initiative hatte Recht behalten. So!.


    Und im zweiten Schritt wird nun nun die Schönheit des historischen Vorgängerbaus immer wieder präsentiert, bis die Entscheidungsträger endlich überzeugt bzw den Druck der Öffentlichkeit nachgeben müssen.


    Nachfolgend der Link zur Bürgerinitiative:
    http://www.frankfurterschauspielhaus.de/


    Besser noch als der Internetauftritt demonstriert die Facebook-Seite der Initiative die Wankelmütigkeit der Politiker und das wachsende Interesse an der Rekonstruktion des ursprünglichen Gebäudes. Ich drücke jedenfalls alle Daumen und bin recht zuversichtlich, dass es klappen wird.



    So sehr das Haus vor dem Krieg aus:


    So stellte es sich kurz nach der Wiederherstellung Ende der 40er Jahre dar:




    Ende der 50er Jahre wurden bereits die Turm Aufbauten gekappt:



    Kurz vor dem übergestülpten Betonklotz:




    Und so präsentiert sich die Anlage heute. Wenn die Glas und Beton Fassade erstmal weg ist, wird der Ursprung bau wieder deutlich werden:


    Das ist genau die 08/15 -Mainstreamästhetik auf den deutschen Bühnen, die ich nicht mehr sehen kann, will und schlichtweg ignoriere. Fehlt nur noch die Frittenbude oder der Wohnwagen, die beide gerade so en vogue sind.


    Ist das da Napoleon außen links?


    Und bitte erkläre mir jetzt mal jemand, was es für einen Mehrwert hat, solche Kostüme auszusuchen? Von "gestalten", mag ich gar nicht sprechen. Ist das ganze vielleicht eher Faulheit? Denn es erfordert ja schon einiges an Rechereche, Zeit ,Können und an Sensibilität, historische Kostüme zu entwerfen, die die Charaktere enstprechend ihrer Definition unterstützen.


    Und dann das Bühnenbild!!! Da könnte nun wirklich wieder alles drin spielen: Vom Fidelio über Hoffmann und Rusalka bis hin zu Xerxes. Mir vergeht da die Lust am Theater!

    Lieber Chrissy, genau so ist es. Aber mach dich bitte nicht klein. Wer sagt denn, dass wir keine neuen Erkenntnisse für das Leben aus einem Werk ziehen, wenn es dem Libretto getreu inszeniert wird? Vielleicht ist das sogar noch wertvoller, weil du es mit dem Herzen erspürst. Weil es die Seele berührt. Naiv ist das sicher nicht. Lass dir das bloß nicht einreden. Und zur Belohnung gibt es Fotos aus Gelsenkirchen, wo ein gelungener Hoffmann zu sehen ist:







    Lieber Rheingold, da hat Bertarido völlig recht. Ich würde mich freuen, wenn du dich mit einklinken würdest. Auch wenn Du anderer Meinung bist als ich. Es wäre eine Bereicherung.


    Und nur weil wir befreundet sind, musst du dich nicht verpflichtet fühlen, die Louise für den Schwanda zu versenken oder den Romeo der Königin von Saba zu opfern.;-)

    Lieber Reingold, wenn es darum gegangen wäre, nur die Lieblingsopern zu nennen, dann sähe mein Kanon komplett anders aus. Dann gäbe es keinen Parsifal da drin, dafür aber die Teufelskäthe und noch viele andere. Ich denke schon, dass ich mich an die Regeln gehalten habe und Werke ausgesucht habe, die repräsentativ für die mir bekannten Epochen und wichtigsten Komponisten sind.


    Im übrigen danke ich Bertarido, dass er sich noch mal die viele Mühe macht.

    Es folgen weitere Produktionen aus Beijing:


    Otello



    Die Hochzeit des Figaro




    Aida



    Nabucco




    Rosenkavalier





    Tosca




    Turandot




    Ich bin dann mal weg. Mein neues Lieblings Opernhaus liegt in Beijing.

    In Beijing hat man auch keine Probleme mit der Romantik von Lohengrin:






    HIER eine Rezension.


    Lieber Herr del Monaco, wieso realisieren sie sie solche Produktionen bitte nicht in Deutschland?

    Das Opernhaus in Philadelphia ist nicht nur ein schöner Bau



    , sondern präsentiert diese Saison auch eine werktreue Carmen:




    Auch mal angenehm, dass beim Einzug, der Chor nicht krampfhaft ins Publikum starrt, sondern man eine echte Parade geboten bekommt!



    Und auch Nabucco in Philadelphia ist ganz so, wie es im Textbuch steht:







    Ach, La Roche, Faust ist eine meiner erklärten Lieblingsopern und ich kam noch nie in den Genuss einer Aufführung, die das Werk im Mittelalter belässt. Mir tat es in der Seele weh, als ich die Aufführung aus der MET im Kino sah. So schlimm, dass ich rausgegangen bin, weil ich mich nicht weiter quälen wollte. Für mich kommen solche Verunstaltungen einer Bücherverbrennung gleich. Sie tun mir in der Seele weh! Ganz im Ernst! Opern sind für mich wie Lieblingsfreunde und da möchte ich auch nicht, dass auf ihnen rumgetrampelt wird!!!


    P.S.: Falls irgendwer die Faust-Inszenierung aus dem Bolshoi gekannt hat, die dort bis 1995 gegeben wurde, dann bitte ich um eine Beschreibung und um Fotos!!!!!