ZitatOriginal von Thomas Pape
Nö, lieber Peter, das sehe ich anders. Ersatzweise lässt sich der Vorschlag auf einen Gutteil von Berufen ausweiten - Lehrer fallen mir da gerade ein, (deren Belastung sich durch gesellschaftliche Veränderungern zum einen und den Umstand, daß ständig neue pädagogische Säue durchs Dorf getrieben werden zum anderen auf zuvor nicht absehbare Weise verändert haben), oder Ärzte.
Nun, lieber Thomas, weshalb ich da so sauer bin: Ich kenne Leute, die tatsächlich durch Krieg und Folter traumatisiert sind. Die sind in der Regel gar nicht dazu fähig, eine solche Beschäftigung aufzunehmen. Dass hier Mitglieder eines Chores eine "Traumatisierung" zum Vorwand nehmen, istfür mich eine Beschimpfung von tatsächlich Traumatisierten. Da kannst Du mal den Arzt Deiner Wahl fragen, was das heißt.
Entweder wären diese "Kranken" tatsächlich schon längst auffällig geworden (dass es eine solche "Ladung" braucht, um ein Trauma zu aktualisieren, halte ich für sehr seltsam) oder sie schummeln. In beiden Fällen halte ich eine Weiterbeschäftigung nicht für angebracht. Aber was zerbreche ich mir den Kopf der Intendanz
ZitatWenn sich Künstler auch als Gesellschaftsseismographen verstehen, so müssen sie dennoch hinnehmen, daß dieses Gesellschaft sie kontrolliert. Nicht ohne hämische Genugtuung habe ich vor einigen Jahren erlebt, daß in der Ausstellung "Kunstwelten im Dialog" im Kölner Museum Ludwig per einstweiliger Verfügung ein sogen. Kunstwerk abgebaut worden ist. Kläger war der Tierschutzbund, der sich darüber erregt hatte, daß die Kunst darin bestand, in zwei mit einer Glasröhre verbundenen Glaskuben, Tiere zu steckten, von denen das eine -so die künstlerische Absicht- das andere töten sollte. Flucht ausgeschlossen, der Vorgang also unausweichlich.
Letztendlich ist diese sogenannte Kunst aus der Ausstellung entfernt worden.
Hämisch ist meine Reaktion da nicht, sondern ich freue mich, dass da eine Grenzüberschreitung beendet wurde. Warum Du da nun "sogen[anntes] Kunstwerk" schreibst, ist mir nicht einleuchtend. Es ist ein Kunstwerk, das ich nicht mag, aber deshalb doch ein Kunstwerk. Moralische Empörung hat da nichts zu suchen, hier ist die Grenze des Strafgesetzbuches überschritten worden, schlicht und einfach. Aber sind Kunstwerke, die Gesetze übertreten, keine Kunstwerke mehr?
ZitatZurück zu den Kölnern: durch Arbeitsverweigerung glänzen die eigentlich nicht. Daß sich in einem großen Chor acht Leute mit nicht verarbeiteten Traumata befinden können, halte ich jetzt nicht für ungewöhnlich. Denen würde ich allerdings keinen anderen Beruf empfehlen, sondern einen Dispens für diese Produktion geben.
Ich kenne nun nicht so sehr Kölner Produktionen, kann mir aber nicht vorstellen, dass ein solcher Konfliktfall erst jetzt aufgetreten sein kann. Da meine ich doch von Schlimmerem gelesen zu haben - und Gewalt in welcher Form auch immer hätte da die Traumatisierten an der Arbeit hindern müssen. Nein, das ist eine Lüge auf Kosten von wirklich Traumatisierten, soweit ich das als Außenstehender beurteilen kann.
ZitatMit gleichem Fug und Recht könnte man den Berufswechsel auch Künstlern empfehlen, die Sinn und Wert ihrer Kunst nicht vermitteln können.
Die sind in der Regel nicht irgendwo angestellt und haben Personalrat und Gewerkschaft im Rücken. Im übrigen gehört es (auch) zum Bild eines Künstlers, dass es Verständnisschwierigkeiten mit seiner Gegenwart gibt. Herr Knabe ist aber wohl gut im Geschäft - und die ihn einkaufen, schätzen ihn offensichtlich hoch ein. Der Markt für Regisseure ist doch so klein nicht.
ZitatDas eigentlich Merkwürdige in Köln ist der Umstand, daß die Sache so hochkocht, obwohl jeder Ausfall neu besetzt worden ist. Nichtkölnern sei in diesem Zusammenhang verraten, daß es in Köln keinerlei Pressevielfalt gibt; drei verschiedene Titel, ein Verleger. Zwischen Bonn und Leverkusen alles fest in Händen von Alfred Neven Dumont. Und der weiß schon Meinung zu machen, nicht zuletzt auch durch das, was er nicht abdruckt. Eigentlich ein unerträglicher Zustand.
Da sind wir uns einig.
Liebe Grüße Peter