Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Orgel, Streicher und Bc F-dur RV 542
Es spielen Manfred Kraemer, Marcelo Bussi und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Orgel, Streicher und Bc F-dur RV 542
Es spielen Manfred Kraemer, Marcelo Bussi und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Traversflöte, Orgel, Streicher und Bc C-dur RV 779
Es spielen Manfred Kraemer, Jed Wentz, Marcelo Bussi und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
ZitatAlles anzeigenOriginal von keith63
Hallo Joschi,
z. B. habe ich meine persönlichen Beurteilungskriterien im Thread 'Beurteilung von Stimmen und Gesang' kenntlich gemacht. [Es gibt sogar einen eigenen Thread!]
Wenn jeder seine persönlichen Beurteilungskriterien benennen würde, wäre fast alles in Ordnung,...wenn er diese denn benennt...
Dieses würde jedenfalls einiges klären, ohne die alleinige Erkenntnis, eine schöne "Liebeserklärung" oder "Huldigung" gelesen zu haben.
Bzgl. sog. "Cross-Over" etc. sehe ich ggfs. kleinere Probleme.
Grundsätzlich: Ich werde immer für die Trennung von "versuchter Objektivität" und "Geschmack" plädieren wollen.
Im "TMOO" wird dieses doch auch versucht!?
Liebe TMOO-Freunde,
ich habe voll Interesse die Diskussion verfolgt nicht zuletzt, weil einige der Bedenken, die mich daran hindern, an TMOO - mit einer definierten Ausnahme - teilzunehmen, prononziert genannt wurden.
Bei der weisen Beschränkung auf 5 Stufen (die durch halbe Punkte ja schon unterlaufen ist), kann man ein relativ stabiles Urteil formulieren, je mehr Zwischenstufen, umso schwieriger wird es. Jeder wird nach seinem Geschmack werten, das ist für mich nicht das Problem. Für mich ist nur die unendliche Zahl von Höchstnoten etwas, was das ganze entwertet. Denn - um es offen herauszusagen - die glaube ich einfach nicht. So taub kann einen selbst eine tiefe Liebe zu Interpreten nicht machen, dass man nicht auch hört, wo sie falsch besetzt, nicht in Stimmung oder einfach falsch singen.
Für mich ist es zeitlich ziemlich aufwändig, eine Aufnahme zu beurteilen, denn in die kann ich nicht einfach hineinhören, die muss ich wenigstens teilweise mehrfach hören. Deshalb mein geringes Engagement: Ich gebe Noten nach Leistungen, nicht nach Namen - und da darf ich nicht nur die Einspielung hören, ich muss auch die wichtigsten Vergleiche kennen.
Damit ist meine Ausnahmeposition schon benannt: Ich werde Opern beurteilen, von denen ich viele Einspielungen habe, bei denen ich mir eine klare Vorstellung über die möglichen Interpretationen gemacht habe. Zumindest sind die Noten, die ich gebe, dann relativ gültig. Wenn ich meine, dass Elisabeth Grümmer in einer Einspielung die Agathe (Freischütz) nach meinen Vorstellungen perfekt singt, dann wird sie hier die Höchstnote bekommen, das heißt aber, dass andere diese Noten nicht erreichen, ja z.T. auch deutlich schlechter abschneiden.
Oper ist für mich nicht eine Abfolge von Gesangsnummern, sondern ein Gesamtkunstwerk, in dem die musikalische Konzeption beachtet werden muss. Meint da aber ein King in seiner ganzen heldentenoralen Pracht undisziplinert lossingen zu müssen, so kann man das isolierte Produkt als Kraftprotzerei am falschen Objekt goutieren, aber im Ensemble der Oper muss man es deutlich abwerten. Janowitz hat eine schöne Stimme, aber die Agathe singt sie zu kühl - und ich bewerte die Agathe, die sie singt, nicht aber, dass die Janowitz sie singt.
Bei mir wird auch eine kurze Einschätzung in Worten unter dem Artikel stehen, aber ich verspreche schon: ich werde nur wenige Opern, die aber in aller Ausführlichkeit angehen ... und ich brauche eben viel Zeit, weil ich viel hören und mich gut einhören muss.
Liebe Grüße Peter
L'espérance, toute trompeuse qu'elle est, sert au moins à nous mener à la fin de la vie par un chemin agréable.
(La Rochefoucauld, 168)
Die Hoffnung, so trügerisch sie auch ist, dient zu mindestens, uns zum Lebensende auf einem angenehmen Weg zu führen.
Liebe Grüße Peter
Karl Böhm Orfeo (28.5.1972)
Karl Böhm, Chor und Orchester der Wiener Staatsoper - 4
Gundula Janowitz (Agathe): 4
Renate Holm (Ännchen): 4
James King (Max): 3
Karl Ridderbusch (Kaspar): 4
Rest: 4
Gesamturteil: 23 : 6 = 3,8
Der Mitschnitt einer Aufführung der Wiener Staatsoper leidet u.a. an dem Livecharakter, die die Akteure eher zu publikumswirksamen Eingriffen in den Notentext bewegen statt sie zu beflügeln. Zu all den Eigenmächtigkeiten kommen die vielen Bühnengeräusche. Am besten gefallen mir noch Ridderbusch als Kaspar und die agile Renate Holm als Ännchen. Gundula Janowitz kann mich nicht überzeugen, schlimm der "Heldentenor" von James King in Sachen Rollenauffassung.
TQ: 3
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Orgel, Streicher und Bc c-moll RV 766
Es spielen Manfred Kraemer, Marcelo Bussi und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
L'avarice est plus opposée à l'économie que la libéralité.
(La Rochefoucauld, 167)
Der Geiz ist der Wirtschaftlichkeit mehr entgegengesetzt als die Freigiebigkeit.
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Traversflöte, Orgel, Streicher und Bc F-dur RV 767
Es spielen Jed Wentz, Marcelo Bussi und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion
Meine Lieblingsinterpretation, nicht zuletzt, weil ich damit aufgewachsen bin.
Liebe Grüße Peter
Le monde récompense plus souvent les apparences du mérite que le mérite même.
(La Rochefoucauld, 166)
Die Welt belohnt öfter die Erscheinungsformen der Tüchtigkeit als die Tüchtigkeit selbst.
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Orgel, Streicher und Bc A-dur "Il Roswignuolo" RV 335
Es spielen Manfred Kraemer, Marcelo Bussi und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
Notre mérite nous attire l'estime des honnêtes gens, et notre étoile celle du public.
(La Rochefoucauld, 165)
Unsere Tüchtigkeit erwirbt uns das Wohlwollen von ehrenwerten Menschen, unser Glückstern das der Öffentlichkeit.
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Violoncello, Orgel, Streicher und Bc d-moll RV 544a
Es spielen Manfred Kraemer, Marcelo Bussi, Balász Maté und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
Il est plus facile de paraître digne des emplois qu'on n'a pas que de ceux que l'on exerce.
(La Rochefoucauld, 164)
Es ist einfacher, einer Rolle würdig zu erscheinen, die man nicht hat, als einer, die man spielt.
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Orgel, Streicher und Bc d-moll RV 541
Es spielen Manfred Kraemer, Marcelo Bussi und Musica ad Rhenum.
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von Frank Pronath
ch glaube Du unterschätzt die Kinder. Jedenfalls hatte mein Kleiner keiner Probleme, Cosi fan tutte zu verstehen (wenn auch nicht in allen Details), und das in der Inszenierung von Konwitschny.
Lieber Frank,
ich habe selber welche - und die sind mitten in der Pubertät eifrige und gute Instrumentalisten, aber GottseiDank ganz normale Jungs mit ihren Interessen, beide in der Schule exzellent - und trotzdem: Die Eigentümlichkeit der Così würde ich ihnen nur dann zumuten, wenn sie es selbst möchten. Vieles kann man erreichen (und habe ich erreicht) über meine eigene Begeisterung, die auf sie übersprang - aber da weiß ich auch, wo die Grenzen sind und was da die Begeisterung erzeugt; von Verstehen würde ich da nicht sprechen. Da muss zu der spontanen Begeisterung als Übersprungshandlung noch die eigene Zuarbeit dazu kommen.
Ich möchte Dich in Deiner Begeisterung und Begeisterungsfähigkeit nicht irre machen, das ist für mich der richtige Weg. Aber überschätzen sollte man das nicht: auch die Così hat eine Vielzahl von Ebenen und darunter sind auch solche, auf denen man sich als 8-jähriger orientieren kann. Dass man aber auch nur eines der Rätsel versteht, aus denen die Così besteht und die sie zu einem solchen Meisterwerk machen, möchte ich bezweifeln.
Bei Gluck sind andere Opern sicher einfacher als die komplexe und düstere lyrische Tragödie Armida - wie etwa der Orfeo. Den habe ich als Junge auch heiß und innig geliebt (ohne zu wissen, welchen Ritt über den Bodensee ich da machte).
Vieles an der Liebe, die ich als Junge für Literatur & Musik hatte, erwies sich als Missverständnis; trotzdem hat sie mich weiter gebracht. Eine gute Hand und weiterhin die Fähigkeit Deinen Jungen zu begeistern wünscht Dir
Peter
ZitatOriginal von Armin Diedrich
Wenn das Opus genauso schlecht ist wie sein Sängerbuch: Finger weg! Ich habe es bis dato nicht gelesen und nach den schlechten Erfahrungen auch nicht das Bedürfnis...
Lieber Armin,
mir geht es ähnlich, das Sängerbuch klärte mich darüber auf, woher der ganze aufgequollene Wortschatz der sogenannten Sängerexperten kommt, der die unterschiedlichsten Foren vergiftet. Eine ganze Anzahl von seinen Kritiken in unterschiedlichen Zeitungen verstärkte meine Abneigung gegen Stil und Inhalt. Ich wäre wie Du sehr zurückhaltend bei dem Autor ...
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von Frank Pronath
auch ich bin auf diese mir bis jetzt nicht bekannte Oper sehr neugierig und würde sie mir gerne ansehen. Ich fühle mich aber daran gehindert, weil es die Komische Oper wieder einmal geschafft hat, einen erheblichen Teil des Publikums von vornherein auszuschliessen.
Laut Webseite der Komischen Oper ist die Aufführung (aus den bereits genannten Gründen) erst ab 16 Jahren freigegeben, so dass Kinder, Jugendliche und Familien leider nicht in den Genuss dieses Werks kommen können.
Lieber Frank,
bei allem Verständnis, ganz folgen kann ich Dir da nicht. Wie es Bücher gibt, die man besser erst ab einem bestimmten Alter lesen sollte (weshalb es kastrierte Ausgaben von Tausendundeine Nacht gibt), so ist auch nicht jede Oper für jedes Alter geeignet. Den Konflikt zwischen Liebe und Hass, den Gluck so meisterhaft zeichnet, wird ein achtjähriger noch nicht verstehen können. Ansonsten gab es ja schon (zumindest konzertante) Möglichkeiten, in Berlin die Armide kennenzulernen.
Mein Ältester ist gerade 16 Jahre alt geworden und es wäre nicht gerade einfach, ihm den Stoff und die geniale Gestaltung durch Gluck verständlich zu machen. Oper ist doch mehr als bebilderte Musik und den "Faust" wirst Du Deinem Sohn auch nicht gerade jetzt schon in die Hand drücken wollen.
ZitatIch würde mich sehr freuen, wenn sich die Komische Oper besinnen und eine für Nachmittagsvorstellungen familienfreundliche Version dieser Oper anbieten würde. Nach allem hier Gelesenen dürften einige kleine Modifizierungen genügen. Einem guten Kostümbildner würde dies bestimmt nicht schwer fallen (Hoffentlich lesen die Verantwortlichen hier mit).
Ich halte nicht ausreichend, um die Oper einem 8-jährigen zugänglich zu machen. Gut Ding muss hin und wieder Weile haben.
Aber wenn sich die Berliner Bühnen durch einen Erfolg der "Armide" dazu bewogen fühlten, diese Oper nun auch in ihr Repertoire zu nehmen (und mit Übertiteln o.ä. sie verständlicher und auf Französisch idiomatisch gerechter zu vermitteln), hindert Dich niemand in eine (allerdings dann nur auf der Oberfläche) harmlosere Oper mit Deinem Sohn zu gehen. Das wünsche ich Dir und allen anderen.
Aber - das deutete sich in den Kommentaren schon an - das weit über Bieitos Konzept von Sex & Gewalt hinausgehende Schockierende findet man bei Gluck, nicht in der Inszenierung.
wiesengrund - und was ihnen von den Medien zugemutet wird. Ansonsten ist die Art der Darstellung für unter 14jährige eher langweilig und ein ein wenig peinlich. Die Fantasien, die Ältere dabei entwickeln (gar auch noch in diesem Forum), sind bei ihnen (noch) nicht vorhanden. Auch hier gilt: Die Schweinigelei liegt im Blick des Betrachters ...
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von Fairy Queen
Ich muss gestehen, dass ich bei all den unterschiedlichen Wertungen hier nicht mehr durchblicke- es hilft wohl Alles ncihts: man muss die Oper selbst ansehen oder
Dass ich letzteres nun doch nicht tue, hängt mit meiner unbezähmbaren Neugierde zusammen- pardonate!
Liebe Fairy Queen,
um erst einmal Orientierungspunkte anzugeben, hier eine kurze Inhaltsangabe der "Armide" von Gluck
Der Text des Libnrettisten Philippe Quinault geht auf eine Episode von Torquato Tassos La Gerusalemme liberata zurück.
Wir befinden uns im Zeitalter der Kreuzzüge. Kreuzritter führen einen Feldzug gegen den König von Damaskus, Hidraot. Auf der Seite des Königs ist seine Nichte Armide, die dank ihrer Zauberkraft zahlreiche Ritter gefangen genommen hat - nur bei einem ist es bislang nicht gelungen, bei Renaud. Dazu hat Armide geträumt, Renaud habe sie unterworfen und im Augenblick des Todes sei Liebe bei ihr erwacht. Armide hat alle Gefangenen dem König von Damaskus ausgeliefert, doch dann kommt die Nachricht: Ein einziger Krieger hat alle befreit - Renaud.
Wegen einer Rauferei wurde Renaud vom König Godefroi aus dem Lager der Kreuzritter verbannt. Während er nun allein kämpfen will und sich sicher ist, Armide zu widerstehen, treffen sich in der Nähe Hidraot und Armide, um die Unterwelt zu beschwören. Armide entdeckt den schlafenden Renaud, vermag es nicht, den Wehrloisen zu erstechen, weil sie merkt, dass sie ihn liebt. Zwischen Liebe und Hass, Glück und Scham schwankend, befiehlt sie den Dämonen, Renaud ans Ende der Welt zu bringen, wo sie ihn bewegen will, sie zu lieben
Armide ist es zwar gelungen, Renaud zu ihrem Geliebten zu machen, doch ihre eigene Liebe zu ihm schwächt sie. Es bekümmert sie, dass Renaud sie nur ihrer Verzauberung wegen liebt, und die Liebe zu Renaud ihre Rache hemmt. Sie ruft den Hass zur Hilfe, doch mitten in der Beschwörung schickt sie ihn wieder davon. Ihre Liebe ist stärker. Der Hass verflucht sie: Die Liebe wird sie in den Abgrund stoßen.
(Akt 4 bringt eine Nebenhandlung mit zwei Kreuzrittern und zwei Dämonen, die sich ihnen als Lucinde und Melisse nähern)
Armide muss sich kurzzeitig von Renaud trennen, denn für ihre Zauberkunst muss sie allein sein. Beide trennen sich ungern. In ihrer Abwesenheit dringen die beiden Kreuzritter in das Zauberschloss ein. In dem Diamantschild, den sie bei sich führen, erkennt sich Renaud wieder und wird vom Bann Armides befreit. Bevor sie fliehen können, kehrt Armide zurück. Renaud zieht Ruhm und Pflicht der Liebe vor, selbst als Gefangene will er Armide nicht mitnehmen, obwohl er sie liebt. Als Armide nach einer Ohnmacht wieder erwacht, erkennt sie, dass ihre Liebe noch immer stärker ist als ihr Hass. In ihrer Verzweiflung ruft sie die Dämonen, ihr Zauberschloss zu vernichten.
...
Das nur mal in Kürze, damit die Handlung, so wie sie im Libretto steht, unter den Übermalungen Bietos erst einmal sichtbar wird.
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von operus
In dieser Diskussion kommen die ganzen Stärken aber auch die Begrenzungen des Tamino-Forums heraus. Hervorragend, dass ich, der nicht das Glück hatte, diese Premiere zu sehen, durch Eure Beiträge von vielen Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Ansichten aktuell informiert werde. Danke.
Erstaunlich ist, dass bei vielen im Grunde sehr informativen Auseinandersetzungen, ganz schnell über Vorurteile und persönlich diskutiert wird.
Lieber Operus,
wenn man Unterschiedliches addiert, kommt meist ein skurriles Ergebnis heraus. Es gibt - wie überall und nicht nur in diesem Forum - unterschiedliche Arten, Musik zu begegnen, die entsprechend unterschiedliche Ergebnisse bringen, die sich hier im Raum begegnen, ohne eigentlich gleichwertig zu sein. Das spricht nicht gegen die Existenzberechtigung der jeweiligen Einstellung.
Zunächst gibt es hier Musikfreunde, deren Interesse an Musik sich darin erschöpft, dass sie gut unterhalten werden. Sie urteilen durchaus zu Recht aus dem Bauch und scheuen meist die Mühe, darüber nachzudenken was sie unterhält und warum. Eine Diskussion auf der Ebene hat wenig Sinn, denn sie bleibt meist auf der Ebene des Ichs. Das finde ich eben gut und das eben schlecht. TMOO mit seinem Verzicht, unterschiedliche Hörerlebnisse aufzuklären, ist ein adäquates Feld unter anderen. Urteile bleiben für diese Musikfreunde auf der Ebene von Vor-Urteilen, weil Urteile (in der Regel) nicht kritisch hinterfragt werden.
Es gibt weiter die Musikfreunde, die sich aktiv mit Musikwerken auseinandersetzen. Für sie genügt Gefallen oder Nichtgefallen nicht, sie fragen nach dem Warum. Ihre Suche nach einem tieferen Verständnis einerseits und die Neugier auf Neues andererseits sind ein belebendes Element in diesem Forum, ob es sich nun um nachschaffende Hörer oder nachschaffende Künstler handelt. Da subjektives Empfinden Voraussetzung für ihr Erkennen ist, pflegen sie kritischen Auseinandersetzungen ohne persönliche Ranküne zu führen, ist doch die andere Meinung gerade die Möglichkeit, die eigene zu erweitern und zu vertiefen.
Erfahrungsberichte aus Oper und Konzert zielen auf diese zweite Gruppe und werden auch von ihnen gestaltet. Dass sich da immer mal einer aus Gruppe Nr. 1 einmischt und meint, Bekenntnisrufe abgeben zu müssen, häufig Einzeiler, die nur auf Provokation aus sind, liegt in der Natur eines Forums, in dem es keine abgeschlossenen Räume gibt.
Wer sich in einer Gesellschaft daneben benimmt, wird halt mit Nasenstüber zu rechnen haben. Aber wenn man von der Musik nur wenig weiß und sich, statt höflich nach Auskunft zu fragen und diese zu nutzen, sich naseweis vordrängt ...
Es gibt noch die dritte Gruppe (und das ist bei weitem nicht die letzte, die man beschreiben könnte) von Kennern, die sich dank ihrer Kenntnis und ihres Wissens, möglicherweise noch geschärft durch eine wissenschaftliche Ausbildung, gerne ihren Geist wetzen in einer Auseinandersetzung, über die man als Normalbürger nur den Kopf schütteln könnte (wie diese, ob Brahms ein großer Komponist ist), bei der aber Kampfeslust und Argumentierkunst vieles offenlegen, was man sonst nie erfahren hätte.
Warum eine Auseinandersetzung über Musik so schnell ins Persönliche führen kann, ist leicht erklärt: Wenn das subjektive Erleben von Musik im Mittelpunkt steht, so ist in diesem Erlebnis sehr viel Persönliches enthalten, das man angegriffen fühlt, obwohl es nur um eine Meinung geht und nicht um die Person. Dazu ist es nicht eben leicht, musikalische Erlebnisse zu versprachlichen. Und dann ist es wie auf dem Schulhof einer Gesamtschule: Wo die Emotionen groß, die sprachlichen Möglichkeiten aber gering sind, gibt es Krawall. Nur wenn es klare Regeln für Schlichter gibt, kann man diesem Auskeilen steuern - Erkenntnisse gewinnt man sicher nicht dabei über Musik.
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von Fairy Queen
Lieber Peter, du nennst Bieto einen Moralisten ( MonsieurLa Rochefoucauld zieht seine Kreise...... :D)
Was ist Deiner Ansicht nach hier die Moral von der Geschichte? Kurz und knackig in einen Aphorismus gebracht- was will diese Auslegung von Glucks Armide uns sagen?
Liebe Feenkönigin,
da kommt mir der heutige Aphorismus schon zupass: Il y a une infinité de conduites qui paraissent ridicules, et dont les raisons cachées sont très sages et très solides.
Ich kann aber nur sehr Ungefähres zu einer Inszenierung sagen, die ich nicht kenne. Vielleicht ist Bieito auch an Gluck gescheitert, wenn das hier Gesagte zur Beziehung von Musik und Inszenierung zutrifft. In der "Entführung" wurde kein Mozart durch die auch manchmal überbordenden Inszenierungsideen verstellt, hier scheint es nun, lese ich recht, der Fall zu sein, wie Du schon schreibst:
Zitat
Die für mich entscheidene Frage bleibt doch : inwieweit lässt sich Bietos Interpretation an der Musik verifizieren?
Die Musik ist auf jeden Fall eine vehemente Verteidigung der Zauberin und Liebenden, der Heidin Armide.
ZitatGluck als reiner Brutalo und drastischer Zertrümmerer von Liebesgefühlen geht m.E. an grossen Teilen seiner musillasichen Aussage vorbei.
Wie ist dieser Widerspruch gelöst?
Das Orchester der KOB scheint ihn nicht als Brutalo gespielt zu haben, wie ich einer der Kritiken entnehme.
Nur so nebenbei: Ich mag es nicht, wenn die Ouvertüre schon in die Inszenierung miteinbezogen wird - soviel Zeit muss sein.
Liebe Grüße Peter
Il y a une infinité de conduites qui paraissent ridicules, et dont les raisons cachées sont très sages et très solides.
(La Rochefoucauld, 163)
Es gibt eine Vielzahl von Verhaltensformen, die uns lächerlich erscheinen und deren verborgene Beweggründe sehr weise und sehr gediegen sind.
Liebe Grüße Peter
Antonio Vivaldi: Concerto für Streicher und Bc B-dur RV 164
Es spielen die Budapest Strings
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von Ingrid
Würde ich Gluck jetzt nur über solche Inszenierungen präsentiert bekommen, würde ich ihn höchstwahrscheinlich meiden und das hat er nicht verdient.
Da ich, liebe Ingrid, noch nicht die Gelegenheit hatte, die Inszenierung zu bewundern. muss ich mich in der Bewertung zurück halten.
Ich beschäftige mich im Moment mit Gottfried von Straßburgs Tristan und Isolde, eine mitterlalterliche Station einer unglaublichen Grenzüberschreitung. Die in der Armida ist anders, aber in der Form ebenso ähnlich. Es ist eine Herausforderung an alles, was Gesetz und Herkommen ist: die Welt befragt durch die Liebe - und welche Welt genügt ihr schon?
Wie will man diese Herauforderung an die saturierte Welt, in der wir leben, formulieren? Bieto sucht sich seine, und da er sie glaubhaft zu formulieren zu versteht, stößt er sich an den Grenzen unserer Wahrnehmungsfähiigkeit - aber damit befragt er uns, wo Liebe zur Gewalt wird, wo wir den anderen zu überrumnpeln versuchen, wo Liebe Verfügungsgewalt über den anderen zu werdne droht.
Ein Moralist wie Bieto ist gezwungen, diese Frage in Blut und Gewalt zu schreiben, in Schrift und Sprache unserer Zeit und Gesellschaft- Er leidet an dem Widerspruch von Wirklichkeit und Anspruch,
Wenn man seinen Weg nicht geht, dann verzichtet man auf Moral.Wer bei hm die tief moralische Haltung nicht sehen kann, empfindet den tiefen Schmerz nicht, den er uns mitzutelen versucht-
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von Elisabeth
Beim Rest hab ich mir lang überlegt, ob ich vielleicht beim Hören indisponiert war, denn auch mich hat die Einspielung nicht vom sprichwörtlichen Hocker gerissen. Bevor ich allerdings eine Wertung ins TMOO einstelle, möchte ich ihr wenigstens eine zweite Hörgelegenheit (bewußt so formuliert, denn ob das eine Chance ist?) geben.....
Liebe Elisabeth,
tue das. Aber der hier manieriert klingende Gedda gegen Schock, Köth gegen die Loose, Nilson gegen Grümmer ... Da liegen für mich Welten zwischen ... und wenn man dieses Tempo mag - Keilberth gegen Heger. Wenn die Aufnahme wenigstens ihr eigenes Profil hätte ...
Liebe Grüße Peter
ZitatAlles anzeigenOriginal von Elisabeth
Wegen Wolfgang Anheisser als Ottokar bestellt, heute erhalten und gleich im Player:
Carl Maria von Weber (1786-1826)
Der Freischütz
Nilsson, Gedda, Berry, Köth, Crass, Anheisser
Bayr. Staatsopernorchester, Heger
Label: EMI , ADD, 68
Nun gut, liebe Elisabeth, Anheisser singt den Ottokar, aber ansonsten gehört das ganze mE nicht zu den stärksten Einspielungen des "Freischütz". Wie bist Du mit dem Rest zurecht gekommen?
Liebe Grüße Peter
Robert Heger EMI 5 65757 (1969)
Robert Heger, Chor und Orchester der der Bayerischen Staatsoper München - 4
Birgit Nilson (Agathe): 3,5
Erika Köth (Ännchen): 3,5
Nicolai Gedda (Max): 3,5
Walter Berry (Kaspar): 4
Rest: 4
Gesamturteil: 22,5 : 6 = 3,75
Das Dirigat Hegers zeigt zwar in einer Anzahl von Einzelheiten seine Erfahrung und seine Vertrautheit mit der Partitur, ist mir allerdings insgesamt zu uneinheitlich. Gedda singt einen ziemlich unidiomatischen Max, Berry weiß da trotz mangelnder Schwärze durch sein intelligentes Singen mehr zu überzeugen. Aber das doch eher gestaltlose Ännchen und die angestrengte Art der Nilson werten die Aufnahme für mich deutlich ab.
Sehr viel Geräusche, durchweg gut gesprochener Dialog.
TQ: 4
Liebe Grüße Peter
ZitatOriginal von Fairy Queen
Anlässliich dieses Threads habe ich heute morgen die Armide mit Antonacci stückchenweise per IPOD gehört und finde schon, dass da einige potentielle "Hits" drin sind. Warum sie es nciht geworden sind? Vielleicht weiss unser Gluck-Spezialist dazu etwas zu sagen?
Liebe Feenkönigin,
Stefan Kunze diskutiert in seinem Essay "Gluck, oder: die 'Natur' des musikalischen Dramas" (Gluck. Wege der Forschung, 1982) eben diese Frage und kommt zu einer Anzahl von Antworten, die ich gerne im Gluck-Thread diskutieren möchte. Die abschließende und sicher eine der wichtigsten ist diese:
Mehr als andere Musik ist die von Gluck abhängig von ihrer Darstellung, die das Drama miteinschließt. Ihre einzige Chance ist nicht etwa 'stilreine' Aufführung, sondern die Wiedergewinnung der belebenden Darstellung, die Gluck vorgeschwebt haben muss, von der aber die Komposition in ihrer schriftlichen Fixierung wenig verrät.
Es ist deshalb gut zu wissen, dass das in der Partitur verborgene Potenzial von Bieto, wie ich lese, gehoben wurde. Allerdings gehört - da beißt die Maus keinen Faden ab - Textverständlichkeit notwendig zum Gelingen des dramatischen Theaters, wie es Gluck verstand. Bei all seinen ausgedehnten Kämpfen mit den Sängern ging es um die Wahrhaftigkeit des Ausdrucks und gegen die Manierismen der Sänger, die jene verschütteten.
Viele der Musikstücke Glucks haben die Fähigkeit, Sucht auszulösen - bei mir im Moment wieder im Ezio: aber da muss man wissen, was da geschieht und was gesungen wird. Die Schönheit der Melodie erschöpft sich nicht in sich selbst, sie steht in einer spannungsgeladenen Beziehung zur Begleitung (wobei die Klangfarben bestimmter Instrumente immer eine Rolle spielen) und zum Text, der von Gluck im wahrsten Sinne des Wortes wahr genommen wird.
Wo man also Text und Inhalt kennt (wie bei "O malheureuse Iphigenie"), stellt sich die Freude ein, das Stück immer wieder zu hören (mich verzaubert es wie am ersten Tage, als ich es mit Bewusstsein hörte, in jener genialen Guth-Inszenierung in Nürnberg). Mit der Armide wollte ich mich intensiver beschäftigen nach dem Erlebnis einer Aufführung. Das hat sich bei mir inzwischen ein wenig aufgeschoben, ist aber nicht aufgehoben.
Zitat@ Liebestraum
Dir macht es wohl immer wieder besonderen Spass, dich öffentlich selbst zu diskriminieren- das muss der spezielle Kryptosadomasochismus sein, von dem JR hier spricht......
Dass hier offen gegen Schwule gestänkert wird, missfällt mir im äußersten Maße. Gemeint war wohl die Aufführung, nicht die Oper als solche; aber sprachliche Unfähigkeit kommt hier wohl mit anderem zusammen. Gluck hat die Oper für Menschen mit Herz und Verstand geschrieben, also auch für Schwule, allerdings offensichtlich nicht für alle Leser dieses Forums.
ZitatOriginal von Liebestraum
Es war überhaupt nicht hämisch gemeint - bei diesen Bildern werden viele Schwule ins Opernhaus pilgern...
Auch in der versuchten Abschwächung ist der Beitrag unter der Gürtellinie. Zu einem - das hat JR II schon angedeutet - verginge Lustmolchen welcher Herkunft auch immer bei der Inszenierung die Lust, sie sähen sich mit der Vehemenz einer authentischen Gestaltung eher in Frage gestellt als bestätigt, zum anderen: soll ich nun die nächste Aufführung einer Kinderoper mit Kindern als Darstellern als Möglichkeit für Päderasten sehen, in die Oper zu gehen. Zu welchen Geschmacklosigkeiten sich Hass doch versteigen kann. Wie gesagt, da hätte "La haine" bei Gluck vielleicht etwas Erhellendes beitragen können.
Liebe Grüße Peter