Zitat
Original von Hildebrandt
Was soll ich denn nun glauben?
Nur das, was Du selber hören kannst!!
Alle Tests in Zeitungen und Erfahrungsberichte in Foren etc. sind für mich maximal Anlaß für eigene Hörversuche. Ich würde mir niemals auf der Basis von angeblich von anderen gehörten Ergebnissen Geräte oder Zubehör zulegen, egal in welcher Preisklasse.
Ohne die sowieso schon ausgefaserte Diskussion dieses Threads weiter verkomplizieren zu wollen: HiFi, Hi-End, Audiophil etc. sind so unscharfe Begriffe, daß mir die bisherigen Abgrenzungsversuche nicht sinnvoll erscheinen.
Rein begrifflich ist eine kleine Marantz-Anlage für 500 € mit KEF-Boxen für nochmal das gleiche Geld eine "audiophile" Kette im direkten Vergleich zum Billig-Kompaktanlagen-Schrott aus dem Großmarkt. Im kleinen Zimmer sowieso.
Am anderen Ende der Leiter kann ich auch mit Einzelkomponenten über 30.000 € das Stück eine "audiophile" Kette bauen. In beiden Fällen taugt das Adjektiv "audiophil" nur zur Beschreibung von "subjektiv klangoptimiert". Mehr nicht.
"High-End" entstand einmal, als der ursprüngliche "Hi-Fi"-Begriff mittels einer Flut von Billigimporten überdehnt wurde. Plötzlich war jedes blinkende Plastikmonster "Hi-Fi". Zur Abgrenzung verwendeten etliche Hersteller, die versuchten physikalische und akustische Optimierung ohne Abstriche aus Kostengründen zu betreiben, den Begriff "Hi-End" oder "High-End".
In diesem Zusammenhang gibt es aus meiner Sicht zwei Entwicklungen, die nichts mit musikalischer Qualität zu tun haben:
1. Es gibt Leute, die sich mit reichlich vorhandenem Geld den Anschein von Kultiviertheit verpassen wollen. Die hängen sich Gemälde an die Wand, von denen sie nur den Preis kennen, kaufen Bücher nach der Attraktivität ihrer Rücken und eine Musikanlage, die optisch WAHNSINNIG viel hermachen muß und bitte auch sauteuer sein soll. Das sind Traumkunden für jeden Händler und ich wünsche jedem guten und engagierten Audio-Händler einige solcher Kunden. Dann kann er nämlich endlos hörende, vergleichende und diskutierende Kunden, die nur alle paar Jahre etwas Teures kaufen (so wie mich ) wirtschaftlich überleben.
2. Es gibt doch erstaunlich viele Leute, die die technische Optimierung ihrer Anlage auf geradezu neurotische Weise betreiben. Sie sind immer von der Angst getrieben, nicht auf dem letzten Stand der Verbesserungsmöglichkeiten zu sein. Sie kaufen, testen, verkaufen, meinen zu hören, sind sich nächste Woche wieder völlig unsicher, ob nicht doch vielleicht... Immer getrieben, nie zufrieden, nie wirklich entspannt genießend. Diese Kameraden machen mich persönlich wahnsinnig und ich versuche, jede Diskussion mit ihnen zu vermeiden, wo immer möglich!
Mein persönliches Fazit: Ich kann mich für ausgefeilte und durchdachte Technik und geniales Design hemmungslos begeistern. Diese Teile dürfen auch gerne astronomisch teuer sein, weil ich sie mir nur ansehe und anhöre. Für mein persönliches Hörvermögen sind die qualitativen Zugewinne guter Anlagen pro tausend Euro Mehrpreis schnell abnehmend und bei Anlagen über ca. 10.000 € stehen sie für mich in keinem Verhältnis mehr zum höheren Preis.
Musik hat für mich hohe Priorität innerhalb des Rahmens, den meine Einkünfte aus normaler Erwerbstätigkeit und meine Verpflichtungen als Familienvater setzen. Innerhalb dieses Rahmens befindet sich meine Anlage sicherlich am "high end", vor allem aber will ich Musik genießen und mache mir ohne konkreten Anlaß keinerlei Kopfzerbrechen, ob ein anderer CDP oder andere Lautsprecher nicht vielleicht doch...
Ganz schön langweilig, oder?
Liebe Grüße