Es ist m.E. nicht allzu schwierig zu verstehen, dass sich viele Hörer auf bestimmte Epochen begrenzen. Der "typische" Klassikhörer hat seinen Schwerpunkt im 19. Jhd. Vor Mozart oft nur einige bekannte Werke von Bach, Händel, Vivaldi, Haydn. Das gesamte 17. Jhd. ist schon tendenziell "exotisch". Nach der anderen Richtung liegt die Grenze oft etwa bei Mahler und Strauss, Ravel und Debussy vielleicht auch noch, der Rest ist meist "zu modern". Dem entspricht ja ungeachtet aller Verschiebungen der letzten 40 Jahre auch der Schwerpunkt des Konzert- und Opernbetriebs.
- Dass jemand erst in der Hoch- oder Spätromantik beginnt, ist mir eher selten begegnet, einige Teilnehmer dieses Forums scheinen den Schnitt allerdings ungefähr bei Beethoven zu ziehen und alles vorher, interessiert sie kaum.
- Dann gibt es ein paar Hörer, die hören hauptsächlich Barockmusik und noch Älteres, da ist die Mitte, spätestens das Ende des 18.
Jhds. die Grenze, warum auch immer.
- Dann gibt es so Typen wie Gould, die klammern mehr oder minder genau den populärsten Zeitraum ungefähr von Mozart bis Mahler weitgehend aus und kaprizieren sich auf die Musik vorher und nachher.
- Hörer, die hauptsächlich Musik des 20./21. Jhds. hören, halte ich für sehr selten. Es mag das geben, aber fast alle mit solchen Schwerpunkten schätzen einen ungewöhnlich breiten Aussschnitt der Musikgeschichte.
- Wohl zum ersten Mal hier im Forum begegnet, sind mir Hörer, deren Interesse nicht bei Wagner, Strauss, Mahler, sondern ungefähr schon bei Berlioz oder Schumann, also nach der Frühromantik rapide schwindet. Das halte ich aber nach wie vor für selten.
Allerdings scheinen mir die Postings in diesem Thread meist nicht offensichtlich von Abneigungen oder Vorlieben für bestimmte Epochen geprägt zu sein. (Der Threadstarter, der Liszt, Verdi, Brahms, Strauss für überschätzt hielt, verehrte ja Wagner, Mahler, Bruckner, Mussorgsky, nur an der Romantik kann es nicht liegen.)
Wie gesagt, kann ich Vorlieben für Epochen viel eher nachvollziehen als die ganz oben im thread schon von jemandem angesprochene Vorliebe für Gattungen (obwohl ich selbst zu Opern insgesamt kein so enges Verhältnis habe, schätze ich viele Opern sehr). Ich finde noch immer, dass eine Beethovensinfonie viel mehr einem Beethoven-Streichquartett ähnelt als einer Sinfonie von Brahms oder Mahler.
Ich habe fast von Beginn meines Klassikhörens auch etliche bekanntere Werke von Bach und Händel sehr geschätzt, ebenso sehr schnell einiges von Bartok, auch wenn mein Schwerpunkt als Einsteiger naheliegenderweise in der Klassik und Romantik lag.
viele Grüße
JR