Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret
Verhalten, tendentiell mitfühlend aber doch auch unaufgeregt und eher den Nachrichtencharakter betonend wird eine schreckliche Geschichte musikalisch dargestellt, eine Mutter weint um ihre Kinder, "...denn es war aus mit ihnen." Was für ein zerschmetternder Satz. Aus heutiger Sicht klingt das fast schon gewollt brutal, so als ob sich der Nachrichtenüberbringer heimlich darüber freut und die offenbare Trauer, verkörpert durch die Musik, nur vorgespielt ist. Ich will das aber nicht überbetonen, daß es "aus mit jemandem" ist, mag zu Schütz´ Zeit ein normalerer Sprachgebrauch gewesen sein.
Ich kenne auch den biblischen Hintergrund nicht, den werde ich mir erst reinpfeifen, wenn ich mit meinen Spekulationen über den Sinn der Motette durch bin.
Auf dem Gebirge - es handelt sich also um einen abgelegenen Ort außerhalb der üblichen Heimstätten der Menschen. Rahel scheint eine den Nachrichtenempfängern vertraute Person zu sein, da offenbar keine Zusatzinformationen nötig sind, um sie eindeutig zu bezeichnen. Ihre Kinder sind tot, was offenbar auch nicht so maßlos überraschend ist, auch scheint nur Rahel zu trauern, andere Angehörige werden jedenfalls nicht erwähnt.
Kann es sein, daß Rahel durch Taten und Gedanken gegen den Herrn "gesündigt" hat und der Rache des Herrn anheim fiel, indem er ihr die Kinder nahm?
Schütz hat die Situation musikalisch sehr berührend dargestellt, die zwei Überbringer der Nachricht ergänzen und verstärken sich gegenseitig und verleihen der Nachricht dadurch große Glaubwürdigkeit. Die Gedeckheit der Instrumente, denen kein fröhlicher Ton entflieht, ist adäquat zum Inhalt der Nachricht.
Ich würde die kurze Motette als Meisterwerk beurteilen, die auf der einen Seite mitfühlend, andererseits aber auch berichtend ein schreckliches Ereignis darstellt, das aber eventuell bereits erwartet wurde.
So, mal sehen, wie sehr ich danebenliege...
Gerade mal die Kommentare von Dr. Pingel gelesen - ich habe mich wohl nicht mit Ruhm bekleckert.