Beiträge von Joseph II.

    Zitat von Aachener Zeitung

    Die Forderungen sind zuletzt immer lauter geworden, jetzt wird Elena Tzavara, Generalintendantin des Theaters Aachen, ihnen nachkommen [...]

    Forderungen von wem? Einer radikalen Minderheit aus einem gewissen Eck?


    Das sagt mehr über das Theater Aachen als über Herbert von Karajan.

    Als musikalischer Tagesabschluss jetzt noch Lusitanisches:


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    Luís de Freitas Branco

    Sinfonie Nr. 3 e-Moll


    Philharmonisches Orchester Budapest

    Dirigent: Gyula Németh


    Aufnahme: Hungaroton Studio, Budapest, 26.-30. April 1982








    Trotz des Entstehungsjahrs 1944 eine grundsätzlich spätromantische Angelegenheit. Gut so.

    Wie waren Deine Höreindrücke, besonders vom Sibelius, lieber Klassikfan1?

    Schön, dass es dieses in Stereo festgehaltene Ausnahmekonzert von der Gasttournee des BBC Symphony Orchestra in die Sowjetunion jetzt doch noch auf CD geschafft hat. Bisher war es ja nur digital erhältlich. tower.jp listet die Doppel-CD zumindest. Besonders die Zweite von Sibelius ist unglaublich intensiv und packend und seither sogar meine absolute Lieblingsinterpretation. Der Schluss haut einen regelrecht um (inklusive "Kussewizki-Paukenpart"). Barbirolli war nie besser (und das will etwas heißen).


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    Ab morgen (scheinbar nur digital):


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    Anlässlich des 125. Geburtstag von Deutsche Grammophon dieses Jahr, bringt das Label einige großartige Aufnahmen aus der Vergangenheit zum ersten Mal ans Licht und hat dabei einige verborgene Schätze in den Archiven ausgegraben. Die zweite Veröffentlichung der „Lost Tapes“-Reihe ist eine ausschließlich digitale Veröffentlichung von Wolfs Mörike- und Goethe-Liedern mit dem Solisten Thomas Quasthoff und den Münchner Philharmonikern unter der Leitung von Christian Thielemann.


    Aufnahme offenbar von 2006.

    Mich hat an diesem frühen Konzert ebenfalls immer der Mittelsatz begeistert: Diese schwebende Musik weist schon auf KV 467, finde ich.

    Absolut bemerkenswert, lieber Tristan. Gestern Nacht lauschte ich noch diesem langsamen Satz des besagten Konzerts KV 238 zum ersten Mal bewusst (mit Ingrid Haebler und dem LSO unter Witold Rowicki) und fand die Ähnlichkeit stellenweise verblüffend. Beinahe wie eine Vorstudie zu KV 467. Der Zyklus mit der kürzlich verstorbenen Haebler scheint generell sehr empfehlenswert, wenn er auch relativ selten explizit erwähnt wird (evtl. bedingt durch relativ schwierige Verfügbarkeit).


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    Orquestra Sinfónica Portuguesa

    Das Orquestra Sinfónica Portuguesa (dt. Portugiesisches Sinfonieorchester), international Portuguese Symphony Orchestra, wurde 1993 - wohl auch als Reaktion auf die Auflösung des Portugiesischen RSO (siehe oben) - gegründet.


    Das Orchester trat bereits kurz nach seiner Gründung durch Aufnahmetätigkeit für das Label Marco Polo in Erscheinung.


    Chefdirigenten:


    Álvaro Cassuto (1993–1999)

    José Ramón Encinar (1999–2001)

    Zoltán Peskó (2001–2004)

    Donato Renzetti (2005–2007)

    Julia Jones (2008–2011)

    Joana Carneiro (2014–2021)

    Antonio Pirolli (seit 2022)


    Orquestra Sinfónica da Emissora Nacional de Radiodifusão

    Das Orquestra Sinfónica da Emissora Nacional de Radiodifusão (dt. Sinfonieorchester des Nationalen Senders des Rundfunks), zeitweilig auch Orquestra Sinfónica Nacional (dt. Nationales Sinfonieorchester), ab 1976 Orquestra Sinfónica da Radiodifusão Portuguesa bzw. Orquestra Sinfónica da RDP (dt. Sinfonieorchester des Portugiesischen Rundfunks), bestand zwischen 1934 (erstes offizielles Konzert 1935) und 1989.


    Das Orchester wurde zur Kulturverbreitung mittels Radioempfang in den Anfangsjahren des Estado Novo ins Leben gerufen und widmete sich gerade - wenn auch keineswegs ausschließlich - portugiesischen Komponisten. In den 54 Jahren seines Bestehens wurden nahezu alle seine Konzerte im Rundfunk übertragen und insbesondere ab den 1950er Jahren auch aufgezeichnet. Das Tonarchiv der RDP verfügt auch deswegen über eine unschätzbare Sammlung an Tondokumenten.


    Das Sinfonieorchester des Portugiesischen Rundfunks galt zeit seines Bestehens als renommiertestes Orchester Portugals und unternahm auch internationale Tourneen, so 1944 und 1945 nach Madrid und 1966 nach Belgien. Ab den 1960er Jahren erfolgte eine Reihe bedeutender stereophoner Schallplatteneinspielungen, u. a. für Decca, Imavox und Portugalsom.


    Die erfolgreiche Tätigkeit des Orchesters endete nach einem langen, am Ende aber erfolglosen Kampf um sein Weiterbestehen mit der Auflösung des Klangkörpers im Dezember 1989.


    Chefdirigenten:


    Pedro de Freitas Branco (Chefdirigent 1934–1963)

    Frederico de Freitas (Assistenzdirigent 1934–1963 und 1974–1975, Chefdirigent 1963–1974)

    Silva Pereira (Chefdirigent 1974–1989)

    Álvaro Cassuto (Assistenzdirigent 1970–1975, Co-Chefdirigent 1975–1989)


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    Das romantische Klavierkonzert 64b

    NAPOLEÃO, Alfredo: Klavierkonzert Nr. 2 es-Moll op. 31



    Soweit ich das überblicke, wurde von Vol. 64 bisher lediglich das erste enthaltene Klavierkonzert g-Moll op. 10 (1886) vom brasilianischen Komponisten Henrique Oswald (1852-1931) besprochen. Es fehlt hingegen bisher das Klavierkonzert Nr. 2 es-Moll op. 31 des in Porto geborenen portugiesischen Compositeurs Alfredo Napoleão (1852-1917). Es agieren wiederum der portugiesische Pianist Artur Pizarro und das BBC National Orchestra of Wales unter dem englischen Dirigenten Martyn Brabbins. Die Kombination Oswald/Napoleão des Labels ist insofern sinnig, da beide Tonsetzer nicht nur im selben Jahr geboren wurden, sondern dem lusophonen Sprachraum entstammen. Sowohl Napoleão als auch Oswald verkehrten in Portugal wie auch in dessen ehemaliger Kolonie Brasilien. Napoleão entstammte einer musikalischen Familie und auch seine älteren Brüder Artur (1843-1925) und Annibal (1845-1880) verdingten sich als Pianisten und Komponisten.


    Das hier inkludierte 2. Klavierkonzert steht mit es-Moll in einer recht ungewöhnlichen Tonart und stellt das zweite von insgesamt vier Klavierkonzerten Napoleãos dar (die drei anderen harren einer Einspielung). Die genaue Entstehungszeit ist nicht überliefert, jedoch aufgrund einiger Indizien in die 1880er Jahre anzusetzen, gilt die Widmung doch Dom Luís I., König von Portugal (reg. 1861-1889). Es unterscheidet sich vom weitgehend lyrischen Gegenstück Oswalds trotz der zeitlichen Nähe sehr deutlich, beginnt bereits in den ersten Takten des 20-minütigen Kopfsatzes mysteriös und düster und enthält dramatische Ausbrüche, die keine Vergleiche zu scheuen brauchen. Tatsächlich ist eine gewisse Orientierung an Chopin festzustellen. Der kurze Mittelsatz (4 Minuten) gemahnt eher an Mendelssohn und Saint-Saëns. Im 13-minütigen Finale fühlt man sich hie und da gar an Offenbach erinnert. Der Pianist hat im ganzen Werk reichlich Möglichkeiten, seine Brillanz unter Beweis zu stellen. Die Coda des Konzerts schließt fulminant und überschwänglich. Insgesamt eine wirkliche Bereicherung des kanonischen spätromantischen Repertoires und für meine Begriffe auch das deutlich interessantere Werk dieser Veröffentlichung. Die künstlerische Darbietung ist stupend, der Klang ausgezeichnet. Es bleibt zu hoffen, dass Artur Pizarro die Möglichkeit erhält, auch die übrigen drei Napoleão-Konzerte einzuspielen.


    Henrique Oswald

    Klavierkonzert g-Moll op. 10


    Alfredo Napoleão

    Klavierkonzert Nr. 2 es-Moll op. 31


    Artur Pizarro, Klavier

    BBC National Orchestra of Wales

    Dirigent: Martyn Brabbins


    Aufnahme: BBC Hoddinott Hall, Cardiff, 21.-23. Oktober 2013




    Ein brasilianischer (Oswald) sowie ein portugiesischer (Napoleão) Komponist der Spätromantik, die wohl den allerwenigsten etwas sagen. Schön, dass sie in dieser verdienstvollen Reihe Berücksichtigung fanden.


    Anton Bruckner

    Sinfonie d-Moll "Nullte" (Fassung 1869, Edition: D. Chapman)


    Altomonte Orchester St. Florian

    Dirigent: Rémy Ballot


    Aufnahme: Basilika St. Florian, Oberösterreich, 19. August 2023








    Heute erschienen, seither auch im Streaming. Der Abschluss des Bruckner-Zyklus des französischen Dirigenten Rémy Ballot auf Gramola, der 2013 begonnen und sämtlich im Stift St. Florian mit seiner speziellen Akustik aufgenommen wurde. Es handelt sich zudem um die Ersteinspielung der neuen kritischen Edition von David Chapman (2023). Die "Nullte" gibt es bis dato offenbar nur in gezeigter Box, nicht einzeln. Ballot lässt sich - wie in seinen anderen Darbietungen, wohl auch ortsbedingt (Nachhall) - viel Zeit: 18:07 - 14:27 - 7:25 - 11:36.

    Kennt eigentlich jemand die 9 Sinfonien von Joseph Krips. Mir kommt der Name zum ersten Mal unter, bin aber auch nicht sooo bewandert. Lohnt sich ein Reinhören mit dem Londoner Symphonie Orchester?

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    Der Zyklus der neun Sinfonien von Beethoven mit dem London Symphony Orchestra unter Josef Krips erschien 1960 beim US-Label Everest auf LP und gelangte in den 1990er Jahren zumindest einmal auch offiziell in Boxform auf CD (s. u.). Daneben ist er seither auf diversen dubiosen Labels erschienen, da das Copyright auf diese Aufnahme ausgelaufen ist.


    Ich habe diese Aufnahmen rudimentär als klanglich alles andere als ideal (auch nicht für die Entstehungszeit) und in der orchestralen Ausführung nicht als wirklich exzeptionell in Erinnerung. Da würde ich hinsichtlich zeitnaher Zyklen eher zu Cluytens (Berliner Philharmoniker), Konwitschny (Gewandhausorchester Leipzig) oder auch Monteux raten, letzterer teilweise ebenfalls mit dem London Symphony Orchestra (2, 4, 5, 7, 9), der Rest mit den Wiener Philharmonikern.

    Kennt eigentlich jemand die 9 Sinfonien von Joseph Krips. Mir kommt der Name zum ersten Mal unter, bin aber auch nicht sooo bewandert. Lohnt sich ein Reinhören mit dem Londoner Symphonie Orchester?

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    Der Zyklus der neun Sinfonien von Beethoven mit dem London Symphony Orchestra unter Josef Krips erschien 1960 beim US-Label Everest auf LP und gelangte in den 1990er Jahren zumindest einmal auch offiziell in Boxform auf CD (s. u.). Daneben ist er seither auf diversen dubiosen Labels erschienen, da das Copyright auf diese Aufnahme ausgelaufen ist.


    Ich habe diese Aufnahmen rudimentär als klanglich alles andere als ideal (auch nicht für die Entstehungszeit) und in der orchestralen Ausführung nicht als wirklich exzeptionell in Erinnerung. Da würde ich hinsichtlich zeitnaher Zyklen eher zu Cluytens (Berliner Philharmoniker), Konwitschny (Gewandhausorchester Leipzig) oder auch Monteux raten, letzterer teilweise ebenfalls mit dem London Symphony Orchestra (2, 4, 5, 7, 9), der Rest mit den Wiener Philharmonikern.

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    João Domingos Bomtempo

    Sinfonie Nr. 2 D-Dur


    Radiophilharmonie Hannover des NDR

    Dirigent: César Viana


    Aufnahme: Studio des NDR, Hannover, 4.-8. Oktober 1999








    Ein hörenswertes, etwa 40-minütiges Werk von 1822, also zu Lebzeiten Beethovens und Schuberts, das durchaus lusitanisch-latinisches Kolorit mit sich bringt.

    Australian Eloquence hat sich bekanntlich zahlloser Einspielungen angenommen, die seit langem nicht mehr erhältlich oder gar noch nie (international) auf CD erschienen waren. Ich will hier nur einen Fall nennen, wo es diesem Label zu verdanken ist, dass eine künstlerisch bemerkenswerte Darbietung am Ende doch noch auf Compact Disc gelangte:


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    Der englische Pianist John Lill gewann 1970 mit eben dieser Darbietung des Klavierkonzerts Nr. 2 von Brahms den Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau. Er wird heißblütig begleitet vom Sinfonieorchester des Allunions-Rundfunks der UdSSR unter Gennadi Roshdestwenski. Die Aufnahme war davor als LP 1970 bei Melodia in der Sowjetunion und 1971 bei der Deutschen Grammophon im Westen erschienen.

    Umso mehr verwundert es, daß man auf dem Straßenschild seinen Namen nicht korrekt geschrieben hat! Mit der Wiener Musikerfamilie Strauß war Richard Strauss weder verwandt noch verschwägert.

    Und auch die Wiener Sträusse schrieben sich praktisch ausschließlich "Strauss". Dass sich "Strauß" eingebürgert hat, dürfte auf Nachlässigkeit oder Verwechslung von "ſs" mit "ß" beruhen.


    Prof. Dr. Eduard Strauss, Urenkel von Eduard Strauss, hat das beim Wiener Institut für Strauss-Forschung hier sehr anschaulich nachgewiesen und plädiert nachdrücklich für "ss" statt "ß".


    :hello:

    Epischer musikalischer Tagesabschluss:


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    Joly Braga Santos
    Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 16


    George-Enescu-Chor

    Sinfonieorchester des Rumänischen Rundfunks

    Dirigent: Silva Pereira


    Aufnahme: Studio des Rumänischen Rundfunks, Bukarest, November 1978







    Die Ersteinspielung des Werkes, seinerzeit für Electrecord. Diskographisch nach wie vor unabdingbar, da hier die revidierte Fassung von 1968 inklusive Chorfinale erklingt. Naxos spielte die rein instrumentale Erstfassung von 1950 ein, die sehr gelungen ist, doch erscheint mir das Ergebnis dieser älteren Produktion insgesamt noch bezwingender. Ein fulminantes, völlig tonales und sehr melodiöses Werk, das viel bekannter sein sollte. Wann gibt es endlich eine weitere Einspielung?

    Drei alternative Lieblingssinfonien aus Portugal:


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    José Viana da Mota [Vianna da Motta]: Sinfonie A-Dur op. 13 "À Pátria" (1895, rev. 1920)


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    Luís de Freitas Branco: Sinfonie Nr. 4 D-Dur (1952)


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    Joly Braga Santos: Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 16 (1950, rev. 1968)


    Es gibt in der portugiesischen Sinfonik so etwas wie eine Linie Viana da Mota (1868-1948)-Freitas Branco (1890-1955)-Braga Santos (1924-1988), die aufeinander aufbauten und als die bedeutendsten Sinfoniker ihres Landes gelten. Die gezeigten Einspielungen aus den 1970er Jahren mit dem Sinfonieorchester des Portugiesischen Rundfunks (Imavox) bzw. dem Sinfonieorchester des Rumänischen Rundfunks (Electrecord) sind in ihrer Idiomatik den für sich genommen guten Neueinspielungen bei Naxos noch überlegen. Strauss Portugalsom brachte zumindest den Viana da Mota und den Braga Santos später auf CD heraus. Verantwortlich zeichnete in allen drei Fällen der Dirigent Silva Pereira (1912-1992), langjähriger musikalischer Leiter des 1989 leider aufgelösten Portugiesischen RSO.

    P.S. von der Symphonie Nr. 54 G-Dur hatten wir es hier ja vor einiger Zeit ein paar Male. In der Hogwood-Teil-GA gibt es sie in zwei Versionen, deren spätere hier jetzt erklingen wird. Wir sprachen damals vom sehr laaangsamen 2. Satz - einem Adagio assai. In der 2. Fassung baute Haydn den Satz noch aus. Hogwood braucht dafür knapp 18 Minuten=O=O=O. Na, dit kann ja heita werd'n.

    Stimmt, dieser langsame Satz hat in der Zweitfassung geradezu Bruckner'sche Ausmaße. In der ebenfalls vorzüglichen Einspielung unter Norichika Iimori auf Exton kommt er gar auf 19:33. Es ist eine der gewichtigsten mittleren Haydn-Sinfonien, die indes kaum Bekanntheit erlangt hat.


    José Vianna da Motta

    Klavierkonzert A-Dur


    Artur Pizzaro, Klavier

    Orquestra Gulbenkian

    Dirigent: Martyn Brabbins


    Aufnahme: Grande Auditório, Museu Calouste Gulbenkian, Lissabon, 12. & 13. Juli 1999







    Zu gerne hörte man von diesem Komponisten auch einmal die Kantate "Invocação dos Lusíadas" für Chor und Orchester nach dem Epos "Die Lusiaden" des portugiesischen Nationalpoeten Luís de Camões. Scheinbar gibt es davon bisher aber keine Einspielung.

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    José Vianna da Motta

    Sinfonie A-Dur op. 13 "À Pátria"


    Orquestra Sinfónica da Radiodifusão Portuguesa

    Dirigent: Silva Pereira


    Aufnahme: Aula Magna da Reitoria da Universidade de Lisboa, Juni/Juli 1977








    Sozusagen die Geburtsstunde der nationalen portugiesischen Sinfonik (1895).

    Die Wiesbadener Historische Fachkommission hatte den Auftrag, alle Namensgeber von städtischen Verkehrsflächen, Gebäuden, Schulen, Einrichtungen und Anlagen in Wiesbaden auf ihre Ehrungswürdigkeit hin zu überprüfen. Da Liane Synek eine Namensgeberin ist, wurde sie routinemäßig überprüft. Wo sollte da ein Problem sein?

    Wiesbaden hätte ganz andere Baustellen als diese "scheinheilige Vergangenheitsauslöschung" (zutreffendes Zitat von J. Roehl), z. B. diese:


    "Der jüdische Orchesterdirektor Ilia Jossifov hat seine Stelle am Staatstheater Wiesbaden gekündigt und seine Antisemitismus-Vorwürfe erneuert." Er sei "antisemitisch schikaniert und systematisch herabgesetzt worden", aber "das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst [habe] es als Aufsichtsbehörde nicht für nötig erachtet [...], einzuschreiten". (F.A.Z.)


    https://www.faz.net/aktuell/rh…isemitismus-18632646.html (leider Bezahlartikel)

    Warum in dem Dossier auch die aus Wien stammende Opernsängerin Liane Synek (1922–1982) auftaucht, erschließt sich mir nicht.

    Das fragte ich mich tatsächlich ebenfalls. Der Text der Kommission hilft nicht weiter. Offenbar steht in Wiesbaden jede Person von öffentlichem Interesse, deren Lebensdaten eine etwaige Verwicklung während der "tausend Jahre" hergibt, neuerdings unter Generalverdacht. Dass die Synek, die ich für eine markante Sängerin halte, jetzt neben SS-Handlangern aufgeführt wird, finde ich reichlich unbehaglich.

    Mal sehen, ob die Wiesbadener Gesinnungskommission in ein ähnliches Fettnäpfchen tritt wie dies vor einigen Jahren hinsichtlich einer Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel von Berlin der Fall war, als eine im 17. Jahrhundert regierende Königin aus dem heutigen Angola mit schwer auszusprechendem Namen als neue Namensträgerin vorgeschlagen wurde, wo aufgrund mangelhafter Recherche dann allerdings herauskam, dass diese Herrscherin eifrig in den Sklavenhandel involviert war. :D


    Die Anwohner spielen in solchen Fällen offenbar keine tragende Rolle. Dass diese hernach gezwungen sind, ihre Adressdaten in allen möglichen Zusammenhängen zeitaufwendig und nervenaufreibend ändern zu lassen, interessiert die ihnen vor die Nase gesetzten Kommissare natürlich mitnichten, die dafür ein reines Gewissen haben.

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    João de Deus de Castro Lobo (1794-1832)

    Messe D-Dur (um 1817)


    Americantiga

    Dirigent: Ricardo Bernardes


    Aufnahme: Iglesia de San Juan Bautista, Buenos Aires, 28. & 29. November 2009








    Musik zur Zeit, als der portugiesische Königshof in Brasilien residierte (1808-1821).

    Einstimmige Beschlüsse fragwürdig legitimierter Körperschaften könnten einem mit historischem Vorwissen per se suspekt erscheinen.


    Hoffentlich sind die Befürworter der Damnatio memoriae des Richard Strauss hier dann wenigstens so konsequent, nie wieder eine Ton von ihm zu hören.


    Dass solche Anträge von denjenigen politischen Kräften kommen, die nicht merken, dass die Hütte anderweitig lichterloh brennt, ist bezeichnend. Glücklicherweise deuten die Demoskopien eine sich noch verstärkende Marginalisierung derartiger Bewegungen an. Eine künftige Neubewertung fernab radikaler Ideologie wird den Wiesbadener Irrweg also zurechtrücken können.