Beiträge von Joseph II.

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    Unbedingt nochmal nennen will ich in diesem Zusammenhang Igor Markevitch, der ein besonderes Händchen für spanisch angehauchte Musik (auch von Komponisten aus anderen Ländern komponierte) besaß und für Philips seinerzeit etliche Werke mit Spanien-Bezug aufnahm. Konkret spielte er das "Capriccio espagnol" von Rimski-Korsakow mit dem London Symphony Orchestra ein (Aufnahme: Wembley Town Hall, London, 20.-22. Oktober 1962). Künstlerisch wie klanglich dürfte es höchsten Ansprüchen genügen. (Bei der Gelegenheit sei der Hinweis gestattet, dass ich kein packenderes und idiomatischeres "España" von Chabrier kenne als dasjenige von besagtem Markevitch mit dem Orquesta Sinfónica de Radio Televisión Española, ebenfalls auf Philips.)


    "... exceptional performances superbly engineered by Tony Faulkner with a clarity and tangibility that fully captures the positive chemistry between Barry Douglas and the late Evgeny Svetlanov ... An unmissable release." (Colin Anderson, ClassicalSource.com)


    Diese RCA-Einspielung habe ich schon lange in der Sammlung, allerdings ewig nicht mehr gehört. Der nordirische Pianist Barry Douglas, begleitet vom Staatlichen Sinfonieorchester der Russischen Föderation unter Jewgeni Swetlanow (Aufnahme: 1993).


    In den letzten Tage wagte ich mich nach dem positiven Erstkontakt mittels der "Bachianas brasileiras" an einige weitere Werke von Heitor Villa-Lobos. Im Jahre 1936 wurde er mit der Filmmusik zum propagandistisch angehauchten Streifen "Descobrimento do Brasil" (Die Entdeckung Brasiliens) beauftragt. Zu seinem Bedauern wurde nur ein kleiner Teil letztendlich im Film verwendet, so dass er die Musik kurzerhand in Gestalt vierer Suiten zu einem eigenen Werk umarbeitete. Neben der Mono-Einspielung des Komponisten selbst aus den 1950er Jahren gibt es bei Marco Polo eine in diesem Falle ausgezeichnet gelungene Neueinspielung des Slowakischen Rundfunks unter Roberto Duarte von 1993. Die etwa 80-minütige Komposition ist atmosphärisch dicht, hat Lokalkolorit und ist in gemäßigte Tonsprache gesetzt. Gekonnt werden portugiesische, maurische und indianische Elemente miteinander verknüpft. Zunächst schildert Villa-Lobos die Stimmung bei der Abfahrt der Entdecker aus Portugal, beschreibt den Erstkontakt mit den südamerikanischen Ureinwohnern und lässt das Werk schließlich in einer Kreuzesprozession und der ersten katholischen Messe in Brasilien im Jahre 1500 gipfeln, wobei ihn das Gemälde "Primeira Missa no Brasil" von Victor Meirelles inspiriert haben dürfte. In der letzten Suite (mit einer halben Stunde die längste) tritt dann auch der Chor hinzu, der auf Lateinisch und in indianischer Sprache die beiden Zivilisationen repräsentiert.


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    Victor Meirelles: "Die erste Messe in Brasilien" (1861), zelebriert von D. Frei Henrique de Coimbra am 26. April 1500 am Strand der Bucht Coroa Vermelha bei Santa Cruz Cabrália, Bahia.

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    Durchaus erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Einspielung der zweiten Hälfte der Londoner Sinfonien (Nr. 99-104) mit dem Wiener Staatsopernorchester unter dem dänischen Dirigenten Mogens Wöldike, dessen Namen bei Kennern allgemein einen ausgezeichneten Ruf genießt. Eingespielt im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins im Juni 1956 in bereits sehr gutem Stereo für Vanguard. Leider nur mit etwas Glück auf CD zu ergattern (Barcode 723918001425). Wieso nicht auch die Sinfonien Nr. 93-98 aufgenommen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis.


    Eine Einspielung der Pariser und/oder Londoner Sinfonien mit Karl Böhm wäre auf der einen Seite sehr reizvoll gewesen. Andererseits hat es offenbar nicht nur Gründe der Labelpolitik, dass man ihn damit nicht beauftragte. Ich habe soeben im Konzertarchiv der Wiener Philharmoniker recherchiert und fand nur folgende Treffer, was eine Haydn-Sinfonie unter seiner Stabführung angeht: 1943 dirigierte er die "Oxford"-Sinfonie (Nr. 92), sodann die "Uhr" (Nr. 101) zumindest in den Jahren 1944, 1951 und 1954. Danach gibt es eine über 20-jährige Pause und erst 1977 erscheint mit der Nr. 88 ein letztes Mal eine Sinfonie von Haydn auf Böhms Konzertprogramm. Ich wüsste auch keinen Beleg, dass Böhm eine weitere der Londoner Sinfonien oder auch nur eine einzige der Pariser Sinfonien jemals im Leben dirigiert hätte. Dass die Deutsche Grammophon ihn Anfang der 70er Jahre mit der Lücke zwischen beiden Werkgruppen (Nr. 88-92) betraute, ist ganz originell.

    Wie auch immer, Sawallischs Schubert hat durchaus seine Meriten, und es ist bedauerlich, daß seine Aufnahmen schon lange nicht mehr greifbar sind.

    Da sprichst Du viel Wahres an, lieber nemorino. Ich muss gestehen, mir war bis vor kurzem nicht einmal geläufig, dass es diesen Schubert-Zyklus mit Sawallisch überhaupt gibt. Als Schumann-Interpret hingegen hat er sich nach meinem Empfinden einen weitaus anhaltenderen Namen gemacht denn als Schubert-Interpret. Nun mag das auch damit zusammenhängen, dass man seinen Schumann, eine Koproduktion von EMI und Eterna, bis auf den heutigen Tag ziemlich problemlos bekommt.


    Diese Aufnahmen kenne ich nicht, doch ich weiß noch, daß die Kritiken damals recht verhalten ausfielen. So war beispielsweise die Rede von "dem allzu nüchternen Philologen Denis Vaughan mit dem nicht himmelstürmenden Sinfonie-Orchester von Neapel". Einzig die Tatsache, daß es damals die allererste GA der Schubert-Sinfonien war, wurde als positiv vermeldet, aber mit der Erwartung auf kommende alternative Ausgaben verknüpft.

    Zugegeben, es ist schon recht sonderbar, dass man seinerzeit ausgerechnet einen nicht übermäßig bekannten australischen Dirigenten und ein für das österreichische sinfonische Repertoire wenig idiomatisches neapolitanisches Orchester für eine Gesamtaufnahme der Schubert-Sinfonien wählte. Binnen weniger Jahre wurde diese RCA-Produktion dann auch obsolet.


    Anton Bruckner

    Sinfonie f-Moll "Studiensinfonie"

    Fassung 1863, Edition: L. Nowak


    Bruckner-Orchester Linz

    Dirigent: Kurt Wöss


    Aufnahme: Musikverein, Wien, 11. Juni 1974 (Wiener Festwochen)







    Seit heute zu haben, so auch im Streaming. Scheinbar leider die einzige Stereoaufnahme dieser Box, die insofern für mich ansonsten uninteressant ist.

    Wenig hierzulande bekannt ist auch diese Aufnahme der Vierten:

    Schumann: Symphonies Nos. 1 & 4

    Erich Leinsdorf dirigiert das Boston Symphony Orchestra (Aufnahme: 1963).

    Danke für die nochmalige Erinnerung an Erich Leinsdorf, der sich zeitlebens für Schumann stark machte. Wie mir berichtet wurde, wollte er in Boston einen Zyklus der vier Sinfonien einspielen, zumindest aber auch noch die 2. Sinfonie, die ihm besonders am Herzen lag. RCA ließ sich nicht überzeugen und so blieb es einzig bei der Vierten. Im Konzert führte Leinsdorf die Werke häufig auf. Er war, anders als Bernstein, allerdings der Überzeugung, dass die Mahler-Retuschen überwiegend eine Verbesserung darstellten, weswegen es diverse Eingriffe gibt, wobei Leinsdorf offenbar nicht blind Mahlers Vorschlägen folgte, sondern von Fall zu Fall abwog. Ein Faible hatte Leinsdorf übrigens auch für die "Faust-Szenen", die er nicht nur in Boston, sondern auch beim BR aufführte. Selbst die "Sinfonietta" alias "Ouvertüre, Scherzo und Finale" fand man in seinen Konzertprogrammen, in mindestens einem Falle auch Schumanns eigener Anregung folgend, die Ouvertüre daraus einzeln aufzuführen. Wie ich weiter oben in #34 ausführte, setzte sich Leinsdorf in seinen späten Jahren zudem für die Erstfassung der Vierten ein, wenn auch in der eigenwilligen Wüllner-Edition, die für meine Begriffe das Beste aus beiden Fassungen vereint, für kritische Geister aber wohl ein unzulässiges Mischmasch darstellt. Jedenfalls ist Leinsdorf das perfekte Beispiel dafür, wie man auch als Schumann-Enthusiast früher ohne schlechtes Gewissen teils heftige Eingriffe in die Partitur vornahm.

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    Bisher war dieser viel zu früh verstorbene Sänger nur als "Ottokar" in der GA des FREISCHÜTZ unter Robert Heger (EMI) in meiner Sammlung vorhanden. Das hat sich nun geändert.


    LG Nemorino

    Ein ganz ausgezeichneter Kauf, lieber nemorino, wo ich Dir schon jetzt prophezeien kann, dass Du ihn nicht bereuen wirst. Mein persönliches Highlight ist das "Ha! Welche Lust" aus Marschners "Vampyr", das ich niemals überzeugender hörte und höchstwahrscheinlich auch niemals besser hören werde. Wäre uns nur eine Gesamtaufnahme dieser Oper mit Wolfgang Anheisser überliefert ...


    Heitor Villa-Lobos

    "Floresta do Amazonas" ("Der Amazonas-Regenwald")


    Bidú Sayão, Sopran

    Symphony of the Air & Chorus

    Dirigent: Heitor Villa-Lobos


    Aufnahme: Manhattan Towers Hotel, New York, 1959







    Als Filmmusik für "Green Mansions" (1959) von Metro Goldwyn Mayer konzipiert, aber vom Filmstudio schließlich nur in entstellter Fassung verwendet. Das letzte Werk von Villa-Lobos, seine letzte Einspielung und zugleich die einzige in (superbem) Stereo.

    Es ist schon auffällig, dass neben Maazel (DG) noch ein weiterer früher Beinahe-Zyklus, nämlich jener von Karl Münchinger mit den Wiener Philharmonikern (Decca), leider unvollendet blieb. Bei Münchinger fehlen ebenfalls die Sinfonien Nr. 1 und 9. Immerhin die "Große C-Dur" hat er später mit der Klassischen Philharmonie Stuttgart noch vorgelegt. Die Vierte jedenfalls, um die es in diesem Thread hauptsächlich geht, gibt es mit beiden.



    Weitere frühe Gesamtaufnahmen, die heute so gut wie nie genannt werden, sind diejenige von Denis Vaughan mit dem Sinfonieorchester Neapel (RCA, 1964) sowie diejenige von Wolfgang Sawallisch mit der Staatskapelle Dresden (Philips, 1966/67). Bei beiden ist logischerweise die "Tragische" inkludiert. Zumindest Sawallisch gelangte später auf CD, wobei die Auflage vergriffen scheint.


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    Heitor Villa-Lobos

    "Descobrimento do Brasil" ("Die Entdeckung Brasiliens"), Suiten Nr. 1-4


    Slowakischer Philharmonischer Chor

    Slowakisches Rundfunk-Sinfonieorchester

    Dirigent: Roberto Duarte


    Aufnahme: Konzertsaal des Slowakischen Rundfunks, Bratislava, 10.-16. Mai 1993







    Ursprünglich als Filmmusik für einen nationalistischen Spielfilm (1937) aus der Ära des brasilianischen Präsidenten Getúlio Vargas gedacht, arbeitete der Komponist die Musik, die im Film nur teilweise Verwendung fand, in Gestalt einer etwa 80-minütigen vierteiligen Suite um (Uraufführung 1952 unter seiner eigenen Leitung). Hörenswert, vollauf tonal und mit Lokalkolorit angereichert.

    Erst neulich bin ich vermehrt auf den Komponisten Heitor Villa-Lobos gekommen. Zwar hatte ich es zuvor schon mit dieser und jener seiner Sinfonien versucht, bin aber zunächst nicht recht warm geworden mit dem Gehörten. Viel zugänglicher kommen mir hingegen seine Bachianas brasileiras vor. Kann es sein, dass er in den Sinfonien eine radikalere Tonsprache anschlägt als in den Bachianas?


    Bisher wurden gehört die für Orchester gesetzten Bachianas brasileiras Nr. 2, 4, 7 und 8, die mir naturgemäß als erste ins Auge stachen. Ich muss gestehen, da ist viel hörenswerte Musik darunter. Hätte Bach in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts gelebt und wäre er Brasilianer gewesen, ich könnte mir schon vorstellen, er hätte so ähnlich geklungen. Besonders die groß angelegten Werke Nr. 7 und Nr. 8 haben es mir angetan. Der Schlusssatz von Nr. 2, die mit "O Trenzinho do Caipira" ("Der kleine Zug der Caipira") bezeichnete Toccata, erlangte zudem zurecht Berühmtheit.


    Etliche Einspielungen wurden schon aufgeführt. Ich möchte folgende hinzufügen, die mir künstlerisch wie klanglich erstklassig erscheinen:


    Nr. 2, 4, 8

    Cincinnati SO/Jesús López Cobos

    Telarc, 1995


    Nr. 4, 5, 7, 9 (+ Choros Nr. 10)

    New World Symphony/Michael Tilson Thomas

    RCA, 1996


    "Modinha" aus Nr. 1*; "O Trenzinho do Caipira" aus Nr. 2** (+ "Uirapurú"*)

    New York PO/Leopold Stokowski*; London SO/Sir Eugene Goossens**

    Everest, 1958

    Als musikalischen Tagesabschluss Bach auf Brasilianisch:



    Heitor Villa-Lobos

    Bachianas brasileiras Nr. 7

    Chôros Nr. 10*


    BBC Singers*

    New World Symphony

    Dirigent: Michael Tilson Thomas


    Aufnahme: Broward Center for the Performing Arts, Fort Lauderdale, FL, 16.-17. Jänner 1996

    Gestern Abend noch gehört und für eine der gehaltvollsten Interpretationen der Vierten befunden:



    Dankenswerterweise legte das Budapest Music Center (BMC) 2016 diese 2-CD-Box mit den vier ersten Schubert-Sinfonien vor und vervollständigte damit unerwartet den Zyklus der Camerata Academica Salzburg unter Sándor Végh (der Rest erschien bei Capriccio bzw. später bei Phoenix Edition). Nr. 1 bis 4 wurden im Mai 1996 in der Kölner Philharmonie vom WDR festgehalten, Klangqualität ausgezeichnet und keine Störgeräusche. Es handelt sich um Tondokumente aus Véghs letztem Lebensjahr (er starb am 7. Jänner 1997).


    Franz Schubert
    Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 "Tragische"


    Camerata Salzburg
    Dirigent: Sándor Végh


    Aufnahme: Kölner Philharmonie, 30. Mai 1996






    Angeregt durch die derzeitige Diskussion um dieses Werk, kam ich nach langem wieder auf diese Aufnahme, eine der ganz späten vom wunderbaren Végh. Sehr gewichtig bereits der Auftakt, geradezu monumental (12-minütig der Kopfsatz). Der Beiname der Sinfonie macht bei einer solch majestätischen Interpretation durchaus Sinn.

    Ganz so sehr im Schatten steht Schuberts Vierte nach meinem heutigen Kenntnisstand nicht. Mit Carlo Maria Giulini nannte ich bereits es einen sehr prominenten Befürworter. Eugen Jochum legte Anfang der 1960er Jahre eine wenig geläufige Einspielung mit dem Concertgebouw-Orchester bei Philips (heute Decca) vor (gekoppelt mit Schumanns Vierter). Auch Sir John Barbirolli hat sie erstaunlicherweise kurz vor seinem Ableben eingespielt (1969 für den WDR, bei ICA erschienen). Beide Dirigenten werden ansonsten wenig mit Schubert in Verbindung gebracht.



    Kuriosum am Rande: Selbst Klemperer war im Begriff, das Werk 1963 für EMI einzuspielen. Aus irgendeinem Grund blieb es beim Kopfsatz, der in der neuen Mammutbox als Torso erstmals veröffentlicht wurde (CD 58).



    Emilie Mayer
    Sinfonie Nr. 3 C-Dur "Sinfonie militair"
    Sinfonie Nr. 7 f-Moll


    NDR Radiophilharmonie
    Dirigent: Jan Willem de Vriend


    Aufnahme: Großer Sendesaal, NDR Landesfunkhaus Hannover, 7.-11. März 2022







    Die kriegerische Dritte, die in der Tradition von Haydns "Militärsinfonie" (Nr. 100) steht, dürfte unter dem Eindruck der 1848er Revolution entstanden sein (Uraufführung 1850). Die heroische Siebente, die die Komponistin auf dem Gipfel ihrer Kunst zeigt, wird auf 1855/56 datiert.

    An sich war ich auch lange Zeit davon überzeugt, daß Frauen Musik zweiter Wahl schrieben.

    Bis ich Musik von Emilie Mayer hörte. Das war in gewisser Weise ein Durchbruch. Ich gebe ihr den Vorzug gegenüber Louise Farrenc.

    Sagte mir der Name Emilie Mayer bis vor kurzem noch nicht viel, bin ich durch Zufall im Streaming auf die in Beitrag 2 gezeigte Aufnahme ihrer Sinfonie f-Moll gestoßen, die vom Label Dreyer Gaido seinerzeit noch fälschlicherweise als "Nr. 5" bezeichnet wurde, faktisch aber Nr. 7 darstellt. Tatsächlich möchte ich Alfreds Eindruck unterstreichen. Emilie Mayer widerlegt das noch heute verbreitete Klischee. Ihre Musik mutet für meine Begriffe im Gegenteil sogar "unfraulich" an und erinnert mich eher an Attribute, die man gemeinhin mit maskulin verbindet. Vom "weiblichen Beethoven" ist häufiger die Rede, wobei ich diese zeitgenössische Bezeichnung weniger als tatsächliche Charakterisierung ihres Stils werten würde, sondern eher als Ausdruck der Wertschätzung. Schließlich galt Beethoven bis Ende des 19. Jahrhunderts als größter und unübertrefflicher Sinfoniker. Mein erster Höreindruck erinnerte mich viel eher an Schumann, was zeitlich auch sinnig wäre, entstanden ihre acht Sinfonien nach heutigem Kenntnisstand doch zwischen 1845/46 und 1856/57, also in einem erstaunlich kurzem Zeitraum von etwa einem Jahrzehnt.


    Mittlerweile liegen übrigens alle erhaltenen Sinfonien Mayers als Einspielung vor. 2022 war insofern ein wichtiges Jahr für die Mayer-Diskographie. cpo machte eine Neueinspielung der Siebten und steuerte auch die Dritte, die "Sinfonie militair", bei. Im selben Jahr nahm auch Hänssler die Dritte auf und lieferte zudem die noch ausstehende Sechste ab. Und auch MDG spielte die Dritte sowie die vier erhaltenen Ouvertüren ein, die wiederum auch cpo (plus einer weiteren Aufnahme des Klavierkonzerts) vorlegte. So gibt es also die sechs erhaltenen der acht Sinfonien auf CD, die Siebte doppelt und die Dritte gar dreifach. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis man eine Mayer-Sinfonie auch im Konzertsaal erleben kann.


    Ab 19. April:



    "Das 75. Jubiläum des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO) im Jahr 2024 nimmt das BR-Klassik Label nun zum Anlass, bisher unveröffentlichte Aufnahmen hörenswerter Konzerte erstmals auf CD und als Stream zugänglich zu machen. – Hector Berlioz’ leidenschaftliche „Symphonie fantastique“, das geradezu revolutionäre symphonische Meisterwerk des großen französischen Komponisten, hat Colin Davis am 15. und 16. Januar 1987 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Münchner Philharmonie im Gasteig musiziert. Davis wurde zu seinen Lebzeiten als ausgewiesener Fachmann für Berlioz’ Musik verstanden; seine Aufnahmen sind legendär."


    Von Davis gibt es tatsächlich bereits eine Reihe an Aufnahmen dieses Werkes: mit dem London Symphony Orchestra (Philips, 1963; LSO Live, 2000), mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam (Philips, 1974) sowie mit den Wiener Philharmonikern (Philips, 1990).

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    Felix Mendelssohn Bartholdy

    Sinfonia Nr. 8 D-Dur MWV N 8 (Fassung mit Bläsern und Pauken)


    Chamber Orchestra of Philadelphia

    Dirigent: Ignat Solzhenitsyn


    Aufnahme: Perelman Theater, Philadelphia, 7. & 8. Dezember 2008








    Nach viel Recherche auf diese Aufnahme gestoßen, die mit ihrem "großsinfonischen", nicht HIP-artigen Ansatz meinem persönlichen Ideal schon sehr nahekommt, was Mendelssohns "Nullte" anbelangt (auch wenn das Orchester hier nicht über jeden Zweifel erhaben ist). Ein sträflich vernachlässigtes Werk, das an Einfallsreichtum so manche romantische Sinfonie reiferer Komponisten alt aussehen lässt.



    Dieser Tage nach wahrscheinlich 20-25 Jahren wiedergesehen und insgesamt doch nach wie vor positiv angetan. "Der Schatz im Silbersee" steht wohl im Rufe, eine der gelungensten der zahlreichen Verfilmungen zu sein. Ich bekenne, die kultige Filmmusik von Martin Böttcher trägt dazu nicht unerheblich bei. In Kindheitstagen sah ich etliche dieser Karl-May-Filme, über die man sich mittlerweile oft pauschal abfällig äußert. Unsereins gewann dadurch einst vielmehr Sympathien für die Indianer, ein Wort, das nach meiner Überzeugung auch keineswegs herabwürdigend gemeint ist. Aber das ist heutzutage ein Minenfeld. Jedenfalls habe ich einige der weniger geläufigen Streifen (die mir damals auch entgangen sein dürften) jetzt potentiell auf meine Liste genommen.


    Peter Tschaikowski
    "Francesca da Rimini", Sinfonische Fantasie nach Dante op. 32


    Leningrader Philharmonie
    Dirigent: Arvids Jansons


    Aufnahme: Royal Albert Hall, London, 13. September 1971








    Seit heute im Stream und im Handel, sogleich hineingehört in dieses Album, das viel spannende Musik verspricht. Das Gros der enthaltenen BBC-Mitschnitte datiert auf 1971 (als Zugabe gibt es noch Prokofjews "Klassische" von 1983). So viel lässt sich bereits sagen: Der eingefangene Klang aus der Royal Albert Hall, in der "Francesca" und die "Dornröschen"-Auszüge aufgezeichnet wurden, ist besser als aus der akustisch bekanntlich problematischen Royal Festival Hall, wo Tschaikowskis Fünfte am 19. September 1971 gegeben wurde (den Finalsatz habe ich vorhin schon gehört). So oder so: Eine wichtige Bereicherung der sehr überschaubaren Diskographie von Jansons Vater.