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Original von Robert Stuhr
Ich stelle einfach ein paar ketzerische Anmerkungen in den Raum:
<<Kunst ist meines erachtens nach das Schaffen, durch das der Mensch versucht, sich selbst oder seiner ähnlichen darzustellen.<<
Warum dieses verkürzte Kunstverständnis?
Da die Menschen, egal welcher Zeit, an das gebunden sind, von dem sie haben. Ihrer Vergangenheit und ihrem Wissen, dass sie besitzen und alle möglichen Faktoren, die sie zu der jeweiligen Zeit beeinflusst haben.
Ich gebe dir Recht, dass das Wort "Versuch" hier etwas falsch ist, es ist oftmals wirklich nicht intendiert. Aber dass es nunmal alle diese Komponenten den Komponisten beeinflussen, ist schwer abstreitbar.
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<<Ausserdem soll Kunst vermitteln!>>
Was denn genau?
Vielleicht die Kompositon als Ästhetik, sowohl bei Gemälden und auch bei Musik. Das meinte ich auch bei:
Ich glaube, zu dem Punkt, dass man die Kunst durch den reinen Bezugspunkt zu dem eigenem Sein, also zur eigenen Existenz, im Sinn der reinen Ästhetik und Schönheit so betrachten darf.
Aber nunmal, vorallem auch bei Literatur, gehts ja nicht nur um Ästhetik.
Es geht auch oftmals um Kritik, es geht vielleicht um Selbstverherrlichung, Darstellung seines höchsten Guts, sprich, oftmals Gott, und es geht auch um die Darstellung seines Umfeldes (nicht alles gleichzeitig, mal dies,mal das. Es gibt viele beweggruende.). Natürlich wird aber auch immer abstrahiert, man kann nunmal keine Landschaft 1 zu 1 auf Musik übertragen, und da ist das künstlerische IMMER aktiv. Von daher bestreitet die Darstellung der jetztigen Zeit wirklich nicht die Ästhetik, die die Kunst innehaben kann.
Eine Kunst ist auch erst dann Wertvoll, wenn es jemanden gibt, der sie Betrachtet. Wenn betrachtet wird, dann wird auch sofort vermittelt. Sonst würde man es sich nciht anschauen, dabei muss es keine konkrete Nachricht sein, aber allein an der Form, so ist diese wirkend. Wenn es Kunst gäbe, z.B. eine Skulptur aus Stein, und es gäbe keine sonstige lebende Existenz. Wo ist da der Unterschied von Stein zur Skulptur. Der SINNGEHALT, und der lässt sich leider nur vom Menschen interpretieren, und auch nur von einem Menschen in dem Sinne und auf selbe Weise, wie es jemand tut, der in der Zeit gelebt hat wie der erschaffer selbst. Ich meine, die Einleitung von der Schöpfung von Haydn ist doch ernsthaft nicht mehr Chaotisch für unserere Ohren. Weil wir viel zu viel anders wahrnehmen , und schon wahrgenommen haben als Haydn. So ist sein Werk nur ein Blick in die Vergangenheit, aber keines, welches unserer Zeit noch entspricht.
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<<Wenn man jetzt ein Gemälde von Monet und Gogh, von Dürer oder den ganzen Bestand mittelalterlicher, gottverehrender Gemälde betrachtet, so erhält man doch Ideologien, Philosophien, quasi Gedankengut, welches lange nicht mehr Aktuell ist>>
Stimmt nicht. Davon ist jede Menge aktuell.
Siehe oben. Unser Weltverständniss hat sich weitgehend verändert. Dabei darf zwar die Vergangenheit nicht vergessen und ignoriert werden, jedoch ist unsere Auffassung, wie ich oben beschrieben habe, durch den Verlauf der Zeit verändert, und diese veränderung ist wohl unabdingbar, ausser man schattet sich total ab, von jedem Menschen, jedem Ort, allem. Und man wird dem trotzdem nciht gerecht. Du kannst leider nicht so sein, wie ein Mensch von vor 100 jahren. Das geht einfach nicht. Es ist nicht Möglich, die selbe Mentalität zu haben. So ist die Mitteilungsfähigkeit sehr Eingeschränkt. Natürlich kann es z.B. bei Moralfragen auch zu heutigen Problemen passen, insofern ist die Geschichte und Vergangenheit wichtig. Aber selbst solche Moralanspielungen waren in der Hitlerzeit anders als heute und damals. Und die meisten Menschen konnten nichts dafür. Und selbst, die die anders dachten, dachten nur anders gerade wegen der schrecklichen Diktatur.
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<<weil der Bezug von Gesellschaft, Politik und Zeitgeist eine ganz andere ist.>>
Warum sind Gesellschaft, Politik und Zeitgeist für die Kunst wichtig?
Weil ein Mensch immer von dieser Betroffen ist, unabdingbar.
Du kannst nicht sagen, dass deine Eltern dich nicht beeinfluss haben, auch nicht Schule oder dein europäischer Hintergrund. Sonst wärst du nicht du, sondern wer anders. Und das bestimmt nunmal der Zeitgeist, weil er fasst Kultur und Gesellschaft, Philiosophie und Politk zusammen. Das stimmst du mir zu?
Und selbst das Wahrnehmen von Ästhetik ist anders als von anderen Menschen. Doch ist das Wahrnehmen von Gruppen, wie z.B. eine Schule, oder Deutschland, ganz Asien oder die gesamte Westliche Kultur immer zueinander ähnlich, und voneinander anders, obwohl jetzt ähnlichkeiten bestehen KANN. Das ist auch der Grund, warum ich den Bezug zu Gesellschaft so wichtig ist in Sachen Kunst, weil es eben das Kunstwahrnehmen beeinflusst.
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<<Wenn man sich der Selbstdarstellung nun entzieht, nur noch altes Gut verwendet, welchen Bezug hat das noch zu uns?!>>
Warum sollte vergangene Kunst keinen Bezug mehr zu uns haben? Wer sagt denn, daß man nicht "sich selbst darstellen" und trotzdem alte Kunst schätzen kann?
Alte Kunst schätzen kann man natürlich. Das habe ich nicht negiert, nur der Bezug ist nunmal kritisch nicht mehr der, den der Künster sich damals erdacht hat. Natürlich hat Beethoven noch Wirkung auf uns, vielleicht stärker, vielleicht weniger, vielleicht so, wie Beethoven es wollte, oder vielleicht auch so, wie er es nicht wollte Die wirkung zeigt sich aber bei dir, weil du eben aus der westlichen Kultur stammst, und ähnlichkeiten mit Beethoven besitzt. Ein Ureinwohner aus Indien wird damit am anfang nichts anfangen koennen, bis er die bezuege selber erarbeitet oder erfahren hat. Aber dann hat er sich doch zwangsläufig, wenn nur ein wenig, schon verändert, unabdingbar, und seine Indische Musik klingt ihm auch anders als zuvor! Überleg mal an die ersten Menschen, die haben wohl die ersten enstandenen Akkorde viel viel viel intensiver erfahren als du. Sie fanden das viel reizender als du. Und du kannst auch nichts daran ändern, indem du versuchst, es intensiver zu erfahren. Ein C Dur ist ein C Dur, doch du kennst ihn, du hast einen anderen Hintergrund. Er kannte ihn wohl noch nicht. Es ist nunmal nicht DIE Kunst z.B. von Beethoven, die du erfahren solltest, sondern, die, die menschen Erfahren sollten, die ihm ähnlich sind. Dass du dann zu der Gruppe gehörst, die den selben hintergrund haben, ist so gesehn, zufall! (dennoch keine 100%ige überschneidung. Und wie wahrnehmung ist, wie gesagt, auch nciht gleich. Du fasst anders auf!)
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<<Wenn jetzt in der Musik von heute Absurdität und Komik, Disharmonie, Aleatorik, Elektonik und zu viele verschiedene andere Kompositonsweisen vorherrschen, so liegt das daran, dass das der Geist unserer jetztigen Menschheit ist.>>
Wer sagt das? Wer legt das fest? Und wer sagt, daß man auch nach diesem Geist zu komponieren habe?
Das waren Beispiele, das mit den zu viele verschiedene andere Kompositionsweisen gehoert dazu. D.h. diese Uneinigkeit vorallem, was der definition unserer Zeit betrifft, so ist diese wirklich noch nciht gegeben. Man weiss es nciht, man probiert. Wir leben in einer Zeit der ungewissheit. Auch vielleicht im Zeichen der Freiheit, der Extravaganz, dem Drang nach dem anders sein. Auch das spiegelt sich in unsere Musik wieder, nicht wahr? Und vielleicht ist auch das Streben nach dem Alten eine Reaktion auf unsere Zeit. Die Menschen der Klassik haben meist den Barock als Platt und Derb und Primitiv empfunden, als unwürdig. Eine Reaktion der damaligen Zeit. Die als Beispiele genannten sind dann auch versuche, das darzustellen, so wie ein jeder die Welt z.Z. auffasst. Aber ich meine, in der Zeit im Mittelalter, gabs Gott und Tod, und selbst der Tod war gottbedingt. Also drehte sich in den Koepfen der Menschen von damals, dass alles mit Gott zu tun haben müsste. Und anders denkende gibs IMMER, aber diese gehören dann zu den ausnahmen, sonst wären es eben keine ANDERSdenkenden, sondern masse! und die bestimmt meistens.
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<<Auch die Technologie und das Streben nach Systematik, die erste Anwendung von Homophonie, die Entwicklung zur Polyphonie und das Anwenden von Notenlängen (Notation erst als 3er, zum Zeichen von Gott und trinität) waren alle einst Zeitgeist abhängig.>>
Na und? Das ist eine sehr banale Erkenntnis und besagt überhaupt nichts.
Das sind ja alles Beispiele, aber nunmal entscheidet sich, wer du bist, meistens durch das, was dich umgibt! Ein Mexikaner, der immer in china gelebt hat, wird wohl chinesisch sprechen und denken und so philosophieren, er wird quasi mental zum Chinesen. Doch weil er mexikanisch aussieht, wird auch das ihn praegen, weil ihm die ungebund das gefuehl gibt, nicht so zu sein, wie sie selbst. Das was bleibt, ist er selbst, und nicht durch sich selbst ist er so, sondern durch die anderen!
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<<Die Welt ist subjektiv größer geworden, ein Mensch hat viel mehr Verantwortungen zu tragen, viel mehr Möglichkeiten und sieht viel mehr Leid und der Sinn seiner selbst geht "flöten", alles wirkt komplexer und undurchschaubarer, es passiert zu viel gleichzeitig.>>
Nein, das sehe ich so nicht. Das kommt einem höchstens so vor.
Wenn es einem so vorkommt, so ist das doch subjektiv. Ich spreche ja hier von subjektivitaet. Aber dass Menschen den eindruck haben, entsteht dadurch, dass solche Aspekte in der Welt vorhanden sind. Damals war es vielleicht Gott und ja.. alles Gott eben, sehr mystisch, sehr mittelalterlich?!