Beiträge von Jonathan Feller

    Wobei das von dir zitierte Zitat nicht von mir sondern von Zwielicht ist, ich hatte vergessen, ihn als Autor zu benennen (oder war dir das sowiso bewusst) ?(


    Zitat

    Original von Caesar73
    Mit diesem Fazit wäre vorsichtig. Die Liste von Antisemiten innerhalb der gesellschaftlichen Eliten ist im wilhelminischen Deutschland außerordentlich lang. Und es gibt wirkungsmächtigere Vertreter als Wagner.


    Hier bin ich absolut deiner Meinung.


    Exemplarisch ist zur Frage der Interpretation die Ansicht von Robert Gutman, zu finden in seinem Buch "Richard Wagner: Der Mensch, sein Werk, seine Zeit"
    Ich darf ihn einfach mal frei herraus zitieren:


    "Amfortas [...] hungert nach nicht-arischem Geschlechtsleben und zugleich nach arischer Erlösung und wird klugerweise unter strenger Bewachung der Bruderschaft gehalten [...]"


    Durch Vermischung der Schriften und des Werks Wagners entsteht hier eine Deutung, die den Kern des Parsifals meiner Ansicht nach um Weiten verfehlt.


    Viele Grüße :hello:

    Zitat

    Original von Zwielicht
    Zumindest Wagners Antisemitismus (um ihn doch noch einmal zu erwähnen) bleibt einmalig - denn Wagner war eben nicht irgendein 0815- oder Mitläufer-Antisemit, sondern einer der wichtigsten Gestalten in der Entwicklung und Ausbildung des Antisemitismus im 19. Jahrhundert.


    Liest man z.B. "Heldehthum und Christentum" (1881), so fühlt man sich wirklich ins dritte Reich versetzt. Allerdings gilt es zu beachten, das Wagner im Grunde nur Bekanntes neu aufgriff, ich würde ihn daher nicht als eine Art Vorreiter des Antisemitismus sehen. Denn man kann ihn nicht für etwas verantwortlich machen, was 50 Jahre später geschieht. Ich glaube nicht, das es rechtmäßig ist, anzunehmen, er hätte z.B. die Judenvernichtung des dritten Reiches gebilligt oder begrüßt, denn von der Theorie zur Praxis ist es besonders hier doch noch ein größerer Schritt.


    Natürlich ist es absolut wichtig, diese Seite Wagners wahrzunehmen und nicht beiseite zu schieben, aber was soll man anderes machen als seine Musik davon zu trennen? Welche Konsequenzen könnte man den deshalb für die Interpretation seiner Werke ziehen?

    Meine zweite Stimme:
    Wenn mich nicht alles täusch, dann wurde Enoch zu Guttenberg noch nicht genannt. Er bietet großartig emotionale Versionen der Bachschen Passionswerke, wenngleich er auf CD nicht immer so zu überzeugen vermag wie im Konzert. Wer einmal "seine" Matthäuspassion live erlebt hat, wird dieses Konzert nicht mehr vergessen. Um dem Wunsch nach einer Aufnahme nachzukommen, nenne ich hier seine neuere Aufnahme der Matthäuspassion:



    übrigens als DVD-Audio zurzeit für nur 10 € zu haben...

    Mehr ein Zufallskauf war bei mir das "Concerto Serioso per Violino ed Orchestra" von Leif Segerstam. Da ich mich im Violinrepertoir des 20.Jahrhunderts relativ wenig auskenne, kann ich es in seiner Bedeutung nicht einordnen, mir hat es allerdings auf anhieb recht gut gefallen, ich empfand es in keiner Weise als schwer zugänglich. Auf meiner Aufnahme spielt Segerstams Sohn (?) Hannele Segerstam mit dem "Austrian Radio Symphony Orchestra" (österreichisches Rundfunksymphonieorchester?) unter der Leitung vom Papa Segerstam. Erschienen ist das ganze bei BIS und nun wäre ich dankbar, wenn mir jemand sagen könnte, ob es noch eine Alternativaufnahme gibt und wo man sich hin orientieren könnte, um ähnlich geartete Konzerte zu finden?



    Vielen Dank!

    Lieber tastenwolf,


    Zitat

    Instrumentalunterricht hatte zu jeder Zeit das Ziel der Vollkommenheit.


    Dem würde ich nicht zustimmen, bzw. dazu müsstest du sagen, was Vollkommenheit für dich bedeutet.


    Zitat

    was soll es bedeuten: "wenn es eigentlich um die Musik geht" Musik besteht aus Einzeltönen in der festgelegten zeitlichen Abfolge einer Komposition. die Aufgabe des Interpreten besteht in der korrekten Wiedergabe derselben...


    Das war von mir wahrlich nicht gut/genau ausgedrückt. Ich wollte damit sagen, das durch die Musik doch eigentlich (meiner Ansicht nach) eine Aussage geschehen soll und gerade eine korrekte Wiedergabe der Einzeltöne eben nicht wichtigste Aufgabe des Interpreten ist. Denn wenn das so wäre, wäre es doch ohne Probleme möglich, den Mensch durch eine Maschine zu ersetzen.


    Zitat

    professionelle Musik muß die Fehlerfreiheit als Bedingung stellen, da es kaum andere Normen für die Qualität von "Musik" gibt...


    Es ist wahr, die Qualität einer Musik lässt sich nur schwer und wenig greifbar darstellen und schon gar nicht beweisen. Fehlerfreiheit in der Wiedergabe allerdings als eine Art Ersatzkriterium herbeizuziehen, bringt uns dem Grund, warum wir überhaupt Musik machen, auch nicht näher.
    Ich will keinesfalls behaupten, diesen Grund zu wissen, ich halte nur nicht viel davon, eine Wiedergabe an der Summe ihrer Fehler zu messen.


    Bezogen auf den "musikalischen" Fehler:
    Hier wollte ich deutlich machen, das ein falscher Ton zwar ein Fehler in der Wiedergabe eines Stückes darstellt, nicht jedoch als Verfehlung des Stücks/bzw. der Musik als solche gelten kann.


    Ich würde das betätigen einer falschen Taste wahrscheinlich "das Betätigen einer falschen Taste" nennen :D, es mag mein persöhnliches Problem sein, aber ich begreife "musikalische Fehler" als Angriff der Interpretation/Aussage, wahrscheinlich liegt an dieser Stelle dann ein Missverständniss vor.


    Das du dich einer Beurteilung meines wahrlich nicht wohlformulierten Beitrags enthälts, kann ich nur dankbar annehmen, weise aber gleich darauf hin, das auch dieser Beitrag unter Umständen wieder einige Missverständnisse bereithalten könnte.


    Das ich eine gewisse Entwicklung als "schwachsinnig" bezeichnet habe, war in keiner Weise als Angriff/Beurteilung einer deiner Aussagen gemeint, sondern stellte lediglich meine persöhnliche und an dieser Stelle mit Sicherheit subjektive Meinung dar.



    P.S: Da ich kein Lehrer bin, hab ich keine Vorstellung von meiner Reaktion, umgekehrt als Schüler hängt die Reaktion vom Lehrer ab: von :pfeif: über :stumm: und ;( bis zu :faint: und :untertauch: wäre alles möglich ;)
    P.P.S: Als Lehrer dann :no:8o:evil: X( :motz: :kotz: :angry: oder wer gemein ist :hahahaha:
    Herrlich, einmal alle Smilies ausprobieren zu können.

    Zitat

    die 100%ige Treffergenauigkeit ist Ziel jedes Studiums und wird bei Diplomprüfungen (= live!) beinhart exekutiert. Jeder Studierende muß sich diesem Maßstab stellen, wer Fehler macht, fliegt...



    Gerade das ist doch die schwachsinnigste Entwicklung an den Unis in jüngster Zeit. Wen interessieren den "richtige" oder "falsche" Noten, wenn es eigentlich um die Musik geht? Wohin soll es denn führen, die Musiker zu Maschinen zu trimmen?
    In der Musik geht es doch nicht um die größtmögliche Vermeidung von Fehlern.


    Zitat

    das Wort "fairerweise" existiert in Bezug auf musikalische Fehler nicht. die sind immer unverzeihlich.


    Falls es so etwas wie "musikalische" Fehler überhaupt gibt, haben sie meiner Meinung nach sicher nichts mit dem betätigen einer falschen Taste zu tun.



    Ich möchte nachdrücklich Edwin Fischers Einspielung von BWV 903 empfehlen (Chromatische Fantasie und Fuge). Die Aufnahme ist zwar ziemlich alt (1931), bietet jedoch Fischer in Vollendung. Ich glaube, ich habe noch nie einen spannenderen Bach gehört.

    Dann nenne ich als Vertreterin der Generation junger Geigerinnen die Amerikanerin Hilary Hahn.
    Sie ist für mich bereits jetzt nicht mehr wegzudenken aus der Klassik-Szene und vielleicht diejenige Interpretin, deren Spiel eine Perfektion und Beherrschung aufweisen kann, die Jascha Heifetz nahe kommt. Als Aufnahme möchte ich ihre Einspielung der Bach-Violinkonzerte nennen, die für mich Referenzcharakter hat. Manch einem mag sie dort zwar zu schnell spielen (meiner Meinung nach tut sie das nicht), doch ihre Präsenz und energische Führung ist schlichtweg umwerfend.


    Hallo,
    kennt jemand diese Aufnahme des Violinkonzertes von Berg mit Kremer? Sie wurde meines Wissens bis jetzt noch nicht genannt, obwohl doch gerade Kremer im Repertoire des 20.Jahrhunderts viele interessante Aufnahmen liefert.

    Uneingeschränkt empfehlen möchte ich die hier schon mehrfach genannte Aufnahme von Daniel Hope, der meinem Empfinden nach sehr lebendig und intelligent spielt.



    Die hier gescholtene Aufnahme von Anne Sophie Mutter möchte ich insofern verteidigen, als das ich sie einen leichteren Einstieg ins 20.Jahrhundert ermöglichen könnte. Es war die erste Aufnahme dieses Konzerts, die sich in meinem Regal fand und wenngleich Mutter und Levine eine großteils wirklich undifferenzierte "Klangsoße" liefern, bieten sie doch eine Version, die auch für Neulinge nicht abschreckend wirkt. Wer sich dann wirklich für das Konzert interessiert, wird allerdings um weitere Zukäufe nicht umhinkommen.


    Von Leonidas Kavakos gibt es meines Wissens nach leider keine Einspielung, oder täusche ich mich da? Von ihm hörte ich meine persöhnliche Version des Werks, allerdings im Konzert.