Beiträge von Brangäne

    Zu den "russischen" Beispielen, die es schon in diesem Thread gibt, möcht ich noch erzählen, dass wir in Wien - ich weiß das Jahr nicht - 1975?? - eine Carmen hatten mit dem damals noch gar nicht so berühmten russischen Gastsänger Wladimir Atlantov, der seinen José auf Russisch sang.


    Natürlich haben alle anderen wie gewohnt französisch gesungen.


    Atlantov war hinreißend an diesem Abend. Etwas ungewohnt - aber hinreißend. Ich war damals Statisterie, d.h. Volk, das am Ende aus der Arena läuft und während seiner letzten Takte ganz knapp hinter ihm von einem "Polizisten" zurückgehalten wird. Nicht nur mir standen ganz unvermutet die Tränen in den Augen.


    Auf You Tube gibts übrigens ein Filmchen aus einer russischen TV-Übertragung wo Atlantov die "Blumerl-Arie" singt. Im Vergleich zu meinem damaligen Eindruck eher etwas blass - ebenfalls ungewohnt und jedenfalls ansehenswert.

    Zitat

    Original von Armin Diedrich
    Eine Meisterin in diesem Metier war ja auch die Rysanek. Wenn man an den ersten Akt der "Walküre" denkt, und auch sonst ...


    Dazu gehört unbedingt die Frau ohne Schatten genannt. Leonie's Schreie in der Szene, wenn sie den versteinerten Gatten erblickt sind unüberbietbar!

    Ja dann hoffe ich ja, dass man in diesem Thread nicht nur stöhnen darf sondern, wenn es hart auf hart geht, auch schreien? So richtig - wie am Spieß :D


    So würd ich für Aegisth's Todesschrei in der Elektra plädieren. Die Rolle wird gern von alternden Heldentenören verkörpert, die in dem Moment (Aegisth stirbt für gewöhnlich hinter der Bühne) noch einmal richtig stimmlich "die Sau rauslassen".


    Wolfgang Windgassen war da unvergeßlich - noch zu einer Zeit als er längst keinen Siegfried mehr gesungen hat.

    Nun morgen und am 23. sind ja noch Aufführungen, vielleicht geht ja noch jemand hin und postet! Wär wirklich interessant.


    Bei mir bleibt das positive Erlebnis jedenfalls ungetrübt - und klarerweise hab auch ich schlicht und einfach meinen persönlichen Eindruck gepostet, der von jenem anderer schon reichlich oft abgewichen ist. Und das in beide Richtungen.


    Darüberhinaus ist für mich persönlich der gestrige Abend natürlich Anstoß, mich in andere Interpretationen und Aufnahmen des Orpheus sehr hingebungsvoll einzuhören sowie, wann immer sich die Möglichkeit bietet, die anderen Gluck-Opern (die ich ebenfalls nur ausschnittsweise kenne) anzusehen und anzuhören.


    ... und freu mich später dann drauf, lieber Walter, an geeigneter Stelle, über das Erlebte weiterzudiskutieren. ;)


    GLG Eva

    Lieber Walter, interessant, wie sehr die Eindrücke abweichen.


    Könnte es vielleicht daran liegen, dass ich - wie schon im ersten Posting geschrieben - bei "Barock, Gluck & Countertenören" keineswegs eine Spezialistin bin. Von Oper und Singen ansich glaube ich aber doch eine Menge zu verstehen und bin auch meist eher die Kritische. Allerdings bin ich halt vorwiegend in der "Romantik" zu Hause, der Gedanke an Barock-Oper hat mir bisher eher ein Gähnen entlockt.


    Wie kommt es nun, dass gestern gerade mich "Nicht-Barock-Profi" sowie viele andere im Saal (der Applaus war alles andere als zurückhaltend) der Abend sehr angesprochen hat?


    War ich, waren wir - "dumme Laien" - die Zielgruppe diese Produktion?? Vielleicht ist es so.


    Liebe Grüsse von Eva

    Christoph Willibald Gluck hat mich immer irgendwie fasziniert, obwohl ich ihm bislang – außer selten im Radio und einer Orpheus-Aufnahme, die ich einmal ganz angehört habe, nicht wirklich näher gekommen bin. Die Idee mit der er an seinen Orpheus ran gegangen ist: Ein Werk zu schaffen, das wirklich Musiktheater ist. Keine eitlen Koleraturen, keine Musik, in der sich der Komponist selber verwirklicht, keinerlei Selbstzweck. Jede Note dient der Gesamtidee, nämlich eine ergreifende Geschichte zu erzählen, jeder Takt dient der Dramaturgie.


    Da musste ich hin, wenn’s schon in einer viel versprechenden Produktion geboten wird – und es hat sich gelohnt!


    Also war ich gestern abends am 19. Oktober 2008 im Theater an der Wien


    Allein das Werk schon hat für mich gehalten, was es versprochen hat: Kompakt, genial und fast spartanisch (es gibt ja nur 3 Solo-Sänger!), zeitlos schöne Musik, die – was man ja aus dem Barock sonst selten kennt – in romantischer Weise zu Herzen geht.


    Musikalisch wurde ein perfekt schöner Abend geboten. Am Pult René Jacobs, der mit dem Freiburger Barockorchester Gluck’s Klänge in feiner, perfekter und doch so lebendiger Form interpretiert.


    Der amerikanische Countertenor Bejun Metha ist ein berührender und stimmlich hervorragender Orpheus. Er singt wunderbar, die Stimme klingt herrlich und hat auch in dramatischen Stellen die nötige Power.


    Die Schwedin Miah Persson gab eine stimmschöne und hübsch anzusehende Eurydike. Die aus Südkorea stammende Sunhae Im brillierte als lebhafter Amor.


    Nicht zu vergessen, der Arnold Schönberg Chor, dessen schöne Stimmen und Bühnenengagement mir schon bei Luisa Fernanda positiv aufgefallen ist.


    Für mich war auch die Regie von Stephen Lawless durchaus stimmig. Er holt das zeitlose Drama in die Gegenwart und es gelingt ihm gerade dadurch das Publikum zu rühren. Eine Initiationsreise eines jungen unreifen Paares, das nach dramatischer Prüfung, wo vor allem ja das gegenseitige Vertrauen hart getestet wird, zu einer gereiften Beziehung findet. Das Bühnenbild ist den Logen des Wiener Musikvereins nachempfunden. Nun Orpheus ist ja Musiker und Sänger. Die Oper ist für Wien komponiert. Also warum nicht.


    Die Ballettmusik im Finale kommt ohne Tänzer aus: Lawless hat mit den Sängern eine Art Pantomime choreographiert, die – so habe ich es verstanden – zeigen soll, dass das Paar nach all den Zweifeln und Schmerzen nicht so auf „Schnipp“ ohne weiteres zusammen findet. Der Weg aus der „Krise“ zu einer gereiften Partnerschaft ist ein weitaus schwierigerer.


    Resumée: Ein perfekter Opernabend. Der Dialog meiner Sitznachbarn am Ende hat es auf den Punkt gebracht: „Na, wie hat’s dir gefallen?“ „Ja, super – echt super!“ :yes:


    PS: Mit Countertenören hab ich bislang null Erfahrung. „Kastriert“ dürfte der Typ ja nicht sein. Wirkt recht männlich und war angeblich früher Bariton. Nun das ist sichtlich eine eigene Gesangstechnik??? Er singt nicht im Falsett und nicht mit Kopfstimme – die Stimme klingt voll und im Forte metallisch. Interessant. Wer kennt sich da aus? Barockfans haben wir unter den Taminos ja glaub ich genug und ich hoffe zu diesem Thema auf Erläuterung.

    Im frühen Mittelalter war die Minne die Zuneingung zu einem anderen, später dann war die Bedeutung mehr die hehre, keusche Liebe (die ja im Minnegesang verherrlicht wurde). Im Spätmittelalter hat das Wort jedoch einen Bedeutungswandel erfahren und es wurde damit eher die triebhafte, "niedere" Liebe bezeichnet - da scheint sich das Verhältnis zwischen den Wörtern Minne und Liebe direkt umgekehrt zu haben.


    Und bei Wagner? Aus diversen Textstellen kann man, meiner Ansicht nach, erkennen, dass er mit Minne eher die keusche Herzensliebe (oder wie soll man das ausdrücken?) meint - also die frühmittelalterliche Auffassung des Begriffes vertritt - und mit Liebe mit eher erotischer Komponente.


    Schau hier als Beispiel - Woglindes "Entsagungs-Geheimnis" aus dem Reingold:



    Nur wer der Minne
    Macht versagt,
    nur wer der Liebe
    Lust verjagt,
    nur der erzielt sich den Zauber,
    zum Reif zu zwingen das Gold.

    Lieber Michael, danke für deine Ausführungen. Das spart wieder weitere Überlegungen... Hatte nämlich erst kürzlich mit einer Freundin geplaudert, ob wir nicht wieder einmal etwas in der Volksoper ansehen.
    Aber schade eigentlich... wirklich.


    Und eines bin ich sicher: Schwellenängste minimieren und Leute in die Oper locken, die mit diesem Genre bisher nicht so viel am Hut hatten, tut man damit nicht. Das funktioniert AUSSCHLIESSLICH mit ausgezeichneten, tollen, spannenden Aufführungen.


    Warum gehen wir denn in die Oper und lieben die Opern so sehr?! Doch weil wir bei tollen wunderbaren Aufführungen ganz hin und weg waren. :angel:

    Aus der Versenkung mit diesem Thread! Vielleicht kommen ja noch interessante Beiträge!!


    Weils ja oben schon um Hymnen geht fällt mir ad hoc nur die Kaiserhymne ein. "Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser unser Land" Die Melodie hat Josef Haydn auch in seinem Kaiserquartett verwendet (samt Variationen).


    Heute ist es die Deutsche Hymne. "Deutschland, Deutschland über a-a-lles..."


    OK nicht wirklich parallel - aber nach einander wurde das Lied verschiedentlich eingesetzt.

    Hallo Theodora, interessant, dass du das schreibst.


    Ich hatte ähnliche Gedanken. Mein Sohn ist ein Metal-Fan und wir können uns musikalisch überraschend gut austauschen - liegen aber auch sonst in vielen Dingen auf einer Linie. Der Professor North hätte seine Freude an uns. :D


    Ich hör natürlich "Nightwish" besonders gern. Das ist ja keinesfalls "Heavy" sondern Symphonic Metal, wurde sogar als Opera Metal bezeichnet. Und die Lead Sängerin Tarja Turunen ist ebenfalls eine ausgebildete Opernsängerin.


    Eine interessante Band, die den Zusammenhang zwischen Metal und Klassik wiederspiegelt ist natürlich "Apocalyptica". Besetzung: 4 Violoncelli!!!
    Wer's nicht kennt - in You-Tube ansehen!


    Von Calleja wußte ich diesen Zusammenhang nicht.


    Was ich mit all dem sagen will: Nun die Schlußfolgerungen aus der ominösen Untersuchung sind auch mir etwas eindimensional vorgekommen. Doch die Seelenverwandtschaft zwischen Metal- und Klassik-Fans konnte ich ganz instinktiv - und auch aufgrund obiger Erfahrungswerte - nachvollziehen.

    Ja lieber Peter - nach dem Wächter-Erlebnis :D - les ich grad alle deine Sänger Threads. Mit großer Freude!!!


    Der Paskalis war eine Stütze des Hauses am Ring wie wir sie uns heute nur wünschen könnten!


    Neben seinen Beiträgen zu zahlreichen sehr schönen Aufführungen fällt mir halt wieder einmal so eine Art Anektote ein:


    Er war doch der heldenhafte, der die Wischnjevskaja in der Tosca vor schwereren Verletzungen bewahrt hatte?!


    Galina Wishnjevskaja mit eigener, russischer, nicht feuersicherer Perücke lehnt sich am Ende des 2. Aktes etwas unbedacht über die Kerzen. Die Perücke fängt im Nu Feuer. Der schon tote Scarpia (Paskalis) springt auf, greift beherzt in die Flammen und reißt der verzweifelten Tosca die Perücke vom Kopf.
    Es ist dann sehr flott der Vorhang gefallen. Er hat sich dabei an den Fingern ziemlich verbrannt und ganz sicher die Vorstellung gerettet. Galina hat trotz Brandwunden, die dank Kostas doch nicht so arg waren, den letzten Akt gesungen.

    An die Salome in dieser Besetzung kann ich mich auch erinnern. Danke wirklich Peter für diesen schönen Beitrag, hab ihn erst heute in Ruhe angesehen.
    Ich bin zwar erst mit Beginn der 70er in die Oper gekommen, was wie man hört schon die Zeit einer Stimmkrise war, muß aber sagen, dass mir von Eberhard Wächter ganz wunderbare Giovannis in Erinnerung sind. Vielleicht auch nicht nur stimmlich - man hat ihm dieses "vitale Mannsbild" absolut abgenommen.


    Die Rolle, mit der ich ihn ganz spontan irgendwie am meisten assoziiere ist der Wolfram im Tannhäuser. :jubel:
    Hab auch nie wieder einen besseren Kurwenal gehört.


    Ein bißchen wurden hier bisher die im Laufe der 70er Jahre in Wien gesungenen großen italienischen Partien vernachlässigt :yes:


    Vom Typ her einmalig gepaßt hat Eberhard als Simone Boccanegra!
    Und auch als Posa (in der herrlichen Produktion unter Stein mit Corelli, Janowitz, Ghiaurov...!) Ich glaube mit diesen gerechtigkeitsliebenden, klugen Männerfiguren konnte er sich sehr identifizieren.


    Er hat ja dann auch Rigoletto gesungen. Wißt Ihr das Jahr noch? Ich müßte meine Aufzeichnungen suchen. Nun er war ein etwas ungewöhnlicher Rigoletto, es ist ihm, dem "aufrechten und stattlichen" allein schon schwer gefallen klein und bucklig zu sein - mir hats gefallen, ich hab's sehr berührend gefunden, man darf das nicht so eng sehen. Es gab damals heftige Streitigkeiten am Stehplatz. Über die Interpretation im allgemeinen und weil er am Ende des zweiten Bildes nur verzweifelt herumlief - ohne die berühmten "Gilda-Rufe". Diese stehen übrigens nicht in der Partitur.


    Danke Eberhard jedenfalls für so viele schöne Abende!

    2000 hab ich Winbergh in Wien in einer wunderbaren Tristan-Aufführung gehört. Bychkov hat dirigiert, die an diesem Tag wirklich hinreißende Waltraud Maier war Isolde, als Marke wurden wir mit Marti Salminen verwöhnt.
    Winbergh sang einen sehr schönen eher lyrischen Tristan. Ich muß allerdings sagen, dass sogar für mich seine Stimme im Saal zum Teil eher zu leise klang. Ich sag absichtlich "sogar für mich", die ich keine Freundin der typisch wagnerschen "Brülltüten" bin. Lobenswert schön der letzte Akt - wo ja viele Tristans schon mehr keuchen und hecheln als was anderes. Winbergh hat immer "gesungen".
    Wurde damals im Radio übertragen und ich hab dann irgendwie die Aufnahme auf MP3 bekommen. Ist technisch nicht sehr gut, aber sehr interessant. Hab mir - inspiriert durch diesen Thread - gerade ein Stück angehört: "Wohin nun Tristan scheidet..." - schön find ich auch sein baritonales Timbre in der Mittellage. Im Radio kommt seine Stimme besser rüber als im Saal damals.
    Insgesamt war's jedenfalls einer der "unvergeßlichen" Abende.

    Eine echte Gänsehaut-Stelle ist das letzte "Isolde".
    Das Foto war hat jemand dann mit der Kritik aus der Zeitung gescannt... ist nicht sehr gut aber stimmungsvoll.

    Birgit Nilsson 12
    Mirella Freni 11
    Nathalie Dessay 10
    Maria Callas 9
    Waltraud Meier 8
    Kirsten Flagstad 7
    Leonie Rysanek 6
    Cecilia Bartoli 5
    Edita Gruberova 4
    Anna Netrebko 3
    Christa Ludwig 2
    Angelika Kirchschlager 1


    Wieder bunt gemischt aktive und historische Stimmen.
    Die Frauen sind auch für mich viel schwieriger - Favourite-Männerstimmen fallen mir viel mehr ein.

    Ich lebe noch, aber du bist tot,
    und dein Kopf, dein Kopf gehört mir!
    Ich kann mit ihm tun, was ich will.
    Ich kann ihn den Hunden vorwerfen
    und den Vögeln der Luft.
    Was die Hunde übrig lassen,
    sollen die Vögel der Luft verzehren.


    Salome


    Ein schöner Thread! Danke für den Tipp. Hab eine Karte für Onegin am 25.10. ergattert - ist die letzte Vorstellung. Hoffentlich sagen's da nicht alle ab. Freu mich auf Berlin!
    LG Eva

    Liebe Maggie,
    vorerst sorry für die späte Antwort - ich hab jetzt erst wieder reingeschaut.


    Nun ich hab doch sorgfältig gerechnet:


    >>
    Piero Cappuccilli - Bariton - 12
    Placido Domingo - Tenor - 11
    Nicolai Ghiaurov - Bass - 10
    Franco Corelli - Tenor - 9
    Cesare Siepi - Bass - 8
    Dimitrij Hovorostovsky - Bariton - 7
    Giuseppe Taddei - Bariton - 6
    Josef Metternich - Bassbariton - 3
    Peter Schreier - Tenor - 3
    Leonard Warren - Bariton - 3
    Juan Diego Florez - Tenor - 3
    Gianni Raimondi - Tenor - 3
    >>


    Bis Taddei ist alles klar.
    Dann wären noch 5+4+3+2+1=15 Punkte zu vergeben gewesen
    Da ich mich nicht entscheiden konnte, hab ich 5 Herren je 3 Punkte gegeben, was wieder 15 ergibt.


    8) ist doch perfekt - oder?
    Solange die Gesamtanzahl der Punkte, die ich vergeben darf gleich bleibt, sollte das erlaubt sein.
    Liebe Grüsse von Eva

    Piero Cappuccilli - Bariton - 12
    Placido Domingo - Tenor - 11
    Nicolai Ghiaurov - Bass - 10
    Franco Corelli - Tenor - 9
    Cesare Siepi - Bass - 8
    Dimitrij Hovorostovsky - Bariton - 7
    Giuseppe Taddei - Bariton - 6
    Josef Metternich - Bassbariton - 3
    Peter Schreier - Tenor - 3
    Leonard Warren - Bariton - 3
    Juan Diego Florez - Tenor - 3
    Gianni Raimondi - Tenor - 3


    :angel:


    Die 2. Hälfte war schwierig - fast zufällig - da hätt ich noch eine ganze Liste vorrätig.

    Lieber Paul,
    dein Posting interessiert mich sehr. Ich hatte früher den Plattenspieler am Computer hängen und habe eine Reihe von Platten digitalisiert, dabei wurde über die Soundkarte mit Hilfe des Programmes Wave-Lab aufgenommen. Danach hatte man WAV-Dateien, die man weiter bearbeiten konnte.
    In der neuen Wohnung steht alles anders und ich hab das nicht mehr angefangen. Inzwischen aber noch Platten "geerbt" - also wirds an der Zeit...


    Nun hab ich auch die Werbung für solche Geräte gesehen. Plattenspieler mit USB-Ausgang!Klingt toll, aber funktioniert das?


    Wie läuft das nun: Hängt der Computer direkt am Plattenspieler? Brauchst du am Computer ein Programm oder speichert das Zeug direkt auf die Festplatte? Könnte man auch nur eine Festplatte oder z.B. einen USB-Stick an den Plattenspieler stecken und die Musik wär dann drauf? In welchem Format wird gespeichert? wav? mp3?


    Bin auf deine Antwort gespannt. Liebe Grüsse von Eva

    Zwei große "Bings" der Jugendtage fallen mir ein - bei mir sind die halt trotzdem in der Oper - und ich glaub schon, dass es auch auf die Interpretation ankommt, hat sich nämlich in der Weise dann nie ganz wiederholt.


    Tristanvorspiel (1971 unter Carlos Kleiber)


    Leonorenouvertüre (1970 unter Bernstein im Theater an der Wien)


    "Bing" der letzten Zeit:


    Johann Sebastian Bach: Dorische Toccata u. Fuge BWV 538


    (in einem Orgelkonzert meines Vaters 2007.)


    Richtig großes Begeisterungs-"Bing" kenn ich allerdings nur Live. Alle Konserve ist wichtig, gut und fein - wird aber die Magie des Augenblicks nicht ersetzen.

    Da hoffe ich aber dann noch immer, dass es "Laien" und "nur-Zuhörern" gestattet ist, polyphone Musik als Ganzes in sich aufzunehmen, zu genießen, und ansprechender zu finden als das Einfach-Gestrickte.... sich im optimalen Fall der Musik "hinzugeben" und dabei kein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn man gar nicht versucht, das Ganze quasi im Kopf zu zerpflücken.


    Klar - auch ich "Laie" (ich hab's bei aller Liebe zur Musik mit dem Aktiv-Musizieren nie weit gebracht) höre beim Öfter-Hören nach und nach Einzelheiten raus. Möchte das aber nicht bewußt machen - wozu - is doch schön, so als Ganzes, wie es einwirkt.


    (Na servas, damit hab ich mich in dieserm edlen Kreise wohl als voller Underdog disqualifiziert :untertauch:)


    Da gab es ja gerade erst einen Thread über das Hören von Fugen, wo ich geschrieben hab, dass bei Bach es so läuft: Zuerst höre ich die einzelnen Stimmen und nehme das Ganze quasi intellektuell wahr. Aber je polyphoner es wird kriegt die Musik etwas Magisches, Hypnotisches, dem ich mich dann einfach hingebe. :angel:

    Zitat

    Original von Michael Schlechtriem



    ....
    Oder habe ich etwas , mißverstanden?


    ..........


    Na da ist was dran, auch wenn man nicht im Orchestergraben sitzt. Mit dem Entschlafen in der Oper hat wohl jeder so seine Grenzerfahrungen. Also ich kenn da Werke, die haben Längen, gefährliche Längen....


    Und nicht zu vergessen an die Selbstmordgedanken, wenn man bei einer sehr schlechten Vorstellung auf der Galerie sitzt und denkt, es wär noch besser, da jetzt runterzufallen. 8)


    Nun hätt ich aber noch einen ernsten und wichtigen Punkt zum Thema Verwandlung: Wie ist denn das mit Daphne??? Ist das auch ein Selbstmord. Also als Mensch.... is sie ja dann weg ... aber nicht entschlafen ... sondern VERWANDELT. :angel:


    Ja lieber Paul danke - da sind ja eh von mir auch Beiträge drin... :D

    Nun liebe Theodora, wie immer du das gemeint hast. Jedenfalls grundsätzlich kommt der Selbstmord schon auch auf der Bühne vor - meist springt die Gute irgendwie nach hinten hinunter, hab sie auch schon nur hinter eine Mauer laufen gesehen.
    Angeblich ist einmal das folgende passiert (und vielleicht weiß ja jemand von den Taminos in welchem Opernhaus es war): Tosca mußte in dieser Inszenierung nach hintenzu hinunter springen. Damit der Sängerin nichts passiert, landete sie auf einer Art Sprungtuch (das man natürlich vom Publikum aus nicht sah). ABER: Das Sprungtuch federte so arg nach, dass die Dame - zum großen Gaudium des Publikums - noch einmal hochkam und über der Engelsburg erschien, bevor sie endgültig dahin war. :hahahaha:

    Interessante Überlegungen, die ich als sichtlich oft recht gedankenlose Musikkonsumentin - bzw. -genießerin noch nicht hatte.
    Mein Vater ist vom künstlerischen Beruf her Organist, spielt und spielte auch immer wieder Konzerte (er ist in Fachkreisen ziemlich bekannt und darüberhinaus auch wirklich gut). Was heißt, dass ich von Kindheit an immer wieder viele Orgelfugen gehört habe.


    Nun ich liebe sämtliche Bach-Fugen über alles. Und wenn ich drüber nachdenke, geht das dabei so vor sich: In der Anfangsphase begreife ich die Fuge irgendwie intellektuell. Und dann - je polyphoner es wird - tauch ich ein in eine Art magische Welt, da hat diese Musik etwas absolut Hypnotisches, Meditatives.


    Funktioniert in diesem Ausmaß allerdings nur bei Bach.


    Lieber Micha, vielleicht wehrst du dich innerlich gegen diesen Übergang vom "Durchhörbaren" zum "Magischen"? :angel:


    Tolle Fugen hat in "neuerer" Zeit der Franz Schmidt geschrieben.


    Fade Kirchenfugen sind tatsächlich ein Greuel. Das ist irgendwie wie Kanonsingen.

    Dass dieses Thema bisher unbeantwortet blieb, zeigt - glaub ich - einfach, dass die tollen Spezialisten sich alle nicht trauen zuzugeben, dass es ihnen oft einmal auch so geht.


    Also mir geht's manchmal so.


    Hab aber - gerade bei Stimmen - beobachtet, dass es Leute gibt, die Stimmen viel schneller erkennen als ich. OK - dann haperts halt bei mir an irgendwas. Tut aber dem Genuß keinen Abbruch.


    Obwohl Pavarotti verwechseln - mein Gott.... X( :D :D

    Als echter Bariton-Fan - ich ziehe diese Stimmlage rein persönlich allen anderen vor - muß ich mich hier beteiligen:


    1. Piero Cappuccilli - wohl der Sänger desentwegen ich am öftesten extra in die Oper gegangen bin und mir auch oft einmal nur einzelne Akte angehört hab (Nilszene, Gefängnisszene im Carlos etc.) Als Rigoletto gilt für mich hier eindeutig: Es kann nur einen geben!



    2. Guiseppe Taddei - leider nur mehr als Scarpia life gesehen - da ist er aber unübertroffen.


    3. Josef Metternich - natürlich nur von Platten - der Typ hat was! ist irgendwie einzig - z.B. sein Amonarso (mit der jungen Rysanek als Aida) - Wahnsinn.


    4. u. 5. Leonard Warren und Tito Gobbi ex equo - nicht mehr life gehört. Für mich die Top-Aufnahmen sind Gobbi als Rigoletto mit der Callas und Warren als Macbeth (Leinsdorf mit Rysanek).


    6. (hui 5 sind zu wenig) Von den "Lebenden" und noch "Aktiven" gibts, glaub ich, auch nur einen: Dimitrij Hvorostovsky. Sooo eine schöne Stimme. Ich schau immer auf seiner Homepage, ob er nicht endlich wieder einmal in erreichbarer Nähe singt...